Ehe leidet unter Depression

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Garda 14
Beiträge: 10
Registriert: 2. Sep 2018, 12:09

Ehe leidet unter Depression

Beitrag von Garda 14 »

Hallo zusammen. Erst einmal vielen Dank für die Aufnahme.
Mein Ehemann leidet unter einer Depression. Seit 2010 sind wir zusammen und haben letztes Jahr geheiratet. Die Depression wurde dieses Jahr festgestellt. Von Juni bis Mitte August befand er sich dann in einer stationären Reha. Und ich habe das Gefühl, seitdem ist es statt besser eher schlimmer geworden. Hat noch jemand diese Erfahrung gemacht?
Ich fühle mich aufeinmal, als würde er mich als seine Depression sehen. Des öfteren sagt er mir, dass seine Therapeutin ihn zu einer Scheidung geraten hat und dass ich einen großen Teil zu der Depression beigetragen habe. Statt sich auf sich selbst zu konzentrieren und zu versuchen mit der Krankheit umzugehen, Bin ich diejenige die daran schuld hat. Generell, egal was passiert, Bin ich der Grund dafür. Egal, in welcher Tonart ich mich mit ihm unterhalte, entweder ich Rede mit ihm wie mit einem kleinen Kind,oder ich bin am meckern. Quasi kann ich nichts richtig machen.
Des öfteren lese ich eher das Gegenteil. Dass sich der Betroffene selbst die schuld an allem gibt. Ich würde gerne erfahren, ob jemand dieselbe Art von Depression erlebt, wie es bei uns der Fall ist?

Dazu kommt das fluchartige verhalten. Selbst nach 3 monatiger Trennung durch die Reha, gibt es keinen Grund für ihn Zeit mit mir zu verbringen. Sind wir gemeinsam zuhause, liegt er im Bett und schaut auf sein Handy. Bis jetzt gab es kaum Annäherung. Am Wochenende war er bis 8 Uhr morgens mit Freunden unterwegs und um 12 ging es schon zum Fussball. Und ich trag die schuld für das lange weg sein und dem Alkoholkonsum.

Ich hoffe ich kann jemanden finden, der mir dabei helfen kann und bedanke mich schon einmal :)
Schneeball
Beiträge: 1
Registriert: 15. Aug 2018, 14:23

Re: Ehe leidet unter Depression

Beitrag von Schneeball »

Hallo Garda 14,
was Du beschrieben hast, könnte von mir kommen. Ich durchlebe das auch gerade. Meine Frau ist seit Anfang 2017 krankgeschrieben und im Laufe des Jahres wurden Depressionen diagnosdiziert. Anfang diesen Jahres war sie dann für 2 Monate in einer stationären Klinik.
Seitdem erkenne ich sie nicht wieder. Abneigung vor allem gegen mich aber auch zur ganzen Familie. Sie erzählt fast gar nichts, viel schlafen, ständig am Handy und jede Gelegenheit nutzen weg zu fahren (natürlich alleine). Für uns sieht sie keine Zukunft mehr. Wir würden sowieso nicht zusammenpassen, da wir komplett unterschiedliche Persönlichkeiten seien. Und das nach knapp 25 Jahren.
Wir haben jetzt die Trennung eingeleitet.
Lies doch mal die Beiträge von Sybilix, da finde ich mich auch bei vielen Punkten wieder.

Gruß,
Schneeball
Garda 14
Beiträge: 10
Registriert: 2. Sep 2018, 12:09

Re: Ehe leidet unter Depression

Beitrag von Garda 14 »

