Kann man sich selber heilen?

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kira-kira
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Kann man sich selber heilen?

Beitrag von kira-kira »

Ich komm frisch aus einer Tagesklinik, was mir sehr gut tat. Doch ich merke, mir gehts jetzt
wieder von Tag zu Tag schlechter. Medikamente bekomm und ich will ich nicht. In der Tagesklinik
wandte man die Verhaltenstherapie an. Ich hab viele Ansätze und Denkanstösse bekommen.
In einer Woche fang ich mit einer Therapie an (tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie).
Ich setze grosse Hoffnung auf die Stunden.
Ich habe mich jetzt natürlich schon selber mit mir beschäftigt. Warum es mir so schlecht geht, warum ich Schmerzen habe etc.
Ich hatte eine super Kindheit, mein Elternhaus ist perfekt. Nur mit den Partnerschaften hat es bei mir nie so richtig funktioniert, obwohl ich einige hatte. Ich glaub ich bin einsam. Ich freue mich immer wenn ich mich mit einer Freundin treffe, bin dann aber auch froh, wenn ich wieder alleine bin. Aber irgendwie nagt das schon an mir, weil ich 38 Jahre bin, kein Partner habe, ich eigentlich immer Kinder wollte.
Ich weiss jetzt ehrlich gesagt nicht, ob ich deswegen eine Depression habe.
Kann ich mich da selber wieder rausziehen? Man sagt doch, dass man sich nur selber wieder aus der Depression helfen kann (klar mit Hilfe eines Therapeuten). Aber die Macht liegt doch in mir oder?
Ich schreibe mir in letzter Zeit sehr viel in ein Büchlein. Was mir gut tut, was meine Ziele sind, meine Baustellen etc. Aber irgendwie hilft mir das auch nicht weiter. Ich habe Angst, dass ich dadurch nicht wieder rauskomme. Bei Tinder (:oops:) hab ich mich auch angemeldet und hatte schon ein paar Dates. Aber irgendwie macht mich das auch nicht glücklich und dann frage ich mich wieder, was mir wieder Lebensfreude bringt. Ich weiss es irgendwie nicht so genau. Kann mir da überhaupt eine Therapie helfen? Brauch ich wohlmöglich doch Medikamente? Aber ist das nicht nur Überdeckung und bringt nichts gegen die Ursache? Muss ich nicht die Ursache meiner Traurigkeit und Schmerzen finden? Ich bin eigentlich nur traurig weil ich Schmerzen habe. Sind die Schmerzen meine Depression?

Sorry. Mir schweben einfach so viele Fragen im Kopf. Und ich kann sie nicht beantworten.
Danke fürs Lesen.
Peter-MUC
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Registriert: 31. Okt 2017, 15:50

Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Peter-MUC »

Hallo kira-kira,

ich möchte Dir erzählen wie es bei mir ist.... Vielleicht kann ich Dir damit ein paar positive gedankliche Anstösse geben. Für mich ist es nicht einfach diese Zeilen zu schreiben, denn in meinem Kopf kreist alles und ich hoffe Du verstehst was ich hier tippe.
Ich kann gut verstehen was Du meinst. Ich war bis zum 17. Oktober ebenfalls in einer Tagesklinik (für knapp 10 Wochen) hier in München zur Behandlung schwerer Depressionen, PTBS, Ängsten und Zwängen. Leider durfte ich wegen der begrenzten Behandlungsdauer nicht noch länger bleiben. Ich wurde glücklicherweise auf einem niedrigen Niveau stabilisiert. Jetzt nach einer Woche in der "Normalität" geht es mir wieder schlechter. Gedanken kreisen und auch sonst fühle ich mich unwohl. In der Klink fühlte ich mich dagegen aufgehoben und verstanden. Meine ambulante Verhaltenstherapie und zusätzliche Gruppennachsorge fängt erst Mitte November an. So muss ich die Zeit irgendwie überbrücken. Ich bin mir recht sicher warum bei mir die Krankheit ausbrach. Es war eine Art Salamitaktik der Depri. Seit meiner Kindheit kam immer wieder Negatives im Leben dazu bis es einfach zu viel wurde. Ich bin nun 39 Jahre alt und habe keinen Menschen mehr in meinem persönlichen Umfeld. Weder Familie, Verwandte noch Freunde. Das belastet mich wahnsinnig. Besonders der frühe Tod meiner Mutter letztes Jahr hat mir das seelische Genick gebrochen. Auf vermeintliche Freunde war kein Verlass. So habe ich den Kontakt mit den Heuchlern gerne abgebrochen. Kinder wollte ich bis Ende 20. Jedoch hat es sich nie ergeben. Frauen wollten nie mehr von mir als "las uns mal Freunde" bleiben. Enttäuschungen sowie das ausgenutzt sein prägen da meine Erfahrungen aus mehr als 25 Jahren der erfolglosen Suche nach Wärme, Beziehung und Liebe mit einer Partnerin. Ich nehme ein AD-Medikament und ein Neuroleptikum ein, sonst könnte ich die Tage nicht so überstehen. An manchen Tagen habe ich auch körperliche Schmerzen. Diese Schmerzen nehme ich jedoch gerne an, dann weis ich, daß ich überhaupt noch was fühlen kann. Um zeitweise aus diesen tiefen schwarzen Löchern zu fliehen jogge ich mind. 2x die Woche, mache Achtsamkeits- & Skillübungen und benutze Chillibonbons, Skillringe, Fidget-Spinner etc.... Manchmal hilft auch das INSELN oder Hirn-Flic-Flacs. Naja, diese ganzen Übungen kennst Du bestimmt auch aus Deinen Klinikerfahrungen.

