Was würdet ihr machen?

hamster80
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Was würdet ihr machen?

Beitrag von hamster80 »

Ich wurde mit einer leichten Depression diagnostiziert und habe 6 Jahre lang Cipralex/Lexapro 10mg genommen. Es hat geholfen aber ich hatte immer das Gefühl, dass die Tabletten mein Problem nicht lösen, sondern mich nur abdämpfen. Einfach eine Droge, die das Problem kaschiert. Es ist immer noch da, es ist mir nur nicht so wichtig.

Ich wollte irgendwann von meinen Problem nicht mehr "weglaufen" mit den Tabletten und habe langsam abgesetzt. Ich wollte mich dem Problem stellen. Mein Arzt meinte ja, ich kann versuchen es langsam abzusetzten. Okay, es war einige Monate lang ganz furchtbar (Panikattacken usw). Nach circa einem Jahr hat sich mein Gehirn wieder stabilisiert. Ich war "ok". Aber langsam schlich die Depression wieder an und ich bin wieder da wie vor 10 Jahren. Und eigentlich noch schlimmer. Mein Gehirn hat sich an die Tabletten gewöhnt und jetzt bin ich noch sensibler als vorher kommt mir vor. Eine Ärztin hat meine Depression jetzt als mittel eingestuft, ein anderer immer noch als leicht.

Ich wollte es also auf "natürliche Weise" heilen. Also war ich dann nach und nach bei 4 verschiedenen Psychologen (KVT) aber keiner hat mir geholfen. Bei keinem/keiner empfand ich das geringste Gefühl der Besserung, auch nach Monaten. Die 50 Minuten einmal die Woche waren immer eine riesen Ausgabe für mich und viel zu kurz. In der Zeit bin ich doch immer erst "warm geworden" mit dem Reden und schon war es vorbei. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Therapeuten so langsam waren und alles ewig verschoben haben. Ich habe das Gefühl, dass Therapie und Privatwirtschaft nicht kompatibel sind. Wieso sollen sie mir überhaupt schnell helfen? Dann komme ich ja nicht mehr und sie verlieren einen Kunden. Manche meinen ich habe nur nicht den richtigen Therapeuten gefunden. Aber wie viele soll ich noch ausprobieren? Und wie viel Geld soll ich noch ausgeben? Ich habe schon 1000e Euros verbrannt.

Meine Ärzte sagen- Na dann nehmen Sie einfach wieder Cipralex. Oder wir probieren ein anderes Medikament. Ich will aber keine Tabletten... ich würde gerne meine Gedankenmuster ändern. Das Problem lösen. Aber die Therapeuten helfen mir nicht bzw ich schaffe es nicht.

Die meiste Hilfe habe ich ironischer Weise durch (gratis) Self Help YouTube Videos und Psychologie Bücher bekommen. Erstaunlicher Weise empfand ich viele Übungen, Ratschläge und Erklärungen von Fremden die mich nicht kannten viel passender als die von den 4 Therapeuten die sich stunden lang meine Lebensgeschichte angehört hatten. Die Übungen die ich von den meistens Amerikanischen CBT Psychologen gelernt habe waren etwas hilfreich. Ich mache Dankbarkeits Übungen, hinterfrage negative Gedanken, versuche meine Core beliefs zu ändern , schreibe Tagebuch, usw. Es hilft, aber nur wenig.

Mein Partner sagt- nimm einfach die Tabletten. Meine Familie sagt nimm die Tabletten. Ich habe das Gefühl niemand will mir "wirklich" helfen oder zuhören. Vielleicht haben sie eh recht, und es hilft in meinem Fall nichts anderes. Nur ein paar Freunde meinen- Naja versuche noch einen 5. Therapeuten. Aber ich weiß nicht ob ich die Kraft habe, schon wieder so ein Depressions Formular auszufüllen und schon wieder einer neuen Fremden Person alles vom Anfang an zu erzählen. Ich bin so müde.
Katerle
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von Katerle »

Hallo hamster,

das auf Dauer Tabletten nicht die Ursache bekämpfen ist ja fakt. Und das manche der Ansicht sind, nimm die Tabletten und gut ist, das ist mehr als erschreckend. Aber vielleicht bist du noch nicht an den richtigen Therapeuten geraten, der dir zuhört und hilft. Tabletten willst du nicht, also versuchs nochmal mit einem weiteren Therapeuten und sieh es einfach als erneute Chance.

Drück dir die Daumen,
Katerle
ßßßß

Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von ßßßß »

das Tabletten die Ursache nicht bekämpfen können, stimmt so nicht.

Ad's sollen den Stoffwechsel, an welcher stellen auch immer, auslenken um damit dem Gehirn zu ermöglichen in den alten Modus zurückzukehren.
Sollte der neue Modus allerdings durch Handlungen und Gedankengänge am laufen gehalten werden, reicht das nicht. Sondern es muss auch hier zu Änderungen kommen ggf mit psychotherapeutischen Hilfe.
riverflow
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von riverflow »

Es ist nicht viel darüber bekannt, was genau bei einer Depression entgleist ist und ebenfalls ist nicht bekannt, warum Antidepressiva bei manchen Menschen zu wirken scheinen.
Wie will man also eine ursächliche Wirkung belegen?
Einige Firmen haben sogar die Forschung eingestellt (obwohl mit einem Blockbuster im Psychobereich ne Menge Kohle zu machen wäre), weil man körperliche Ursachen einer Depression eben noch nicht so genau erforschen kann. Es würde zu teuer werden, die Erfolgsaussichten sind zu gering.

