Depression in den Medien

heike56
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Depression in den Medien

Beitrag von heike56 »

Ihr Lieben,

in letzter Zeit bemerke ich in den Medien einen veränderten Umgang mit Depressionen. Ich begrüße das sehr. Gestern Abend in den Nachrichten wurde zum vermutlichen Suizid von Patani erwähnt, daß er an der schweren Krankheit Depression gelitten hat.

Damit wird endlich mal klar gesagt was Depressionen in ihrer starken Ausprägung sind, eine schwere Krankheit. Es ist kein Fehlverhalten von uns, keine Schwäche oder ähnliches. Ich hoffe, diese Einsicht setzt sich weiter durch und wir müssen uns mit dieser Erkrankung in Zukunft weniger verstecken. Ich hoffe, sie wird endlich gesellschaftsfähig.

Auch für mich selber ist es wichtig zu wissen, daß ich krank bin und mir deshalb einige Sachen einfach schwerer fallen als anderen Menschen. Ich werde immer weniger belastbar sein im Vergleich zu anderen. Auch eine gewisse Dünnhäutigkeit wird sich nie verlieren. Dem haben wir aber viele positive Eigenschaften entgegenzusetzen.

Es ist mir nicht leicht gefallen, die Erkrankung für mich zu akzeptieren. Aber so kann ich inzwischen am Besten damit umgehen (seit 12 Jahren)
Natürlich heißt das für mich nicht, alles auf die Erkrankung zu schieben, sondern auch immer wieder zu sehen, wo ich mein Leben aktiv positiv beeinflussen kann.

Liebe Grüße

Heike 47
Dendrit
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von Dendrit »

Kann Dir völlig zustimmen, Heike!
MadMax
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von MadMax »

Hallo zusammen!

Es ist wirklich zu hoffen, dass Depressionen als ernstzunehmende Erkrankung und nicht als selbstverschuldete Schwäche mehr ins Licht der Öffentlichekeit rücken.

Was mir allerdings an der Darstellung in den Medien gerade gestern und heute im Fall Pantani wie auch bei Sebastian Deisler aufgefallen ist, hat mir nicht ganz so gefallen. Da wurde bei Pantani zwar die Depression erwähnt, der Rückzug von Familie und Freunden, der Nervenzusammenbruch im letzten Jahr, aber Hauptaugenmerk lag deutlich auf den erbrachten Leistungen, seinen Erfolgen.
Zu Sebastian Deisler heiss es vor ca. 2 Wochen, die Behandlung sei "endlich nach 3 langen Monaten abgeschlossen" und nun sei er ja wieder wie vorher voll einsatzfähig.

In diesen Fällen hört es sich so an, als ob das Wort Despression zwar in die Öffentlichkeit getragen wird und immerhin nicht totgeschwiegen wird, das Verständnis aber nicht wächst. Als ob Depressionen eine Eigenschaft wären wie blaue Augen, große Ohren (Pantani ) usw., die einen (i.d.R.) nicht weiter beeinträchtigen.

Ist das mit dem etwas mehr Verständnis zuviel verlangt? Sollte man froh sein, dass die Medien das Wort Depression überhaupt nennen? Muss man auch in dieser Hinsicht geduldig sein und hoffen, dass sich das in Zukunft langsam ändert?

Viele Grüße!

Mad Max
190666
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von 190666 »

liebe heike,

dein beitrag ,hier im forum,hat mir sehr gut
gefallen.

beste grüße sendet dir
sven
anna17
Beiträge: 209
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Depression in den Medien

Beitrag von anna17 »

Grüß Euch,

mir ist das auch aufgefallen, und ich finde das auch sehr gut.
Auf der anderen Seite geht es mir interessanterweise grad zum ersten Mal so, dass ich mich stigmatisiert fühle. Nicht besonders schlimm, aber ich hatte mit Psychiatrie, Depression und Persönlichkeitsstörungen nie Schwierigkeiten. Jetzt fällt mir auf, dass beispielsweise in der Berichterstattung über einen Satanistenprozeß mit der Diagnose hantiert wird, die ich auch habe. Da komm ich mir dann schon ein bisschen komisch vor, klar. Oder aber, wenn ich mir überlegen muss, wem ich erzähle, wo ich die letzten 10 Wochen war. Eigenartiges Gefühl, und Euch vermutlich nicht fremd. Gibt also noch ne Menge zu tun.

