Sind das Depressionen

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Sanftpfote
Beiträge: 1
Registriert: 26. Aug 2018, 00:20

Sind das Depressionen

Beitrag von Sanftpfote »

Ich brauche bitte eure Hilfe zum Verständnis.

Ich selber hatte eine schlimme depressive Phase hinter mir. Nehme bis heute noch Medikamente.
Seit über 2 Jahren bin ich in einer Therapie.
Mein Mann hat dies neben mir getragen.

Vor 2 Jahren ging es uns wieder sehr gut und ich würde schwanger. Unsere gemeinsame Tochter ist nun fast 1 Jahr alt.

Mein Mann ist ein absoluter Verdränger und hat immer funktioniert. Selbst nimmt er auch ein Medikament. Es ist viel passiert, was zu diesen Problemen geführt hat, es würde hier zu ausschweifenden werden.
Seit der Geburt unserer Tochter, hat er den Kontakt zu seinen Eltern abgebrochen und es geht ihm immer schlechter.
Abgebrochen hat er den Kontakt, da diese sich nicht für sein Leben und auch für unsere Tochter nicht interessieren.
Auf der Arbeit gibt es viel Ärger mit dem Chef und er hat eine 6-Tage-Woche mit zusätzlichen Messen etc.
Immer öfter kommt er nicht mehr nach hause, da er mit Kollegen nach der Arbeit viel trinkt. Mittlerweile kommt das 1x die Woche vor. Dann ist er nicht erreichbar über das handy oder sagt, er würde gleich kommen.
Erst war es mal 22 Uhr, dann 3 Uhr und jetzt kommt er erst nächsten Tag abends nach der Arbeit und ist natürlich total fertig und will nur noch schlafen.

Zumindest fährt er nicht mehr Sturz trunken mit dem Auto nach Hause, sondern schläft dort noch ein paar Stunden bis er wieder zur Arbeit muss.

Was die Arbeit betrifft, ist er sehr zuverlässig und ist immer da. Selbst auch nach dem trinken.
Mir gegenüber zieht er sich immer mehr zurück und redet kaum noch.

Versprechen tut er mir jedes mal, dass solche Exsesse nicht mehr vorkommen.
Es kommt von ihm nur noch, dass er keine Ahnung hat.... Wieso das wieder passiert ist oder was man dagegen tun könnte.

Ausprobiert wurde u.a. ihn nach der Arbeit anrufen bis er im auto sitzt oder das das Bier danach nicht mehr angerührt wird. Es hilft einfach nix.

Mittlerweile glaube ich, dass er uns als Familie nicht mehr will. Da ich auch drohe, dass ich beim nächsten mal weg bin. Doch es wird immer mehr.

Jegliche Hilfe will er nicht annehmen und reden will er sowieso nicht. Er meint es bringt nichts und er müsse weiter funktionieren um uns zu versorgen.

Ich kann nicht verstehen, dass er mit uns keinerlei Zeit verbringen will. Seine Tochter sieht er so gut wie nie. Er arbeitet von 10 bis 18 Uhr, somit ist er um 19 bis 19:30 zuhause normalerweise.
Nur noch saugen mit den Kollegen, die schon ihre Familie auf Grund diesem Verhalten verloren haben.
Nun nicht nur mehr in der Firma abends, sondern es wird um die Häuser gezogen.

Alles lässt er schleifen nur die Arbeit und die Kollegen nicht. Wenn ich Frage, was ihm wichtig ist, sagt er wir.

Das können doch keine Depressionen sein.....
Katerle
Beiträge: 11386
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Sind das Depressionen

Beitrag von Katerle »

Hallo Sanftpfote,

das können sehr wohl Depressionen sein, es ist ja auch vieles bei deinem M. zusammengekommen und das mit dem Trinken echt krass. Wahrscheinlich versucht er mit Hilfe des Alkohols seine Probleme runterzuspülen, was natürlich kein guter Weg ist. Die Kollegen sind wohl auch nicht der richtige Umgang für ihn.

Das er keine Hilfe annehmen will, ist traurig. Jedenfalls steckt dein M. in einer sehr schwierigen Situation. Du könntest höchstens mal den sozielpsychiatrischen Dienst kontaktieren, wie du dich weiter verhalten könntest. Denn es ist sehr schwer, jemanden dazu zu bewegen, Hilfe anzunehmen, der eigentlich keine will.

Wünsche dir ganz viel Kraft,
Katerle
Laura7
Beiträge: 22
Registriert: 30. Jul 2018, 22:38

Re: Sind das Depressionen

Beitrag von Laura7 »

Hallo Sanftpfote,

Du versucht, extrem viel auszuhalten.
Seelische Grausamkeit: Dein Mann Dir gegenüber und Du Dir selbst gegenüber.

Du schilderst eine - zumindest derzeit - zerrüttete Partnerschaft.
Es fehlen wesentliche Elemente, die eine gute, funktionierende Partnerschaft ausmachen.
Ohne ehrliche Kommunikation, Kommunikationsbereitschaft kann man keine Partnerschaft führen.

Es wäre interessant, mehr über die Vergangenheit zu wissen.
Wie lange seid ihr zusammen? Wie war die Qualität der Beziehung am Anfang? Wie war sein Verhalten?
Was hat die Krise vor 2 Jahren ausgelöst?

Wenn er Psychopharmaka nimmt, sollte er natürlich nicht übermäßig trinken.