Wie der Psychiater Allen Frances sagte: "Wir sind nicht viel weiter als die Säftelehre der Griechen."
speedy112
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von speedy112 »

Hamater60, vielleicht hilft dir ja eine Reha über ein paar Wochen.
Ich nehme auch Jahrelang schon Antidepressiva, nach meiner 1ten Reha ging es mir für 4 Jahre gut. Musste trotzdem noch Tabletten schlucken aber ich fühlte mich zufriedener und glücklicher. Ich habe dort viel gelernt wie man mit gewissen Situationen umgeht. Auch der Austausch mit Gleichgesinnten hat mir sehr viel geholfen. Ich kann es nur empfehlen.
Lg
hamster80
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von hamster80 »

Danke vielmals für eure Antworten. Ich glaube ich werde versuchen noch einen 5. Therapeuten aufzusuchen.

Reha- Ja das ist wirklich interessant weil man sich dann doch "intensiver" mit dem Problem beschäftigt. Und das wird von der Kassa sogar gezahlt, also sind da Psychologen die auch keine "Kundenbindung" betreiben müssen. Ich habe nur extreme Angst wegen meiner Arbeit. Ein Kollege hatte Burn out und wurde nicht nur von der halben Firma gemobbt als er zurück kam, sondern sein Job gab es danach nicht mehr so wie früher. (Ich weiß, da kann man sich natürlich die Frage stellen, will ich überhaupt in so einem Betrieb arbeiten).

Es stimmt, wir/Ärzte verstehen noch so wenig von Depression. Wir sind erst am Anfang.
lowrider

Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von lowrider »

riverflow hat geschrieben:Einige Firmen haben sogar die Forschung eingestellt (obwohl mit einem Blockbuster im Psychobereich ne Menge Kohle zu machen wäre), weil ....."
Hast du da mal ne Quelle, riverflow? Um welche Firmen handelt es sich?
riverflow
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von riverflow »

Hi lowrider,

gerade habe ich in Felix Haslers Neuromythologie gesucht, weil ich mir sicher war, dort etwas diesbezügliches gelesen zu haben.
Komplett eingestellt ist die Forschung nicht, aber große Bereiche wurden geschlossen:

"Dass die Entwickung neuer und vor allem innovativer Psychopharmaka große Probleme macht, ist zwischenzeitlich auch der Pharmaindustrie selbst bewusst geworden. Unlängst haben gleich mehrere Pharmamultis offiziell angekündigt, den Psychopharmakologie-Abteilungen ihrer ZNS-Forschungsdepartemente den Stecker zu ziehen. So hat am 4. Februar 2010 Andrew Witty, Vorstandschef von GlaxoSmithKline erklärt, dasss es sich bei Schmerz, Depression und Angst um Behandlungsfelder handelt, bei denen >wir glauben, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit [ein neues Medikament zu entwickeln] relativ klein ist und die Kosten um Erfolg zu erzielen, unverhältnismäßig hoch sind.< Zudem mache es die >subjektive Natur der Endprodukte in der Psychiatrie sogar mit großen klinischen Studien schwierig zu zeigen, dass ein Medikament wirksam ist.< Eine erstaunliche Aussage, die man in der Pharmawerbung so nie zu hören bekommt. Der Blick in die offizielle Produkte-Pipeline von GlaxoSmithKline bestätigt die ernüchternde Ausgangslage. Von insgesamt weit über 100 Wirkstoffen in der gegenwärtigen klinischen Prüfung, darunter eine Vielzahl von Substanzen gegen neurologische Erkrankungen, untersucht GlaxoSmithKline genau eine Substanz, die eine psychische Störung angehen soll.


Auch National Institute of Mental Health-Direktor Thomas Insel zeigte sich beim Blick in die Produkteentwicklungs-Pipeline der Pharmakonzerne besorgt. An einem Neuroscience-Forum des Institute of Medicine im Juni 2010 erklärte er, warum: >Es gibt dort sehr wenig neue Molekülklassen, sehr wenig neue Ideen und fast gar ncihts, das Hoffnung auf eine Veränderung in der Behandlungspraxis psychischer Störungen aufkommen lässt.<

Gehen den Pharmaentwicklern die Ideen aus? Offensichtlich tut man sich gerade bei den Psychopharmaka besonders schwer mit Innovation. So sind die meisten Substanzen in den klinischen Studien längst bekannte Medikamente, die bereits zugelassen sind und nun die behördliche Zulassung für weitere Indikationen anstreben. Gleich mehrere atypische Antipsychotika, darunter auch die Blockbuster Risperdal und Seroquel, werden gerade auf ihre Eignung zum Einsatz bei Depressionen untersucht. Und selbst Mifepristone - besser bekannt als Abtreibungspille RU-648 - wird aktuell in verschiedenen klinischen Studien auf Tauglichkeit als Antidepressivum getestet.

