Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

malu60
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von malu60 »

Hallo Philosophin,
es ist ein schwieriger Grad,die Therapie kann in Phasen das "Einzige"sein ,was man hat.ich kenne auch Zeiten der Übertragung,wo die Therapeutin "Mutter,Vertraute...Rettung" für mich bedeutete.

In diesen Phasen ist auch meist "Gutes"bei mir passiert,weil ich diese Gefühle angesprochen habe und dadurch wieder zurück zu mir gefunden habe.Vertrauen war da das A und O,aber auch immer wieder wie Lavendel schreibt:Es ist Ihr Beruf,sie wird dafür bezahlt und sie ist eben nicht meine Freundin.Meine kindlichen Bedürfnisse fühle ich dennoch und kann sie bearbeiten...….

Es geht auch nicht darum wieder zurück zu Deinen Eltern zu ziehen,sondern mit Hilfe der Klinik
und "neuen Behandlern"Deinen Platz,Deine Stadt,Deinen Freundeskreis"zu finden.

Diesen Abbruch der Therapie wirst Du später mit ganz anderen Augen sehen.

Eine Therapeutin ,die zugibt nicht mehr helfen zu können,"traut Dir zu" neue Wege zu gehen.
Wenn Du es so sehen könntest,als einen Schubs aus Ihrem Nest,wo es für Dich nichts mehr
zu holen gab......also auf zu "neuen Wegen". Ich will Dir nicht zu nahe treten,es wäre eine Chance......raus aus dem Zorn,der Wut,hin zu,ich such mir meinen Weg,ich finde da raus...


Im Moment wird Dir das nicht helfen,Du fühlst Dich verschaukelt und getäuscht,vielleicht war
da auch ein " Versprechen",was Sie nicht einhalten kann,Du Ihr zu nah gekommen bist!?

Abgrenzen ist das Zauberwort.Wir wollen ja gestärkt aus einer Therapie hervorgehen.

Ich wünsche Dir,dass nach Wut und Zorn...wieder Hoffnung kommt,die Klinik ist Dein Ziel.
Viel Kraft und Glück,es gibt viele gute Therapeuten malu
Leben ist mehr
Zarra
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Zarra »

Liebe Philosophin,
Ich war beim Krisendienst, hier ist meine Empfindung des Missbrauchs in der Therapie bestätigt worden.
Gut, daß Du für Dich diesen Weg gefunden hast.
Und ich habe das Gefühl, ich müsste den Namen meiner Therapeutin zu ihrem Schutz unter allen Umständen verschweigen- doch immer, wenn ich in meinem Leben daran festgehalten habe, zu schweigen, um jemanden zu schützen, lag eine Form des Missbrauchs vor.
"Unter allen Umständen" ist fast immer falsch bzw. schadet (!) einem nur selbst. Ich finde allerdings schon, daß es abzuwägen gilt. Eine Selbsthilfegruppe hätte ich aber eher als einen geschützten Rahmen gesehen, außer es hätte konkret (!) etwas dagegen gesprochen. Ich habe es in einer SHG zweimal erlebt, daß jemand einen Namen sagte und darauf kurze, "gleichlautende" Reaktionen folgten (da ging es mehr um Ersteindruck und (Nicht-)Kompetenz); ich fand das eher erleichternd, - mit einem davon hatte ich vor Jahren Kontakt gehabt - und, nach langem Ringen mit mir (!! ... und natürlich kam ich (!) mir doof vor), auf die Therapie bei ihm verzichtet, weil da so gar nichts bei mir anklang, mir das einfach nur komisch vorkam. - Schwieriger finde ich es mit den Namen gegenüber anderen Ärzten und Therapeuten, die diejenige oder denjenigen kennen könnten, ... mit dem sie vielleicht befreundet sind. Auch da kann das aber wie in der SHG ausgehen. Oder als ich mal gegenüber einer bestimmten Person bei der Krankenkasse jemanden mit komischem Verhalten (schon am Telefon etc.) erwähnte, ... war das durchaus bekannt.
Was passiert, wenn ich keine Chance habe, gegen sie vorzugehen? Und was passiert, wenn ich eine Chance habe, gegen sie vorzugehen? Beides ist gleich furchtbar. Ich mochte sie doch so sehr... ich will Genugtuung und andere Patienten vor ihr schützen und ich will nicht wahrhaben, was passiert ist und sie schützen. Es ist so verwirrend!
... ich weiß nicht bzw. zweifle in gewisser Weise, ob das der gute Weg ist - dieses "Gegen-sie-Vorgehen". Klar, es gibt Fakten, wo man das tun kann und tun sollte (sexueller Mißbrauch, Gewalt, Erpressung, ...). Es gibt aber ganz vieles, was sich nicht in klare Kategorien packen (und beweisen) läßt. Und dann wird es schwierig. Außerdem müßte halbwegs klar oder zu vermuten sein, daß sie sich oft so verhält. Wenn es nur Dich beträfe: Du wirst eher zu einem besseren Leben finden, wenn Du Dich mit anderem beschäftigst. Versus so etwas wie "Aufarbeitung", weil es eh im Kopf ist und vorläufig nicht rausgeht. Man muß diese Eh-Vorhandensein aber nicht noch verstärken. Meine Meinung. ... und alles in Halbwissen gesagt.

