Es ist ein Junge! Und zwar ein depressiver!

Antworten
deppenroulette
Beiträge: 3
Registriert: 3. Mär 2004, 04:04

Es ist ein Junge! Und zwar ein depressiver!

Beitrag von deppenroulette »

Wunderschönen guten Tag miteinander! Wie man meiner krampfhaft um Originalität bemühten Überschrift entnehmen kann, bin ich männlichen Geschlechts und kränkel seelisch ein wenig vor mich hin. Tja, ich habe zwar keine Ahnung, denke aber, daß es sich schon gehört, sich erstmal vorzustellen, bevor man etwas postet (wobei es gut möglich ist, daß ich eh nicht allzu lange hier bin, da ich i.d.R. alles ziemlich schnell abbreche). Also, ich bin jetzt bald 28 Jahre alt, studiere immer noch (Depressionen sind nicht gerade förderlich, wenn man vorhat, ein Studium schnell durchzuziehen) und funktioniere auch sonst eher schlecht als recht. Das Einzige, was ich wirklich so richtig gut kann ist in selbstmitleidigem Gejammer versinken...merkt Ihr ja schon .
Eine Besonderheit, die mich aber immerhin zu einem interessanten Studienobjekt für Psychologen und Soziologen prädestinieren würde ist, daß ich in meinem fortgeschrittenen Alter (hört Ihr wie meinen Knochen knacken?) noch nie auch nur "ansatzweise" so etwas wie eine Beziehung hatte (und auch nichts von all dem, was damit wenn ich das richtig verstanden habe, damit so zusammenhängt...). Wer lacht da? OK, ist verständlich, ich finds allmählich selbst lächerlich, mußmaße allerdings, daß beide Tatsachen (Depris und unendliche Einsamkeit auf irgendeine Art und Weise miteinander zusammenhängen (fragt sich nur, was Huhn und was Ei ist). Es gibt zwar für solche unfreiwilligen Langzeitsingles auch spzialisierte Foren, doch kochen die mir zu sehr im eigenen Saft und betätigen sich eher als Hobby-Soziologen, als daß es mich dahin zöge. Wie ihr seht, habt ihr es mit einem ausgewachsenen Vollversager zu tun. Meine Tage verbringe ich normalerweise damit, genug Energie aufzubringen, um wenigstens einigermaßen zu funktionieren, klappt auch meist recht gut (von einigen schwereren Einbrüchen abgesehen). Therapieerfahrung kann ich auch vorweisen, habe in den letzten Jahren einige Therapeuten/innen gehabt, allerdings kann ich leider nicht sagen, daß sich deutlich etwas zum besseren gewandelt hätte. Auch ein mehrwöchiger Aufenthalt in einer psychotherapeutischen Klinik brachte mir im Grunde nichts. Inzwischen gehe ich eigentlich nur noch zum Doc, damit er mir meine Dosis Antidepressiva verschreibt. Immerhin etwas. Viel mehr, was für dieses Forum relevant sein könnte, fällt mir jetzt eigentlich nicht mehr ein, außer vielleicht, daß ich denke, daß es bei mir auch einfach viel mit irgendwelchen biologischen Dispositionen zu tun hat - meine Eltern neigen beide ein wenig zu Depris und mein Vater war jahrelang heftiger Alki (ach, ich Armer!).

liebe Grüße von der schlaflosen Schlaftablette
dietmar45
Beiträge: 648
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Es ist ein Junge! Und zwar ein depressiver!

