Depression als Flucht

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ende12
Beiträge: 21
Registriert: 25. Feb 2004, 18:39

Depression als Flucht

Beitrag von ende12 »

Hallo liebe Forumteilnehmer,

ich lese hier schon seit 1-2Wochen mit und hab auch schon ein paar Beiträge geschrieben und mich kurz vorgestellt.

Ich befinde mich gerade in einer mehr oder minder schlimmen Depression und stelle mir die Frage, ob meine Depressionen nicht eine Flucht vor für mich unlösbaren Problemen ist? Zur Zeit ist es ein Beziehungsproblem, ein anderes mal war es ein Problem am Arbeitsplatz, nur einmal kann ich die Erkrankung nicht an einem Problem festmachen, da sie sich an eine positive Lebensveränderung angeschlossen hat, nämlich die Heirat. Meistens geht der Depression eine leichte Manie voraus.

Kann es sein, dass mein Körper und mein Geist, oder sagen wir meine Psyche als Reaktion auf Rückzug stellt, weil der Druck sonst zu groß würde??

Mit meiner Therapeutin habe ich auch schon darüber gesprochen, sie meinte diese These sei mit Sicherheit nicht total falsch, aber auf keinen Fall alleine zu sehen als Ursache meiner Depressionen.

Was habt ihr für Erfahrungen und Meinungen dazu???? Würde mich sehr interessieren!!!

Gruß Sue
kisl
Beiträge: 11
Registriert: 26. Feb 2004, 20:39

Re: Depression als Flucht

Beitrag von kisl »

Hallo Sue,

Dein Beitrag hat mich sehr zum nachdenken gebracht, weil ich nämlich auch in einer schweren Depression stecke.

Ich denke die Depression ist wirklich ein Abtauchen in die Unterwelt, weil man die Probleme nicht sehen bzw. nicht lösen will.

Wenn ich so zurück schaue hatte eigentlich jede schwere Depression mit "weggucken bzw.abtauchen" zu tun.

Es ist nur sehr schwierig in so einer Phase eine Entscheidung zu treffen, denn jeder rät davon ab. Nur wie soll man, wenn man nichts ändert, wieder auftauchen können?

Viel Kraft und alles Gute
Kisl
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Depression als Flucht

Beitrag von Xenia »

Hallo Kirsten,
hallo Sue,

ich denke auch, daß Depression eine Art Flucht ist. Aber ich glaube nicht, daß es eine Flucht vor Problemen ist, die man nicht lösen will. Ich habe festgestellt, daß es die Flucht vor Problemen ist, die man nicht mehr lösen kann, weil sie einfach zu groß geworden sind oder zu viele.

Wenn die Depression dann zugeschlagen hat, ist nicht die richtige Zeit, Entscheidungen zu treffen, weil man nicht seine vollen Kräfte hat. Erst wenn die Depression wieder am verschwinden ist, kann man langsam wieder Entscheidungen treffen....

Ist wahrscheinlich Ansichtssache.

Grüße

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
down_under
Beiträge: 49
Registriert: 22. Jan 2004, 22:42

Re: Depression als Flucht

Beitrag von down_under »

Kann mich Xenia nur anschließen und möchte noch Folgendes ergänzen:
Oft sind nicht etwa die Probleme zu groß oder zu viele, sondern man weiß nur nicht, wie man mit Ihnen richtig umgehen kann und wie sie zu lösen sind.
Daher geht es oft mit Hilfe von anderen. Außerdem hat man die tolle Chance zu lernen, wie man mit diesen Problemen richtig umgeht, damit sie einen nicht fertig / krank machen.

Für ganz viele ist dies auch ein wichtiger Aspekt auf dem Weg raus aus einer Depression.

Alles Gute,

down_under

"Entweder ist man ein Teil des Problems, ein Teil der Lösung, oder nur ein
Teil der Landschaft" (Ronin)
ACY
Beiträge: 51
Registriert: 9. Sep 2003, 08:13

Re: Depression als Flucht

Beitrag von ACY »

Hallo zusammen!
Manchmal ist es auch gar kein GROßES Problem.
Es kommt etwas Unerwartetes und dann fängt der Kopf das Denken an.....und denkt......und denkt.....und denkt....und grübelt! Und dann wird das Problem immer größer und unübersichtlicher und immmer mehr hat man keine Ahnung wie mans anpacken soll.Dann flüchte ich und sehe keinen Ausweg mehr.........
Iris
ende12
Beiträge: 21
Registriert: 25. Feb 2004, 18:39

Re: Depression als Flucht

Beitrag von ende12 »

Hallo Iris,

da hast du denke ich schon recht, vor allem ist es auch mein Problem das ich immer versuch(t)e meine Probleme alleine mit mir selbst zu lösen, anstatt sie zu benennen und mit anderen darüber zu reden. Denn umso länger man sich alleine damit rumschlägt, umso größer und mächtiger wird das Problem und zieht mich in den Sog der Depression. Ist vielleicht blöd ausgedrückt aber ich hoffe du verstehst was ich meine.

