Unsicher was ich tun soll....

Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Hallo

ich bin neu hier und möchte euch kurz den Verlauf meiner Krankheit erläutern, weil ich total durcheinander bin.

Ich bin weiblich, 32 Jahre, 4 Kinder, verheiratet im Ausland. Bin gerade bei meinen Eltern, da mein Mann auf Fortbildung ist und ich nicht allein bleiben konnte.

Habe schon seit ein paar Jahren immer wieder mal Angst beim Autofahren, mal mehr mal weniger schlimm, aber nie wirklich belastend.

Ende Januar 2018 hatte ich einen Abgang in der 10. Woche. Verlor viel Blut. Körperlich sehr schwach. Brauchte Eisentrasfusionen.

Anfang Februar erste Panikattacke (Herzinfarktgefühl). EKG und großes Blutbild ok. 1 Woche später nächste Panikattacke bei der alle Gliedmaßen kribbelten und taub wurden. CT vom Kopf wurde gemacht, Blutuntersuchung, Urin, Blutfluss, alles ok.

Dann konnte ich plötzlich nicht mehr essen. Ich hatte kein Hungergefühl, alles schmeckte trocken und wie Papier. Mein Hals war wie zugeschnürt. Konnte nicht schlucken. Magenspiegelung und Kotuntersuchung ohne Befund. Außerdem teilweise Unwirklichkeitsgefühle.

Dann war kurz die Mutter meines Mannes da. Die 2 Wochen ging es mir besser. Als sie ging verlor ich wieder jeglichen Appetit, war innerlich extrem unruhig. Der Arzt verschrieb mir Clonazepam 0,5 mg. Nahm 3 Wochen 1 bis 2 Stück am Tag. Dann musste ich aufhören weil die ja süchtig machen können.

Bekam Sertraline (Zoloft) 50 mg. Vertrug es nicht. Extreme Magenkrämpfe, Übelkeit, starke Unwirklichkeitsgefühle und so extreme innere Unruhe, dass ich fast aus dem Fenster sprang. Dazu hatte ich die Nächte jede Stunde eine Panikattacke. Nach 3 Tagen hörte ich auf. Zwei Tage später am Ostersonntag kam der Zusammenbruch, bei dem sie meine Angst in Depression wandelte. Ich kann das wirklich so sagen, denn die innere Unruhe wurde so stark, dass ich zum ersten Mal im Leben nur sterben wollte. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch und wollte in die Klinik. Mein Mann ließ mich nicht, blieb bei mir. Am nächsten Tag schlimmste Unruhe, wobei meine Beine zitterten. Fühlte mich kurz vor dem Zusammenklappen. Arzt gab mir Escitalopram 5 mg. Am 3. Tag der Einnahme plötzlich starke Suizidgedanken (sogar bis zum erweiterten Suizid) und dachte alles ist sinnlos und hoffnungslos. Hatte das vorher noch nie. Rief die Suizidhotline an und informierte meinen Mann und Freunde über meine Gedanken. Musste das Escitalopram sofort absetzen.

Nehme bis heute keine Medikamente. Bin seit 2 Wochen in tiefenpsychologischer Behandlung. Fange am Sa mit Yoga an.

Zustand wurde ganz langsam besser. Ich kann wieder Autofahren (mache kleine Schritte vorwärts) und unter tags etwas allein bleiben. Ich kann essen und schlafen. Ich unternehme täglich was mit den Kindern.

Aber gut gehts mir nicht. Frage mich nach dem Sinn. Frage mich ständig in Panik ob ich Spaß hab. Bin hoffnungslos.

Doch meint ihr es wird langsam besser? Bin ich zu ungeduldig?

Ich habe eher zuviel Antrieb. Muss ständig was machen. Meine Tiefs sind auch eher spät nachmittags.

Ist das überhaupt eine typische Depression? Soll ich nochmal Medikamente versuchen nach dem Horror mit den Medis?

Liebe Grüße
Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Was ich noch ergänzen wollte ist, dass ich mir überhaupt nicht mehr traue. Die Suizidgedanken haben mich dermaßen in meinem tiefsten Innerem verunsichert, dass ich Angst vor mir selbst und meinen Gedanken hatte. Ich habe Angst vor meinen Gefühlen und Gedanken.

Liebe Grüße
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Lillychen,

es ist schwer, aus der Entfernung zu urteilen. Die Genesung erfolgt sehr langsam und nicht gleichmäßig, sondern eher in Wellenlinien. Dem Auf folgt lange Zeit ein Ab.