Falls Du aus dem Münchner Raum kommst, können wir uns gerne mal zum Reden auf einen Kaffee, Tee und Kuchen treffen. Du bist nicht alleine! Alles Gute von Herzen...


Lieben Gruß

Peter
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Kira -Kira,

mit 38 Jahren ist ja der Zug für Partnerschaft und Kinder noch nicht abgefahren.
Da ist es noch etwas früh zu resignieren.
Gescheiterte Beziehungen können dich in eine Depression bringen,wenn du dir daran die alleinige Schuld gibst.
Aber das ist nie der Fall,da gehören immer zwei dazu.
In dem Spruch " Auf jeden Pott passt ein Deckel "da steckt viel Wahrheit drin.
Dann hat es bei dir eben noch nicht gepasst.
Dich vergraben und keine neuen Kontakte knüpfen hilft da nicht.
Meine Tochter in Berlin hat gerade nach sieben Jahren ihre Beziehung beendet,sie ist 42 Jahre alt.
Vorher war sie auch 10 Jahre fest mit einem jungen Mann, hier schon aus der Schulzeit zusammen,der auch uns sehr ans Herz gewachsen war.
Aber was solls,es ist immer nur ihre Entscheidung,aber ohne Trauer lief und läuft so eine Trennung auch nicht ab.
Ich sage ihr immer,"Dich hatte noch keiner verdient" !!!
In Berlin führt jeder 2. einen Singlehaushalt,die haben nicht alle versagt oder sind unglücklich.
Unsere Tochter wollte auch immer Kinder,sieht jetzt aber auch die Freiheit, ohne die Verpflichtung als Partnerin und Mutter ,als Vorteil.
Da kann sich wieder sehr viel ändern,allerdings Kinder will sie nicht mehr,davon profitieren unsere Enkel sehr,weil sie ihre Neffen sehr verwöhnen kann.


Schmerzen können psychosomatisch sein,muss aber nicht,das ist sehr schnell gesagt von den Ärzten,wenn eine depressive Störung vorliegt.
Ich sage bei neuen Ärzten nichts mehr über die depressive Störung.
Ich habe sofort Rücken- und Magenschmerzen wenn eine Krise naht.
Auch schon in so jungen Jahren,genau wie bei dir,war das schon so.
Das sind meine Schwachstellen,aber auch sonst bin ich da sehr anfällig ,auch wenn es mir psychisch besser geht.
Ich habe eine chronische Magenschleimhautentzündung und eine Spinalkanalstenose.
Auch einige Ops habe ich in jüngeren Jahren schon gehabt.
Ich habe körperliche Diagnosen,die auch sehr viel schmerzhafter sind,wenn es mir psychisch schlecht geht,da habe ich einen regelrechten Schub,aber das geht ja keinen Arzt was an,den ich wegen Schmerzen konsultiere..
Denn die körperlichen Symptome immer auf die Psyche schieben ist sehr einfach.
Da würde ich bei dir, mit einer zweiten Meinung, noch einmal gezielt nachforschen lassen.
Natürlich kannst du selber viel tun,damit die Depression sich nicht manifestiert.
Da gibt es ja sehr viel Literatur dazu.
Mir haben sehr die Bücher von Josef Giger-Büttler geholfen.
Kein Wundermittel,aber ich verstehe mich und mein Verhalten jetzt sehr viel besser.
Die therapeutische Begleitung kann auch hilfreich sein,wenn die Chemie stimmt.
Alleine den Weg aus der Depression zu gehen ist noch anstrengender.
Bei Medikamenten bin ich gespalten und die Fachwelt mittlerweile auch.
Ich habe sehr lange Ads konsumiert,heute weiß ich,dass sie mir nicht geholfen haben,geheilt schon gar nicht.
Aber bei schweren Depressionen wage ich mir kein Urteil zu erlauben,da kann eine kurzfristige Einnahme von Ads zur Unterstützung gerechtfertigt sein.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
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Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Kira kira
Auch ich möchte dich recht herzlich begrüßen hier im Forum.
Das die Depressionen nach der Klinik stärker werden, ist ganz normal. Der Psychiater in der Klinik, in der ich bis vor drei Wochen war,(3 Monate) hatte mich schon vor der Entlassung vor dem großen Loch gewarnt, in das ich außerhalb der Klinik fallen würde. Es kam genau so, wie er es voraus gesagt hatte, aber die Psychologin, und die Therapeuten hatten mir genug Werkzeuge zur Hand gegeben, mit denen ich die Depression bekämpfen kann. Das Wichtigste bei mir ist der Kontakt zu anderen Menschen. Ich lebe mit meiner Partnerin und einem Hund zusammen. Mir fehlten nach der Klinik am meisten die Gespräche mit den anderen Patienten. Darum habe ich jetzt eine ehrenamtliche Tätigkeit in einem Betreuungsverein übernommen.
Die Medikamente, die ich nehme, sind nur eine Überbrückung, bis die Psychotherapie greift, dann werden sie so schnell wie möglich abgesetzt.

