Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Lore
woher die Kraft kommt,ich glaube in solchen Zeiten ist immer diese Kraft da.
Schwierig wird die Zeit,wo dann diese Anstrengung wegfällt,wo dann ein Loch entsteht,in das man dann wieder fallen könnte.
Ich kann besser aktiv sein,als daneben stehen und nichts tun.
Nur kann ich abends oft nicht mehr,ich fahre auch oft aus der Klinik weg und bin völlig erschlagen,weil ich das Gefühl habe, nichts wird gut.
Aber gestern hatte ich so eine nette Begegnung auf der Station,das hat mich schier umgehauen.
Eine Nonne,Krankenschwester,kam auf mich zu und begrüßte mich,wünschte mir frohe Pfingsten,erzählte mir von ihrer Erfahrung mit Schlaganfallpatienten und berichtete,wie der Tag mit meinem Vater war.
Das war so gut,das war so notwendig,dass endlich jemand mich mal "sieht",mich nicht als störender Angehöriger "abfertigt".
Man bekam immer nur Standartantworten,wurde offen angelogen und abgewiesen.
Es gab ja schon ein Gespräch mit dem Chefarzt,morgen spreche ich mit der Pflegeleitung.
Da will genau das Haus sich nur ins rechte Licht rücken,das kenne ich nur zu gut,aber wenn es meinem Vater hilft,mache ich das auch noch.

Heute hole ich meine kranke Schwester zu mir,meinen Hund hab ich gestern Stunden gesucht,endlich gefunden,jetzt kann ich ihn wieder nicht ableinen.
Ich hab nur Baustellen und nichts ist siche,alles schwankt aber ich packe es an.
Dass ich nicht ausgeliefet bin,das gibt Kraft,ich spüre meine Selbstwirksamkeit noch und einen gesunden Trotz,der sagt,ich werde es schaffen,egal wie,ich werde nicht aufgeben.

Mein Ziel ist es,diese Zeit mit meinem Vater zu nutzen,jeder Tag kann der letzte sein.
Ich hab mich durch viele Ausbildungen und durch mein Ehrenamt auf diese Zeit vorbereitet,ich gehe da ganz bewußt diese Wege.

Meine Kraft einzuteilen,das ist schwierig,wenn dann noch andere Probleme mich ausbremsen,dann spüre ich Grenzen,absolute Grenzen.
Hier kochen die Emotionen hoch,ein altes Pferd muss eingeschläfert werden,das werde ich morgen zu leisten haben,dabei zu sein und allen das Gefühl zu geben,es ist richtig so,wir müssen so handeln,wir können keinen Tag mehr warten.
Auch das habe ich schon oft gemacht,das ist kein wirkliches Problem,eher hab ich große Sorgen um meinen alten Hund,er spürt,dass ich unsicher bin,und er läuft mir wieder weg.
Das kann ich wegen der Hauptstraße nicht mehr verantworten,muss ihn wieder anleinen und ewig anbinden.
Das war so schön,als er plötzlich allein hier seiner Wege ging und allein zurück kam.
Er ist über 14Jahre alt und seine Zeit läuft ab,der Tumor ist entfernt,ich hab keinen Befund wollen.
Der Hund ist so wichtig für mich,ich hab den ersten Hund 18Jahre gehabt,er war immer an meiner Seite und mein jetziger Hund kam aus dem Tierschutz,er kannte nichts und hat ewig gebraucht bis er Vertauen aufbauen konnte.
Es nützt mir nichts,ich bin verantwortlich,wenn er vor ein Auto läuft oder einen Radfahrer gefährdet.
Das ist so schade,weil ich 10Jahre ihn nur an der Leine hatte und er dann plötzlich an meiner Seite blieb.
Jetzt zeigt er mir,das etwas nicht in Ordnung ist-----es ist auch nicht in Ordnung,mein Leben ist im Moment aus den Fugen geraten.
Meine Freundin,die ic ewig nicht sehen konnte,hat vor Jahren in 6Wochen Vater,Mutter und Schwiegermutter verloren,auf meine Frage: wie hast du das ausgehalten,sagte sie mir,sie habe nicht auf ihr Gefühl gehört,die Mutter zu besuchen,sie habe sich ablenken lassen und die Mutter ist genau an diesem Tag gestorben,das hat sie erschüttert und da hardert sie mit sich.