Wenn der Zusammenbruch so heftig war, brauchst du viel Zeit, bis die Stabilität wieder komplett vorhanden ist. Definitiv wird dir das eher ein Therapeut sagen können. Bei deiner Schilderung stellt sich die Frage, ob eine Klinik/Tagesklinik/Reha angesagt wäre, um dir auf lange Sicht zu helfen. Dort lernst du, Überlastungen zu erkennen, Achtsamkeit und zwar in einer geschützten Umgebung, die es zulässt, alles andere mal aussen vor zu lassen.

Die Gedanken sind sehr erschreckend, weil man das Gefühl hat, nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein. Oft sind es Nebenwirkungen der Medikamente in der Anfangszeit. Beobachte dich, achte darauf, dass du nicht allein bist. Auf jeden Fall solltest du das mit der Therapeutin besprechen. Du hast die Situation letztes Mal ja gut gemeistert und konntest dir Hilfe holen. Das sollte dir Mut machen.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Peter1 »

Hallo Lillychen !
Du schreibst, das du bei einem Arzt warst. War das dein Hausarzt? Das Taubheitsgefühl in den Beinen, hört sich nach einer Poly Neuropathie an, aber ich bin kein Arzt, und empfehle dir, einen Neurologen aufzusuchen, am Besten einen, der gleichzeitig Psychiater ist. Er kann auch deine anderen Symptome beurteilen. Und was heißt, mein Mann liess mich nicht? Du bist für deine Kinder verantwortlich, und dem kannst du nur genügen, wenn du gesund bist. Mit solchen Gedanken gehörst du in eine Klinik.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Danke für eure schnellen Antworten.

Ja, ich war in den USA beim Allgemeinarzt.

Mein Mann wollte nicht, dass ich in die Klinik komme. Er hatte Angst davor, da er nicht wusste was dann mit mir passiert und meine Reise nach D zu meinen Eltern anstand und er dachte da würde ich ja immer unter Aufsicht sein .

Ich wäre aber trotzdem gegangen, wenn da nicht die Kinder wären. Die Kleinste stille ich auch noch.

Die Suzidhotline stufte mich als nicht akut gefãhrdet ein, da ich Angst hatte mir oder jemanden etwas anzutun (hatte Angst ein Messer zu halten, warf alle Pillen weg). Sie vermuten dabei eher Zwangsgedanken. Aber ich sollte nicht allein sein und alles "gefährliche" wegräumen. Zwangsgedanken wären zum Beispiel bei Post partum Depris häufig und ich hatte nach der Fehlgeburt ja auch einen Hormonsturz.

Beim Psychiater und Neurologen rufe ich am Montag an (wohnen auf den Land und der Arzt in unserem Landkreis ist im Urlaub).

Ich verstehe nur nicht warum sich meine Grundstimmung nicht wirklich bessert .

Liebe Grü@e
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo, sicherlich wirst du nicht umgehend einen Termin bekommen. Falls du eine Möglichkeit hast, in eine psychiatrische Klinik zu fahren ... versuche in der dortigen Institutsambulanz einen Termin zu bekommen. Das geht oft schneller.

Das Bessern der Grundstimmung ist oft keine Sache von Tagen sondern eher von Wochen oder gar Monaten. Ich will dich damit nicht erschrecken, aber man ist natürlich ungeduldig - es hilft zu wissen, dass es einfach längern dauern kann und die Psyche diese Erholungszeit einfach braucht.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Danke für deinen Vorschlag. Meine Psychologin ist auch Psychiaterin. Allerdings verscheibt die ungern Medis und nur im Notfall. Sie meinte letztes Mal,dass man mit mir arbeiten könnte und dass es mir mit Medis auch schlecht gehen würde, es würde mich dann nur nicht mehr interessieren. Das hat mich noch mehr verunsichert, da die Frau schon seit 40 Jahre praktiziert und auch schon in Kliniken gearbeitet hat. Allerdings hab ich das Gefühl, dass ich Medis die Unterstützung brauche.

Ich könnte auch zum Hausarzt gehen, aber da hab ich Angst, dass der Schuss mit den Medis wieder nach hinten los geht. Evtl ruf ich mal beim Krisendienst an, den es in Bayern ja gibt. Die können glaube ich auch Termine vermitteln. Sonst muss ich mal schauen wo die nächste Ambulanz ist.

Objektiv betrachtet geht es mir viel besser als noch vor 4 Wochen. Subjektiv betrachtet fühle ich mich kraftlos und möchte einfach weg von den schlechten Gefühlen.

Dazu der Druck, dass ich ab August wieder einsatzfähig sein muss. Da muss ich zurück. Denn mein Mann ist dann daheim, die Kinder müssen die Schule, keine Familie in der Nähe und die beiden besten Freundinnen auch vor ein paar Monaten verzogen. Dazu ein Mann der grad viel arbeiten muss und meine Verantwortung den Kindern und Hunden gegenüber. Außerdem ein Umzug , der im Nov ansteht....