Beitrag von dietmar45 »

Hallo! (Ich möchte Dich ungern mit Schlaftablette anreden)

Also, erstmal herzlich willkommen hier. Und keine Panik. Wenn Du mit fast 28 Jahren noch keine Beziehung hattest, bist Du deshalb keine so große Besonderheit und sicher auch noch kein Studienobjekt. Da gibt es mehr Männer, die dieses Problem haben, als Du dir im Moment vorstellen kannst. Da gabs (und gibt es immer noch) hier im Forum einige. Und die sind alle älter als Du.
Der Zusammenhang zwischen Depris und Einsamkeit besteht absolut. Ja, das eine resultiert sogar aus dem anderen. Die Frage, was war zuerst da, ist tatsächlich vergleichbar mit dem Huhn und dem Ei. Bei mir ist die Depression erst durch die unfreiwillige Beziehungslosigkeit ausgebrochen. Und später verhindert mit unter die Depression dann, dass es noch zu einer Beziehung kommt. Ein Teufelskreis, der nur sehr schwer zu durchbrechen ist. Da arbeite(?) ich heut noch dran.
Nun, das "selbstmitleidige Gejammer" haben wir doch alle praktiziert. Das bringt uns nur leider kein Stück weiter. Im Gegenteil, solange wir jammern, treten wir auf der Stelle.
Ob es bei diesem Problem allerdings "brauchbare" Hilfe gibt, kann ich Dir nicht sagen, da ich den "Versuch" noch vor mir hab. Von solchen spezialisierten Foren hab ich noch nichts gehört. Kannst Du mir mehr darüber erzählen? Das würde mich mal interessieren.

Gruß
Dietmar
deppenroulette
Beiträge: 3
Registriert: 3. Mär 2004, 04:04

Re: Es ist ein Junge! Und zwar ein depressiver!

Beitrag von deppenroulette »

Hallo Dietmar
Erstmal vielen Dank für Deine Antwort. Sicher hast Du recht, wenn Du sagst, daß es noch mehr Menschen "von unserer Sorte" gibt (wenn ich das mal so sagen darf), nur wenn man sich so umsieht ("die Gesellschaft"; "die Medien"), dann kann man schon das Gefühl bekommen, daß man als "ewiger Single" eine extreme Ausnahme ist. Filme, Werbung, Literatur, Songs im Radio, Strassenbild usw. man wird immer wieder mit der Thematik, die halt einfach einen zentralen Bestandteil des menschlichen Lebens ausmacht, konfrontiert. Mir gehts inzwischen sogar so, wenn ich irgendwelche politischen Debatte höre, in denen es um die Frage geht, inwiefern kinderlose finanziell mehr belastet werden sollen (die Tatsache, daß es Menschen gibt, die keine Kinder kriegen können - und zwar nicht wg. körperlicher Beschwerden, sondern einfach weil sie beziehungstechnisch betrachtet "Ladenhüter" sind - scheint gar nicht vorstellbar zu sein für "Normalos).
Zu den Foren: Es gibt wie gesagt spezielle Foren (bzw. v.a. eins) für Langzeitsingles bzw. ABs (falls Du es nocht nicht wusstest, wir beide sind MABs = Männliche Absolute Beginner, gut was? ). Such einfach mal bei Parsimony.de nach dem Forum "Absolute Beginner - Menschen ohne Beziehungserfahrung". Generell will ich aber alle bitten, da jetzt nicht hinzugehen, um sich ne Freakshow reinzuziehen, gerade was diesen Punkt angeht sind manche dort sicher sehr empfindlich (was ja wohl auch verständlich ist). In nächster Zeit ist ohnehin schon mit vielen neuen Besuchern im genannten Forum zu rechnen, da in der Zeitschrift "Unicum" demnächst (April?) ein Artikel dazu und der Problematik allgemein erscheinen soll. Wie gesagt, für mich erhoffe ich mir in einem Forum wie diesem hier mehr, da ich denke, daß ich erstmal allgemein etwas gegen meine Depressionen unternehmen muß, um als halbwegs akzeptabler Partner in Betracht zu kommen. Außerdem habe ich beim AB-Forum oft das Gefühl, daß sich die Diskussion ziemlich im Kreis bewegt, ziemlich abgeschottet von der Realität "normaler Menschen" ist, da dort fast ausnahmslos ABs posten. Hier kann man vielleicht eher mal etwas aus der Außenperspektive erfahren, d.h. von Menschen, die einerseits ähnliche gesundheitliche Probleme haben wie ich, andererseits aber u.U. im Bereich Liebe usw. (mehr oder weniger) "normal" sind oder waren. Ich hätte die Adresse des AB-Forums sicher nicht in irgendeinem Ballermann-Party-Forum verraten, aber ich denke hier kann man es vertreten, da ich annehme, daß hier doch wohl zum Großteil eher sensible Menschen unterwegs sind, die wissen, welche Probleme man mit eben dieser Sensibilität (ich hasse dieses Wort eigentlich) haben kann.
Alles Gute, Tom
dietmar45
Beiträge: 648
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Es ist ein Junge! Und zwar ein depressiver!