Das ist mein Anspruch,dass ich auf mein Gefühl höre,und mein Gespür ist wieder da,endlich fühle ich wieder,was ich fühlen will.Unruhe,wenn handeln notwendig wird und Atem holen,wenn Zeit dazu ist.
Wie heute endlich einmal Zeit zu schreiben,wenn einmal jemand da ist,und wenn er nur die Spülmaschine ausräumt,meine Familie ist irgendwie "verloren" gegangen,nein so ist es nicht,sie gehen ihrer Wege und machen das was jeden Tag hier notwenig ist,anpacken,arbeiten und 40Tiere versorgen und jedem gerecht zu werden,so gut es eben geht.

So gut es eben geht.
anna54
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

"Wie kann ein Mensch das ertragen?"
Das fällt mir ein,wenn ich bei dir lese und du hier deine Gedanken mit uns teilst.
Das bringt etwas Erleichterung, sich selbst zu sortieren und nieder zu schreiben.
Meine Eltern habe auch bei ihrem Sterben begleitet,meine letzte Berufstätigkeit als Altenpflegerin hat mir da sehr geholfen.
Sie waren bis zuletzt zu Hause,dass habe ich ihnen möglich gemacht.
Bei den eigenen Eltern ist es noch Mal ganz anders und doch,ich hatte die Kraft.
Meine Eltern sind damals innerhalb von 3 Monaten gestorben ,das war hart.
Aber ich habe es nie bereut,es war für mich ganz wichtig ,auch weil ich immer weit weg war.
Darunter haben sie sehr gelitten,aber wie es darauf ankam ,da war ich da.
Da denke ich an deine Freundin,sie darf nicht mit sich hardern.
Ihre Mutter konnte los lassen,aber erst als die Tochter nicht da war.
Das habe ich im Pflegeheim oft so erlebt.
Den Kindern hat das dann sehr zu schaffen gemacht,ist aber grundlos.
Der Abschied war viel früher.
Wenn ich dich lese und auch was du wieder meisterst ,dann schöpfe ich auch für mich daraus Kraft
So viel was du schreibst habe ich auch schon Mal bewältigt,selbst unsere geliebte Kira haben wir letztes Jahr über die Regenbogenbrücke begleitet.
Es tut immer noch weh und ich vermisse sie.
Du schaffst auch diese Herausforderungen wieder!!!
Suche dir immer wieder deine Inseln,auch hier schreiben ist eine Insel.
Alles erdenklich Gute für dich und du bist für mich immer wieder so ein großes Vorbild.
Allerdings gestehe ich mir zu ,so viel nicht mehr bewältigen zu können.
Älter werden hat sehr viel mit Verlust zu tun.
Wir verlieren Eltern ,Geschwister,Haustiere ,Freunde ,Gesundheit und auch der Verlust der Kraft muss akzeptiert werden.
Da fällt mir das Buch ein"Alt werden ist nichts für Feigling",so ist es.
Lasse dich bitte herzlich umarmen.
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Peter1 »

Hallo Bittchen !
Du schreibst, das man im Alter seine Kraft verliert. Wenn ich morgens aufwache, tut mir jedes mal ein anderer Knochen weh. Aber ich freue mich darüber, denn es zeigt mir, das ich noch lebe. Wenn ich dann zum Fenster hinaus schaue, und die Sonne lacht mir entgegen, weiß ich, es wird ein schöner Tag, wenn nicht das kleine, grüne Männchen wieder randaliert, und mich traurig macht. In den letzten Tagen habe ich langsam, ganz langsam begonnen zu lernen, ihn zu ignorieren. Den Tag über erscheint er so 5 bis 6 mal, aber ich kann ihn mittlerweile durch positives Denken vertreiben.
Die "Anfälle" dauern meist nur zwei, drei Minuten, sonst habe ich ausser dem üblichen Morgentief Ruhe vor ihm. Ich hoffe, das es so bleibt, oder ich ihn ganz vertreiben kann. Aber wird mir dann nicht etwas fehlen? So langsam habe ich mich an seine Existenz gewöhnt, und ich breche nicht gerne mit alten Gewohnheiten.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
wohin geht die reise
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
du gehst wirklich gut mit deinen Baustellen um, irgendwie habe ich ein Bild vor
Augen, dass du so mittendrin bist und den Überblick über das Ganze behältst.
Ich wünsche dir, dass du dir zwischendurch doch ein paar Auszeiten gönnen kannst,
und ich wünsche dir, dass du NICHT in ein Loch fällst.
lore
malu60
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von malu60 »

Hallo Anna,
Hut ab,vor soviel Power.Wenn Deine Familie einen Alltag mit 40Pferden bewältigt,
dann läuft bei Euch alles auf einem sehr hohen Level.
Ich fühle mich recht klein,wenn ich von all den Leistungen auf Deinen Baustellen lese.
Mag sein,dass Manche viel leisten können und auch wollen.
Mir sind kleine Schritte lieber und weniger ist oft mehr.Gebraucht werden ist ein gutes Gefühl,
sich selbst achtsam im Blick behalten ist bei Depressiven aber das 1.Gebot.