Ich hatte bei dem "Dreistündigen" aufgehorcht, weil das meine stiefgelaufenen Therapieerfahrungen ebenfalls betrifft - inzwischen weiß ich, daß es Absolventen einer bestimmten, (für mich bis auf Widerruf) relativ starren (Psychoanalyse-)Schule wohl waren. Zumindest das, was Du hier im Thread geschrieben hast, hätte ich denen auch sofort zugetraut. Beides waren allerdings Berufsanfänger, ... und bei mir spielt sicher auch eine kombinierte Persönlichkeitsstörung oder spielen sog. Frühstörungsanteile mit rein. Das erste Mal habe ich nach wenigen Stunden abgebrochen, weil ich es, dieses Schweigen etc. (in den Vorgesprächen war es normal gewesen), nicht aushielt, sich auch nach dem Angesprochenhaben nichts veränderte (und ich auch sonst mit niemandem darüber reden konnte). Das zweite und sehr lange Mal habe ich sehr und zu lange ausgehalten, weil der Therapeut teils immer noch auf den allerletzten Drücker etwas abbog (sprich einfach mal halbwegs normal wie vielleicht ein Arzt o.ä. reagierte oder überhaupt reagierte) und weil ich es als meine letzte Chance sah. Bis es mir immer, immer schlechter ging, auch körperlich. Von der Hausärztin kam schließlich der Vorschlag: Psychosomatische Klinik. Er: Dann ginge es ja hier nicht weiter. Mein Zustand interessierte ihn null. - Ich bin nur froh, daß ich dann doch irgendwann abgebrochen habe! Ein späteres Gespräch darüber, weil ich verstehen wollte, was da eigentlich ablief, hat er abgelehnt. (Monate oder Jahre später, ich weiß es nicht mehr. Es paßte aber in mein Bild, daß er ablehnte.) - Ja, es war "retraumatisierend". Und ähnliches möchte ich nie mehr erleben. - Ich hätte meinen Therapeuten übrigens nichts vorwerfen können - sie haben sich vermutlich schulbuchmäßig verhalten. (Ich habe damals Rat in einer anderen Beratungsstelle gesucht, - und, sorry, die saublöde Antwort bekommen, daß ich ja den Therapeuten stehen lassen würde; also jedenfalls war ich die Unmögliche und der Therapeut natürlich derjenige, der das Richtige schon tut. ... vielleicht eine Absolvent der gleichen Einrichtung?? - ... seither ist mir jeder halbwegs menschlich tickende Arzt lieber.) - Es kann bei Dir wie bei mir sein, daß sich etwas wiederholt hat; aber eben: Nur wiederholt, und nicht mehr. Und damit wird nichts geheilt, sondern eine Wunde nur vertieft.

LG, Zarra
Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Nein, nein... wir Depressiven sind viel zu passiv, viel zu ergeben und unterwürfig! Damit ist jetzt Schluss!

Ich melde mich und werde berichten, sobald die Angelegenheit an Fachleute weitergereicht worden ist und ich endlich ein bisschen zur Ruhe finden kann.

Liebe Grüße an alle
Philosophin
Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Ergänzung: Es geht hier ja nicht bloß um einen Therapieabbruch, wie er vorkommen kann. Dafür kann man schlecht gegen einen Therapeuten vorgehen.
Kenny
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Kenny »

Hallo Philosophin,

es gibt in unserer Gesellschaft keine Instanz, die die professionelle Arbeit niedergelassener Therapeuten überprüft. D.h., wenn eine Therapeutin ihre Zulassung einmal bekommen hat, wird nie wieder ein Mensch nachfragen, ob sie ihren Job ordentlich macht oder nicht.
Wenn die Aussage einer psychisch kranken Patientin gegen die Aussage einer Therapeutin steht, kannst Du Dir vorstellen, wem von offiziellen Stellen eher geglaubt wird...

Deine Schilderungen machen mich einfach fassungslos! Die Art und Weise, wie Deine Therapeutin mit Dir umgegangen ist, finde ich vollkommen unprofessionell!

Es ist nicht Deine Aufgabe, im therapeutischen Setting Grenzen zu setzen oder einzuhalten, diese Aufgabe obliegt einzig und allein der Therapeutin! Selbst wenn Du Dich in einer intensiven Form auf sie als Person eingelassen hast, ist es ihre Angelegenheit, Grenzen zu setzen, ihre eigene professionelle Distanz zu wahren und die "Beziehung" zwischen Euch in angemessener Weise zu klären. Du bist Patientin, den Rahmen der Therapie bestimmt immer die Therapeutin.
Eine Therapeutin, die ihre eigenen Gefühle äußert (z.B. Wut, Ärger, etc.) hat diesen Titel nicht verdient.
Es wäre ihr Job gewesen, Deine Wut konstruktiv für den therapeutischen Prozess zu nutzen und zu bearbeiten. Psychotherapie ist ein emotionaler Entwicklungsprozess in dem Du als Patientin in einem geschützten Rahmen über Deine Gefühle sprechen kannst. Die Aufgabe der Therapeutin besteht darin, Dich in Deiner aktuellen emotionalen Situation anzunehmen, gemeinsam mit Dir die Situation zu reflektieren und Dir bei der Verarbeitung Deiner seelischen Verletzungen zu helfen. Diese Hilfe basiert auf ihrer Ausbildung, ihrer persönlichen Entwicklung und der Fähigkeit, eigene negative Gefühle zu reflektieren und evtl. selbst therapeutisch zu bearbeiten (im Rahmen einer eigenen Psychotherapie bei einem Kollegen). In diesem letzten Punkt besteht bei Deiner Therapeutin offensichtlich noch Bedarf...

Es gibt sehr viele wirklich gute Psychotherapeuten in unserer Gesellschaft. Daneben gibt es aber auch einige Fachidioten, die viel Schaden anrichten und gerade bei psychisch labilen Menschen verheerende Entwicklungen verursachen können. Solange wir als Patientinnen derartige "Therapien" über uns ergehen lassen, nicht die Kraft haben uns dagegen zu wehren, werden diese Menschen weiterhin "arbeiten". Außer uns gibt es keine Instanz, die eine offizielle Bewertung dieser Personen vornimmt.

Deine Ankündigung, gegen Deine Therapeutin vorzugehen, ist aus meiner Sicht der einzig richtige Weg. Ich wünsche Dir dafür die nötige Kraft und vor allem Erfolg!!!

