gesund werden!?

flora80
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gesund werden!?

Beitrag von flora80 »

Hallo zusammen!

Mir kommen da gerade so ein paar Ideen... Ich mache mir ziemlich viele Gedanken zum Thema "krank sein" und ich wundere mich, warum ich mir nicht einfach viel mehr Gedanken zum Thema "gesund werden" mache...
- Klar, ich mache Therapie mit allem drum und dran etc. pp. Aber eigentlich geht es immer um die Störung. Mein Therapeut hat mir gesagt, dass ich wohl nie völlig gesund werde. Rosige Aussichten, was?
Meine Antwort darauf ist: TROTZDEM!

Ich will es TROTZDEM schaffen. Mal ehrlich: So eine Krankheit ist ja, ohne jetzt polemisch sein zu wollen, schon etwas recht bequemes. Wenn es einem schlecht geht, dann muss man nichts können können. Wenn man etwas nicht hinbekommt steht immer eine Ausrede parat. Man ist schließlich krank.
JA, ich bin krank. Punkt. Und TROTZDEM muss ich mein leben irgendwie auf die Reihe bekommen. Es geht mir zur Zeit eher schlecht, aber so langsam denke ich, es ist alles eine Frage der Organisation. Wenn ich morgends nicht aus dem Bett komme... gut, dann bleib ich halt liegen. Aber arbeiten kann man auch abends. Ich versuche gerade zu lernen, dass es auch mal gut tun kann, etwas nicht zu schaffen und einfach dazu zu stehen. Einfach zu sagen: Ich habe etwas nicht geschafft, genau so, wie millionen von Leuten jeden Tag etwas nicht schaffen. Na und? - Fällt mir ehrlich schwer!
Ich nehme gerade eine Auszeit und man höre und staune: Fast ohne schlechtes Gewissen. Ja, ich mache zwei Wochen lang einfach mal NICHTS. Tatsache. Und das ich. Ich brauche in meinem Studium länger als andere? - O.K., aber ich hab auch einen guten Grund dazu. Punkt. Und wenn ich mal versuche, objektiv zu sein (was ich eigentlich so ziemlich gar nicht kann), dann muss ich sagen, dass ich schon eine Menge geschafft habe, auch wenn ich noch viel vor mir habe.
Und gesund wäre es viel einfacher, als krank. Klar. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich merke, dass es mir sehr, sehr schwer fällt, nicht über krank sein, sondern über gesund werden zu reden. Aber es ist ein erster Schritt, zu sagen, dass man einfach auch nur ein Mensch ist, der FEHLER macht und nicht immer PERFEKT ist. Ich darf auch sagen, wenn mich etwas stört. Ich darf auch mal durch eine Klausur fallen. Ich darf auch mal eine schlechte Hausarbeit einreichen. Ich darf auch 14 Semester brauchen. Ich DARF das! Ja. Schwer zu glauben, auch für mich. Aber es tut gut, darüber nachzudenken.
Und noch eine Idee zum Thema gesund werden. Ich frage mich oft, was mich eigentlich daran hindert. Warum werde ich nicht gesund? .... Mal wieder schwer zu sagen und mir kommt der irgendwie verboten klingende Gedanke, dass ich es vielleicht gar nicht will. Meine Störung gehört MIR, ich will sie nicht loslassen. Vielleicht, weil sie ein Teil von mir ist, der nicht nur schlechte Seiten hat? Was bringt es mir, krank zu sein, welche Vorteile habe ich davon? - Lohnt sich vielleicht auch, darüber nachzudenken, auch wenn es auf den ersten Blick abwegig erscheint. Aber irgendetwas in mir hält sich schließlich daran fest und diesem Teil müsste ich ja dann einen neuen Halt geben. Nur welcher ist es überhaupt und was könnte ich ihm stattdessen geben? Fragen über Fragen. Ein bisschen verrückt, ein bisschen philosophisch, aber vielleicht lohnenswert. Ich werde es ja irgendwann sehen. Auf in's gesund werden!

Lieber Gruß,

Flora
Marly
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Re: gesund werden!?

Beitrag von Marly »

Hallo Flora,

erstmal einen lieben Gruss an dich

Es ist schon richtig zu erkennen das man eine Krankheit hat. Es ist ziemlich schwer die richtige Balance im Umgang mit der Krankheit zu finden. Ich will mich nicht hinter dieser Krankheit verstecken und leider (oder auch zum Glück) muss ich jeden Tag ins Büro. Ich versuch mir Auszeiten am Wochenende zu nehmen.

Wünsch Dir alles Gute.

liebe Grüsse von Marly
flora80
Beiträge: 3620
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Re: gesund werden!?

Beitrag von flora80 »

Liebe Marly!

Vielen Dank für deine Antwort. Irgendwie scheinen meine Ansichten nur wenige zu teilen... *g*
Natürlich, keiner will sich hinter der Krankheit verstecken, aber ich bin dennoch der Meinung, dass man das ab und an tut. Ist aber auch eigentlich legitim. -Irgendeinen Vorteil muss man ja davon haben...
Seit Donnerstag versuche ich, für mich herauszufinden, was eigentlich "krank" an mir sein soll. Vielleicht bin ich es ja auch gar nicht und alles gehört einfach zu mir dazu...??? Wäre zwar eine ernüchternde Feststellung, aber das würde erklären, weshalb sich die Depression so hartnäckig jeglicher Behandlung entzieht. Ich rede jetzt nur von der Depression, bei allem anderen sieht die Lage wieder noch anders aus. Naja, ich mach jetzt mal schluss. Bin in letzter Zeit nicht mehr so oft und lange im Netz, weil ich nicht daheim bin.
Vielleicht fällt dem ein oder anderen ja doch noch was dazu ein...

