"das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

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holladiewaldfee
Beiträge: 58
Registriert: 29. Okt 2018, 21:16

"das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von holladiewaldfee »

Guten Abend!

Im Angehörigen-Forum gibt es einen Thread dieses Namens; ich habe vesucht, dort was zu antworten, aber es berührt mich zu sehr. Deshalb klaue ich diesen klugen und schönen Titel für meinen Schrieb hier...

Es geht darum, dass es mir so zusetzt, wen andere Dinge erreichen, die ich mir auch wünsche.

Ich erinnere mich zB: Als ich etwa 30 war, kam eine Kollegin und sammelte für das hochzeitgeschenk einer anderen Kollegin. Und ich schnappte: "okay, hier, mein Beitrag, aber warum eigentlich? Die hat doch alles Glück der Welt! Wann sammelt mal einer für mich? Ich schlag mich seit Jahren als Single durch, ich mach alles alleine und ohne support - wann krieg ich denn mal ein Geschenk?" Es ging, glaube ich - hoffe ich - als einer meiner schrägen Witze durch, aber als sie weg war, habe ich im Klo eine Runde geheult.

Heute habe ich zwei Kinder und einen sehr netten Mann. Aber es nimmt kein Ende: Andere Leute...
- haben MEHR Kinder als ich
- sind beruflich erfolgreicher als ich
- haben Kinder UND sind beruflich erfolgreicher als ich
- haben Kinder, sind beruflich weniger erfolgreicher als ich, haben aber einen Mann, der viel Geld verdient,
- haben eine Immobilie gekauft
- werden eine Immobilie erben
- sind jünger als ich und schon erfolgreicher als ich damals war
- haben einen internationalen Gatten und erziehen ihre Kinder zweisprachig,
- haben Kinder, die Leistungsturnen machen
- haben Kinder, die Instrumente spielen
- sind geduldiger und freundlicher mit ihren Kindern


Und es nimmt kein Ende, die Liste der Kränkungen wird immer länger; die Immobiliengeschichte ist erst vor 2 Jahren oder so dazu gekommen! Es hört nicht auf und es quält mich so. Es zieht Energie und verdirbt mir alle Freude am Leben.

Mein Mann ist so lieb; er versucht mir dann zu sagen, dass es ja nicht meine Schuld ist, dass ZB meine Eltern kein Geld haben. Oder dass ich doch ganz anständig was erreicht habe. Oder dass andere auch nicht erfolgreich sind. Oder dass WELTWEIT GESEHEN es uns phantastisch geht...

Und das nützt nichts, ich laufe verbittert durch die Welt und fühle mich als Idiot und Versager , weil ich nicht straighter gelebt und mehr erreicht habe. GERADE wenn die Eltern nicht viel KOhle haben, hätte ich mehr darauf achten müssen! Alternativ bin ich auch zutiefst traurig, dass ich so ein neidischer undankbarer Trottel bin, der nicht dankbar und wertschätzend ist. [Manchmal bin ich das auch - dann wird mir klar, dass ich ZT ungeheuer viel Glück hatte im Leben, wunderbare Menschen getroffen habe und einiges auch hätte schlimmer laufen können... aber zr Zeit ist alles neidisch vernebelt].

Es gibt natürlich auch bessere Tage, da rumort das nur im Hintergrund. Aber an manchen Tagen bin ich so wütend und neidisch und niedergeschlagen, dass ich am liebsten mit niemandem reden und nur im Bett liegen und Sudoku machen würde, bis endlich wieder Zeit ist, schlafen zu gehen.


Ich knipse Fernsehsendungen über Physikprofessorinnen aus, sobald erwähnt wird, dass sie auch Kinder haben. Teilweise habe ich schon überlegt, den Kontakt zu ein paar immobilienbesitzenden Freundinnen abzubrechen weil ich so neidisch bin :evil: . Ich muss irgendwie damit aufhören, denn die anderen können ja nicht mir zuliebe alle verarmen oder keine Häuser mehr kaufen :? :shock: Wie komme ich da RAUS?!

LG
hdf
Sinnpflanze
Beiträge: 184
Registriert: 9. Aug 2018, 17:17

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Sinnpflanze »

Guten Abend, holladiewaldfee,
holladiewaldfee hat geschrieben:Wie komme ich da RAUS?!
Vielleicht, indem Du Dir vor Augen führst, dass jedes Ding seinen Preis hat?
Dass für jeden - vermeintlichen - Fortschritt Opfer gebracht werden müssen?
Dass jedes Ding zwei Seiten hat, und sich ein Segen schnell in einen Fluch verwandeln kann?
Fragen über Fragen.

Manches von dem, was Du aufzählst, mutet doch - mit Verlaub - etwas oberflächlich und materialistisch an.

Warum bedeuten (mehr) Kinder automatisch mehr Glück? Ist das so?
Sind Besitzer von Immobilien bessere Menschen?
Was definierst Du mit Erfolg? Ist es nicht wichtiger, eine Tätigkeit zu finden, mit der man sich wohlfühlt, ganz gleich, welche Ausbildung?
Sind viele - vermeintlich - bessere Jobs mit mehr Lebensfreude verbunden? Wie hoch ist das Stresspotenzial?

Wie steht es mit den Menschen aus Deiner Aufzählung? Kennst Du Ihre Sorgen, was sie bewegt, was sie umtreibt? Stehen sie Dir nahe, sprich: Weißt Du, wie es in ihnen drin aussieht? Oder beschränkst Du Dich bei Deiner Beobachtung auf doch sehr oberflächliche Dinge? Und wenn ja, woher kommt das?

Und: Schließen sich Freundschaften und Neid nicht aus? Ist es nicht wichtiger - wenn nicht gar der wichtigste - Bestandteil einer Freundschaft, gönnen zu können? Also - wenn mir etwas gelingt, freuen sich meine Freunde immer mit. Und umgekehrt. Ich habe keine Kinder und kein Haus, besuche aber gerne Freunde mit Kindern in deren Haus. Worum soll ich sie beneiden? Wir kennen uns, und darum weiß ich, wieviel Stress Haus und Kinder oft machen.

