Das Herz und andere Geschichten

Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hallo ihr lieben,

sorry, dass ich mich grad etwas rar mache. Habe im Moment etwas zu bewältigen und komm irgendwie mit mir selbst nicht mehr klar, also nicht wundern, wenn ich nicht so viel schreibe.

Hab nach mehreren Anläufen doch noch einen Text zustande gebracht. Allerdings in einer Tiefphase...

Wünsche euch allen alles Liebe und Gute Besserung bei allem, wo ihr euch eine Verbesserung wünscht.

lg Cinderella


Die Gefühle der Seele

Die Seele irrt sich, wenn sie sagt, sie könnte nichts fühlen. Da ist so viel. Die Zeit lehrte sie nur, dies zu unterdrücken und zu übergehen. Es musste einmal sein. Da gab es eine Zeit, in der man diskussionslos stark zu sein hatte. Man musste überleben. Gefühle? Nutzlos und nur im weg. Es durfte einfach nicht sein. Diese Zeit ist lang vorüber. Aber der Kampf, was ist mit dem Kampf? Im Aussen ist nichts mehr sichtbar, aber im Inneren der Seele hat es in Wirk-lichkeit nie aufgehört zu wüten. Niemand sagte ihr, dass sie aufhören kann. Keiner erklärte ihr, dass niemand zu jederzeit stark bleiben kann, dass man auch mal schwach ist. Niemand brachte ihr bei, dass man sich für seine Tränen nicht schämen muss. Niemand lehrte sie, dass Gefühle nichts Schlimmes sind und dass sie sie zulassen darf.

Sie lebt immer noch in der Welt der Härte und Kälte. Nicht sichtbar für andere Augen zwar, aber umso deutlicher im Herzen der Seele. Jede Träne die ihr entweicht, bedeutet nicht nur ein Übertritt ihres eigenen Verbots, sondern auch Schwäche und Scham. Früh hat sie sich den Fluss der Tränen abgewöhnt. Es brachte ihr ohnehin nicht den Effekt der Erleichterung von dem so viele andere immerzu redeten. Es war besser so, befand sie. So konnte sie ihr Gesicht vor anderen wahren. Aber sie wurde immer härter zu sich selbst. Merkte nicht, dass sie sich damit nichts Gutes tat, sie sich in Wahrheit nur noch mehr verletzte. Immer schön lächeln und freundlich sein, damit keiner etwas merkt. Die Strategie ging auf. Aber in sich selbst wurde sie vollkommen starr und monoton. Beinahe nichts konnte mehr ihr Herz erfreuen. Anvertrauen aber, konnte sie sich auch niemandem. Sie hatte sich doch selbst in diese Lage gebracht. Sie war selbst an allem schuld. Aber es war nun mal nicht das Leben, dass die Seele haben wollte. Sie wollte sich gut und lebendig fühlen, nicht den Eindruck haben, im Herzen tot zu sein. Ganz manchmal, da ging es ihr gut. Sie träumte sich in eine andere Welt, in der sie und alle anderen heil waren. Alles war gut. Dort gab es kein Leid, kein Kampf, kein Anflug von Tränen, die es zu unterdrücken galt. Sie durfte sein. Es durfte gut sein.

In der Welt, in der die Seele lebte, war das nicht so. Da gab es Menschen, die nicht aufhörten, ihr Gewalt anzutun, ihr noch dazu einprägten, dass Jammern und weinen nichts bringt und sie das unterlassen soll. Die Seele sitzt mit ihren Erinnerungen sehr oft an diesem Ort fest. Sie hat einfach nicht gelernt, loszulassen. Lieber nichts fühlen, als das hier, denkt sie sich. So handelt sie heute noch danach. Sie kämpft und kämpft. Sieht nicht, dass es keinen Herausforderer gibt. Da all jene, die es mal waren, schon lange besiegt wurden. Ihr größter Feind ist einzig und allein sie selbst. Sie steht sich selbst zu sehr im Weg. Als wäre die Tür ihres Käfigs offen und dennoch würde sie keinen Schritt hinaus in die Freiheit wagen. Sie kann nicht sagen, warum das so ist, ist selbst der Ratlosigkeit verfallen. Die Vergangenheit wiegt schwer, denkt sie. Könnte ich doch nur dafür sorgen, dass sie nicht meine wäre. Aber die Geschichte ist bereits geschrieben.