Lieber Gruß,

flora
sewi
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Re: gesund werden!?

Beitrag von sewi »

Milena
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Re: gesund werden!?

Beitrag von Milena »

Hallo Flora,

mir gefällt dein Beitrag zum Thema „gesund werden“ sehr. Am besten gefällt mir die Verbindung zwischen diesem starken TROTZDEM und dem anschließenden „Anti-Perfektionismus“ (nach den Hausarbeiten mit den schlechten Noten kräht hinterher eh kein Hahn mehr – nach den guten übrigens auch nicht). „Trotzdem“ kann ein sehr kraftvolles Wort sein, kann aber auch leicht ins störrische, trotzige Nicht-Akzeptieren gehen. Ich finde es sehr schön, dass du – so jedenfalls lese ich dein Posting – einerseits die Kraft von „trotzdem“ benutzt, das aber andrerseits nicht zu einer Verleugnung deiner Krankheit führt, sondern gerade zu einer Annahme. Dass du dir eben auch erlaubst, fehlbar zu sein und eben auch unter anderen Bedingungen dein Leben bewältigen zu müssen als andere. Ich denke, das ist ein wichtiger Schritt, um das Mögliche möglich zu machen, statt sich auf das Unmögliche berufend alles sein zu lassen und insofern ein wichtiger Schritt in Richtung Lebendigkeit.

Der Kampf gegen den Perfektionismus ist gerade ein sehr wichtiges Thema für mich. In letzter Zeit gelingt es mir etwas besser (aber durchaus nicht immer), meine Fehler nicht mehr so aufzublasen, und das führt dazu, dass ich erstens auch eine Chance sehe, sie eventuell wieder gutzumachen und zweitens, wenn das nicht möglich ist, sie auch als solche stehen lassen kann, ohne mich völlig zu zerfleischen. Und das macht es mir leichter, die Verantwortung für meine Fehler zu übernehmen. Das wiederum halte ich für eine Grundvoraussetzung dafür, die überhöhten Ansprüche an sich selbst loszulassen und, wie du auch geschrieben hast, menschlicher zu werden.

Für meinen Teil muss ich gestehen, dass ich mich in meiner Depression auch irgendwie auf eine sehr perverse Weise zu Hause gefühlt habe, authentischer als im restlichen Leben. Einerseits (das war der bewusste Teil) hätte ich alles drum gegeben, wenn „es“ endlich aufhört, andrerseits (und das war wohl der unbewusste Teil) gab mir die Depression eine eigenartige Sicherheit, nach dem Motto: Wenn ich die nicht mehr habe, was habe ich dann noch, was bin ich dann noch? oder so ähnlich. Hm, klingt wohl ein bisschen abgefahren.

Ich kenne deine Geschichte nicht sehr genau, weiß nur, dass du viel von dir im „Insel-Thread“ schreibst, den ich aber nicht verfolgt habe. Aber ich empfinde dieses Posting von dir als sehr positiv. Ich möchte dich ermutigen, auf dieser Spur zu bleiben.
In diesem Sinn wünsche ich dir, dass du nach und nach immer neue Kraftquellen für deinen Weg findest und schließ mich deinem „Auf in's gesund werden“ gerne an!


Liebe Grüße
Milena
ymoe
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Registriert: 23. Jun 2003, 13:36

Re: gesund werden!?

Beitrag von ymoe »

Hey Flo!
Ich finde mich in dem was du geschrieben hast wieder!
Vielleicht will ich meine Krankheit garnicht abgeben!
Hört sich doof an ist aber genau dass was ich schon länger denke!
Sie macht mir Angst aber sie gehört zu mir!
Oh man ist schon echt bescheuert!
Ich habe auch bemerkt dass einige Dinge in meiner Krankheit schon lange exestieren die ziehen sich wie ein roter Faden durch mein Leben!
Ich muß versuchen diese Strucktur zu ändern!
Ich möchte es verstehen damit ich nicht mehr an ihr halten muß!
Ich glaube dass ich zu den Depris gehöre die Krank sein als eine Art Zuwendungsgrund haben!
Wenn ich krank bin bekomme ich Liebe und Zuneigung bin ich es nich bekomme ich es auch nicht! (scheinbar)
Das sind Strukturen aus meiner Kindheit und Jugend!
Aufgefallen ist es mir vor einigen Woche und es rutscht so nach und nach noch mehr von dem Zeug hoch!
Seltsam ist das schon!
Nun ja reicht ersteinmal für heute!
Wann sehen wir uns wieder? Hab gestern mit Besen telefoniert!
Liebe Grüße Rebecca ps : mein Bruder möchte dich kennenlernen wenn du magst!
Is n netter Kerl
Gundelgaukele
Beiträge: 25
Registriert: 19. Jan 2004, 22:24

Re: gesund werden!?