VlG Peter1
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Katerle
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Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Katerle »

Hallo kira-kira,

ist erstmal gut, dass dir die Tagesklinik gutgetan hatte und dort einige Denkeanstösse bekamst.
Das mit der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie nimm in Angriff. Ich habe auch schon ein paar Therapien hinter mir und möchte noch eine machen. Bin auch schon ziemlich vorangekommen.
Beim Ausbruch einer Depression kann schon vieles zusammenkommen. Das kannst du nur zusammen mit deiner Therapeutin/Therapeuten herausfinden. Der Therapeut kann dir hierbei hilfreich zur Seite stehen, aber auch du musst bereit sein, was zu tun. Es ist nämlich auch nicht einfach, Hilfe anzunehmen bzw. zuzulassen.

Genau, mach das, was dir guttut und wenn dir das Schreiben in dein Büchlein hilft, Gedanken und Gefühle zu äussern, ist das positiv. Es geht auch nur alles in kleinen Schritten. Deshalb schraube deine Erwartungen nicht zu hoch, sondern freue dich über jeden noch so kleinen Erfolg.
Mit der Zeit wirst du herausfinden, was dir wieder zu mehr Lebensfreude verhilft. Manchmal hilft auch, was du z. B. gerne in deinen jungen Jahren gemacht hast als Hobby. Oder du hast neue Interessen, denen du nachgehen möchtest. Kannst du dir alles aufschreiben.

Natürlich ist es besser ohne Medikamente, aber manchmal sind halt auch Medikamente eine Unterstützung, dich besser zu fühlen. Auf Dauer sind Medikamente aber keine Lösung, denke ich und wichtig ist auch, die Ursache für deine Traurigkeit und Schmerzen zu finden.

Schmerzen machen einfach traurig und müssen ärztlich abgeklärt werden.

Ich möchte auch nächste Woche mal meinen Arzt fragen, wie es denn bei mir aussieht wegen den Medikamenten? Wir hatten schonmal ohne Medis und da bekam ich einen schweren Rückfall... so dass ich auch Angst habe, erneut ohne Medikamente auszukommen. Irgendwie bin ich da in einem Zwiespalt...

Wünsche dir weiterhin Kraft und das du durchhältst,
Katerle
kira-kira
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Registriert: 24. Mär 2018, 12:41

Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von kira-kira »

Vielen Dank Katerle. Mich baut das schon ein wenig auf. Danke für deine Worte.
Ich will mir helfen lassen und ich bin auch voll bereit für die Therapie und kann es irgendwie kaum erwarten. Einerseits setze ich grosse Hoffnungen in die Therapie, andererseits denk ich auch, was kann ein bisschen erzählen schon weiter helfen. Ich hatte nämlich in der Tagesklinik auch Einzelgespräche und irgendwie haben die mich jetzt nicht so weiter gebracht. Es tat gut eine andere Sichtweise zu bekommen, aber die Ursache wurde nicht geklärt.

Ich habe jetzt auch viel darüber gelesen, dass das Gehirn positive Gefühle nicht unterscheiden kann, ob man die Gedanken bewusst wählt oder nur so tut. Das klingt für mich total faszinierend. Ich will jetzt versuchen jeden Tag viele gute Gedanken zu haben. Auch wenn mir nicht danach ist. Vielleicht komm ich so aus dem Loch raus und meine Schmerzen hören dann auch allmählich auf.
Was haltet ihr von dieser Theorie :D?
Frau_Wal
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Registriert: 6. Aug 2018, 19:18

Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Frau_Wal »

Hallo kira-kira
kira-kira hat geschrieben:Kann ich mich da selber wieder rausziehen? Man sagt doch, dass man sich nur selber wieder aus der Depression helfen kann (klar mit Hilfe eines Therapeuten). Aber die Macht liegt doch in mir oder?
Je länger ich mich mit meiner Depression beschäftige desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass wir Betroffene uns selbst helfen "müssen", weil das kein anderer für uns erledigen kann. Klar ist das einfacher, wenn man Unterstützung hat (egal in welcher Form: Therapeuten, Familie, Freunde, Haustiere, ...) aber letzendlich ist jeder für sich selbst verantwortlich.

