Die Sache mit dem Sinn ...

ben1
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von ben1 »

Hallo an alle

und Danke für so viele wertvolle und wichtige Gedanken!

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Beschreiben konnte, was ich wirklich zu meinen Glaube, nämlich

a) Das es ein Sinn leichter macht, zu leben (einfach, weil der viel Energie frei setzt) und
b) Das es unsere AUFGABE ist, uns so einen Sinn zu finden oder zu gründen.

Und da kann man Ruck-Zuck resignieren (denn die Frage, was für einen Sinn "Das Leben an sich hat", wird wohl nicht beantwortet werden können - zumindest nicht auf einer befriedigenden Weise (Fortpflanzung? "Lebe den Tag"?) Wer mit solchen Sinnen gut leben kann, Hut ab.

Für alle anderen habe ich versucht zu beschreiben, wie es gehen KÖNNTE, mehr Sinn ins Leben zu bringen - und zwar AKTIV und raus aus der Opferrolle. Sich die Instinkte wieder zurückerobern (Danke an Nitroglycerin) kann da ein Schritt sein - oder sich die Freiheit und Frechheit nehmen, sich immer wieder mal ein wenig neu zu erfinden.

Und noch ein banales Beispiel - der Fußballfan ist nicht von Geburt an Fan, er hat sich diesen Sinn selber in sein Leben geholt - und der gibt ihm eine Menge! Es kann nicht der Sinn des Lebens "an sich" sein, Fußballfan zu werden, aber für einige passt das in gewissen Lebensabschnitten ganz ausgezeichnet. Vielleicht stehen wir uns da durch eigene Anspruchshaltung auch ein wenig im Weg ("Wenn ich den Sinn des Lebens schon finde, das muss das was ganz besonderes sein. Unter Mutter Theresa oder Dalai Lama tret ich da gar nicht an") - vielleicht darfs auch mal ein paar Nummern kleiner sein.

Und ergänzend zu nitroglycerins letztem Posting - Danke für die klare Unterscheidung - ich kann mir aber durchaus vorstellen, das eine nicht-angegangene Lebens- oder Sinnkrise in eine richtige Depression führen kann - das also das eine durchaus eine Vorstufe zum anderen bilden kann. Darum meine flammende Rede zum Sinn!

Beste Grüße

Ben
Simone80
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Simone80 »

Hallo an alle,

diese Diskussion über den Sinn erinnert mich wieder mal an ein Gespräch, das ich vor vielen Jahren in einer Supervision mit Mitstudenten/-innen geführt habe. Unsere Supervisorin fragte uns, was unsere persönliche Motivation sei, besagten Beruf zu erlernen. In unserer Arbeit hilft man anderen Menschen, bekommt aber nicht unbedingt immer ein Dankeschön dafür. Eine antwortete, ihre Motivation sei ein Lächeln, daraufhin antwortete ein anderer entrüstet: " Also ein Lächeln reicht mir nicht". Ein Anderer sagte, ein Spaziergang im Mondschein, wiederum eine Andere konnte keine Antwort finden. Meine Antwort war "Natur". Ich musste in Laufe meines Lebens oft an dieses Gespräch zurückdenken. Denn ich erkenne immer wieder, dass ich schwierige Zeiten oft mit Hilfe besagter Antwort besser überstehe. Also raus gehen in die Natur oder schöne Naturbilder ansehen. Und dann denke ich wieder, was wohl aus dem Mann geworden ist, dem das Lächeln nicht genug war und ob die andere Mitstudentin wohl später noch eine Antwort gefunden hat. Die Natur ist vielleicht nicht der Sinn meines Lebens, aber sie hilft mir über Sinnkrisen hinweg und auch jetzt, während der Depression, gibt sie mir Kraft. Vielleicht liegt es daran, dass die Natur immer da sein wird, auch wenn der Mensch sie verwüstet, sie schlägt zurück, Leben gibt es überall, auch unter widrigsten Bedingungen. Diese Idee von Erneuerung und Fortbestehen macht mir Mut. Schliesslich sind wir auch aus der Natur entsprungen und ein Teil von ihr, in uns liegt also das gleiche Potential.

Danke Ben, dass Du diese Diskussion angestossen hat. Ich finde alle Antworten sehr hilfreich da es mir auch zeigt, dass ich mit meinen Gedanken nicht alleine bin und es wirklich auch noch andere Menschen gibt als mich, die auf der Suche nach Menschlichkeit sind.

LG Simone
Columbia
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Columbia »

Was ist der Sinn des Lebens?
Wir sind alle einmalig und auf diese Frage gibt es wahrscheinlich so viele Antworten wie es Menschen gibt. Für mich besteht der Sinn des Lebens darin, ein glückliches Leben zu führen.
Was aber ist Glück? Auch darauf wird es unzählige Antworten geben. Das größte Glück ist es vielleicht, der sein zu wollen, der man ist - trotz aller widriger Lebensumstände, die jeden einmal/mehrmals im Leben treffen können.
Wir sind aber auch soziale Wesen. Es ist daher unsere Aufgabe, auch in anderen ihre Einmaligkeit zu erkennen und uns um ein gutes Zusammenleben zu bemühen. Wenn einem dies gelingt, ist schon viel getan und der Sinn ergibt sich von alleine.