Den Satz "Mein Mann hat dies neben mir getragen." verstehe ich nicht.

In was für einer Therapie bist Du/seid ihr? Rein medikamentös oder auch Gesprächstherapie?

So wie Du die Situation schilderst, ist sie alarmierend.
Es muss unglaublich belastend für Dich - insbes. wegen des involvierten Kindes - sein.

Du wendest Dich an ein Forum und fragst um Rat. Das kann verunsichern.
Ich kenne Deinen familiären Rückhalt nicht. Deine finanzielle Lage auch nicht.
Hier meine sehr persönliche Meinung:

Ich würde sofort ausziehen und einen harten Schnitt machen und abwarten. Vielleicht rüttelt ihn das wach. Vielleicht wird er sich so darüber klar, welche Bedeutung ihr für ihn habt.
Ob sich ein Rausschmiss realisieren läßt, kann ich nicht beurteilen.

Ich hoffe, er war früher in der Lage, sich seelisch zu öffnen. Wenn nicht, muss er es lernen.
Ohne Vertrautheit, die Bereitschaft, sich zu öffnen, sich verletzbar zu zeigen, sich Schuld einzugestehen, Schwächen einzugestehen, ohne den anderen an seelischen Vorgängen teilhaben zu lassen - ohne all dies ist eine Beziehung eine leere Hülle.

Generell habe ich in meinem Leben erkannt, dass ich manchmal zu lange an Dingen, Situationen, die mir schaden, festgehalten habe und habe mir zur Aufgabe gemacht, dies nun früher zu erkennen und zu reagieren.
Mir fällt dazu spontan ein hypothetisches Beispiel ein:
Im Ausland, einem armen 3. Welt-Land interessiert sich ein Mann für mich und drängt mich zu mehr. Ich frage mich, liebt er mich oder will er einfach nur ein besseres Leben in Deutschland und läßt mich dann fallen?
Diese Unsicherheit, dieser Gedankengang würde für mich zur enormen Belastung. Ihn direkt zu fragen, wäre sinnlos. Die Wahrheit kennt nur er. Die Zweifel würden mich zermürben.
Und alleine schon deshalb, würde ich mich auf dieses Wagnis nicht einlassen. Selbst wenn er es ernst meint. Die Zweifel würden mich zermürben...

Alles Gute!
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Sind das Depressionen

Beitrag von Bittchen »

Liebe Sanftpfote,

da du noch in Therapie bist,würde ich die Probleme da besprechen,das ist eine Möglichkeit die du hast.
Was im Einzelnen zu euren massiven Problemen geführt hat ,kann ich nicht aus deinem Posting
nicht ersehen.
Nur Depressionen und eine Alkoholabhängigkeit zusammen mit Medikamenten ,wenn ich das richtig verstehe,ist eine explosive Mischung.
Zuviel Alkohol ist nie einer Lösung,sondern verschlimmert jedes Problem.
Der Weg führt immer in eine noch schlechtere Situation.
Außerdem ist Alkoholabhängigkeit eine anerkannte Krankheit und es gibt einige professionelle Stellen,die bei einer Suchterkrankung Hilfe in die Wege leiten.
Entzug ,Therapien usw.aber dein Mann muss das selber wollen.
Mit einem nassen Alkoholiker kann man nur sehr schlecht offen und ehrlich kommunizieren.
Er will sich ja anders verhalten und verspricht das Blaue vom Himmel,aber wenn er schon stark in der Sucht gefangen ist,wird er es ohne Hilfe nicht schaffen da raus zu kommen.
Schon gar nicht in seinem Arbeitsumfeld.
Der Ärger mit seinem Chef wird bestimmt nicht besser,wenn er verkatert zu Arbeit erscheint.
Da kann aber die Angst,seine Familie zu verlieren ,eine Bereitschaft herstellen, was ändern zu wollen.
An deiner Stelle würde ich ein Ultimatum stellen ,wenn sich dein Mann sich bis dahin keine Hilfe gesucht hat,wirst du dich trennen.
Du kannst ihn ja begleiten oder erst alleine zur Caritas oder AWO zur Suchtberatung gehen .
Da kannst dir im Telefonbuch die passende Nummer raus suchen und dir einen Termin geben lassen.
Auch erst einmal nur für dich,das geht auch.
Die werden dich und oder deinen Mann,wenn er das will, anonym beraten und können bei weiteren Schritten helfen.
Gehe aber auch selbst in eine Selbsthilfegruppe für Angehörige.
Vielleicht findest du eine Freundin ,die in der Zeit die kleine Maus beaufsichtigt.
In so einer Gruppe kannst du dich mit Betroffenen von Suchtkrankheiten austauschen und deren Erfahrungen können dir weiter helfen.
Viele Alkoholiker sind auch von Depressionen betroffen,genau wie es auch die Angehörigen treffen kann.
Nur eins weiß ich aus eigener Erfahrung,wenn dein Mann nicht zugibt ,ein Alkoholproblem zu haben und ehrlich was ändern will,wird auch nicht viel passieren.
Nur eure Ehe aufrecht zu erhalten wird immer schwieriger werden,auch ein Kind in so einer Atmosphäre groß zu ziehen ist nicht ratsam.
Wenn du eine Co-Abhängigkeit entwickelst,also wenn du sein Problem verharmlost oder sogar verheimlichst,ist genauso schädlich für deine Psyche ,wie für deinen Mann selbst.
Alles Gute für dich und deine kleine Familie.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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