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Tom,

ich hab mich auch früher schon aufgeregt, dass singles steuerlich und auch in anderen finanziellen Dingen schlechter gestellt sind. Unsereiner wird eben doppelt bestraft. Aber was solls, die Politik unterscheidet nicht zwischen "freiwilligen" und "unfreiwilligen" singles. Die können sich wahrscheinlich garnicht vorstellen, dass es sowas wie uns gibt. Das ist hier auch nicht das Thema.
Jetzt, wo ich es sehe, erinnere mich daran, dass dieses spezielle Forum schon mal hier von jemandem erwähnt wurde. Ich kann ja mal neugierigerweise reinschauen. Ich kann mir aber auch kaum vorstellen, dass es uns weiterbringt. Ich hab "unser" Problem übrigens schon vor 1 1/2 Jahren hier gepostet. Ich bin inzwischen nur insofern weiter, dass ich jetzt versuche mich mit der Situation abzufinden. Naja, ich bin auch schon um einiges älter.
"Absolute Beginner" trifft es allerdings nicht wirklich, denn mit dem "Beginnen" rechne ich jetzt eigentlich schon garnicht mehr.
Weißt Du eigentlich, ob es für unser Problem spezielle "Therapeutinnen" gibt? Ich hab mich da noch nicht kundig gemacht. Wenn ich mich recht erinnere gibt es die in den USA. Das hab ich mal im TV gesehen. Jedenfalls will ich mich demnächst mal "umschauen", ob und wo es sowas in Deutschland gibt.

Du bist auf dem richtigen Weg, wenn Du erstmal die Depression bekämpfst. Das erhöht die Chancen auf eine Beziehung auf jeden Fall. Ich hab das nämlich immer in der falschen Reihenfolge machen wollen. Nur hab ich die meiste Zeit in diesem Teufelskreis dringesteckt. Wie soll man die Depri loswerden, wenn die Beziehungslosigkeit die Ursache ist? Aber jetzt bin ich alt(?) und ein bischen weiser.

Alles Gute
Dietmar
Data

Re: Es ist ein Junge! Und zwar ein depressiver!

Beitrag von Data »

Hallo Dietmar, hallo Tom,

viele Grüße an euch beide...

Data
deppenroulette
Beiträge: 3
Registriert: 3. Mär 2004, 04:04

Re: Es ist ein Junge! Und zwar ein depressiver!

Beitrag von deppenroulette »

