Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Nila2003
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Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Nila2003 »

Grüße Euch,

es ist mir immer gelungen, die Depressionen geheimzuhalten. Allenfalls fand man mich etwas "komisch".2 Leuten, die ich wirkliche Freunde betrachte, habe ich nun vor einiger Zeit gesagt, was wirklich los ist. Das Dumme ist nur, die können nicht wirklich mit depressiven Menschen umgehen. Es kommen die üblichen Sprüche, die ihr sicher auch kennt. Zusammenreißen und, und, und.JETZT weiß ich nicht mehr, was ich sagen soll. Die "Normalität" ist verloren, es ist alles anders, kein harmloses Gespräch mehr möglich und ich frage nach Euren Erfahrungen. Besser weiter schauspielern ? Was bringt ein Outing?

Gruß Nila.
knubbeluschi
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von knubbeluschi »

Hallo Nila

Zuerst einmal, nur outen reicht nicht, man muß gleichzeitig informieren. Ein Ahnungsloser kann mit dem Wort Depression nicht viel anfangen. Und dann auch keine dicken Wälzer, wo man stunden- oder tagelang lesen muß. Bei uns in der Klinik gab es kleine Broschüren, die man in 5 Minuten durchlesen konnte und zumindest eine Ahnung hatte, worum es geht.

Dann nimmt das outen eine Menge Druck, weil man nicht mehr lügen oder schauspielern muß.

Ich habe eine Freundin, die eine starke Depression hat. Die ersten Freunde hat sie verloren, weil sie nicht in der Lage war, ihren Haushalt zu führen. Die Leute haben gesehen, hier sieht es aus wie Sau, das ist eine Schlampe.

Die nächsten waren weg, weil sie Verabredungen kurzfristig abgesagt hat, oder einfach nicht kam.

Und die letzten hielten sie einfach für zickig, weil sie z. B. bei großen Menschenmengen Panik bekam.

Es ist ihr sehr schwer gefallen, sich neue Freunde zu suchen, aber die wissen jetzt bescheid, was mit ihr los ist und können gut mit ihren manchmal absonerlichen Verhaltensweisen umgehen.

Ich hoffe, das hilft dir weiter

viele Grüße

Uschi
Kes
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Kes »

Hallo Nila !

Ich habe gestern und heute meinen eigenen "Rundumschlag" gemacht und allen mir nahestehenden Personen von meiner derzeitigen Situation erzählt.
Hätte ich auch nur in irgendeiner Weise erahnt wie man mich doch versteht, hätte ich schon viel früher einen Schritt nach vorn gemacht.

Zuerst erfuhr natürlich mein Mann was los ist. Meiner Tante erzählte ich während eines Telefonates von meiner derzeitigen Lage.
In meiner Familie wird mit dem Thema "psychisch krank" nicht gerade offen umgegangen, deshalb hatte ich auch etwas Bammel vor dem Erzählen.
Aber was soll ich sagen: Meine Eltern und Verwandten verstanden es, daß ich derzeit nicht mehr richtig allein klar komme.
Vor ca. 1 Stunde telefonierte ich noch mit einigen Freunden. Und ich bin wirklich sehr positiv angekommen. Alle meinten nur, daß ich doch schon eher hätte was sagen können ........ !

Allerdings stimme ich Uschi voll und ganz zu.
Auch meine Freunde merkten nur, daß ich in letzter Zeit zickig war und nichts mehr mit unternahm.
Man bekommt da leicht unterstellt, daß man sich gehen läßt, wenn der andere keine Ahnung hat warum man so ist.
Bei mir ist es so weit, daß ich den Telefonstecker aus der Dose ziehe und nicht mehr viel allein vor die Tür gehe. Und das alles nur aus Angst, daß das Telefon klingeln könnte oder ich draußen Panik bekomme.
Meine Ärztin gab mir deshalb den guten Rat, meinen Freunden und Bekannten Bescheid zu sagen. Denn so kommen diese nicht auf die Idee, daß man mit ihnen nichts mehr zu tun haben will.

Also ich kann wirklich nur positiv berichten und hoffe, daß es Dir genau so ergeht.