Eine pure Verzweiflungstat in Ermangelung echter Innovation? Wie schlecht Psychopharmaka in klinischen Studien abschneiden, zeigt ein Vergleich der Erfolgsraten. Gerade einmal 8,2 Prozent aller psychopharmakologischen Testsubstanzen aus den klinischen Untersuchungen erhalten am Ende eine behördliche Zulassung. Das ist Negativrekord unter allen therapeutischen Klassen. Das Scheitern an der Komplexität des Gehirns wird spätestens in den klinischen Untersuchungen offensichtlich. Im Vergleich dazu das andere Ende des Spektrums: Bei den Antibiotika reüssieren immerhin fast 24 Prozent. Offensichtlich beurteilt auch AstraZeneca die Entwicklung neuer Psychopharmaka als wirtschaftlich zu riskant. Wenige Wochen nach der Rückzugsverlautung von GlaxoSmithKline erklärte auch der zweite britische Pharmariese, dass verschiedene Forschungseinrichtungen in Europa und den USA geschlossen würden, die mit der Entwicklung von Medikamenten gegen Schizophrenie, bipolare Störung, Depression und Angst beauftragt sind.

>Psychopharmakologie in der Krise< kommentierte Nature News die Sachlage. Und das European College of Neuropsychopharmacology veranstaltete einen Experten-Gipfel zur Folgeabschätzung. Im Bericht zum Psychopharmakologie-Krisengipfel in Nizza ist auch der wahrscheinliche Grund für den Pharma-Rückzug nachzulesen: >Die Identifizierung zuverlässiger Angriffsorte für eine verbesserte pharmakologische Behandlung im Bereich der Psychiatrie und Neurologie ist besonders komplex und schwierig.<
David Nutt und Guy Goodwin, Pharmakologen und Verfasser des Krisenberichts, kommentieren die Sachlage mit dem gebotenen britischen Understatement: >Es fällt schwer, nicht den Schluss zu ziehen, dass Pharmafirmen gegenüber den Vermarktunggsaussichten der gegenwärtigen wissenschaftlichen Grundlagen im Bereich Zentralnervensystem pessimistisch sind.<

In etwas weniger taktvollen Worten: Trotz jahrzehntelanger internationaler Forschungsanstrengungen hat man immer noch keine Ahnung, wo und was genau bei psychischen Störungen im Gehirn verändert sein soll. Deshalb fehlen der Pharmaindustrie die >zuverlässigen Angriffsorte<. Und somit auch die Ideen, wie man psychische Störungen mit Medikamenten spezifisch angehen könnte. Offensichtlich glauben viele Pharmakonzerne auch nicht daran, dass sich die Lage in abbsehbarer Zeit bessern wird. Sonst würden sie kaum freiwilllig das besonders umsatzträchtige Therapiegebiet Psychiatrie aufgeben. Ob der Pharma rückzug für die Patienten eine gute oder schlechte Nachricht ist, wird sich erst noch zeigen."

Hasler F (2012) Neuromythologie, S. 174-176.
Peter1
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Seitdem ich 200 mg Seroquell (Quetiapin) nehme, sind meine Depressionen, und damit auch die Ängste immer mehr verschwunden. Mittlerweile ist auch der Antrieb und das Gedächtnis wieder in Ordnung. Ich kann mich also bei dem Hersteller dieses Medikamentes nur bedanken.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
riverflow
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von riverflow »

Ach Peter,

ich denke nicht, dass das kausal auf das Seroquel zurückzuführen ist und auf den Antrieb wirkt es eher nicht steigernd, sondern, im Gegenteil, sedierend, müdemachend.
Außerdem sorgen Neuroleptika dafür, dass das Gehirn schrumpft und somit eher für kognitive Einbußen.

Hast Du mal Betroffene mit einer Spätdyskinesie gesehen? Das sind Menschen, die irgendwann (teilweise auch lange Zeit nach Beendigung der Einnahme) beginnen, unkontrolliert zu zucken, meist um den Mundbereich herum. Das ist oft sehr stigmatisierend. Und bei den meisten geht es nicht mehr weg! Und das kann man auch schon bei einer niedrigen Dosierung bekommen.

Wir wollen hoffen, dass das Medikament, auf das Du einen solchen Lobgesang verfasst, bei Dir nie solche Auswirkungen haben wird!

Auf der einen Seite schreibst Du, hätte man Dich vorher über Nebenwirkungen informiert, hättest Du das nie genommen, auf der anderen empfiehlst Du es hier ohne jegliche Kritik weiter. Gefährlich finde ich das!