Hier zu schreiben tut Dir gut,das ist wichtig,doch in depressiven Zeiten und auch heute
denke ich oft,wie ist es Menschen möglich,warum tut sie sich das alles an.
Ein Fulltimejob könnte nicht härter sein.Du wirst Deine Gründe haben,immer so leistungsstark
sein zu müssen.Wünsche Dir immer eine Begegnung,wie die mit der Nonne,damit Du gesehen
und gewürdigt wirst,auch wenn es mir Angst macht,diese Leistungen an den Tag zu legen,läßt es
Manchen sich mehr als klein fühlen.....dies ist aber nun grad mal mein Problem....l.G.malu
Leben ist mehr
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Malu,

deine Antwort an Anna ist auch für mich sehr hilfreich.
Du rückst die Umstände und die latente Überforderung wieder ins richtige Licht.
"Ich bin nicht für die ganze Welt verantwortlich,aber für mich."
Wenn ich in so schwierigen Situationen bin,gehe ich auch oft über meine Grenzen.
Menschen die uns Nahe stehen und krank sind,evtl.auch noch auf dem letzten Weg zu begleiten,
ist immer eine ganz große Belastung für Körper und Seele.
Da will ich nicht verschweigen,dass ich nach der Pflege meiner Eltern zusammen gebrochen und in der Akutklinik gelandet bin.
Aber was hätte ich anders machen sollen?
Ich war das einzige Kind,auch wenn nicht immer alles gut war,standen mir meine Eltern sehr Nahe und ich konnte ihnen nur immer wieder auch dankbar sein.
Auch wollte ich was zurück geben,das hatten sie so verdient.
Zweit totkranke Menschen ihrem Schicksal überlassen und nur hin und wieder zu besuchen war mir mit meiner Biographie nicht möglich.
Sehr schwierig da abzuwägen,was ist richtig, was kann ich noch ohne mir selbst zu schaden noch stemmen.
Aber ja,in erster Linie kann jeder auch für sich selber nur ganz viel Hilfe einfordern.
Kleine Schritte machen, immer wieder.
Das bringst du wieder richtig auf den Punkt.
Anna hat ja schon viel Hilfe organisiert,wenn man in dieser Tretmühle steckt,will man nur noch funktionieren und denkt nicht daran ,was später sein könnte.
Aber es kann ganz schnell nach hinten los gehen, wenn man nicht bedenkt ,durch die Depression doch eingeschränkt zu sein.
Den guten Mittelweg zu finden ist oft nicht einfach.
Danke,dass du auch mich daran erinnerst hast.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Malu,liebes Bittchen
es gibt Zeiten,da bin ich nur in meinem Schlafzimmer,habe nur ein T-shirt und gehe gerade die Schritte bis zur Toilette.
Nicht vorstellbar,zu duschen,die Haare zu waschen,Kleidung zu finden und ein Frühstück hinzubekommen.
Aber das sind wenige Zeiten,ich kämpfe mich da wieder raus und habe hier einen Schonraum,wann immer ich mir den selbst gebe.
Die anderen leben ihr Leben und lassen mich möglichst in Ruhe,wenn ich Glück habe.
Da ist die Depression so mächtig und auch so zwingend,dass es nur in kleinsten Schritten wieder weiter gehen kann.
Das ist der größte Fortschritt,wenn ich mein Tempo finde und bei mir selbst ein Gefühl wiederfinde,auch wenn das nur Schmerz ist.