LG
Columbia (Angehörige)
Peter1
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Peter1 »

Hallo Columbia !
Vielen Dank für deine weisen Worte.
Nur einen Satz möchte ich kritisieren. Für mich wäre es das größte Glück, wenn ich der sein könnte, der ich sein möchte. Einmal wieder den ganzen Tag rational denken und handeln zu können. Ohne Traurigkeit, Minderwertigkeitsgefühle und unbegründeter Ängste. Vermutlich wäre ich dann Glücklich.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Columbia
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Columbia »

Hallo Peter,

ich kann Deine Wünsche gut nachvollziehen und als Angehörige (selbst nicht Betroffene) kann ich wahrscheinlich nicht im Geringsten erahnen, was ein Mensch während einer schweren Depression durchmacht.

Du schreibst, dass Du an Ängsten leidest, vermutlich auch an irrationalen. Das kennen teilweise auch gesunde Menschen und im Großen und Ganzen halte ich mich für gesund. Es ist (vielleicht) die Angst nicht zu genügen, andere zu enttäuschen, sich zu blamieren, nicht geliebt zu werden, verlassen zu werden ... die Angst vor dem, was kommen mag. Angst an sich ist meines Erachtens aber nichts Verkehrtes, ein Warnsignal. Hätten wir nie Angst, würden wir ständig unsere Grenzen überschreiten und uns selbst gefährden. Wenn ich Angst vor etwas habe, frage ich mich daher, woher diese Angst kommt. Ist sie begründet oder nicht? Was könnte im schlimmsten Fall geschehen, wenn ich mich einer Situation, die mich ängstigt, stelle? Was würde ich machen, wenn der schlimmste Fall tatsächlich eintritt? Welche (langfristigen) Konsequenzen hat mein eigenes Handeln? Das heißt: Ich befrage die Angst, wodurch sie ihren Schrecken verliert, sie wird dann zu einem Helfer, vor dem man keine Angst haben muss. Vielleicht machst Du das ja auch.

Wenn es uns nicht gut geht, sind wir oft dazu geneigt, uns mit anderen zu vergleichen. Wir glauben dann, dass X oder Y einfach mehr Glück hat, mutiger, gelassener, fröhlicher oder sonst irgendetwas ist. Allerdings sehen wir immer nur einen Ausschnitt aus dem tatsächlichen Leben der anderen, oft wissen wir nicht, welche schwierige Lebensgeschichte sich in den anderen verbirgt. Nicht jeder kann sich leicht öffnen. Ich selbst würde also nicht gerne mit anderen tauschen wollen. Dann hätte ich zwar meine eigenen Sorgen nicht mehr, aber dafür die der anderen.

Das Glück liegt vielleicht im Augenblick und nicht in der Zukunft.

LG Columbia
anna54
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
nur der Mensch fragt nach dem Sinn und bringt sich um den Verstand.
Aus der Sicht des Lebens,einfach des Lebens macht das keinen Sinn.
Kein Tier,keine Pflanze,die einfach vergeht,weil ein Gewittersturm sie umreißt,hat je nach Sinn gefragt.
Welchen Sinn macht es,sich einen Garten anzulegen,wenn die Pflanzen eingehen oder gefressen werden.
Den Sinn gebe ich den Dingen,weil sie dann kostbar werden.
Wenn ich in der Natur die Kraft der Naturgesetze aber auch deren Schönheit und Beständigkeit erlebe,dann werden meine Fragen nach Sinn und Hintergrund unwichtig und klein.
Staunen und Erleben werden wichtiger und einfach sein----
Verloren geht das in der Depression und auch schon in der Zeit davor.
Sinn und das Überwinden der Sinnlosigkeit hat mir die Natur geschenkt,die ersten Gänge wieder raus,wurden belohnt mit dem Finden von wilden Hornveilchen,die waren einfach da und winkten mir zu.
Da macht es Sinn,sich mit Hornveilchen zu umgeben,sie wachsen einfach weiter und breiten sich aus,um mir zuzuwinken,wenn ich in der Hast um Pflichten und Verantwortungen mal wieder mich selbst zu vergessen drohe.

Wünschen würde ich mir oft die Möglichkeit,in einem schönen Kreis den Sinn der Lebens zu ergründen,in tiefen Gesprächen,mit Menschen,die das auch suchen oder schon gefunden haben.
Aber so funktioniert mein Leben nicht,es macht keinen Sinn dem nachzutrauern,der Sinn ist in den Dingen selbst und da ist die Natur in ihrer Vielfalt einfach der beste Lehrmeister.

Im Moment haben die letzten Dinge am Ende eines langen Lebens meines Vaters einfach die tiefste Sinnhaftigkeit.
Ich transportiere meine Gefühle,ja auch Verluste--- in Kleinigkeiten,die den tristen Alltag der Klinik aufbrechen.
anna54
Cinderella12
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Cinderella12 »

Hallo ihr lieben,

habe lange nichts mehr geschrieben. da ich mich ehrlich gesagt, nicht mehr so Recht mit euren Antworten identifizieren kann.

Ich schreib nur meine Meinung, diese kann, muss aber nicht stimmen!

