Mutmacher!

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sportkirsche
Beiträge: 13
Registriert: 19. Jun 2017, 16:31

Mutmacher!

Beitrag von sportkirsche »

Liebe Angehörige,

Ich schreibe diesen Eintrag heute nicht weil ich Rat brauche, sondern weil ich euch Mut machen möchte!
Angehörige wie auch ich es bin haben eine schwierige Aufgabe. Die Aufgabe für sich selbst zu entscheiden wie weit sie den Betroffenen unterstützen können ohne selber vollkommen kaputt zu gehen. Und ich wende mich jetzt speziell mal an Angehörige deren Partner betroffen sind.

Auch ich habe 2017 als Angehörige sehr zu kämpfen gehabt. Damit, dass ich diese Krankheit verflucht nochmal von meinem Partner weg haben wollte, ihn befreien wollte. Damit, ignoriert und kalt gelassen zu werden obwohl es doch der Mann war der mich immer über alles liebte. Damit, nicht mehr weiter zu wissen und nicht mehr zu wissen ob ich die Beziehung so standhalten kann. Ob unsere Beziehung die ich immer als so stark verbunden empfunden habe, die Krankheit stand hält...

Wir haben es überstanden. Es gab Zeiten wo ich jeden Tag geweint habe, gezweifelt habe das ich ihm helfen kann. Aber danach kamen auch wieder bessere Zeiten. Er war in dem Moment sauer auf mich das ich ihn zu einer stationären Therapie gebracht habe. Heute ist er wahnsinnig dankbar. Er weiß wie schwer die Zeit auch für mich war. Und wir brauchten beide Zeit wieder zu verstehen das es jetzt wieder besser wird. Aber es hat sich gelohnt.

Wir haben oft gesprochen über diese schlimme Zeit. Sie hat uns im Nachhinein zusammengeschweißt, obwohl in dem Moment alles zu zerbrechen schien.
Mein Partner ist inzwischen so dankbar und so glücklich das ich geblieben bin, das ich ihm zur Seite stand und ihn unterstützt habe. Heute sagte er: "Deine Nachrichten damals haben mich auch in dem moment glücklich gemacht auch wenn ich nichtmal antworten konnte. Sie haben mir gezeigt das ich nicht alleine bin. "

Keep on going liebe Angehörige. Ich möchte nicht ausdrücken das alles so läuft wie in meinem/unserem Fall, aber hört auf euer Herz, auf euer Gefühl. Auch wenn der Partner es in dem Moment nicht zeigen kann... Eure Unterstützung hilft ihm/ihr, solange ihr es könnt!
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Mutmacher!

Beitrag von Candless »

Vielen Dank für den Beitrag, auch wenn ich noch nicht wirklich sehe, dass ich ihn auf meine Situation anwenden kann.

Würde meine Ex-Partnerin es akzeptieren, dass ich an ihrer Seite bleibe, wären das für mich schon ganz tolle Zeichen. Ich hätte sie nie verlassen, aber sie will (momentan) nicht (mehr.) Ich höre überwiegend ein "lass mich in Ruhe", "ich brauche niemanden", bei Zuspruch "hör auf die Dinge schön zu reden", usw., nimmt aber von sich aus Kontakt auf, wenn ich mich nicht melde.

Bei uns geht das aber auch schon länger, wäre es mal nur ein Jahr gewesen, wäre das alles auch nicht so schlimm... bei einer früheren Krise vor zwei Jahren lief es so ähnlich ab, wie du schilderst. Heute ist das alles nochmal verschärft. Denn leider bleibt es ja oft nicht bei einer Episode. Aber ok, ich will nicht denen den Mut nehmen, die noch viel davon haben.
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Petra2312
Beiträge: 25
Registriert: 3. Nov 2018, 21:24

Re: Mutmacher!

Beitrag von Petra2312 »

Hallo Sportkirsche, ich bin neu hier. Es ist schön, dass es sich zum Guten gewendet hat.
Mein Partner hat uns (seine Kinder und mich nach 21 Jahren) vor 2 Jahren in seiner depressiven Phase verlassen. Es ist schwer noch Hoffnung zu haben, da man ja nicht mehr zusammen wohnt. Ich komme gar nicht mehr an ihn ran. Der Kontakt zu den Kindern ist auch fast gänzlich abgebrochen. Wir wissen nicht mehr was wir noch machen sollen. Man hat eigentlich auch keine Kraft mehr sich ständig anzuhören, dass man an allem Schuld ist und er für uns sowieso keine Zukunft sieht. Ohne mich und die Kinder ist er besser dran. Schon schwierig. Ich wünsche weiterhin viel Glück.
Lösung
Beiträge: 29
Registriert: 26. Aug 2018, 19:20

Re: Mutmacher!

Beitrag von Lösung »

Liebe Sportkirsche,

wie schön, dass sich diese schwere Zeit für Euch beide ausgezahlt ha!!! Ein schönes Beispiel dafür, dass Krisen einen zusammenschweißen können.