Viele liebe Grüße von Kes
Moritz
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Moritz »

hallo nila,
ich bin nun 28 und außerdem männlich. wegen meiner depression habe ich mich vor 4 jahren geoutet.
ich denke man sollte sich schon überlegen wem man alles von seiner psychischen erkrankung erzählt und vor allem auch wie.
wenn man selbst schwer krank ist, egal ob körperlich oder psychisch, betrifft einen das na klar sehr und man macht sich viele gedanken. kann ja sein man erwischt den gegenüber gerade in einer unguten stimmug oder so und ist dann sehr verunsichert. ich schäme mich immernoch oft und fühle mich schuldig wegen meinen psychischen problemen. will sagen man ist wenn es um depressionen geht besonders empfindlich und vor allem empfindlich wenn es um die reaktionen der mitmenschen geht. man präsentiert sich ja damit schon auch von einer sehr schwachen seite für die man sich, wie gesagt oft schämt und so ... wobei es dazu eigentlich keinerlei grund gibt, aber ist halt mit dieser erkrankung leider oft so ...
ich habe durch meine erkrankung und mein dadurch immer wieder durch rückzug beeinträchtigtes leben die erfahrung gemacht, dass ich dadurch weniger bekannte und kumpels habe als in der zeit, als ich noch vesucht habe geheimgehalten hab was immer wieder mit mir los ist. ich habe dadurch aber mehr echte enge freunde gewonnen und das ist gut so.
ich kann mich durch den offenen umgang mit der krankheit freier bewegen und mich aufrechter stehend im spiegel betrachten.
ich würde sagen gib den leuten um dich ein wenig zeit mit dieser meldung umzugehen. vielleicht den tip mal auf dieser page vorbeiuschauen, da steht ja viel über depressionen und den umgang damit drin.
solltest du dich in einer schweren depression befinden, wobei das nicht so klang, kann ich sagen, dass ich es damals mit einer mail an meine kumpels versucht habe.
wie auch immer.
in wirklichkeit muss da wohl jeder seinen eigenen weg finden, aber vielleicht hilft dir das ja ein wenig weiter.
MORITZI
Nila2003
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Nila2003 »

Dank an alle, die sich auf meine Frage gemeldet haben.Ich fühle mich eher bestätigt, sich NICHT zu outen.Wenn ich mir z.B. anschaue, daß KUNKEL vor etwa 7 Stunden schrieb und noch keine Antwort bekommen hat,obwohl sehr viel Not aus ihren Zeilen spricht, dann empfinde ich das als blamabel.Warum ich nicht antworte?Weil ich sie verstehe und keine Antwort habe.So und nun? Wenn "wir" schon nicht "damit" umgehen können, wie sollen die "Normalos" das?Ich fühle mich durchaus oft abgeschnitten von meiner Umgebung.Ich habe einfach Angst,daß die anderen nicht stark genug sind, mich auszuhalten. Zu Moritz: Ich krabbele vielleicht gerade wieder raus aus der Depression. Und wenn ich weiter "schauspielere" und mich zurückziehe, wenn ich es nicht kann, lassen mich die "Anderen" wahrscheinlich leichter am normalen Leben teilnehmen.
Trotzdem schade,daß sich nicht mehr auf meinen Beitrag gemeldet haben. Denn ich denke doch, daß das ein Riesenthema ist. Depression und die Reaktionen der Umwelt.

Gruß an alle
von Nila.

PS. Habe einen Bekannten, dessen Mutter in einer Klinik ist. Er sagt, er erntet nur Spott und Unverständnis. ER ist nur Angehöriger! Ist das nicht schlimm?
banshee
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von banshee »

nun muss ich mich doch mal einschalten - nila du sagst: "wenn ich weiter "schauspielere" und mich zurückziehe, wenn ich es nicht kann, lassen mich die "Anderen" wahrscheinlich leichter am normalen Leben teilnehmen."

wie soll das denn bitte möglich sein? sich zurückziehen und gleichzeitig am 'normalen' leben teilnehmen schliesst sich doch gegenseitig aus.

ich selbst habe von anfang an konsequent nicht verheimlicht, dass ich krank bin. für viele menschen in meiner umgebung war es auch wichtig, das zu erfahren, da sie nicht wussten, warum ich mit einem mal so launig und schweigsam war, mich mit der diagnose im hinterkopf aber mit einem mal verstehen konnten. und nicht nur das, von vielen habe ich im zuge der folgenden gespräche erfahren, dass sie selber mal in ähnlichen situationen waren - leute, von denen ich das als allerletztes erwartet hätte!!