Zu schlimmeren Zeiten hat mich die Textzeile eines Liedes angesprungen: "It's left me with a chemical dependency for sanity."
Das sollte nicht mein Weg sein! Ich muss keinem Pharmahersteller "danke" sagen!
riverflow
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von riverflow »

Hallo Hamster80,

entschuldige bitte fürs Threadentfremden.
holladiewaldfee
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von holladiewaldfee »

Lieber Hamster

ich finde es sehr anregend zu lesen, wie du ackerst und es nicht akzeptieren willst, so niedergeschlagen zu leben. Wie du im Internet nach Methoden suchst. Ich hänge grade selber zeimlich passiv im Depressoinloch, das nehm ich mir mal zum Vorbild :-)

ein kurzer Gedanke: würde nicht beides gehen - Medikamente UND Therapie? Ich habe lange NUR Therapie gemacht, das hatte keine durchschlagende Wirkung. Bis ich dann so am Boden war, dass sie mir in der Klinik einfach was verordnet haben, Fluoxetin, und ich es einfach genommen habe. Das hat ne gute Basis geschaffen. So seh ich das - nicht als "Betäubungsmittel" das das Problem nur kaschiert, sondern als eine Art Hilfe für meinen Gehirnstoffwechsel, dass ich überhaupt am Problem arbeiten kann.

Hab ich das richtig verstanden und du bist Selbständig und musst alles selber zahlen? Deine Versicherung übernimmt da gar nichts? oder nur die Pharmakotherapie? Das ist ja schlimm :(

Was die Geschwindigkeit angeht - ich glaube, dass Therapeuten (oft) nicht den Anspruch haben "schnell" zu helfen. Bzw. im Gegenteil gerade davon ausgehen, dass es nicht darum geht, bzw. auch nicht möglich ist, eine schnelle Besserung herbeizuführen. Ich meine da noch nicht mal die hardcore Psychoanalytiker - da gibt es durchaus solche, die unter zwei Terminen in der Woche gar nicht anfangen. Auch so gnaz normale Verhaltenstherapeuten sind da eher auf mindestens mehrere Monate ausgelegt.


Vielleicht... wenn du es eh selber zahlen musst - gibt es noch andere Methoden, die du ausprobieren kannst? Eine Freundin von mir zB war lange magersüchtig und hat gesgt, dass ihr ein Verfahren namens konzentrative Bewegungstherapie sehr geholfen hat. Das scheint auch ein bisschen weniger mit dem Kopf und mehr mit körperlichen Wahrnehmungen zu arbeiten (aber ich weiss es nicht genau, deshalb sage ich lieber nichts weiter, damit es nicht was irreführndes ist). Die meisten Leute haben ja schon erlebt, dass Körper und Gemüt doch irgendwie ganz schän zusammenhängen - zB fühle ich mich nach dem Sport meistens weniger angespannt und aggressiv. Da gibt es schon einen Link, den man sicher nutzen kann.

Alles gute und weiterhin viel Glauben an dich und dass du es schaffen KANNST, deine Muster zu verändern!

hdf
hamster80
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von hamster80 »

Ich finde Cipralex hat mich schon etwas langsamer gemacht und mein Gedächtnis bisschen negativ beeinflusst. Es hat auch die positiven Emotionen etwas "abgedämpft". Sonst hatte ich aber keine wirklichen Beschwerden. Schwindel wenn ich eine Tablette vergessen habe.

Aber ich würde gerne noch Kinder haben und habe gelesen, dass man das in der Schwangerschaft absetzten sollte. Das war einer meiner Hauptmotivation langsam damit aufzuhören.

Auf jeden Fall ist jetzt, wo ich es nicht nehme und meine Depression wieder stärker präsent ist, meine Konzentration und Gedächtnis furchtbar. Ich muss ständig nachfragen wenn jemand etwas längeres erzählt, weil ich schon den Anfang vergessen habe. Längere Meetings sind furchtbar für mich. Manchmal gehe ich aus einem Kundengespräch raus und könnte bei Gott nicht sagen, was er mir erzählt hat. Muss mir ständig Notizen machen. So ist das auch nicht besser.

Ich sollte täglich 1 Stunde Cardio/Sport machen wurde mir von vielen geraten. Das ist aber so schwierig weil ich so extrem müde bin, in der Früh 2 Stunden und 2 Kaffees brauche bis ich überhaupt brauchbar bin, dann sitze ich im Büro den ganzen Tag und am Abend um 19:00 oder 20:00 wenn ich noch Zeit hätte für Sport total erledigt bin. Noch dazu habe ich kaputte Gelenke, kann also sowieso nur sehr eingebeschränkt Cardio machen (darf zB nicht Laufen, Springen, usw - Ausreden, ich weiß). Aber es macht es nicht einfacher.

Menschen in meinem Umfeld die nicht wissen, dass ich an einer Depression leide meinen ich bin nur faul und zu passiv. Ich sollte einfach mehr Sport machen, Job wechseln, und und und. Ja, das ist alles so viel einfacher als getan.

Ich fühle mich gefangen in so einer Wolke von Angst und negativer Gedanken. Ich weiß oft nicht mal, wieso ich so traurig bin oder Angst habe. Ich kann die negative "Flut" an Gedanken nicht aussteuern. Ich habe manchmal keine Zeit den einen Gedanken zu hinterfragen weil gleich schon der nächste kommt, und der nächste und der nächste. Und viele schmerzvolle Erinnerungen kommen immer wieder und wieder und wieder auf. Ich weiß es ist vielleicht nicht wichtig und ich sollte es "einfach lassen und vergessen", usw. Aber es kommt wieder und ich grübel und grübel. Es ist wie gegen dem Strom schwimmen.

