Autoritätsangst/"Nicht NEIN sagen können" > Depression?

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bonnjour
Beiträge: 53
Registriert: 1. Apr 2018, 15:42

Autoritätsangst/"Nicht NEIN sagen können" > Depression?

Beitrag von bonnjour »

Hallo an alle, die auch nachfolgendes Problem hatten oder noch haben.
Ich werde versuchen, dieses so kurz wie möglich zu schildern:
Ich habe einen - an sich netten/freundlichen - Bezugsbetreuer :) in einem Wohnheim für psych. Kranke. Er hat jedoch nun eine andere Ansicht in einer finanziellen Frage (wg. einem Geldbetrag, der mir eigentlich zur freien Verfügung zustehen würde!). Ich habe mich - bisher - nicht getraut, ihm zu widersprechen bzw. zu diskutieren/etwas klarzustellen. :x Nun grübele ich hin und her, ob ich die Situation einfach akzeptieren soll (nach dem Motto: "Geld ist nicht alles!"). Ich glaube, ich bin "harmoniesüchtig" oder/und habe Angst vor Konflikten. Ich schaffe es bei Autoritätspersonen (dazu zähle ich ihn) einfach nicht, auch einmal NEIN zu sagen bzw. für meine Rechte einzutreten. Das führt bei mir (neben anderen Faktoren) zu einer depressiven Verstimmung (Hauptsymptom ist eine innere Unruhe). :cry: Wegen dieser aktuellen Situation möchte ich auch keine Verhaltenstherapie (VT) machen, glaube auch nicht, dass diese mir in meinem speziellen Fall unbedingt helfen würde. Eine VT hilft ja auch sowieso eher mittelfristig … Allerdings wird es auch in meinem Leben immer wieder mal solche oder ähnliche Situationen geben. Wer hat ähnliche (Autoritäts-)Probleme? Wie geht frau/man am besten - auch ohne Therapie - damit um? Evtl. über eine andere Einstellung zu diesem Problem? :idea: Über jede - auch nur kurze - Antwort/Anregung würde ich mich freuen.

Herzliche Grüße & alles Gute
an alle hier im Forum
bonnjour :hello:
Cinderella12
Beiträge: 369
Registriert: 1. Mai 2018, 11:42

Re: Autoritätsangst/"Nicht NEIN sagen können" > Depression?

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Bonnjour,

um was geht es denn genau? Darfst du dein Geld nicht selber ausgeben?

Harmoniesucht hat eben auch seine Nachteile. Bin auch der Typ, der eher nichts sagt, aber trotzdem genervt ist.

In letzter Zeit mache ich aber auch immer öfter mein Mund auf, beharre auf mein Recht usw. Und habe festgestellt-es gibt keinen all zu bösen Gegenwind. Meine Meinung wurde akzeptiert und ernst genommen.

Also oft malt man sich es schlimmer und schwärzer aus, als es letztendlich wird.

Da hilft nur ausprobieren, Mund aufmachen, dann fühlt man sich auch besser. Klappt leider nicht immer, aber immer öfter.

Sag ihm deine Meinung. Er sollte kompetent genug sein, damit umgehen zu können. Viel Erfolg!

Lg Cinderella
Septembre
Beiträge: 82
Registriert: 12. Mär 2018, 07:51

Re: Autoritätsangst/"Nicht NEIN sagen können" > Depression?

Beitrag von Septembre »

Guten Morgen Bonnjour,

vielleicht ist es eine Möglichkeit deine Argumente erstmal aufzuschreiben und dann mit diesem Zettel in ein Gespräch mit deinem Bezugsbetreuer zu gehen. Du könntest ihm sagen, dass du manchmal Schwierigkeiten hast dich zu äußern und ihm deine Argumente einfach vorlesen.

Eine andere Möglichkeit wäre vielleicht deinen rechtlichen Betreuer zu fragen ob er bei einem solchen Gespräch dabei ist. Manchmal hilft es schon jemanden dabei zu haben der " einem den Rücken stärkt" und das Gespräch einleitet.

Ich kenne das auch von mir selbst mit dieser Harmoniesucht - sie macht es einfach schwer die eigenen Interessen zu vertreten. Bin selbst auch rechtliche Betreuerin und kann für meine Betreuten kämpfen wie eine Löwin. Doch wenn es um meine ureigenen Interessen geht da habe ich auch immer wieder Schwierigkeiten. Manchmal hilft es mir auch, wenn ich mir klarmache, dass es gut ist - für mich selbst und für den anderen - meine Interessen zu vertreten.
Ich wünsche dir viel Erfolg!
Liebe Grüße Septembre
Prisma
Beiträge: 2
Registriert: 19. Aug 2018, 10:22

Re: Autoritätsangst/"Nicht NEIN sagen können" > Depression?