Ja, Data auch Hallo.
@ Dietmar: keine Ahnung, ob es für unsereins spezielle Therapieangebote gibt, wäre doch u.U. ne vielversprechende Marktlücke. Du willst Dich wirklich mit der Situation abfinden? Ich kann mir ehrlich gesagt nicht gut vorstellen, daß das dauerhaft geht. Ich habe zwar auch öfter mal Phasen in denen mir das alles am A**** vorbeigeht, aber Lieben und Geliebtwerden sind wohl einfach Grundbedürfnisse, die auch z.B. Freunde nicht so ohne weiteres ersetzen können (wobei auch die Anzahl meiner Freunde und Bekannten jedes Jahr weniger wird, ich muß wirklich aufpassen, mich nicht total zu isolieren). Ich will aber nicht ausschließen, daß man sich u.U. ganz gut mit der Situation "arrangieren" kann, aber zumindest eine gewisse Zeit will ich es noch versuchen. "NOCH versuchen" ist gut, im Grunde habe ich ernsthaft nie etwas versucht, da ich einfach nicht in der Lage bin, etwas in dieser Richtung zu unternehmen. Wenn mir eine Frau gefällt, benehme ich mich ihr gegenüber entweder total idiotisch oder meide sie einfach wie der Teufel das Weihwasser. Gegenüber anderen Menschen wirke ich aber (nehme ich zumindest an) recht normal; vielleicht ein wenig schüchtern und unbeholfen aber keineswegs so, daß es extrem wäre. Wie gehst Du denn mit der Situation um bezüglich der Umwelt? Gibt es außer im Forum Menschen, die Dich gut kennen und mit denen Du offen reden kannst (Therapeuten jetzt mal außen vor)? Was denkst Du, sind die Gründe dafür, daß es bei Dir nicht klappt beziehungstechnisch? Ich frage mich oft, woran es bei mir liegt. Sicher, ein guter Teil lässt sich damit erklären, wie total bescheuert ich mich verhalte, aber es gibt genug Gegenbeispiele, bei denen es selbst unter widrigsten Umständen klappt. Wenn es nur nicht so verdammt schwer wäre, sein Verhalten zu ändern. In vielen Situationen analysiere ich das was ich gerade mache und sage, weiß genau, welche Folgen es haben wird, d.h. wie ich damit auf mein Gegenüber wirke, und trotzdem bin ich nicht in der Lage es zu ändern. Hirnverbrannt, aber sowas von...
So, das wars erstmal, ich versuche jetzt zu schlafen.
Grüße an Dietmar, Data und alle, die es interessiert, Tom
dietmar45
Beiträge: 648
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Es ist ein Junge! Und zwar ein depressiver!

Beitrag von dietmar45 »

Hi Tom, hi Data,

sorry, hat ein bischen gedauert.
Ok, sagen wir nicht abfinden, sondern arrangieren. Tom, Du bist auch noch zu jung, um Dich mit der Situation abzufinden. Da gehts doch erst richtig los.
Natürlich sind das Grundbedürfnisse, nur kann man die nicht erzwingen. Das mußte ich durch eine lange Leidensphase erst erkennen. Ich hab nur zwei Möglichkeiten. Weiterjammern und Leiden ODER die Situation annehmen und das beste daraus machen. Ich hab mich jetzt für das zweite entschieden.
Auch, wenn ich nicht mehr über meine Vergangenheit reden will, versuche ich mal kurz zu beschreiben, wie es bei mir gelaufen ist. Also, bis 30 Jahre hab ich nur gewartet und gehofft. Natürlich ist nichts passiert. Die Folge: psychischer Zusammenbruch mit schwerer Depression. Dadurch bekam ich dann allerdings den Mut mich mittels Kontaktanzeigen den Frauen zu "nähern". Leider hab ich dann die dümmsten Fehler meines Lebens begangen. Wenn ich nur daran denke, bekomme ich die Krise. Kurz gesagt, der berühmte Funke sprang nicht über und ich hatte leider keine Geduld daran zu "arbeiten". Das ging über 10 Jahre so, dann hab ich aufgegeben, weil es "rausgeschmissenes" Geld war. Ich hab das hier nochmal geschrieben, damit Du es besser machst. Grundsätzlich möchte ich Dir sagen, dass es über Kontaktanzeigen funktionieren kann. Ich habs nur damals selbst vermasselt. Und jetzt ist es natürlich ungleich schwerer für mich. Ich versuche es zwar jetzt im Internet, aber nicht mehr so verbissen. Dabei sind schon einige sehr interessante Kontakte zustande gekommen. Erst heute wieder. Das macht richtig gute Laune.
Du hast mit deinen nicht mal 28 Jahren noch alle Möglichkeiten. Und wenn Du es locker angehst, dann schaffst Du es auch. Garantiert!