Falls ich Dich bitten dürfte, Dir einmal meine Geschiche unter "Darf ich überhaupt noch hoffen" "anzutun" würde mich mal interessieren, ob Du diese Rückzugstendenzen nachvollziehen und vielleicht auch bewerten kannst. Ich denke, dass Depressioen bei Männern und Frauen dioch sehr unterschiedlich verlaufen, wobei ja sowieso jede D. anders ist, selbst bei den selben Menschen im Laufe ihes Lebens unterschiedlich verläuft.

Wohl dem, der durch das so wenig nachvollziehbare Vehalten seines Partners nicht in eigenen Verletzungen angetriggert wird und das Verhalten des Depressiven so persönlich nimmt, wie ich es leider im Moment tue. Die wohlgemeinten Ratschläge, sich selbst abzugrenzen und auf sich selbst zu achten sind dann wenig förderlich, weil die Liebe zum Partner ja noch da ist und es sich für mich selbst verbietet in solchen Momenten mehr an mich als an den Partner zu denken... Natürlich könnte es eine Lernaufgabe sein, dies für die Zukunft zu ändern. Aber in Krisen ändert man ja bekanntlich nicht wirklich seine bisherigen negativen Glaubenssätze.

Genau das ist es, was ich mir vorstlelle, wie sich mein Parner jetzt fühlt Nichtsnutzig, gescheitert und infolgedessen, meiner Liebe nicht würdig. Ich würde ihm so gerne zeigen, dass all diese "aüßeren Dinge" für mich nicht bedeutsam sind. Auf der anderen Seite will ich seinen Wunsch nach Rückzug aber auch akzeptiren, natürlich auch aus Angst einer noch größeren Zurückweisung als jetzt sowieso schon.

Liebe Grüße

Lösung
Candless
Beiträge: 190
Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Mutmacher!

Beitrag von Candless »

Liebe Lösung,

ich bin zwar nicht Sportkirsche ;-) aber mir kommt da ein Gedanke, zu dem was du schreibst.
Meine Ex-Partnerin hat erst wieder vermehrt Kontakt gesucht (obwohl es noch weit weg von Beziehung oder Gemeinsamkeit ist), seit ich ihr zu verstehen gegeben habe, dass ich nicht leide, sondern sie die Depression hat. Am Anfang war sie sehr verzweifelt, weil sie mich so verletzt hat und hatte neben einem schlechten Gewissen auch schlechte Gefühle, wenn ich sie kontaktiert habe.

Seit einer sehr intensiven Auseinandersetzung darüber, dass mein Befinden gut ist und nicht von ihr abhängt, kam eine kleine Entspannung, die den weiteren Kontakt überhaupt ermöglicht hat. Direkt nach der Trennung wollte sie den Kontakt erst völlig abbrechen, weil sie meinte, es sei ihr alles zuviel, denn sie war ja schon damit überlastet, wie es ihr ging und konnte nicht noch mein Gefühlschaos mittragen oder ertragen.

Insofern kann es für einen Depressiven auch eine Erleichterung sein, wenn man nicht in die depressive Spirale mit hineingerät. Ich liebe meine Partnerin auch noch über alles, aber ich habe eben die Erfahrung gemacht, dass das an mich denken auch für sie besser ist und ihr Freiraum gibt, sich um ihre Gefühle zu kümmern und keine Verantwortung für meine zu haben.

Es ist total schwer, aber ich glaube wirklich, es hilft auch dem Partner, an sich zu denken. Ist das iwie nachvollziehbar, was ich meine? Es geht nicht darum, den anderen fallen zu lassen, sondern darum, eine sichere Basis zu sein und zu bieten, falls er oder sie zurückkommen kann und möchte. Dann kann jemand mit Depression wahrscheinlich nur zurückkommen, wenn er weiss, der andere ist so fest in sich, dass die Depression ihm nichts anhaben kann und auch Unsicherheit und vielleicht dauerhafte Schwankungen ausgehalten werden können. Ist das iwie verständlich?
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Kräuterhexchen
Beiträge: 30
Registriert: 26. Okt 2018, 09:46

Re: Mutmacher!

Beitrag von Kräuterhexchen »

Hallo ihr,

Danke für das Mut machen! :-*

@Candless: vielen Dank für den Gedanken, dass die Betroffenen sich auch um uns sorgen! Und ihnen diese Sorge nehmen zu wollen, ist eine gute Idee.

Realistisch betrachtet, ist es zwar Quatsch, dass es mich (und vll uns) gaaar nicht runterzieht, aber ich denke ich weiß, was du meinst: dass wir uns jetzt nicht soweit herunterziehen lassen, dass wir selbst an einer Depression erkranken! ;-)

Weiter mit erhobenen Kopf!
Kräuterhexchen
Liebe Grüße
Kräuterhexchen
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