Und dann erkennt sie es. Sie sah nie wirklich hin. Sie ging einfach durch die Qualen mit verschlossenen Augen und Herzen. Niemand konnte sie und ihr Leid sehen, weil auch sie nicht auf sich sah. Sie hatte verlernt, auf sich zu achten und in sich hinein zu fühlen. Alles egal, Hauptsache, raus aus der Hölle, hieß es. Bereute sie es? War das Reue? Vielleicht war sie ja doch den falschen Weg gegangen. Vielleicht hätte es noch einen anderen Ausweg gegeben. Aber welchen? Ein sentimentales Etwas werden, dass selbst bei der kleinsten Unordnung im Leben in die Brüche ging? Nein. Das wollte sie nicht. Aber die Seele wusste auch, dass, wenn sie sich besser und lebendig fühlen wollte, kein Weg daran vorbeiführte, sich zu ändern.
Sie musste sich die Haut des Alten abstreifen und eine neue überziehen. Sie stand an einer Schwelle, einem kurzen Stillstand, einer Erneuerung. Der Pfad des Friedens und der Freiheit konnte und wollte nach so langer Zeit beschritten werden. Er war nicht leicht, der Weg zur Freiheit und dem Frieden. All das Erlebte musste die Seele noch mehr als zuvor in den Erinnerungen vergegenwärtigen. Sie wollte begreifen, warum Dinge geschehen und warum Menschen bestimmte Dinge tun, von denen sie denken, sie tun sie aus Liebe, sie aber nichts als Trennung und Schmerz nach sich zogen. Manche Verhaltensweisen kann man einfach nicht verstehen. Die Liebe, sie war fort. Nur so konnte sie sich erklären, wieso manche Menschen ihr das alles antaten.

Die Seele fühlte sich seltsam. Was ist das? So kannte sie doch hauptsächlich das Gefühl des „Nichts“. Jetzt aber, fühlte sie ein merkwürdiges Ziehen in der Brust. Ein Überschwall an Gefühlen die sie sich doch sonst so erfolgreich verboten hatte überkam sie. Bestürzung darüber, wie man sie nur tagtäglich quälen konnte. Entsetzen, dass man zwar die Hand gegen sie erhob, es aber keine ihr helfende Hand gab. Die alte Furcht von damals und der starke Drang davonzulaufen holte sie ein. Diesmal aber, verschloss die Seele ihre Augen nicht. Sie versuchte sich so zu sehen, wie sie ist. Eine Seele mit einer Vergangenheit, die es zu verarbeiten gilt. Eine Seele, die Leid und Schmerz beenden und glücklich werden will. Und auch wenn sie es ungern zugibt- auch sie eine Seele mit Gefühlen ist. Gefühle, die weniger intensiv, aber dennoch vorhanden sind. Gefühle, die ihr das Leben schwer machen.

So sieht sich die Seele nach Gleichgesinnten um. Ob das, was ihr widerfahren ist, auch anderen geschah und diese durch die selben Narben gekennzeichnet wurden. Wie durch ein Wunder, findet sie eine solche Seele. Eine Seele, die ebenso wie sie nach einem Sinn des Ganzen und einen Ausweg sucht. Sie teilen dieselben Ängste, ähnliche Abneigungen und erlebten gleiches Grauen.

Die Seele fühlte sich freier. Das Ziehen in der Brust war verschwunden. Sie fühlte sich leicht an, als wäre eine Last von ihr genommen worden. Die Narben waren noch da. Aber jetzt, da sie wusste, dass es anderen nach erlebtem genauso erging, wie ihr, fühlte sie sich nicht mehr ganz so allein. Das machte es für sie einfacher, erträglicher.