Grüße,
Anna.
juan
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von juan »

ich kann deinem beitrag nur zustimmen die berichterstattung in den medien in bezug auf psychische/psychiatrische probleme und erkrankungen wird mit der zeit immer differenzierter und sachlicher was den erkrankten nur zugute kommen kann.

was deine andere bemerkung angeht bin anderer meinung,es ist nicht gesagt das du "immer" weniger belastbar oder "dünnhäutiger" sein wirst als andere menschen.im laufe der zeit kann die belastbarkeit auch wieder zunehmen und die "haut"wieder dicker werden.sag niemals nie!!!!

daß ich krank bin und mir deshalb einige Sachen einfach schwerer fallen als anderen Menschen. Ich werde immer weniger belastbar sein im Vergleich zu anderen. Auch eine gewisse Dünnhäutigkeit wird sich nie verlieren.
juan
Beiträge: 211
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von juan »

der untere beitrag sollte eigentlich ein zitat aus heikes beitrag sein.nur das mit dem hervoheben des zitats durch kursivschrift hat nicht geklappt.
juan
Beiträge: 211
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von juan »

der untere der drei absätze sollte eigentlich ein zitat aus heikes beitrag sein.nur das mit dem hervoheben des zitats durch kursivschrift hat nicht geklappt.könnte mir jemand bitte erklären wie das geht?
Sascha3
Beiträge: 68
Registriert: 5. Feb 2004, 15:04

Re: Depression in den Medien

Beitrag von Sascha3 »

>der untere der drei absätze sollte eigentlich ein zitat aus heikes beitrag sein.nur das mit dem hervoheben des zitats durch kursivschrift hat nicht geklappt.könnte mir jemand bitte erklären wie das geht?<

so geht das
> <


sascha
heike56
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von heike56 »

Hallo MadMax,

ich denke irgendwie müssen die Medienberichte interessant für die Öffentlichkeit sein. Wen interessiert es in dem Zusammenhang schon ob Herr oder Frau Unbekannt erkrankt.
Ich glaube, ich verstehe deinen Einwand in die Richtung, die Personen müssen wieder schnell und vollständig Leistungsfähig sein.
Nur wer wieder ganz mithalten kann ist ein vollwertiges Mitglied *unserer* Gesellschaft.

In den Medizinsendungen wird schon differenzierter darüber berichtet. Ich denke es ist ein langer Weg, bis sich das öffentliche Bewußtsein massiv ändert, aber es ist ein Anfang.

Viele Grüße

Heike
heike56
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von heike56 »

Danke Manuela, das freut mich
heike56
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von heike56 »

Hi sven,

da freue ich mich, beste Grüße zurück

Heike
heike56
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Depression in den Medien

Beitrag von heike56 »

Hi juan chili,

Wie oft habe ich schon anderen gesagt, sag niemals nie. Aber was man anderen sagt und selber denkt, da liegen oft Welten zwischen .
Und wenn ich es mir überlege, bin ich schon eine ganze Ecke *dickhäutiger* geworden. Insbesondere dadurch, dass ich gelernt habe Grenzen zu setzen.

Danke für deinen Anstoß und deine Zustimmung

Heike
nemoninchen
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von nemoninchen »

Hallo an alle,

mir ist das mit den Medien auch aufgefallen, es gab ja auch in letzter Zeit ein paar Gesundheitsserien über Depressionen, was mich sehr überrascht, aber auch erfreut hat, denn man kann nur hoffen, dass andre Menschen diesen Beitrag sehen und wenigstens versuchen diese Krankheit zu verstehen, und warum es halt manchmal bei uns einfach nicht weitergeht. Die Geschichte mit Pantani hat mich sehr betroffen und irgendwie kann ich mich mit ihm identifizieren, aber ich habe das Gefühl dass duch diese "Star"-Depressionen-Geschichten die Krankheit selbst falsch dargestellt wird, bzw. nicht genug darüber berichtet wurde. Ich finde es schonmal einen guten Anfang, dass Depressionen überhaupt endlich an die Öffentlichkeit kommen, aber trotzdem denkeich, weiß fast niemand bescheid, wie es einem mit Depris geht oder was es für Symptome gibt...

