Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Hallo an alle,

ich sitze gerade an der Rezeption und bemühe mich sehr, die vielen vorbeilaufenden Patienten zu ignorieren, um einmal in Ruhe schreiben zu können.

Es geht mir weiterhin gut in der Klinik und ich fühle mich gut aufgehoben. Die Einzeltherapie bewegt sich noch etwas an der Oberfläche. Die Therapeuten vermuten, dass ich unter einer Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung leiden könnte und nehmen all meine Beschwerden ernst.

Am Wochenende bin ich mit einem Mitpatienten eine sehr weite Strecke im See geschwommen. Zwei weitere Mitpatienten haben uns in einem Elektroboot begleitet und abgesichert. Ich habe mich lange nicht mehr so glücklich, lebendig und frei gefühlt.

Nicht so gut läuft meine Suche nach ambulanten Therapeuten... ich erhalte nur Ablehnungen und komme nicht einmal auf die Wartelisten. Bei der Kassenärztlichen Vereinigung habe ich schon angerufen, was mich aber nicht weitergebracht hat.

...ich kann mich hier leider nicht konzentrieren...

Ich wünsche euch allen einen schönen Abend,
Philosophin
Zarra
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Zarra »

Hi liebe Philosophin,

ich finde es schön, daß Du Dich meldest, und freue mich, daß ... ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll, doch Du hattest ja etlichen Befürchtungen und Ängste ... sagen wir mal: "daß es läuft", "daß Du die Klinik nicht katastrophal findest", ...

Ansonsten: Konzentrier' Dich erst mal auf die Therapie vor Ort!

Was sich ohne großen Aufwand (anschließende ambulante Therapie ... ja, vielleicht auch die Frage, wo ... und was ... Du sonst machen willst ... - Therapie allein ist kein Lebensinhalt) anleiern läßt, ist gut, doch vielleicht ist es auch noch der falsche Zeitpunkt dafür. Eher so kurz vor der Entlassung.

Dir weiterhin gute Entwicklungen!

Zarra
Gertrud Star
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Philosophin,
der Klinikaufenthalt scheint dir ja gut zu tun.
Weiter viel Erfolg und auch Freude wünsche ich,
und viele schöne Erlebnisse, und viele nützliche Erkenntnisse.
LG Gertrud
DieNeue
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Philosophin,

ich freue mich auch, dass du dich gemeldet hast! Ich gucke auch immer, wenn ich im Forum bin, ob du geschrieben hast. Ich bin froh, dass es dir in der Klinik gut geht und es kein Desaster geworden ist, wie du vorher befürchtet hast. Schön, dass die Therapeuten dich ernst nehmen!

Ich würde die Suche nach einem ambulanten Therapeuten auch erst mal hinten anstellen und mich auf die Therapie vor Ort konzentrieren. Mir wurde nach ca. 2/3 meines Klinikaufenthalts von den Ärzten nahegelegt, nach der Klinik eine einjährige Langzeit-Reha zu machen, was ich überhaupt nicht wollte. Das hatte zur Folge, dass ich die restlichen Wochen damit verbracht habe, über die Reha nachzudenken und ich ständig mit mir gerungen habe, ob ich das mache oder nicht. Ich hab mich schließlich durchgerungen, war dann für eine Probewoche in der Reha-Einrichtung und schlussendlich habe ich keine Reha gemacht, weil das genau das Gegenteil war von dem, was ich eigentlich brauchte. In den restlichen Wochen in der Klinik hätte ich wirklich was produktivere machen können...

Kannst du nicht einfach irgendwo in Ruhe offline schreiben und dann an der Rezeption die Sachen einfach nur noch abschicken?

Ich wünsche dir, dass der Aufenthalt weiterhin so positiv verläuft und viele schöne Erlebnisse, wo du dich lebendig fühlst!

Ganz liebe Grüße,
DieNeue
Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Hallo ihr Lieben,

herzlichen Dank für eure Antworten!
Ich bin ein bisschen überrascht, dass ihr eher die Meinung vertretet, dass ich mich erst gegen Ende des Klinikaufenthaltes um eine ambulante Therapie kümmern soll. Mich macht es nervös, dass ich nicht weiß, wie es nach meinem Klinikaufenthalt weitergehen soll und dass ich dann keinen Therapeuten habe. Die Therapeutensuche stresst mich momentan aber auch.

Morgen habe ich einen Termin bei der Sozialberatung der Klinik. Mir wurde schon gesagt, dass ich mich an den Sozialpsychiatrischen Dienst in meiner Stadt wenden soll und dort Hilfe finde. Ich bin aber natürlich wie immer skeptisch und nicht so begeistert von der Vorstellung, einen Betreuer an der Seite zu haben. Habe ja in der Vergangenheit damit leider keine guten Erfahrungen machen können. Mir wird aber wohl nichts anderes übrig bleiben, wenn ich nicht komplett in diese Leere zurück fallen will. Auf keinen Fall darf es so weitergehen, wie in den Wochen vor meinem Klinikaufenthalt! Das ertrage ich nicht noch einmal!

Bin heute ziemlich erschöpft von den ganzen Therapie-Terminen. Auf meinem Plan für die Woche stehen zwei Einzelsitzungen, Gruppentherapie, Musiktherapie, Physiotherapie, Psychosomatikseminar, Stationsversammlung, Chefarztvisite, Entspannung, Meditation usw.
Daneben versuche ich noch genug Zeit zum Laufen und Schwimmen zu finden.

