Weihnachten und Silvester

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Candless
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Weihnachten und Silvester

Beitrag von Candless »

Liebe Angehörige und Partner/innen,

wie haltet Ihr es mit den kommenden Feiertagen? Meine Ex, die seit einem halben Jahr eine schwere Krise hat, zieht sich immer weiter von ihrem Umfeld zurück, meint, sie kann sich niemandem zumuten....

Nun habe ich Sorge, dass sie Weihnachten und Silvester völlig isoliert verbringt, niemanden sehen will und dann extrem leidet.

Wie seht Ihr das???

Sollte ich mit ihr darüber reden? Was mich betrifft, geht derzeit nichts, sie hat mir mitgeteilt, dass sie aus der Depression nicht rauskommt und alle Gefühle wie tot sind.

Also es ist keine Alternative, dass wir die Feiertage zusammen verbringen, aber ich habe richtig Angst davor, dass sie dann alleine ist.

Hat jemand eine Idee?
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Petra2312
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Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Petra2312 »

Hallo Candless, ist deine Partnerin zu Hause oder in der Klinik? Als mein Partner vor zwei Jahren über Weihnachten und Silvester in der Klinik war durfte er nicht allein in seine Wohnung. Es stand zur Wahl in der Klinik bleiben oder zu uns nach Hause. Er war dann hier aber es war ihm alles zu viel. Dieses Jahr fahren die Kinder und ich über Weihnachten weg. Da ja auch seit drei Monaten kein Kontakt besteht kann Weihnachten dementsprechend nicht gut werden. Das wäre für uns alle nicht schön. Lass sie doch wissen, dass du bist wenn sie nicht allein sein möchte. Liebe Grüße Petra
FrequentFlyer
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Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo ihr Lieben!

Bei meiner Freundin ist es eher so, dass sie eigentlich sehr gerne alleine an Weihnachten ist. Für sie scheint dies alleine sein keine große Belastung zu sein. Auch meine Bemühungen sie an Weihnachten in meine Familie einzubeziehen, stößt auf kein Interesse. Ihr geht eher die ganze Weihnachtszeit auf den Keks als verlogene Veranstaltung - der Tag selbst nicht. Ihre erwachsenen Söhne kommen kurz zu besuch und danach ist es so wie immer.
Ich denke da gibt es viele unterschiedliche Methoden wie man Weihnachten sieht - genau wie bei nicht Betroffenen.

LG
Candless
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Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Candless »

Vielen Dank für eure Antworten!

Es könnte schon auch sein, dass sie diese Isolation derzeit auch braucht und ein gemeinsames "Feiern" gar nicht geht. Vielleicht ist es bei ihr auch so, dass sie im Moment keinen Sinn für Weihnachten hat und es eher meiner Fantasie entspringt, dass sie alleine dort sitzt und leidet.

Ich habe halt im Hinterkopf, dass letztens eine Art Klassentreffen unserer Ausbildung war und sie nicht kam, mir dann aber an dem Abend mehrfach schrieb, ich war natürlich dort, was durchscheinen liess, dass es ihr ziemlich miserabel geht. Sie schrieb dann auch solche Dinge wie, dass sie niemanden mehr braucht und niemand mit ihr klarkommt, weil sie nicht gesellschaftsfähig ist usw., dass sie alleine feiert und so, das hat mir einfach so leid getan.

Dann kam mir schon der Gedanke wegen Weihnachten und Silvester.

Ich kann leider nicht anbieten, dass ich sie treffen würde, weil ich nicht sehe, dass das derzeit gut wäre, es würde alles noch weiter verkomplizieren, glaube ich und sie auch unter Druck setzen.

Es geht also eher darum, dass ich mit ihr überlegen könnte, was sie vielleicht macht, damit sie nicht so isoliert daheim sitzt, wenn es ihr denn etwas ausmachen würde. Da wir eine Fernbeziehung hatten, haben sich da auch keine Kontakte unter uns aufgeteilt, sondern jeder hat noch seinen Freundeskreis, und es sind alle noch aus ihrem Umfeld da.