Und ob es den aus der Distanz Beneideten wirklich besser geht, weiß nur die Glaskugel.

meint die
Sinnpflanze - nach Deinen Maßstäben in vielfacher Hinsicht gescheitert
Wiedererholtes Herz ist das bewohnteste.
Rainer Maria Rilke
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Katerle »

Hallo holladiewaldfee,

mich hatte sowas noch nie gestört, was andere haben und ich nicht. Konnte schon immer und kann auch heute den anderen ihr Glück gönnen. Ich hatte/ habe halt andere Stärken und Fähigkeiten.

Du kommst da nur raus, indem du aufhörst, dich mit anderen zu vergleichen und dich mit dem zufrieden gibst, was du hast. Du hast zum Beispiel einen lieben Mann und Kinder, die dich unterstützen und das ist sehr viel wert.

Vielleicht hast du ja auch iregndwelche Talente oder andere Begabungen.

Am meisten hatte es mich belastet, dass mein P. usw. nur unzufrieden mit mir waren, so wie ich war...

Liebe Grüße
Katerle
Seide
Beiträge: 1644
Registriert: 4. Apr 2015, 12:49

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Seide »

Hallo,
wir hatten während unserer sehr langen Ehe leider immer sehr wenig Geld.
Trotzdem war ich nie neidisch.

Aber seit September 2018 ( da war ich auf einem Geb. bei einer Schwester )
bin ich unheimlich neidisch auf meine Geschwister. Sie haben alle sehr viel Geld.
Diese Woche sagte eine Schwester zu mir , daß sie auch sparen muß :shock:
Das ist ein Witz.

Ich weiß von anderen Geschwistern, daß sie sich finanziell unterstützen.
Meine fragen nicht einmal ob ich mit meiner Rente klar komme.

Aber wie schon geschrieben, Neid kenne ich nur auf meine Geschwister.

Z.B. freue ich mich unheimlich über eine gute Ehe oder Beziehung . Ich denke ,
das geht ja doch, es gibt doch noch gute Beziehung.

Gerade fällt mir noch ein, ich kenne doch noch Neid,
auf alle die sehr schnell Bücher lesen können. Ich bin leider eine Langsamleserin,
das stinkt mir unheimlich.

Euch allen wünsche ich einen guten Samstag. Eure treue Seide :hello:
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Camille »

Hallo Holladiewaldfeee,

erste kurze Gedanken dazu.

Ich kenne deine beschrieben Spirale aus Neid und Selbstanklage sehr gut. Leider. Ich habe hier im Thread ja auch schon geschrieben, dass ich z.T. neidisch bin auf das , was bei anderen hier, wohl noch funktioniert. Das kommt auch im realen Leben vor. Was bin ich neidisch, dass andere "Freude" empfinden können, Kraftquellen haben...….

Und ich kenne die Gedanken, die dann auf meinem empfundenen Neid folgen. Standige Selbstanklage - so wie du es beschreibst. "Was bin ich doch undankbar. Was bin ich für ein schlechter Mensch"

Man hört auch aus deinen Beschreibungen, dass jeder "neidischen Reaktion" eigentlich ein Gefühl zugrundeliegt, selbst "nicht normal" oder nicht " gut genung" zu sein. Also, was zutiefst "depressives"


Wenn ich es mir bei dir so anhöre, empfinde ich Mitgefühl und möchte dir sagen: du bist gut, so wie du bist. Du musst "nicht noch straighter" sein usw.


Danke für deinen Mut. Für mich ein sehr hilfreicher Ansatz


Camille
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Bittchen »

Liebe Hollagiewaldfee,

ich glaube so ganz frei von etwas Neid ist kein Mensch.
Aber es wird immer Menschen geben denen es besser aber auch schlechter geht.
Über verpasste Chancen nachzudenken und sich dabei selbst schlecht zu reden, ist ein Symptom
der Depression.
Es ist sehr wichtig sich nicht zu vergleichen.
Ich halte mir sehr oft vor Augen was ich habe und bin dafür dankbar.
Ich muss nicht in Kriegsgebiete gehen und mich mit dem Elend vergleichen,das zieht mich sowieso runter.
Aber oft sind ganz in unserer Nähe Menschen mit einem harten Leben,mit denen möchte ich nicht tauschen.
Trotzdem sind sie doch zufrieden oder kommen irgendwie zurecht..
Ich hatte es sehr oft nicht leicht in meinem Leben,aber mir ist noch viel geblieben.
Auf sehr Vieles was passiert ist hätte ich gut verzichten können und hat mich mit krank gemacht.
Aber es ist nicht in meiner Hand die Vergangenheit zu ändern.
Immer wieder sage ich mir:" Heute ist der Tag,den lebe ich so gut es geht.
Das ist nicht immer nur schön, aber ich gebe mein Bestes.
Aber wenn ich in einer depressiven Phase bin,kann ich das auch nicht so gut und sehe nur die Dinge in meinem Leben die nicht gut gelaufen sind.
Gegen diese Spirale nach unten komme ich nur gegen an,wenn ich auf mich achte und immer wieder positive Aktivitäten ausübe und nicht nur an die Pflichten denke die noch auf mich warten und die ich nicht geschafft habe.
Ruhe,Gelassenheit und viel Geduld, sind da auch ganz wichtig.
Da arbeite ich im Moment bei mir auch wieder dran.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Katerle »

Gut, ich gebe zu, dass ich vielleicht etwas neidisch war, dass ich aus gesundheitlichen Gründen beruflich nicht so erfolgreich sein konnte , wie andere, aber das hatte sich bald gelegt. Denn ich hatte ja noch meine Kinder, was mich auch Kraft kostete, für sie da zu sein oder für meine Mutter. Mein Ziel war aber, wieder eine Tätigkeit aufzunehmen, wenn es meine Kräfte zuließen. Ich war nicht mehr belastbar... Und dann kenne ich auch die gesamte Geschichte von meiner S. und hatte sie auch unterstützt, wie es für mich möglich war...

Jedenfalls war das noch lange kein Grund, mich als dumm oder faul abzustempeln (entschuldigt bitte, wenn ich das sehr oft erwähnte), aber das hatte auch sehr zu meiner Erkrankung beigetragen und noch vieles mehr, nämlich das ich mich auch ein Stück in die Ecke gedrückt fühlte..., in die Angst. Und da ist es auch schwer, allein aus diesem Loch wieder herauszukommen und dem standzuhalten...

