Manche Wunden scheinen nie zu heilen

LucaJoshua
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Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Nachdem ich durch Zufall zu diesem Forum gelangt bin und sehr viele "Friends in mind" bereits jetzt hier gefunden habe, möchte ich auch meine Geschichte einmal erzählen. Die Vergangenheit oder besser meine Vergangenheit hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin: einsam, zu tiefst traurig, depressiv, ängstlich, enttäuscht und durch das von einer schwarzen Macht geleitenden Leben gehend, ohne Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Kurz gesagt, geht es mir absolut beschissen und das eindeutig schon viel zu lange! Aber die Kraft, etwas zu ändern fehlt mir. Es ist nicht der Wille, der fehlt, es ist "nur" die Kraft, denn die besitze ich nicht mehr und das macht mich fertig und bricht mir langsam aber sicher, das Rückrat. Hilfe habe ich viel zu selten geschrieen, denn die meisten von uns sind taub, wenn es um andere geht, aber diesmal werde ich es tun und ich werde damit beginnen zu erzählen, wie alles so weit kommen konnte:

Einen Anfang zu finden ist schwierig, aber ich werde es versuchen, so gut ich kann. Ich glaube, dass alles im Jahre 1998 seinen Anfang nahm. Damals hat mich Tina, meine große und bis heute zwar nicht einzige, aber einzigartigste, Liebe verlassen. Wir hatten in den fast 4 Jahren, in denen wir unser Leben geteilt hatten, viele Zukunftspläne geschmiedet. Wir wollten heiraten (verlobt waren mir schon) und unser Leben miteinander verbringen, aber manches bleibt für immer ein Traum. So wie auch bei uns. Sie hat mich für einen anderen Mann verlassen und ich habe den Boden unter den Füssen verloren und bin so tief gefallen, dass ich den Aufschlag auf dem Grund noch nicht einmal gespürt habe. Damals hat mich meine Ärztin kurzerhand nach einem diagnostizierten Nervenzusammenbruch in die Psychiatrie überwiesen, denn ich konnte einfach nicht mehr. Zwei Tage nach ihrem Auszug bin ich morgens unter der Dusche einfach zusammengebrochen, habe am ganzen Körper gezittert und hatte das Gefühl, meine Lungen seien mit Aceton gefüllt. Alles, aber wirklich alles, was mich mit Leben erfüllt hat, alles was mir wichtig war, ist mit einem Mal zusammengebrochen. So bin ich es auch. Hätte ich damals sterben können, vorrausgesetzt ich hätte so viel Macht über mich gehabt, dann wäre ich gestorben. Mein Klinikaufenthalt hielt nur 10 Tage, dann hat man mir gesagt (geglaubt habe ich es nicht), dass ich es schaffen werde und den Schmerz überwinden werde. Wahr war das nicht, denn niemand konnte damals wissen, was das Leben noch für mich bereithält. Seit diesem Moment war ich mehr oder weiniger regelmäßig in psychotherapeutischer Behandlung bei meiner Hausärztin, die Psychotherapie als zweites Standbein mit in ihr Spektrum aufgenommen hatte. Damals kannte sie mich schon mehr als 10 Jahre. Neue Beziehungen kamen und zwischendurch auch wieder ein bisschen Licht. Mitte 1999 hatte meine für mich im Leben immer die wichtigste und kostbarste Person, meine Mutter, zwei Herzinfarkte und lag monatelang auf der Intensivstation. Ich habe damals nur funktioniert, alles für sie getan, jeden Tag war ich bei ihr, um ihr Leben habe ich mich gekümmert, obwohl mir schon das meine zu viel war. Jede Besserung haben wir gefeiert und trotzdem habe ich sie immer wieder erneut im Krankenhaus besuchen müssen. Es wurde einfach nicht besser, es wurde immer schlimmer. Sie konnte fast nichts mehr selber tun und sie wurde immer trauriger. Seit ich sie kenne, litt sie unter schweren Depressionen, Borderline-Syndrom und wahrscheinlich unter allem, was es noch so gibt. Aber geliebt habe ich sie trotzdem oder vielleicht gerade deshalb über alles, denn für mich war sie, egal wie es ihr selber ging, immer da mit ihrer Güte, ihrem Verständnis und ihrer Nähe und Wärme. Sie hat mich gehalten, wenn ich nicht mehr konnte und wir haben stunden- oder tagelang über dieses besch.... Leben diskutiert, um uns ein wenig Halt geben zu können. Am 11. Januar 2002 rief mich die Klinik an um mir zu sagen, dass sie sterben wird. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber mehr als eine Woche haben sie nicht gesehen. SCHEISSE...es war alles nur geschenkte Zeit. Alles Hoffen, alles Bangen, jede Umarmung, jeder Kuss, alles war schon damals vergänglich. Alles sollte zu Ende sein, mit 59 Jahren. SCHEISSE...während ich das schreibe, kann ich nicht anders, als immer nur zu weinen und jemanden zu vermissen, der mich jetzt ein bisschen hält und mich wärmt. Sorry, aber ich schreibe einfach, denn es muss raus, damit ich nicht daran ersticke. Nach 4 Tagen und Nächten im Sterbezimmer ist sie am 15. Januar um 04.45 Uhr in eine andere, hoffentlich bessere Welt, gegangen. Im Vollbesitz all ihrer geistigen Kräfte hat sie einfach aufgehört zu leben und einen so großen Teil von mir mitgenommen. Es geht ihr jetzt bestimmt besser, aber mich lassen diese Bilder nicht los. Es war einfach nur schrecklich und so menschenunwürdig. Diese Bilder eines sterbenden Menschen, den Du über alles liebst und der um sein Leben ringt, lassen mich einfach nicht los. Sie sind immer präsent und so real, dass ich es nicht ertragen kann. Ich weiß, dass sie nicht von mir gehen wollte. Mein Erzeuger, den Ausdruck Vater vermeide ich mit Absicht, hat nur gelacht und gemeint, dies wäre wohl kein großer Verlust für die Menschheit. Dieses Schwein hat meine Mutter wegen einer anderen Frau verlassen, als ich zwei Jahre alt war und sich nie um mich gekümmert.
Etwa ein halbes Jahr vor dem Tod meiner Mutter habe ich Antje kennen gelernt. Wir haben uns sofort in einander verliebt und ich hatte endlich wieder dieses Gefühl, was mir so lange gefehlt hat. Nach dem Tod meiner Mutter stand ich ganz alleine mit allem da und musste wieder nur funktionieren. Es war die Hölle für mich, alles zu organisieren: Wohnungsauflösung, Beerdigung, der ganze Mist mit den Ämtern etc. Kein Mensch hat mir dabei geholfen, ich war ganz alleine damit. Irgendwann hatte ich Zeit, denn es war alles "erledigt" und die Trauer kam über mich. Antje hat das nicht ertragen können, denn es ist ihre Art, sich vor allem "schlechten" zu verschließen. Also hat sie mich im Mai 2002 das erste Mal verlassen. Einen Tag bevor wir gemeinsam 14 Tage auf meine Kosten nach Ägypten gefahren sind. Ich wollte etwas gut machen und habe deshalb diesen gemeinsamen Urlaub gebucht. Sie ist noch mitgefahren, aber danach ausgezogen. Das war der Dank. Kurz danach tat es ihr leid und ich habe in meiner absolut beschissenen Situation natürlich nicht nein gesagt, als sie mich fragte, ob sie wieder zurückkommen kann. Im Dezember 2003 hat mich meine Ärztin wegen akuter Depressionen in eine Klinik eingewiesen und ich muss sagen, dass diese Zeit die schönste meines "Lebens" war. Ich habe mich absolut toll gefühlt und, viel wichtiger, endlich mal verstanden. Aber nach drei Wochen hat man mich entlassen, denn meine Ärzte waren der Meinung, dass ich es schaffen kann. Ohne Medikamente, nur von mir aus. Das hatte ich schon mal, aber irgendwie schätz mich jeder so ein, denn ich ich bin 190 cm groß, trotz meiner Depression immer noch 90 Kg. schwer und wirke auf alle immer so selbstbewusst, dass es mir schon peinlich ist. Aber wahr sind davon nur die Fakten, denn wie es in mir aussieht, dass sieht niemand. Nach drei Wochen, hatte ich gelernt, mich selber zu belügen, aber der Abstieg nahm trotzdem seinen unvermeidlichen Lauf.