@holladiewaldfee Danke für den Tipp, werde ich mir ansehen. :)

Ja, ich habe Momente da glaube ich auch, dass es ohne die Tabletten gar nicht geht, weil ich sonst einfach viel zu passiv bin überhaupt irgendwas zu ändern oder aktiv dran zu arbeiten. Bzw wie gesagt der Strom einfach viel zu stark ist...
holladiewaldfee
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von holladiewaldfee »

Lieber hamster

das kenne ich - und klar, alle wissen was man tun müsste... und sie haben ja irgndwo auch recht :? :roll: aber es ist halt immer nciht so einfach.

Später mehr (jetzt MUSS ich was arbeiten, zum glück hab ich den Termindruck, sonst würde ich nichts mehr gebacken bekommen ;-) )

LG
hdf
Cynthia
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von Cynthia »

Wie wäre es mit Ultraschall bei Depressionen? Bitte googeln. Das mit der Arbeit verstehe ich. Und wenn Du Deinen Jahresurlaub nimmst für eine Reha? Und keinem Bescheid sagst.
hamster80
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von hamster80 »

@Cynthia: Nein, davon habe ich noch nie gehört. Hat es dir geholfen? Jahresurlaub - Ja, das könnte ich theoretisch machen, stimmt. Wenn Reha, dann wahrscheinlich nur so, ja.

@holladiewaldfee: :o)
holladiewaldfee
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von holladiewaldfee »

Guten morgen :-)

Lieber Hamster, es tut mir leid dass du gerade so "drin" bist. Du erkennst ja gut, was schief läuft und kannst es grade nicht ändern. So Zeiten gibt es leider, und wenn du deinen Urlaub mit einer Maßnahme wie Reha oä verbinden kannst, wäre das großartig!!

Du beschreibst ihn übrigens sehr gut... der Grübelstrudel... und diese Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Information zu verarbeiten... die Müdigkeit.... daskenne ich leider aus eigener Erfahrung. Im Moment ist er noch nicht so stark wie bei dir aber ich beobachte ihn sehr gut und würde mcih derzeit nicht trauen, ganz auf meine Antidepressiva zu verzichten. Wie gesagt, die ziehen einen gewissen Boden rein und bewahren mich vor dem Absturz.

Wie gehts denn heute?

Was die Antidepressiva plus Schwangerschaft angeht - hm - ich glaube nicht dass ein ZUKÜNFTIGER Kinderwunsch ein Einwand gegen JETZT Medikamente nehmen sein muss. Im zweifel kannst du sie immer noch absetzen, wenn es so weit ist, oder ist es jetzt schon konkret?

Und es gibt ggf. ja auch Medikamente, die für Schwangerschaften nicht komplett gegenindiziert sind. Was ich im Moment nehme (Fluoextin) sollte man auf keinen Fall während der Schwangerschaft nehmen, aber es gibt andere Mittel, bei denen das Risiko geringer ist. Natürlich wünscht man sich immer, GAR nichts zu nehmen. Aber für mich war das keine Option, weil ich ja auch körperlich und seelisch für mein Kind da sein wollte und nciht im Grübelstrudel versinken. Aber ich habe eine sehr gute Betreeung durch einen Frauenarzt und einen Psychiater gehabt, die das unterstützt und mir bei der Wahl eines Medikaments geholfen haben. Es gibt da inzwischen durchaus wissenschaftliche Erkenntnisse.

Das tut nicht jeder Arzt -das unterstützen meine ich - eine Freundin hat da andere Erfahrungen gemacht; ihre Ärztin hat ihr ganz entsetzt abgeraten. Aber sie hat es trotzdem getan (woraufhin die Ärztin sie bat, sich eine andere FRaueärztin zu suchen). Und wir beide haben heute beide Kinder, die beide keinen Schaden davongetragen haben.

... jedenfalls nicht von den MEdikamenten - was es mit ihnen macht, die Gene von Depressiven zu haben und danna uch noch von Depressiven aufgezogen zu werden... aber das mag ich lieber nicht so genau zu Ende denken. :?

Nun ruft die Arbeit wieder...
alles Gute dir und allen "Strudelschwimmern" für diesen Tag
hdf
hamster80
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von hamster80 »

Hallo liebe hollandiewaldfee,

könnte ich dich fragen welches Medikament du während der Schwangerschaft genommen hast? Ich glaube Cipralex darf man nehmen, aber es erhöht das Risiko, dass das Baby ein Herzdefekt bekommt.

Meine Mutter war sehr gestresst und ziemlich sicher depressiv als sie mit mir schwanger war. Vielleicht spielt das auch eine große Rolle. Nicht nur die depressiven Gene. Sie hat damals studiert, gearbeitet, Wohnung gesucht, Beziehungsprobleme, usw. Ich glaube das hat auch seine negative Auswirkungen gehabt.