Ganz liebe Grüße
Philosophin
Bittchen
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Philosophin,

bei meiner letzten Reha wurde den Patienten kurz vor der Entlassung eine kostenlose Online Therapie angeboten für Zuhause.
Das war eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen und sollte zur Überbrückung dienen,bis ein ambulanter Therapeut gefunden wurde.
Frage doch in der Klinik nach oder auch direkt bei deiner KK ,ob es für dich auch die Möglichkeit gibt.
Vielleicht besser wie nichts.

Alles Gute für dich!!!
Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Zarra
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Zarra »

Liebe Philosophin,

vielleicht zur Erläuterung:

Es ist natürlich klasse, wenn sozusagen während eines Klinikaufenthalts daheim der bekannte und gute ambulante Psychotherpeut auf einen wartet. Dagegen ist nichts zu sagen.
Nur, wenn es nicht so ist: Dieser Zustand läßt sich nicht herbeizaubern.

Dann: Jede Klinik macht ein wenig "Ihrs", jeder Therapeut ein wenig "Seins"; d.h. daß das auf alle Fälle nicht ganz nahtlos weitergeht; außer man wohnt in der Nähe der Klinik und könnte weiterhin zu diesem Therapeuten kommen; meines Wissens gibt es das gar nicht wirklich oder nur sehr, sehr selten. Schlecht, aber: Es ist so. (Wünsche für die Zunkunft der Versorgung ändern für einen selbst in der aktuellen Lage einfach gar nichts. - Eine kurze Unmutsäußerung mag entlasten, entlastet oft (mir geht das jedenfalls so); eine längere und/oder häufigere schadet einem aber eher selbst, so meine Erfahrung.)

Gute Psychotherapie, die diesen Begriff verdient, kann auch keine Dauereinrichtung oder äußerst langfristige Dauersache sein. Und gute Psychotherapie braucht auch normalen Raum, um gut nachzuwirken. (Was nicht heißt, daß es nicht oft über Jahre der Psychotherapie bedarf oder daß nicht oft es mehrerer Anläufe bedarf und daß gute Anlaufstellen bei Krisen nicht gut sind.)

Auf Dich bezogen: Du solltest erst mal dem hoffentlich wenigstens halb-, gerne auch ganz intensiven Klinikaufenthalt eine Chance geben zu wirken. Wenn Du gedanklich schon wieder woanders bist, arbeitest Du dem zumindest latent entgegen. Es spricht absolut nichts dagegen, - wenn das mit minimalem Aufwand möglich ist! -, Dich auf eine Warteliste setzen zu lassen, einen ersten Termin in x Monaten auszumachen. Doch es macht keinerlei Sinn, Dich in der augenblicklichen Situation ganz viel mit zukünftigen Therapeuten zu befassen. ... wenn ich Therapeutin wäre, würde ich mir vielleicht auch sagen: Die soll mir erst mal schreiben/sagen, was der Klinikaufenthalt gebracht hat und was er noch nicht gebracht hat und an was sie ambulant weiterarbeiten will.

"Sozialpsychiatrischen Dienst" und "Betreuer" (was ich darunter verstehe) sind in meiner Vorstellung nicht zwangsläufig kombiniert. Und es muß ja auch sonst nicht passen. (Ich weiß nicht, was sich in den letzten Jahren verändert hat oder ob auch das regional unterschiedlich ist. - Wenn es darum geht, überhaupt eine Anlaufstelle zu haben, könnte das aber durchaus eine sein.

"Haltepunkte" können ja ganz Unterschiedliches sein. Vorübergehend kann das je nach Krankheitsphase viel im Gesundheitswesen sein. Doch eigentlich sollte man sich ja immer mehr eine eigene, möglichst "normale" Struktur aufbauen: von Sportvereinsterminen, Achtsamkeitskurs, ... Freundeskreis ... - Ich weiß nicht, ob es das noch gibt: Nach einem Reha-Klinik-Aufenthalt habe ich noch an einem IRENA-Nachsorgeprogramm teilgenommen. (Therapeutisch hat das nicht gar nichts, aber nicht besonders viel gebracht; zum damaligen Zeitpunkt, war das aber halt auch "etwas zum Festhalten für mich.) Selbsthilfegruppen würde ich dafür durchaus nennen. (Um gut zu sein, müssen sie passen. Ich selbst, habe sehr Unterschiedliches schon mitbekommen. - Als "Festhaltetermine" für ein paar Wochen können sie aber durchaus taugen.

Und den ambulanten Therapeuten für längerfristige, gute und Dich wirklich weiterbringende Therapie wirst Du momentan von der Klinik aus nicht finden. Du kannst zufällig auf seiner Warteliste landen; mehr aber nicht. Und Du kannst auf der Warteliste von Therapeuten landen, mit denen Du vor Ort nichts anfängst.

Ich kann das zwar nicht wirklich einschätzen, doch wenn Du nicht fast den halben Tag wegen Erschöpfung im Bett verbringst, dann fände ich die Frage hinsichtlicht schulischer und beruflicher Perspektiven ziemlich wichtig.