Aber jetzt hab ich eine sehr aktive Zeit,ich hab es mir nicht aussuchen können.
Meine Eltern sind 93 und92Jahre alt.
Da kann jeder Tag der letzte sein.
Ich hab viele Jahre diese Zeit gefürchtet und die Depression hat mir oft vorgelogen,ich hätte dann keine Kraft dazu.
Jetzt habe ich die Kraft,jeden Tag wieder neu----ich verstehe es selbst nicht.
Ähnlich wie die Zeit mit den Geburten meiner Kinder,die mußte ich viel zu viel leisten,weil ich ein Schreibaby hatte.
Sicher bin ich gewarnt,sicher wird da ein großes Loch kommen,aber das macht mir keine Angst.

Meine Sicherheit ist der Kontakt zu verschiedenen Fachleute,die mir die Möglichkeit zu Gespächen geben,ich bin da nicht allein.
Auch hab ich wieder in der Tagesklinik angemeldet,muss aber sicher über 8-10Monate warten,aber bin in der Ambulanz als Patient in der Warteschleife,kann notfalls schnell einen Termin bekommen.
Ich sorge vor,auch wenn ich nichts absichern kann.
Meine Medikamente sind mal mehr,oft aber weniger,ich bin jetzt so lange schon krank,erlebe aber im Moment eine gute Selbstwirksamkeit.
Ich lasse mir wenig gefallen,schütze mich,wo immer ich mich "über den Tisch gezogen fühle".

Es gibt immer Momente,die sind einfach nicht auszuhalten,aber da passe ich auf,da gehe ich bewußt in den Rückzug.
Viele finden,ich lebe einen Traum,weil es von außen so anders aussieht,als es ist.
Es ist schwer,es ist fast unmöglich,aber es ist mein Weg.
Wie Bittchen schrieb,dass es einfach wird,hat uns niemand versprochen.

Wer mitten in der Depression steht,steht mitten in der Wüste des Lebens.
Aber es gibt auch Zeiten,da sind wir geschützt und da fügen sich Dinge und Begegnungen zusammen,dass man fast an eine höhere Kraft glauben könnte.

Wo ist die Grenze,ich sehe sie,ich spüre sie,ich lebe mit ihnen,weil ich sie endlich erkenne.
anna54
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

wieder habe ich deine Zeilen so gerne gelesen.
Ich kann dir nur weiterhin Kraft wünschen.
Im Moment bin ich total kaputt und werde mich eine Stunde hin legen.
Dann bin ich zum Kaffeeklatsch eingeladen,da hole ich mir von meinen Freundinnen ein paar Streicheleinheiten ab.
Das brauche ich jetzt.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
quäle mich durch Hitzetage,leider sind sie immer noch nicht zu Ende!
Neben allen Pflichten bleiben kleine Auszeiten,nächste Woche kann mein Vater nach hause,das wird eine große Veränderung.
Es bleiben tausend Unbekannte,es bleiben die Ängste,wie ich das schaffen kann.
Täglich neue Informationen,wie unachtsam die Rehaklinik vorgeht,der Ergotherapeut,schaut nur durch die Tür,er soll den Rollstuhl anpassen----er kann vor der Tür aus sehen,dass "alles passt".

Gestern war ich einen Tag bei meiner Mutter,sie kämpft tapfer,das macht es leichter.
Heute nehme ich mir eine Auszeit,um dann später wieder zur Klinik zu fahren.
Die tausend Kleinigkeiten fressen meine Kraft,ich bin so erschöpft,dass ich kein Gefühl für Entspannung hinbekomme.
Anpacken hilft,nicht zu viel Nachdenken hilft,Hoffnung hilft und die Gewissheit,dass nichts verloren geht,in einer so intensiven Zeit.
Ich habe noch 6Geschwister,davon sind zwei weit weg,aber der Rest packt tatkräftig mit an.

In 5Tagen reist die Pflegekraft an,das wird ein großer Moment,hoffentlich passt die Chemie.
Meine Tochter hat mir Kornblumen hingestellt,das ist wunderbar!
Ein Zeichen,dass sie an meiner Seite ist,auch in weiter Entfernung.
anna54
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

wieder eine Zeit des Verlustes,des evtl. Abschieds,es ist schwer,aber du und deine Geschwister stehen zusammen.
Du musst diese schwere Zeit nicht alleine tragen oder ertragen,das ist so wichtig.
Ganz viel Kraft für dich und vergesse bitte nie,wenn es dir zu schlecht geht,kannst du niemanden mehr helfen oder begleiten.
Darum Auszeiten zulassen und immer wieder auch deine Bank aufsuchen, wenn es am Morgen und am Abend etwas kühler ist.

