traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag herum

Bittchen
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Bittchen »

Liebe DieNeue,liebe Mitleser,

vor dem Zusammenbruch war ich eine andere Person,sonst wäre ich ja nicht krank geworden.
Ich wollte mehr schaffen und tun,wie ich es von meiner Veranlagung her konnte.
Alles oder nichts ist immer falsch.
Meinen schweren Enttäuschungen und traurigen Ereignisse,schon in früher Jugend, habe ich ignoriert,das hat Spuren hinterlassen.
Das hat mir sehr geschadet und mich mit der Zeit immer mehr an den Abgrund gebracht.
Die Trauer,die tiefen Verletzungen habe ich nicht verarbeitet,ja sogar ohne mich zu wehren, immer wieder neue zugelassen.
Mir mit Schuld gegeben,immer Verständnis für Verursacher gehabt.
Dabei bin ich krank geworden durch den körperlichen und psychischen Stress.
Ich bin nicht wütend geworden ,sondern habe für mich still gelitten,nicht über meine Gefühle gesprochen.
Falschen Trost, in sehr schweren Situationen,im Alkohol gesucht.
Über das Leid anderer Menschen konnte ich weinen,aber über meins nicht.
Ich habe einfach weiter gemacht,das konnte nicht gut gehen.
Denn ich habe mir keine Ruhe gegönnt,war immer für andere da,denn ich wollte es jedem Recht machen,damit ich geliebt werde.
Das konnte nicht gut gehen,denn ich hatte vergessen für mich zu sorgen.
Da fällt mir das Gedicht von Charlie Chaplin zu seinem 70.Geburtstag ein.
Heute weiß ich sehr gut,was falsch lief,bestimmt ganz andere Ursachen wie bei dir.
Aber ich kann es nicht ändern,es ist vorbei.
Heute kann ich nur so gut es geht mein Leben meistern,da ist nicht mehr so viel Zeit.
Im Moment keine einfache Sache bei mir,ich muss wieder kämpfen.
Aber ich werde wütend und wer mir blöd kommt ,bekommt die Retourkutsche,das habe ich gelernt.
Trotzdem achte ich auf mich und überforder mich nicht,mache das was ich will und kann.
Wenn ich im Keller sitze,was ja jetzt wieder der Fall ist,halte ich Ruhe und versuche mir Gutes zu tun.
Aber wäre ich wieder jung,so wie du,würde ich mit kleinen Schritten aus dem Loch kriechen und mich trauen meine Talente auszuleben.
Nur so kommst du wieder ans Licht,nicht ohne Enttäuschungen,
aber würdest du es nicht versuchen,würdest du es irgendwann bereuen.
Du bist nicht nur depressiv,in erster Linie bist du eine junge ,sehr talentierte,intelligente junge Frau,die auch an einer depressiven Störung leidet.
Das ist wirklich kein Grund sich zu schämen,bei einer schweren körperlichen Krankheit tätest du das auch nicht,oder vielleicht doch.
Auch da gibt es Menschen,die über ihr Leid nicht sprechen wollen..
Ich finde immer der Hinweis auf einen Beinbruch, um sich Hilfe zu holen hinkt etwas,(passt ja,lach)denn ein Beinbruch heilt meist schnell.
Eine depressive Störung schleppe ich schon sehr sehr lange mit mir rum.
Eine Depression bringt so viele Beeinträchtigungen mit sich,wer es schafft da wieder Lebensmut zu haben, ist ein ganz starker Menschen.
Obwohl ich das sehr gut verstehe wenn in erneuten Krisen wieder resigniert wird ,immer wieder aufstehen ist sehr anstrengend,denn unsere Seele ist nun mal schwerbeschädigt.
Das heißt nicht,dass wir nicht doch auch was leisten können,auch wenn es sehr viel schwerer ist wie für Nichtbetroffene.
Das wird nur von Außen nicht so gesehen,aber wir selbst Betroffenen wissen das sehr gut.
Mir fällt da Tobi Katze ein und sein Buch "Morgen ist leider auch noch ein Tag."
Es muss ja nicht gleich ein Bestseller sein,aber probieren geht über studieren.