Eine F. von mir meinte mal wieder, ihr Mann hätte gesagt, als sie saß: "Sitzt du schon wieder faul rum?" Sonst hatte sie das immer geschluckt und einmal wehrte sie sich und meinte:" Sag mal, du kannst wohl nicht mal sehen, dass ich mal sitze! In der Zeit, die du auf der Toilette verbracht hattest, habe ich schon den Tisch gedeckt und auch die Wäsche zusamengelegt! Dann war Ruhe...

Meine Sm war neidisch auf mich und zeigte das so, indem sie sich über vieles lustig machte, was ich gut konnte oder versuchte, mich runterzumachen... Ebenso mein P.

Aber wie gesagt, es ist inzwischen auch überstanden und nun versuche ich weiter nach vorne zu blicken... LG Katerle
Zuletzt geändert von Katerle am 26. Nov 2018, 08:37, insgesamt 1-mal geändert.
kira-kira
Beiträge: 92
Registriert: 24. Mär 2018, 12:41

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von kira-kira »

Sei froh dass du einen tollen Mann und Kinder hast!
Ich bin 38, single und habe gerade nur eine Wohnung. Mehr hab ich nicht!
DieNeue
Beiträge: 5829
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von DieNeue »

Hallo Holladiewaldfee,

ich hab in dem Thread im Angehörigenforum grade dazu einen Beitrag geschrieben. Vielleicht hilft er dir ja weiter.

Liebe Grüße,
DieNeue
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Das Wichtigste, was ich bei der stationären Therapie gelernt habe, ist mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Mich selbst zu lieben, mit allen Fehlern und Macken die ich habe. Denn nur wenn man sich selbst liebt, kann man gegen diese besch.... Krankheit kämpfen und vielleicht sogar gewinnen.
Psychiater, Psychologen, Therapeuten und Medikamente können uns wohl bei dem Kampf unterstützen, aber führen und gewinnen? müssen wir ihn ganz alleine. Kein anderer Mensch kann unsere Gedanken lesen, und sagen „Stopp, denke an was anderes, schöneres“, das können nur wir selbst.
Ohne Liebe kann kein Mensch leben !!! Und sei es auch „nur“ Eigenliebe.

VlG Peter
Ps. Ich wünsche euch ein schönes Rest Wochenende.
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Insa40
Beiträge: 1192
Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Insa40 »

Weißt Du eigentlich, wie glücklich Du bist?! @ sehr netter Mann und zwei Kinder :?
irma
Beiträge: 1002
Registriert: 25. Sep 2015, 18:06

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von irma »

Ich finde es ganz schön mutig zu schreiben, dass du so neidisch bist. Oder auch naiv? Immerhin ist es eine charakterliche Schwäche, über dir nicht gern gesprochen wird.

Als junges Mädchen kenne ich wohl materiellen Neid. Aber heute bin ich auf niemanden mehr neidisch. Wie kannst du dich über deine Eltern ärgern, dass sie dir nichts vererbt haben? Wenn du nichts hast, vererbst du deinen Kindern auch nichts.

Wegen der nationalität deines Ehemannes, um die Kinder zweisprachig zu erziehen, hättest du dir wohl eher Gedanken machen müssen.

Ehrlich gesagt, halte ich das alles für sehr naiv und schwach.

Mache dir Gedanken, dass deine Kinder gut sind in der Schule,, dann können sie mehrere Sprachen und brauchen keine internationalen Väter.

Und wo bleibst du in der ganzen Sache? Warum hast du nicht mehr Sprachen gelernt, wenn dir so viel daran liegt?Mehr gespart? Mehr Kinder?

Irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
Marlene57
Beiträge: 505
Registriert: 20. Mär 2018, 16:39

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Marlene57 »

Hallo holladiewaldfee,
mir ist schon oft aufgefallen, dass Menschen da möchten, was sie nicht haben. Ich wurde z.B. von vielen Bekannten, dass ich arbeiten ging. Ich wiederum hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich evtl.zuwenig Zeit für ihn hatte. Er ist trotzdem gut geraten. Mein sagt immer:Die drinnen sind wollen raus, die draußen sind wollen rein.
Für mich wäre nicht wichtig, ob och ein Haus besitze. Hauptsache ich kann Wohnen.
Der Mann meiner Cousine ist mit 46 gestorben. Meine Cousine hat damals gesagt, über alles was sie sich vorher aufgeregt hat, war auf einmal nicht mehr wichtig.
Du hast einen Mann und zwei Kinder, sei dankbar dass ihr alle gesund seid. Das ist das wichtigste.
Das ist in einer Depression nicht immer leicht, aber denk jeden Tag daran
Wir neigen ja dazu in der Depression dazu, nicht zu sehen, dass wertvoll sind. Und da gehört auch dazu, dass es anspruchsvoll ist, sich um Kindet, Familie die. Zu kümmern.
Liebe Grüße
Marlene
DieNeue
Beiträge: 5829
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von DieNeue »

irma hat geschrieben: Wegen der nationalität deines Ehemannes, um die Kinder zweisprachig zu erziehen, hättest du dir wohl eher Gedanken machen müssen.

Ehrlich gesagt, halte ich das alles für sehr naiv und schwach.
Das ist echt "nett" von dir, Irma...
Zuletzt geändert von DieNeue am 26. Nov 2018, 01:10, insgesamt 1-mal geändert.
holladiewaldfee
Beiträge: 58
Registriert: 29. Okt 2018, 21:16

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von holladiewaldfee »

Hej zusammen
Danke für die vielen Gedanken und Anregungen. Hab mir leider eine Halsentzündung mit Fieber zugezogen und melde mich wenn ich wieder einen klaren Gedanken fassen kann, ich hoffe bald. ..