Beitrag von Gundelgaukele »

was mir die depression "positives" bringt:

ich kann im bett bleiben, solange ich will.
ich kann mich vor der welt verstecken.
ich muß mich meinen ängsten nicht stellen (angst vor anderen menschen)
ich muß keine entscheidungen treffen (angst etwas falsch zu machen)
ich muß keine verantwortung übernehmen - vorallem nicht für den ganzen müll, den ICH SELBST bisher in mein leben geschrieben habe (für meinen masochismus und meine selbstzerstörung, für meine eigenen gedanken)
und nicht für weitere schritte, die ich mir nach dem allen nicht mehr zutraue.

ich laufe nicht länger gefahr, immer wieder dieselben fehler zu machen und immer wieder dieselben schmerzhaften erfahrungen zu machen, weil ich gar nichts mehr mache.

ich muß nicht um meine rechte kämpfen und für mich eintreten und mich der angst stellen, die ich davor habe, das (wieder) nicht zu schaffen.


ich kann mich und die welt unbekümmert weiter hassen!!!

und vorallem: ich kann MICH hassen und MICH zerstören und an MIR alles abladen, und muß nicht die menschen anschreien und mich gegen die menschen und erfahrungen wehren, die mir angst machen (oder gemacht haben) und gegen die ich glaube, keine macht zu haben.

ich bin immer da! ich wehr mich ohnehin nicht! an mir kann ichs abreagieren!

ich muß mich nicht mit mir selbst versöhnen und muß daher auch nicht den weg gehen, erfahrungen zu AKZEPTIEREN, die ich einfach nicht akzeptieren WILL, weil sie verdammt noch mal nicht in mein leben gehören und ich sie nicht in meinem leben haben will!!!

was mir die depression noch bringt....?
mit ein wenig glück, endlich die aufmerksamkeit, die ich nie bekommen habe.
(wer weiß, vielleicht lassen sich meine eltern oder sonstwer nun auch ein wenig erpressen...?!?)

auch in der therapie: endlich hört ein mensch nur MIR zu! endlich werde ich ernstgenommen!

wer weiß, was passiert, wenns mir wieder gut geht? dann erwarten sich alle von mir, daß ich alles perfekt und toll mache und dem druck bin ich nicht gewachsen und hab auch nicht die stärke, dagegen "nein" zu sagen und meine therapeutin schickt mich dann auch nach hause und ich bin erst recht verlassen.... DENN: ich glaub einfach nicht an mich!

...viel mehr fällt mir spontan nicht mehr ein.
meine therapeutin quält mich auch schon länger mit der frage und nervt mich ungemein damit, weil ich nix finde, was es mir bringt ... außer ein unangenehmes leben!
(obwohl... ein paar punkte sind nun doch zusammengekommen)

nun denn, fröhliches weiterraten,
britta
leontine
Beiträge: 4
Registriert: 20. Feb 2004, 15:55

Re: gesund werden!?

Beitrag von leontine »

Hallo Flora,

bin noch neu hier, würde mich hier aber trotzdem gerne einklinken, wenn ich darf, denn, was Du sagst kann ich sehr gut nachvollziehen.

Zunächst möchte ich Dir aber meine Bewunderung für Dein TROTZDEM! aussprechen. Da gehört sicher eine Menge Mut und Kraft dazu.

Besonders als ich am Anfang die Medikament genommen hatte, die ja die schlechten Gefühle irgendwie vernebelten, hatte ich oft das Gefühl, mir fehlt da was. Das klingt jetzt wahrscheinlich blöd, aber manchmal kam mir dann diese ganze Traurigkeit, die tiefe Melancholie vor wie ein warmer beschützender Mantel, der mir auf einmal fehlte, in den ich mich sonst immer "einkuscheln" konnte.

Ich nehme jetzt seit etwa vier Wochen keine Medikamente mehr und meine Stimmung ist in dem ganzen letzten Jahr in dem ich sie genommen habe besser geworden, aber manchmal habe ich dabei das Gefühl, mir fehlt etwas.

Ich glaube, das hat auch was damit zu tun, dass ich z.B. mit Freude gar nicht so richtig umzugehen weiß. Ich fühle mich immer ganz komisch, wenn ich irgendwie gut gelaunt bin - dann bin ich oft auch ganz aufgedreht - weil ich dann gar nicht weiß was ich damit anfangen soll, ich kann das dann irgendwie gar nicht so richtig zulassen, weil es mir so fremd ist .... und noch gar nicht so "kuschilg" wie Melancholie. Ich weiß nicht, ob das hier einer versteht, was ich so verdreht versuche auszudrücken .... :-/



> Ich nehme gerade eine Auszeit und man höre und staune: Fast ohne schlechtes Gewissen.

Als ich mich endlich mal habe krank schreiben lassen und ssechs Wochen zu hause war, habe ich mir auch ganz bewusst gessagt, "Du bist krank, du musst nichts tun, du kannst dich den ganzen Tag auf dem Sofa, wenn dir danach ist, du musst die Zeit nicht mit irgendwelchen anderen tollen Dingen ausfüllen, die man alle machen könnte in theoretisch freier Zeit. Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben!" Und genau das habe ich getan, mich sechs Wochen lang auf dem Sofa gekringelt und fast nur geschlafen und das habe ich offensichtlich ganz dringend gebraucht. Aber trotzdem war es schrierig, sich gegen den eigenen inneren Befehl "Reiß dich doch gefälligst einfach mal ein bisschen zusammen!" durchzusetzten.

<<Und wenn ich mal versuche, objektiv zu sein (was ich eigentlich so ziemlich gar nicht kann), dann muss ich sagen, dass ich schon eine Menge geschafft habe, auch wenn ich noch viel vor mir habe. >>


Auch das kenne ich nur zu gut.Und so bereit ich bin, bei jedem anderen "Fehler" oder sowas ohne Frage zu verzeihen und als "das ist doch ganz normal" anzunehmen, so schwer fällt es mir, das bei mir zu tun. Oder mir Positives als mein Verdienst anzurechen. "Eine eins in der Diplomarbeit? Das war einfach nur ein Glückstreffer. Für eine Diplomarbeit, die man in drei Wochen schreibt, kriegt man keine eins. Ein guter Abschluss? Nur wegen der zufällig guten Diplomarbeit und ein bisschen Glück in den Prüfungen, zufällig genau das drangekommen, was ich gelernt habe."