Liebe Grüße
Bittchen
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Gertrud Star
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo ihr beiden,
das Thema ist so interessant. Wow, was einem hier zugetraut wird.
:)
Unter Künstlernamen sind mehr unterwegs, als man glauben mag. Manchmal liest man ja die bürgerlichen Namen der Leute. Der Künstlername kann ja dann im Ausweis stehen. Campino oder Rosa von Praunheim heißen ja auch nicht wirklich so. Bei dem Namen der Autorin des Lehrerhasserbuches sehe ich auch eher eine Verbindung zum Buchthema.
Zum Rest schreibe ich dann etwas, wenn ich den Zahnarzttermin hinter mir habe (morgen).
LG Gertrud
Bittchen
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Bittchen »

Liebe Gertrud,

alles Gute für den ZA Termin.
Weißt du eigentlich,dass dir ein Psychiater bei einer Depression und Angststörung ,wenn einer größerer Eingriff geplant ist, ein Attest schreiben kann und die leichte Narkose dann vom der KK bezahlt werden muss ?
Nur Mal so zur Info.
Ich halte dir virtuell deine Hand,dann geht es dir vielleicht etwas besser.

Liebe Grüße Bittchen
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Peter1
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Re: traurig, bedrück t, energielos um Wiedervereinigunstag h

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Wer hat denn schon Angst vor dem Zahnarzt?
Ich nicht !
Ich geh einfach nicht hin, dann brauche ich auch nicht zu zittern. Der Psychiater in der Klinik hielt meine Zähne für sanierungsbedürftig (stark untertrieben) Ich gab ihm zur Antwort, das die Zahnarztpraxis mich erst zu sehen bekommt, wenn deren Inhaber sich ein Narkose Gewehr gekauft hat

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
riverflow
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von riverflow »

Hallo Peter,

und irgendwann hast Du starke Schmerzen und spätestens dann wird es teuer und die Kasse übernimmt weniger, weil Du keinen regelmäßigen Zahnarztbesuch belegen kannst...

In meiner Jugend war ich einige Jahre nicht beim Zahnarzt. Man hat es noch nicht gesehen, aber, als ich mich, nur aufgrund großer Schmerzen, doch überwunden habe zu gehen, waren 11 Füllungen fällig, teils Wurzelfüllungen.
Seitdem gehe ich regelmäßig. Mit Tavor, aber das ist relativ harmlos, wenn man es nur selten nimmt.

Mensch, Peter, Du möchtest gut aussehen und trägst deshalb Anzüge, Du möchtest doch bestimmt Barbara küssen, da gehen sanierungsbedürftige Zähne echt gar nicht! Sanierungsbedürftig = Karies und Karies riecht man.
Mir wäre es peinlich, auf einen Sanierungsbedarf angesprochen zu werden....

Ich kann Zahnarztangst durchaus verstehen, bin ja selbst davon betroffen. Aber eine Vermeidung macht alles nur schlimmer.
Gertrud Star
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo ihr Lieben,

der Zahnarztbesuch war doch nicht so schlimm wie befürchtet. Jetzt habe ich den Rest Zahn ohne die "künstliche Ergänzung" drin. Viel kann nicht passieren, und ein paar Tage soll das so bleiben. Es war fast schmerzfrei, und ich soll nun zum Kieferchirurgen zum Ziehen des Zahnrests, nur zur Sicherheit falls es Komplikationen geben sollte.
Ein paar Tage lang werde ich mich um die Nasennenenhöhlen kümmern (müssen), damit ich dann beim Ziehen (und vor allem falls raus operiert werden müsste) durch die Nase genug Luft bekomme. Das war das einzige Unangenehme heute daran, außer dem Geschmack der Betäubung.
Einige Anweisungen habe ich heute noch bekommen.