Ich finde es falsch die Schuld an anderen/anderes zu suchen-wenn mir die anderen doch nur Zeit genug geben würden, wenn die Depression nicht dazwischen funken würde... Klar, ist das einfach, aber man selbst steht sich auch genug im Weg und entwickelt eine Art Betriebsblindheit sich selbst gegenüber.

Was findet ihr an Traditionen so wahnsinnig toll? Wieso soll ich nach etwas festgefahrenem Leben, dass für mich nicht (mehr) passt, muss ich mich da echt rein pressen lassen und mit der Masse ziehen, oder darf ich mir meinen eigenen Weg suchen und meine Individualität entfalten. Wer den Fußstapfen anderer folgt, kommt maximal dahin, wo andere schon waren!

Und ob Kinder kriegen jetzt der Sinn ist... Das ist ja nur Kinder ins Leben schicken, aber was ist mit dem Leben selbst und was ist mit Menschen, die unfruchtbar sind, wird denen der Lebenssin vorenthalten?

Wozu soll ich mich auf ein Minimum reduzieren? Ich bin auch nicht der Typ, der in einer Villa leben muss und ein Privatjet braucht, aber wenn ich arm bin, kann ich damit der Welt auch nicht weiterhelfen. Habe ich wenigstens etwas zur Verfügung, kann ich hier und da Leute zum essen einladen, Klamotten und Geld spenden, davon finde ich hat man selbst und die Welt schon sehr viel mehr Nutzen. Ich hab jedenfalls noch kein HartzIVler getroffen, der mit seiner Lage glücklich war, der kann nicht mehr groß helfen, als mit Zeit und Herz/Mitgefühl spenden.

Und für einen übergeordneten Sinn müsste man wissen, ob es nicht doch ein Leben nach dem Tod gibt. Das konnte bis her auch noch niemand widerlegen.

Es ist schwer, sich da zu einigen und ich würde sagen, da soll doch jeder seinen eigen Sinn für sich finden, ganz individuell.

Ich weiß nicht, was er ist. In meinem Leben ging es bisher hauptsächlich-und das ist sicher nicht überdramatisiert- ums überleben- der Krankheit (nicht die Depris) und dem Elternhaus wegen, aber ich glaube kaum, dass das ein Sinn ist, mehr ein durchkämpfen. Spontan würde ich als Sinn nur eines wollen- glücklich sein. Dann sind alle Bedürfnisse erfüllt. Die Menschen um mich herum und ich selbst. Aber dazwischen steht das Ego und das Mangelbewusstsein, dass soviel auslöst und das alles noch zu einem wohl langen Weg zum Happy end macht.

lg Cinderella
Peter1
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Peter1 »

Hallo Cinderella !
Gibs ihnen.
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Cinderella12
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Cinderella12 »

So war das gar nicht gemeint, hab nur meine Ansicht dazu geschrieben!
Christiane1
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Christiane1 »

Hallo,

bei mir ist diese Frage nach dem Sinn des Lebens keine Frage mehr, sondern mehr der Wunsch des Menschen dieses verflixte Bewusstsein zu verstehen, das wir haben.
Meistens frage ich mich aber selber nach dem Sinn meines Lebens, wenn es in mir besonders tief dunkelt und ich wieder mal leide und nicht mehr mag. Wenn es mir gutgeht, frage ich mich das nicht, dann lebe ich gern.

Ich habe noch nie einen glücklichen Menschen getroffen, der nach dem Sinn des Lebens fragte, was mich im Umkehrschluss dazu bringt zu sagen, dass man im Leid nach dem Sinn suchen muss.
Das ist auch eine Form des Überlebens und vielleicht auch so eine Art gedankliche Bestätigung, dass man noch da ist und denken und fühlen kann.

Keine Meinung muss stimmen, das ist für mich das Tolle daran.

LG Christiane
Bittchen
Beiträge: 5430
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Bittchen »

Liebe Cinderella,

deine Zeilen finde ich ganz wichtig.
Jeder findet immer nur seinen ganz eigenen Sinn in seinem Leben.
Es immer der eigene,individuelle Weg,die Veränderung und auch Erneuerung gehören dazu.
Alles hat seine Berechtigung,auch die Traditionen.
Oft ist es nur das Überleben,aber auch das macht Sinn.
Für mich gibt es keine Sinnlosigkeit,"Der Weg ist das Ziel"und der macht immer Sinn.

Ich habe auch schon glückliche Harz IV ler getroffen,die haben für ihre pazifistischen Ansichten gekämpft und war mit dem zufrieden was sie hatten.
Vielleicht haben sie mehr Sinnvolles bewirkt wie ich ?