Und dieses Muster wende ich ohne mit der Wimper zu zucken immer wieder an. Erst heute hat mir meine Therapeutin gesagt, dass ich vor lauter Sorge, am Ende der Therapie nichts erreicht zu haben ganz übersehe, was ich schon erreicht habe. Nämlich die Therapie überhaupt zu machen, trotz meiner Befürchtungen, das nicht mit meiner Arbeitszeit unter einen Hut bringen zu können, weil ich dafür jetzt jeden Morgen um acht im Büro sein muss, wo ich es früher nie bis neun geschafft habe, dass mir trotz aller Befürchtungen - auch wenn ich immer noch viele schweigsame Momente habe - mir nicht schon nach den ersten Stunden der Gesprächsstoff ausging. OK, das habe ich erreicht, aber das ist doch "normal", das kann doch jeder, kein besonderer Verdinst. Nicht für mich. Ich kann mir das nicht als Verdienst anrechnen. Würde mir das ein anderer erzählen, würde ich sagen, "Toll gemacht. Super, was du schon geschafft hast!" Aber bei mir?


<<Ich frage mich oft, was mich eigentlich daran hindert. Warum werde ich nicht gesund? .... Mal wieder schwer zu sagen und mir kommt der irgendwie verboten klingende Gedanke, dass ich es vielleicht gar nicht will. Meine Störung gehört MIR, ich will sie nicht loslassen. Vielleicht, weil sie ein Teil von mir ist, der nicht nur schlechte Seiten hat? Was bringt es mir, krank zu sein, welche Vorteile habe ich davon? - >>

Ich denke, der Vorteil, den ich darin sehen würde ist, dass es etwas ist, was ich kenne, es ist mir vertraut. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein wird, wieder gesund zu sein. Es ist blöd, aber manchmal scheint mir jetzt, der warme, vertraute Mantel Melancholie mehr Geborgenheit zu geben, als die noch unbekannte, sich deshalb irgendwie noch gar nicht warm aber dafür kühl und fremd anmutende Freude. Macht das Sinn?

Der bekannte und vorgezeichnete Weg ist doch auch soviel bequemer und längst nicht so beängstigend wie der Weg ins Unbekannt, den wir uns erst noch selber bahnen müssen.

Aber ich glaube, wir alle hier, die wir uns mit dem Thema Depression auseinandersezten und Wege suchen, dagegen anzugehen, damit umzugehen, sind wir nicht doch schon auf einem neuen Weg, wenigstens ein Stück weit?, auch wenn es uns immer wieder auf den alten zurückziehen mag, machen wir doch mehr und mehr Abstecher ins Unbekannte. Aber wir können eben keine breiten Schneisens schlagen, sondern müssen uns mühsam, Stück für Stück den Weg durchs Unterholz erkämpfen. Und das ist anstrengend und braucht seine Zeit.

Meine Güte, jetzt habe ich aber erzählt. Und bestimmt irgendwie gar nicht immer so beim Thema geblieben. Sorry. Ist überhaupt noch jemand bis hierher gekommen? War nicht meine Absicht, wollte es eigentlich eher langsam angehehn hier. Naja, war wohl nicht,s aber ich werde es jetzt auch nicht mehr kürzen, denn dafür müsste ich es noch mal lesen und dann würde ich es, so wie ich mich kenne gar nicht abschicken, weil's mir alles so blöd vorkäme. Wen's nicht interessiert, der hat ja eh schon drüberweg gescrollt

Euch allen, die Ihr es bis hierher geschafft habt, eine gute Nacht und schöne Träume (naja, den anderen schon auch )

Leontine
flora80
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Re: gesund werden!?

Beitrag von flora80 »

Hallo ihr!

Na, was sehe ich...? Mein Thema scheint ja doch mehr Anklang zu finden, als ich dachte!
Nein, im Ernst, ich freue mich, dass ich doch nicht die Einzige bin, die diese Dinge beschäftigt und es tut gut, eure Antworten zu lesen.
Ich bin froh, dass es auch noch andere gibt, die sich in der Depression irgendwie "zu Hause" fühlen, auch wenn man sie ja eigentlich loswerden will....
Und auch ich weiß oft einfach nicht, wie ich damit umgehen soll, wenn es mir gut geht. es ist, als ob mir etwas verbietet, gut drauf zu sein und es fühlt sich irgendwie "falsch" an. Ich muss noch herausfinden, was eigentlich dahinter steckt und warum ich es mir oft verbiete, dass es mir gut geht.

@Marie
Ich hab schon mit Besen gechattet und er setzt sich mit dir in Verbindung. Und deinen Bruder kannst du gerne mitbringen. Aber was um Gottes Willen hast du dem von mir erzählt, dass der mich kennenlernen will?????

@ leontine
natürlich darfst du dich einklinken und ich fand deinen Beitrag auch nicht zu lang oder uninteressant. Hab's immerhin bis zum Ende geschafft! Schreib ruhig weiter!

Liebe grüße an alle!

Flora
ymoe
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Re: gesund werden!?

Beitrag von ymoe »

Na ja Flo!
Ich habe ichm ne menge erzählt!
Nichts was ich nicht sagen durfete!
Aber eines was mir auf dem Herzen lag!
Dass du ein Wundervoller liebendswerter Mensch bist!
Und dass man dich einfach gern haben muß!
srb
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Re: gesund werden!?