Also jetzt wo das klar ist, ist mir wohler.
Ich bin vorher immer nervös vor Zahnarzt.
Eine Narkose habe ich noch nicht gebraucht, die nehm ich zu anderen Gelegenheiten eher.
Da habe ich das Problem, dass ich anschließend nicht sicher durch den Straßenverkehr komme (vor allem über Straßen komm ich dann nicht ohne Hilfe).
Ich habe mich 2mal beim Zahnarzt so sehr entspannen können, dass man meinen könnte, ich hätte etwas geschluckt, was genauso stark wie ein starkes Beruhigungsmittel bzw. Einschlafmittel wirkt, und zwar nur solange wie es angebracht ist. Das wirkt als Erinnerung fort.

Allerdings sollte ich mich mal schleunigst kümmern, etliche fehlende Jahre im Bonusheft nachtragen zu lassen.

In meinem Mund merkt man die Folgen von mangelnder Zahnpflege vor allem in der Kindheit, und in Depriphasen. Aber auch die Folgen von Rauchen. Vielleicht auch Stress.
Und ich bin auf der Suche nach der Regelversorgung für einen dunklen Schneidezahn, Krone kommt zu teuer. Das sieht so unästhetisch aus. Im Zweifelsfall wird das ein Fall fürs Sozialgericht.

Lieber Peter,
ich habe da jemanden in der Verwandtschaft, dem die Freundin angedroht hat, ihn nicht mehr zu küssen, wenn er nicht zum Zahnarzt geht.....

LG Gertrud
Emma52
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Emma52 »

Liebe Gertrud Star, liebe dieNeue,

ich wäre auf jedenfall eine Kundin Eurer Bücher. Ich lese Euch sehr gerne. Ich wünsche Euch von ganzem Herzen das Beste auf allen Ebenen.

Gertrud, auch Deine Beiträge zu diesem Thread haben mir seeeehr gut gefallen. Ja, dieses Thema ist wichtig.....

Alles, alles Gute, Emma
Peter1
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Peter1 »

Hallo Riverflow
Die sanierungsbedürftigkeit meiner Zähne kommt nicht durch Karies, sondern durch einen Arbeitsunfall. Mir fehlen links die letzten 4 Zähne oben und unten. Von außen ist nichts zu sehen, also schaden die fehlenden Zähne meinem "schönen" Aussehen überhaupt nicht :lol: Ich bedanke mich trotzdem bei dir, weil du dir Gedanken über mich, und mein kleines, schwarzes Teufelchen gemacht hast. Auch sie findet es nicht normal, das ich solche Angst habe, und das schon über zwanzig Jahre. Ich bekomme schon erhöhten Blutdruck, wenn wir nur an einem Zahnarzt Schild vorbei gehen. Ich bin eben nur ein schwacher Mann :lol:

VlG Peter
Ps. Barbara knutscht sehr gerne mit mir.
Zuletzt geändert von Peter1 am 27. Okt 2018, 15:41, insgesamt 1-mal geändert.
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
DieNeue
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

ich muss demnächst auch zum Zahnarzt... hab, glaub ich, schon wieder ein Loch. :( Seit ich alleine wohne und keine vorgeschriebene Struktur bzw. kaum Termine habe, ist das Zähneputzen zu einer riiiiiesen Hürde geworden. Muss mich echt dazu zwingen und schaffe es sehr oft nicht. Keine Ahnung woran das liegt...
Das ist echt ätzend. Duschen genau so. Versuch heute schon seit Stunden mich dazu zu bewegen, aber geht nicht. Aber ich muss heute noch weg.... Maaaann!