LG, Zarra
Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Hallo Zarra,

danke für deine Antwort.
Manche Erkrankungen erfordern leider eine lange ambulante psychotherapeutische Behandlung. Zumal ich ja nie wirklich eine "vernünftige" Psychotherapie erhalten habe. Erst heute habe ich in meiner Einzelsitzung bei meiner Bezugstherapeutin wieder gemerkt, was eine gute PT ausmacht. Ich denke, dass es wichtig ist, dass ich zeitnah eine ambulante Anschlussbehandlung haben werde- gerade damit ich meine Ziele im Leben nach und nach erreichen kann. Alleine werde ich das definitiv nicht schaffen. Meine größte Herausforderung heißt immer noch "überleben"- dass ich mein Abitur und eine Ausbildung machen möchte, steht für mich fest, ist aber gerade noch ein Ziel, das zu hoch gesteckt ist.
Für den Moment bin ich zufrieden, wenn die Momente der größten Verzweiflung weniger werden und es wieder Augenblicke gibt, in denen ich das Leben genießen kann.
5 Wochen Klinik stehen mir noch bevor und ich werde alles mitnehmen, was geht. Ich bin sehr erleichtert, mich hier so gut aufgehoben fühlen zu können. Zukunftsfragen sind ein großer Bestandteile der Therapie- die Ziele sollen so klar wie möglich formuliert werden, um dann daraufhin arbeiten zu können.
Zurzeit habe ich den Eindruck, dass die Therapeuten bei mir noch nicht richtig einschätzen können, was für mich realisitsch erreichbar ist- deshalb ist noch alles offen.

Ganz liebe Grüße
Philosophin
Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Zum ersten Mal nach langer Zeit habe ich mich wieder richtig gut gefühlt, bis der Chefarzt aus meiner Visite völlig unerwartet ein Bewerbungsgespräch (Rollenspiel) machen musste. Ich kam gerade von einer Gruppentherapie, war noch ganz mit emotionalen Themen beschäftigt und noch dazu stark erkältet. Ich wollte mich nicht selber bloßstellen und habe mein Bestes gegeben, mich gut darzustellen und mein Interesse an dem Beruf zu erklären. Ich glaube, es lief auch nicht schlecht, aber es hat mich völlig überfordert! Der Chefarzt gab mir als Hausaufgabe bis nächste Woche mit, eine Bewerbung zu schreiben und kündigte mir an, dass wir das ganze Bewerbungsgespräch nochmal durchspielen werden.
Seither habe ich einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen, bekomme nichts zu Papier und würde am liebsten meine Koffer packen.
Ich fühle mich nicht arbeitsfähig und kann nicht einmal eine Bewerbung schreiben. Ich fühle mich so sehr unter Druck gesetzt, dass ich heute trotz Erkältung laufen war.

Gerade würde ich am liebsten flüchten... nirgends habe ich meine Ruhe. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal mein kleines Apartment so sehr vermissen würde. Warum sieht niemand, wie schlecht es mir geht? Würde man das von jemandem verlangen, der sich schwer selbstverletzt oder magersüchtig ist... irgendetwas an sich hat, woran man erkennen kann, wie schlecht es ihm geht?
Nur weil ich normal aussehe, lächle und Sport mache, kann es mir nicht so schlecht gehen? Kann ich nicht so instabil sein? Was soll das???

Was soll ich anstellen, dass man mir endlich glaubt, wie schlecht es mir geht?

Liebe Grüße
Philosophin
Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

...die Liste mit ambulanten Therapeuten habe ich nach mehreren Absagen in tausend Schnipsel zerrissen und weggeschmissen. Keine Ahnung, wie ich das meiner Bezugstherapeutin erklären soll. Ich hatte ihr und der Sozialberaterin gesagt, dass ich keine Kraft mehr habe, nach Therapeuten zu suchen und Absagen zu sammeln. Zum ersten Mal habe ich um Hilfe gebeten und die Sozialberaterin gefragt, ob sie für mich einen Termin ausmachen kann- aber sie hat abgelehnt, meinte, dafür sei sie nicht zuständig. Ich kann es nicht mehr... meine Bezugstherapeutin versprach mir, dass ich nicht entlassen werde, bevor ich keine ausreichende Unterstützung in meiner Stadt habe... aber die Begrifflichkeiten "Versprechen" und "Therapeut" passen grundsätzlich nicht zusammen.
Zarra
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Zarra »

Liebe Philosophin,

komm' mal runter (!!) - nimm ein Bad, steh unter die Dusche, nimm einen Kuschelbären in den Arm, rede mit anderen!

(Wenn es wirklich stimmt, dann stehst Du eben genau so nächste Woche vor dem Chefarzt und sagst: Ich kann das nicht. Punkt. Dann ist es ggf. aber einfach Fakt und ist so.)

((... ich glaube ja, könnte mir vorstellen, daß es etwas DAZWISCHEN ist, aber das steht jetzt nicht zur Debatte.))

Du steigerst Dich gerade selbst in etwas hinein, wenn ich es richtig vermute.

Und eine sachlich-vernünftige Antwort würde Dich momentan nur noch mehr hochschaukeln.

Trotzdem rate ich Dir, die selbschädigenden Tendenzen - vermutlich um jemanden zu beweisen, wie schlecht es Dir geht!?!? - möglichst zu stoppen, denn aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß sie einem letztendlich mehr schaden als nutzen; daß man zwar manchmal daraus lernen kann, daß dieses Lernen aber sauer und unangenehm ist.