Wollen wir hoffen, dass dies der Anfang war und dass die Menschheit noch mehr darüber erfährt

Liebe Grüße
Nina
atetobi
Beiträge: 274
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von atetobi »

Hallo, Ihr Lieben alle,

mit Interesse habe ich Eure Beiträge gelesen. Eigentlich kommt in allen das vor, was auch ich denke. Ich bin froh, dass seit einigen Jahren die Depression so langsam von ihrem Stigma befreit wird, wenn die Schritte in der Öffentlichkeit auch klein sind. Es geht voran.

Ich habe seit ca. 45 Jahren Depressionen, komme mal gut, mal schlecht damit zurecht. Nach einer zweieinhalbjährigen Therapie, die 1989 startete, begann ich, in meinem Umfeld offen über diese Depressionen zu sprechen. Sicher nicht mit Allen, aber mit vielen. Dabei stellte ich erstaunt fest, wie viele Menschen von dieser Krankheit betroffen sind, sowohl Frauen als auch Männer. Das war eine erstaunliche, aber gute Erfahrung für mich. Inzwischen hat sich in meinen Augen ein richtiges kleines Netzwerk (auch mit einigen Kollegen/Kolleginnen) gebildet und es werden immer mehr. Auch mehr, die offen damit umgehen.

Das alles, einschließlich der Medienberichterstattung gibt mir persönlich sehr viel Hoffnung.

Liebe Grüße
Beate

@ Sascha
Ich freue mich, Dich wieder getroffen zu haben. Du hast sicher gemerkt, dass Deine Beiträge nicht ohne Wirkung auf mich bleiben.
Alles Liebe.
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
brinkmann
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von brinkmann »

Ich finde auch, dass man offener über die Depression sprechen sollte. Jeder sollte es erfahren, was sie ist. Besonders in den Medien sollte darauf aufmersam gemacht werden - und nicht immer nur so am Rande.

Neulich war ich bei einer Freundin zum Kaffee eingeladen. Sie hat mich gefragt, wie es meinem Mann geht, weil er ja Diabetes hat. Sie fand es ganz toll, dass er gut auf Medikamente anspricht und dass es ihm gut geht. Daraufhin sagte ich, dass es mir aber schlecht geht, weil ich Depressionen habe. Sie antwortete, dass sei doch nicht so tragisch, und es gäbe wohl viel Schlimmeres.

Schlimmeres? Für mich gibt es nichts Schlimmeres!! Ich habe ein paar Mal geschluckt und nichts geantwortet. Wäre sowieso zwecklos gewesen.

Liebe Grüße an Euch
Barbara
tomroerich
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von tomroerich »

In der "Zeit" kam auch ein guter Artikel, u.a. mit sehr interessanten Zahlen:

http://www.zeit.de/2004/12/M-Depressionen


Thomas
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http://www.depressionsliga.de
titanic
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von titanic »

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus welchem wir nicht vertrieben werden können.

(aus "Himmlische Gärten")

Viele Grüße
Titanic
Captain Kirk
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Depression in den Medien

Beitrag von Captain Kirk »

Ich sehe auch die Schattenseite der Medienberichterstattung. Jeder Zeitungsleser meint nun mitreden zu können wenns um Depressionen geht. Man wird entweder mit Frau Herzsprung, Ozzy Osbourne, Pantani, Deisler, Robbie Williams oder Ingrid Steeger
verglichen. Und eine Allerweltsanalyse folgt auf dem Fuße. Aha jaja.... Selbstüberforderung - mußt eben ab jetzt deine Grenezne beachten ... Helfersyndorm - du ziehst eben immer Parasiten an wie Ingrid Steeger da darfst Du dich nicht wundern ... Kindheit...
apropos trinkst Du auch soviel wie Frau Herzsprung? Du weißt doch die Lösung liegt nicht in der Flasche sie liegt in Dir ... und nimmst Du auch soviele Tabletten wie Ozzy? Du siehst ja davon wird es nur schlimmer ...