Liebe Grüße,
DieNeue
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von DieNeue »

Hallo Emma,

danke für dein Lob. Das freut mich sehr.:)

Liebe Grüße und ich wünsch dir auch alles Gute,
DieNeue
Bittchen
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Bittchen »

Liebe DieNeue,

ich glaube dir,dass wenn du alleine lebst,es schwieriger sein kann mit der Körperpflege.
Aber das habe ich auch wenn es mir wieder schlechter geht und ich lebe nicht alleine.
Gestern habe ich den ganzen Nachmittag auf dem Sofa gelegen ,dabei hatte ich so viel vor.
Da habe ich mir kein schlechtes Gewissen gemacht,so Tage gibt es.
Ich hatte auch Magenschmerzen.
Im Moment fühle ich mich nicht so sehr depressiv,aber dann läuten bei mir doch alle Glocken.
Gerade dieses Thema (Körperpflege)wird nicht so gerne angesprochen,denn es ist ja auch sehr sensibel.
Da ist noch mehr das Schamgefühl dabei,auch noch zu stinken, während den schlechteren Zeiten.
Darüber sprechen wir Betroffenen nicht gerne ,aber die,die es richtig erwischt hat,kennen das sehr gut.
Es gibt aber auch Betroffene,die einen Waschzwang entwickeln.
Auch wenn man es nicht mehr schafft saubere Wäsche zu haben,wird das nicht gerne zugegeben.
Manchmal schaffe ich es gerade noch in der Krise,die 60 Grad Wäsche zu waschen und in den Trockner zu tun und dann aus dem Trockner holen und anziehen.
Raus gehe ich dann sowieso nicht.
Wenn ich dann einen festen Termin habe ,geht es dann plötzlich doch.
Aber abgesagt habe ich auch schon oft,auch den Zahnarzt.
Noch eine Belastung mehr ist dann sehr schwierig auszuhalten.
Passe auf dich auf,es scheint dir wieder schlechter zu gehen.
Die Jahreszeit ist ja auch nicht gerade förderlich um jetzt mehr Antrieb zu bekommen.
Ich sitze gerade vor meiner Tageslichtlampe und habe das Gefühl,das hilft mir etwas,um in die Gänge zu kommen.
Das mache ich jetzt jeden Morgen, mindestens eine Stunde.

Liebe Grüße Bittchen
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Frau_Wal
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Frau_Wal »

@ alle mit Angst vorm Zahnarzt

In meinem Umfeld gibt es mehrere Menschen mit großer Angst vorm Zahnarzt.
Meiner Mutter merkt man schon Tage vorher an, wenn wieder ein Kontrolltermin ansteht. Sie hat als Kind einfach zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Aber inzwischen ist sie bei einem sehr einfühlsamen Zahnarzt, der alle Schritte ruhig und genau erklärt und das hilft ihr sehr.
Eine Freundin von mir wird grünlich im Gesicht, wenn man das Wort Zahnarzt nur erwähnt. Aber sie hat einen Arzt gefunden, der auf Menschen mit Zahnarztangst spezialisiert ist und dort kann sie sich behandeln lassen. Das macht ihr zwar trotzdem keinen Spaß, aber wenigstens traut sie sich hin.
Es gibt wohl auch Zahnärzte, die Hypnose nicht als Alternative zur Betäubung anbieten, sondern zur Entspannung, um die Angst in Schach zu halten. Es kann sich also lohnen, nach spezialisierten Zahnärzten zu suchen und evtl. sogar mehrere auszuprobieren, bis man jemanden gefunden hat, der auch mit der Angst seiner Patienten gut umgehen kann und wo man sich in der Praxis gut aufgehoben fühlt.

Viele Grüße,
Frau_Wal
Gertrud Star
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,

ich denke mal, dass ich um den Wiedervereinigungstag wohl immer ein Tief haben werde. Erinnerung an sowas wie Abschied ohne wirklichen Neubeginn. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen.

Gestern hatte ich ein längeres Telefonat mit einer langjährigen Klassenkameradin, was ich sehr schön fand. Es leben alle noch, und scheinbar keine weiteren bekannten größeren Dramen (außer einem Unfalltod).
Es ging um Familien und Kinder, die wohl jeder hat. Viele sind schon mehrfache Großeltern.
Auch einige gemeinsame Erinnerungen wurden aufgewärmt.
Es wurde immer nach mir gefragt, und ich ließ so einige Grüße ausrichten.
Irgendwie kam ich mir viel normaler vor bei diesem Heimatkontakt, der nix mit Familie zu tun hat, aber sehr viele vertraute und normale Sachen "triggert".