Und ich wünsche Dir sehr, daß Du dem "Kofferpacksyndrom" widerstehen kannst!!

Herzlich, Zarra
DieNeue
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Philosophin,

oh Mann, das kann ich verstehen, dass du am liebsten flüchten würdest. Ich war damals auch ein paar Mal kurz davor die Koffer zu packen. Dass dich der Auftrag die Bewerbung zu schreiben so unter Druck setzt, kann ich gut nachvollziehen.

Haben denn der Chefarzt und die anderen Anwesenden gemerkt, dass du so überfordert warst oder haben die davon nichts mitgekriegt? Bei manchen Mitpatienten in den Kliniken habe ich mitbekommen, dass die Ärzte gar nicht gesehen haben, wie es den Patienten wirklich geht, weil sie nach außen ganz anders wirkten. Manche sagten selber, sie hätten immer ihre Maske auf, die sie seit Jahren aufhaben und könnten das auch gegenüber dem Arzt nicht ändern. Habe aber nicht mitbekommen, ob sie das mal den Ärzten gesagt haben, sondern, ich glaube, nur uns Mitpatienten. Manchmal ist man zu den Mitpatienten da ehrlicher/echter/unbefangener als gegenüber den Ärzten. Manche wollten auch vor den Ärzten nicht als Versager dastehen oder machten das, was sie bisher immer gemacht hatten: funktionieren bis zum letzten, bis vor den Oberarzt in der Visite und sitzen hinterher da wie ein Wrack, weil sie selbst vor dem Arzt alles von sich gefordert haben. Es muss nicht sein, dass das so bei dir so ist. Es ist nur ein Gedanke, der mir kam... wenn nicht, bitte verwerfen.

Ich möchte mich LaLeLu anschließen. Ich denke auch, dass es da ans Eingemachte geht. Ich würde auch in der Therapie und bei dem Oberarzt alles offen ansprechen, was du gefühlt, gedacht und getan hast. Ich habe irgendwann in meiner Therapie geschnallt, dass ich meiner Therapeutin einfach alles sagen muss, was mich gerade beschäftigt und nicht das, was ich denke, was die Therapeutin vielleicht wichtig findet. Dass ich auch wirklich alles sagen kann, ohne dass meine Therapeutin reagiert wie ein Otto-Normalmensch. Selbst wenn wir über irgendwas geredet haben und mich hat irgendwas geärgert, was sie gesagt hat oder mich hat etwas gestresst, dann konnte ich das einfach sagen, ohne dass ich mir Vorwürfe anhören durfte, dass das jetzt nicht zum Thema passt o.ä. Mal ganz platt gesagt: Dem Therapeuten einfach alles hinkotzen, was du fühlst und denkst, wie er damit umgeht, ist dann seine Sache. Und wenn es ein guter Therapeut ist, wird er damit auch arbeiten können.

(Nur nebenbei zum Thema "Kommunikation mit dem Therapeuten": Ich hatte vor Kurzem das Problem, dass ich gemerkt habe, dass ich mittlerweile bei Situationen im Alltag auch so reagiere wie in der Therapie bzw. erwarte, dass die anderen sich auch so verhalten. Aber das funktioniert außerhalb des Therapiesettings nicht. (Außer vielleicht es unterhalten sich zwei Therapeuten ;) ) Wenn ich jemandem offen und ehrlich sage, was ich fühle und denke, und das auch vom Anderen erwarte, dann wird derjenige trotzdem nicht unbedingt genauso offen reagieren und mir ganz ehrlich sagen, was er denkt und fühlt. Denn der Andere hat vielleicht Angst, uns zu verletzen, Angst, dass ihn meine Reaktion verletzen könnte, ist sich selber nicht ganz im Klaren, ist von meiner Offenheit überrumpelt, etc.
Es ging um einen Kontakt zu einem früheren guten Freund, bei dem ich mich nach Jahren mal wieder gemeldet hatte. Ich war eher so drauf: Ich kanns verstehen, wenn er nach so langer Zeit keinen großen Kontakt will, wenn ihm das zu anstrengend, alte Beziehungen wieder aufleben zu lassen, oder sonst was ist, das kann er mir dann ja einfach sagen. Ich respektier das dann und die Sache ist gegessen. Von ihm kam aber nichts. Keine eindeutige Antwort "ja, ich will Kontakt haben", "Ja, nur ab und zu", "ja, aber nur oberflächlich", "Nein, du nervst mich", "Nein, hab eh schon zu viel um die Ohren" oder oder oder. Aber was ist passiert: Ein paar Mal hin- und hergeschrieben, hat mich paar Sachen gefragt und dann kam nichts mehr... und ich hatte keine Ahnung, wie ich das jetzt deuten soll. Mit meiner Depression hatte es nichts zu tun, denn mit der konnte er immer gut umgehen. Hab dann mit meiner Betreuerin gesprochen und wir sind drauf gekommen, dass ich zum einen generell nicht so gut "zwischen den Zeilen lesen "kann, was soziales Verhalten angeht und ich klare Ansagen brauche und selber mache. Und sie hat mir erklärt, dass kaum ein Mensch jemand anderem ins Gesicht sagt, dass er keinen Kontakt mehr haben will (außer halt es gibt einen Konflikt), nur weil er grad keine Lust hat... Beim Therapeuten dürfte man das aber sagen ;) Und anscheinend hat mich die Kommunikation in der Therapie ganz schön geprägt. Da hatte ich dann was zum Nachdenken und muss jetzt wieder umlernen...)