Große Pläne waren die Folge, wie immer nur meine Pläne. Die Hochzeit war organisiert und alles sah ganz toll aus. Die Hochzeit ist geplatzt, denn sie hat mich ein zweites Mal verlassen. Unser gemeinsames Kind reifte bereits in ihr und ist mittlerweile fast 5 Monate alt. Obwohl sie schwanger war und ich sie auf Knien anflehte bei mir zu bleiben, hat sie wieder mal ihren Kopf durchgesetzt und mir ist wieder alles genommen worden. Mein Sohn, Luca Joshua, ist heute das wichtigste für mich und ich liebe ihn über alles. Wir sehen uns fast täglich, auch wenn Antje und ich nicht mehr zusammen leben, aber er fehlt mir so sehr, wenn er nicht bei mir ist. Ihre Entscheidung, mich zu verlassen, hat sie schon seit langem erneut bereut, aber ich kann keine Gefühle mehr für sie entwickeln. Die Enttäuschung ist einfach zu groß. Oder vielleicht habe ich auch zu viel Angst, das gleiche noch einmal mitmachen zu müssen. Ich weiß es nicht, aber ich bin ja auch krank. Das weiß ich, denn all´ diesen Schmerz und all´ diese Verletzungen und Enttäuschungen zu ertragen erfordert mehr Kraft, als ein einzelner Mensch aufbringen kann. Meine Kraft ist verbraucht, mein Rücken ist gebrochen und meine Hoffnung ist der Dunkelheit gewichen. Nur mein Sohn erhält mich noch am Leben, alles andere ist es nicht wert. Keine Nacht vergeht ohne Alpträume, die mir die letzte Kraft nehmen, kein Tag erscheint mir sinnvoll, denn das Licht am Ende des Tunnels ist anscheinend endgültig erloschen. Wenn ich könnte, würde ich mich in Luft auflösen, mich unsichtbar -auch vor mir selbst- machen und einfach nur schweben wollen. Schweben über all dem, was ich nicht begreifen kann. All das, was mir so sehr weh tut, dass ich den Sinn verloren habe.