LG
und schönen Sonntag abend
Hdf
DieNeue
Beiträge: 5829
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von DieNeue »

Hallo Holladiewaldfee,

kann verstehen, dass dich diese Gedanken wahnsinnig machen. Vor allem, weil du ja überhaupt nicht so sein willst.
holladiewaldfee hat geschrieben:Wann sammelt mal einer für mich? Ich schlag mich seit Jahren als Single durch, ich mach alles alleine und ohne support - wann krieg ich denn mal ein Geschenk?"
Das denke ich mir immer an Valentinstag... eigentlich wäre es doch cool, wenn man den Singles da auch eine kleine Aufmerksamkeit schenken würde. Ich würde mich schon freuen, wenn mich jemand da mit etwas überraschen würde. Andererseits könnte man das natürlich auch total anders auslegen und es als beleidigend empfinden nach dem Motto "Jetzt muss man mir schon aus Mitleid was schenken, weil ich Single und ja so alleine bin..."

Kann es sein, dass dieses Neidgefühl irgendwann mal klein angefangen hat, immer größer wurde und sich mittlerweile verselbstständigt hat? Dass du nur noch durch diese Neidbrille siehst und dich alles schon anspringt, was auch nur in die Richtung geht, dass andere was haben, was du auch gerne hättest? Dass dein Hirn mittlerweile so funktioniert wie ein Detektor, der in einem Haufen an Informationen über andere Leute nur genau das rausfiltert, was bei dir Neid auslöst?

Im anderen Thread habe ich von der Hochzeit meiner Schwester geschrieben. Ich habe da auch mit meiner Betreuerin gesprochen und sie hat mir den Rat gegeben, dass ich ihr Leben und mein Leben trennen sollte. Das eine ist MEIN Leben und das andere ist IHR Leben. Das eine hat mit dem anderen NICHTS zu tun. Das fand ich ziemlich heftig, schließlich ist sie meine Schwester, und ganze verstehe ich diese Sichtweise auch noch nicht. Aber sie hat gemeint, dass ich alles, was im Leben meiner Schwester (oder anderen Leuten) passiert, sofort auf MICH beziehe. Dabei hat es mit mir NICHTS zu tun, ob sie heiratet oder nicht. Sie orientiert sich auch nicht an mir, ob sie jetzt heiraten soll oder nicht. Natürlich steht man mit dem anderen in Verbindung und vieles hat natürlich Einfluss auf einen, gerade wenn man verwandt oder befreundet ist, aber prinzipiell ist mein Leben MEINS und ihr Leben IHRES. Ich weiß nicht, ob dir das was hilft... Mir hilft es ein bisschen.

Ich habe mir gedacht, ich schreibe noch ein bisschen was zu deiner Aufzählung. Vielleicht sind ja Gedanken dabei, die dir weiterhelfen.

Andere Leute...
- haben MEHR Kinder als ich

Wieviele Kinder hättest du denn gerne? Was wäre denn die Höchstzahl, die du toppen müsstest? ;) Möchtest du wirklich mehr Kinder oder möchtest du nur die Power/Gelassenheit/sonstwas haben, die man für mehr Kinder bräuchte/die du an den anderen siehst? Oder könnt ihr keine Kinder mehr bekommen? Unerfüllter Kinderwunsch wäre dann, denke ich, nochmal ein anderes großes Thema für sich. Ich denke, da ist es wirklich schwer, nicht zu verbittern.

- sind beruflich erfolgreicher als ich
Gehst du denn gerade arbeiten? Falls nein: fehlt dir die Arbeit möglicherweise?
Möchtest du wirklich so einen Job machen wie diese Leute?

- haben Kinder UND sind beruflich erfolgreicher als ich
Ja, es gibt so diese Übermenschen, die scheinbar alles mit links machen. ;)
Mal abgesehen davon, dass es Leute gibt, die wirklich die Power haben, das mit links zu machen, ist die Frage, was der Preis dafür ist.

- haben Kinder, sind beruflich weniger erfolgreicher als ich, haben aber einen Mann, der viel Geld verdient, Wenn ich das als Mann wüsste, würde ich Komplexe kriegen.

- haben eine Immobilie gekauft
Machen manche Freunde von mir mittlerweile auch und ich frage mich immer wieder, woher die das ganze Geld haben... aber achja, stimmt: Die konnten ja die letzten Jahre auch arbeiten und waren nicht depressiv...

- sind jünger als ich und schon erfolgreicher als ich damals war

Sowas finde ich auch immer hart. Ich glaube, manchmal haben die Leute nach uns in manchen Dingen auch andere, - vielleicht auch einfachere - Bedingungen, weil die Leute vor ihnen schon etwas den Weg geebnet haben.

- haben einen internationalen Gatten und erziehen ihre Kinder zweisprachig,
Ich hoffe, du hast deinem Mann nicht gesagt, dass du ihn gerne gegen einen internationalen Gatten austauschen würdest. :shock:
Ich wollte früher immer mal im Ausland arbeiten. Mittlerweile, denke ich mir, würde ich es gar nicht wollen, so weit von meiner Familie, Freunden usw. weg zu sein.
Was erwartest du von einem Leben mit einem Mann aus einem anderen Land? Dass Kinder zweisprachig aufwachsen, heißt auch nicht automatisch, dass sie die Sprachen supergut beherrschen.

- haben Kinder, die Leistungsturnen machen
Wofür steht das Leistungsturnen?
Vielleicht haben die Kinder gar keinen Bock auf Leistungsturnen, werden aber von den Eltern so gepusht? Was bringt es den Eltern, dass ihre Kinder Leistungsturnen machen? Können sie nicht auch einfach in einem Fußballverein spielen? Würdest du das auch beneiden?

- haben Kinder, die Instrumente spielen
Was findest du daran so toll, wenn Kinder Instrumente spielen? Magst du Musik? Oder wenn Musik im Haus ist? (Und bist du dir sicher, dass du auch ein Schlagzeug oder eine quietschende Geige im Haus toll finden würdest? ;) ) Oder hättest du gerne begabte Kinder? Kinder, die andere bewundern? Und indirekt auch dich, weil du so begabte Kinder hast?