Beitrag von srb »

Hallo Flora (und alle anderen),

mich beschäftigt dieses Thema auch sehr, habe mir dazu in einem anderen Thread ("Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht") einige Gedanken gemacht. Mir geht es auch oft so, daß ich irgendwie gar nicht zulassen kann, mich zu freuen. Oder, daß es mir gut geht. Manchmal habe ich das Gefühl, daß das dann irgendwie nur ein "schlechter Scherz" ist, daß, sobald ich mich darauf einlasse, jemand kommt und sagt: Ätsch, war nur eine Illusion. Und daß mir das dann total wehtut. Außerdem verbinde ich mit "Gutgehen" wohl auch immer noch "funktionieren müssen". Wenn es mir gutgeht, muß ich alles wieder auf die Reihe kriegen, dann darf ich nichts mehr "nicht können". Wird auch noch dadurch verstärkt, daß ich oft das Gefühl habe, alle Leute in meiner Umgebung lauern geradezu darauf, daß es mir besser geht. Damit sie wieder mit irgendwelchen Wünschen und Anforderungen kommen können. so nach dem Motto: Nun ist ja alles wieder in Ordnung.

Ist das jetzt zu verstehen oder etwas zu wirr? Bin auf jeden Fall an allen Gedanken zu diesem Thema sehr interessiert!

Liebe Grüße,
Silke
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: gesund werden!?

Beitrag von flora80 »

Also, dann will ich mal wieder etwas zum Thema "gesund werden" anbringen, wo ja gerade von den Moderatoren bemängelt wurde, es gäbe zu viele destruktive Beiträge hier (was im Übrigen richtig ist!!!). Also aufgepasst: GEGENANGRIFF!!! *lach*

Wie ich oben schon sagte, finde ich es ziemlich schwierig über's gesund werden zu schreiben. Viel, viel leichter ist es, zu sagen, was schlecht ist und darin sehe ich auch den Grund, aus dem hier im Forum so viel gejammert wird.
Ich versuche gerade, dieses Forum für mich so zu nutzen, dass ich daraus ausschließlich positives ziehe. Zum Jammern habe ich mir realitätsnähere Anlaufstellen gesucht, die mich aber glücklicher Weise auch nicht nur jammern lassen, sondern immer auch versuchen, etwas konstruktives dazu zu sagen. Für mich ist wichtig geworden, zu differenzieren: Wenn der Gedanke kommt, dass alles ganz furchtbar ist, dann analysiere ich, was genau furchtbar ist und was vielleicht gar nicht so schlimm. Und solche Analysen könnte man doch zum Beispiel auch mal hier im Forum darstellen, weil sie oft Denkmuster enthalten, die für fast alle hilfreich sein könnten.
Gerade erst gestern Abend hatte ich eine ziemliche Krise. Ich hatte plötzlich Angst, im Studium nichts mehr zu schaffen, auf ewig zu versagen, mich nie wieder konzentrieren zu können und niemals in der Lage dazu zu sein, mein Examen zu machen. Das waren Ängste, die sehr, sehr existenziell wurden und wenn ich mich in die Spirale geschraubt hätte, dann wäre der Endgedanke mit Sicherheit gewesen, dass es nur noch eine Lösung gibt und zwar, mich umzubringen. Aber ich habe es geschafft, wieder ein wenig realitätsnäher zu denken und am Ende bin ich fast erleichtert in's Bett gegangen. Wie man sieht, lebe ich noch. Was ist also passiert?
Ich habe die Aussage "Ich schaffe nichts!" genauer betrachtet. Was ist denn "nichts"? Natürlich schaffe ich es nicht, früh aufzustehen und um acht am Schreibtisch zu sitzen um dann zehn Stunden an meinen Arbeiten zu schreiben. Ich schaffe es auch nicht, den Tag zu verleben, ohne mich mittags oder zwischendurch hinzulegen. Ich schaffe es auch nicht, mich regelmäßig mit Freunden zu treffen und Sport zu treiben. ABER: Ich kann es schaffen, jeden Tag ein bisschen an meinen Arbeiten zu schreiben, vielleicht eine halbe Stunde, wenn es gut läuft auch länger. Ich schaffe es, mit diesen "Nickerchen" zwischendurch, dass ich mich den Rest des Tagen halbwegs brauchbar fühle. Ich schaffe es, jeden Tag um die 50 Seiten zu lesen, ich schaffe es, ab und an mit einer Freundin schwimmen zu gehen. Soviel also zum Thema "Ich schaffe nichts"...
Ich schaffe vielleicht nicht so viel, wie ein "gesunder" Mensch, aber ich kann es schon irgendwie schaffen, mein Studium zu beenden. Nur mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit dauert es länger, als bei anderen. Und auch das ist eine Aussage, die es erst einmal noch zu überprüfen gilt.... Fast alle meiner wirklich guten Freunde haben Ewigkeiten studiert.... *g*
Ich bin vorsichtig geworden. Bevor ich eine pauschale Aussage mache, versuche ich erst einmal zu sehen, ob das WIRKLICH so ist. Oft ist es nicht so...
Das heißt nicht, dass es mir immer gut geht, dass ich aus jeder Krise mit Leichtigkeit heraus finde und dass ich mich immer objektiv betrachten könnte. Es ist sehr, sehr Anstrengend und manchmal bin ich auch trotzig und sage "ich will ich aber nicht mehr anstrengen!!!". Leicht ist es nicht, aber ich hoffe, dass es mir irgendwann einmal leichter fallen wird und ich nicht den Großteil meiner Energie darauf verwenden muss. Das wäre dann GESUND!

Liebe Grüße von
Flora

P.S.: ... und ab und an mal jammern darf ich schon auch noch. Ohne fehlte mir etwas!
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: gesund werden!?

Beitrag von artemis »

Flora,
ich glaube du hast einen wichtigen Abzweig auf deinem Weg gefunden. Der Abzweig mag steinig sein aber er führt letztlich bergauf, ganz bestimmt.
LG Arte
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: gesund werden!?

Beitrag von flora80 »

Hallo zusammen!