Ziemlich viel Druck das alles....

Liebe Grüße und danke, dass ich mich hier mitteilen kann
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Bittchen »

Liebe Lillychen,

herzlich willkommen und einen guten Austausch hier.
Du hast ja schon Antworten von meinen Vorschreibern bekommen und ich glaube auch,hier bist du richtig.
Eine depressive Störung kann sich auch durch deine Schwangerschaft,Abgang langsam aufgebaut haben.
Sehr oft geht es den Betroffenen vorher schon nicht gut.
Da wird nicht darauf geachtet,immer weiter gemacht,auch mit der täglichen Überforderung.
Wenn du dir dann keine Ruhe gönnst und mit Hilfe von Fachbehandlern dagegen steuerst,
kommt es zu einem Zusammenbruch,wie du ihn gehabt hast.
Es gibt meist nicht nur eine Ursache und es ist auch ein Zeichen, Veränderungen in deinem Leben, mit Hilfe deiner Psychologin zu erarbeiten.
Aber auch die Instituts Ambulanz einer Psychiatrie ist da eine gute,erste Adresse.
Bei Selbstmordgedanken ist die Klinik sowieso der sicherste Ort.
In Bayern habe ich von sehr guten Krisenprogrammen gelesen.
Dir Druck zu machen,gesund werden zu müssen,wird nicht funktionieren.
Depressionen sind eine schwere und auch lebensgefährliche Krankheit,da brauchst du viel Zeit.
Medikamente können da unterstützen,aber du musst erst das richtige für dich finden.
Nebenwirkungen gibt es fast immer und es kann ein paar Wochen dauern bis sie wirken.
Oft werden die Nebenwirkungen nach ein eine angemessenen Zeit(Wochen) besser.
Nur du kannst für dich entscheiden welchen Weg du gehen willst und wie du wieder gesund werden willst.
Denn auch Medikamente heilen nicht,sie können aber eine Hilfe bei der Genesung sein.
Ganz wichtig ist der Faktor Zeit,keinen Druck und eine Psychotherapie machen,ist der richtige Weg.
Ich habe das Gefühl ,du weißt sehr viel über die Erkrankung,aber die Akzeptanz krank zu sein,fehlt dir noch.
Das ist aber die erste Voraussetzung,um was für dich was zu tun und in paar Gänge runter schalten zu können.
Keine Sorge ,dir wird es auch wieder besser gehen,keine Depression dauert ewig,aber du wirst jetzt besser auf dich achten müssen.
Hier kannst du viele Selbsthilfetipps lesen und auch dir deinen Kummer von der Seele schreiben . Es hilft sehr, sich hier von auch Betroffenen verstanden zu fühlen.
Trotz vieler Aufklärung, über die Störung Depression, herrscht in der Öffentlichkeit oft noch ein Stigma und es wird gerne nur hinter vorgehaltener Hand über Depressionen gesprochen(der oder die hat es an den Nerven,grrr).
Auch bei eine körperlichen Krankheit, versucht man mit den besten Behandlungen wieder gesund zu werden und gibt sich auch in erster Linie die Zeit dazu.
Das ist bei einer psychischen Störung nicht anders,denn das Krankheitsgefühl kann sehr einschränkend sein,wie du es selbst erlebt hast.
Mit vier Kindern gar nicht so einfach, immer sich selbst so wichtig zu nehmen.
Aber wenn du dich weiterhin überforderst wird es nicht besser werden.
Ich wünsche dir gute Besserung und gib nicht auf, dir auf immer wieder Dinge zu gönnen,die dir gut tun.
Yoga ist da ein sehr guter Anfang.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
ich kann mich Bittchen nur anschließen. Im August funktionieren zu müssen, ist unnötiger Druck, den du dir nicht machen solltest. Drei Monate ist - bei diesem Zusammenbruch - eine sehr kurze Zeit. Ich würde vielleicht schon einmal Möglichkeiten ausloten, wie du auch über den August hinaus eine Möglichkeit hast, in Ruhe und mit guter Betreuung gesund zu werden. Das mag jetzt unmöglich aussehen, aber wenn du dir vorstellst, du hättest eine (andere) schwere Krankheit mit Krankenhausaufenthalt und Reha ... das müsste ja auch gehen.

Leider ist bei psychischen Erkrankungen immer die Problematik, dass die Krankheit nicht offensichtlich ist. Erkrankt jemand an Krebs, hat einen schweren Unfall etc, ist sofort selbstverständlich, dass er länger ausfällt und nicht arbeiten kann. Jetzt ist die Psyche völlig am Ende ... und braucht ihre Zeit. Das ist nicht mehr oder weniger heftig wie eine andere Krankheit. Im Gegenteil, durch das Stigma werden die Betroffenen zusätzlich unter Druck gesetzt, sich zusammenzureißen. Man horcht ewig in sich hinein, ob es nicht vielleicht jetzt schon besser ist.
Das mag tageweise so sein, aber eben nicht kontinuierlich.