Nur ich kann beurteilen, was gut für mich ist, wie viel ich mir zutrauen kann, wann ich besser "nein" sage, wo ich meine Prioritäten setze. Das umzusetzen fällt mir sehr schwer, weil ich das nie wirklich gelernt habe. Es ist für mich viel einfacher, brav angepasst das zu tun, was andere (vermeintlich) wollen. Aber egal wie gut mir das jemand erklärt oder wie viele Bücher ich darüber lese: es funktioniert nur, wenn ich das lerne und dann auch danach handele. Das kann mir niemand abnehmen.

Rückblickend muss ich sagen, ich hatte eine ganz schöne Kindheit, hatte in meiner Schulzeit gute Freundinnen (mit einigen hält der Kontakt bis heute), habe erfolgreich studiert, habe jetzt eine unbefristete Arbeitsstelle mit netten Kollegen. Es gibt also vieles, was man als "gutes" Leben bezeichnen kann. Es fühlt sich für mich aber nicht so an. Meine Depression erzählt mir, dass ich das alles nicht verdient habe, dass sich alle von mir abwenden werden, wenn sie erst einmal erkennen, wie nutzlos und blöd ich bin und dass ich mich gefälligst anzustrengen habe, damit niemand merkt, wie sehr die Depression mich fertig macht. :cry: Egal wie viel Hilfe ich von außen habe: das Problem sitzt in meinem Kopf und ich bin diejenige, die jeden Tag gegen dieses Monster antreten muss.

Ich habe keine Ahnung, ob ich es schaffen werde, die Depression vollständig zu überwinden. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich zumindest lernen kann, mein Monster in Schach zu halten und trotzdem ein gutes Leben zu führen, das sich auch so anfühlt.

Möge die Macht mit uns sein. :D

Viele Grüße,
Frau_Wal
Frau_Wal
Beiträge: 134
Registriert: 6. Aug 2018, 19:18

Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Frau_Wal »

Noch ein Nachtrag:

ich habe mit positiven Affirmationen gute Erfahrungen gemacht. An den guten Gedanken scheint was dran zu sein. Probier es doch einfach mal aus.

Viele Grüße,
Frau_Wal
Cinderella12
Beiträge: 369
Registriert: 1. Mai 2018, 11:42

Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Cinderella12 »

Hallo ihr,

sorry, bin nicht mehr so oft da, das Thema finde ich aber toll.

Allerdings-und bitte nicht in den falschen Hals kriegen- fragst du hier die falschen? Wir haben uns alle noch nicht geheilt, sonst würden wir hier nicht mehr über Probleme schreiben. Und auch ich hab es noch nicht hin bekommen.

So an und für sich würde ich behaupten ja. Wenn du hin fällst, ne Schramme kriegst oder einen blauen Fleck, es verheilt beides und das nicht durch den Arzt, das macht dein Körper ganz von alleine!

Auch gibt es Erzählungen von Leuten, die als unheilbar galten und heute völlig gesund sind!

Das mit der Psyche, die seelischen Wunden, das sind die schwersten.

Aber die Pharmaindustrie hat eh was gegen Heilung, sonst geht die auch noch tot.

Das, was du meinst ist, dass das Gehirn nicht unterscheiden kann, ob etwas in echt passiert, oder sich nur im Gedanken abspielt. Da gibt es ganz interessante Forschungen dazu. So z.B. über Fußballspieler. Die eine Gruppe übte auf dem Feld und die anderen gingen im Zimmer mental jeden Schritt nach. Die, die im Zimmer geübt haben, wiesen fast die selbe Muskelmasse (monate langes Training) auf, wie die auf dem Feld.

Oder z.B. ist man nach intensiven träumen auch so fertig, weil der Kopf/Körper denkt, das wäre echt. Da gibt es inzwischen ganz viele Beweise.

Wenn du dich dafür interessierst, ich finde das Hörbuch Mindpower ganz toll.

Was die Tageskliniken bzw. stationär angeht, das ist das große Problem mit denen. Man denkt, es geht einem super, dabei wartet der Alltag auf einen, der geschützte Rahmen ist weg, aber die Verantwortung will getragen werden. Damit bekommen viele Probleme. In der Therapie selbst hilft es nichts, sich vom Therapeuten zureden zulassen, man muss selber überlegen, ja, das kann sein, daher könnte das kommen und das unternehme ich jetzt mal dagegen...

Ist (leider?) so, man muss selbst in Aktion treten.