Ich wollte diesen Thread mal wieder aus der Versenkung holen, weil ich gehofft hatte, dass der/die ein oder andere vielleicht Lust hat, etwas von seinen/ihren Strategien hier preiszugeben. Es interessiert mich einfach, was andere so in ihrer Therapie erlernen und ob ich davon vielleicht etwas für mich gebrauchen könnte. Wie man sich fühlt, wenn man depressiv ist, das wissen wir ja nun alle, aber wie man dieses besch... Gefühl wieder los wird, ist doch eigentlich auch ganz wichtig zu diskutieren, oder? Ich meine, klar ist es auch wichtig, auf Verständnis zu stoßen und auch mal zu jammern, aber am Ende geht es doch darum, aus der Depression irgendwie heraus zu kommen und nicht darum, sich ausschließlich gegenseitig zu versichern, dass man den anderen voll und ganz versteht. Finde ich....
Ich würde mich über Beiträge freuen. War heute übrigens schwimmen, OBWOHL es mir echt dreckig geht. Und danach habe ich mich immerhin nicht mehr wie eine fette Sofapomeranze gefühlt. Trägt zu meinem Wohlbefinden echt bei, dabei bin ich eigentlich ein ziemliches Faultier, was sowas angeht. Und schwimmen hat einen Vorteil: Man schwitzt nicht so ekelhaft!

Liebe Grüße an alle,

Flora
Ronja75
Beiträge: 153
Registriert: 22. Mär 2003, 18:35

Re: gesund werden!?

Beitrag von Ronja75 »

Hallihallo!
Eine meiner Strategien nennt sich "Pumptechnik". Das klingt erstmal sehr künstlich und unnütz, aber es kann wirklich was bringen:
Man "pumpt" positive Gedanken und Sichtweisen in sein Leben. Das funktioniert so: Man schreibt je einen positiven Gedanken, eine gute Eigenschaft die man hat, schöne Dinge im Leben, ... auf eine Karteikarte (ich hasse Karteikarten, deshalb nehme ich Postkarten). In meiner Wohnung verteilt habe ich Punkte aufgeklebt (Badezimmerspiegel, Kaffeemaschiene, Haustür...). Immer wenn ich einen dieser Punkte sehe halte ich einen Moment inne und denke einen positiven Gedanken - wenn mir keiner einfällt ziehe ich eine der Karten.

So nimmt die Menge positiver Gedanken "automatisch" zu, sie vermehren sich und so sind die negativen Gedanken nicht mehr die einzigen, die man denkt!
....und irgendwann kommen einem die positiven Gedanken auch nicht mehr so fremd vor

Ich mußte übrigens als ich das kennenlernte an Peter Pan denken: er kann fliegen, wenn er einen guten Gedanken denkt

Ronja
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: gesund werden!?

Beitrag von flora80 »

Wow, danke ROnja, das klingt gut!

Lieber Gruß an dich,

Flora
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: gesund werden!?

Beitrag von flora80 »

Hallo mal wieder!

Ein ganz wesentlicher Punkt, der für mich zum gesund werden gehört, ist der Umgang mit allein sein und Einsamkeitsgefühlen. Ich habe immer noch keinen adäquaten Weg gefunden, was ich tun kann, wenn mich mal wieder das Gefühl übermannt, dass keiner für mich da ist, alle mich nervig finden und ich so furchtbar bin, dass niemand etwas mit mir zu tun haben möchte. Ich weiß schlicht und einfach nicht, was ich in solchen Situationen tun soll, außer "ungesunde Methoden" anzuwenden. Mein Realitätsüberprüfungstrick versagt da leider des öfteren und ich fühle mich dann nur noch extrem einsam. Wenn es irgend geht, dann versuche ich dann, jemanden anzurufen, aber wenn es mitten in der Nacht ist oder so, dann geht das natürlich auch schlecht. Außerdem müssen da immer die selben Leute "dran glauben" und ich will einfach auch nicht so wahnsinnig aufdringlich sein (bin ich eh schon genug). Was macht ihr gegen Einsamkeitsgefühle, wenn sie immer übermächtiger werden? Würde mich über konkrete Vorschläge freuen!
Liebe Grüße,

Flora
anna17
Beiträge: 209
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: gesund werden!?

Beitrag von anna17 »

Konkrete Vorschläge? Na gut: Nachfragen statt spekulieren.

Wenn Anna mal grad keine Lust zu telefonieren hat, weil sie das dauernd tut derzeit und sowieso sich den Mund fusslig quatscht und hin und wieder einfach gern stumm vor dem Fernseher sitzt, dann tut sie das eben. Und zwar unabhängig davon, WER grad anruft. Wenn ich mir meine Freiheit nehme nicht zu kommunizieren, dann bitte ohne Schuldgefühle. Hat nicht alles was mit Dir zu tun.

Nix für ungut und lieben Gruß,
Anna.
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: gesund werden!?

Beitrag von flora80 »

Hi Anna!
Hat auch nicht alles was mit DIR zu tun. Mir ist es völlig klar, dass jeder selbst entscheiden kann, ober nun reden will oder nicht und das ist auch o.k. Deshalb such ich ja nach anderen Möglichkeiten! Muss ja nicht reden sein. Dass du das jetzt nur auch dich beziehen würdest hatte ich fast befürchtet, aber so war das gar nicht gemeint. Ich suche nach Ideen, was man machen kann, wenn man sich alleine fühlt. Ist das so falsch? Ich denke nicht....
Eine Maßnahme, die ich gestern abend getestet habe, ist, noch mal raus gehen. Das war ganz gut. Danach hab ich die sleep Funktion an meinem Fernseher aktiviert und bin mit Stimmengewirr, dank einer Lorazepam, eingepennt. Das war ganz in Ordnung. Nur die Lorazepam hätt ich lieber weg gelassen. Vielleicht gibt's ja jemanden, der mir sein Paptentrezept gegen alleine sein verraten möchte?