Hallo Schneeball,

Ja das trifft genau zu. Zu seiner Familie hat er leider nicht so viel Kontakt. dafür steht meine Familie immer hinter ihm und versucht alles, uns zu helfen, Wenn es gerade wieder schwer ist. Jedoch nimmt er keinerlei Hilfe an und redet die Familie total schlecht.
Vor 2 Tagen ist er dann ausgezogen und ich hab unseren Urlaub storniert, denn eigentlich wären wir gestern geflogen. Ich habe einfach nicht weiter gewusst und wollte, dass er "wach" wird. Ich weiß nicht ob dies die richtige Vorgehensweise war, Nur wusste ich einfach nicht weiter zu helfen.
Ich habe ihn weiterhin immer wieder angeboten für ihn da zu sein wenn er mich braucht. Und auch besonders meine Mutter und meine Schwester schreiben ihn dass sie für ihn da sind. Stattdessen blockiert er ihre Nummern und sagt sie würden gegen ihn sein und sich nur meine Meinung anhören. Letzt Nacht hat er mir Andeutungen auf suizid geschrieben. Ich habe sofort die Polizei verständigt. Er ist daraufhin sauer geworden was mir dabei einfällt und dass er sich nichts antun würde. Und wenn doch wäre es ja nicht meine schuld sondern es liegt an ihm und seine Gedanken. Jedoch findet jegliches gespräch nur über whats App statt. Reden will er nicht. Und ein zusammenkommen wäre auch nicht mehr möglich, da er dann keinen Kontakt mehr zu meiner Familie haben möchte.
Eigentlich kommt eine Trennung für mich nicht in Frage. Wir sind noch so jung und ich möchte ihm irgendwie helfen können mit der Krankheit umgehen zu können.
Sybilix
Beiträge: 79
Registriert: 11. Mär 2018, 23:58

Re: Ehe leidet unter Depression

Beitrag von Sybilix »

Hallo Garda,

dein letzter Satz macht mich stutzig "eine Trennung kommt für mich nicht in Frage"...
Das ist keine Frage des Alters noch der Dauer der Beziehung.
Zu einer Beziehung gehören am Ende 2 und das kannst - es tut mir leid - Du alleine nicht entscheiden.
Ich habe mir die Trennung auch nicht ausgesucht, aber das lag / liegt nicht in meiner Entscheidungsgewalt.

Leider kann ich nur zustimmen, in solch einem labilen, mindestens fragwürdigen Zustand würde ich Anspielungen auf Suizig auch sehr ernst sehen.

Leider sind Betroffene in vierlei Hinsicht kaum zurechnungsfähig, aber gerade das sollte man Sie nicht spüren lassen bzw. genau damit sollte man nicht per se alles Entschuldigen.

Wichtig: Achte auf Dich, wenn Dir die Kraft ausgeht, kannst Du weder für Dich, noch für Familie oder deinen Partner eine Hilfe sein.
Zu 99% bist Du der Prophet im eigenen Land, daher versuche, wenn möglich, wichtige Dinge einzustreuen bzw. über andere an Ihn heranzutragen. Ich hatte vieles früh erwähnt, erst als es die Freundin, der Arzt, die Kollegin angesprochen haben, hat Sie es annehmen können.

Ich kann nur empfehlen: Informiere Dich so gut es geht womit Du/Ihr es zu tun habt. Depression ist im Grunde eine schwere Krankheit. Alle schweren Krankheiten führen dazu, dass die ganze Familie darunter leidet. Und genau das ist es bzw. wird es werden.

Alles Gute und viel Kraft, ein Patentrezept gibt es leider nicht.

Beste Grüße,
Sybilix
Garda 14
Beiträge: 10
Registriert: 2. Sep 2018, 12:09

Re: Ehe leidet unter Depression

Beitrag von Garda 14 »

Hallo Sybilix

Das mit der Trennung war von mir falsch ausgedrückt. Ich weiß, dass es nicht nur meine Entscheidung ist. Damit war eher gemeint, dass ich ihm lieber beistehen möchte, statt mich zu trennen, sobald es schwer wird.

Leider habe ich jedoch mit der letzten Vorgehensweise falsch gehandelt. Er fühlt sich durch den Rausschmiss hintergangen und möchte nicht wieder nachhause kommen. Dabei habe ich versucht ihm zu erklären, dass dies keine böse Absicht von mir war, sondern, dass ich ihn quasi wach rütteln wollte, da jeder Versuch zu einem Gespräch gescheitert war. Denn wie du bereits gesagt hast, kann man nicht alles mit der Depression entschuldigen.
Sybilix
Beiträge: 79
Registriert: 11. Mär 2018, 23:58

Re: Ehe leidet unter Depression

Beitrag von Sybilix »

Hallo Garda,

es ist wirklich lobenswert dass Du ihm beistehen möchtest.
Leider gibt es kein falsch oder richtig, das vermag man erst im nachhinein zu beurteilen. Es bringt nur unnötige Schuldgefühlge.