L.G. Kenny


P.S. Anlaufstellen für schriftliche Beschwerden sind z.B. die Ärztekammer, aber auch Krankenkassen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, einer unfähigen Therapeutin z.B. die Kassenzulassung zu entziehen.
Auch Ärzte können ihre Approbation u.U. wieder verlieren.
Gertrud Star
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,
ich finde es richtig, sich zu beschweren. Eine Therapeutin sollte damit angemessen umgehen können.
Allerdings meine ich nicht, dass ein Helfer-Profi immer eine Therapie braucht, oder seine Arbeit generell nicht kann, wenn er mit einem Klienten nicht kann, oder mit dem überfordert ist.
Klar gibt es auch kranke Therapeuten. Manchmal kann aber auch eine Supervision oder kollegiale Fallbesprechung helfen, wenn es mit einem Klienten nicht so geht.
Und es gibt auch Beschwerdestellen, wo nich gleich dem Therapeuten ein Zulassungsentzug droht, was oft auch gar nicht nötig ist.
LG
ndskp01
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Katerle,
nach langer Zeit habe ich mal wieder hier reingeschaut und wenige alte Bekannte wiedergefunden, vielleicht erinnerst du dich ja auch noch an mich

Inzwischen mache ich auch eine Analyse und habe die Erfahrung gemacht, dass Konflikte sehr hilfreich sind und mich oft ein großes Stück weiterbringen. Ich allerdings versuche, Konflikte zu meiden. ich muss mich überwinden, um den Zorn zuzulassen. Gleichzeitig kann ich sehr stur sein ;-)

Meine Therapeutin gibt mir für meine Geschichten alternative Deutungsangebote. Nicht alles ist gut, nicht alles richtig, was sie sagt, aber ich nehme es oft mit und denke darüber nach. Ich brauche lange, um meine Gefühle zu spüren.

Bei deiner Schilderung habe ich gedacht, dass du möglicherweise auch sehr genau weißt, wie deine Therapie laufen soll und auf die Änderungen, die die Therapeutin anregt, möglicherweise gar nicht eingehst (eingehen kannst). Da kommst du an eine Wand, die sehr stark ist, warum auch immer.
Ich hoffe sehr, dass du in der Klinik einen kleinen Spalt in die Wand ritzen kannst, und durch die Mauer schaust.

Ich mag dich!
Viele Grüße, deine Puk
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Katerle »

@ Pholosophin

Alles Gute für dich.

Hallo Puk,

ja ich erinnere mich sehr gut an dich. Danke für deine Worte. Bin mir jetzt unsicher, ob dein Beitrag an mich gerichtet war. LG Katerle
Lavendel64
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Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,

@Puk ich erinnere mich auch noch gut an dich (bin die ehemalige Sonnenblume), nach vier Jahren Beschwerdefreiheit hats mich auch mal wieder in ein Tal geworfen. Ich hab emich auch sehr über die alten Bekannten gefreut, als ich wieder hier war.

@all
Gegen die Therapeutin vorzugehen sehe ich zwiegespalten. Es ist ein langer und steiniger Weg, für den man Kraft und Energie braucht. Das will gut überlegt sein, aber sicherlich könnte ein guter Anwalt bezüglich der Chance, etwas zu erreichen, etwas mehr sagen.
Ohne Beweise steht Aussage gegen Aussage. Die Therapeutin wird sicherlich gut fundierte Erklärungen für ihr Verhalten bzw den Abbruch der Therapie haben und vermutlich ihre Entgleisung nicht zugeben. Recht haben und Recht bekommen sind zwei unterschiedliche Dinge.

Für Philosophin sehe ich die Gefahr, dass sie wieder und wieder mit den Abläufen konfrontiert wird und daher nicht zur Ruhe kommt. Das fände ich schade, vor allem, wenn am Ende eh nichts herauskommt. Vielleicht sehe ich zu negativ, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwelche Folgen für die Therapeutin hat, denn einen Verlauf einer Therapie zu beurteilen ist sehr schwierig.

Möglicherweise wäre ein Gutachten eines anderen Therapeuten / Psychiaters ein erster Punkt, auf den man aufbauen könnte, wenn man es denn will.

LG LAvendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Philosophin
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Registriert: 26. Jan 2015, 12:42

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Hallo ihr Lieben,

meine Beschwerde an die Psychotherapeutenkammer ist gestern fertig geworden. In dem Umschlag stecken nun knapp 20 Seiten- die Beschwerde plus Anhang, darunter die E-Mails meiner Therapeutin, aus denen Verstöße gegen die Abstinenzregel hervorgehen. Ein paar Beweise habe ich also; einschätzen, ob es was bringt und was genau passieren wird, kann ich aber auch nicht.

Mir war es wichtig, etwas zu unternehmen. Meine Therapeutin hat mich ohnmächtig gemacht und nun setze ich mich zur Wehr. Die Beschwerde zu schreiben hat mich viel Kraft gekostet, bin nun auch körperlich krank geworden. Aber meiner Psyche tut es im Nachhinein gut- ich habe wieder das Gefühl, handelnder Mensch zu sein, Einfluss zu haben und dem Leben und allem was dazu gehört nicht passiv ergeben zu sein.

Ein bisschen Schadenfreude kann ich auch empfinden, wenn ich daran denke, dass meine Therapeutin sich meine lange Beschwerde bald durchlesen darf und vor der PTK dazu Stellung beziehen muss- das wird sie mit Sicherheit viel Arbeit, Zeit und Nerven kosten.

Das Amtsgericht hat mir bereits Beratungshilfe im Falle einer Klage auf Schadensersatz-/Schmerzensgeld zugesprochen. Ich werde aber erstmal das Urteil der Psychotherapeutenkammer abwarten.

Meine größte Sorge ist gerade, wieder eine bitter böse E-Mail meiner Therapeutin zu erhalten- und ich rechne fest damit, dass das passieren wird! Nachdem ich sie auf google bewertet hatte, habe ich direkt drei Stunden später eine E-Mail von ihr erhalten, in der sie u.a. behauptet hat, ich hätte ihr gegenüber eine Schweigepflicht (!) Und es hieß mal wieder "Nachdem was ich für SIE getan habe!" Von ihrer Seite aus besteht null Einsehen, was sie mir mit ihrem Verhalten und dem Abbruch per E-Mail angetan hat. Keine Entschuldigung, kein Mitgefühl, keine Unterstützung dabei, einen neuen Therapeuten zu finden.

Von der Klinik habe ich noch nichts gehört. Wahrscheinlich muss ich noch ein paar Wochen warten bis zur Aufnahme. Aber jetzt, nachdem die Beschwerde fertig ist, habe ich auch die nötige Ruhe.