Kennt das wer? Kann das sein, dass solche Kontakte in die alte Heimat fast schon lebenswichtig sind?
Und dass man sie lange vermieden hat, aus verschiedenen Gründen?
So wie bei Migranten?

LG
Bittchen
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Bittchen »

Liebe Gertrud,

ich kann das sehr gut nachempfinden ,auch wenn ich eine ganz andere Biographie habe.
Das ist ganz normal,denke doch Mal an die Vertriebenen Vereine.
Mein Vater hat mich früher immer damit genervt,Westpreußen mit den fetten Gänsen und den dicken Lachsen,sehr viel wurde ausgeblendet.
Es ging ihm doch hier viel besser,zurück wollte er aber auch nicht mehr,auch wenn es gegangen wäre.
Meine Geburtsstadt hat mich geprägt,die Mentalität der Menschen dort usw.
Vieles aus der Vergangenheit sieht man nur noch positiv.
Auch ich plane wieder einen kurzen Besuch in meiner Heimatstadt,vielleicht kann ich danach besser los lassen.
Denn ich habe da auch sehr viel Schmerzliches erlebt.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Peter1 »

Hallo Gertrud
Was ist Heimat ???
Für mich definitiv nicht mein Geburtsort ! Dort habe ich keine Freunde, nur eine Schwester, und zwei Neffen, die man aber vergessen kann, alle drei. Sie stehen auf dem gleichen Srandpunkt, wie mein Vater, „psychische Krankheiten sind nur was für arbeitsscheues Gesindel!“
Heimat ist für mich der Ort, an dem die Menschen wohnen, die ich liebe, die ich gerne um mich habe, die mich so akzeptieren, wie ich bin. Menschen, für die ich mich nicjt verstellen muss, die für mich „DA“ sind, wenn ich sie brauche, und für die ich „Da“ sein darf.
Heimat ist für mich der Ort wo ich im Moment wohne, weil ich hier, zum ersten mal, seit sehr vielen Jahren, wieder unendlich glücklich bin, wenn die Depressionen mir die Chance dazu geben.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Camille
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Camille »

Liebe Gertrud,

Ich habe den ganzen Thread nicht gelesen - nur den Beginn und dein Schreiben in dem du das Thema "Heimat" aufgreifst.

Meine Gedanken sind noch nicht ausgereift - ich habe trotzdem das Bedürfnis erste Gedanken zu äußern.

Zuerst zum Thema "Wiedervereinigung."

Ich bin in Westdeutschland aufgewachsen - und aus diesem Blickwinkel kann ich alles nur beurteilen und sehen.

Zum Zeitpunkt des "Mauerfalls" war ich 19, ich war gerade von zu Hause ausgezogen, um in einer anderen Stadt zu studieren. Von Anfang an gefiel mir die Arroganz nicht, mit der von Seiten der alten BRD - die "DDR" einfach einverleibt wurde. Es fühlte sich für mich nicht so an, als ob sich zwei gleichberechtigte Partner treffen. Das Ende des DDR-Regimes war aus westlicher Sicht in vieler Augen Beweis genug, dass ALLES wertlos war - und die "Neuen" froh und dankbar sein sollten, dass sie "aufgenommen wurden." Interesse an der anderen Lebensweise habe ich in "Westdeutschland" zu dieser Zeit wenig gefunden.

Wie unterschiedlich das Leben diesseits und jenseits der Mauer die Menschen jedoch geprägt hatet - wurde mir erst so richtig bewusst, als ich im Herbst/Winter 1995 für 4 Monate im KH Dresden Neustadt mein Terzial Innere Medizin absolvierte. Das galt damals an einer "westdeutschen Uni" noch als "Auslandsemester" - da zu diesem Zeitpunkt, das Medizinstudium Ost/West noch anders strukturiert war. Und meine "ostdeutschen Kommilitonen" war weitaus besser ausgebildet - das war/ist eine Tatsache, die ich in meiner "westdeutschen Ignoranz" so nicht erwartet hatte.