Du hast irgendwo in diesem Thread geschrieben, dass du dich immer wieder fragst, wo dein Hauptproblem ist, dass du nicht in die Schule gehen kannst, und dass dir so viele Gründe einfallen, du aber keine Lösung dafür weißt. Bist du da schon etwas weitergekommen bzw. hast du dir diese Gründe mit deiner Therapeutin mal im einzelnen angeschaut? Ich wollte dich damals schon fragen, was das für Gründe sind, weil ich dachte, vielleicht könnte man zusammen überlegen, was vielleicht die Gemeinsamkeit der einzelnen Gründe ist. Aber nachdem du dann in die Klinik gegangen bist, wollte ich nicht mehr nachhaken.

Mach dich nicht fertig wegen der Bewerbung. Ich weiß, das ist sehr sehr leicht gesagt, aber ich möchte dir ein Erlebnis mitgeben, das mein Vater hatte als er wegen Burnout in einer Reha war.
Ich weiß nicht mehr genau, um was es ging, aber auf jeden Fall hat die Therapeutin meinen Vater immer wieder Fragen oder Aufgaben gestellt und mein Vater hat immer schön versucht alles zu beantworten. Irgendwann war er auch ganz schön gestresst, da hat sie ihn gefragt, warum er alle Fragen versucht zu beantworten und immer alle Aufgaben bearbeitet. Mein Vater: ??? Da hat die Therapeutin gesagt: Sie könnten doch auch einfach sagen: "Nö. Mach ich nicht mehr. Ist mir zu stressig. Aufgabe erledigt."
Ich denke, dass du nicht verpflichtet bist, diese Bewerbung zu schreiben, sondern sie als Chance sehen könntest, denen mal zu sagen, dass es dir zu viel ist. Dass auch schon die Visite zu viel war, du dich aber selber nicht bloßstellen wolltest.
Philosophin hat geschrieben:Zum ersten Mal habe ich um Hilfe gebeten und die Sozialberaterin gefragt, ob sie für mich einen Termin ausmachen kann- aber sie hat abgelehnt, meinte, dafür sei sie nicht zuständig.
So eine ähnliche Situation hatte ich auch mal. Ich habe mal bewusst bei einer Aktion in der Klinik nicht mitgemacht, weil es mir körperlich sehr schlecht ging. Ich hätte wirklich gerne mitgemacht, aber ich habe mich entschieden – endlich mal anders als sonst – auf meinen Körper und meine Grenzen zu achten. Ich war auch hinterher froh, als die anderen berichtet haben, wie anstrengend es war. Die Aktion hätte mich definitiv total überfordert. Aber meine Bezugsschwester hat mir immer wieder vorgesagt, dass sie es so schade findet, dass ich nicht dabei war, dass ich nicht doch mitgegangen bin, weil das wäre ja so schön gewesen usw. usf. Da springt man mal über seinen Schatten, traut sich etwas, setzt was um, was man lernen soll – und keiner versteht es! Ich würde das auch ansprechen, dass das für dich nicht normal war, da einfach jemanden um Hilfe zu bitten, und dass du da wirklich auch gerne Hilfe von irgendwem hättest.

Ich hoffe, du hast dich mittlerweile wieder etwas beruhigen können und kannst gut schlafen. Ich wünsch dir alles Gute und gib nicht auf!

Liebe Grüße,
DieNeue

P.S.
Philosophin hat geschrieben:Nur weil ich normal aussehe, lächle und Sport mache, kann es mir nicht so schlecht gehen?
Naja, ein bisschen weniger lächeln wäre wahrscheinlich nicht schlecht, sonst schmeißen sie dich am Schluss noch raus... Scherz ;)
An meinem Esstisch in der letzten Klinik ging es bei uns manchmal so lustig zu und wir haben manchmal so gelacht, dass wir schon gesagt haben, wir müssen mal wieder ernster sein, nicht dass wir rausfliegen, weil „es uns ja so gut geht“, und haben uns dann bemüht, wieder ernster zu gucken. Wir haben dann überlegt, ob wir ein System einführen sollten: Wer zu viel lacht, bekommt eine "Sonne". Wer 10 "Sonnen" hat, bekommt einen Schokoriegel. Und bei 3 Schokoriegeln wird man dann rausgeschmissen, weil man zuviel gelacht hat :lol:
Du bist nicht allein mit dem, dass man es dir nicht ansieht. Ging bei uns mehr Leuten so :)
Zarra
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Zarra »

Liebe Philosophin,
Philosophin hat geschrieben: Zum ersten Mal habe ich um Hilfe gebeten und die Sozialberaterin gefragt, ob sie für mich einen Termin ausmachen kann- aber sie hat abgelehnt, meinte, dafür sei sie nicht zuständig.
Ich kann Deine Gefühle dazu leider sehr gut verstehen. Nichtsdestotrotz habe ich inzwischen zumindest ein bißchen dazugelernt: Das ist eine Sachaussage (!); keine "Beziehungsaussage". Sie würde das jedem antworten, nicht nur Dir. Natürlich ist es nicht so eindeutig, als wie wenn Du den Automechaniker um die Reparatur Deiner Waschmaschine bitten würdest. Es scheint aber einfach so zu sein, daß es diese Leistung nicht gibt. (Sonst müßte jede Klinik vermutlich eine Person zusätzlich einstellen - und alle niedergelassenen Psychotherapeuten würden aufstöhnen; - ... und letztendlich gäbe es auch nicht mehr Plätze.)