Mein Bruder der später zur Welt gekommen ist leidet nicht an Depressionen. Meine Mama war während sie mit ihm schwanger war schon mit dem Umzug und Studium fertig und zu Hause. Sie hat nicht mehr gearbeitet und war viel entspannter und gelassener.

Ich hätte in circa 1 Jahr gerne Kinder und ich habe auch extrem Angst, dass ich die Depression an meine Kinder weitergeben werde. Vor allem weil mein Mann ebenfalls Depression in seiner Familie hat (er selbst nicht, aber seine Geschwister und Mutter schon).

Aber meine Eltern haben (ungewollt natürlich) fast alles falsch gemacht was mein Selbstbewusstsein angeht. Sie haben mich Jahre lang emotional misshandelt. Mir ständig geprädigt wie schlecht ich bin, wie die anderen besser sind, wie ich ein Versager und dumm bin, usw. Das war ihre old school Motivationsmethode eben. Das alles habe ich schon genau analysiert mit Therapeuten und weiß was ich meinen Kindern nicht sagen und antun werde. Ich vermute, wenn man die Gene hat und dann so aufgezogen wird, ist eine Depression vorprogrammiert (aber wie gesagt es ist interessant- weil mein Bruder wurde auch so aufgezogen und ist nicht depressiv, er ist "nur" sehr schüchtern und nicht selbstbewusst. es ist ihm aber meistens egal).

Ich war irgendwie naiv zu glauben, ich setzte das Medikament jetzt ab und wende die KVT Methoden selber an und schaffe es schon. Ich schaffe es alleine nicht.

Ich kenne eigentlich nur 1 Person die es geschafft hat, nach Jahren mit dem Medikamenten aufzuhören. Sie meint sie verdankt alles ihrer Therapeutin. Dass sie so super ist und sie sich mit ihr bis zu 3x die Woche trifft, alles ausspricht und sie sie wieder "auflädt" mit positiver Energie. Sie hat mit ihr irgendwie ein "Spezialpreis" ausgehandelt und zahlt nur so 30 Euro die Stunde. Auf jeden Fall wohnen die in einem anderen Land, also kann ich zu der eh nicht gehen (und sie nimmt auch keine neuen Klienten mehr an meinte sie). Irgendwie finde ich, ist sie "süchtig" nach dieser Therapeutin. Aber das ist immerhin besser als süchtig nach den Medikamenten. :-/

Holladiewaldfee und du gehts immer noch regelmäßig zur Therapie?
Camille
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von Camille »

Hallo Hamster80,

Ich schalte mich mal ein, um im Bezug auf die Frage " Antidepressiva und Schwangerschaften möglich" ein bischen Klarheit zu verschaffen. Ich bin Gynäkologin und daher auch immer wieder mit solchen Fragestellungen konfrontiert.


Ganz grundsätzlich gilt, was Holladiewaldfee schon geschrieben hat, dass es keinen Einfluß hat, was du jetzt im Moment an Antidepressiva nimmst, wenn du aktuell noch keinen Kinderwunsch hast. Das zur momentanen Situation.


Dass du dir jetzt schon Gedanken machst, ob überhaupt eine Medikation nötig ist und wenn ja, welches Präparat bei dir anspricht, ist sehr gut. Das Beste, wäre selbstverständlich, wenn du auf Antidepressiva verzichten könntest - was, wie du beschreibst, augenblicklich wohl eher nicht möglich ist. Das könntest du ja jetzt schon mit deinem Arzt besprechen.


Ansonsten ist die Gruppe der SSRI (Serotoninwiederaufnahmehemmer), die derzeit bevorzugte Gruppe der Antidepressiva. (Mit Ausnahme von Paroxetin). Escitalopram - also der Wirkstoff von Cipralex - wäre durchaus möglich. Fehlbildungen sind bisher nicht bekannt. Ungefähr 30% aller Neugeborenen leiden nach der Geburt unter vorübergehenden Entzugserscheinungen.


Insgesamt gilt es bei jeder Medikation in der Schwangerschaft die Nutzen gegenüber den Risiken gemeinsam mit den jeweiligen Ärzten zu besprechen und abzuwägen. Ich selbst bin immer froh, wenn Patientinnen mich schon vor einer geplanten Schwangerschaft, so dass man in Ruhe planen und ggf einstellen kann.


Sehr gute Erfahrungen mache ich mit dem Institut für Reproduktionstoxikologie an der Uni Ulm. Patienten/ Ärzte können sich dort über den aktuellen Stand der Erfahrungen von Medikamenten in der Schwangerschaft informieren. Unter http://www.reprotox.de" onclick="window.open(this.href);return false; kannst du dir ein Formular zu deiner Anfrage herunterladen. Ich selbst mache es bei meinen Patienten gerne selbst, da das Antwortschreiben für Laien z.T. etwas schwierig zu verstehen ist.

Ich hoffe, dass ich dir damit weiterhelfen konnte

Lg
Camille

P.S. Embryotox funktioniert über Spenden, d.h. pro Anfrage wäre eine Spende von ung. 10 Euro sinnvoll.

Die
hamster80
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von hamster80 »

Liebe Camille, vielen Dank für die Informationen!!!