Die Seele machte sich daran, die Scherben ihrer Innenwelt aufzusammeln, zu sortieren und sich ein neues Leben zu erbauen. Mit liebevollen Menschen und schönen Dingen in einer wundervollen Umgebung. Sie musste keine Wunden mehr verstecken, weil sie heilten, keine Narben mehr zählen, weil sie nicht mehr aufgingen und endgültig der Vergangenheit angehörten. Sie erhob sich empor und ging weiter als nur einen Schritt aus ihrem Gefängnis. Denn sie erkannte, sie konnte alles selbst erschaffen. Trauer wie Freude, Gefängnis und Freiheit, Hass ebenso wie Frieden. Sie besaß zu all dem den Schlüssel, denn sie selbst war der Schlüssel.
Gertrud Star
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Cinderella,
wie wahr das ist. Der Text gefällt mir sehr gut.
LG Gertrud
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Gertrud,

Danke, wenn es jemand gefällt, erfüllt es neben dem sich von der Seele schreiben seinen Zweck.

Nachfolgend mal was anderes.

lg Cinderella


Danke

Danke, dass ich jeden Tag einen Grund finde, wofür es sich lohnt, aufzustehen und für den Mut, dass Leben, das ich führe, weiter zu leben.

Danke, dafür, dass ich stets am Tage und auch des Nachts meine Angst besiegen kann. Da ich weiß, dass nur das in mein Leben kommen kann, wofür mein Geist empfänglich ist und das Liebe tatsächlich die Macht der Heilung besitzt.

Danke für meinen unzerbrechlichen Lebenswillen. Dass selbst, wenn ich einmal wankte, sich mein Leben stets zum besseren wandelte.

Danke, für meinen unerschütterlichen Kampfwillen. Dass ich mich nicht vollkommen vereinnahmen lasse von dem Leid und Schmerz, der mir in meinem Leben begegnet. Dass ich darüber hinausgehen und einen Horizont mit einem Lichtstreifen sehen kann.

Danke, dass ich den Klagen in mir keinen Raum gebe. Stattdessen der Krankheit einen tieferen Sinn abgewinnen kann. Dass ich sie nicht nur als störend empfinde sondern, dass ich von ihr lernen und geistig daran wachsen kann.

Danke, dass ich immer noch die Schönheit des Lebens erkennen kann. Dass alles schön ist, wenn man es ohne Urteile betrachtet. Das ein jeder Schönheit ausstrahlt.

Danke, dass ich inneren Frieden empfinden kann, auch in Zeiten der Äußeren Unruhe. Ich weiß, dass alles seinen eigenen Zeitplan folgt und alles zur rechten Zeit geschieht. Ich kann beruhigt sein, da ich immer zu dem Kraftort, meiner inneren Mitte zurückfinde.

Danke, dass ich den Weg des Lebens nicht allein beschreiten muss. Dass ich Menschen an meiner Seite habe, die mich unterstützen und auch ich sie unterstützen kann.

Danke, dass ich Liebe geben kann und auch Liebe wieder zurück zu mir fließt. Dass sie so eine große, magische Kraft im Leben ist.

Danke für alles, dass ich lernen und an Erfahrungen sammeln durfte. Dass ich bin, wie ich bin. Dass ich akzeptieren kann, was bisher geschah und anfangen kann, Toleranz gegenüber jeden, einschließlich mir selbst zu entwickeln.

Danke, dass ich die Macht und Heilung der Vergebung erfahren durfte, dass der einzige Mensch, den man mit seiner Unversöhnlichkeit am meisten schadet, man selbst ist. Und dass das schwerste und zugleich größte Geschenk, dass man sich machen kann ist, sich selbst zu vergeben.

Danke, dass ich fröhlich sein kann, dass ich meine Heiterkeit noch lange nicht verloren habe. Dass ich mein Lachen weitergeben kann.

Danke, dass ich es immer wieder schaffe, meine Trauer zu bewältigen. Dass ich trotz allem noch etwas Gutes in der Situation finden kann und auch Trost spenden kann für andere.

Danke, dass stets zu mir kommt, was ich benötige und auch was ich haben will einfach, um mir das Leben schöner und glücklicher zu gestalten.

Danke, dass ich die Rolle des Opfers aufgeben konnte. Dass ich erkennen durfte, dass ein jeder von uns Schauspieler ist und in Rollen schlüpft. In jene, die er durch seine Geisteshaltung und seine Gedanken auswählt. Und dass ein jeder auch die Macht besitzt, diese zu ändern um das auszuleben, dass er leben will.