Ich denke, da habe ich jetzt ein paar Ansatzpunkte, wie ich mit ihr ins Gespräch kommen kann. Ich werde das mal versuchen, sobald sich eine Möglichkeit bietet.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Candless
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Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Candless »

LaLeLu123 hat geschrieben:Hallo Candless,
Candless hat geschrieben:

Also es ist keine Alternative, dass wir die Feiertage zusammen verbringen, aber ich habe richtig Angst davor, dass sie dann alleine ist.

Hat jemand eine Idee?
könnte es sein, dass Du selbst auch Angst davor hast selbst an Weihnachten und Silvester alleine zu sein?

Liebe Grüße

LaLeLu123
Liebe LaLeLu123

nein, ich bin ja nicht alleine, habe viele Freunde und auch eine grosse Familie, und habe v.a. auch diese Rückzugstendenzen nicht. Sie hat ja eigentlich auch einen grossen Freundeskreis, nur meldet sich bei niemandem von denen mehr. Also alleine ist sie auch nicht, aber sie sucht die Einsamkeit und das kann dann schon auch zu Leiden führen, habe ich an ihr festgestellt.

Ganz liebe Grüsse!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Gertrud Star
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Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,

ich bin ja mehr als 300 km weg gezogen und hier nicht wirklich angekommen, und bin auch viel alleine.
Jeder scheint ja den Anspruch zu haben, dass alleinlebende Personen unbedingt irgendwo mitfeiern sollten/müssten, ansonsten müsste es demjenigen furchtbar schlecht gehen, oder das eigene Weltbild ganz gehörig durcheinander bringen.

Ich selber sage für mich immer: Alles zu seiner Zeit, entsprechend dem Energiehaushalt, den Erfordernissen und dem Füllungsgrad des Geldbeutels.
Ich selber würde auch Sachen verschenken wollen, habe aber zuwenig Geld dafür, und auch nicht so den richtigen Kontakt mehr um zu wissen, was man verschenken soll. Umgedreht fehlt der Kontakt zu mir auch.
Völlerei gut und schön, kann man ja mal machen. Mich stört, dass zuviel getrunken wird, und ich vermisse tiefergehende Gespräche (schon immer), aber da bin ich die absolute Ausnahme in der Familie.

Bei mir drängt sich die Frage in den Vordergrund: Wenn ich die Fahrtstrapazen auf mich nehmen würde, und Geld ausgeben würde um dahin zu fahren, was würde ich da wirklich gerne machen wollen?
Dann komme ich darauf, dass ich mir mal Orte von früher ansehen würde, oder mal nen ehemaligen Klassenkameraden besuchen, oder mehrere. Dazu bräuchte ich aber den ÖPNV, der in den Schulferien dort nicht vorhanden ist. Und zum Rumkutschieren einer großen Schwester hat da auch niemand Zeit.

Dazu kommt noch, dass ich hier den ganzen Dezember lang für die Mieterpflichten eingeteilt bin, wo ich krankheitsbedingt schon sonst Schwierigkeiten habe. Und an Weihnachten ist eben auch Winter, und es könnte sein, ich muss Schnee räumen.
Was aber die Familie nicht weiter zu interessieren scheint.

Also ist es so wie es ist.
Was ich in diesem Jahr an Weihnachten mache, weiß ich noch nicht. Silvester alleine sein geht ja, notfalls gehe ich um Mitternacht herum mit nem Piccolo durch die Straßen, oder nehme ein Mitternachtsbad.

LG Gertrud
Katerle
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Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Katerle »

Candless hat geschrieben:Liebe Angehörige und Partner/innen,

wie haltet Ihr es mit den kommenden Feiertagen? Meine Ex, die seit einem halben Jahr eine schwere Krise hat, zieht sich immer weiter von ihrem Umfeld zurück, meint, sie kann sich niemandem zumuten....

Nun habe ich Sorge, dass sie Weihnachten und Silvester völlig isoliert verbringt, niemanden sehen will und dann extrem leidet.

Wie seht Ihr das???

Sollte ich mit ihr darüber reden? Was mich betrifft, geht derzeit nichts, sie hat mir mitgeteilt, dass sie aus der Depression nicht rauskommt und alle Gefühle wie tot sind.

Also es ist keine Alternative, dass wir die Feiertage zusammen verbringen, aber ich habe richtig Angst davor, dass sie dann alleine ist.