Genauso gut hätte er von selbst gehen können und unter Umständen ändert er seine Meinung aus Dir unersichtlichen Gründen wieder. Depression - so liest und erlebt man - ist oft tagesform. Was heute "falsch" wäre, kann morgen "richtig" sein und umgekehrt.

Du/Ihr könnt nur bestmöglich, nach bestem Wissen und Gewissen auf die aktuellen Umstände reagieren.

Dass er nur Dich als Ursache sieht kann man fast ausschließen, es ist eher selten dass ein einziger Auslöser zur Depression führt, es ist immer die Summe der Umstände. Arbeit, Familie, Beziehung, eigene/innere "Probleme/Konflikte". Manchmal auch als "Überlastungsreaktion" bezeichnet. Wären die anderen Bereiche i.O., führt ein Mißstand an einer Stelle nicht automatisch zum Kollaps.

Auch komisch: "Therapeut/in rät zur Trennung"... Therapeuten leiten an oder unterstützen, geben i.d.R. aber keine solchen Ratschläge. Ggf. wurde Dir das aber nur verfälscht wiedergegeben.

Weiterhin alles Gute,
Sybilix
helpless65
Beiträge: 1
Registriert: 2. Sep 2018, 13:33

Re: Ehe leidet unter Depression

Beitrag von helpless65 »

Hallo Garda 14,
ich bin relativ neu hier und was ich bisher hier gelesen habe, beruhigt mich etwas, denn ich habe diese Probleme auch mit meinem Partner. Ich bin schon so weit, dass ich mich nicht mehr traue, den Mund auf zu machen, weil ich nicht mehr weiß, was ich sagen darf und was nicht. Ein falsches Wort und es hagelt nächtelang zornige und wütende Vorträge über sein fürchterliches, bisheriges Leben, über seine entsetzliche Familie und was sie alles mit ihm gemacht haben und dass ihn das alles alleine schon stresst. Und nachdem er mir nun schon zum wiederholten Male alles erklärt hätte, würde ich ihn mit Absicht noch zusätzlich stressen, obwohl ich wüßte, wie krank er sei. Ich hätte überhaupt kein Mitleid mit ihm. Er fragt mich dann immer: Warum machst du das? Und ich hab keine Ahnung, was er meint. Und wenn ich nachfrage, dann werde ich beschimpft, wie blöd man eigentlich sein kann usw.

Ich versuche seit Monaten, ganz vorsichtig, in ruhigen Momenten, ihn dazu zu bewegen, sich medizinisch helfen zu lassen, aber das lehnt er ab. Seine Therapie sei ganz einfach: ich und der Rest der Familie soll ihn nicht stressen, dann bräuchte er keine Tabletten. (Es sind immer alle anderen, die schuld an seiner Situation sind. Ihm sei inzwischen klar geworden, dass nicht er zum Psychiater müsste, sondern ich und alle um ihn rum).

Seit einiger Zeit frage ich mich, ob denn all diese Symptome tatsächlich ihre Ursache in der Depression haben oder ob nicht doch noch was anderes dahinter steckt. Er sagt ja immer: glaub mir, ich war früher nicht so.

Eigentlich wollte ich ja fragen, ob mir jemand sagen kann, wie ich mich am besten verhalte, aber die Aussage in der vorigen mail "es kann alles falsch oder richtig sein" bestätigt mir das, was ich in den vergangenen Wochen und Monaten erlebt habe. Was heute gut ist, ist nächste Woche wieder Grund für seinen Stress und seine Wut und seinen Zorn und die Unfähigkeit, aufzustehen, etwas zu tun, am Leben teilzuhaben.
Aber solange er sich weigert, Hilfe anzunehmen, sehe ich keine Möglichkeit, von mir aus noch was anderes zu tun, als einfach da zu sein. Oder habt ihr noch einen Tipp für mich?

Liebe Grüße an alle!
helpless65
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