Um Deine andere Frage zu beantworten. Ich hab mich schon damals mit 30 Jahren, als mich die Depression wie ein Hammer traf, sofort meinen Freunden anvertraut. Leider konnte mir niemand wirklich helfen. Nun, erst jetzt hab ich vor mal einen Therapieversuch zu machen. Zwar haben alle, die ich hier im Forum mit diesem Problem "gesehen" hab, erfolglose Therapien hinter sich gebracht. Doch bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass dieses Forum ein sehr verzerrtes Bild der Wirklichkeit wiedergibt. Denn hier schreiben diejenigen, bei denen es eben nichts gebracht hat. Die anderen, bei denen es geklappt hat, die trifft man hier nunmal nicht.
Tom, Du hast noch genug Zeit und Du hast den Anfang gemacht. Und jetzt wünsche ich Dir, dass auch mal ForumsteilnehmerINNEN auf Deinen Beitrag eingehen.

Und viel Glück bei der "Suche"!!!

Data, schön Dich wieder hier zu lesen. Der Suchtcharakter des Forums ist nicht zu unterschätzen. Mich erwischt es auch immer wieder.

Viele Grüße an euch beide
Dietmar
nora
Beiträge: 110
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Es ist ein Junge! Und zwar ein depressiver!

Beitrag von nora »

Hallo Tom,

AB-Forum? Ich lach mich weg - da war ich auch mal eine Weile .
Bis zu meinem 37. Lebensjahr hatte ich nie eine Beziehung. Depressionen kannte ich schon lange, etwa 20 Jahre, allerdings konnte ich dem "Kind" den richtigen Namen erst geben, als es mich fast 'final' erwischt hat. Danach habe ich dann den Kampf aufgenommen, weil mir das, was man allgemein normales Leben nennt, bislang versagt war und mein Leben eben so nicht enden sollte.

Die Ursachen meines Leidens waren mir immer bewußt. Auch war mir immer bewußt, daß meine Denkweise und Handlungen sehr begrenzt sind, daß ihnen ein Muster zugrunde liegt, das ich schon in der Kindheit sehr früh gelernt habe.
Das zu wissen ist eines, "Alternativen" herauszufinden oder gar zu leben das andere.
Allein konnte ich das nicht, wie auch, wenn man nichts anderes kennt!

Hatte erst eine tiefenpsychologisch orientierte Gesprächstherapie begonnen, was mir ausgesprochen schlecht bekommen ist. Der Therapeut vermutete sogar M*ßbrauchserfahrung, weil ich ihm einige wohl einige Stichworte gegeben hatte. Aber das war mir glücklicherweise erspart geblieben. Jedenfalls in der Form, die er meinte. Mißbraucht wurde meine Kinderseele schon, aber wie gesagt nicht so und auch nicht böswillig oder mit Vorsatz. Es war viel simpler. Meine Eltern hatten schon ihr Bestes gegeben, aber ihre Möglichkeiten waren eben auch aufgrund ihrer eigenen Biografie begrenzt. Auch sie litten unter Depressionen, hatten große Schwierigkeiten mit ihren Lebenserfahrungen und den Erschwernissen des Lebens umzugehen.
Als Kind habe ich gelernt, daß mir Erfolg, brav und unauffällig zu sein, sich anzupassen und zurückzunehmen immerhin dazu führt, von den Eltern sowas wie Liebe - und später im Berufsleben Anerkennung bringt. Auch ein Liebesersatz. Und wenn man dann noch (leider) lernt, daß man nichts liebenswertes oder anziehendes hat, um von anderen einfach so akzeptiert zu werden, wie man ist, dann kann man unsichtbare Mauern aufbauen, die eben auch jeglichen Kontakt mit dem anderen Geschlecht verhindern.