Nur wie mit so vielem, weiß man leider nicht wie und dann kommt noch der elendige Verstand hinzu, der einem zu schreit, dass es ja doch nicht funktioniert und mann es nicht schafft.

Aber mit diesen Vorstellungen,wie ich Sachen gerne hätte, habe ich schon einiges geschafft und bekommen. Glauben sehr wenige dran, funktionieren tut es deshalb nicht weniger. Von den Aussagen der Bibel bis hin zu den Beweisen und Experimenten der Quantenphysik, läuft es auf das selbe hinaus!

Wünsche euch allen viel Erfolg, Heilung usw.

lg Cinderella
DieNeue
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Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kira-Kira,
kira-kira hat geschrieben:andererseits denk ich auch, was kann ein bisschen erzählen schon weiter helfen. Ich hatte nämlich in der Tagesklinik auch Einzelgespräche und irgendwie haben die mich jetzt nicht so weiter gebracht. Es tat gut eine andere Sichtweise zu bekommen, aber die Ursache wurde nicht geklärt.
Ich fand die Einzelgespräche in der Klinik und der Tagesklinik auch nicht sooo toll. Ambulant hatte ich aber eine super Therapeutin, mit der ich richtig gut reden konnte. Die Kliniken waren auch recht verhaltenstherapeutisch geprägt und bei Verhaltenstherapie geht man nicht so sehr in die Tiefe. Angeblich schaut man auch nach der Ursache, aber das hab ich in den Kliniken nicht erlebt.
Wenn man sich mehr für die Ursachen interessiert oder eh eher der Denker-Typ ist, ist eine tiefenpsychologische Therapie wahrscheinlich besser geeignet. Mir hat es oft schon sehr geholfen, manche Dinge zu verstehen.
Vielleicht ist das auch eher dein Ding.
Meine Therapeutin hat eigentlich hauptsächlich gute Fragen gestellt und mir ab und an ein paar Methoden oder Modelle erklärt. Und das war ein ganz anderes Gespräch als mit jemand anderem und besser als in den Kliniken.
In der Tagesklinik waren die Einzelgespräche auch nur 20 min./Woche, das war eher so gedacht als Überblick über die Behandlung, weniger eine Therapie selber.

Du fragst dich, ob Medikamente nicht einfach nur die Symptome überdecken. Das habe ich mich auch einmal gefragt.
Im Prinzip vielleicht schon, mal aus meiner laienhaften Sicht. Man weiß ja immer noch nicht 100%ig, wie Depressionen entstehen.
Allerdings denke ich, dass es viele Medikamente gibt, die nicht die Ursache bekämpfen, sondern nur die Symptome abmildern oder ganz wegnehmen. Schmerzmittel zum Beispiel. Wenn ich eine Schmerztablette nehme, kann es sein, dass die Kopfschmerzen z.B. dauerhaft weggehen. Kann aber auch sein, dass die Kopfschmerzen wieder kommen, sobald die Wirkung nachlässt. Könnte auch sein, dass der Schmerz von selber wieder aufgehört hat, bevor die Wirkung des Medikaments zu Ende war. Aber da fragt kein Mensch, ob die Tabletten wirklich helfen oder man nur die Schmerzen übertüncht. Bei einer Op sagt kein Mensch, er will keine Narkose und kein Schmerzmittel. Der Schmerz wird ja vom Skalpel verursacht. Also kann ich die Ursache ja nur beheben, indem ich die Wunde wieder schließe und heilen lasse. Wer braucht da schon ein Schmerzmittel...
Oder irgendwelche Hustenhemmer, die man abends nimmt, damit man nachts ohne Husten schlafen kann. Oder Cremes gegen Akne oder oder oder. Da gibt's bestimmt noch etliche mehr.

Von daher kanns sein, dass du die Medikamente absetzen kannst und die Depressionen kommen nicht wieder. Oder du hast sie immer noch. Oder du hast sie gerade nicht, aber sie kommen ein paar Monate wieder mit voller Wucht zurück. Das kann einem keiner vorhersagen. Aber du weißt auch nicht, wo du landest, wenn du nichts nimmst.
Nur, wenn du die Medikamente gut verträgst und es dir damit langsam besser geht, kannst du auch in der Therapie ganz anders arbeiten. Wenn du da hingehst, völlig erledigt, kaum aufnahmefähig und unkonzentriert, oder nach der Stunde jedesmal eine Woche außer Gefecht gesetzt bist, bringt dir die Therapie auch nicht viel, bzw. es dauert halt viel länger.
Es heißt immer, dass Medikamente oft erst eine Therapie ermöglichen, je nach Zustand des Patienten halt.