Danke, dass mir die Freiheit gegeben wurde. Die Freiheit in und aus allen möglichen Dingen zu wählen. Die Freiheit, zu sein, wie und was ich sein will.

Danke, dass ich sehen kann, nicht nur mit meinen Augen, sondern auch mit meinem Geist. Dass ich mit meiner Fantasie keine Luftschlösser errichte, sondern meinen Träumen Gestalt verleihe.

Danke, dass auch, wenn mich ich so manches Mal alleine fühle, stets von einer liebenden Präsenz umgeben bin und mir Hilfe immer zu gewährt wird.

Danke, dass ich hoffen und vertrauen kann auf das, was da kommen mag. Dass ich gelernt habe, dass das, was nach einer schlimmen Situation aussieht, sich für mich zu einem noch größeren Segen hin entwickeln kann und das letztendlich alles zu meinem Besten dient.

Danke, dass ich danken kann. Das mir das Gefühl der Dankbarkeit niemals entschwindet und ich so vieles finde, wofür ich dankbar sein kann.

Danke für den universellen Geist, der alles zusammenhält und alles ist, was ist.

Danke, für unser aller Leben.
Gertrud Star
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Gertrud Star »

Cinderella,
ich denke öfters, du würdest eine gute Predigerin abgeben.
Wusstest du, dass es eine Gesellschaft irgendwo auf der Welt gibt, wo die Leute mit deiner Krankheit als Heilige angesehen werden, und hoch verehrt?
Eins verstehe ich nicht: Hast du etwas gegen das Klagen, oder gegen zuviel davon?
LG Gertrud
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Gertrud,

das mit der Gesellschaft weiß ich nicht, aber das mit dem heiligen. Muss wohl die Bibel dran schuld sein, da die Krankheit da vor kommt und auch, weil man sich früher nicht erklären konnte, woher das kommt und damals war ja alles von Gott, was sie nicht erklären konnten oder vom Teufel...

So hoch verehrt fühl ich mich jetzt nicht grad;-)

Ich wurde erzogen nach jeden wehleidigen Pieps mit "Hör auf, jammern bringt nichts" oder "Hör auf zu flennen".

Ich bin auch manchmal so drauf, grade an Krankheitstagen, aber irgendwie stimmt das ja. Durch das drüber reden wird es auch nicht besser und weinen hat mir auch noch nie was gebracht. Das habe ich alles so intus, dass es mich inzwischen nervt und gleichzeitig denkt mein Kopf, dass aber jeder irgendwas hat und wen zum reden braucht. Etwas zwiespältig halt.

Lg Cinderella
Frau_Wal
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Frau_Wal »

Liebe Cinderella,

inzwischen reagiere ich regelrecht allergisch auf den Satz "Stell dich nicht so an!" und seine Variationen. Diese und ähnliche Bemerkungen haben dafür gesorgt, dass ich immer noch ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich krank bin. Meine Kollegen stört es überhaupt nicht, wenn ich sie z.B. bei einer Erkältung mit meiner Anwesenheit verschone. Wer will schon anderen beim Husten und Schniefen zuhören und sich auch noch anstecken? Aber ich liege völlig fertig zu Hause und mache mir Vorwürfe, weil ich nicht arbeiten kann.

Das "nicht rumjammern" hat vor ein paar Jahren dazu geführt, dass ich monatelang nicht gemerkt habe, dass ich ernsthaft krank bin. Zum Glück ist meiner Hausärztin aufgefallen wie blass ich geworden bin. Ich hatte eine ausgewachsene Anämie und war sehr überrascht. Natürlich hatte ich gemerkt, dass ich nicht mehr fit bin. Habe das aber auf meinen Bürojob und fehlenden Sport geschoben und bin deshalb ins Fitnessstudio gegangen. Ich hatte das Durchhalten so verinnerlicht, dass ich gar nicht auf die Idee kam, da könnte eine behandlungsbedürftige Krankheit dahinterstecken.

Vom bloß-nicht-Rumjammern bis zur echten Selbstliebe ist es ein weiter Weg. Aber deine Texte sind dabei gute Wegbegleiter für mein Herz. Vielen Dank für diese Inspiration!