Weißt du, wenn du jetzt zu früh in die Belastung gehst, kann das schnell -noch heftiger- nach hinten losgehen. Wichtig ist, dass vor allem auch dein Mann das versteht.

Viele Psychiater sind inzwischen vorsichtig mit Medikamenten. Die Begeisterung, alles und jeden mit Medis zu kurieren, hat stark nachgelassen. Dennoch können sie in Ergänzung zur Therapie hilfreich und vor allem stabilisierend sein. Ich würde jedoch immer zum Psychiater gehen, niemals zum Hausarzt. Die haben in puncto Psychopharmaka oft nur rudimentäres Wissen, da ist eher der Fachmann angesagt.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Danke für eure lieben Antworten. Es tut so gut verstanden zu werden.

Ich hatte heute einen guten Tag und war lange mit den Kindern und einer Freundin im Schwimmbad. Trotzdem habe auch ich das Gefühl, dass die Heilung etwas länger braucht. Denn diese Verzweiflungsgefühle, die sich so allgemein aufs Leben beziehen und die ich nicht so richtig benennen kann (Stich in Bauchgegend und Gefühl der Verzweiflung) kommen doch noch manchmal hoch. Manchmal sehr wenig, wie heute, oft aber noch stark und viel. Mein Zustand ist nicht stabil. Wenn es z. B. morgens regnet breche ich wieder richtig ein.

Mein Mann gibt sich Mühe mich zu verstehen, aber natürlich ist das schwer.

Ja und hier bei meinen Eltern ist es auch nicht so wie ich es mir gewünscht hätte... meine Eltern sind halt schon älter und natürlich den Trubel mit 4 Kindern nicht mehr gewöhnt. Für die ist die wöchentliche Stunde bei der Psychologin und die Yogastunde schon mehr als genug. Mit Tagesklinik wie ich es anfangs noch gedacht hatte würde nicht klappen.

Ich kann es tatsächlich nicht verstehen was die Psyche anrichten kann und wie machtlos man seinen Gefühlen und Gedanken gegenüber sein kann. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so die Kontrolle verlieren kann. Hätte ich nie geglaubt wenn ich es selbst nicht erlebt hätte.

Ich hab aber wirklich meinen Körper auch völlig ignoriert. Selbst als ich wie abgestochen blutete (hatte den Abgang zu Hause über 4 Tage) und meine Beine mich nicht mehr halten konnten hab ich noch alles gemacht und bin rumgerannt (auch aus Angst). Dass ich dann letztendlich doch am Montag (Wochende wollte ich nicht ins KH) zum Arzt ging und dann alles plötzlich ganz schnell gehen musste mit Infusionen und dem Ganzen (extremer Blutverlust, Kreislauf sehr kritisch) war ein weiterer Schock. Es war lebensbedrohlich. Trotzdem wollte ich sobald ich daheim war normal weitermachen. Mit den Hunden laufen, mit den Kindern in den Zoo, Haushalt usw. Bloß nicht drüber nachdenken, nur nicht erholen

Meine Panikattacken waren ein Alarmzeichen und ich wollte die nur schnell loswerden , meine körperlichen Signale
ignoriert ich. Der absolute Zusammenbruch war eigentlich die logische Schlussfolgerung und hat mich so geschockt.

Aber es tut mir echt gut hier zu schreiben.

Liebe Grüße
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Lillychen,

hilft es dir, wenn ich dir schreibe, dass dein Verhalten vermutlich niemanden hier verwundern wird? Bloss nicht zur Ruhe kommen, weil es bedeutet, sich mit sich selber zu beschäftigen und dann unangenehme Gefühle hochkommen. Lieber weitermachen im gewohnten Trott, der so schön ablenkt.

Eigentlich ist es logisch, dass der Körper dann irgendwann selbstständig die Notbremse zieht.

Ja, die Stimmungen schwanken. Für mich ist es immer ein gutes Kontrollzeichen, wenn ich mich ruhig hinlege und den Gedanken ihren Lauf lasse. Kommt dann Unruhe, Angst, Nervosität? Oder bleibe ich ruhig und genieße die Auszeit?

Und ja - dieser Kontrollverlust ist furchtbar. Es ist ja wie ferngesteuert ... ich war damals völlig neben der Spur und überzeugt, das Richtige zu tun. Das negative Gefühl kann so stark, so allüberschattend sein ... und nein, das versteht niemand, der das nicht erlebt hat. Vielleicht kann dein Mann sich etwas ins Thema einlesen.