Bitte helft mir, denn ich kann einfach nicht mehr und verzeiht mir, dass ich so ehrlich zumindest einen Teil von dem, was mich zerstört, hier geschrieben habe. Die Geschichte könnte noch viel länger sein, aber das Wichtigste habe ich, glaube ich, gesagt.


Ich umarme euch und bin in Gedanken immer da,

Kai
malin
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von malin »

Hallo Kai,
erstmal herzlich willkommen hier im Forum!
Du bist hier auf jeden Fall schon mal richtig; allein dieses Gefühl, hier einen Platz zu haben mit all meinen Gefühlen und Problemen, hat mir gerade am Anfang sehr geholfen und das tut es auch immer noch...

Ich habe -wie Du- viel Erfahrung mit Abschieden und Todesfällen machen müssen, aber auch erlebt, wie mein Kind, das mittlerweile schon drei Jahre ist, mich immer wieder aufrecht hält, obwohl es mir eigentlich beschissen geht. Aber Kinder zeigen, wo der Weg hinführt...nämlich nach vorne...
Wirst Du eigentlich auch medikamentös behandelt? Manchmal hilft diese Stütze sehr, damit es einem ein Stück besser geht und man erstmal Luft holen und dann weiter überlegen kann, was richtig wäre in der jeweiligen Situation.
Ich habe aus Deiner Geschichte auch nicht ganz heraus lesen können, ob Du in regelmäßier therapeutischer Behandlung bist; das wäre sicherlich eine weitere gute Stütze...
Liebe Grüße
Nele
LucaJoshua
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Hi Nele,

danke für Deine schnelle Antwort.

Bis vor ca. 8 Monaten habe ich meine Therapeutin mehr oder weniger häufig besucht, aber leider ohne Erfolg. Sie kennt mich schon seit mehr als 16 Jahren (war früher meiner Hausärztin) und hat nicht mehr als Mitleid für mich. Auf dieser Basis kann es nicht funktionieren, denn das Verhältnis ist zu persönlich. Medikamente habe ich bis heute vermieden, denn meine Mutter war abhängig von ihnen und das hat eine gewisse Angstschwelle erzeugt. Aber im Moment glaube ich, dass es ohne nicht gehen wird.

Viele Grüße,

Kai
sewi
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von sewi »

guten abend kai,

also ehrlich gesagt, ganz verstehe ich dich nicht. dein schicksal ist doch gar nicht so schlecht. daß die eltern krank werden und sterben, ist für kinder meistens belastend, aber diese gefühle erfährt doch fast jeder früher oder später. das gehört zum leben dazu. auch liebeskummer ist zugegeben etwas schlimmes, wer hat ihn noch nicht erlebt? aber man kommt irgendwann darüber hinweg, man muss einen anderen menschen auch loslassen können.

manche menschen machen objektiv gesehen viel schlimmeres durch als du, sie haben zum beispiel gar keine oder lieblose eltern, bleiben ihr ganzes leben ohne partner, ohne das glück, kinder zu bekommen, sie sind unattraktiv, sie lernen nie jemanden kennen, mit dem sie eine beziehung eingehen können, oder der sich in sie verliebt, sie sind chronisch krank, unheilbar körperlich krank, sie verlieren ihre familie, sie verlieren ihre arbeit oder finden nie eine oder werden schon in jungen jahren arbeitslos, sie sind allein, haben keinen kontakt zur außenwelt, sie haben kein geld, auch nicht für ihre gesundheit, keine vertrauensperson zum reden und können auch nie in urlaub fahren.

warum hast du dich in der klinik so wohl gefühlt? fühlst du dich nur richtig wohl, wenn um dich herum nur leidende menschen sind? überleg dir mal, woran das liegen könnte.

wenn dein ganzes leben dauerhaft von der dunklen sichtweise geprägt ist, die aus deinem posting hervorgeht, würde ich an deiner stelle dringend mit deinem arzt darüber reden. wenn du ihm nicht vertraust, dann suche baldigst einen anderen auf. ich bin sicher, er kann dir ein mittel gegen die depression verschreiben, damit du wieder etwas von deiner verlorengegangenen kraft zurückerhältst, um weiter an deinem leben arbeiten zu können. denn das müssen wir alle tun. es bringt nichts, zu jammern, davon wird nichts besser. auch wenn du das früher mit deiner mutter so gehandhabt hast.

auch eine regelmäßige psychotherapie empfehle ich dir.

gruß

sewi
malin
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von malin »

Hallo Kai,
noch ein kleiner Nachtrag:
Als ich hier im Forum das erste Mal geschrieben habe, bekam ich auch als allererstes so eine "tolle aufbauende" Antwort von Sewi.
Sie schreibt manchmal wirklich gute Sachen, aber sie reagiert halt allergisch auf Menschen wie uns, die Familie haben und findet, allein diese Tatsache macht es undenkbar, daß wir trotzdem krank sein können.
Nimm es nicht ernst, sie hätte das halt auch gerne gehabt, aber deshalb allen anderen, die trotz Familie krank werden, das "Recht", depressiv zu werden abzusprechen, finde ich von ihr immer noch saugemein und das weiß Sewi auch...