- sind geduldiger und freundlicher mit ihren Kindern
Hm ja... da könnte man vielleicht ein bisschen was ändern ;) Aber auch nur bedingt, denke ich, denn mit Depressionen hat man kein Nervengerüst aus Stahlseilen. Und auch Geduld ist ein Charakterzug, manche sind geduldiger, manche weniger geduldig. Wenn ich eine Freundin beobachte, wie die mit ihrer Tochter umgeht, denke ich mir auch manchmal "Krass :shock: Wie schafft die das, so ruhig zu bleiben?". Meine Nachbarin ist mit ihren Kindern ganz anders, sie wird schon mal laut und genervt und ist schnell auf 180. Aber deswegen habe ich nicht das Gefühl, dass sie ihre Kinder weniger liebt und ich denke auch, dass die Kinder sich geliebt fühlen. Die Kinder von beiden sind aber auch ziemlich unterschiedlich und manche Kinder sind einfach einfacher zu "handhaben" als andere.
Ich denke, dass du bestimmt andere gute Eigenschaften hast, die deine Kinder an dir schätzen. Kinder kennen ihre Mutter doch auch irgendwann und wissen, dass die Mutter halt nicht so geduldig ist.

Mich erinnert das, was du an anderen beneidest, irgendwie an dieses typische Familienbild: Eltern Akademiker, beide arbeiten in gut bezahlten Jobs, wohnen in einer schönen Villa mit schönem Garten, haben anständige, immer höfliche, brave Kinder, die eine Eliteschule besuchen, gute Noten haben, in ihrer Freizeit ein klassisches Instrument und Golf spielen, Ballett machen oder reiten, und sich mit ihren Freunden zum Lektürezirkel treffen. Und im Urlaub gehts zum Segeln auf die eigene Yacht.

Vielleicht kannst du ja mal überlegen, wie dein ideales Familienbild aussieht.
Und vielleicht wie deine Familie jetzt aussieht und wo da die "Nachteile" für dich sind. Und zwar NICHT im Vergleich zu anderen!
Hört sich jetzt ziemlich mies deiner Familie gegenüber an (und ich würde ihnen das auch nicht sagen :? ), aber vielleicht stellst du fest, dass das, was du hast, gar nicht so große "Nachteile" für dich hat?
Normalerweise schaut man sich ja eher bei sowas an, was die Vorteile an der eigenen Situation sind. Aber beim Vergleichen mit anderen vergleicht man meistens genau die Sachen, die man an sich nicht mag oder nicht hat, mit genau den tollen Sachen am anderen. Von daher wäre es vielleicht nicht schlecht, mal zu schauen, ob das, was du hast oder bei dir schlecht ansiehst, wirklich konkrete Nachteile hat. Also nicht "Ja, eigentlich ist meine Familie ja schon gut, mir gehts ja gut, wir haben einigermaßen genug Geld, auch wenn wir keine Villa haben, blablabla", sondern wirklich fragen:
Was ist der Nachteil, wenn ich genau zwei Kinder haben?
Was ist der Nachteil, dass ich kein Haus erbe?
Was habe ich für einen Nachteil, dass meine Kinder kein Leistungsturnen machen?
Was habe ich für einen Nachteil, dass meine Kinder kein Instrument spielen?
Klar kannst du auch genauso anders herum fragen "Was ist der Vorteil, dass ich zwei Kinder habe?", aber mir gehts darum, wirklich das, was unter deiner Neidbrille so negativ behaftet ist, auf seine Berechtigung abzuklopfen.
Also nicht die Vorteile mit den Nachteilen aufrechnen wie z.B. "Es wäre toll, auch ein Haus geerbt zu haben, weil dann müssten wir uns nicht mühsam ein eigenes suchen, aber es ist auch gut, dass wir keines geerbt haben, weil es sonst nur Streitereien unter den Erben gegeben hätte."
Wenn für dich z.B. die Suche nach einem eigenen Haus sehr anstrengend und nervenaufreibend wäre, ihr aber unbedingt ein Haus brauchen würdet, würd es wohl kaum rausreissen, dass es keine Erbschaftsstreitereien gegeben hätte (v.a. nicht, wenn es keine anderen Erben gegeben hätte und das nur ein fiktives Argument ist, um sich zu beruhigen ;) )
Vielleicht kommst dir so irgendwie auf die Schliche, wo eigentlich das Problem liegt.
Aber das ist jetzt auch nur eine Laienmeinung! Kann sein, dass der Vorschlag total bescheuert ist. :? Dann vergiss ihn bitte einfach.

Wie sind denn eure Freunde so drauf? Zeigen die sich nur von ihrer guten Seite und reden nur über ihre tollen Sachen? Oder zeigen die auch, wie es ihnen wirklich geht und erzählen von ihren Problemen?
holladiewaldfee hat geschrieben:fühle mich als Idiot und Versager , weil ich nicht straighter gelebt und mehr erreicht habe
Hättest du denn straighter leben WOLLEN? Hättest du wirklich mehr arbeiten wollen, mehr sparen, dafür weniger Sachen leisten, weniger Freizeit etc haben wollen? Vielleicht war es so, wie du es gemacht hast, für DICH am besten?
holladiewaldfee hat geschrieben:Teilweise habe ich schon überlegt, den Kontakt zu ein paar immobilienbesitzenden Freundinnen abzubrechen weil ich so neidisch bin
Diesen Gedanken kenne ich auch. Bei mir kommt der Gedanke manchmal, wenn wieder eine Freundin ein Kind bekommen hat oder bei anderen Sachen, wo ich das Gefühl habe, ich komme mit irgendwas beim Anderen überhaupt nicht klar. Dann ist sofort diese (Panik-)Reaktion da, dass ich mit dem Anderen am besten nichts mehr zu tun haben will, weil ich das nicht aushalte. Aber gleichzeitig weiß ich, dass das bescheuert ist. Es wäre nur der schnellste Ausweg aus der Situation. Wenn ich jedesmal, wenn ich mit etwas nicht klarkomme, den Kontakt abbrechen würde, würde ich sehr bald sehr alleine dastehen und völlig isoliert leben. Und das will ich nicht.
Also muss ich mich irgendwie damit auseinandersetzen...

Machst du denn gerade eine Therapie oder hast du mal eine gemacht? Ich denke, das könnte man sehr gut mit einem Therapeuten/Berater besprechen.
holladiewaldfee hat geschrieben:Ich muss irgendwie damit aufhören, denn die anderen können ja nicht mir zuliebe alle verarmen oder keine Häuser mehr kaufen :?
Ach, wieso denn nicht? :lol: .... Scherz ;)

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.