Ich möchte dir hiermit nicht sagen, dass du unbedingt Medikamente nehmen musst/sollst. Sie haben ja auch Nebenwirkungen. Ich wollte einfach nur deine Frage beantworten :)

Liebe Grüße,
DieNeue
kira-kira
Beiträge: 92
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Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von kira-kira »

Vielen Dank @DieNeue.
Deine Gedanken klingen ganz interessant. Es stimmt, bei manchen Sachen ist die Ursache nicht so wichtig, hauptsache das Ergebnis stimmt oder die Wirkungsweise (z.B. keine Schmerzen).

Ich denke ich bin stabil und stark genug erstmal die Therapie ohne Medikamente zu starten. Ansonsten werd ich die Therapeutin fragen, was sie meint. Ich hab halt einzelne Tage an denen es mir echt schlecht geht und wegen jedem Mist heule und dann gibt es auch wieder gute Tage.
Ich will mich jetzt mit vielen positiven Gedanken irgendwie selber heilen. Einfach das Leben nicht so ernst nehmen und sich freuen, dass man überhaupt lebt. Klar manchmal hab ich die Gedanken, dass es irgendwie leichter wäre, wenn ich tot wäre und wenn ich schon Rentnerin wäre oder so. Aber diese Gedanken muss ich einfach beiseite schieben. Irgendwie mach ich mich so abhängig von einem Partner. Ich hab das Gefühl nur mit Partner ist man mehr wert, wichtiger, in der Gesellschaft angesehen. Ich muss das raus kriegen. Aber es ist schwer :(
Peter1
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Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Peter1 »

Hallo
@ Kira kira Du fragst dich, was ein bisschen reden schon bewirken kann?
Bei meinem Klinikaufenthalt hatte ich eine sehr junge Psychologin. Als ich sie zum ersten mal sah, dachte ich,“Was sollst du denn hier im Kindergarten“?
Ich setzte mich, und wartete auf ihre Fragen. Es waren in den ersten 50 Minuten insgesamt zwei Stück. „Warum sind sie hier“? Und „woher kommen ihre Depressionen“? Den Rest der Zeit redete ich, ohne Unterbrechung.
Ich will damit nur sagen, es gibt gute, und schlechte Psychologen. Ich hatte eine der Guten, jedes mal, wenn ich ihr Büro verließ, war ich für den Rest des Tages unbrauchbar. In einer Woche hat mich der Onkel Doktor sogar für vier Tage schlafen gelegt, so sehr hat das Gespräch auf mich gewirkt. Trotzdem bin ich der Meinung, das die Einzelgespräche einen sehr großen Anteil an meinem Fortschritt hatten. Leider kann ich mit ihr nicht weiter arbeiten, da sie nur für klinische Patienten zuständig ist. Wartezeit bei der angeschlossenen PIA, 1Jahr.
Eine so tief wirkende Therapie ist ambulant natürlich nicht möglich, weil es viel zu gefährlich wäre den Patienten in so einem Zustand auf den Straßenverkehr loszulassen.
@ die Neue Mit den Ads hast du vollkommen recht, sie dienen auch bei mir nur so lange als Ersatz, bis die Psychotherapie greift, dann werden sie so schnell wie möglich aus geschlichen. Natürlich unter Fachärztlicher Aufsicht.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
kira-kira
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Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von kira-kira »

Danke Peter für deine Meinung und Erzählung deiner Erfahrung.
Solche Fragen hass ich ja haha :D Aber ich glaube genau solche Fragen, die man nicht mag, helfen einem weiter.
Aber weisst du, genau solche Fragen hab ich mir auch schon gestellt. Warum es mir gerade nicht gut geht. Was der Auslöser sein könnte. Und ich hab viele kleine Dinge gefunden, die in meinem Leben nicht gut sind. Ich kann sie aber nicht ändern. Klar, das sollte man ja auch nicht bzw. geht es ja gar nicht in einer Therapie darum. Sondern wie man damit lebt und trotzdem glücklich ist.
Als Frau wenn man einen grossen Kinderwunsch hat (eigentlich schon seit 15 Jahren) und dieser dann mit jedem Jahr dahin schwindet, weiss ich allerdings ehrlich gesagt nicht, wie ich das akzeptieren könnte. Ich hab sogar schon an Samenspende etc. gedacht, aber ich möchte ja einen Mann (und nicht irgendeinen). Ich weiss auch nicht, ob ich jemals glücklich werden könnte, wenn sich dieser Traum eben nicht erfüllt.
Hm ich bin ein bisschen abgeschweift...
Peter1
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Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Kira kira
Wenn wir von Glück sprechen, meinen wir dann nicht eher Zufriedenheit ?
Wer ist schon restlos glücklich ? Niemand !
Zum ersten mal,seit 34 Jahren kann ich mich wieder auf Weihnachten freuen. Ich lebe mit meiner Partnerin und unserem Hund zusammen,was ich mir vor einem Jahr noch nicht einmal vorstellen konnte. Trotzdem würde ich mich nicht als glücklich bezeichnen, weil zu meinem Glück einige Menschen in meiner Umgebung fehlen. So langsam fange ich an zu lernen, mit diesem Verlust zu leben, wobei mir Barbara eine sehr große Hilfe ist.
Das mit dem abschweifen ist doch gut. Schreibe dir deinen Kummer von der Seele, dann wiegt er, wenigstens für einige Zeit, nicht mehr so schwer. Hier kannst du deine Probleme beruhigt schildern. Wenn nicht hier, wo dann?