Ganz viele liebe Grüße
Philosophin
Zarra
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Zarra »

Liebe Philosophin,

wenn die Beschwerde Dich zur Ruhe bringt, hat sie zumindest einen guten Zweck erfüllt.
Meine größte Sorge ist gerade, wieder eine bitter böse E-Mail meiner Therapeutin zu erhalten- und ich rechne fest damit, dass das passieren wird! Nachdem ich sie auf google bewertet hatte, habe ich direkt drei Stunden später eine E-Mail von ihr erhalten, in der sie u.a. behauptet hat, ich hätte ihr gegenüber eine Schweigepflicht (!) Und es hieß mal wieder "Nachdem was ich für SIE getan habe!"
... das klingt sehr unprofessionell für mich. - Und genauso solltest Du ggf. eine weitere Mail von ihr "eintüten".

LG, Zarra
Lærke
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Lærke »

Liebe Philosophin,

ich finde es ganz super, dass Du dich wehrst.

Deine Ex-Therapeutin ist hochgradig unprofessionell in mehrfacher Hinsicht und dass sie mit der nun entstandenen Situation nicht professionell umgehen kann, war zu erwarten.
Du hast definitiv keine "Schweigepflicht" ihr gegenüber. Ein solches "Schweigegebot" könnte man auch als "Täterverhalten" ("Du darfst mit niemandem darüber sprechen, was wir hier machen....") und damit retraumatisierend bezeichnen.
Die Mail, die Du von ihr mit diesem Inhalt bekommen hast, kannst Du auch an die Psychotherapeutenkammer weiterreichen. Wie auch alle zukünftigen. Deine Therapeutin wird sich mit ihrer Reaktion selbst disqualifizieren.

Ich habe mal bei Jameda eine Therapeutin negativ bewertet, die sich bei Jameda beschwert hat und wollte, dass die Bewertung gelöscht wird. Ich habe die Sache schriftlich dargelegt und auch einen Nachweis für meine Behauptung beigelegt. Meine Bewertung wurde nicht gelöscht.

Ich sehe es auch so wie Du, es ist wichtig, wieder ein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu bekommen.

Ich habe mir mal Deine älteren Beiträge durchgelesen. Wenn ich mich richtig erinnere, hattest Du eine Borderline-Mutter und andere schwere Bedingungen.

Vielleicht wäre es Für Dich hilfreich, diagnostisch auch in Richtung einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung zu gehen. Mir hat es geholfen, mich mit diesem Diagnosebild zu beschäftigen.

Es gibt ja ein relativ neues Denkmodell in der Psycho-Diagnostik und -Therapie: das Modell der strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit. Der Extremfall wäre eine dissoziative Persönlichkeitsstörung/multiple Persönlichkeit. Das meine ich hier nicht.
Denn auch bei (bezogen auf die Dissoziation) "leichteren" Diagnosen, wie PTBS u.a. ist dieses Modell hilfreich. So spricht man z.B. von einer ANP (anscheinend normalen Persönlichkeit), die im Alltag gut funktioniert und nicht ahnen lässt, was dahinter liegt. Ich habe auch immer zu den strahlenden jungen Patientinnen gehört und durfte mir unzählige Male in Klinken anhören "Was will die hier?".
Die ANP scheint es zu sein, der Deine Ex-Therapeutin die "leichte" Depression bescheinigt hat.
Daneben gibt es aber auch andere Persönlichkeitsanteile, die völlig verzweifelt sind, und sich im freien Fall ins "Nichts" befinden.
Wenn Deine Ex-Therapeutin das nicht weiß, dann hat sie halt fachlich keine Ahnung.

Mir wurde sogar mal in der Notaufnahme eines psychiatrischen Krankenhauses mit Versorgungsauftrag von einem Mitglied des nichtärztlichen Teams (Krankenschwester/Verwaltungsfrau) der Zugang zur ärztlichen Versorgung komplett verweigert, weil ich zu gut aussah. Das muss man sich mal vorstellen!!
Ich bereue bis heute, dass ich in der Notaufnahme nicht die Notrufnummer 112 gewählt habe, um direkt Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung zu machen.

Wegen diesem und anderer Ereignisse habe ich entschieden, dass ich nie mehr ein Hilfeersuchen an die stationäre oder teilstationäre Psychiatrie richten werde und das auch durchgehalten (jetzt 3 Jahre). Ich bin zu krank für diesen Scheiß.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Beschwerde! Berichte doch, wie sich das weiter entwickelt!

Viele Grüße
Lærke
Gertrud Star
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Philosophin,
die Therapeutin ist ja wirklich unprofessionell. Laerke hat das gut erklärt.
Mein Emailprogramm hat eine Umleitfunktion. Falls dir das helfen könnte: Alle Mails dieses Absenders automatisch umleiten an eine von dir ausgesuchte Wunschadresse. Da musst dich nicht mehr damit rumärgern. So stark muss niemand sein.
Eine Schweigeprlicht was die Therapie betrifft, hat niemand. Das steht in keinem Gesetz und keinem Fachbuch.

Hallo Laerke,
hast du mal einen guten Link für deine Ausführungen bezüglich ANP und dem wo du beschreibst, ein Teil scheint ins Bodenlose zu stürzen?
Das würde mich sehr interessieren.
In Alltagssprache ist da doch gemeint, wie es einem wirklich geht, und welche Fassade man aufsetzt. Oder?
gibt es dafür gute Therapieansätze?

LG Gertrud
Lærke
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Lærke »

Hallo Gertrud,

ein Buch, das für mich sehr erhellend (um nicht zu sagen eine Offenbarung) war ist dieses hier:

https://www.klett-cotta.de/buch/Schatta ... schreibung" onclick="window.open(this.href);return false;

Es erklärt sehr gut den modernen Traumabegriff und alles, was damit zusammen hängt.

Erhellend und eine Offenbarung waren für mich auch die Vortragsfolien von Michaela Huber:

https://www.michaela-huber.com/vortraege-folien" onclick="window.open(this.href);return false;

Durch diese Folien kann man sich schnell ein umfangreiches Wissen zum Thema Trauma aneignen, ohne hunderte Bücher zu lesen.
Auf einer oder auch mehreren Folien wird auch das Modell von der dissoziativen Struktur der Persönlichkeitsstörung (ANP etc,) erklärt. Ich weiß nicht mehr auf welcher Folie, ich habe gerade nicht die Nerven die alle durchzusehen.

