Sich selber nichts gönnen können

T Ally
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Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Sich selber nichts gönnen können

Beitrag von T Ally »

Dirk72 hat geschrieben:...zum Erhalt der vollständigen gesetzlichen Rente müsste ich bis 70 arbeiten. Aber ich weiß, dass ich das nicht schaffen werde.
Zudem prüfe ich ( und das scheint mir anerzogen) alle Ausgaben auf Notwendigkeit. Mein Auto ist 20 Jahre alt. Solange es noch fährt sehe ich keine Notwendigkeit für ein Neues. Auch wenn ein viel jüngerer Gebrauchter finanziell drin wäre. Mir macht das Thema Altersarmut unglaublich Angst.
Hallo Dirk,

Deine Äußerungen kann ich komplett unterschreiben. Mein Auto könnte demnächst ein "H"-Kennzeichen bekommen und ich stecke noch einmal etwas Geld hinein um wieder zwei Jahre mobil zu sein. Es wäre mir möglich, ein neueres Kfz zu erwerben, aber ich frage mich wozu?

Ich arbeite Vollzeit und werde recht gut bezahlt. Ich spare sehr viel in Altersvorsorge und zahle meine Immobilie mit hoher Tilgung ab. Meine Angst vor Verarmung ist unheimlich groß. Hartz IV wäre ein Alptraum.

Mir etwas gönnen kann ich derzeit nicht. Ich denke dann über darüber nach, ob ich es wirklich benötige. Dann denke ich, die Schränke sind voll, ich habe doch alles, wozu benötige ich dann noch etwas?
Bei Nahrungsmitteln habe ich derzeit das Problem, dass mein Appetit quasi nicht vorhanden ist. Manchmal gehe ich mit einem Wunsch nach Süßigkeiten in einen Supermarkt und dann stehe ich an den Regalen, kann mich nicht entscheiden und habe mit einem Mal keinen Appetit mehr. Das spart dann wieder Geld. Außerdem schmeckt mir eigentlich auch nichts richtig, alles ist ein Einheitsbrei.
Momentan weiß ich nicht, wie mich mir etwas gönnen sollte! Und was?

Gegen diesen "Verarmungswahn" habe ich noch keine Lösung gefunden. Was im Rentenalter wird kann einem ja niemand sagen, ich muss bis dahin noch 26 Jahre schuften und glaube kaum, dass ich das schaffe...
Bastelfee
Beiträge: 8
Registriert: 12. Aug 2018, 12:17

Re: Sich selber nichts gönnen können

Beitrag von Bastelfee »

Hallo, Dirk,
ich komme erst jetzt dazu, Dir zu antworten. Ich verstehe Dich sehr. Anfang 2017 wurde mir gekündigt, als ich meiner Chefin sagte, dass ich Depressionen habe. Ich habe danach bis Oktobe 2017r Krankengeld erhalten. Ich bin älter als Du,werde im September 56. Durch zahlreiche Stellenverluste war ich an einem Punkt, dass ich garnicht mehr arbeiten wollte. Mein Mann und ich haben alles durchgerechnet und es hätte auch funktioniert, aber ich habe mir die ganzen Monate nur Gedanken gemacht, ob das Geld reicht. Das hing natürlich auch mit den Depressionen zusammen, aber ich kam von dem Gedanken nicht wirklich los. Für mich selbst habe ich mir in dem Jahr wenig gegönnt, z. B. Kleidung, aber Dinge,die ich für mein Wohlbefinden brauchte, also für meine Hobbies, habe ich mir gelegentlich doch gegönnt. Damit kann ich mir einen positiven Ausgleich schaffen.
Als es mir wieder etwas besser ging, habe ich entschieden, dass es doch nicht schlecht wäre, wieder zu arbeiten und habe auch schnell etwas gefunden. Ich verdiene jetzt das, was ich als Krankengeld hatte, da ich weniger Stunden habe. Die Depressionen sind nicht weg, ich habe in den vergangenen Monaten sehr gekämpft. Wenn ich nicht ständig diese Angst um das Geld gehabt hätte, hätte ich vermutlich mehr aus dem Jahr zu Hause für mich mitnehmen können. Jetzt ist die Angst ums Geld geringer, da ich wieder ein Jahr näher an der Rente bin und auch noch sparen konnte.
Dafür ist die Arbeit auch mit Ängsten verbunden und ich habe oft das Gefühl, sie nicht zu schaffen.
Ich denke, dass das Grübeln zu den Depressionen gehört, und ich habe es bisher immer geschafft, "etwas zu finden", worüber es zu grübeln lohnte. Ob es das Geld ist, bei anderen vielleicht Angst vor Krankheiten,
Angst, die Wohnung zu verlieren oder anderes, hängt vermutlich von der eigenen Erziehung und Sozialisation ab. Bei mir ist es so, wärs nicht das Geld , wärs vermutlich was anderes.
Trotz mehrer Therapien ist es für mich sehr schwer, aus diesen Gedanken raus zu kommen.
Ich nehme Venlafaxin, jetzt 150mg ret., als ich zu Hause war, waren es nur 75mg ret.
Alles hat seinen Preis, aber im Moment ist arbeiten in beschränktem Maße für mich die beste Option.
Leider habe ich keinen Rat, wie Du aus diesem Grübeln und Sparen rauskommen kannst, ich selbst habe es bis heute nicht wirklich geschafft.
liebe Grüße, Bastelfee
Frau_Wal
Beiträge: 134
Registriert: 6. Aug 2018, 19:18