Es ist keine Schande arm zu sein,aber es ist auch nicht tragisch wohlhabend zu sein.
Das kann auch viele Vorteile haben.
Vor längerer Zeit habe ich geschrieben,"Ich weine lieber im Porsche wie im Polo,"so ist es.
Ich kann mich hier mit jeder Antwort identifizieren,aber du wirfst auch die Behauptung auf,wann du glücklich sein würdest ?
Wann sind wirklich alle Bedürfnisse erfüllt ?
Bestimmt gibt es da auch ganz viele Antworten,denn das ist auch sehr individuell.
Wenn ich kurz vorm Verdursten bin ,macht mich ein Glas Wasser sehr glücklich.
Wer an das Leben nach dem Tod glaubt, fühlt sich getröstet,auch das hat einen Sinn und kann mich in den letzten Stunden sogar glücklich machen.
Auch habe ich schon sehr viel Menschen mit schweren Krankheiten und Behinderungen kennen gelernt,sie waren nicht immer unglücklich.
Oft haben gerade diese Menschen mich beschämt mit ihrer Lebensfreude,sie haben ihren ganz eigenen Sinn in ihrem Leben gefunden.
Trotzdem will ich ihr Leid nicht verharmlosen,aber wir durften sehr viel zusammen lachen und das macht wieder viel Sinn.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
ben1
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von ben1 »

Hallo Ihr SInnsucherinnen und -sucher

Meine Frage war nicht (obwohl die Antworten sehr spannend sind) ob es einen Sinn überhaupt gibt oder nicht und/oder ob dieser Sinn nicht für jeden anders ist zu unterschiedlichen Zeiten (alles richtig, alles wichtig) - meine Frage war

Können oder besser müssen wir uns selber in Sinnzusammenhänge stellen, um unser Leben lebenswert zu machen? Ist das ein aktiver Prozess, der als Aufgabe von uns angegangen werden muss?

Und ich Versuchs wieder mit einem Bild, weil ich damit häufig mehr ausdrücken kann als mit bloßen Worten. Ich war jahrelang in der Jugendarbeit tätig und eine meiner liebsten Übungen war "Immer anders, immer Neu", eine Methode, um Kreativität und Zusammenarbeit zu schulen. Die Jugendlichen kriegten in Kleingruppen einfach verschiedene Materialen z.B. - einen Würfel, 5 Blatt Papier, eine Schere, Buntstifte, Kleber, Karton, 10 Knöpfe und 20 Moderationskarten. Und nun war die Aufgabe, daraus innerhalb ein paar Stunden ein Würfelspiel zu entwickeln. Da liegen also etliche Fragmente, die zueinander in Beziehung zu stellen sind, es sind Regeln zu entwickeln, Ziele festzulegen, Hierarchien usw. usf.

Könnte nicht auch uns das Leben (wir hatten davon gesprochen, das Tradition und Religion uns nicht mehr das stabile Korsett früherer Generationen geben) vor genau diese Aufgabe stellen? Und sind wir nicht da - genau da - heillos überfordert, da uns zu beginn des Lebens der Weg sehr eng vorgezeichnet wird, und wir dann plötzlich nur noch mit unseren Materialien dastehen, diese aber nicht mehr in SINNVOLLE (da ist es wieder) Ordnung bringen können?

Die Materialien sind nach wie vor da - es ist an uns, die Spielregeln neu zu erfinden, neue Ziele und Strategien zu entwickeln usw. usf.

Ich hoffe, der eine oder die andere kann meinen Gedanken folgen.

Beste Grüße

Ben
malu60
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von malu60 »

Ja,Cinderella,eigentlich ist es "Philosophie",wenn wir hier dem Sinn nachspüren.
Auch ist es "graue Theorie".ich liebe auch meine "wilden Hornveilchen,die mich zum Wachsen und blühen nicht brauchen,doch einen prächtigen Rosenstamm,zur Zeit wäre es eine Malerrose,um die 40Euro hätt ich nochviel lieber.Es wäre aber auch nicht mein "Lebenssinn",die zu hegen und zu pflegen..........wäre ich ein Tennis-Ass,wäre auch das vielleicht eine Professur,oder ein Job,mein
Lebenssinn.......wäre traurig,wenn der so an "Dingen"festgemacht wäre.....

Ja,Mutter bin ich auch und da weiß ich,dass mich das Jahre erfüllt hat,es ist aber fatal,da den
Sinn drin zu sehen,Kinder in die Welt zu setzen......das kann total nach hinten losgehen,die gehen
nämlich bei guten Eltern Ihren eigenen Weg.......das ist wie "Alles im Leben eine selbstgestellte Aufgabe/Wunsch/Berufung/Hobby auf Zeit.

Mit Vielem Kann man seine Zeit füllen,dies zu werten wäre vermessen.Sinn und Unsinn liegt im Auge des Betrachters.........Unsinn,kommt mir grad so,kann viel Spaß machen,stellt mal so
Einiges auf den Kopf........Sinn ist so "schwer,wichtig,wertvoll
.........Unsinn ist so "leicht,verspielt,verrückt,ungewöhnlich,auch fröhlich.auf jedenfall absichtslos.......am glücklichsten sind wir im "Flow",wenn wir uns selbst vergessen.
So wie Kinder spielen,ganz im hier und jetzt.......ob die auch "Sinnhaftigkeit dabei spüren,
oder sich einfach einlassen,vertrauen,spielen und glücklich sind!?

"Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder........,also ich glaub ich versuche es mal leichter zu nehmen,"mein Leben".Der Sinn wird sich in der Rückschau zeigen,oder eben auch nicht.Malu
Leben ist mehr
Cinderella12
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Cinderella12 »

@Bittchen,

wahrscheinlich bin ich da wirklich zu sehr vom Elternhaus geprägt. Da zählt Arbeit und Geld. Krankheit kann man nicht gebrauchen, dass ist Zeitverschwendung und arm ist auch eine andere Welt. Trotzdem weiß ich, dass mehr als das Materielle zum Glücklichsein gehört. Grade weil wir Kinder mit Geld ruhig gestellt worden sind und die Arbeit immer wichtiger war, als wir... Und wirklich happy nach den meisten Shoppingdays bin ich auch nicht.

Wann ich glücklich bin?

Wenn die Grundbedürfnisse befriedigt sind, wobei da bei mir auch fließend Wasser und Strom dazugehört. Wenn sich die elendige Krankheit, die mich überhaupt erst zu den Depris gebracht hat, verzieht, sprich gesund bin. Wenn es meiner, Familie, Freunde usw. gut geht.
Genügend "echte" soziale Kontakte habe, also Leute, die sich nicht irgendwann doch als falsch und hinterhältig herausstellen. Wenn ich in der Selbstliebe bin, natürlich die Sache mit dem Wohlstand, wenn ich alles habe, was ich brauche, plus noch was, um sich das Leben etwas zu verschönern und sonst? Wunschlos glücklich für´s erste. :D

Von Menschen, die vom Hals abwärts gelähmt und trotzdem zufrieden mit dem Leben sind, kann man sich wirklich eine Scheibe abschneiden. Da wird man tatsächlich etwas beschämt.

@Ben,

selten bleibt es innerhalb eines Threads beim Thema. Das ist doch das spannende daran, wohin es führt. Lass dich doch darauf ein.

Wieso muss das denn eine Aufgabe sein, die angegangen werden muss? Man kann es machen, oder auch nicht.

@Malu,

das hast du schön geschrieben und der Spruch mit den Kindern, ja so sollte man öfter mal sein, sonst kommt man nicht ins Himmelreich oder wie ging das weiter? Das war wohl mit dem Wesenkern begründet. Frei, ungezwungen etc.

lg Cinderella
ben1
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von ben1 »

Hallo Cinderella

Du hast Recht. Ein Thread verläuft oft anders, als gestartet - das ist völlig ok. Und es gibt hier viele Interessante und gute Rückmeldungen - ich will das gar nicht kleinreden

Ich denke nur (und da sind wir nicht einer Meinung), das diese Aufgabe, sich den Sinn selbst zu machen, elementar in unserer Gesellschaft ist - weil ich mir (und das ist nur meine Meinung) ein Leben ohne Sinn nicht vorstellen kann. Wenn das für manche eine Option ist (man lese nur die Existenzialisten), gilt das natürlich nicht.

Und mein Anliegen war nur, diese (meiner Meinung nach) wichtige Unterscheidung zu machen - es geht nicht darum, ob es den Lebenssinn an sich gibt - es geht darum, ob ich für mich heute, in der kleinsten Situation oder in meinem Lebensabschnitt, einen Sinn für mich generieren kann oder dem Leben zumindest einen Sinn abringen kann. Ich bin also nicht passives Opfer der Umstände, sondern ich bin Akteur und habe diese Rolle für mich anzunehmen, wenn ich einen Sinn sehen oder für mich gründen will. Denn das Sinn das beste Antidepressivum ist, davon bin ich felsenfest überzeugt!

"Ich suche nicht, ich finde" (Pablo Picasso)

Beste Grüße
Ben
Cinderella12
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Cinderella12 »

Lieber Ben,

was willst du denn, fragen, oder dass wir dir einfach nur zustimmen?

Vielleicht kriegst du hier keine Antwort darauf, weil wir es selbst nicht wissen/beantworten können.

Sonst bin ich auch eher dafür, der Hauptdarsteller zu sein, statt das Requisite am Rande oder ein Opfer. In letztere Rolle fällt man viel zu oft, obwohl man trotzdem noch was bewegen kann.

lg Cinderella
Luna1966
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Luna1966 »

Ein herzliches Hallo ins Forum,

einige erinnern sich sicherlich noch an mich. Vor einigen Jahren stürzte ich nach einer Lebenskrise in die Depression. In den folgenden Jahren konnte ich es nicht verhindern, dass mich kleinste Krisen immer wieder in depressive Phasen abrutschen ließen.

Ich probierte viel - gesunde Ernährung,Sport, Austausch ... Nichts konnte mich vor weiteren Abstürzen bewahren.
Vor 1,5 Jahren begann ich eine 2xwöchentliche Therapie, die ich auch in diesem JAHR noch weiter beanspruche.

Ich habe erkannt, dass mich meine damalige Lebenskrise auch des Sinnes meines Lebens beraubt hatte. Die Frage:"Was soll ich denn noch hier" habe ich oft als Begleitumstand meiner depressiven Gedanken gewertet und einfach hingenommen.

Mittlerweile denke ich, dass der fehlende Sinn und damit eben auch die fehlende Freude und Zufriedenheit in meinem Leben damit zu tun hatte, dass ich immer wieder abgerutscht bin. Ja, es gab Schicksalsschläge und die wollten betrauert werden und brauchten ihre Zeit.