Ich würde dir gern den Rat geben, dich selber an die erste Stelle zu setzen. Du musst alles tun, um gesund zu werden - krank hilfst du weder dir noch deiner Familie. Und daher muss eigentlich für diese Zeit alles um deine Gesundung herumgebaut werden. Wenn die Tagesklinik dein Weg zur Gesundung ist, muss die Kinderbetreuung irgendwie organisiert werden. Du bist nicht die erste Mutter ... es gibt Unterstützung - nicht alles muss die Familie abfangen. DU musst nur mit dem Gefühl klarkommen, dass es auch ohne dich geht (für eine gewisse Zeit) - auch das ist nicht einfach.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Bittchen »

Liebe Lillychen,

ich kann mich nur Lavendels Worten anschließen !!!
Auch ich bin Mutter von drei Kindern ,jetzt schon erwachsen.
Aber die Diagnose wurde mit 36 Jahren gestellt,nach der fünften Schwangerschaft.
Das möchte ich jetzt nicht länger erklären,aber wenn ich mir damals mehr Zeit genommen hätte,gesund zu werden,würde ich vielleicht heute nicht hier schreiben.
Solltest du jetzt nicht die Notbremse ziehen und für dich und deine Gesundheit was tun,kann das schlimme Folgen haben.

Jetzt geht es nur um dich.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Ihr habt Recht. Ich glaube sogar der Zusammenbruch hätte verhindert werden können, wenn ich nur Hilfe gehabt hätte. Ich habe ja die Verzweiflung und Panik vor dem Alleinsein schon Wochen vorher gespürt. Nur ging es nicht anders (Mann musste arbeiten, keiner konnte kommen).

Jetzt muss es aber gehen. Irgendwie muss ich ausreichend Hilfe bekommen. Grad in den USA steht man da aber allein da. Haushaltshife oder Kinderbetreuung bekomm ich da nicht. Evtl kann man das ja privat organisieren und am Geld soll es nicht scheitern. Wir leben aber auch ziemlich doof in der Kaserne wo jeder einen Ausweis braucht um reinzukommen und Familie gibt es nicht in der Nähe.

In den USA gibt es so ein Angebot in einer Klinik, dass man 8 Wochen täglich von 6 bis 9 Uhr morgens in einer Klinik betreut wird. Ich muss mich da mal informieren ob das ab August was für mich wäre.

Ich möchte nicht stationär aufgenommen werden, aber Psychotherapie nur ein mal die Woche ist grad irgendwie zu wenig.

Ob ich Medis nehmen soll oder nicht ist die andere Frage. Haben die euch geholfen? Oder die Situation einfacher gemacht? Ich habe panische Angst dass davon alles wieder schlimmer werden würde.

Liebe Grüße
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Lillychen,

Medis können unterstützen, sie mildern die Schwankungen, geben dir wieder mehr Aktivität. Sie gehen aber nicht an die Ursache des Übels. Auf jeden Fall muss da ein fachkundiger Arzt involviert sein - bei mir macht das die Institutsambulanz. Nebenwirkungen haben alle Medikamente, die treten aber nicht zwangsläufig bei jedem auf. Gerade deshalb ist es wichtig, dass du einen Ansprechpartner hast. Ein Hausarzt ist da oft überfordert.

Wäre es eine Idee, in Deutschland zu bleiben, bis du wieder fit bist? (Man hört so vieles vom amerikanischen Gesundheitssystem ...) Und wäre eine Tagesklinik eine Möglichkeit? Ich fand stationär auch gruselig habe dazu aber keine eigenen Erfahrungswerte. Die Tagesklinik war für mich genau richtig - von 8 -16 Uhr und abends zu Hause, das war eine nette Kombi.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Hallo,

Danke. Ja, ich werde auf jeden Fall auch weiter zum Psychologen gehen. Das tut mir sehr gut.

Ja, das habe ich auch schon überlegt. Aber die beiden Älteren müssen zur Schule und ich vermisse meinen Mann sehr. Außerdem ist dieses beengte Zusammenleben mit meinen Eltern auch eher belastend

Wir sind beim Militär und da ist die Gesundheitsversorgung eigentlich recht gut, so ungefähr wie hier. Ich kann zum Therapeuthen und Psychiater (und das auch relative schnell).

Nur ist halt keine Familie in der Nähe und da muss ich mir was überlegen. Ich brauche eben weiterhin Unterstützung da ich mich allein nicht sicher fühle. Es geht dabei nicht mal um die Arbei sondern durch den Zusammenbruch hab ich kein Vertrauen mehr in mich. Ich hatte so beängstigende Gedanken (alles ist sinnlos, hoffnungslos usw).