Lieber Gruß,

Flora
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: gesund werden!?

Beitrag von flora80 »

Guten Morgen ihr!
Eigentlich will ich hier positives berichten, aber es gibt Tage, da fällt es mir unendlich schwer. Heute zum Beispiel. Ich habe das Gefühl, als ob der Gedanke, irgendwann "normal" leben zu können, total abwegig ist. An Tagen, wie diesem, da schwirren in meinem Hirn nur Fetzen von vergangenen Dingen. Hier ein Stück Angst, da ein Stück Schmerzen und dann noch ein Fetzen allein sein. Ich sehe weiße Kittel, dann wieder sehe ich mehrere Menschen bedrohlich um mich herum stehen. Ich sehe Narben, die für immer bleiben, die mich täglich an alles erinnern. Wie oft muss ich all das und noch mehr noch sehen, bevor es einfach so weit in die Ferne rückt, dass es nicht mehr weh tut? Wie lange noch? Manchmal bin ich wirklich verzweifelt, auch wenn ich mir Mühe gebe, immer noch ein bisschen Hoffnung zu bewahren. Und der Gedanke an liebe Menschen, die für mich da sind, wärmt mich dann wieder ein bisschen auf. Menschen, die nichts bagatellisieren, die mir nicht erzählen, was ich eh schon weiß, die nicht ihr Leid mit meinem vergleichen, die mich in meinem INDIVIDUELLEN Schmerz verstehen. Ich will es schaffen!

Flora
Thuja
Beiträge: 444
Registriert: 16. Mär 2004, 20:59

Re: gesund werden!?

Beitrag von Thuja »

Hallo Flora!

Ich hab' kürzlich, als es bei mir ziemlich heftig auf und ab ging, so eine Art "Kleinen Mutmacher" von meiner Ärztin gekriegt: Sie meinte, als es grade etwas besser war, das sei ein Büschel Schneeglöckchen. Da fällt zwar nochmal Schnee drauf, aber das macht nichts, sie sind da! -- Dieses Bild hat mich in dem Moment sehr berührt und plötzlich sah ich in fast jedem Garten die Schneeglöckchen! immer wieder. Und dachte immer wieder an dieses Bild, das ein Mensch, der es gut mit mir meint, mir gegeben hat, um ein bißchen Zuversicht zu wecken. Das zeigt dann auch, dass ich dann nicht allein bin.

Und ich habe auch sonst viele nette Kleinigkeiten von Freunden/Bekannten mal geschenkt bekommen, die im Regal o. ä. stehen und mich immer wieder mal an die Schenkenden erinnern - ich geb' zu, das hilft nicht immer, wenn ich "unten" bin und mich ewig weit weg fühle von allem anderen ... Und es ist oft so mühsam, immer noch und wieder und wieder dagegen anzukämpfen, kommt mir manchmal so vor, als hätte Sisyphos mit seinem Stein da einen leichteren Job gehabt... Viel schlafen hilft, was anderes wär' sowieso nicht möglich. Und dann rufen mich immer wieder Freunde an, mit denen ich offen reden kann, wenn mir danach zumute ist, wenn sie meinen, ich sei irgendwie "Verschollen", weil ich mich gar nicht rühre. Aber sehr allein fühle ich mich trotzdem auch immer wieder - muß man wohl aushalten ...
Viele Grüße
Annette
Nachttaube
Beiträge: 295
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: gesund werden!?

Beitrag von Nachttaube »

was würde denn "gesund werden" bedeuten?

ich habe das Gefühl, viele glauben dann ein anderer Mensch zu sein. Ich
gehe aber davon aus, dass solche negativen Gefühle wie Angst vor
Alleinsein, Traurigkeit, Ohnmacht usw. nach wie vor bestehen. Nur kann
man diese Gefühle besser einsortieren, besser verarbeiten und mit
glücklicheren Momenten in Lot halten.

Obwohl ich gerade in einem heftigen Tief stecke, habe ich einige
Strategien auf den Weg zur Besserung:
* um meine innere Standfestigkeit und Ruhe wiederzufinden versuche ich
möglichst regelmäßig und häufig Qui-Gong, sowie auch Meditation
(Body-scann, Aufmerksamkeits- Meditation)durchzuführen.
* Körperpflege: ich kenne auch dieses schmerzhafte Gefühl nicht gemocht
zu werden. Sich selber zu achten und zu lieben, nach dem Motto: "Wenn
mich keiner mag, dann bin ich nur für mich da" kann wohltuend egoistisch
sein
* Energien umwandeln (ok, geht nur bedingt). Anstatt ins bodenlose zu
stürzen, die Wohnung putzen. Jedenfalls hat es bei mir einige Male
geklappt. Nicht verkriechen, sondern diese negativen Gedanken beim
Wischen, wienern, saugen, auspowern

Flora, Patentrezept gegen Alleinesein? Gibt es nicht, aber vielleicht reicht schon etwas akzeptanz des alleineseins. Ich bin beruflich viel Unterwegs, sehe im Hotel viele Menschen, die temporär in einer fremden Umgebung alleine sind. Sie sitzen alleine in der Bar, im Restaurant, gehen alleine Spazieren, machen alleine Sport. Sie akzeptieren es und sind meist sehr angetan über ein kleines nettes Gespräch. Diese Erfahrung hilft mir, alleine ein Fitness-Tempel zu gehen.

Alleine sein ist nicht schlimm, man muss nur lernen sich selber zu genügen.