Ganz viel Kraft wünsche ich dir und
Liebe Grüße
Bittchen
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anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebes Bittchen
es ist schon fast Luxus für mich,Zeit zu finden,hier zu lesen und zu schreiben.
Mein Bruder,der alles erbt,tut nichts und schiebt eine Krankheit vor. Und die,die wirklich krank sind mühen sich täglich und immer wieder täglich ab.
Mir ist mein Vater so wichtig,dass ich das erfülle,was ich als absolut notwenig sehe,aber mein Bruder macht es mir immer schwerer,ich werde wütend und diese Wut frisst meine Energie.

Ich kenne auch positive Wut,daraus entsteht Energie,aber jetzt ist es anders.
Am Ende bleiben drei Geschwister,auf die ich mich verlassen kann,die anderen drei sind nicht erreichbar.
Im Stich gelassen fühle ich mich.
Das ist genau das Gefühl,dass ich auch gestern in einer Trialogveranstaltung hatte,alles nur schöne Worte,die sich im Vortag des Arztes gut anhören,aber später draußen gibt er umunwunden zu,dass alles am Geld hängt und keiner mehr Lust hat,sich nur ansatzweise zu kümmern.
Psychiatriepatienten hätten keine Lobby und zur Zeit wären drei Patienten dort,die von Obdachlosigkeit bedroht seien.
Auch da könne man "nichts machen".
Mal sehen,wann meine Wut ausreicht und ich in Vorbereitung für das nächste Gruppentreffen den Chef der Klinik anspreche.
Pech gehabt,falsche Krankheit,Pech gehabt,falsche Krankenversicherung usw,usw.
Allen einen schönen Feiertag und ein bisschen Schatten.
anna54
Peter1
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Peter1 »

Hallo Anna !
Bei drohender Obdachlosigkeit kann der Sozialdienst der Klinik, oder das Sozialamt helfen. Man muss nur den Mut aufbringen, auch hinzugehen. Genau der Mut hat mir 2016 gefehlt. Alg1 war abgelaufen, und ich konnte mich noch nicht einmal aufraffen, Hartz 4 zu beantragen. Das Fehlen jeglichen Antriebs ließ mich den ganzen Tag, rund um die Uhr schlafen. Die wenigen Unterbrechungen meines Dauerschlafs verbrachte ich mit weinen und grübeln. Ich wurde wegen zu oft gezahlter Miete aus der Wohnung geräumt, verbrachte drei Monate im Freien, und mehr als ein Jahr im Obdachlosen Wohnheim. Erst meine Betreuerin brachte mich wieder auf den richtigen Weg. Seitdem ich bei einem Psychiat6er in Behandlung bin, bessert sich auch mein psychischer Zustand. Ich hoffe, das es auch so bleibt, oder vielleicht besser wird.

Einen schönen, sonnigen Feiertag wünscht euch Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Lieber Peter
so kann es kommen und die Mitarbeiterin hat 1 1/2 Stellen beim Amt für soziale Dienste für eine Stadt,die eine Psychiatrie und eine Forensik hat.
Missstände sind bekannt und können nicht beseitigt werden.
Da wäre der Trialog wichtig um, Klarheit zu sprechen und nicht in Wunschvorstellugnen abzudriften.
Am Bürgersteigrand draußen,da wurde Klartext gesprochen,auch von Seiten des Arztes,der kommt aber gerade 1xjährlich zu einem wirklich kleinem Vortrag über Medikamente in die Gruppe.

Wir sind ewig entfernt von einem wirklichem Trialog,dass wie ein Pflänzchen in der Mittagshitze vor sich hintrauert.
Aber es kommen andere Tage und das Heil liegt im Nichtaufgeben,nie!
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
am Wochenende hab ich meine absoluten Grenzen gespürt.
Einer der Brüder wurde mir gegenüber so unverschämt,dass ich aber so was von der Kellertreppe gestürzt bin.
Alle Geschwister haben ihn aufgefordert sich zu entschuldigen,er rief mich dann an,aber nur um neue Lügen über mich rauszulassen.
Zwei Tage habe ich mich im Bett verkrochen,jetzt muss ich mich zwingen zu funktionieren.
Gott sei dank ist mein Bruder aus Schweden heute bei mir,so komme ich wieder in die Hufe.

Die Hitze hat mir das Letzte abgefordert,meine Beine sind ein großes Problem.
Auch kann ich es nicht ertragen,wenn einfach so getan wird,als gebe es meine Probleme nicht.
Oft bin ich die Erste,die etwas anmahnt,wenn es nicht gut läuft,wenn jemand mich,oder uns als Geschwister benutzt,aber selber nichts beiträgt.