Ich frage mich auch ob das depressiv sein an sich schädlich ist für das Baby während der Schwangerschaft. Sagen wir mal ich nehme nichts während der Schwangerschaft um allen Risiken aus dem Weg zu gehen, aber ich bin während der Schwangerschaft depressiv. Habe ich dann nicht mehr von den "negativen" Hormonen wie Cortisol, die dann vielleicht das Baby auch irgendwie schaden/die Chance erhöhen, dass es dann auch depressiv wird?

Ich bilde mir ein, dass ich über eine Studie gelesen habe wo herauskam, dass Mütter die sehr gestresst waren während der Schwangerschaft eine höhere Chance hatten, dass ihre Kinder später Verhaltungsstörungen hatten bzw depressiv wurden. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern und ich glaube es waren "normale" Frauen, also nicht an Depression leidende Frauen, also könnte man das wohl sowieso nicht genau vergleichen.

Ich habe jetzt 1.5 Jahre durchgehalten ohne die Tabletten, also könnte ich 9 Monate für das Baby auch schon schaffen. Aber die Frage ist ob das überhaupt "gut" für das Kind wäre... wenn ihr versteht was ich meine.
Camille
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von Camille »

Hallo Hamster80,

Ich verstehe, was du meinst. Aber einerseits ist gibt es darüber keine eindeutigen Informationen und andererseits glaube ich auch nicht, dass selbst wenn es diese gäbe, dich das beruhigen könnte.

Kann es sein, dass du ein sehr verantwortungsvoller Mensch bist. Du dir über viele Dinge Gedanken machst und dich sorgst. Du wirst dein Kind nicht vor den Widrigkeiten des Lebens bewahren können. Es wird vielen Einflüssen ausgesetzt sein - guten unterstützenden und auch schlechten schädigenden - das geht uns allen so.

Wenn du dich trotzdem gerne weiter informieren möchtest, dann wäre der Bereich Epigenetik - Einfluß auf die fetale Entwicklung eine Rubrik zum recherchieren. Z.b. Prof. Dr. Brune. Das ist allerdings ein noch sehr junger wissenschaftlicher Bereich der Medizin. Es ist fraglich, was da als schon wirklich gesichert angesehen werden kann.


Kürzlich habe ich einen Artikel über das Bewusstsein des Feten und über Pränatalpsychologie gelesen, der die sicher beruhigen würde. Im wesentlichen geht man davon aus, dass sich der Fet im Mutterleib durch "Stoffe des Mutterkuchens" und seine spezielle Stoffwechsellage n einem Zustand befindet, den man mit einer Art Narkose vergleichen kann. Autor: Prof.Dr. Scharf, Pränatalmediziner, Darmstadt

Lg
Camille
hamster80
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von hamster80 »

Hallo Camille,

Sehr interessant. Ich werde mich da ein bisschen einlesen. Danke! :-)

Ja, ich sorge mich viel zu viel und überdenke alles. Andere kriegen einfach Kinder und denken nicht einmal darüber nach. Im Endeffekt kann ich das eh nicht wirklich beeinflussen was passieren wird, ich weiß.

LG
Simone80
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Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von Simone80 »

Hallo Hamster80,

Ich möchte Deinen thread auch noch einmal kurz kommentieren. Mir wurde vor einem Jahr während meiner 2. Schwangerschaft eine mittelschwere Depression diagnostiziert. Meine Psychiaterin sagte damals, sie würde mir Medikamente nicht einmal anbieten. Ich wollte selbst auch keine. Ich war aber auch sehr besorgt darüber, wie sich die Depression auf mein Baby auswirken wird. Aber alles ging gut, im Januar kam mein Sohn zur Welt, gesund und so zufrieden und fröhlich! Natürlich habe ich keine Garantie, dass meine Kinder nicht auch später mal depressiv werden. Aber ich denke, dadurch dass ich einige unbewusste Prozesse bei mir entdeckt habe und meine Kindheit gerade in der Therapie aufarbeite, kann ich meinen Kindern auch Stärke mitgeben und mache hoffentlich nicht die selben Fehler wie meine Eltern. Somit möchte ich Dir auch sagen, mach Dir nicht zu viele Gedanken darüber, ob Du gut genug für ein Kind wärst. Aus Deinen Texten lese ich heraus, dass Du Dich selbst reflektierst und an Dir arbeiten willst. Viele Menschen verdrängen ja nur und geben so auch unbewusst viel Negatives an ihre Kinder weiter.

Ich kenne diese negativen Gedankenspiralen auch sehr gut. Sie sind bei mir nicht weg, aber ich kann mit ihnen leben. Ich versuche öfter, Pause zu machen, bewusst an etwas anderes zu denken. Meditation und Entspannung helfen mir dabei. Und ich gehe regelmässig laufen. Ich konnte mich früher auch nicht gut zum Sport aufraffen. Als aber der Anfang gemacht war wurde ich regelrecht süchtig danach. Ich glaube es ist auch wichtig, die richtige Sportart für sich selbst zu finden die einem Spass macht.