VlG Peter
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Simone80
Beiträge: 121
Registriert: 1. Apr 2018, 20:54

Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Simone80 »

Hallo Kira Kira,

Deine Situation macht mich betroffen. Ich bin auch 38 Jahre alt, habe aber 2 Kinder. War bei uns auch keine Selbstverständlichkeit, dass wir Kinder bekommen, eigentlich ist es ein kleines Wunder. Und doch bin ich während der 2. Schwangerschaft in eine tiefe Krise geraten. Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen deshalb meinen Kindern gegenüber. Ich bin jetzt in Therapie und meine Therapeutin sagte weise, dass oft in Situationen, in denen alles gut ist, unverarbeitete Dinge an die Oberfläche kommen, weil jetzt Raum für sie entsteht. Jetzt ist meine Zeit, alte Wunden zu verarzten. Das gefällt mir zwar nicht, aber ich gebe mein Bestes. Es tut mir sehr leid, dass Dein Wunsch nach Partner und Kindern bisher nicht in Erfüllung gegangen ist. Aber gib die Hoffnung nicht auf, heutzutage bekommen viele sowieso eher spät Kinder. Alles Gute für Dich!

Simone
kira-kira
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Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von kira-kira »

@Peter1: ja das stimmt. Ich hab folgenden Spruch, den ich ganz passend finde: Glück ist die Summe schöner Momente.
Das freut mich wirklich sehr, dass du dich auf Weihnachten freust. Das klingt sehr schön. Es sind eben die kleinen Dinge. Und es ist schön, wenn man sie bemerkt und schätzt. :)

@Simone80: Ja gesunde Kinder sind ein Wunder. Für mich ist schon ein wirkliches Wunder, wenn man jemanden gefunden hat, den man liebt und er zurück liebt. Es ist doch wirklich ein Wunder, wenn man diesen Einen gefunden hat. Für mich ist das so unvorstellbar. Aber naja. Ich mach das beste daraus. Vielleicht gründe ich irgendwann mal eine Senioren-WG oder so :D
Mir hilft es ein wenig, dass auch Mütter psychische Probleme haben, also das zeigt mir doch, dass nicht automatisch ein Mann und Kinder glücklich machen. Jeder hat doch irgendwie sein Päckchen zu tragen.
Simone80
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Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Simone80 »

Hallo Kira-kira,

warum ist es für Dich unvorstellbar jemanden zu treffen den Du liebst und der Dich zurückliebt? Hast Du so schlechte Erfahrungen in Partnerschaften gemacht?

Ja, das Mutterdasein ist nicht die ganze Zeit eitel Sonnenschein. Ich werde oft in der Strassenbahn von älteren Damen angesprochen, weil sie mein Baby bewundern. Das ist manchmal so anstrengend. Als ob von mir erwartet würde, dass ich die ganze Zeit vor Glück sprühen müsste. Tue ich aber leider nicht. Ich liebe meine Kinder über alles, ich geniesse die Zeit mit ihnen in vollen Zügen. Leider hat aber die Mutterschaft in mir alte Geister geweckt. Und das geht vielen Frauen so. Ich habe viele Freunde und Bekannte mit kleinen Kindern, und keiner ist wirklich superglücklich, es ist eben auch eine anstrengende und fordernde Zeit. Und wirklich jeder Mensch hat ja Probleme, das wird in unserer Gesellschaft auch immer so missverständlich rübergebracht, dass man ständig nach dem grösstmöglichen Glück streben sollte.

Und das mit der grossen Liebe und den einen richtigen finden ist ja auch so eine Sache. Bei der Partnerwahl spielen so viele unbewusste Faktoren mit, nach spätestens 3 Jahren erster Verliebtheit kommt dann das Erwachen. Man sieht erst dann den anderen wirklich, ohne die rosarote Brille. Und dann fängt die Arbeit an, die Beziehung am Funktionieren zu halten. Es ist nicht mehr Liebe, sondern eher Respekt und die bewusste Entscheidung, mit diesem Menschen zusammen zu bleiben. Natürlich bin ich dankbar dafür, einen Mann an meiner Seite zu haben. Trotzdem habe ich viele ungestillte Sehnsüchte.