Es ist einfach so, daß eine Hilfs- oder Lösungsmöglichkeit nie für alle Fälle gilt, sondern es gilt immer abzuwägen, ob etwas paßt oder passen kann. Es macht keinen Sinn, jemanden um die Hilfe bei einer Übersetzung ins Englische zu fragen, wenn derjenige gar kein Englisch kann. Es macht keinen Sinn, jemanden um Hilfe an einem Samstag zu bitten, wenn ich weiß, daß derjenige normalerweise zu dieser Zeit samstags arbeitet.

Dann vielleicht auch noch sowohl als Relativierung wie auch als Anregung: Ich weiß den genauen Anlaß in der Gruppe nicht mehr, die Aussage des Arztes/Therapeuten habe ich mir aber gemerkt: Auch wenn man krank ist, ist man nicht zu nichts fähig, kann man doch das eine oder andere tun. Das heißt nicht, daß man Bäume ausreißen kann oder wie ein Tausendsassa rumwirbelt; man kann aber manches durchaus tun. - Und: Man muß und sollte nicht zu beweisen versuchen, daß man gar nichts mehr auf die Reihe kriegt. Denn das wirkt garantiert depressionsverstärkend.

Aufgaben in einer Klinik: In einer Klinik gab es durchaus Aufgaben, die verpflichtend waren - und das Gar-nicht-Machen hätte unangenehme Konsequenzen gehabt. In anderen (vielen) Kliniken kann das deutlich lockerer sein. Vor allem für Depressive scheint mir aber wichtig: Es war da nie und in keinster Weise Perfektion gefordert!! Es ging darum, das anzupacken und zu versuchen. Manchmal auch, daß dadurch etwas angestoßen wurde oder daß man darüber in die Reflexion ... oder eben auch ins Handeln ... kam.

Ich wünsche Dir, daß es Dir inzwischen wieder ein wenig besser geht.

LG, Zarra
Gertrud Star
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Philosophin,

hier würde mich mal interessieren, für welchen Job denn ein Vorstellungsgespräch simuliert werden soll. Da könnte man sich ja alles mögliche vorstellen, vom Chef des Raumfahrtprogramms bis zum Hofkehrer. Vom Lehrstuhlchef bis zum Orchestermusiker.

Und wurde dir erklärt, wieso gerade das? Was hat gerade dieser fiktive Job mit deiner derzeitigen Situation oder deinen Plänen zu tun?
Oder geht es nur um irgendein Gespräch, um das Bewerben an sich zu üben, so ganz allgemein?
Oder darum, um dich aus deiner Starre heraus zu holen?
Bei mir hätte das in etwa den Effekt gehabt: Jetzt muss ich die Aufgabe erfüllen wie früher die Matheaufgabe, vollständig bis zum Ende, also auch tatsächlich bis zur Bewerbung am besten.
Übung gleich Realität. Und damit überfordernd, weil keiner mitbekommt, was mit mir los ist.
Wurde das im Vorfeld etwas angesprochen?
Wenn nicht, wird es spätestens hinterher Zeit dafür.
Vielleicht gibt das Aufschluss über deine Art zu sein, und es wäre ein Test dafür, ob die Profis wirklich erfassen, wen sie vor sich haben. Ich spreche hier von Eigenheiten, die sehr schlauen Menschen so eigen sind, von denen viele nichts wissen, viele aber schon.

Ich kann mir vorstellen, dass du bei der Erfüllung dieser Übung um eniges penibler bist als andere. Wäre ich auch. Ich gehe soweit zu sagen, manche sind eben so, und darauf hat man sich auch etwas einzustellen.

Ich schicks mal so ab, ohne zu wissen, ob das der Kern des Problems ist, oder obs völlig an der Sache vorbei geht.

Weiterhin schönen Aufenthalt wünsche ich. Das Wetter ist ja noch recht schön.

LG Gertrud
DieNeue
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Gertrud,

"Vielleicht gibt das Aufschluss über deine Art zu sein, und es wäre ein Test dafür, ob die Profis wirklich erfassen, wen sie vor sich haben. Ich spreche hier von Eigenheiten, die sehr schlauen Menschen so eigen sind, von denen viele nichts wissen, viele aber schon."

Was wären das denn z.B. für Eigenheiten? Würde mich nur interessieren, weil man mir auch immer sagt, ich wäre so klug... wäre interessant, ob die auch auf mich zutreffen...

Danke!

Liebe Grüße,
DieNeue
Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Hallo zusammen,

leider habe ich gerade nicht so viel Zeit zum Schreiben, wollte aber die Unklarheiten aufklären. Erstmal vielen Dank für eure schnellen und ausführlichen Antworten! Ich werde versuchen, mich nochmal ausführlicher am WE zu melden.