Was den alltagssprachlichen Begriff Fassade usw. betrifft, so denke ich, dass nicht jeder, der davon spricht, eine Fassade zu haben/Maske aufzusetzen ein disssoziatives Persönlichkeitsproblem hat. Ich denke aber auch, dass die Problematik von vielen psychisch kranken Menschen, denen z.B. von Psychiatern oder Angehörigen dieser Spruch von der Fassade/Maske in verharmlosender Weise angetragen wird, völlig verkannt wird.

Der Satz mit dem Sturz ins Nichts stammt von mir. Dieses extrem bedrohliche Gefühl begleitet mich seit meiner Kindheit und ist das Resultat von fortgesetzter (mindestens emotionaler) Traumarisierung durch meine primären Bezugspersonen.
Es ist Ausdruck von emotionaler Bindungslosigkeit in einem ganz elementaren Sinn. Es ist existentiell lebensbedrohlich wie Hunger oder physische Gewalt.

Es ist schwer, Menschen, die das nicht kennen, zu erklären. Wenn es mir (selten genug) mal besser geht, kann ich es selbst nicht verstehen.

Ich erkläre das anderen so:
"Stellt euch vor, alle eure liebsten Menschen, alle, die euch nahestehen, Eltern, Kinder, Lebenspartner, beste/r Freund/in wären auf einmal tot, einfach weg, nicht mehr da. Alle saßen im selben Flugzeug und das ist abgestürzt, alle sind tot. Wie würdet ihr euch dann fühlen?
Bei mir ist es so: ich habe diese Menschen nie gehabt."

Und dann gibt es da die ANP und niemand, oft genug eben noch nichtmal Profis, würden da etwas anderes vermuten.

LG, Lærke
Lærke
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Lærke »

Habe jetzt doch mal in die Folien von Michaela Huber geschaut:

Beispiel:
https://www.michaela-huber.com/files/vo ... 14.rtf.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;
Folie 8 und Folie 17.
Lærke
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Lærke »

Und noch etwas anderes Wichtiges ist mir eingefallen:

Es gibt einen Verein, an den man sich als Opfer von Behandlungsfehlern in der Psychotherapie wenden kann:

https://ethikverein.de" onclick="window.open(this.href);return false;
Philosophin
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Hey Laerke,

vielen herzlichen Dank für deinen wertvollen Beitrag! Deine Worte haben mich sehr zum Nachdenken gebracht. Mich begleitet tatsächlich oft dieses Gefühl, aus zwei verschiedenen Persönlichkeitsanteilen zu bestehen. Auf der einen Seite gibt es dieses "Alltags-Ich", dass noch einigermaßen funktioniert (abgesehen von Schule). Und auf der anderen Seite gibt es dieses "Trauma (?)- Ich", dass mich in bestimmten Situationen völlig sprachlos und handlungsunfähig macht. Leider begleitet auch das Alltags-Ich häufig eine tiefe Resignation, die mich daran hindert, wirklich aktiv meine Zukunft anzugehen. In mir ist so eine große Hoffnungslosigkeit in Bezug auf mein weiteres Leben, die ich selbst aber nicht mehr der Depression zuschreibe. Und ganz schlimm finde ich, dass ich häufig so eine unglaublich starke Verachtung empfinde, die sich dann schnell gegen meine Eltern, Therapeuten, Lehrer richtet und alles, was ich gerade mühsam aufgebaut habe, wieder zerstört. Meine Freundschaften sind zum Glück sehr stabil und bleiben davon verschont.

Was nicht zur Depression passt ist, dass ich seit einigen Monaten wieder von Herzen lachen kann oder eben den Antrieb habe, viel Sport zu machen. (Wobei es auch immer wieder Phasen gibt, in denen ich in eine Erschöpfung "umkippe" und mich Wochen lang schlapp und körperlich krank fühle.) Zurzeit ist leider wieder so eine Erschöpfungsphase.

Danke auch für den Link des Ethikvereins für Psychotherapie! Ich habe diesen Verein vor einer Woche angeschrieben und morgen einen telefonischen Beratungstermin. Allerdings habe ich gesehen, dass meine Beraterin ziemlich schlechte Internet-Rezensionen erhalten hat. Ich bin gespannt; hoffentlich schützen sich die Therapeuten nicht alle gegenseitig...!

Eigentlich habe ich mir auch schon längst vorgenommen, mich auf die Warteliste einer tiefenpsychologisch fundierten Traumatherapeutin setzen zu lassen. Aber ich schaffe es einfach nicht, dort anzurufen! Immer wieder verlässt mich der Mut und dann ist wieder diese Resignation da- ich kann mich doch sowieso nicht mehr auf Therapie einlassen! Das wird nur wieder die nächste miserable Therapeuten-Erfahrung! Ich habe einfach keine Kraft mehr für so etwas und gleichzeitig weiß ich, dass ich da alleine nicht raus kommen werde.

In ein paar Wochen beginnt das neue Schuljahr und wieder werde ich nicht dabei sein. Kann überhaupt nicht mehr mit Stress und Misserfolg umgehen. Würde keine einzige Unterrichtsstunde aushalten, von stundenlangen Klausuren ganz zu schweigen. Nicht einmal ein Ehrenamt traue ich mir zu! In der Fahrschule war ich seit Monaten nicht mehr- wie soll ich ein Auto durch den Verkehr steuern, wenn ich schon als Fußgänger das Gefühl habe, nichts richtig von meiner Umwelt mitzubekommen? Es gibt nur wenige Tage, an denen ich mich ganz anwesend fühle.

Ach ich weiß nicht, wie das alles weiter gehen soll...
Mache mir Sorgen, dass ich den Klinikaufenthalt auch wieder vermasseln werde.