Leider gibt es in unserer Familie auch zweierlei Maß,da sind die,die etwas vorweisen können und sich auch so benehmen,dann sind es die,die es schwer hatten und haben,da wird gern weggeschaut und kritisiert.
Fast habe ich das Gefühl,die Krankheit des Vaters hat das nur kurzfristig überdeckt.

Heute fühle ich mich übersehen und wenn ich etwas anmahne, bekomme ich vorgeführt,wie ich mich angeblich falsch verhalten habe.
Mein Bruder,der ja rechtlich alles in seine Taschen gesteckt hat,ist ein stetiger Unruhestifter und ich kann und werde dazu nicht schweigen.
Immer ist der Preis sehr hoch,ich halte ihn fast nicht aus,aber ich werde mich nicht verbiegen lassen.
Jede Wahrheit braucht
einen Mutigen
der sie ausspricht.
anna54
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

dein letztes Posting habe ich übersehen,entschuldige bitte.
Ich hoffe es geht dir wieder besser?
Wie kann es sein dass du dich auch noch verletzt ?
Jetzt habe ich bewusst gesucht, ob du was geschrieben hast und wie es dir geht.
Nicht schön was ich da lesen muss.
Wenn es einmal zu einem Bruch unter Geschwistern kam, ist selten was zu kitten.
Wenn Geld im Spiel ist,fallen oft alle Hemmungen.

Dir wünsche ich weiterhin viel Kraft,aber achte auch gut auf dich.
Halte deine Pausen ein und suche so oft es geht deine Erholungsbank auf, um durchzuatmen.
Du solltest den hohen Preis nicht mit deiner Gesundheit zahlen.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebes Bittchen
ich war lange nicht im Forum,leider kann ich erst heute schreiben.
Wir sind letztlich mit den täglich neuen Problemen der Pflege beider Eltern zu hause überfordert.
Mit aller Unterstützung bleibt es eine unsichere und stetig neu zu bezwingende Alltagssituation.
Meine Geschwister sind immer wieder schwierig und bewerten meine Situation als "krankhaft" und nicht auch immer wieder mal,"als nicht so ernst zu nehmend".
Trotzdem helfe ich,wo und wie ich kann,weil es mit Eltern über 90Jahren nicht mehr anders geht.
Meine Pausen werden immer wichtiger,heute konnte mir meine Tochter helfen,ein Glücksfall!

Meiner kranken Schwester geht es deutlich besser,sie war am Meer,hat sich in der Wohngmeinschaft wieder eingelebt und wechselt bald die Werkstatt.
Da hat sich der lange Atem sicher gelohnt und ich hätte auch keinen Tag früher loslassen können.

Jetzt sehe ich sie oft am Wochenende und wir können uns miteinander freuen.
Liebes Bittchen,wie ist deine Situation mit dem Haus und den riesigen Belastungen?
Denke oft an dich und deinen Mut,wenn es mit zu viel wird.

Die Tage waren mit Sorgen und Problemen gefüllt,eine schwierige Krise kam bei mir dazu.
Ich sollte eine Pflegestufe beantragen,damit der APP mich weiter betreuen kann.
Bei der Begutachtung,eine Pflegefachhelferin,kam genau 0,00 Punkte zusammen,kein einziges Argument des Pflegedienstes oder meiner Tochter wurde angenommen.
Habe jetzt einen Widerspruch eingelegt.
Der Bescheid hat mich umgeworfen,ich war wie vor den Kopf geschlagen und hab mich erst einmal verkrochen.
Heute ein Arztbesuch,wo ich betteln muss um die notwendige Lymphdrainage.
Es ist so erniedrigend,man steht da wie ein "Betrüger",als wenn man sich unrechtmäßige Leistungen erschleichen will.
Oft werfen mich solche Hindernisse wieder um.
Lichtblicke bleiben,Hoffnungszeichen bleiben,ich bleibe.
Herzliche Grüsse
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
versuche wieder Boden zu bekommen,versuche mich an Ritualen festzuhalten.
Alles wirkt unwirklich,alles verletzt ohne,dass ich mich irgendwie schützen könnte.
Alles überfordert,ohne dass ich auch nur ansatzweise Grenzen finden könnte.
Aufstehen ist der größte Kraftakt,aufbleiben zerrt an den Nerven.
Die Tage,die einfach laufen müsse,weil Not ist,die gehen,die Zeit dazwischen macht mich unruhig und zerfahren.
Geduld mit mir,mit dem Wetter,der Unfähigkeit es besser hinzubekommen.
Immer mehr Absagen,die enttäuschen und ich krieg die Kurve nicht,noch nicht.
anna54
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