Ich BIN aber nicht Pantani, Frau Herzsprung, Ozzy Osbourne, Ingrid Steeger. Ich hab meine EIGENE Depression.

c.
Caroline1
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von Caroline1 »

Stimmt genau captain, so geht es einem, wenn im Zusammenhang mit der Berichterstattung auch gleich ein paar Promibeispiele zitiert werden. Das macht das Thema ja auch erst lesenswert *seufz* nach Ansicht der Presse, sonst springt ja kein Mensch auf einen Artikel an , und übrigens stimmt das leider für eine große Mehrzahl von Lesern. Genau deshalb steh ich dieser Thematik auch gespalten gegenüber, weil es eben ein zweischneidiges Schwert ist. Der Zeit-Artikel hat mir unter anderm auch deshalb gefallen, weil der Hauptinhalt eben nicht eine lange Aufzählung von mehr oder weniger prominenten Namen ist.

Herzliche Grüße

Caroline
tomroerich
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von tomroerich »

Schon, schon, Caro und Data,

ein ganz anderer Aspekt des Tabu-Bruchs Depression ist aber auch, dass endlich einmal ins Bewusstsein treten muss, dass die Mär vom Glück durch Wohlstand eben eine Mär ist. Die Menschen sollen begreifen, dass etwas ganz und gar nicht stimmt an unserer Lebensweise und dass es hinter dieser Fassade oberflächlicher Zufriedenheit nichts gibt, was uns vorm Absturz bewahrt.

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Captain Kirk
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von Captain Kirk »

Hallo Thomas, Du schreibst:"Die Menschen sollen begreifen, dass etwas ganz und gar nicht stimmt an unserer Lebensweise und dass es hinter dieser Fassade oberflächlicher Zufriedenheit nichts gibt, was uns vorm Absturz bewahrt."

SOLLEN begreifen ist natürlich eine große Forderung

Meiner Erfahrung nach begreifen die meisten das nicht. Sie sehen immer noch die Einzelfälle und beziehen das Ganze nicht auf sich selber und ihre Lebensweise.

Und sie filtern schnelle einfache Analysen und Lösungen heraus. Manchmal habe ich den Eindruck es wird ein Heervolk von Hobbypsychologen herangezüchtet, die allerdings nur die Oberfläche sehen.

Wenn ich mal frage ... seid ihr glücklich? lebt ihr das leben für das ihr bestimmt seid? bekomme ich zur Antwort: blöde Fragen keine Zeit ich muß arbeiten und kann nicht so faul wie Du herumliegen und mir solche Fragen stellen ...besprich das mit Deinem Therapeuten DU bist doch krank und nicht ich ...

c.
triste
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Re: Depression in den Medien

Beitrag von triste »

Hallo, Ihr!


ist es unterm Strich aber trotzdem nicht richtig und gut, daß nun mehr über Depressionen zu lesen ist? Daß da schon deutlich mehr Substanz in der Berichterstattung ist, neben Promi-Häme und Psycho-Grusel-Effekt?
Ich bin froh, daß das Tabuthema Depression nun öffentlich zumindest in Ansätzen auf eine sachliche, medizinische Ebene gehoben wird, weg von diesem stigmatisierenden "Irren"-Image.

Die gesellschaftlichen Ursachen und Zusammenhänge mit der Krankheit werden zwar noch nicht öffentlich diskutiert. Wobei das vermutlich auch kaum allgemein gültig möglich ist. Immerhin reagiert noch jeder Mensch individuell auf Anforderung und Stress und die Behauptung, wie ich unlängst in einem Buch gelesen habe, daß Depression immer etwas mit Überforderung zu tun hat, ist vielleicht nicht unbedingt richtig. (obwohl ich nach meinem momentanen Kenntnisstand diese Meinung teile).
Was mich jedoch immer etwas stört, ist die Haltung vieler Depressiver, die 'anderen' zu kritisieren. Die (krankmachende) Gesellschaft, die (unwissenden) Bekannten, die (verlogenen) Politiker, etc.
Ist es nicht viel wichtiger, in sich selbst zu schauen? Die durch die Krankheit gewonnenen Erkenntnisse im eigenen, neuen Leben umzusetzen?
Sich selbst an die Gesellschaft, in der wir nunmal leben, zu adaptieren, jeder in dem Masse, wie es für ihn gesund ist?