falls mit jemand quer kommen sollte und mich mit dummen sprüchen besähen will, dann werde ich mich schleunigst von dieser person verabschieden - denn mangelndes verständnis bzw die mangelnde bereitschaft zu verstehen läuft für mich gleich mit mangelndem respekt und damit ist auch eine freundschaft oder bekanntschaft nicht mehr für wert für mich. was habe ich von freunden, wenn es falsche freunde sind, die mich nur um sich haben wollen, wenn ich falsche fröhlichkeit vortäusche. dann lieber auf solche personen verzichten, seinen bekanntenkreis überdenken und notfalls ganz von vorne anfangen.
________________________________________________________________


Ich meine, es müßte einmal ein sehr großer Schmerz über die Menschen kommen, wenn sie erkennen, daß sie sich nicht geliebt haben, wie sie sich hätten lieben können. (C. Morgenstern)
Nila2003
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Nila2003 »

Ich finde nicht, daß das eine das andere ausschließt. Z.B. 2 Verabredungen mit einer Person. Einmal habe ich soviel Kraft um ne Rolle zu spielen, also gehe ich hin . Ein ander mal sage ich aus fadenscheinigen Gründen ab. Es ist natürlich eine Riesenlüge-seufz-aber ich sehe keinen anderen Weg.
Kes
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Kes »

Ja sicher ist es traurig, wenn man für eine Krankheit Spott und Hohn erntet !

Hallo Nila !

Du bringst das Beispiel mit den 2 Verabredungen. Einmal spielst Du die fröhliche und gehst hin und das andere mal sagst Du ab - mit irgendeiner Ausrede.
Das geht vielleicht paar mal gut. Und dann ?!
Irgendwann ist man in einer Schublade und man zeigt kein Verständnis mehr für die Absagen und man zieht sich dann von Dir zurück.
Und ob Dir damit geholfen ist ?!

Ich seh das mit dem Outen wie banshee.
Es gibt eine Menge, die die Krankheit nicht verstehen und nur gute Ratschläge haben wie "zusammenreißen". Aber auf deren Meinung und Freundschaft lege ich dann auch keinen Wert.
Aber es gibt auch eine Menge Leute die es verstehen. Und dann zeigt es sich nämlich, auf wen man auch in einer nicht so guten Zeit zählen kann.

Aber es muß jeder für sich selbst entscheiden, ob er sich "outen" möchte.
Ich für meinen Teil habe allen erzählt wie es mir geht und dafür viel Verständnis bekommen - nicht von allen; aber von all denen, die mir wichtig und lieb sind.

Viele liebe Grüße von Kes
ende12
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von ende12 »

Hallo Nila,
das Outen hat mir sehr viel gebracht. sicher lichtet sich der Freundeskreis etwas, denn viele können nichts damit anfangen. Und auch nicht vor jedem würd ich mich outen, auch aus gewissem Selbstschutz.

Aber ein offener Umgang ist wichtig, du kannst doch nicht alles, dass dich in deiner Krankheit beschäftigt mit dir alleine ausmachen, sicher Arzt und Psychotherapeuten sind in erster Linie gefragt, aber reicht das?

Ich für mich habe die Erfahrung gemacht, dass ich seit ich mit meinen Depressionen offener umgehe, "nein ich müsste sagen seit ich zu meinen Depressionen offener stehe" ich sie auch wieder leichter in der Griff bekomme. Da ich keine Kraft mehr dazu brauche, die Depressionen vor den anderen zu verstecken und mir diese Kraft dann für die Heilung bleibt.

Ich könnt da jetzt noch lange weiterschreiben aber ich denke ich belasse es mal dabei.

Bin übrigens neu hier im Forum!

Gruß Sue
Ronja75
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Ronja75 »

Hallo, Ihr Lieben!
Ich bin sehr offen mit meinen Depressionen umgegangen, seitdem ich diese Diagnose kenne.
Einige Freunde haben sich entfernt, einige sind verlorengegangen, einige gehen seltsam mit mir um, aber einige Freundschaften sind auch um ein vielfaches intensiver geworden.
Der Nutzen liegt für mich vor allem im ehrlichen Umgang miteinander, darin, dass nicht mehr so viele Anforderungen und Überforderungen an mich gestellt werden und auch darin, dass ich so fast schon gezwungen bin, mich intensiv mit meiner "neuen" Situation zu beschäftigen. ( krank zu sein, nicht "normal" zu sein, an mir arbeiten zu müssen...)
Klar weiß nicht jeder von meiner Depression, ich trage das nicht auf einem Schild vor mir her, aber das ist ja wohl auch normal. Ist schließlich schon was intimes.
Was ich als gut erlebt habe ist, wenn man Freunden gleich ein paar Wünsche, was sie tun oder lassen sollen mit erzählen kann, weil viele sich nach so einer Information doch recht hilflos zu fühlen scheinen.