Ich hatte auch nicht erwartet, dass ich mich so sehr fremd fühlen würde. Ich verstand nicht, wovon die anderen sprachen - wenn sie sich erinnerten. An dieses Fest - an jenen Brauch. Ich verstand so viele Anspielungen nicht - oder Witze. Ich war irritiert, wie verbindlich mit Verabredungen umgegangen wurde - weil die meisten immer noch kein Telefon hatten. Es gab so vieles, was anders und fremd war.


Wie schwierig musste das umgekehrt gewesen sein? Ich habe so etwas wie eine Ahnung.

Das wollte ich Dir - liebe Gertrud - einfach mal sagen. Das verstehe ich gut. Ich kam in diesen 4 Monaten nicht gut zurecht. Die Femde und die Vorurteile, mit denen man mir begegnete, waren für mich scher aushaltbar. Selbst ein nett gemeintes: "Du bist ja gar nicht so arrogant wie die anderen Wessis" - empfand ich als "beleidigend."

Ich glaube, dass es bis heute viel zu wenig Beachtung findet, was für eine riesen Veränderung das war.

Das wollte ich einfach mal zum Ausdruck bringen

Und vielleicht hast du dieses "Vertraute" in Wortspielen oder Erinnerungen bei deinem Telephonat wiedergefunden - das so ein bißchen Geborgenheit vermittelt - da es vertraut ist - und du es die "Sprache" auch mit deinem Herzen verstehst.

So könnte ich mir das vorstellen

Liebe Grüße
Camille
Gertrud Star
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Re: traurig, bedrückt, energielos um Wiedervereinigunstag he

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe Camille,
danke für deine Worte. Ich kann mir den Kulturschock umgedreht nicht ganz leicht vorstellen, habe aber eine Ahnung, dass du das auch als sehr große Unterschiede wahrgenommen hast. Ähnliches berichtete mal eine Freundin, die so um 2003 auf Rügen in Kur war mit ihrem kleinen Sohn. Die fragte sich allen Ernstes, ob sie sich im Osten wohler fühlen würde, als Wessi (alleinerziehend und alles andere als vorwiegend Hausfrau und Mama).
Ich lass mal sacken.

Hallo Peter,
so ist es. Oft frage ich mich, was ich hier habe. Und ob ich bleiben möchte.
Berufliche Chancen gibt es nicht mehr, Familie habe ich nicht, keine Kinder.
Und ich denke ans Alter: Lange ists nicht mehr hin, und mit Sozialhilfe.... Pflege.....
Man braucht ja wen.
Ich wohne in dem Bundesland, wo deine Schwester ist, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.
Ich habe einen Telefon- und Mailkumpel, auch sowas wie ein großer Bruder. Der wohnt im Ruhrgebiet und sagte, ich würde da eher hin passen wie hier. Liegt an der Mentalität, die dort mehr geprägt ist durch Arbeitertradition und Einwanderung von Arbeitern.

Hallo Bittchen,
es ist so ein wenig wie damals bei der Flucht. Anfang der 90er, da war sehr viel Wirtschaftsmigration, es wurde ja so viel platt gemacht. Das ist auch etwas wie damals. Und wenn die Migration nicht glückte, dannn.... Was es da für Kommentare gab.
Ich selber neige ja auch etwas zur Glorifizierung, wohl wissend, dass es auch früher Leid für mich gab - aber dann doch mehr Chancen. Die ich dann zum Schluss nicht mehr nutzte, warum auch immer.

Meine Bekanntschaften sind mittlerweile dank der Technik auch bundesweit verteilt.
Ähnliche Interessensgebiete.
Und was mein momentanes Interessensgebiet angeht, da ist der Schwerpunkt im Ruhrgebiet und Norddeutschland, also weit weg von hier.

Heimat, wo ist die? Bin ich vielleicht eher kosmopolitisch?

Soviel erstmal dazu.
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