Re: Sich selber nichts gönnen können

Beitrag von Frau_Wal »

Hallo Dirk,

das "sich-nichts-gönnen-können" kenne ich in ähnlicher Form. Bei mir geht es nichts so sehr ums Geld, sondern darum, dass ich mich in vielen Lebensbereichen strenger behandele als andere. Mit meiner Familie und meinen Freunden kann ich ohne Probleme freundlich, geduldig und großzügig sein und selbst Fremden gegenüber bin ich eher nachsichtig. Aber von mir selbst verlange ich, dass ich immer alles sofort perfekt mache und erlaube mir keine Freizeit, bevor nicht alle Aufgaben erledigt sind.

Seit einiger Zeit übe ich, mir auch mal Pausen zu gönnen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und großzügiger mit mir selbst umzugehen. Manchmal klappt das schon ganz gut. Wenn ich unsicher bin, ob ich zu streng mit mir bin, frage ich mich, wie ich eine Freundin oder meine Schwester in dieser Situation behandeln würde.

Wie ist das bei dir? Ich hätte da einen Denkanstoß: Würdest du einem Freund oder einem Familienmitglied ein Eis spendieren, ohne dir Sorgen ums Geld zu machen? Was fällt dir leichter: zwei Eis kaufen, jemand anderem eins abgeben und zusammen Eis essen oder ein Eis kaufen und es alleine essen? Welches Eis könntest du mehr genießen?

Viele Grüße,
Frau_Wal
Ziege04
Beiträge: 1329
Registriert: 1. Feb 2016, 17:56

Re: Sich selber nichts gönnen können

Beitrag von Ziege04 »

Hallo @All

Das Denken hat sich potetenziell gewandelt; vom Nutzen zum Nehmen;
Doch bleibt beim 'Nehmen' der 'Nutzen' oft außen vor.

Da steht die Frage...
Ziege04
Cinderella12
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Registriert: 1. Mai 2018, 11:42

Re: Sich selber nichts gönnen können

Beitrag von Cinderella12 »

Das kommt denke ich schwer auf den Charakter an. Mir fallen spontan 2 ein, die immer zu geben, sich aber nie helfen lassen wollen oder Geschenke annehmen. Bei den meisten anderen (in meinem Umfeld) ist es ein Geben und Nehmen. Nur eins von beiden zu praktizieren ist ungesund, egal was es ist!
Marlene57
Beiträge: 505
Registriert: 20. Mär 2018, 16:39

Re: Sich selber nichts gönnen können

Beitrag von Marlene57 »

@Bastelfee
Hallo Bastelfee, du schreibst, dass du Anfang 2017 gekündigt wurdest. Hattest du dann bis Oktober bzw. Ende September Kündigungsfrist, wenn du bis dahin Krankengeld erhalten hast.Interessiert mich persönlich .
Vielen Dank
LG Marlene
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