Liebe Grüße
Philosophin
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Katerle »

Liebe Philosophin,

ich bewundere dich, dass du noch den Mut und die Kraft findest, dich zu wehren... in deiner Situation... Könnte das nicht... Liebe Grüße Katerle
Philosophin
Beiträge: 386
Registriert: 26. Jan 2015, 12:42

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Hallo Katerle,

danke für deine anerkennenden Worte! Ich glaube, dieses Kämpferische liegt in meiner Natur. Ich kann einfach nicht aufgeben, so oft ich mir das auch schon vorgenommen habe. Das hat gute und schlechte Seiten. Die gute ist wahrscheinlich, dass mich diese Kraft am Leben hält, die schlechte ist, dass sie manchmal auch selbst-Überforderung und Zerstörungsdrang nach sich zieht.

Heute habe ich das Beratungsgespräch beim Ethikverein für Psychotherapie gehabt. Es hat gut getan, noch einmal eine Experten-Meinung gehört zu haben. Die Beraterin meinte, dass meine Therapie eigentlich schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war und Grenzen verschwommen sind. Die Therapeutin hätte nicht zulassen dürfen, dass ich für sie fast 400 Km durch die Gegend reise und das auch noch am Wochenende. Ich habe eine Exklusistellung als Patientin erhalten, die mich erst glücklich gemacht hat, dann aber zu immer mehr Problemen geführt hat. Da war kein Raum mehr für die Äußerung von Aggression, weil das direkt Schuldgefühle nach sich gezogen hat- nachdem was meine Therapeutin alles für mich getan hat (so wie sie mir das ja leider auch selbst immer wieder eingetrichtert hat). Es hat vermutlich eine Überidentifikation meiner Therapeutin stattgefunden. Zudem sagte die Beraterin, dass es auch eine große Verführung für meine Therapeutin und ihr eigenes Ego gewesen sei, dass ich extra für sie so viel auf mich genommen habe, von den Reisen, über das Gerichtsverfahren bishin zum Umzug. Wahrscheinlich ist sie dieser Verführung erlegen und hat deshalb keine Grenzen gezogen, bis sie die Therapie so abrupt abgebrochen hat.

Laut Ethikverein droht meiner Therapeutin von Seiten der Psychotherapeutenkammer eine Rüge und evtl. die Auflage, erneut eigene Lehr-Therapiestunden wahrzunehmen. Sie ist außerdem gezwungen, zu meinen Vorwürfen Stellung zu beziehen. Ihre Approbation wird sie vermutlich nicht verlieren (es sei denn es liegen schon schwerwiegende Beschwerden vor) und ich werde leider auch nicht erfahren, welche Konsequenzen sie letztendlich tatsächlich verhängt bekommen wird. Jedenfalls klang es so, dass meine Beschwerde nicht liegen gelassen wird, sondern schon ein Verfahren gegen meine Therapeutin eingeleitet werden wird.
Zusätzlich den juristischen Weg zu bestreiten, soll aber wohl keinen Sinn machen.

Momentan sind in mir wieder gemischte Gefühle. Ich habe Angst, einen Fehler begangen zu haben, in dem ich die Beschwerde eingereicht habe- dazu gesellen sich Schuldgefühle und der Gedanke: "Was ist, wenn meine Therapeutin es doch nur gut gemeint hat und ihr einfach alles über den Kopf gewachsen ist?" Und dann weiß ich wieder, dass ich mich ohne die Beschwerde ohnmächtig gefühlt hätte, was ich auch nicht ertragen hätte. Ich musste etwas tun! Aber gleichzeitig will ich ihr eigentlich verzeihen und im Guten mit ihr auseinander gehen können- doch sie wird mich vermutlich hassen, wenn sie meine Beschwerde gelesen haben wird.

Es ist so kompliziert... ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis ich darüber hinweg sein werde.

Liebe Grüße an alle
Philosophin
Lærke
Beiträge: 138
Registriert: 16. Jan 2014, 21:51

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Lærke »

Hallo Philosophin,

es ist super, dass Du das gemeldet hast! Und es ist richtig!
Ich habe morgen einen wichtigen Gerichtstermin (soviel zum Thema "sich wehren".....), daher heute nur kurz.

Gute Nacht und viele Grüße,
Lærke
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Philosophin,

ich finde es auch gut und richtig, dass du deine Therapeutin gemeldet hast.
Philosophin hat geschrieben:Und ich habe das Gefühl, ich müsste den Namen meiner Therapeutin zu ihrem Schutz unter allen Umständen verschweigen- doch immer, wenn ich in meinem Leben daran festgehalten habe, zu schweigen, um jemanden zu schützen, lag eine Form des Missbrauchs vor.
Gerade mit dem Hintergrund finde ich es richtig, dass du aus der hilflosen Position rauskommst und dich wehrst, nicht alles mit dir machen lässt. Dass du dieses Mal anders handelst, als sonst. Nur so kann sich was verändern. Ich denke, die Beschwerde ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Es ist auch gut, dass deiner Therapeutin nicht sofort nach deiner Beschwerde die Approbation entzogen wird. Dann brauchst du nicht Schuldgefühle haben, dass du ihr ihre Existenzgrundlage zerstört hast. Und vielleicht ist es auch ganz gut, wenn du die Konsequenzen für sie nicht erfährst, dann brauchst du dir auch keine konkreten Vorwürfe machen, dass du ihr diese oder jene Probleme bereitet hast.
Philosophin hat geschrieben:"Was ist, wenn meine Therapeutin es doch nur gut gemeint hat und ihr einfach alles über den Kopf gewachsen ist?"
Dann hat sie die Chance in ihrer Stellungnahme ihre Sichtweise darzustellen und die Situation zu klären.

Falls sie sich wieder mit einer bösen Email bei dir melden sollte, würde ich die aufheben, wieder an die Beschwerdestelle weiterleiten und mir evtl. eine neue Emailadresse einrichten.

Liebe Grüße und alles Gute an dich! Du schaffst das!
DieNeue
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Zarra »

Liebe Philosophin,

ich finde, daß die Psychotherapeutenkammer und dieser Ethikverein der richtige Ort sind.
"Was ist, wenn meine Therapeutin es doch nur gut gemeint hat und ihr einfach alles über den Kopf gewachsen ist?"
Ja, und selbst wenn - ALS THERAPEUTIN hätte sie anders damit umgehen müssen!