Liebe Grüße und gute Besserung,
DieNeue
Frau_Wal
Beiträge: 134
Registriert: 6. Aug 2018, 19:18

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Frau_Wal »

Liebe Holladiewaldfee,

kann es sein, dass sich deine Depression auf diese Weise zeigt? Wenn die Depression am Selbstwertgefühl nagt, man sich klein, unbedeutend, unfähig und wertlos fühlt, haben die Neidgefühle leichtes Spiel und finden viele Ansatzpunkte.

Ich habe mal irgendwo gelesen, Neid sei eine Mischung aus Ärger, Wut und Trauer. Vielleicht hilft es dir, deinen Neid mal ein bisschen zu "zerlegen": bist du wütend auf die anderen, die mehr erreicht haben oder eher wütend auf dich selbst? Was genau ärgert dich, wenn du z.B. jemanden kennenlernst, der beruflich erfolgreicher ist als du? Dass derjenige (vermeintlich) mehr Anerkennung bekommt, mehr Geld hat, bessere Beziehungen hat, mehr Glück im Leben hat? Was macht dich am Glück anderer traurig? Was vermisst du in deinem eigenen Leben? :?:

So findest du evtl. die "Wurzel" deines Neids und kannst dann konstruktiver mit diesem Gefühl umgehen. Auf der positiven Seite macht und Neid ja auf das aufmerksam, was wir gerne hätten, wonach wir uns sehnen und was wir erreichen wollen. Warum genau möchtest du z.B. zweisprachige Kinder? Was ist daran für dich erstrebenswert? Und kannst du das auf eine andere Art in dein (Familien-)Leben integrieren? Ein Beispiel: Wenn du davon ausgehst, dass es zweisprachige Menschen im Berufsleben leichter haben, ist es verständlich, dass du dir das für deine Kinder wünschst. Aber auch wenn du deinen Kindern keine Fremdsprache beibringen kannst, kannst du ihnen bestimmt einige andere Verhaltensweisen und Fertigkeiten mitgeben, die sich später positiv auswirken (z.B. Geschicklichkeit, gute Organisation, Umgang mit Werkzeugen, Computerkenntnisse, ...).
holladiewaldfee hat geschrieben:Und das nützt nichts, ich laufe verbittert durch die Welt und fühle mich als Idiot und Versager , weil ich nicht straighter gelebt und mehr erreicht habe.
Da hat mir meine Therapeutin einen guten Gedanken mitgegeben: Wir tun alle das Beste, was wir können und entscheiden so, wie wir es zum gegebenen Zeitpunkt für richtig halten. Im Nachhinein kann sich herausstellen, dass eine Entscheidung nicht so toll war oder dass wir auf ander Art mehr erreicht hätten, aber das konnten wir zum damaligen Zeitpunkt nicht wissen. Wenn wir das gewusst oder gekonnt hätten, hätten wir es anders gemacht. Daher haben wir im Rückblick Nachsicht verdient. Es ist nicht immer leicht, uns selbst zu verzeihen. Aber wir müssen uns unsere vergangenen Fehler nicht nachtragen. Wer jetzt schlauer ist, kann es in Zukunft besser machen. Die Vergangenheit kann aber keiner ändern. Deshalb dürfen wir die ruhen lassen und uns um das Jetzt und unsere Zukunft kümmern.

Ich arbeite selbst noch an der Nachsicht mit mir selbst (und mit anderen) und habe mir noch einiges zu verzeihen. Das ist schwierig, aber ich habe schon gute Erfahrungen damit gemacht.

Alles Gute,
Frau_Wal
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Camille »

Hallo Holladiewaldfee

Ich finde Frau_Wal bringt es auf den Punkt.

Ich glaube, das wollte ich in "meinen ersten Gedanken" ebenfalls zum Ausdruck bringen.

Ich muss sagen, dass ich sehr viele Antworten auf dein offenes und mutiges Thema, sehr verletzend fand. Oder spielte da z.T. Neid auf dich mit eine Rolle? ;)

Vielen Dank Frau_Wal für das Thema Nachsicht.

Camille
Simone80
Beiträge: 121
Registriert: 1. Apr 2018, 20:54

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Simone80 »

Hallo Holladiewaldfee,

ich kenne diese Grundstimmung von Neid sehr gut, die Du beschreibst. Und ich denke auch, dass eine Antwort mit guten Ratschlägen Dir nichts bringen wird. So von wegen sei doch froh was Du hast, viele Menschen haben viel weniger als Du, sieh doch die guten Seiten. Ich sage mir dies auch jeden Tag, aber dies ist ja gar nicht der Kern des Problems. Das Problem ist, dass die Depression und ihre Ursachen alles Glück überschatten. Ich bin auch neidisch, ganz konkret auf eine bestimmte Person, obwohl dies völlig absurd ist. Ich weiss mittlerweile, dass dies nur eine Projektion ist, es lenkt mich vom wesentlichen ab. Ich kann mich am Neid auf das Glück Anderer abarbeiten, so muss ich mich mit meinen eigentlich negativen Gefühlen nicht beschäftigen. Ich sehe das nicht als Undankbarkeit sondern als Unfähigkeit, Glück zu empfinden. Ich will aber auch nicht das Leid anderer schmälern. Es gibt auch hier im Forum viele Menschen, die wirklich ganz schlimme Dinge erlebt haben, an der Armutsgrenze leben, da ist Neid auch noch etwas anderes, weil er ja dann auch vielleicht wirklich begründet ist. Aber für das Gefühl von Neid an sich kann ja keiner was. Es kommt einfach, man muss es aushalten und lernen damit zu leben. So ist meine Einstellung dazu. Ich kann ihn mittlerweile auch zwischendrin vergessen.

LG Simone
holladiewaldfee
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Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von holladiewaldfee »

Leibe alle

nun bin ich wieder gesund, und auch die Kinder, und ich bin so überwältigt von euren vielen lieben und Beiträgen. Es ist so viel wahres und kluges dabei, und auch der eine oder andere Tritt vors Schienbein, den ich auch manchmal brauche, selbst wenn es nicht angenehm ist... .