Es geht darum, dass ich eine Bewerbung für den Ausbildungsberuf schreibe, den ich schon immer ergreifen wollte- durch meine Erkrankung stand für mich aber fest, dass ich nicht stabil genug für diesen Beruf bin. Da es sich um meinen vorläufigen Traumberuf handelt, möchte ich es unter keinen Umständen vermasseln bzw. die Ausbildung aufgrund meiner Erkrankung abbrechen müssen. (Es handelt sich um einen medizinischen Beruf mit sehr hoher Verantwortung, Schichtdienst und maximaler körperlicher und psychischer Belastung- etwas anderes kann ich mir aber zugleich nicht für mich vorstellen).

Der Chefarzt sieht allerdings kein Problem dabei und möchte, dass ich mich für nächstes Jahr bewerbe- deshalb das Rollenspiel. Die Bewerbung, die ich bis zur nächsten Visite schreiben soll, ist also nicht nur fiktiv, sondern soll dann die Bewerbung sein, die ich tatsächlich abschicke.
Ich setze mich massiv unter Druck und kann nur schwer trennen, dass die Bewerbung zu schreiben, noch nicht bedeutet, dass ich sie auch abschicken muss- und das abschicken noch nicht gleich bedeutet, den Ausbildungsplatz zu bekommen und anzunehmen.

Ich weiß nicht, ob jemand der psychisch so krank ist, in diesem Beruf arbeiten sollte. Ich dachte immer, ich müsste vorher erst stabil und ansatzweise gesund werden. Zurzeit überfordert mich schon die Vorstellung, nach meiner Entlassung einen Nebenjob anzunehmen. Ich weiß aber auch nicht, was ich gegen dieses ständige Überforderungs-Gefühl tun kann. Meine Erfahrung ist, dass ich psychisch tatsächlich schnell an den Rande des Nervenzusammenbruchs gerate und es sich nicht nur um neurotische Befürchtungen handelt.
Wenn es sich um eine Ausbildung für z.B. einen kaufmännischen Beruf handeln würde, könnte ich das Argument verstehen, dass die Ausbildung zur Stabilisierung beitragen könnte. Die Ausbildung, die ich gerne machen möchte, birgt aber eine hohe Gefahr, zusätzlich zu traumatisieren- dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass der Beruf mich von Herzen erfüllen würde. Jetzt lässt sich auch wieder nach der Motivation fragen... aber die möchte ich ausnahmsweise nicht hinterfragen, denn dann habe ich gar keinen Lebens- und Zukunftsentwurf mehr.

Ich melde mich wieder,
ganz liebe Grüße

Philosophin
Gertrud Star
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Philosophin,

einerseits suchst du die Herausforderung, andererseits schreibst du von schneller Erschöpfung.
Die Erschöpfung kann einerseits krankheitsbedingt sein, von Trauma und Depression kommen.
Sie kann aber auch damit zusammen hängen, dass du schon länger geistig unterfordert sein könntest.

Ich denke, lasse dich ruhig auf dieses Vorgehen ein. Du wirst im Laufe der Zeit fühlen, ob das das ist, was du tun sollst. Das musst du momentan noch nichtmal wirklich wissen im Vorhinein.
Falls es nicht genau das sein sollte, wirst du weiter suchen.

Kann man mit diesem Beruf auch andere Sachen arbeiten, beispielsweise schreiben oder so?
Kann man diese Ausbildung kombiniert mit Abitur machen, so dass man dann flexibler werden könnte, wenn man ein Studium dran hängt?

LG Gertrud
Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Hallo Gertrud,

Danke, dass du das so optimistisch siehst! Ich denke, du hast Recht und ich sollte es mit der Ausbildung versuchen. Unterfordert bin ich in meinem monotonen Alltag bestimmt- ich habe mir ja gar nichts mehr zugetraut. Ich hoffe sehr, dass sich das nach der Klinik ändert und ich es schaffen werde, zunächst einen Nebenjob anzunehmen. Zurzeit fühle ich mich noch sehr instabil.
Die Bewerbung habe ich nun doch geschrieben, aber mit ganz viel (professioneller) Unterstützung. Ich werde dem Chefarzt in der Visite sagen, dass sein Auftrag eine erneute Krise bei mir ausgelöst hat und ihm auch gestehen, dass ich die Bewerbung nicht alleine geschrieben habe.

Mit dem Beruf hat man nicht viele Aufstiegsmöglichkeiten, da es sich schon um einen Gesundheitsberuf mit der höchsten nichtärztlichen Qualifizierung handelt. Mein großes Ziel ist aber ohnehin ein Studium, das ich mit der Ausbildung + zwei Jahren Berufserfahrung auch ohne Abitur studieren dürfte. Interessanterweise habe ich hier in der Klinik zwei Mitpatienten kennengelernt, die das genauso gemacht haben und sehr zufrieden mit ihrem beruflichem Werdegang sind.

Ich melde mich wieder,
ganz liebe Grüße

Philosophin
Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Habe schon wieder ein schlechtes Gewissen, dass ich es nicht schaffe, euch allen im einzelnen zu antworten. Hier ist schon wieder zu viel los. Ich versuche es die Tage nochmal...
Liebe Grüße an alle und eine gute und erholsame Nacht,
Philosophin
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Philosophin,

mach dich nicht verrückt wegen dem Antworten. Wobei du mich jetzt schon ein bisschen neugierig gemacht hast, was für eine Ausbildung du anstrebst. ;)
Maximale körperliche und psychische Belastung... hm...das hört sich irgendwie nach Bergretter oder so an?!? ;)

Ich denke, es ist gut, dass du dem Chefarzt das mit der Bewerbung erzählen willst.