Wenn ähnliches ein Elternteil sagt UND keine Gewalt, keine ..., sondern "nur" ... vorliegt, dann kann das helfen zu verstehen und "zu vergeben". Doch diese Therapeutin hätte Dich nicht annehmen müssen, diese Therapeutin hätte so reflektiert sein müssen, daß sie selbst u.U. Supervision in Anspruch nimmt und eindeutig bessere Wege findet als die gegangenen.
Zusätzlich den juristischen Weg zu bestreiten, soll aber wohl keinen Sinn machen.
Die Menschen sind verschieden, doch ... ... ich würde Dir aus einem anderen Grund wohl nicht dazu raten. Was soll das bringen? Rache?!? Sorry, ich bin kein Verfechter davon, auch wenn ich das spontane Gefühl verstehen kann. Schrei, mal ein Bild, in dem Du das tust; doch ... in der Realität würde ich mir fünfmal überlegen, ob ich damit meine Lebenszeit VERGEUDEN und BELASTEN will. Mich hat ein Therapeut, in leicht anderer, aber vielleicht durchaus dennoch vergleichbarer Hinsicht immmer gefragt: "Tut Ihnen das gut?!" ... die Antwort war dann natürlich meist: Nein. Also, - ... ich sollte meine Aufmerksamkeit, meine Kraft, meine Gedanken lieber woandershin, auf Wohltuenderes lenken. (Bei Dir erst mal: Der Klinikaufenthalt. Oder "viel Banaleres".)

(Die Therapeutin: Sie kann sich gegenüber anderen PatientInnen ähnlich verhalten. Es muß aber nicht so sein. Das wissen wir, das weißt Du nicht.)
Aber gleichzeitig will ich ihr eigentlich verzeihen und im Guten mit ihr auseinander gehen können
Das kann ich sehr gut verstehen. - Meine Erfahrungen mit wirklich schiefgelaufenen Therapien wie wohl auch Deiner sind allerdings, daß das da wohl nicht möglich ist. - Desillusionierend, aber meiner Erfahrung nach leider sehr real. (Gegenbeispiele gerne, doch so, wie Du das beschrieben hast, kann ich es mir nicht vorstellen.)

LG, Zarra
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Philosophin,

ich hatte ja auch meine Schwierigkeiten mit meinem letzten Therapeuten geschildert.
Wir konnten zuletzt im Guten auseinander gehen, weil er zurück gerudert ist und auch Fehler oder zumindest gegenseitiges Missverständnis eingeräumt hat.
Auch hat er mir angeboten behilflich zu sein einen anderen Therapeuten zu suchen.
Das habe ich aber dankend abgelehnt,ich war da zu verärgert und auch enttäuscht ,um noch irgendwelche Tipps von ihm annehmen zu können.
Er war noch jung und arbeitete auch noch in einer mir bekannten Tagesklinik in der Nähe.
Vielleicht hat er sich auch mit erfahrenen Kollegen ausgetauscht.

Bei deiner Erfahrung mit der Therapeutin bin ich ganz Zaras Meinung !!!
Du hast alles richtig gemacht,aber immer wieder mit den Problemen neu konfrontiert zu werden tut dir nicht gut.
Wir selbst sind schon sehr lange in einem üblen Erbstreit verwickelt.
Wir wollen nur, dass diese Auseinandersetzungen ein Ende haben,koste es was es wolle.
Diese Gegenseitigen Schuldzuweisungen und Verletzungen tun uns (es handelt sich um den Bruder meines Mannes)nicht gut.
Das lässt sich nicht unbedingt vergleichen,aber immer wieder neue Auseinandersetzungen vergiften nur das eigenes Leben.
Eine Versöhnung wird es auch bei uns nach allen Vorfällen nicht geben,das wollen wir auch nicht mehr,aber es soll endlich Ruhe sein.
Alles Gute für dich und einen erfolgreichen Klinikaufenthalt.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Gertrud Star
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Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Philosophin,

es ist Sache der Therapeutin, den therapeutischen Prozess zu beobachten, zu lenken und Probleme damit mit dem Patienten und auch in der Supervision oder kollegialen Fallbesprechung zu besprechen.
Sie hätte (meiner Meinung nach) dir schon ganz zu anfang sagen sollen, dass sie solche Sachen wie Umzug wegen der Therapie nicht befürwortet (Ausnahme, wenn man wegen anderer Sachen eh umziehen wird).
Von daher musst du dir überhaupt keine Schuldgefühle machen, und auch keine Gedanken, wie es ihr wohl gehen wird. Sie wird damit professionell umgehen können.

Der Meinung der Ethikstelle schließe ich mich an.

In der Klinik würde ich ansprechen, was du da gerade erlebt hast und wie du damit umgegangen bist, damit sie wissen, womit du derzeit so innerlich beschäftigt bist, und was dich vorbelastet.

Ich würde außerdem dem Motiv nachgehen, wieso du während der Therapie einen Wettkampf mitmachen möchtest. Falls das sowas sein sollte wie "Leistungsfähigkeit, Kraft, Kompetenz zeigen trotz Therapie" , würde ich unbedingt das Thema Hochbegabung und deren Diagnostik dort ansprechen.
Falls du das sein solltest, könnte es sein, dass du nicht mit gängigen Therapiemethoden zu behandeln sein könntest (nicht müsstest), sondern dass die Schwerpunkte teilweise sehr anders gesetzt werden müssten und einiges modifiziert - und davon niemand so recht Erfahrung hat.
Von Fehldiagnose spreche ich hier nicht, obwohl die grundsätzlich vorkommen.
https://www.begabt-hochbegabt.info/hochbegabung/" onclick="window.open(this.href);return false; (auch links im Menü blättern)
https://www.logios.de/" onclick="window.open(this.href);return false;
https://www.logios.de/eltern/wir-suchen-geschichten" onclick="window.open(this.href);return false;
Können die vorab ruhig sich damit beschäftigen.

Es gibt kein Vermasseln von Therapie, höchstens Nichtpassung.
Therapeuten haben auch Verantwortung.
Es gibt auch kein Scheitern in/an Therapien.