Ich glaube, wenn ich wieder vor der Wahl stünde, mich zu outen oder nicht, würde ichs immer wieder tun!

Ronja
Dendrit
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Nila!

Mir ging es ähnlich wie Ronja. Nachdem ich über ein dreiviertel Jahr in einem Zustand war, der dann in der Geschlossenen als bipolare Störung diagnostiziert wurde (Diagnose hat sich zwar verändert auf unipolar, weh tut es aber in den depressiven Phasen genauso). Na ja, nachdem ich in die Geschlossene kam, outete ich mich mehr oder weniger automatisch bei allen Bekannten. Dort musste ich erkennen, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie eine/n wirklichen FreundIn hatte. Das war bitter - lediglich gut oder sehr gute Bekannte. Dadurch, dass ich dann sehr offen damit umging - war dann einfach leichter - wurde nicht mehr als Floskel nach mir erkundigt (wie geht's), sondern wirkliches Interesse. Nach meinem Umzug vor ca. 1/4 Jahr muss ich im Prinzip einen neuen Bekanntenkreis aufbauen und ging gleich offen auf die ersten interessierten Kontakte ein. So besteht jetzt auch die Möglichkeit, gleich die "Spreu vom Weizen" zu trennen und weniger schmerzliche Erfahrungen zu machen.

Ergo: outen vereinfacht das Leben nicht nur im eigenen Umgang und Zugeständnisse (auch wenn man das sich selbst gegenüber nicht so eingestehen möchte), sondern auch der Umgang zu Freunden und Bekannten und umgekehrt.

LG, Manuela
Marla
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Marla »

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Nila2003
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Nila2003 »

Liebe Marla,

danke für deinen Beitrag.Du hast ja so recht. Wenn man nicht weiß, was mit dem anderen los ist, ist man geneigt, an sich selbst das Problem zu suchen und das führt zu vielen Mißverständnissen.Das spricht fürs OUTEN und es ist wirklich wohltuend, "trotzdem" gemocht zu werden.Ich hatte diese Frage ins Forum gestellt, weil ich am liebsten der "ganzen Welt" erzählt hätte, daß es mir oft nicht gut geht/ging.Bei meiner Meinung, daß es gesellschaftlich/geschäftlich nicht angebracht ist, bleibe ich. Man bringt sich mehr ins Ausseits, als einem lieb ist und das kann in diesen Bereichen fatale Folgen haben.
Ich wünsche Dir, daß du eine depressive Verstimmung hast und nicht die Last der Krankheit Depression auf dir liegt.

An alle einen lieben Gruß
sendet Nila.
Marla
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Marla »

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sewi
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von sewi »

Marla
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Marla »

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sewi
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von sewi »

Marla
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Marla »

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Kes
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Dieser Schuß ging heut nach hinten los .......

Beitrag von Kes »

Hallo Ihr Lieben !

Nach wie vor vertrete ich die Meinung, daß das Outen besser ist wie das ewige Versteck spielen.

Allerdings hatte ich jetzt ein eher nüchternes Gespräch dazu.
Mein Freund rief mich an und will mich nächste Woche sehen. Nach meiner Antwort, daß ich noch nicht so recht weiß, wie der Termin morgen (Vorstellung in Tagesklinik) so ausgeht, sagte er richtig aufbrausend "Nun laß den Rotz - das brauchst Du nicht".
Ich meinte, daß ich das sehr wohl brauche. Aber er antwortete nur, daß ich das allein schaffen muß und mir andere dabei nicht helfen können - jeder könnte sich nur selbst helfen.
Wir diskutierten noch eine Weile, ich fing mit heulen an und sagte nur, wenn er es nicht verstehen kann soll er es lassen.

Ich bin immer noch am Heulen und bin sehr traurig, aber da muß ich eben jetzt durch.

Was ich aber damit sagen möchte - Outen ist gut, aber man soll eben doch überlegen, wem man es sagt und vorallem WIE man es sagt.

Viele liebe Grüße von Kes
Ronja75
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Ronja75 »

Liebe Kessi,
das Problem lag doch nicht daran, dass Dein Freund von Deiner Krankheit weiß, sondern daran, dass er nicht versteht, wie es in Dir aussieht. Oder?(ich hasse Kommas - vermutlich war wieder jedes zweite falsch?)

Für mich klingt es jedenfalls so.

Lass Dich davon nicht entmutigen!
Hast Du ihm mal 'ne Broschüre über Depressionen gegeben?
Vielleicht hilft das.