Liebe Grüße,
DieNeue
irma
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Registriert: 25. Sep 2015, 18:06

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von irma »

Liebe die Neue,

Ohne die Antwort von Philosophin vorwegnehmen zu wollen, denke ich bei der Beschreibung an Rettungassistentin. Die psychische Belastung ist oft sehr hoch und ich glaube, dass man auch körperliche Kräfte braucht.

Wäre das auch eine Idee? :?:

Liebe Philosophin,

Ich wünsche dir viel Glück mit deiner Bewerbung und dass,mein Wunsch in Erfüllung geht. Vielleicht willst du Medizin nach der gesamten Ausbildung studieren? Vielleicht liege ich ja richtig. :lol:

Liebe Grüße
Irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
Philosophin
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Registriert: 26. Jan 2015, 12:42

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Hallo Irma,

vielen lieben Dank für deine guten Wünsche! Deine Antwort liegt sehr nah an meinem Plan. ;) Aber wie es so ist, wenn ich gerade mit einem Konflikt fertig geworden bin, kommt direkt das nächste Problem dazu:
vor einer Woche wollte ich nach meinem grippalen Infekt wieder mit dem Laufen anfangen. Ich dachte, ich sei wieder fit und freute mich auf einen langsamen langen Lauf am See entlang. Direkt beim Start fühlte ich mich allerdings komisch. Ich ging davon aus, dass es bloß mein niedriger Blutdruck sei und lief weiter. Nach ein paar Kilometern verschwand das merkwürdige Gefühl in der Herzgegend allerdings nicht. Ich habe so etwas noch nie gehabt und nahm an, dass ich durch die kurze Trainingspause einfach nur an Kondition verloren habe. Leider beendete ich die Runde trotz meiner Beschwerden.

Am Nachmittag nahm ich an der Körpertherapie teil und fühlte mich plötzlich extrem erschöpft. In der Nacht wachte ich nass geschwitzt auf und bekam erneut starke Halsschmerzen. Ich bemerkte, dass mein Herz bei der kleinsten Anstrengung ungewöhnlich schnell schlägt- wollte dem Pflegeteam aber erst nichts sagen, weil ich Angst hatte, dass alles auf die Psyche geschoben wird. Am Montag wurden die Herzbeschwerden dann so stark, dass ich meiner Ärztin und Therapeutin Bescheid sagte und direkt zum EKG und zur Blutabnahme geschickt worden bin.

Gestern ging es mir dann wieder besser und ich dachte erleichtert, dass es doch nur psychisch war.... und heute in der Visite bekomme ich mitgeteilt, dass mein EKG auffällig verändert ist und ich unter einer Herzmuskelentzündung leide. :shock:

Ich weiß, dass ich mir das selbst zuzuschreiben habe. Ich war während des Infekts einmal laufen als ich so überfordert wegen der Bewerbungssache war. Und meine Laufrunde letzte Woche hätte ich nicht zuende laufen dürfen.

Jetzt ist Sport für die nächsten Wochen komplett gestrichen. Ich kann und darf keine Treppen gehen, nicht weit spazieren gehen und bin völlig ausgebremst. Das unangenehmste ist aber die Angst, nicht genau zu wissen, wie schlimm mein Herz geschädigt ist und ob alles wieder folgenlos ausheilen wird. Ich werde morgen nochmal mit meiner Ärztin sprechen und um weitere Untersuchungen bitten.

Psychisch fühle ich mich eigentlich wieder recht stabil und kann mich mental ganz gut auf meine Ausbildungspläne einstellen. Mitte November werde ich entlassen und habe schon einiges für die Zeit nach meiner Entlassung geplant.

Ganz liebe Grüße an alle
Philosophin
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Philosophin,

jetzt aber nur noch schonen,klar heilt das wieder aus,aber gebe dir auch da die nötige Zeit dafür.
Ich wünsche dir gute Besserung,nehme diese Erkrankung sehr ernst.
Du bist auch daran nicht Schuld,dein Körper ist sehr geschwächt durch die Depression,
da fängst du dir schnell eine Entzündung ein.
Das hätte jedem passieren können,schließlich wolltest du Anspannungen abbauen.
Wer denkt den gleich an sowas ?

Alles erdenklich Gute!!!
Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Emma52
Beiträge: 331
Registriert: 4. Nov 2016, 00:01

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Emma52 »

Liebste Philosophin,

von ganzem Herzen gute Besserung. So schön, dass Du psychisch stabil bist und das mit den Ausbildungsplänen finde ich Klasse. Wünsche Dir Geduld und Zuversicht bei der Genesung. Herzlichste Grüße, Emma
Gertrud Star
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Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe Philosophin,
von mir erstmal ein Wunsch, dass du dein Herz wieder heilen lassen kannst. Das wird schon, mit etwas Schonung und viel gut Zureden.
Vielleicht schaust du dir bei den anderen etwas ab, wie die mit schwierigen Situationen umgehen und mit Gefühlen. Ich denke da zuerst (bei mir) an Humor, und etwas Gemütlichkeit. Vielleicht kannst du dein Repertoire etwas erweitern, kann ja nicht schaden.
Auch deine Ausbildungspläne finde ich super, auch wenn ich persönlich sehr auf Abi stehe.
Letztendlich muss es für dich passen.
LG Gertrud
Gesperrt