Es tut mir leid, wenn ich manchen zu nahe getreten bin. Ich hatte mal eine ziemlich heftige Essstörung, wegen der ich auch in Gruppen und stationär war - und da war das Thema Neid, Vergleich, nicht zufrieden sein können, immer "besser" in allem und deswegen auch schlanker sein wolle, immer "alles" schaffen wollen, gnadenlos beurteilen.... immer ganz groß und musste auch sehr offen besprochen werden, weil es ja ganz zentral für diese Störung ist - und vielleicht habe ich da eine Sensibilität verloren, wie unerfreulich das alles eigentlich ist.

Es ist schön (und für mich auch etwas überraschend ;-) ) zu lesen, dass es für einige gar nicht so ein Thema ist.

Ja, der Vergleich, das ist der Kern des Übels - auch nach dem Ende der Essstörung.
Das nicht-zufrieden-sein können, das nicht-glücklich-sein können.
Dass ich so leicht aus dem Tritt zu bringen bin, so leicht zu verunsichern, so wenig Vertrauen darin habe, dass das was ich mache okay ist.
Dieses Leistungs-Denken.

Und man kann es wirklich nicht überwinden, indem man alles erreicht was man möchte, weil es immer noch etwas gibt, was man nicht geschafft hat. Wie in dem Märchen vom Fischer du seiner Fru. Ausserdem ja, alles hat einen Preis, und manche Leute sind auch in manchen Bereichen einfach leistungsfähiger als ich, ganz ohne Depression - es gibt ausgeglichenere, belastbarere, fröhlichere, musikalischere, flexiblere, scharfsinnigere.... Leute als ich :-)

Das muss, darf, sollte... okay sein. Warum KANN es das nicht?

Und das war schon IMMER so. Als Kind - und mehr noch als Jugendliche - konnte es mich völlig und für Tage umwerfen, wenn jemand ein Buch oder einen Film, den ich gut fand, nicht gut fand. Oder wenn eine Freundin auch nur ein bisschen Kritik an mir übte. Das gab schon das überwältigende Gefühl, dass alle meine Entscheidungen oder Ansichten nur auf Dummheit, Schwäche oder dergleichen beruhen. Und dass das was ich habe, und womit ich zwischendrin auch zufrieden bin, in Wirklichkeit doch nichts wert ist. Was entweder zu tiefer Verzweiflung oder unbändiger Wut führte..

Und es wird wahrscheinlich ein Thema für mich bleiben, fürchte ich, und es tut gut, zu lesen, dass manche mich verstehen und auch eure Anregungen werde ich aufgreifen.

Woher das kommt, weiss ich nicht. Meine Eltern haben das nicht so gesehen, die waren eigentlich immer sehr zufrieden mit mir und auch sonst ok. Meine Kindheit war nicht weiter schlimm.

Bei mir bleiben
Count your Blessings

Vielen Dank
und bis später
Katerle
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Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Katerle »

Hallo holladiewaldfee,

erst mal schön, dass es euch wieder besser geht.
Das Märchen ist mir auch ein Begriff.
Finde es auch gut, dass du dieses Thema aufgegriffen hast. Und in diesem Zusammenhang möchte ich dir noch ein Buch (Ratgeber) empfehlen, von Angelika Kallwass, Verbotene Gefühle - (Rache, Neid und Eifersucht). LG Katerle
Mim
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Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von Mim »

Liebe Holladiewaldfee,

sehr interessiert habe ich bei Deinem Thema mitgelesen. Interessiert deshalb, weil ich Neid sehr(!) gut kenne, das Gefühl schon sehr lange (auch sehr lange unentdeckt) mein ständiger Begleiter war.

Jetzt möchte auch ich Dir antworten, weil ich mich Dir in manchem sehr verbunden fühle - auch wenn ich keine wirkliche Lösung habe - vielleicht hilft es doch ein bisschen?

Ich bin neidisch seit ich denken kann - habe das früher aber nicht reflektieren können. Und auch als ich es konnte, hatte ich keine Ahnung, wie ich mit diesem Gefühl umgehen sollte.
Ich kann und habe keine "Statussymbole" vorzuweisen - also, mein Kampf mit mir selbst hat eigentlich eher dazu geführt, dass ich allem aus dem Weg ging, an allem zweifelte und zweifle und mich nie gut genug fühlte, irgendetwas in Angriff zu nehmen. Das ist zwar besser geworden, aber sobald ich in eine Situation gerate, in der ich mich vergleiche (n muss oder kann), schneide ich fast immer schlechter ab - mit den von dir genannten Konsequenzen: ich habe mit Depressionen zu kämpfen, traue mir nichts mehr zu, werte alles ab was ich kann, bin oder tue. Bin hart und oberkritisch zu mir - kann aber auch sehr kritisch mit anderen sein.

Viel habe ich tatsächlich nicht vorzuweisen - u.a. ein Resultat meiner Blockade mir selbst gegenüber. Den Neid macht das natürlich nicht besser - im Gegenteil, hinzu kommt die Ahnung "Hätt ich doch nur.... dann.... Tatsächlich dominieren bei mir häufig Gedanken, was wäre, wenn ich Ärztin geworden wäre oder etwas anderes "großes" gemacht hätte (nebenbei - dafür waren meine Noten nie gut genug und es stand früher auch nicht zur Debatte). Ich wolle immer zu denen "da oben" gehören - aber war von Anfang an zu mutlos. Dieses Gefühl aber ist seit meiner frühesten Kindheit tief in mir verankert.

Was mich überrascht hat - und auch ermutigt, hier zu schreiben, ist Deine Aussage, Du habest eine Essstörung. Ich selbst war viele Jahre schwer magersüchtig. Erst viel später wurde mir so richtig klar, dass das mein vermuteter "einziger" Weg war, vermeintlich "besser" und "disziplinierter" zu sein als andere. Ich meinte, hier endlich einmal alle übertrumpfen zu können. Aber selbst hier dachte ich immer, ich sei nicht gut genug.