Hat jemand eine Idee?
Hallo Candless,

rede mit ihr über deine Angst, aber respektiere ihre Entscheidung. Im kommenden Jahr kann das schon wieder ganz anders sein. Alles Gute, Katerle
Bittchen
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Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Bittchen »

Hallo Candless,

man kann von Weihnachten halten was man will,aber ich hätte auch ein sehr schlechtes Gefühl,wenn ein Mensch,der mir sehr nahe steht, an diesen Tagen alleine wäre.
Wie es mir sehr schlecht ging als Betroffene,waren die Feiertage für mich auch eine große Belastung und ich wollte nicht mit meiner Familie zusammen sein.
Aber ganz alleine wollte ich auch nicht sein.
Am liebsten hätte ich mich verkrochen und wäre nicht vor die Tür,aber mein Mann sollte wegen meiner Angst in der Nähe, aber nicht zu nah sein.
Sehr schwierig für Angehörige sich richtig zu verhalten.
Schon mich duschen, ordentlich kleiden usw.war für mich ein Kraftakt.
Ich habe mich geschämt,denn ich hatte sonst immer die Feiertage gestaltet und für die Familie gekocht.
Auf einmal war ich zu nichts mehr fähig,echt schwierig für mich.
Mein Mann und meine Kinder ließen nicht zu,dass ich Zuhause blieb und rumgammelte.
Ich erinnere mich nur ungern daran,wie anstrengend der Umgang mit mir gewesen sein muss.
Es fiel mir schwer,aber ich konnte mich aufraffen und war dann doch sehr berührt ,wie sich meine Familie bemühte mir etwas Freude zu bereiten.
Heute bin ich froh,dass sie mich immer wieder mit einbezogen haben,auch wenn ich das nicht wollte.
Es gibt eine Initiative von der Bayrischen Regierung die heißt "Bitte stör mich ."
Da sind einige Gespräche mit Betroffenen zu sehen im Netz.
Es ist wichtig immer wieder zu "stören",wenn Betroffene von einer Depression sich immer mehr zurück ziehen.
Ich weiß nicht ob das für dich hilfreich ist,aber wenn du nicht versucht hast mit ihr in Verbindung zu sein an diesen Tagen,wirst du das Fest auch nicht genießen können.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Candless
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Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Candless »

Hallo Bittchen

vielen Dank für deine Sicht.

Es ist nun genauso, wie ich es mir schlimmstenfalls ausgemalt habe: Sie will an den Tagen niemanden sehen, sich einschliessen und Telefon und Klingel abstellen.

Sie sagt, sie wäre für alle eine Zumutung und hat sich nicht im Griff. Und sie hat Angst, wie andere mit ihr umgehen.

Da sie ja mit mir Schluss gemacht hat, kann ich mich auch nicht aufdrängen, das geht irgendwie nicht. Das ist ja auch eine Strategie, mich fern zu halten, aber eine, gegen die ich mich schlecht zur Wehr setzen kann. Denn wenn jemand die Beziehung beendet, kann man ja nicht einfach weitermachen, als wäre nichts.

Ich bin nun ratlos und weiss nicht, was ich tun kann. Ich habe angeboten, sie könnte auch zu mir kommen, aber darauf ist sie nicht eingegangen. Nach dem Beziehungsende einfach bei ihr vor der Tür stehen, das wäre ja wie ein Überfall und gegen ihren Willen, das geht auch nicht.
Natürlich kann ich das Fest nicht geniessen, darum geht es mir auch gar nicht, solange sie so krank ist.

Was mache ich bloss??

Ganz liebe Grüsse
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Candless
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Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Candless »

Katerle hat geschrieben: Hallo Candless,

rede mit ihr über deine Angst, aber respektiere ihre Entscheidung. Im kommenden Jahr kann das schon wieder ganz anders sein. Alles Gute, Katerle
Hallo Katerle
das habe ich gemacht, und es hat sich bestätigt, was ich vermutet habe. Es ist für mich schlimm, wenn ich weiss, sie sitzt dort in ihrem Leid alleine. Das akzeptieren fällt mir extrem schwer.
Ganz liebe Grüsse
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Candless
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Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Candless »

LaLeLu123 hat geschrieben:Lieber Candless,

darf ich Dich fragen wie alt Ihr beide seid und wie lange Ihr ein Paar wart?