Liebste Grüße
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
Du hast ja noch Zeit, Dich zu entscheiden und die Situation zu verändern ist sicher auch immer möglich. Mit Hilfe der psychologischen Betreuung wird es dir sicher gelingen, die für dich beste Lösung zu finden.

Ich brauchte auch jemanden in meiner Nähe - Alleinsein fiel mir aus den gleichen Gründen schwer, ich habe mir nicht mehr getraut, vor allem meinen Gefühlen nicht. Aber das hat sich gegeben, zuerst waren da nur Phasen der Normalität (abends), die ich genutzt habe, um wichtige Gespräche zu führen und auch um meine Gefühle zu hinterfragen. Leider war es dann am nächsten Morgen wieder mit Normalität vorbei. Man lernt, damit umzugehen, lernt sich dabei selber sehr gut kennen.

Liebe Gruesse Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Bittchen »

Liebe Lilly,

deine Gedanken wie es weiter gehen kann,hören sich sehr gut an.
Deine weiteren Ängste,hoffnungslos,nicht allein sein können usw,sind Symptome der Depression.
Wenn du in Behandlung bist,wirst du Linderung erfahren.
Aber gebe dir auch Zeit,die Erkrankung bedeutet auch an dich zu denken und dich nicht immer wieder zu überfordern.
Nehme so viel Hilfe an ,wie es nur geht,du brauchst ganz viel Entlastung.

Alles erdenklich Gute für dich und glaube mir bitte "Jede Depression geht vorbei."

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Hallo,

Ich muss auch sagen, dass mir die Therapie (hatte ja erst 3 Stunden) jetzt schon hilft. Am Anfang dachte ich trotz großer Sympathie meiner Psychologin gegenüber, dass die irgendwie einen an der Klatsche hat. Mit dem Gerede von der Heilung meines inneren Kindes und so (die meint ich hätte die Probleme von einem Trauma in der Kindheit). Aber als guter Patient versuchte ich mich drauf einzulassen. Beim Autofahren stelle ich mir z. B. jetzt vor mein verängstigtes inneres Kind ganz fest zu umarmen und siehe da, keine Panikattacke mehr. Fühl mich zwar jetzt als wäre ich etwas verrückt, wenn ich mit meinem inneren Kind kommuniziere. Aber wenn es hilft...

Liebe Grüße
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
das ging mir ebenso. Bei mir ist es kein Kind, ich habe da eine andere Vorstellung, aber sie bietet mir die Möglichkeit, zu meinem Inneren Kontakt aufzunehmen und zu schauen, was dort los ist. "Was brauchst du jetzt" ... oder "wie geht es dir in dieser Situation" hilft mir zum Beispiel, Überforderungen und Belastungen zu erkennen und darauf zu reagieren.

Die Öffnung zum Inneren habe ich aber erst in der Klinik hingekriegt. Es mag ein wenig verrückt klingen, aber ein Zusammenbruch erfolgt oft, weil man genau diese Stimme nicht mehr hört, sie ignoriert und immer im gleichen Trott weitermacht.

Wenn es dir hilft, bist du auf dem richtigen Weg.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Guten Morgen,

Ja, vor dem Zusammenbruch habe ich tatsächlich nur noch funktioniert. Es war ja niemand da und ich war körperlich und psychisch am Ende.

Ich weiß auch nicht wie und ob ich den Kindern von der Krankheit erzählen soll. Als gar nichts mehr ging haben mein Mann und ich den Kindern erzählt, dass es Mama nicht gut geht, weil sie krank ist, aber dass ich wieder gesund werde, es aber etwas dauern könnte und dass es, wenn Mama traurig ist nicht deren Schuld ist sondern die der Krankheit. Die Kinder waren damit zufrieden und verhalten sich normal. Ich mach ja auch noch alles mit ihnen. So komische Tipps, den Kindern zu erzählen, dass da ein Monster in Mama ist, dass alles grau macht für Mama fand ich furchtbar. Da wäre ich als Kind total traumatisiert gewesen. Allerdings fragt unsere 10 jährige schon manchmal nach und ehrlich gesagt übergehe ich ihre Fragen oft, weil ich irgendwie schon eine heile Welt vorspielen möchte....

Sonst ist meinen Eltern irgendwie der Ernst der Erkrankung nicht bewusst. Wenn ich sage, dass ich evtl doch in eine psychiatrische Ambulanz gehe, meinen die "Wieso denn? Jetzt weiß dich mal zusammen. Die gehts doch gut. Das war doch nur wegen dem Abgang. Du musst nach vorn schauen. Denk doch an die Kinder. Schau, unsere Nachbarin liegt seit 3 Monaten im Wachkoma. Das sind echte Probleme. Uns gings manchmal auch nicht gut. Solche Krisen hat man manchmal.... usw."