Neid und Wut sind bis Heute zwei grundlegende Emotionen, die sehr präsent sind - auch (vielleicht gerade?), weil die Essstörung für mich Heute keine Rolle mehr spielt. Was bleibt ist das andauernde Gefühl, nicht gut genug zu sein und zu glauben, andere hätten es besser. Wobei für mich materielles keine so große Rolle spielt - bei mir geht es eher um Fähigkeiten oder Charaktereigenschaften, die ich an anderen wahnsinnig hoch bewerte und gegen die ich "abstinke". Ebenfalls kenne ich starke Unzufriedenheit und Freude, die über meine Erfolge immer nur sehr kurz anhält.

Ich versuche, wenn mich Neid zu sehr überkommt, mit den Menschen, die es betrifft in Kontakt zu bleiben - also Freunde, etc. Auszusprechen, wie es mir geht - was natürlich nicht immer funktioniert. Oft wird es dann erträglicher.
Manchmal halte ich das Gefühl einfach aus - was schwer ist, weil ich immer noch häufig wie gelähmt, mich Verzweiflung und Wut überkommen bin und ich mich dann sehr in mich zurückziehe. Aber je mehr ich die Emotion zulasse, (nicht mit Gedanken füttere(!) - ich versuche achtsam zu bleiben und mich mehr auf die körperlichen Symptome dabei zu konzentrieren, sonst wird es schlimmer), desto schneller geht das Gefühl auch wieder vorbei.
Mir helfen dabei auch Menschen, die mich mögen wie ich bin und mich das auch spüren lassen. Und manchmal hilft es mir auch, aktiv zu werden. ich zeichne sehr gerne und auch recht gut - wenn ich dann gerade ein entsprechendes Projekt anschieben kann, fühle ich mich selbstwirksamer und der Neid kann sich nicht festsetzen.

Ich sehe den Ursprung bei mir übrigens durchaus in der Kindheit. Und ich denke, auch wenn die Eltern alles "richtig" gemacht haben - ich als Kind, kann das sehr wohl anders wahrgenommen und interpretiert haben. Also - auch wenn ich weiß, dass meine Eltern das Beste für mich wollten - vielleicht habe ich es aus irgendeinem Grund nicht so empfunden?

DieNeue hat einen für mich sehr wichtigen Beitrag geschrieben: Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass man sich fast schon dahin trainieren kann, nur "das Beste" und "Beneidenswerteste " an anderen zu sehen. Man programmiert sich quasi auf Neid - zumindest bei mir nehme ich diesen fast schon automatischen Ablauf sehr stark war. Vielleicht könnte man da ansetzen?

Ich kenne aber auf jeden Fall auch Phasen der Zufriedenheit und des Glücks und seit mein Leben turbulenter geworden ist, spielt auch Neid keine sooooo große Rolle mehr für mich. Wenn es mir schlecht geht, hat er allerdings einen ziemlich guten Nährboden.

Ich werde hier weiter gespannt mitlesen. Vielleicht kommen ja noch Ideen oder Ansätze, wie diesem Gefühl (auch in der Tiefe) beizukommen ist?

Ich lasse Dir herzliche Grüße da,

Mim
holladiewaldfee
Beiträge: 58
Registriert: 29. Okt 2018, 21:16

Re: "das glück der anderen" : Neid und Wut nonstop

Beitrag von holladiewaldfee »

Liebes Katerle

das klingt spannend; es kommt auf die Liste "wenn ich all die Büchergutscheine zu Weihnachten einlöse" :D Verboten, aber verbreitet . :?

Liebe Mim

vielen Dank für deinen offenen Bericht! "Statussymbole", das ist wirklich wahr - manches von dem, worauf ich neidisch bin, will ich gar nicht "wirklich" haben, habe aber das Gefühl, es NICHT zu haben, zeugt von meinem Versagen :roll: .
Ich wolle immer zu denen "da oben" gehören - aber war von Anfang an zu mutlos.
Auch daskönnte von mir sein. Dieser Selbstvorwurf, dass man nicht mutig, tough, gerissen genug war um aus dem was man so an Stärken vielleicht hat auch wirklcih was zu machen. Von aussen sieht ds meist gar nicht so aus -

Neid und Wut sind bis Heute zwei grundlegende Emotionen, die sehr präsent sind - auch (vielleicht gerade?), weil die Essstörung für mich Heute keine Rolle mehr spielt.
herzlichen Glückwunsch hierzu! Ich bin auch raus - zwar bin ich immer noch ein ewnig ein Frust- und Stress-Esser, aber das ist nicht mehr pathologisch, wie es damals die MS wirklich sehr stark war. Vielleicht sollten wir uns mal an der Stelle mal ein bisschen reine Dankbarkeit und auch Stolz darauf gönnen, den Kampf erst überhaupt aufgenommen und dann auch noch gewonnen zu haben. 8-) 8-) 8-) 8-) 8-) 8-) 8-) Dass wir die Grundmuster und die Gefühle nicht mehr über diesem nirgends hinführenden Weg in den Griff bekommen zu versuchen, sondern ein Leben mit und nicht gegen sie führen.

(Es hat für mich wieder eine gewisse Akualität bekommen - meine Schwägerin ist seit Jahren schwer und inwzischen auch massiv lebenseinschränkend magersüchtig ohne IRGEND was dagegen zu machen, und ich komme damit überhaupt nicht gut klar... aber dasist ein anderes Thema :P )

Ich finde es auch schön und hilfreich wie du das mit dem "achtsam aushalten" beschreibst., und "nicht mit Gedanken füttern", das nehme ich mit in die nächste Neidschmerz-Elend.

Jetzt verabschiede ich mich in die Weihnachtspause - wir sind alle die ganze Ferien daheim und haben noch Verwandtenbesuch; da habe ich selten die Ruhe hier zu lesen oder zu schreiben; denn das ist für mich oft auch - wie soll ich das sagen? sich den Problemem zuwenden und konfrontieren mit anderer Leute Reaktionen - das ist seelisch schon auch fordernd, und das will ich lieber in einer gewissen geschützten Situation und einer gefassten Stimmung tun.

(Vielleicht ist es auch wieder so ein Besten-Ding: Bloss keinen Beitrag schreiben, der nicht irgendwie "gut" ist ?)

Das war mein Wort zum Sonntag. Alles Liebe und Gute euch allen da draussen - in der nicht ganz leichten Weihnachtszeit - und bis... bald?
hdf
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