Liebe Grüße,
Frau_Wal
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Danke Frau_Wal.

Schreibe grade nichts so viel, weil das alles neu geschriebene Texte sind.

Aber hier habe ich schon mal 2. Viel Spaß beim lesen.

lg Cinderella


Selbstliebe

Kannst du zu dir selbst sagen: „Ich liebe dich, ich liebe dich wirklich“, und das ernst meinen? Wahre Selbstliebe spürt heute bewusst kaum noch jemand. So viel Kritik wirkt von außen auf uns ein und auch wir selbst strafen uns immer wieder mit Worten. Jedoch verdrängen wir das so gut, bis es uns an manchen Tagen so schlecht geht, dass wir gar nicht mehr um dessen Ursache wissen, dabei waren wir doch selbst die Menschen, die uns so schlecht behandelten. Zusätzlich von den Anforderungen von Aussen.

Ganz gleich, was andere über dich denken, egal, was du tust oder sein lässt, du darfst dich lieben und du bist auch von Natur aus liebenswert, du musst rein gar nichts dafür tun. Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt voller Bedingungen, dass macht einen allein die Vorstellung, nichts für die Liebe tun zu müssen, schwer. Aber die Liebe ist und bleibt bedingungslos-die Liebe zu dir selbst und auch die Liebe der anderen. Hängt sie mit Bedingungen zusammen, hat es nichts mit Liebe zu tun.

Liebe ist die Quelle die existiert, die nie versiegt. Sie ist das Sein. Aus ihr kommen wir und zu ihr werden wir auch wieder zurückfinden. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, auf der Suche nach unseren inneren Selbst. Das, was dazwischen liegt, was uns davon abhält, in der Liebe zu uns selbst und anderen zu leben, wie die emotionalen Verletzungen und den damit verbundenen Schmerz gilt es zu heilen. Auch der Egoismus steht einem oft im Weg und will nicht weichen. Versuche aber nicht, ihn loszuwerden, nimm ihn an und er wird kleiner, dein Herz aber wird sich weiter öffnen.

Wenn du dich selbst lieben willst, so werde dir das in deinem Herzen bewusst. Der Verstand kann die Liebe nicht fühlen, das Herz schon. Rufe dir die Augenblicke in Erinnerung, an denen man dir oder du dir selbst liebevolle Worte sagtest. Und auf einmal wird es dir ganz leichtfallen, dich anzunehmen, zu lieben wie du bist, in Frieden mit dir selbst zu sein.

Ein Segen an der Selbstliebe ist, dass dich niemand mehr so leicht verletzen kann. Du hast an innerer Sicherheit und Festigkeit gewonnen. Die Menschen können Kritik an dir äußern, dich gar beleidigen, aber im Gegensatz zu damals tut es nicht mehr weh, denn du weißt: „Es ist alles gut. Das ist ihre Wahrheit, nicht meine. Ich bin und werde geliebt.“
Lebe in der Selbstliebe und du lebst mit Allem- was- ist.



Vom sinkendem Schiff und seiner Freiheit

Ich fühle und versuche doch nichts zu fühlen. Um nicht unterzugehen, auf meinem ohnehin schon sinkendem Schiff. In meinem brüchigen Herzen und meiner zerrissenen Innenwelt. Gefühle, was war das nochmal? Etwas, was weh tun kann. Etwas, wovor man sich wappnen und so manches mal retten muss. Schwimmen, einen Anker suchen. Stattdessen bin ich wie erstarrt. Das Gefängnis habe ich mir selbst erbaut, indem ich so manchen Gerede Glauben schenkte, anderen Menschen Macht damit über mich gab. Ich bin umgeben von unsichtbaren Mauern, die einmal schützen sollten, mich nun aber gegen meinen Willen einsperren.

Doch auch mein Gefängnis hat eine Wächterin. Sie sorgt besser, als jeder andere, dass ich dortbleibe, wo ich bin. Sie ist überaus streng. Angst. Ja, das ist sie. Sie heißt Angst. Sie ist so alt, wie die Zeit selbst. Ihre Herkunft ist ungewiss und doch scheint sie von überall her zu stammen. Sie verfolgt mich auf all meinen Wegen, engt mich ein und raubt mir so manches Mal die Luft zum Atmen. Sie will mich beschützen so scheint es. Doch in Wahrheit versklavt sie mich und sperrt mich ein bis ich am japsen bin. Bis ich nichts mehr wage, bis ich mich ergebe. Bis mein Schiff gesunken ist.