Beitrag von Prisma »

banal aber wahr: wer sich nicht beschwert lebt verkehrt!
Man muß ja nicht gleich aggressiv werden. Wenn man es schafft, seinen Widerspruch in normalem Ton oder in Form einer Frage vorzutragen, gibt es meiner Erfahrung nach selten Probleme.
Mein größtes Problemen in solchen Situationen ist Angst vor Bestrafung oder Vertreibung, meist gewinnt aber ein Realitäts-Check den Kampf, der mir sagt " Warum sollte DAS passieren....?"
bonnjour
Beiträge: 53
Registriert: 1. Apr 2018, 15:42

Re: Autoritätsangst/"Nicht NEIN sagen können" > Depression?

Beitrag von bonnjour »

Cinderella schrieb:
"Um was geht es denn genau? Darfst du dein Geld nicht selber ausgeben?"
Es geht hier um eine Einmalzahlung. Den Betrag hat mein gesetzlicher Betreuer zur freien Verfügung für mich gespart. Mein Bezugsbetreuer sagte mir jedoch, das Geld käme "vom Amt" und wäre für Kleideranschaffung gedacht (abgesehen davon brauche ich gar nicht sooo viel Geld für neue Kleidung ...). Hab heute Nachmittag mein regelmäßiges wöchentliches Gespräch mit diesem; ich bin innerlich förmlich "zerrissen" zwischen "Mund halten" und "Meinung sagen".
Auch habe ich eine wahnsinnige Angst, dass durch diese Angelegenheit meine eigentlich (bisher jedenfalls) recht gute Beziehung zu ihm kaputtgemacht würde.
Vielleicht ist aber alles auch nur ein Missverständnis meinerseits oder mein Betreuer hat einfach den Verwendungszweck der Überweisung (wurde ja von meinem rechtl. Betreuer überwiesen) übersehen!? Momentan bin ich vor allem über mich ärgerlich, dass es mich soviel Kraft kostet, mich durchzusetzen . . . (Ist das wohl das eigentliche Problem!?).
Herzliche Grüße :hello:
bonnjour
Septembre schrieb:
Eine andere Möglichkeit wäre vielleicht deinen rechtlichen Betreuer zu fragen ob er bei einem solchen Gespräch dabei ist.
Das ist leider nicht mehr möglich, da diese Angelegenheit eine kurzfristige Sache ist und ich mit meinem gesetzlichen Betreuer nur längerfristig einen Termin vereinbaren kann.
Septembre schrieb:
"Bin selbst auch rechtliche Betreuerin und kann für meine Betreuten kämpfen wie eine Löwin. Doch wenn es um meine ureigenen Interessen geht da habe ich auch immer wieder Schwierigkeiten."
Das hätte ich nicht gedacht, aber so unterschiedlich sind die Menschen ...
Auch herzliche Grüße an Dich :hello:
bonnjour

Prisma schrieb:
"Mein größtes Problem in solchen Situationen ist Angst vor Bestrafung oder Vertreibung, meist gewinnt aber ein Realitäts-Check den Kampf, der mir sagt >Warum sollte DAS passieren....?<"
Genau das ist ja mein Problem! Ich kann mir tausendmal sagen, dass eine Ablehnung oder Bestrafung (welche???) seitens des Bezugsbetreuers NICHT schlimm wäre, mein (falsches) Gefühl sagt mir etwas anderes ...
Herzliche Grüße :hello:
bonnjour
Cinderella12
Beiträge: 369
Registriert: 1. Mai 2018, 11:42

Re: Autoritätsangst/"Nicht NEIN sagen können" > Depression?

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Bonnjour,

für Klamotten braucht man nicht so viel Geld? Dass ich nicht lache, für qualitative schon und wie!

Muss ein Alptraum sein, nicht frei über sein Geld verfügen zu können.

Willst du es überhaupt für Klamotten ausgeben oder was anderes?

Das mit dem schreiben ist ne gute Idee. Wenn es gar nicht geht, geht auch ne E-Mail, dann wirst du es auf jeden Fall los oder ein Zettel in sein Fach etc.

Viel Erfolg und Mut!

Lg Cinderella
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