Also, laß Dich nicht verschrecken, hier sind viele, denen es ähnlich geht wie Dir und die erst denken und dann schreiben
Liebe Grüße
Nele
LucaJoshua
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Hi Sewi,

jammern liegt mir fern, denn das ist ganz bestimmt nicht meine Art. Wie bereits gesagt, war mein Posting nur ein Ausschnitt von dem, was die ganze Realität ist. Mein Erzeuger(nein, nicht Vater) hat mich seit ich denken kann missbraucht und erst damit im Ansatz aufgehört, als ich mich wehren konnte.

Und natürlich hast Du Recht, wenn Du sagst, dass alle Eltern irgendwann einmal sterben, aber die Frage ist nicht, ob sie sterben, sondern wie die Hinterbliebenen aufgefangen werden. Mit Spott und Hohn ist da wohl nicht viel getan, denn das verstärkt den Schmerz nur noch. Es ist nicht "nur" der Verlust der Mutter, sondern auch der Verlust der ganzen Famillie, die sich noch freut, der damit einhergeht. Und das ist echt schwer, glaube mir.

In Bezug auf leidende Menschen kann ich Dir nur sagen, dass sich diese in meiner Nähe besser fühlen und das ist auch gut so. Leiden muss ein Mensch nur solange, bis er endlich verstanden wird. Und das tut das Leiden schon von sich aus, denn wir teilen es (wenn auch jeder auf einer anderen Ebene). Bewertung ist hier echt fehl am Platz, denn weder ich möchte Dein Leid ertragen, noch Du das meine.

***try walking in my shoes***
LucaJoshua
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

P.S. Das Photo ist eine Momentaufnahme des Glücks ein liebender Vater zu sein. Mein Sohn und ich. Mehr Glück kann man(n) kaum erfahren. Aber es ist viel zu selten....
sewi
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von sewi »

hallo nochmal kai,

du schreibst du siehst deinen sohn jeden tag und er sei dein einziges glück. dann relativierst du das wieder und klagst, es sei viel zu selten... ich verstehe wirklich nicht... was denn nun?

auch meine mutter ist 1998 nach langem leiden gestorben. das war mehr als hart für mich und ich habe meine trauerarbeit, bei der mir leider kein mensch zur seite stand und steht, noch immer nicht beendet. und ich hatte und habe immer noch heftigen liebeskummer wegen zweier für mich wichtigen beziehungen, die jahre zurückliegen.

aber es muss irgendwie weitergehen.

übrigens habe ich nie daran gedacht, eine familie zu gründen, für mich gab es andere, wichtige dinge im leben, bevor ich depressiv wurde. auch wenn sich das manche leute, die in einer kleinen heilen welt leben und nie über deren tellerrand hinwegblicken, nicht vorstellen können.

gruß

sewi
sewi
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von sewi »

nele wenn du was persönliches besprechen willst, meine e-mail ist offen (im gegensatz zu deiner)

danke

sewi
LucaJoshua
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Hi Sewi,

mein Traum war es immer eine Familie zu haben, etwas, was ich in diesem Sinne nie hatte. Eigentlich habe ich sie ja auch, aber eben nicht real.

Und wenn ich sage, dass ich diese Momente des Glücks als zu selten empfinde, dann meine ich damit nur, dass ich mir wünsche, dass es mehr wären. Nicht mehr und nicht weniger.

Meinen Sohn liebe ich über alles und er fehlt mir einfach, wenn er nicht bei mir ist. Aber er kann jan nichts für meine Krankheit, für die Trennung etc. Er muss nur darunter leiden und genau das möchte ich nicht. Aber ändern kann ich es zumindest im Moment auch nicht...also fehlt er mir, denn sein Vater fehlt ihm auch. Das weiss ich! Aber ich möchte es ändern und besser machen als mein Vater. U. a. bin ich deshalb hier und hoffe auf sinnige Antworten, die mir weiterhelfen, dies irgendwie zu schaffen.