Ich muss schwimmen, aber ich bin es so verdammt leid, immer zu kämpfen. Ich könnte schwimmen, was aber ist, wenn mir die Kraft ausgeht? Ich könnte mich treiben lassen auf einen der übrig gebliebenen Schiffswracke und zusehen, wie weit ich es schaffe. Zusammen mit meinem Ego, dass mich auslacht, ob meines lächerlichen Versuchs zu überleben. Ich könnte einfach untergehen. Eben jetzt und hier einen Schlussstrich unter das angstvolle Leben ziehen.

„Lass dich einfach treiben.“, sprach da eine Stimme zu mir. Ich fischte mir ein Schiffswrack und legte mich da-rauf. „Wenn du dich treiben lässt, muss das kein Zeichen von Stillstand oder aufgeben sein. Du vertraust ganz einfach dem Weg und dem Prozess, der vor dir liegt. Dass das, was auf dich zukommt, nicht schlecht sein muss. Du kannst Kraft tanken. Kraft für Zeiten großer Unruhe, die früher oder später ohne Zweifel stattfinden werden. Du lernst, mit der Zeit zu gehen. Das zu unternehmen, das zu unternehmen ist und das nicht in deiner Macht stehende anderen Kräften zu überlassen. Kräften, von den wir zwar nicht viel verstehen, die aber gewillt sind, uns zu helfen. Sei gewiss, solange du dich treiben lässt, wird dir nichts geschehen. Du fließt jetzt viel mehr mit dem Strom, trägst weniger Ballast mit dir rum. Viel mehr bist du jetzt freier, als du es vorher warst.

Denn du selbst, es bist immer du selbst. Du hast dein Leben zum Einstürzen gebracht. Weil du dein Leben so wies es war, mit all der ständigen Selbstbehauptung, den Masken und der dahintersteckenden Angst nicht mehr haben wolltest. Nun beginnt der Umbruch, ein neuer Weg, ein neuer Lebensabschnitt, bei dem dich unglaubliche Möglichkeiten erwarten. Du kannst sie alle ergreifen oder auch alle ausschlagen. Hab keine Angst mehr, das Richtige wird immer zu dir kommen. Denn ein jeder von uns wird geleitet durch andere, seinen Glauben, durch sich selbst.“

Und da sah ich es. Festland. Erst, als ich aufhörte, mir ständig Sorgen zu machen. Erst, als ich aufhörte, gegen andere und mich selbst zu kämpfen. Erst, als ich mich treiben ließ, kam ich weiter. Hier, zu diesem Festland. Ohne Schiff zwar, aber mit altem kann ich das Neue nicht be-schreiten. Ich muss leer und nackt kommen. Unbelastet und auch… ohne Angst. Das letzte Schiffsteil, es war meine Rettung und mein Anker gewesen. Aber ich bin darüber hinausgewachsen. Mit den ersten Schritten auf dem neuen Festland konnte ich auch das letzte bisschen Angst los werden.

Ich wusste mit einem Mal, da war niemand, der außerhalb von mir sprach. Es war meine innere Stimme, die sich gegen die Angst erhob, dem Gefängnis entrann und zu einem neuen Leben aufbrach. Mein Anker ist nun ein anderer. Er heißt Vertrauen. Vertrauen, dass sich alles auf die bestmöglichste Weise für mich löst. Vertrauen in mich selbst und in andere. Und dem, wenn auch zögerlichem Vertrauen, dass Gefühle nicht nur bedrohen, sondern einem auch guttun können. Draußen auf dem weiten Meer galt es zu kämpfen. Starr ohne Gedanken und Gefühle versuchen zu überleben. Hier auf dem Festland bin ich in eine andere Welt eingetreten, habe Boden unter den Füßen und lasse ihn mir von niemanden mehr wegnehmen.