Ich bin momentan dabei zu lernen meine Probleme sofort zu benennen, egal in welcher Richtung und in welchem Bereich, es ist sehr schwer, aber ich denke es ist der richtige Weg. Sicher ist es nicht immer einfach, weil es oft ja auch sehr verletzend werden kann, aber da hilft dann, denke ich mit einem Aussenstehenden darüber zu reden.

Ich denke wir haben da einen erlernten Mechanismus den wir durchbrechen müssen.

Oder wie siehst du das???

Herzliche Grüße
Sue
Ilonka
Beiträge: 77
Registriert: 18. Aug 2003, 23:49

Re: Depression als Flucht

Beitrag von Ilonka »

Ich habe einmal etwas interessantes gelesen. Jemand hat den menschlichen Körper/die menschliche Psyche mit der Festplatte eines Computers verglichen. Beim Computer ist die Festplatte eines Tages voll und so kann das auch bei uns Menschen passieren. Bei manchem von uns ist (das kann durch ein kleines Ereignis ausgelöst werden, das uns normalerweise nicht gestört hätte) die Festplatte voll und der Körper/die Psyche reagiert entsprechend darauf.

Mir geht es seit einigen Wochen relativ gut, ich spürte wie sich eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit in mir ausbreitet. Da ich mich jetzt aber in einer völligen Umbruchphase befinde (Umzug in eine neue Gegend/neuer Job) und ziemlich viel zu tun ist, spüre ich heute den ersten Tag wie sich meine Psyche bemerkbar macht.

Vielleicht reagiert der Körper wirklich bei jedem Menschen unterschiedlich - die einen bekommen ein Magengeschwür und die anderen eben eine depressive Phase.
sue schrieb:
> Hallo liebe Forumteilnehmer,
>
> ich lese hier schon seit 1-2Wochen mit und hab auch schon ein paar Beiträge geschrieben und mich kurz vorgestellt.
>
> Ich befinde mich gerade in einer mehr oder minder schlimmen Depression und stelle mir die Frage, ob meine Depressionen nicht eine Flucht vor für mich unlösbaren Problemen ist? Zur Zeit ist es ein Beziehungsproblem, ein anderes mal war es ein Problem am Arbeitsplatz, nur einmal kann ich die Erkrankung nicht an einem Problem festmachen, da sie sich an eine positive Lebensveränderung angeschlossen hat, nämlich die Heirat. Meistens geht der Depression eine leichte Manie voraus.
>
> Kann es sein, dass mein Körper und mein Geist, oder sagen wir meine Psyche als Reaktion auf Rückzug stellt, weil der Druck sonst zu groß würde??
>
> Mit meiner Therapeutin habe ich auch schon darüber gesprochen, sie meinte diese These sei mit Sicherheit nicht total falsch, aber auf keinen Fall alleine zu sehen als Ursache meiner Depressionen.
>
> Was habt ihr für Erfahrungen und Meinungen dazu???? Würde mich sehr interessieren!!!
>
> Gruß Sue
ende12
Beiträge: 21
Registriert: 25. Feb 2004, 18:39

Re: Depression als Flucht

Beitrag von ende12 »

Hallo Ilonka,

deinen Vergleich finde ich sehr gut!

Sicher reagiert jeder Mensch anderes und ich denke wir sind halt diejenigen bei denen die Psyche darauf reagiert. Die Menschen die z.B. ein Magengeschwür bekommen, haben einmal einen Vorteil, nämlich das sie mit der Diagnose Magengeschwür sofort offener umgehen können, sprich Magengeschwür = Streßreaktion und sie sehen nicht gleich sofort ihre menschliche Schäche dahinter, denn das tun wir doch, oder???

Gruß Sue
ende12
Beiträge: 21
Registriert: 25. Feb 2004, 18:39

Re: Depression als Flucht

Beitrag von ende12 »

Hallo Kisl,

in der Depressionsphase kann man keine Entscheidungen fällen und soll es auch nicht, sondern erst wenn man wieder auftaucht.

Aber man (ich) muss (mich) sich sobald es die Depression zulässt mit dem Problem auseinandersetzen, indem ich es erst mal rauslass und mit anderen darüber rede und nicht immer versuche alles mit mir selber auszumachen!

Gruß Sue
Anastasia
Beiträge: 45
Registriert: 27. Feb 2004, 23:15
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Re: Depression als Flucht

Beitrag von Anastasia »

Bei meiner Depression ist Flucht tatsächlich ein wichtiger Aspekt. Sicher flüchte ich auch manchmal vor Problemen in eine Depression, aber viel, viel häufiger vor meinen Gefühlen. Wenn meine Gefühle mich überrennen und ich mich zu sehr spüre, dann kommt meine Depression. Ich kann mit meinen Gefühlen sehr schlecht umgehen und wenn sie in mir rumoren und sich bemerkbar machen, dann ist es in mir wie auf einem großen Marktplatz: alle schreien und rennen durcheinander. Es ist alles zu viel für mich und die Depression erscheint mir dann als Zufluchtsort an dem es ruhig ist und ich mich ausruhen kann.
Aber dann ist es auch so, daß alles in mir erstarrt und dunkel ist - Grabesstille.
Also nur ein scheinbar sicherer Zufluchtsort.
LG Anastasia
Ein Schiff das im Hafen liegt, ist sicher - aber dafür werden Schiffe nicht gebaut.
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