LG,

Kai
malin
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von malin »

Hallo Sewi,
meine E-Mail-Adresse ist aus gutem Grund nicht öffentlich freigegeben...
Ich habe auch nichts persönliches mit Dir zu besprechen, denn diese Diskussionen hatten wir doch in der Vergangenheit schon mehrmals, nämlich jedes Mal, wenn eine kranke Mutter oder ein kranker Vater hier auftauchte.
Du kennst meine Meinung; hier im Forum wird eigentlich nicht darüber "gerichtet", ob es jemandem schlecht gehen darf, obwohl er....
Hier muß sich niemand rechtfertigen; wäre nur schön, wenn Du das auch so sehen könntest...
Nele
LucaJoshua
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Mann Mann Mann,

habt ihr sonst keine Sorgen??? Jeder hat seine Meinung und ihr solltet das akzeptieren! Deine email ist zu, meine ist offen, wer sollte hier irgendein Interesse daran haben? Wohl keiner, denn es geht um wichtigere Dinge, als um so einen Pipifax! Gerne werde ich weitere Postings von euch beantworten, aber nicht, wenn es darum geht, wer hier ein Problem mit wem hat! Probs haben wir alle selber genug, denn sonst wären wir nicht hier! Also besinnt euch mal darauf und spart euch den Rest und erspart ihn uns.

GREEEEEEEEEEEEEEEETZ
LucaJoshua
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Nele,

bin auf Deiner Seite und werde es auch bleiben! Einen Richter brauchen wir hier echt nicht. Außerdem wäre es echt nett, wenn es mal wieder um mein WIRKLICHES Problem gehen würde, denn darum bin ich eigentlich hier.

LG,

Kai
sewi
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von sewi »

wenn du nichts persönliches mit mir zu besprechen hast, nele, dann bitte ich dich, mich nicht vor anderen für irgendetwas zu verurteilen. ich kann mich auch nicht erinnern, mit dir schon mal diskutiert zu haben, wahrscheinlich hast du ein besseres gedächtnis als ich. ich richte auch nicht, sondern ich sage meine meinung.

@ kai: wenn ein posting so negativ rüberkommt wie deines, dann gibt mir das zu denken. es tut mir leid, wenn ich dich verletzt haben sollte. ich kann mir vorstellen, wie schön es für dich ist, deinen sohn zu haben, und daß er ein trost für dich ist.
trotzdem möchte ich nicht an deiner stelle sein, denn ich wüsste nicht, ob ich einem kind geben könnte, was es braucht, wenn es mir selbst so schlecht geht. darum kann ich nichts anderes tun, als dir zu raten, zum arzt zu gehen. es gibt medikamente, die dein leiden bessern können, und die ungefährlich sind. du wirst sicher nicht die gleichen medikamente bekommen wie deine mutter..

außerdem brauchst du jemanden, bei dem du dich verstanden fühlst und mit dem du dich aussprechen kannst.

alles gute!

sewi
LucaJoshua
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Hi Sewi,

ich habe es nicht so empfunden, wie Du es darstellst. Deinen Rat werde ich beherzigen und darauf hoffen, jemanden zu finden, der mir wirklich helfen kann. Für heute wollte ich mich nur mit euch austauschen und vielleicht ein wenig Unterstützung bekommen, um mich nicht noch einsamer zu fühlen.

- In this sweet madness,
there is glory and sadness,
that brings me to my knees -

Da ist kein Platz für euren Privatkrieg, der nicht der meine ist.

* In the arms of an angel *
* Fly away from here *
* The storm keeps on twisting *
* keep on building the lies *
* that you build on for all that you lack *

- Try to find some peace of mind -
malin
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von malin »

Hallo Kai,
also ich für meinen Teil habe eine Menge anderer Probleme...
Es tut mir nur leid, daß Du so einen Anfang erwischt hast, ich wollte das nur nicht ignorieren, denn es gab auch schon Fälle, wo die "Neuen" nicht wiedergekommen sind, und das finde ich schade, denn man kann hier im Austausch mit den anderen viel lernen und auch loslassen...

Es ist immer schwierig, jemandem aus der Ferne zu raten, wenn man logischerweise nicht alle Umstände kennt. Ich könnte mir aber vorstellen, daß Dir eine Therapie bei jemand unabhängigem weiterhelfen könnte, der Dich nicht kennt und wo Du praktisch von vorne anfängst. Denn manchmal sehen Fachleute, die mehr Abstand haben, besser und können eher helfen, wenn sie nicht so dicht dran sind wie Deine jetzige Ärztin.

Das wäre so spontan mein erster Gedanke; hast du eigentlich auch einen Psychiater?

Für heute mache ich nun erstmal Schluß, denn wenn ich nicht bald schlafen gehe, steht meine Tochter wieder ausgeschlafen vor mir...
Liebe Grüße
Nele

P.S.:
Kennst Du folgenden Link schon?
http://kinder-psychisch-kranker.de/

Das ist eine Seite für kleine und erwachsene Kiner von psychisch kranken Eltern...
Vielleicht findest Du sie interessant...
Gute Nacht!
LucaJoshua
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Hi Nele,

danke für Deine Worte, die ich nicht falsch verstanden habe. Es war Dein Recht, Deinen Standpunkt darzustellen. Wie auch immer, mir geht es immer noch absolut beschissen und ich weiss nicht mehr weiter Bitte lass mich nicht alleine, denn ich brauche dich einfach jetzt hier und morgen, übermogen und für das wenn auch nur virtuelle Gefühl nicht alleine zu sein.

There´s always some reasons to feel not good enough........................