Die Wächterin, die mich einsperrte, ist fort, die Mauer um mich herum gefallen. Doch ich bin nicht ungeschützt. Ich bin zu meiner eigenen Wächterin geworden. Ich wache darüber, welche Wege ich beschreite, mit welchen Menschen ich mich umgebe, bewache das Licht in mir und wache darüber, dass niemals jemand wieder meine Freiheit beschneidet.
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hallo ihr,

trotz heutigen Ko-Schlag ein Text. Viel Spass beim lesen.

lg Cinderella


Kämpfen bis zum Sieg

Ein Alptraum jagt den anderen. Erholungsphasen gibt es kaum. Du stehst auf und wirst doch wieder in die Knie gezwungen, um Gnade flehend. Das Ende, wo ist das Ende von alldem hier? Da ist kein Licht, kein Weg, kein Horizont. Ich muss ausharren, warten. Bis die Krankheitstage vorbei sind, bis ich wieder freigegeben werde. Frei von Aggression und Traurigkeit, frei von Niedergeschlagenheit und Müdigkeit, frei von Nervosität und Angst. Alle Schritte fallen schwer, der Kopf funktioniert nur mühsam und äußerst widerwillig. „Schlafen, ich will schlafen“, schreit der Körper. „Selbst dazu bin ich zu erschöpft“, widerspricht die Seele. Alles, jeder für sich geht bis an seine Grenzen. Du denkst, du hast keine Kraft mehr. Dann muss es eben auch ohne Kraft weitergehen, flüstert dir dein Unterbewusstsein ein. Das Dasein in diesem Zustand an Krank-heitstagen hat trotz aller eventueller guter Nachrichten für dich nur erkennbare Schattenseiten. „Freude“ ist für dich nur eine Definition. Leere, aneinander gereihte Buchstaben, die dir nichts sagen. Die Sonne kann scheinen, aber es ist dir egal. Die einfachsten Dinge werden zur Qual, Meine Krankheit, mein Niedergang mein Gefängnis.

Nein, sagst du dir, so darf ich nicht denken! Das darf nicht sein. Ich darf mich nicht besiegen lassen. Ich muss kämpfen. Kämpfen für das, was von meinem Leben noch übrig ist. Kämpfen für das, für was es sich zu leben lohnt. Ich muss kämpfen, damit mir die Hoffnung auf ein Leben in Gesundheit nicht ausgeht. Auch wenn die Krankheit mich stets begleitet, so weiß ich doch, dass ich trotz allem mir Erscheinens nicht völlig machtlos bin. Sie ist stark, aber ich bin entschlossen, noch stärker zu sein. Sie ist mächtig, aber ich bin entschlossen, mich nicht von ihr auslöschen zu lassen. Sie ist in mir, aber ich lasse sie nicht zum „ich“ werden.

Und so gewiss ich noch einen Willen habe, so gewiss werde ich ihn zum überleben nutzen. So gewiss werde ich immer wieder aufstehen und nicht behaupten, dass ich nichts tun kann und schwach wäre. Denn ich kann noch stehen. Ich kann noch gehen, atmen, sehen, hören sprechen. Für all dies bin ich dennoch dankbar. Und wenn auch alles schwerfällt, die Ruhephasen nur sehr kurz sind und der nächste Anschlag auf mich folgen wird, ich will kein Opfer, sondern der Herr über mich, meinen Körper, meiner Seele und meiner Welt sein. Ich werde meinen Weg weitergehen und so oft die Krankheit es auch versucht, sie wird mich nicht vollkommen davon abhalten können. Ich werde kämpfen und weitergehen, bis ich meine Schatten besiegt und mein Ziel erreicht habe.
Gertrud Star
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Cinderella,
hat die Löwin sich nach dem Anschlag auch die Wunden geleckt, bevor sie wieder in den Kampf zieht?
LG Gertrud
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Gertrud,

wie meinst du das, im Selbstmitleid versumpft? Ich muss es derweil noch ausbaden, lenke mich aber ab mit PC Spielen und gleich Essen gehen. Shit Gedanken und heulen ist nicht drin!

lg Cinderella
Peter1
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Peter1 »

Hallo Cinderella
Deine Stärke und Zuversicht möchte ich gerne haben.
Mir fehlt manchmal, trotz Zuspruch von Barbara, einfach die Kraft, um wieder aufzustehen, dann würde ich am liebsten liegen bleiben.