Vielleicht ist es nicht viel, was ich zum Gesundwerden zu sagen habe....
Nachttaube
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: gesund werden!?

Beitrag von flora80 »

Liebe Annette und Nachttaube!

Vielen Dank für eure Tipps. Es ist unheimlich interessant, zu sehen, wie andere so mit ihrer Situation umgehen.
Ich glaube übrigens nicht, dass gesund sein bedeutet, ein anderer Mensch zu sein. Das möchte ich auch gar nicht werden. Aber gesund sein bedeutet für mich, meinen Alltag bewältigen zu können, weniger als 12 Stunden oder mehr als drei Stunden zu schlafen, die Welt nicht mehr wie durch einen Wattebausch wahrzunehmen, schönes Wetter genießen zu können, nach einem schlechten Tag trotzdem Hoffnung zu haben, mich ärgern und streiten können, so dass mich das nicht direkt in eine totale Krise führt.... usw. Und auch Gefühle, wie Traurigkeit gehören zum gesund sein, aber das darf eben nicht zum Dauerzustand werden oder unverhältnissmäßig oft und heftig wiederkehren. Ich will ich sein, einfach nur ich, wie ich wäre, wenn ich nicht ständig mit irgendwelchen Krisen kämpfen müsste. Und ich versuche, einen Weg zu finden, das zu schaffen.
@ Doc
Bin ich die einzige, die Ewigkeiten dazu braucht? Oder gibt's das öfter? Manchmal denke ich, ich stelle mich einfach nur zu doof dazu an.... eigentlich sollte man doch meinen, dass 60 Therapiestunden und jede menge Medis ausreichen sollten, diesen Mist loszuwerden, oder? Was mach ich falsch?????? Jaja, ich weiß schon, können sie auch nicht wissen! Aber fragen tu ich's mich trotzdem. So langsam werde ich komplett hoffnungslos. was soll ich denn noch machen??? Mein Studium schmeißen, von Sozialhilfe leben und der Allgemeinheit auf der Tasche liegen oder was? Ich kann einfach nicht arbeiten und nicht lernen und das mit 23. Ich schaffe es so grade, was für mich zu tun, viel Sport zu treiben und meine Wohnung in Schuss zu halten. Das war's. Wie peinlich. Ich gehe meinen Mitmenschen gehörig auf den Keks, weil ich nie so kann, wie ich will und ständig um Verständnis buhlen muss und ständig die Nerven von gúten Freunden strapaziere, wenn ich in einer akuten Krise stecke und mein Therapeut oder Arzt weit weg, nicht zu erreichen, bzw. demnächst gar nicht mehr da sind. Warum kann ich nicht mal eine Therapie erfolgreich abschließen? ##+#+#*'*#+§$%&&)(/"§)($/)("/)§(

flora
Thuja
Beiträge: 444
Registriert: 16. Mär 2004, 20:59

Re: gesund werden!?

Beitrag von Thuja »

Liebe Flora,

dass alles unendlich lange dauert, kenne ich auch gut, immerhin schaffst Du noch, Sport zu treiben und Deine Wohnung in Schuß zu halten, wie Du sagtest. Bei mir ist da z. T. nach 15 min Spazier-(=Schleich-)gang "Sense", von Sport treiben gar nicht zu reden. Und frage mich nicht, wie meine Wohnung in schlechten Zeiten aussieht, da geschieht gar nichts. Bis ich das hinterher wieder halbwegs in Ordnung habe, ist das dann eine richtige "Aktion". Und die ganzen liegengebliebenen ungeöffneten Briefe, z. T. Mahnungen, weil ich's dann nicht geschafft hab, nur ein paar Überweisungen rechtzeitig 'rauszuschreiben...
Richtig mal Bekannte/ArbeitskollegInnen, bei denen ich auch hin und wieder eingeladen bin (also nicht Leute, die ich wirklich gut kenne und die mich richtig gut kennen) einzuladen, wenn meine Wohnung ordentlich aussieht, das passiert dann nur 1-2 Mal pro Jahr und ist dann eine wirkliche Besonderheit!
Mir ist das ganze innere Hin und Her allmählich auch maximal zuwider, ich kämpfe seit vielen Jahren, mal mehr mal weniger, immer wieder damit. Aber auf ein richtiges "Gesundwerden", nach dieser Erfahrung, hoffe ich nicht mehr, ich wünsche mir nur, dass es leichter wird, damit umzugehen. Aber ich wünsche mir immer wieder, dass ich nicht mehr so ganz aus mir "herausfalle". Ich versuch's halt immer wieder, mir zu sagen, bisher hab' ich's geschafft, dann auch das nächste Mal. Und immerhin hab' ich dadurch 'ne Menge mehr Lebenserfahrung als die oberflächliche Masse, hab' ich festgestellt. Muß man ja auch mal positiv sehen, daß man sich viele Gedanken über die Dinge macht ...
Manchmal hilft es einfach auch, egal, wie's hinterher aussieht, das mit Farben auszudrücken. (Und es sind oft Bilder entstanden, die Bekannte, die von diesen Dingen bei mir nichts wissen, sehr angesprochen haben ...)
Aber Dir wünsche ich trotzdem weiterhin viel Kraft und Mut!
Viele Grüße
Annette
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: gesund werden!?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Liebe Flora,
ich weiss es wirklich auch nicht und wir beide wissen, dass ich es auch nicht wissen kann (auf die Entfernung)..aber ja , es gibt schon einige die ziemlich viel und ziemlich lange kämpfen müssen..aber mal ganz realistisch gesehen stehen die Chancen immer 95% zu 5% das man das relativ gut hinbekommt...wenn auch nicht immer schnell und unkompliziert
Herzliche Grüsse
Dr. Niedermeier
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