Aber dann kam die Zeit, mich wieder neu zu erfinden. Ich musste neue Ziele finden, Prioritäten neu vergeben (andere stehen jetzt nicht mehr an erster Stelle), meine Arbeit sollte keine Bürde mehr sein, sondern wenigstens zu einer zufriedenstellenden Notwendigkeit werden und ich brauchte etwas, was mir wieder Freude in meinen Alltag brachte.

Die Bausteine für ein zufriedeneres Leben lege ich individuell für mich fest. Mittlerweile bin ich Single, nur noch für mich und für meine Bedürfnisse zuständig. Egozentrische Mutter und besitzergreidende, boshafte Schwester gehören der Vergangenheit an, mit meinem ehemaligen Lebensgefährten verbindet mich eine Freundschaft, mehr nicht, meine Kinder leben sehr selbstständig auch ohne meine Hilfe und ich habe erstmalig Zeit in meinem Leben, mich nur noch um mich zu kümmern.

Glücklich bin ich, wenn ich mich mit Rucksack bewaffnet auf meine Wanderungen durch's Land begebe, denn ich darf dann nur für mich sein, ohne Anforderungen und Ansprüche anderer. Viele nette Leute und nette Gespräche begegnen mir auf meinem Wanderungen aber wenn ich weiterziehen will, dann ziehe ich weiter. So primitiv es sich auch anhört - alleine der Luxus, das essen zu können was nur ich essen möchte, zu einem Zeitpunkt, wenn nur ich hungrig bin, macht mich jedes Mal aufs Neue glücklich. Ich "darf" nur für mich und "muss" nicht, weil ich für das Wohl eines anderen dasein muss. Das Korsett meiner auferlegten Rolle als hingebungsvolle, aufopfernde Tochter, Schwester, Ehefrau oder auch Mutter habe ich abgelegt.

Ich bin noch lange nicht angekommen aber immerhin seit langer Zeit trotz Krisen und Anforderungen im Leben frei von Depressionen.

Der Sinn meines Lebens ist deshalb ein ganz individuelles Dasein, dass mir Zufriedenheit und Glück beschert.

Herzliche Grüße
Luna1966
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Bittchen »

Liebe Luna,

schön wieder Mal von dir zu Lesen.
Auch dass du die Depression durch Veränderungen in deinem Leben und mit der Hilfe von Therapie besiegt zu haben scheinst,gibt mir sehr viel Hoffnung.
Deine Antwort ist so einfach und wir kennen sie alle und doch ist es so schwer diesen, deinen Weg zu gehen.
Die Depression raubt uns den Sinn und auch die Lust zu leben.
Aber wir können was daran ändern.
Du hast für dich den richtigen Sinn entdeckt, der ist und bleibt bei jedem anders und das ist auch gut so.
Auch ändert sich der "Sinn des Lebens" in jeder Lebensphase.
Immer wieder ist estwas anderes sinnvoll oder schreibe ich lieber für mich wichtig?
Ja liebe Malu,es ist Philosophie und da gibt es ganz viele Antworten.

Jetzt sehe ich eine Sinn darin, dass unser Heim wieder hergestellt wird.
Auch gut frühstücken ergibt einen Sinn,denn ich will gut in den Tag starten.
Das wünsche ich Euch auch.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Bittchen »

Lieber Ben,

vielleicht ist deine Frage zu kompliziert für mich,aber ich finde sie ist immer wieder sehr interessant beantwortet worden.
Sich aus den Vorgaben und Korsett der Kindheit,durch die Erziehung der Eltern zu befreien, gehört auch dazu ein sinnvolles Leben führen zu dürfen.
Um konventionelle Zwänge ablegen zu können,da bin ich immer Akteur,sonst gibt es keine Veränderung.
Will ich das aber so ganz und geht das überhaupt ?
Ich habe mich schon sehr früh gegen mein Elternhaus aufgelehnt und mich gegen Zwänge gewehrt.
Ob das immer so sinnvoll war möchte ich bezweifeln.
Obwohl ich nicht sagen kann,dass ich eine schlechte Kindheit hatte, im herkömmlichen Sinne.
So ganz befreit bin ich bestimmt nicht,will ich auch nicht.
Für mich kann ich sagen,manches war es auch Wert übernommen zu werden.
Aber bedeutet das jetzt einen Sinn geben?
Verstehe ich nicht so ganz.
Den letzten Satz verstehe ich aber gut,ein sinnloses Leben macht depressiv,aber will uns nicht gerade das die Depression einreden ?
Das ist das Gefährliche an der depressiven Störung, uns unrealistische Gedanken in den Kopf zu pflanzen.
Dagegen was zu tun,das macht sehr viel Sinn.
Führt jeder Mensch der alt oder krank ist und nicht mehr Akteur sein kann ein sinnloses Leben ?
Da kommt die Ethik ins Spiel,ich glaube ich habe mir jetzt genug Gedanken gemacht.

Aber danke Ben,deine Frage hat mich dazu angeregt über meinen Sinn im Leben nachzudenken.
Ja,im Moment sehe ich einen Sinn darin weiter leben zu wollen und wünsche mir so sehr,dass mir die Depressionen nicht wieder einreden will :"Das doch alles keinen Sinn hat."