Bitte antworte nur, wenn Dir die Frage nicht zu nah ist!

Ganz liebe Grüße

LaLeLu123
Kein Problem, wir sind beide über 40 inzwischen und waren 6 Jahre zusammen.
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Katerle
Beiträge: 11384
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Katerle »

Candless hat geschrieben:
Katerle hat geschrieben: Hallo Candless,

rede mit ihr über deine Angst, aber respektiere ihre Entscheidung. Im kommenden Jahr kann das schon wieder ganz anders sein. Alles Gute, Katerle
Hallo Katerle
das habe ich gemacht, und es hat sich bestätigt, was ich vermutet habe. Es ist für mich schlimm, wenn ich weiss, sie sitzt dort in ihrem Leid alleine. Das akzeptieren fällt mir extrem schwer.
Ganz liebe Grüsse
Was sehr gut nachvollziehbar ist...

Was LaLeLu geschrieben hat, finde ich sehr treffend. LG
Rosenfan
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Registriert: 3. Jun 2015, 19:52

Re: Weihnachten und Silvester

Beitrag von Rosenfan »

Candless hat geschrieben: das habe ich gemacht, und es hat sich bestätigt, was ich vermutet habe. Es ist für mich schlimm, wenn ich weiss, sie sitzt dort in ihrem Leid alleine. Das akzeptieren fällt mir extrem schwer.
Ganz liebe Grüsse
Hallo Candless, ich kann deine Sorge sehr gut nachvollziehen. Mir geht es gerade genauso. Meine Tochter hat mir mitgeteilt, daß sie noch nicht weiß, ob sie Weihnachten zu uns kommt. (Ich hatte im Angehörigen-Thread von ihr geschrieben, Thema: Das Glück der anderen).

Sie hat ja noch mehrfach Diagnosen u.a. ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung, ich denke daher rührt auch die Depression?

Nun hat sie ein Problem, wenn irgendwelche Veränderungen in der Familie sind. D.h. Ihr Bruder wohnt mit bei uns im Haus, oben in einer Singlewohnung. Nun hat er aber inzwischen eine Freundin, die ein Kind erwartet und ebenfalls oben eingezogen ist. Sie suchen natürlich nun eine größere Wohnung für die kleine Familie, aber bis dahin wohnen sie halt bei uns oben. Und damit hat meine Tochter ein großes Problem.
Es ist für sie fremd, wenn neue Personen zur Familie kommen und sie weiß nichts damit zu reden und ich denke auch, sie schämt sich wegen ihrer Erkrankung. Sie hält es ja lieber alles geheim. Möglichst soll es keiner wissen.

Nun mache auch ich mir große Sorgen, wenn sie allein in ihrer Wohnung über Weihnachten ist. Denn eigentlich hat sie immer sehr gerne Weihnachten mit der Familie verbracht und sie ist eigentlich auch nicht gerne allein. Was ein Zwiespalt.

So kann der Rest der Familie doch auch nicht unbesorgt die Feiertage verbringen. Wenn sie aber doch kommt, dann weiß ich, daß es ihr dabei sehr schlecht geht.

Habe ihr gesagt, sie kann sich jederzeit ins Gästezimmer zurückziehen, aber sie meinte, auch das hilft nicht, da die Situation mit "der Fremden" im Haus ja weiter besteht.

Dabei kennt sie die Freundin ihres Bruders schon. Beide haben sie im Sommer besucht und hatten dort wirklich schöne Tage gemeinsam.

Sorry, jetzt ist die Erklärung so lang geworden....es ist ja dein Thread hier, aber ich wollte nur zum Ausdruck bringen, daß ich auch in so einem Fall absolut nicht weiß, was man tun kann.

Mein Mann sagt, wir lassen es so wie es ist. Familienfeier ist geplant und entweder sie kommt oder eben nicht, wir können es nicht ändern.

Ich bin gerade fix und fertig.....

Aber ich denke wir und auch du, können an deren Entscheidung nichts ändern und müssen es nehmen wie es kommt. Mehr wie anbieten, daß sie aber jederzeit kommen können, können wir auch nicht oder?

Ratlose Grüße
Rosenfan
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