Ich will natürlich Dein Gefühl von Einsamkeit nicht schmälern, ich kann schon sehr gut verstehen, dass Deine Situation nicht leicht ist. Bei uns war es anfangs unsicher, ob wir überhaupt Kinder bekommen können, und ich kann mich an dieses Gefühl noch sehr gut erinnern. Ich hatte mich schon so auf den Gedanken eingeschossen, Mutter zu werden, ich war fast am verzweifeln. Trotzdem hatte ich mir einen Plan B zurechtgelegt. Mein Bruder hatte zu der Zeit ein Baby dessen Patentante ich wurde. Ich dachte, wenn ich nicht Mutter werde, so will ich dann wenigstens eine gute Tante sein und versuchen, mich am Wachsen und Gedeihen meiner Nichte zu erfreuen. Glücklicherweise bekam ich dann bald darauf auch eine Tochter. Ich wünsche Dir sehr, dass Du auch Deinen Weg findest.

LG Simone
kira-kira
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Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von kira-kira »

Liebe Simone80, vielen Dank für dein Worte. Eigentlich hab ich keine schlechten Erfahrungen mit Männer gemacht. Nur wenn ich so zurück blicke, hab ich glaub in meinem Leben noch nie so richtig jemanden geliebt. Also das Gefühl, dass ich ALLES für denjenigen machen würde.

Oh ich kann dich gut verstehen. Ich glaube so eine Kindererziehung erfordert sehr viel Kraft und Verantwortung und Geduld. Man will ja auch alles richtig machen, gute Kinder erziehen etc.
Was für ungestillte Sehnsüchte hast du denn? Kannst du darüber mit jemanden sprechen?
Simone80
Beiträge: 121
Registriert: 1. Apr 2018, 20:54

Re: Kann man sich selber heilen?

Beitrag von Simone80 »

Hallo Kira-kira,

Ich war in meinem Leben schon öfter schwer verliebt, so wie Du das beschreibst, habe mich aber auch schnell wieder entleibt :D Das war, bevor ich meinen Mann kennengelernt habe. Ich habe die Erfahrung gemacht, je heftiger ich verliebt bin, desto "böser" ist dann das Erwachen. Mit meinem Mann bin ich seit 15 Jahren zusammen. Wir passen wohl schon ganz gut zusammen, nach so einer langen Zeit haben wir uns beide aber natürlich auch verändert. Darauf muss man sich dann immer wieder einstellen und neue Kompromisse finden.

Seit ich die Depression habe denke ich viel darüber nach, was ich meinem Mann zuliebe aufgegeben habe. Es sind keine grossartigen Dinge, aber ich merke, dass ich auf zu viel verzichtet habe. Einige Dinge kann ich nachholen, andere sind leider unwiederbringlich. Unsere Hochzeit zum Beispiel war für mich eine Enttäuschung. Überhaupt fehlt in unserer Ehe jegliche Romantik. Früher dachte ich immer, das sei nicht so wichtig, jetzt merke ich, wie ausgehungert ich in dieser Richtung bin. Das Schlimme ist auch, dass mein Mann manche meiner Träume nicht versteht oder sich sogar ein bisschen darüber lustig macht. Aber ich muss fairerweise sagen, dass er mich schon unterstützt in manchen Dingen. Z.B. gehe ich regelmässig joggen, er passt währenddessen auf die Kinder auf. Das ist schon was wert. Dafür hat er aber auch seine eigenen Hobbys die er oft wie selbstverständlich priorisiert. Naja, ich könnte wohl Seiten über dieses Thema schreiben. Ich habe eine gute Freundin, mit der ich über diese Dinge sprechen kann. Sie kennt meinen Mann gar nicht, da geht das Diskutieren leichter. Und mit meiner Therapeutin kann ich sprechen. Ich merke gerade, wie dankbar ich dafür bin.

Ich wollte Dir noch etwas sagen, was mir bei deinen vorherigen Texten aufgefallen ist. Du schreibst, dass Du eine sehr glückliche und perfekte Kindheit hattest. Bist Du sicher, dass Du Dich an alles aus Deiner Kindheit erinnerst? Es gibt viele Leute, die sich schwer tun mit dem erinnern oder fest davon überzeugt sind, dass die Kindheit perfekt war. Das ist oft ein schlechtes Zeichen. Eine perfekte Kindheit gibt es nicht, keine Eltern sind fehlerlos. Ich meine nicht, dass Du jetzt auf Teufel komm raus schlechte Dinge in Deiner Kindheit suchen sollst, aber vielleicht fallen Dir doch Dinge ein, die dich auf negative Weise geprägt haben? Muss nicht das Elternhaus sein, kann auch in der Schule oder so passiert sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es hilft, solche Dinge nocheinmal zu bearbeiten um sich bewusst darüber zu werden, wie sie auf das heutige Gefühlsleben wirken. Nur so als Anregung, ich hoffe ich verärgere dich mit diesem Kommentar nicht. Ich verstehe auch, wenn du damit nichts anfangen kannst.

Einen schönen Abend wünsche ich Dir

Simone
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