Bitte sei bei mir, wie ich auch bei Dir bin.
Melody02
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von Melody02 »

Hallo Kai:-)

Du hast echt viel durchgemacht, ich verstehe
das es Dir nicht gut geht und fühle mit Dir.
Ich hoffe sehr das es Dir bald wieder besser geht.
Gut das Du hier geschrieben hast, damit wirst Du hoffentlich etwas von deinem inneren Druck los. Es ist nicht einfach sein innerstes nach aussen zu kehren.
Sewis Beitrag dazu finde ich auch echt mies.
Wir sind hier um einander zu helfen und nicht um den Anderen runterzuziehen.
Wenn ihr dein Beitrag nicht passt.. braucht sie ihn ja nicht zu lesen.

He mal was anderes, dein Sohn ist sooo süüüsss

So das wars erstmal.
Drück dich...

Liebe Grüße
Melody
malin
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von malin »

Hallo Kai,
keine Panik, ich werde morgen auch noch da sein und in den nächsten Tagen werden sich sicherlich auch noch einige andere melden, die vielleicht noch Ratschläge und Ideen haben.
Du kannst auch ein wenig hier im Forum stöbern und Dich einklinken, wenn Du Themen findest, die Dir interessant und hilfreich erscheinen...
Wir kennen das wahrscheinlich alle, wie einsam man sich in dieser Krankheit fühlen kann, deshalb sind die meisten auch hier...
Jetzt gehe ich aber wirklich schlafen!
Schlaf gut!
Liebe Grüße
Nele
Ann
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von Ann »

Lieber Kai,
weißt du, was mir beim Lesen deines ersten Postings so sehr aufgefallen ist, das Thema, das alles durchzieht: das VERLASSENWERDEN. Das scheint sich durch dein Leben zu ziehen, eine Wunde, die immer wieder aufbricht, die einfach nie verheilt. Die großen Krisen in deinem Leben haben alle mit dem Verlassenwerden zu tun. Dein Vater hat deine Mutter verlassen. Er hat dich verlassen. Deine erste große Liebe hat dich verlassen. Deine Mutter musste dich verlassen durch den Tod. Verlassenwerden ist für ein Kind ein solch schreckliches beängstigendes Erlebnis, wie soll es damit fertig werden. Auch deine Mutter scheint es nie verwunden zu haben, dass sie verlassen worden ist. Du schreibst, sie ist depressiv gewesen. Und vielleicht hat sie diesen Schmerz, ohne es zu wollen, an dich weitergegeben. Und er treibt dich immer wieder in deine tiefen Depressionen, wenn eine solche Situation in deinem Leben kommt. Kai, ob das alles stimmt, weißt nur du. Ich habe es so empfunden beim Lesen deiner Zeilen. Ja, wie können wir lernen, das Verlassenwerden zu akzeptieren. Wie können wir mit diesem Schmerz leben ohne krank und depressiv zu werden. Kai, ich weiß es nicht, ich kämpfe seit langem mit diesem Schmerz. Ich erlebe ihn auch wieder und wieder. Ich habe schon versucht, in Therapien an den Schmerz der Kindheit heranzukommen. Ihn zu bearbeiten und irgendwie zu verwinden. Bisher ist es mir nicht gelungen. Dass mein Vater mich zurückgewiesen hat, solange ich denken kann, glaube ich, werde ich nie verwinden. Aber lass uns trotzdem die Hoffnung nicht aufgeben! Du hast einen wunderbaren Sohn. Er wird dich lieben und braucht es mehr als alles andere, dass du als Vater für ihn da bist. Auch wenn du nicht bei ihm lebst. Ich habe auch Kinder, ich weiß, wie oft sie mich schon am völligen Verzweifeln gehindert haben. Wir werden unsere Kinder nie verlassen, wie wir verlassen worden sind. Aber was ist mit unserem Schmerz. Weißt du, mittlerweile glaube ich, dass unsere einzige Chance darin liegt, mit diesem Schmerz des Verlassenwerdens in unserer Kindheit irgendwie zu leben. Ihn als Teil unseres Lebens anzunehmen, den wir erleiden mussten. Vielleicht kann er dann irgendwann verheilen, von der Wunde zur Narbe auf unserer Seele werden. Und nicht immer wieder in Gestalt von Depression aufbrechen, wenn wir als Erwachsene erneut verlassen werden. Es ist ein Wunsch, ein Gedanke von mir, ich weiß nicht, ob das so gehen wird. Ich bin noch lange nicht soweit, aber ich versuche, da einen Ansatzpunkt zu finden. In Therapien, in Gesprächen, im Austausch mit anderen. Ich verstehe dich sehr gut und fühle mit dir, vielleicht kann dir das ein kleiner Trost sein.
Für heute ganz liebe Grüße! Ann
Ann
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von Ann »

Kam doppelt, sorry, habe den zweiten Eintrag gelöscht. Ann
LucaJoshua
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Registriert: 14. Mär 2004, 19:45

Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Hallo Melody,

danke für Deinen lieben Worte. Mit so einer großen Raktion hätte ich eigentlich gar nicht gerechnet, denn ich dachte nicht, dass sich so viele Menschen die Mühe machen, mein doch etwas langes Posting zu lesen. Aber ich freue mich darüber und gebe Dir absolut Recht, wenn Du sagst, dass wir uns hier gegenseitig helfen sollten. Vielleicht helfen eure Worte ja auch mir, zumindest wieder so etwas wie einen Anfang zu finden. Ich hoffe es, denn so darf es mit mir nicht weitergehen.