Was ich Dir zum Thema Therapie sagen wollte: vertraue darauf, dass der/die Therapeut/-in dir helfen will. Ich selbst helfe in meiner Arbeit Menschen mit einer Suchtproblematik, und am schwierigsten ist es mit Menschen, die diese Einstellung haben, sie gehen jetzt in Therapie, der Therapeut gibt Anweisungen die der Patient befolgt, er macht sozusagen seine Hausaufgaben gewissenhaft, und dann ist er geheilt. So funktioniert es leider nicht. EinTherapeut gibt lediglich Hilfestellung um neue Lösungen zu finden. Und für viele Probleme gibt es keine Lösungen, oft muss man lernen, mit Dingen zu leben. Dies ist meine Sichtweise, ich möchte aber nicht überheblich klingen oder jemandem auf den Schlips treten. Mir hat diese Einstellung aber sehr geholfen. Ich bin einmal die Woche in Therapie, lese aber auch viele Ratgeber. Bücher zu dem Thema sind leider oft so geschrieben nach dem Motto, befolge diese Regeln und du wirst glücklich. Ich versuche mir von den Büchern lediglich Anregungen zu holen und neue Übungen auszuprobieren.

So, ich hoffe, ich habe dich mit meinen Gedanken nicht erschlagen und Du kannst zumindest mit ein paar davon etwas anfangen.

LG Simone
hamster80
Beiträge: 10
Registriert: 30. Okt 2018, 15:38

Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von hamster80 »

Danke Simone für deine Worte. Das klingt auch beruhigend. Ja, ich glaube wenn man reflektiert und an sich arbeitet wird man die Fehler der Eltern (die möglicherweise der Depression beigetragen haben) nicht begehen.

Ja, ich verstehe, dass es keine schnelle Lösung gibt und Therapie länger dauert, absolut. Ich glaube auch an das Gut aller Therapeuten und bin davon überzeugt, dass sie natürlich den Menschen helfen möchten (deshalb haben sie sich ja den Job ausgesucht).

Ich glaube einfach nur, dass es den meisten einfach nicht helfen "kann" wenn man nur einmal jede zwei Wochen hingeht und eine Stunde über sein Leben spricht und anschließend 1, 2 kurze Übungen absolviert. Es ist viel zu wenig. Ja, man muss dazwischen selber an sich arbeiten, alle diese Übungen und Tipps selber täglich machen und befolgen, Sport machen, mehr schlafen, Stress reduzieren, usw, usw, usw.

Ich weiß, ganz blöder Vergleich aber wenn ich das Thema Depression Heilen mit einen meiner Vertriebsprojekte in der Firma vergleiche - da haben wir immer genaue Ziele, Zeitspannen und arbeiten täglich am Projekt mit mehreren Besprechungen jede Woche. Übertrieben gesagt, wenn wir uns nur jede zwei Wochen einmal treffen würden und keine Zeitspanne dafür hätten... es wäre ganz klar, dass dieses Projekt sich ewig lang ziehen würde, sehr viel kosten würde und absolut nicht erfolgreich wäre. Ich weiß, kann man ÜBERHAUPT nicht so vergleichen, aber das Gefühl dieser Ungeduld und Hoffnungslosigkeit kam in mir öfters in meinen Sitzungen auf.

Ich kann mir vorstellen, dass das auch der Grund ist wieso diese Reha bei manchen so gut funktioniert hat. Weil sie sich doch intensiver mit dem Thema beschäftigt haben für 1-2 Wochen. Ich muss mich da einlesen welche Reha Möglichkeiten es in meiner Umgebung gibt. Und Geduld üben :)

Danke nochmals für eure lieben Antworten. Sie helfen sehr.
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Was würdet ihr machen?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Hamster 80,

ich möchte mich Simone voll anschließen,den ihre Empfehlungen und ihre Einstellung zu der Depression sind sehr richtig.
Sport funktioniert nicht immer,ich hatte sehr lange nicht die Kraft dazu,aber leichte Bewegung ist auch schon hilfreich.
Ich habe mir ein Trampolin gekauft und mache darauf Übungen,wenn ich gar nicht raus will.
Etwas flotte Musik dabei hilft mir manchmal etwas besser drauf zu sein, wenn es mir schlecht geht.
Genauso wichtig ist es beim Therapeuten, die besprochen Dinge auch umzusetzen.
Das ist vor allen Dingen bei der" Kognitiven Verhaltens Therapie" so,die als wirksamste gilt.
Außerdem muss die Chemie auch stimmen,zwischen Therapeuten und Klienten.
Einen Therapeuten den ich unsympathisch finde und über den ich mich ärger,der schadet mir mehr wie er mir nützt.
Da gibt es durchaus schwarze Schafe.
Mir ist zwei mal passiert,dass ich da Zeit verplempert habe,weil es gar nicht gepasst hat.
Aber mein erster Therapeut,bei dem ich 80 Stunden KVT hatte, kommt mir heute noch oft positiv ins Gedächtnis.
Zaubern konnte der auch nicht, aber er hat mich doch gelehrt, Dinge in meinem Leben anders zu sehen und anders zu bewerten.
Eine Reha kann auch hilfreich sein,auch da ist die richtige Klinik wichtig .

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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