Viel Glück!
Ronja
stan
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von stan »

Ich bin auch unbedingt fürs Outen.Hab aber lange Jahre gebraucht, ehe ichs gemacht hab. Danach eine Erleichterung. Mußte nicht immer Ausreden und Lügen erfinden.Dass die Menschen mit dieser Krankheit schlecht umgehen können, hab ich allerdings daran gemerkt, dass meine sozialen Kontakte (außerhalb der Familie) nach dem Outen noch mehr zurückgingen. Aber damit die Akzeptanz der Depression endlich besser wird, müssen die Betroffenen mehr darüber reden.
stan
stan
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von stan »

Ich bin auch unbedingt fürs Outen.Hab aber lange Jahre gebraucht, ehe ichs gemacht hab. Danach eine Erleichterung. Mußte nicht immer Ausreden und Lügen erfinden.Dass die Menschen mit dieser Krankheit schlecht umgehen können, hab ich allerdings daran gemerkt, dass meine sozialen Kontakte (außerhalb der Familie) nach dem Outen noch mehr zurückgingen. Aber damit die Akzeptanz der Depression endlich besser wird, müssen die Betroffenen mehr darüber reden.
stan
Kes
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Kes »

Hallo Ronja !

Heute "am Tag danach" sehe ich den Spruch meines Freundes auch etwas anders. Es kam für mich bloß wie aus Heiterem Himmel, da er vor Wochen noch meinte, daß er immer für mich da ist und dann so einen Satz sagt.
(Nur mit erwähnt - mit meinem Freund meine ich nicht meinen Lebenspartner, sondern meinen sehr guten Freund - bin doch verheiratet) .

Aber wahrscheinlich weiß er wirklich nicht, wie es in mir aussieht, da ich ihm gegenüber immer glücklich wirke.
Vielleicht hat er mich ja richtig gern und es tut ihm selbst weh, daß er mir nicht helfen kann ?

Das mit den Kommas - ich liebe sie (merkt man das, wenn ich aller 3 Worte eins gebrauche, von dem ich nicht weiß, warum es jetzt dort steht ?!).

Und Stan Dir gebe ich recht, daß die Akzeptanz nur größer werden kann, wenn Betroffene darüber reden, aber das ist eben oft nicht einfach.

Einen schönen Tag wünscht Euch noch Kes
Nila2003
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Nila2003 »

Zwischenfrage: Ist das Outing in der Ursprungsfamilie (Eltern)besonders schmerzvoll?
Vorausgesetzt, man ist noch in der Lage, zu "schauspielern" ENTLASTET man doch seine Eltern, oder ?
Das wäre doch ein Hinweis darauf, warum man gerade IN DER FAMILIE auf so viel Unverständnis stößt.
Wenn es "meinem Kind" nicht gut geht, habe ich vielleicht schuld? Ich WILL mich nicht mit Schuld belasten, ich KANN mich nicht mit Schuld belasten.

LG an alle
Nila
Kes
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Re: Was hat euch das OUTEN gebracht ?

Beitrag von Kes »

Hallo Nila !

Wollte schon eine Anfrage hier reinschreiben, ob Du schon weiter bist ..... !

Daß das Outing in der Familie besonders schmerzvoll ist kann ich so nicht behaupten.
Ich habe meinen Eltern allerdings nicht gesagt "Hey; ich habe Depressionen.".
Klar - Eltern machen sich wahrscheinlich immer Gedanken, was sie in der Erziehung falsch gemacht haben wenn sie sehen dem eigenen Kind geht es nicht gut.
Aber man muß sie eben dann darauf hinweisen, daß sie alles richtig gemacht haben (wenn es wirklich so ist).
Ich habe zu meinen Eltern gesagt, daß ich derzeit mein Leben nicht mehr so führen kann wie früher und das ich das mit psychologischer Hilfe wieder ändern möchte, da mir mein Leben vor ca. 2 Jahren noch besser gefallen hat.

Ich habe mit meinen Eltern über die Symptome gesprochen, die ich derzeit habe, aber gleichzeitig erzählt, daß da niemand - auch sie nicht - dafür verantwortlich ist.
Und so habe ich das dann auch hinbekommen, daß kein Unverständnis da war.

Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünscht Kes

(Übrigens ist ja wohl heute Frühlingsanfang - und warum kommt gerade da die Sonne nicht hinter den Wolken hervor, obwohl sie doch die ganze Woche da war ?!).
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