LG Gertrud
Philosophin
Beiträge: 386
Registriert: 26. Jan 2015, 12:42

Re: Wut der Therapeutin- noch im Rahmen?

Beitrag von Philosophin »

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure bestärkenden Worte! Das tut wirklich gut zu lesen!

Seit ich die Beschwere an die PTK abgeschickt habe, fühle ich mich wieder ein bisschen stabiler. Es gibt viele Herausforderungen, die sich mir nun stellen. Zum einen muss ich diese Stadt irgendwie um transoformieren, dass mich nicht jedes Haus, jede Straße, die Innenstadt etc. an die Therapie, die Therapeutin und meine gescheiterten Hoffnungen erinnert. Direkt nach dem Abbruch habe ich gedacht, mir bliebe nichts anderes übrig, als wieder umzuziehen. Mittlerweile geht es aber besser. Die Innenstadt (wo die Praxis ist), ist immer noch ein kritischer Berreich. Manchmal fahre ich mit dem Fahrrad durch, um mich der Situation zu stellen, und auch aus Protest.

Ich habe mich schon so oft von anderen Menschen vertreiben lassen, nun soll Schluss damit sein.

Hinzu kommt, dass ich seit ein paar Tagen wieder versuche, einen Therapieplatz zu bekommen- und wahrscheinlich wisst ihr, was das für eine Aufgabe ist! Keiner hat Zeit, Wartelisten sind voll, Sprechstunde gibt es nur in der Theorie... die kassenärztliche Vereinigung konnte mir gerade einmal eine einzige Therapeutin nennen, bei der ich morgen für eine Sprechstunde anrufen kann.

Verhaltenstherapie kommt für mich nicht infrage. Psychoanalyse nach meiner Erfahrung und dem Buch "Blumen auf Granit" auch nicht mehr. Es bleibt eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Und fast alle Tiefenpsychologen in dieser Stadt sitzen in dem Gebäude, wo sich auch die Räumlichkeiten meiner ehemaligen Therapeutin befinden (Ausbildungsinstitut). Dort hätte ich wenigstens eine realistische Chance auf einen Therapieplatz, allerdings bei einem Therapeuten/einer Therapeutin in Ausbildung. Und ich müsste eben wieder in DIESES Gebäude, würde garantiert irgendwann meiner alten Therapeutin über den Weg laufen und ggf. sogar im selben Wartebereich Platz nehmen müssen.

Ich weiß nicht, ob ich wirklich ein Fall für einen Therapeuten in Ausbildung bin. Der Vorteil ist, dass so ein Therapeut streng überwacht wird, regelmäßig in Supervision muss, wahrscheinlich noch hoch motiviert ist und nicht all zu viele Patienten hat. So ein Desaster wie mit meiner alten Therapeutin könnte so wahrscheinlich nicht nochmal passieren.

Der Nachteil ist, dass ich ein extrem harter Fall bin (gebe ich zu, ist leider so) und mich selbst nicht gerade für eine geeignete Ausbildungs-Patientin halte. Ich habe Angst, dass ich dann einem völlig überforderten Therapeuten gegenübersitzen werde und bald darauf wieder abgeschoben werde. Allerdings war meine ehemalige Therapeutin zu meiner Klinikzeit auch noch in Ausbildung und damals hat die Therapie sehr gut geklappt- wahrscheinlich weil sie ständig Supervision/Intervision hatte.

Naja, und die andere Seite ist eben die, dass ich wieder in das selbe Gebäude spazieren müsste. Ich weiß nicht so recht, ob das selbst-schädigend ist, oder im Gegenteil eher Stärke beweisen würde. Für meine Therapeutin wäre es bestimmt noch unangenehmer, wenn sie davon erfährt- denn sie wird sich ja ganz genau denken können, worüber ich mit ihrer Kollegin/ihrem Kollegen sprechen werde. Da spielt auch wieder ein kleines bisschen der Rache-Gedanke rein. Ich denke nicht, dass sie mir zutrauen wird, dass ich mich nochmal in dieses Gebäude traue.

Was meint ihr dazu? Soll ich mich dort um einen Therapieplatz bemühen, oder besser nicht?
Es ist gut erreichbar für mich und ich hätte mich nicht vertreiben lassen. Zugleich weiß ich nicht, ob mir ein Analytiker bzw. Tiefenpsychologe nicht direkt unterstellen würde, dass ich ihn bloß benutze, um ihn mit meiner Therapeutin auszuspielen. (Spielt unbewusst garantiert auch eine Rolle, da kann ich mich nicht von frei sprechen). Primär geht es mir aber natürlich um einen Therapieplatz in absehbarer Zeit, mit dem geringsten Risiko eines erneuten Scheiterns.

@Gertrud, hm ja, das mit der Hochbegabung ist so eine Sache. Viele behaupten, es sei nicht schlimm, wenn die Intelligenz des Patienten höher ist, als die des Therapeuten. Der Therapeut hat schließlich mehr Fach-Wissen. Aber mittlerweile glaube ich auch, dass das schon ein Problem darstellt. Mir wird oft gesagt, dass ich doch "einfach" damit aufhören soll, den Therapeuten zu analysieren. Doch das geht nicht! Natürlich spreche ich nicht alles aus, was ich denke, aber es gibt immer die ein oder andere Situation, in der ich irgendeinen Satz raushaue, der den Therapeuten ins Straucheln bringt- und das zieht erfahrungsgemäß Wut nach sich. Für mich ist Therapie manchmal wie ein Schachspiel. Dieses ganze analytische fordert den Intellekt ja gerade zu heraus; da kann ich nicht unentwegt in der Position des braven, unwissenden Patienten bleiben. Und klar, kann man sich nun wieder nach den unbewussten Motiven fragen. Ich glaube, die Kombination aus Bindungsunsicherheit, Traumata und höherer Intelligenz ist eine ziemlich unglückliche.

@Laerke, ich hoffe sehr, dein Gerichtsverfahren ist für dich erfolgreich verlaufen!

Ganz viele liebe Grüße an alle
Philosophin
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