Fühle Dich gedrückt,

Kai
LucaJoshua
Beiträge: 24
Registriert: 14. Mär 2004, 19:45

Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Liebe Ann,

Du hast so Recht, mit Deinen Worten. Es ist das immer wieder Verlassenwerden, die immer wieder damit einhergehende Einsamkeit und die quälende Frage "Warum?". Auch ich habe darauf keine Antwort, denn es ist mir einfach nicht begreiflich, dass es Menschen unter uns gibt, die so sehr nur sich selbst und ihr eigenes Glück sehen.

In meinem Beitrag habe ich nur einen kleinen Teil von dem erzählt, was alles passiert ist. Er ist schon so viel zu lang und wahrscheinlich könnte ich ein Buch schreiben, wenn ich nur die Kraft dazu hätte. Mein Erzeuger hat mich auch nie akzeptiert und immer als die ungewollte Nachgeburt seiner ersten Ehe bezeichnet. Gleichzeitig hat er mich seit meiner Kindheit gegen meine Mutter benutzt und missbraucht, um seinen Kopf durchzusetzten. Vielleicht könnte ich endlich damit leben und es akzeptieren, wenn es noch andere Menschen aus meiner Familie geben würde, die mir dabei helfen könnten. Aber mein Erzeuger hat eine derartige Macht über den Rest der Familie, dass er allen den Kontakt zu mir untersagt hat. Ich habe ihm einige Monate nach dem Tod meiner Mutter einen sehr ehrlichen Brief geschrieben und ihn um Hilfe in dieser Zeit gebeten. Seine Antwort kam nach einigen Wochen per Post und er teilte mir mit, dass für ihn und den Rest der Familie nicht nur meine Mutter endlich verstorben wäre, sondern dass man mich gleich mit beerdigt hat. Seitdem habe ich nie wieder etwas von ihm gehört und einen regelrechten Hass entwickelt. Ich weiss, dass das falsch ist und ich möchte es auch nicht, aber es ist für mich unerträglich zu wissen, dass dieser "Mensch" die gleiche Luft wie ich atmet. Damals habe ich wirklich mit dem Gedanken gespielt, dies zu ändern. Mir war sowieso alles egal und ich hätte mein Leben geopfert, um mich an ihm für all den Schmerz zu rächen. Meiner damaligen Therapeutin habe ich davon erzählt und da sie mich schon seit meiner Kindheit kennt und natürlich auch meine Geschichte, hat sie nur gesagt: "Kai, ich kann Dich verstehen und fühle mittlerweile dass, was Du fühlst. Noch mehr kannst Du nicht ertragen, das weiss ich, und ich könnte Dir noch nicht einmal einen Vorwurf machen, wenn Du es wirklich tun solltest."

Heute bin ich froh, dass ich es nicht getan habe, denn er hätte damit sein Ziel endgültig erreicht und diesen zweifelhaften Ruhm gönne ich ihm nicht. Ich hoffe immer, dass er seine gerechte Strafe vielleicht von einer höheren Macht erfährt und dass er all das Leid, welches er über mich und meine Mutter gebracht hat, doppelt und dreifach ertragen muss.

Zu meiner Mutter möchte ich Dir noch folgendes sagen: Sicherlich litt sie unter Depressionen, aber sie war ein wunderbarer, weltoffener, herzensguter und lebenslustiger Mensch. Sie war immer für mich da und auch wenn wir oft Streit hatten, so hat sie sich immer in den Hintergrund destellt, wenn ich sie brauchte. Sie hat immer versucht, all das von mir fernzuhalten und mich nicht damit zu belasten. Wahrscheinlich ist sie daran langsam zu Grunde gegangen, denn das hält niemand ewig aus. Noch heute bewundere ich sie für ihre Kraft und für die Hoffnung, die sie bis zu ihrem Tod in sich trug und an andere weitergab. Hätte ich nur ein wenig davon, ginge es mir bestimmt besser.