VlGT Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Danke Peter,

ich muss mich aber schon auch ordentlich zusammen reissen an solchen Tagen. Heute ging es wieder von vorne los, naja, jetzt ist es auch schon egal, bin am Donnerstag beim Doc. Hab mich mit einem Oberteil und einer neuen Handtasche getröstet. Ach ja und Gott oder sonstwen gibt es doch. Hab gebetet, dass ich nicht zusammenkrache, habs nicht getan!

Auch deine Tage werden wieder rosiger, ob mit oder ohne Barbara. Du hast genug Kraft in dir für deinen Weg, sonst hättest du doch schon längst den Abgang gemacht!

Lg Cinderella
Gertrud Star
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Cinderella,
um es mal so zu sagen:
Unser Familienkater früher, wenn wir beim Spielen etwas zu übermütig wurden, dann hat der sich immer etwas entfernt, geschüttelt und dann das Fell gerichtet. Derweil musste man ihn in Ruhe lassen. Dann war er wieder für Schandtaten bereit.
LG Gertrud
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Gertrud,

zum Wunden lecken wird mir grad keine Zeit gegeben. Ein Alptraum jagt den anderen... Das beste ist der Schlaf, da kriege ich nichts mit,das ist die beste Regenerierungszeit. Aber auch das geht vorbei. Nach spätestens 3 Tagen, wenn nichts neues dazu kommt, wie derzeit leider schon...

Aber ich lass mich nicht links liegen. Ich nehme trotzdem die Treffen und Termine wahr. Und danke später, dass ich alles geschafft habe.

Lg Cinderella
Gertrud Star
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Gertrud Star »

Ich faule Socke sollte mir mal ein Beispiel an dir nehmen.
Naja vielleicht kommt das ja alles noch.
Vielleicht habe ich auch zu viel Zeit zum Wunden lecken.
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Danke. Einen schönen Spruch, den ich auf einer Karte gelesen und sofort gemerkt habe: "Ich bin nicht faul, ich bin im Energiesparmodus." :-)))

Du führst ein anderes Leben mit anderen Erfahrungen und Bedingungen, das ist alles schwer vergleichbar.

Lg Cinderella
Sonne
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Sonne »

Liebe Cinderella

Deine Texte berühren mich sehr. Warum jagt der eine Alptraum den nächsten? Magst du erzählen?
Gertrud Star
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Gertrud Star »

Schöner Spruch Cinderella. Und gute Art von Humor, die du hast, etws deftig aber respektvoll.
Dann muss man eben auf die Suche gehen, wo die Energie bleibt, oder wofür man die aufspart.
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

@Sonne,

Danke. Ich werde grad mit epileptischen Anfällen bombadiert. Psychisch und körperlich falling down... Das Los von Therapieresistenten, da hilft nur abwarten, bis alles vom Kopf raus und alles wieder erholt ist.

@Gertrud,

deftig? Oh, sorry, war nicht meine Absicht. Dann mach ich mich mal auf die Suche nach der versteckten Energie:-)

Lg Cinderella
Sonne
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Registriert: 15. Aug 2018, 08:03

Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Sonne »

Du und therapieresistent? Das kann ich fast nicht glauben ;) Du schreibst so klar und differenziert.
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Bezogen auf die Epilepsie leider schon.
Sonne
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Sonne »

Das ist natürlich ganz grosser Mist :(
Peter1
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Peter1 »

Hallo Cinderella
Du schreibst etwas weiter oben, das die Tage auch für mich wieder rosiger werden. Deine Voraussage ist eingetroffen. Abends bin ich noch depressiv eingeschlafen, und Morgens lächelnd ohne Symptome aufgewacht. Seitdem fühle ich mich wie ein ganz anderer Mensch. Meine Selbstachtung steigt von Tag zu Tag. Der Peter, der ich jetzt bin, gefällt mir, und auch meinem Schatz viel besser als der, der in die Klinik hineinging. Vielen Dank auch für deine guten Wünsche.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
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