Leider wußte ich aber gar nicht wirklich, wie ich bin. Die Bedürfnisse anderer zu erspüren war mir zur 2. Natur geworden, aber meine eigenen?

Meine zweiter Thera-versuch war dann eine Verhaltenstherapie. Volltreffer!
Wäre schön gewesen, vorher zu wissen, daß lebensgeschichtlich verursachte Depris - oder, wie die Arbeitsdiagnose dann bei mir hieß: Dysthymie - am besten durch diese Therapieform zu behandeln sind. Hätte mir viel Kraft erspart...

Habe mir dann auch ein Antidepressivum verschreiben lassen, womit ich meine Gedankenschleifen unterbrechen konnte. Erst damit konnte ich der Therapie richtig folgen und darin arbeiten.

Während der Therapie bin ich mehrfach an meine 'Grenzen' gekommen. Es gab einen Punkt, an dem ich mich lieber wieder in die Depris fallen lassen wollte, statt weiterzumachen. All das neue, das unbekannte Terrain, das im Ansatz neu entdeckte Leben machte mir unglaubliche Angst.
Meine bisherigen 'Überlebensmechanismen', die mir das Leben in den letzten langen Jahren zwar zur mittleren Hölle gemacht haben, mußte ich ja über Bord werfen. Und statt dessen?? Ich geriet ziemlich in schwimmen. Aber die Depression als Alternative?? *lach* Nicht wirklich .
Da mich meine Thera auf eine solche Phase vorbereitet hatte, war sie glücklicherweise heftig aber nur kurz *puh*.

Tja, was soll ich noch sagen? Ich bin mittlerweile immer noch nicht verheiratet *g*. Aber ABine bin ich auch nicht mehr.
Das Beziehungs"problem" hat sich auch in der Bedeutung verschoben.
Es geht nicht mehr um das: Was muß ich machen um...,
sondern das Leben und sich selbst zu entdecken, Erfahrungen vielfältiger Weise zu machen, eigene Befürfnisse zu entdecken, nach dem "ups, ich habe welche? Das darf ich?".
Ich lerne immernoch weiter. Mich selbst zu entwickeln, mich in Gruppen wahrzunehmen, sogenannte unangenehme Seiten zuzulassen etc. Die Arbeit endet nicht nach der Therapie.
Aber weißt du was? Das Leben ist herrlich .
Beziehungstechnisch habe ich sozusagen meine Pubertät nachgeholt *g*, glücklicherweise hat diese Phase nicht so lange gedauert wie die Pubertät selbst *lach*. Aber Spaß beiseite, zu erleben, daß jemand der so wenig perfekt ist wie ich auch begehrt wird, ist schon eine wichtige Erfahrung. Denn so "fehlerhaft" ich auch bin, ich habe mehr und mehr Zugang zu meiner ganzen Persönlichkeit und damit eben auch sowas wie Ausstrahlung auf andere. Und ich lasse die Wahrnehmung zu, daß mich da jemand mag. Ich bin auch nicht krampfhaft auf der Suche nach einem Gegenüber, es ergibt sich irgendwie. Wie letztens eben auch *lach*. Schon spannend das Leben .
Übrigens, neben den Freaks im AB-Forum gibt es da auch viele ganz liebe Menschen, einige habe ich persönlich kennengelernt. Aber des Pudels Kern liegt eben nicht im AB-Sein, sondern in den Ursachen dafür, richtig. Und die liegen eben nicht im "Männerüberschuß" oder "Alpha oder Omega Männchen bzw. Weibchen" oder oder oder. Die Ursachen liegen in uns und sind damit schwieriger zu bearbeiten. Aber es lohnt sich

Liebe Grüße
Nora
Antworten