Mein Mann ist grad auf einer anspruchsvollen Fortbildung/Schule, die für seine berufliche Laufbahn wichtig ist. Da muss er sich drauf konzentrieren und deshalb will ich da auch nicht so rumjammern.

Also, mir hier die Gedanken von der Seele zu schreiben tut echt gut....

Liebe Grüße
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Bittchen »

Liebe Lilly,

die Reaktionen,die du gerade erlebst ,sind ganz typisch für Angehörige, die Vorurteile und kein Wissen über psychischen Krankheiten haben.
Das ist immer noch sehr weit verbreitet.
Das ist so falsch,aber trotz viel Aufklärung immer noch in den Köpfen der Menschen.
Zusammenreißen geht ja nicht,das hast du vorher getan und bist durch die Überforderung zusammen gebrochen.
Die Depression ist als Krankheit gesehen,ein Monster,was uns ergriffen hat und uns in allen Lebensbereichen hemmt.
Für Kinder nicht so nachvollziehbar und evtl.macht es auch Angst.
Es gibt ein Buch für Kinder ,aber auch für Erwachsene sehr hilfreich, um besser verstehen zu können,was Betroffene gerade durch machen das heißt: "Mein schwarzer Hund."
Körperliche Krankheiten können sehr schlimm und lebensgefährlich verlaufen,das tun aber depressive Störungen auch.
Wenn du nicht intensiv in Behandlung bleibst und in Ruhe gesund werden kannst,wirst du evtl.immer wieder einen Zusammenbruch erleiden und die Depression wird chronisch.
Du und auch deine Angehörigen sollten als erstes akzeptieren,dass du jetzt nicht belastbar bist und Zeit für dich brauchst.
Wie wäre es denn bei einer schweren körperlichen Krankheit,die auch jeden treffen kann ?
Würden sie dir auch den Rat geben ,dich zusammen zu reißen und auf ein anderes, evtl.noch schwereres Leid hinweisen?
Sehr bizarr diese Vorstellung,aber das machen deine Eltern gerade.
Denke an dich,du bist jetzt wichtig und willst wieder gesund werden.
Das ist möglich,aber es kann ein längerer Weg sein mit viel Rücksicht auf dich selbst.
Mit einer Therapie wirst du lernen können wie es geht, wieder ein gutes Leben führen zu können.
Aber so einen Zusammenbruch auf die leichte Schulter nehmen oder gar ignorieren,das geht nicht.
Das sollte auch dein Mann wissen und akzeptieren,denn auch von ihm brauchst du Unterstützung.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Peter1 »

Hallo Lillychen !
Lustiger Name, Hast du dir schon einmal überlegt, ob du nicht wieder Kind sein möchtest, das von der Mutter getröstet wird, wenn es traurig ist?
Mir kommkt dieser Gedanke immer wieder in den Sinn, wenn mich die schwarze Dame wieder einmal besucht. Für einen Mann, der so alt ist wie ich, eigentlich, meiner erziehung nach ein vollkommen "blöder" Gedanke. Doch fühlte ich mich, wenn meine Mami mich früher auf ihren Schoß setzte, und ganz fest an sich drückte, weil ich ohne ersichtlchen Grund weinte, immer so geborgen und geliebt, das die Tränen sofort versiegten. Wenn mein Erzeuger das sah, gab es immer wieder Streit zwischen meinen Eltern, aber Mami, die sich sonst nie gegen ihren Mann durchsetzen konnte, kämpfte mit Worten für ihren kleinen Prinz, wie eine Löwin. Du weisst vermutlich, was eine Löwin tut, wenn jemand ihre Jungen angreift, sie kämpft bis zum Tod. Wie gerne wäre ich doch wieder ein kleines Kind.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Ja, das ist ja auch die Theorie meiner Psychologin, dass in jedem von uns ein Kind wohnt. Und wenn die Grundbedürfnisse früher mal nicht erfüllt würden (Sicherheit, Schutz, Geborgenheit usw) macht sich das später bemerkbar.

Aber mal eine andere Frage. Wie merke ich denn ob ich mich wieder etwas fordern kann? Also ganz aus dem Alltag raus ist ja schwierig. Und mir geht es ja tendenziell besser, wobei ich mich sehr "wackelig" fühle. Also so als könnte es leicht kippen. Ich habe wieder mehr "gute" Momente und dann plötzlich überrollt mich die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.

Auch mit dem akzeptieren tu ich mich schwer. Ich möchte diese Gefühle ja nicht und versuche die durch gute auszutauschen, was ja auch gewissenermaßen ein ankämpfen ist. Aber ich muss doch auch gegen diese Krankheit kämpfen, oder? Denn sonst gebe ich ja auf und das wäre ja nicht der Sinn.