Wozu immer über die anderen jammern, wenn man die Menschheit doch nicht ändern kann? Sollte man nicht versuchen, sich selbst der Verwirklichung eines glücklichen Lebens zu nähern und dann im persönlichen, nahen Umfeld zu missionieren?

Gruß,
Virginia
Caroline1
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Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Depression in den Medien

Beitrag von Caroline1 »

Doch, doch, da hast du schon recht, liebe Virginia. Es ist sicher positiv zu bewerten, dass das Thema Depressionen vermehrt in den Medien auftaucht. Und es kommt ja auch auf das einzelne Medium an, WIE darüber berichtet wird. Die bekannte Springerzeitung hat ja eine andere Handschrift als zB die Zeit oder die SZ. Die Sache mit den prominenten Beispielen ist eben zweischneidig. Ich nehme an, du Thomas meinst, dass man dadurch erkennen könnte, dass auch alles Geld der Welt und alle Prominenz einen nicht vor Depressionen sicher bewahren kann. Und dass diese Mär sich eben als Mär herausstellt, oder?

Dass sozusagen heute jeder sich einen eigenen Psy leistet, ist ja eher ein Klischee, welches zB Woody A. gerne bedient, aber in seinen Filmen gehört das ja auch dazu .

Virginia, die andere Frage die du aufwirfst, sehe ich teilweise so wie du. Es bringt einen wirklich nicht wesentlich vom Fleck, immer andere(s) für die Depris verantwortlich zu machen. Andererseits ist das Sich selber die Schuld geben auch eine eigene Depriproblematik, die auch nicht zu unterschätzen ist. Woran ich aber zB glaube, ist die Korrelation Überforderung-Depression. Allerdings in der Optik, dass ich mich in höchstem Maße SELBST überfordere, wenn eine Depressionsphase mich schlägt. Und der Lösungsansatz ist für mich ganz klar der, dass ich dann schauen muss, wie ich da wieder die richtigen Proportionen hinein bekomme. Das bewährt sich unterm Strich bei mir recht gut, und diese Erfahrung macht, dass meine Angst vor der Zukunft bzw im besonderen vor einer neuen Phase mittlerweile doch weniger ist als früher, ganz einfach weil ich mir damit selbst ein Instrument gegeben habe, um dagegen steuern zu können.

Euch allen einen schönen Restnachmittag

Caroline
triste
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Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Depression in den Medien

Beitrag von triste »

Hallo Caroline,

ja, das ist auch so eine Frage, die ich für mich noch nicht restlos klären konnte:
entsteht die Depression durch Überforderung (gleich, welcher Art) oder reagiere ich mit völliger Überforderung durch die Depression, also als Symptom der D.?
Könnte ich mir das beantworten, müßte ich nicht erst (evtl. wieder) schmerzlich am eigenen Leib testen, ob mein Job mich krank gemacht hat oder ob die D. mich so anfällig gemacht hat für Stress, und damit sozusagen untauglich auch in Zukunft für einen stressigen Job.
Mein Plan ist im Moment auch: wachsam sein für die ersten Anzeichen.
Ob ich mich dann der Überforderung entziehen kann, ist die große Frage. Vielleicht schaffe ich es ja auch, mit den Anforderungen anders umzugehen, als vorher. (Das hoffe ich).
Daß man in einer akuten, depressiven Episode sich selbst an allem die Schuld gibt, ist klar, das war bei mir auch so.
Das was ich oben geschrieben habe, soll auch kein Appell an den akut Depressiven sein, das würde in der Tat überfordern. Sondern nur ein paar Gedanken für die Zeit , in der man das Schlimmste hinter sich hat und versucht, wieder Fuß zu fassen.

Gruß,
Virginia
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