Ganz liebe Grüße und danke für Deine Worte,

Kai
Ann
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Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von Ann »

Lieber Kai,
ich kann den Hass, den du auf deinen Vater hast, so gut nachfühlen!!! Und du hast allen Grund dazu, ihn zu hassen, so wie er sich dir und deiner Mutter gegenüber verhalten hat und wie er sich dir gegenüber noch immer verhält. Er hat dich damit so tief verletzt, wie es nur möglich ist.
Aber merkst du, wieviel Macht dein Vater noch immer über dich hat, dadurch, dass er diese Gefühle in dir auslöst? Dass du von ihm nicht loskommst, innerlich wirklich loskommst, und dein eigenes Leben führen kannst, solange du dich mit diesem Hass und den Depressionen aufgrund der Verletzungen durch ihn quälen musst? Ich spreche aus eigener Erfahrung, glaub mir! Wieviel Kräfte, die wir für unser eigenes Leben so dringend bräuchten, sind dadurch gebunden. Ich habe es in Therapien versucht, von diesem ewigen Schmerz und dem daraus resultierenden Hass auf meinen Vater Abschied nehmen zu können. Aber es ist so schwer. Wenn ich glaube, ich bin ein Stück weiter, kommt eine neue Situation, in der ich zurückgewiesen oder verlassen werde und alles bricht wieder auf. Es ist nicht wirklich verheilt. Ich habe schon Briefe (die ich nie abgeschickt habe) an meinen Vater geschrieben, um alles loszuwerden. Ich habe den Kontakt zu ihm so gut wie abgebrochen. Im Innern aber habe ich den wirklichen Abschied bisher nicht geschafft. Mit wirklichen Abschied meine ich, dass ich ihn dort lassen kann wo er ist und ihm kein Recht und keine Macht mehr gebe, mich und mein Leben zu beeinflussen. Mich aus der Rolle des Opfers endlich löse. Wäre dies eventuell auch eine Gedankenanregung für einen möglichen Weg für dich?

Genauso wichtig ist es auch bei der Mutter. Sie so zu sehen wie sie war, mit allen wunderbaren Seiten, aber auch mit den schweren, schwierigen, düsteren. Meine Mutter z.B. hat mir vorgelebt, ein Opfer zu sein. Auch sie war depressiv als Reaktion auf die Kränkungen, die mein Vater ihr zugefügt hat. Ich habe das ein Stück weit von ihr übernommen, so zu reagieren. Wirkliche Unabhängigkeit würde bedeuten, mich auf hiervon zu lösen. Ein langer langer Weg!

Zu den Tabletten (ADs) wollte ich dir noch sagen, dass ich auch ziemliche Vorbehalte dagegen gehabt habe. In einer sehr schlimmen Phase habe ich dann angefangen, sie doch zu nehmen und sie helfen mir wirklich, mich etwas zu stabilisieren. Sie sind eine "Krücke", um wenigstens ein Stückchen auf dem Weg weiterzukommen. Vielleicht wäre es doch einen Versuch für dich wert?

Lieber Kai, verlier nicht den Mut!

Alles Liebe, Ann
LucaJoshua
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Registriert: 14. Mär 2004, 19:45

Re: Manche Wunden scheinen nie zu heilen

Beitrag von LucaJoshua »

Liebe Ann,

Deine ehrlichen Worte haben mir sehr gut getan und ich bin froh, in Dir jemanden gefunden zu haben, der mich versteht (auch wenn ich an allem zweifele, daran zweifele ich nicht!). DANKE !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich möchte es gerne so sehen, wie Du es mir versuchst vorzuleben, aber ich glaube, dass der Schmerz einfach zu tief sitzt und dass ich diesen erst irgendwie überwinden muss, um damit umgehen zu können. Bis heute weiss ich nicht wie ich das schaffen soll. Mein Leben lang habe ich gelernt zu kämpfen und habe auch oft den einen oder anderen Kampf gewinnen können. Verluste waren eher selten, bis der ganze Mist aus meiner Vergangenheit mich wieder eingeholt hatte. Meistens habe ich für andere gewonnen und nie für mich. Aber warum schaffe ich es nicht, endlich zu kapieren, dass dieser Arsch echt kein Gegner für mich ist? Er ist es nicht wert, auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Ich weiss das, aber ich kann es nicht leben...SHIT...wie kann ich es endlich kapieren?

Heute hatte ich einen echt geilen Tag Ich bin mit meinem Sohn im Sonnenschein spazieren gegangen, wir (oder besser ich) haben Cappucino getrunken und ich mich so gut mit meinem kleinen kostbaren Schatz gefühlt. Es war einfach nur schön ihn zu sehen, zu spüren und sein Lachen zu erwiedern. Sonst lache ich eigentlich nie, aber er hat - so klein wie er ist - die Kraft, mich zum Lachen zu bringen.

Ich liebe ihn über alles und er ist das Wichtigste in meinem kleinen Leben. Niemals werde ich ihn im Stich lassen...nie, dass habe ich mir geschworen.

Ich frage mich, was hat mein Erzeuger damals gefühlt, als ich so klein in seinen Armen lag? Kann man so kalt und gefühlsarm sein, um dabei nichts zu spüren? Wenn ja, was für eine arme und bedauenswerte Kreatur muss man dafür sein?

Liebe Ann, ich bin in Gedanken bei Dir und werde versuchen, Dir eine Antwort auf all Deine Fragen zu geben, wenn ich sie für mich gefunden habe. Bis dahin fühle ich mit Dir und hoffe für uns alle nur das Beste.

Nehme Dich in den Arm und teile Deinen Schmerz, den ich besser als jeder andere fühlen kann,

Kai
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