Herzliche Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Katerle
Beiträge: 11265
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Katerle »

ben1 hat geschrieben:Hallo an alle

und Danke für so viele wertvolle und wichtige Gedanken!

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Beschreiben konnte, was ich wirklich zu meinen Glaube, nämlich

a) Das es ein Sinn leichter macht, zu leben (einfach, weil der viel Energie frei setzt) und
b) Das es unsere AUFGABE ist, uns so einen Sinn zu finden oder zu gründen.

Und da kann man Ruck-Zuck resignieren (denn die Frage, was für einen Sinn "Das Leben an sich hat", wird wohl nicht beantwortet werden können - zumindest nicht auf einer befriedigenden Weise (Fortpflanzung? "Lebe den Tag"?) Wer mit solchen Sinnen gut leben kann, Hut ab.

Für alle anderen habe ich versucht zu beschreiben, wie es gehen KÖNNTE, mehr Sinn ins Leben zu bringen - und zwar AKTIV und raus aus der Opferrolle. Sich die Instinkte wieder zurückerobern (Danke an Nitroglycerin) kann da ein Schritt sein - oder sich die Freiheit und Frechheit nehmen, sich immer wieder mal ein wenig neu zu erfinden.

Und noch ein banales Beispiel - der Fußballfan ist nicht von Geburt an Fan, er hat sich diesen Sinn selber in sein Leben geholt - und der gibt ihm eine Menge! Es kann nicht der Sinn des Lebens "an sich" sein, Fußballfan zu werden, aber für einige passt das in gewissen Lebensabschnitten ganz ausgezeichnet. Vielleicht stehen wir uns da durch eigene Anspruchshaltung auch ein wenig im Weg ("Wenn ich den Sinn des Lebens schon finde, das muss das was ganz besonderes sein. Unter Mutter Theresa oder Dalai Lama tret ich da gar nicht an") - vielleicht darfs auch mal ein paar Nummern kleiner sein.

Und ergänzend zu nitroglycerins letztem Posting - Danke für die klare Unterscheidung - ich kann mir aber durchaus vorstellen, das eine nicht-angegangene Lebens- oder Sinnkrise in eine richtige Depression führen kann - das also das eine durchaus eine Vorstufe zum anderen bilden kann. Darum meine flammende Rede zum Sinn!

Beste Grüße

Ben
Das sind in meinen Augen ganz interessante Gedanken, lieber Ben. Für mich ergibt es z.B. jeden Tag aufs Neue einen Sinn, Autogenes Training zu machen oder für andere ab und zu kleine Geschenke zu basteln, weil damit werde ich auch mit einem Gefühl von Freude belohnt, für andere was Gutes getan zu haben. Oder wenn ich z. B. was für meine Kinder tun kann, auch wenns nicht viel ist. Oder wenn ich ab und zu auf der Arbeit von meiner S. für ein paar Stunden bin, mit Jugendlichen aus sozial schwachen Familien kreativ was mache. Das gibt mir einfach auch ein Gefühl, noch gebraucht zu werden. Oder wenn ich meinem Enkel ein kleines Lied auf dem Keyboard vorspiele. Oder wenn ich täglich aufs Neue hier ins Forum schaue, freue ich mich.
Oder wenn ich lese oder schreibe oder schwimme, um einiges zu nennen. Meine Kinder wohnen ja nicht mehr zu Hause und da ergibt sich für mich jeden Tag ein neuer Sinn. Sicher, es gibt auch Tage, an denen es mir nicht so gut geht, aber dann kommen ja gottseidank wieder bessere Tage und ich freue mich jeden Tag, das Beste draus gemacht zu haben.

Liebe Grüße
Katerle
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von malu60 »

Hallo Zusammen,
durch die Depression liest sich auch manches wie "Beschäftigungsprogramme,oder wie bei mir "Strukturplan meiner Ergotherapeutin".Von daher ist ein Depressionsforum eben auch nicht
ein "Philosophie-Zirkel".Hier geht es darum,sich kleine Ziele zu setzen,Gewohnheiten einzuüben,die die Gesundheit erhalten und fördern.Dann versuchen auch Manche den Sinn eben nicht darin zu sehen,sich für "Andere"aufzuopfern,mit Arbeit zu überlasten.........

Depressive kommen meist aus der "fleißigen,perfektionistischen Ecke,opfern sich auf für Alles
was Sinn macht.........schauen nur nicht auf sich,gönnen sich weder Ruhe,noch Gutes.

Da ist es ganz schwer auch mal zu erkennen,es macht Sinn auf mich zu achten,mich um mich
selbst zu kümmern.....und das muss man dann manchmal richtig von der Picke lernen , üben......
Ist ein gesundes Bauchgefühl gewonnen,ist schnell wieder "Sinnsuche"am Start,denn
Menschen sind glücklich,wenn sie in Beziehung zu Ihren <Familien/Freunden/Nachbarn/Tieren
sind.Hier finden sich auch jenseits der Arbeit mannigfache "sinnvolle Aufgaben".

Frührente,Armut gibt uns oft Zeit en mass,die wir füllen müssen,ja und dürfen,auch ein Luxus!!!