Oder verstehe ich das falsch?

Meine Therpeutin meinte es gebe drei Schritte: Awareness (also ich bemerke etwas läuft falsch), Acceptance (Akzeptnanz) und Action (also Schritte einleiten). Jetzt weiß ich ja ich bin krank. Also nehme ich den Kampf auf. Ich finde es schwierig da durchzublicken....

Liebe Grüsse
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Lillychen,

ich kann das buch "der schwarze Hund" auch empfehlen, das ist recht kindgerecht erklärt und wird häufig empfohlen. Ich habe es in der Klinik mal durchgeschaut und fand es sehr passend.

Eltern ... kommen mit der Diagnose schlicht nicht klar. Ist so. Das ist eine Generation, die kein Versagen kannte, "geht nicht gibt es nicht" "du musst da durch" ... eine sehr harte und wenig selbstschätzende Einstellung. Ich rede inzwischen sehr viel mit meiner Mutter darüber und erkenne, wie unterschiedlich auch die Erziehungsmethoden waren/sind. Spannend dazu sind übrigens die Bücher von Sabine Bode (Kriegsenkel). Ich habe da viel wieder gefunden und es erklärt auch das Eltern/Kind-Verhältnis in vielen Bereichen.
Das Krankheitsbild der Depression ist ja noch nicht sooo alt, "so ein neumodischer Kram, wir mussten da durch und wir leben auch noch" ... ich kenne diese Sprüche. Vergleiche mit dem Schicksal anderer sind überhaupt nicht zielführend, im Gegenteil. Jeder hat seine Stärken und Schwächen und siegt oder versagt in bestimmten Bereichen. Leider können Eltern wenig Verständnis dafür aufbringen und da hilft tatsächlich nur permanente Kommunikation.

Fordern ... das kommt darauf an, wie stark du in die Belastung gehen willst. Auf jeden Fall musst du deine Ansprüche herunterschrauben. Wenn du mal einkaufen gehst, war das eine gute Leistung für einen Tag, selbst wenn du das früher "nebenbei" gemacht hast. Du bist krank ... wie nach einer Erkältung, wo du auch langsam wieder anfängst. Nur ist es hier noch viiiiiel langsamer. Dann werden wieder Tage kommen ,an denen nichts, aber auch gar nichts geht. Das ist kein Rückfall, das ist auch keine Verschlechterung, das ist die Wellenlinie. Ich stelle mir das so vor ... im Hintergrund, gar nicht bewusst wahrnehmbar, heilt die Psyche ganz langsam, nachdem ihre Bedürfnisse lange unterdrückt wurden. Dieser Prozess erfordert ganz viel Kraft, die dir in deiner täglichen Leistungsfähigkeit fehlt. Manchmal werden -unbewusst- schwierigere Heilungsprozesse durchlaufen, die dich dann wieder in die Untätigkeit werfen, dir Angst machen und schlechte Gefühle. Mit dieser Vorstellung komme ich gut klar.
Also Aktivität ... nach Gespür. Wenn dir danach ist, etwas zu tun, steh auf und mach was.

Das Blöde an der Akzeptanz ist, dass sie nicht nur ovm Kopf her sondern auch im Unterbewusstsein ankommen muss. Kopf geht einfach ... Gefühl folgt immer dem Kopf, aber bisweilen mit immenser Verzögerung.

Kurz: du brauchst noch Zeit. Du gibst ja nicht auf, aber kämpfen heisst nicht, Zähne zusammenbeißen und durch. Sondern bedächtig, im Zusammenspiel mit der Therapeutin. Die können das oft sehr gut einschätzen. Besser als du selbst, das Kämpfen liegt den meisten Depressiven im Blut, das kommt von selber.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Lillychen
Beiträge: 25
Registriert: 28. Mai 2018, 08:23

Re: Unsicher was ich tun soll....

Beitrag von Lillychen »

Hallo,

Bei mir ist das Problem, dass ich ständig was tun muss. Morgens einkaufen und zum Arzt,dann Schwimmbad mit allen Kindern und dann noch zum Sport fühlt sich für mich gut an.

Sobald ich mal einen halben Tag nichts machen, falls ich in das Loch. Ich habe keine innere Ruhe uns kann weder still sitzen noch mich hinlegen. Ich bin direkt innerlich getrieben. Muss ständig was machen, bring aber kaum was fertig. Mein Hirn ist ständig schon mit dem Nächsten beschäftigt und so kann ich kaum geniessen. Das ist doch ungewöhnlich bei Depressionen, oder?

War heute bei der Yogastunde. Das war richtig toll.

Liebe Grüsse
Antworten