Aktivität ist das Schönste,wenn sich nach einer depressiven Episode ein Plausch mit der
Nachbarin machen läßt,wenn ich für Jemanden ein Paket annehmen kann,eine Karte schreibe,
Blumen pflücke........wieder in meinem Umfeld mit wachen Augen bin.......ergibt sich immer
Etwas,was ich verfolgen kann.......".mein FairTradeLaden Ehrenamt" (Im 4.Jahr) ist sowas,aber auch ein Patenkind,oder Jemand schreibt Gedichte oder Geschichten,die ihn und Andere berühren.Es gibt wirklich soviel,wo ein Mensch Mensch sein kann,es kommt auf die Gesinnung an

Hier im Depressionsthread wird der "Sinn"manchmal ganz klein.Wenn er wieder gespürt wird,
der Regen,der Wind,die Sonne.......Geschnittenes Gras wieder bewußt zu riechen hat mich mal
so glücklich gemacht und mir gezeigt: Du lebst wieder,es ist wunderbar einfach,wieder dabei zu sein mit" allen Sinnen".......das mir erhalten,gerne zu leben,hat für mich schon "SinnStatus"

In diesem Sinne lese ich hier alles,was praktikabel ist und alles,was mich klein macht oder
too mutch ist lass ich links liegen.....ich möchte gerne gesund bleiben,dass ist das Sinnvollste.

Wäre ich in einer Depression,würde mir so ein Thread nicht gut tun,liebe Grüße malu
Leben ist mehr
Kenny
Beiträge: 324
Registriert: 3. Sep 2017, 16:37

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Kenny »

Das Leben hat keinen Sinn, das Leben IST Sinn.

L.G. Kenny
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Luna1966 »

Liebe Bittchen.

Herzlichen Dank für deine lieben Worte. Schön, deinen Namen zu lesen.

Meine Depression habe ich wohl eher nicht überstanden, sonst würde ich keine weiteren 80 Sitzungen Therapie bedürfen. Insgesamt glaube ich auch, dass an Depression Erkrankte NIEMALS wieder ganz frei von Depressionen sein werden. Wohl aber frei von depressiven Episoden.
Ich habe für mich zumindest einen Weg gefunden, der MICH (und das ist wirklich auf meine Biographie begrenzt) auf einen guten Weg gebracht hat.

@all
Wenn es jemanden wieder gut geht, macht es andere Betroffene nicht klein. Es macht aber auch mir kein schlechtes Gewissen mehr, warum es gerade mir jetzt gut geht. Ich habe es mir genauso verdient, wie ich es anderen von Herzen wünschen würde.

Der Sinn des LEBENS oder besser das Zusammenspiel zwischen einem erkannten Sinn im Leben und der Erkrankung Depression scheint so vielfältig zu sein, dass er offensichtlich schwer benannt werden kann.
Ansonsten gäbe es wohl nicht so viele unterschiedliche Antworten auf diese Frage. Sehr spannendes Thema.

Viele Grüße ins Forums

Luna
Christiane1
Beiträge: 583
Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Christiane1 »

Ich möchte auf etwas zurückkommen, das Ben eingangs gefragt hatte.

"Kann es sein, das wir - je nach Lebensabschnitt oder Alter - uns immer mal wieder neue Sinne suchen müssen, weil die alten Sinne einfach nicht mehr greifen - wir aber (und ich schließe mich da mit ein) zu viel Angst haben, zu bequem sind, zu wenig Energie haben, zu hohe Erwartungen an uns selbst oder das leben haben, "einfach" wieder neu aufzubrechen und uns wieder selbst zu (er)finden?"

Ja, nah dran und hundertmal beantwortet, aber nie gelöst.

Wenn ich grob gesagt bis 49 leide und mit 50 die Chance bekomme mein Leben aufzuklären, mich so aufzustellen, als würde ich nochmal neu geboren, dann mache ich das. Verstehen und selber entscheiden, was man mit diesem Verstehen nun macht und dann wieder leiden, durchgehen und bei allem handlungsfähig zu sein, ist ein schwer zu erreichender
Zustand. Ich habe gerne die Wahl, und da sie mir früher immer genommen wurde, ist der Sinn meines Lebens eigentlich schon immer vorgezeichnet gewesen. Das mag ich aber und es ist mein roter Faden, mein Sinn sozusagen.

Ich mag aber auch gerne mal Precht hören oder andere kluge Menschen hier und da, meist sind es ja Männer, die lebenswichtige Fragen stellen, aber da frage ich mich als Frau immer, muss der nicht auch mal auf die Toilette? Und wer macht seine Wäsche und das Essen, wenn er durchgeschwitzt vom Denken und mit Hunger nachhause kommt? Auch Einstein musste mal kacken, aber sicher nie selber das Klo putzen.

Deshalb mag ich den Kinofilm "Hidden Figures" so gern. Mit Witz und alltäglicher Nahbarkeit erzählt er die Geschichte von drei afroamerikanischen Mathematikerinnen, die die Flugbahnen für den ersten Flug eines Menschen in das Weltall entwickelten.

Einen schönen Sonntag euch allen,

LG Christiane
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Bittchen »

Herrlich Christiane ,ich habe herzhaft gelacht.
Schönen Sonntag und liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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