es tut mir leid, dass es dich immer wieder umwirft.
Das habe ich auch schon so oft erlebt.
Es hat dich leider wieder erwischt,kein Wunder bei den Belastungen,die du immer wieder zu stemmen hast.
Du kommst nicht zur Ruhe,vielleicht solltest du mal ganz raus aus deinem Alltagsgeschehen und nur an dich denken.
Für mich hoffe ich,das ich etwas stabiler bleibe.
Die Zeit jetzt nach dem Brand ist aber auch sehr anstrengend.
Ich versuche gelassen zu bleiben,was nicht geht,geht nicht.
Pausen machen ist wichtig,ja nicht zuviel tun,aber auch nicht nur Ruhe,ein Balanceakt,aber es geht bis jetzt.
Zwar sind die Dachdecker jetzt da, ganz fleißige nette Jungs,da kann man wirklich nur sagen:"Die Jugend von heute ist echt in Ordnung."
Montag sind sie wieder da,dann wird wohl das Dach bald fertig sein,dann kommen die elektrischen Leitungen dran und die Decken werden wieder rein gezogen.
Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht,Schritt für Schritt wird es wieder werden,da hilft nur Geduld.
Dann kommt die von uns jetzt bewohnte Etage dran,da weiß ich noch nicht,wie wir das machen,vielleicht doch kurzfristig in eine FeWo gehen,wir werden sehen.
Das Einsturz gefährdete Haus nebenan,soll auch bald abgerissen werden.
Da wird es noch mal richtig staubig und das Gesundheitsamt hat schon Atemmasken empfohlen.
Meine Familie wundert sich,wie ich mich trotz Allem so halte.
Da komme ich mir manchmal etwas beobachtet vor ,aber sie wollen ja nur,dass ich mich nicht überfordere.
Aber ich merke auch,wie froh sie sind ,dass es bis jetzt ganz gut läuft.

Der MDK lag mir auch sehr im Magen,auch ich habe einen Antrag gestellt um etwas Hilfe im Haushalt zu bekommen.
Das habe ich im Thread von Malu geschildert,die hat es mir ja gut vor gemacht.
Der Arzt war sachlich freundlich,ich fühlte mich ernst genommen, auf Grund seiner Fragen.
Was dabei heraus kommt weiß ich nicht,wir werden sehen.
Da warte ich das Gutachten ab.
Es gibt einen Verein" compass private Pflegeberatung" Telef.080010188 00.
Auch Christiane hat die Module genau geschildert im Pflegethread.
Da konnte ich mich ganz gut vorbereiten.
Ich bin einfach ehrlich geblieben,ich muss nichts dazu machen,oft genug geht es mir richtig be......en
Der junge Mann von compass,hat mir am Telefon viele Tipps gegeben,er kannte sich sehr gut mit depressiven Störungen aus,weil er 10 Jahre in der Psychiatrie gearbeitet hatte.
Enttäuscht sein bei Ablehnung will ich nicht ,bisher habe ich auch so gelebt,dann mache ich Widerspruch mit dem VDK und sehe weiter.
Mein Mann feiert Sonntag seinen 72.Geburtstag,da gehen wir in ein gut bürgerliches Lokal zum Mittagessen.
Dann macht unsere Älteste Kaffee und Kuchen und wir schauen in ihrem Garten das Endspiel an.
Die Planung gefällt mir und ich freue mich darauf wieder mit der ganzen Familie zu feiern.
Nicht nur ich helfe wenn ich kann,sondern ich kann jetzt auch Hilfe annehmen,dass musste ich erst lernen.
Selbst hier im Forum wurde ich schon als "Macherin" entlarvt,daran muss ich arbeiten,lol.
Unsere Berliner Tochter ist mit ihrem Freund leider nicht dabei,aber da drehen die Kinder Filmchen und schicken das aufs Handy.
Wenn die Mittlere im September kommt, gibt es wieder ein Fest,das ist immer so wenn sie da ist.
Leider sind auch solche Feste davon abhängig wie es mir geht.
Spontan geht Vieles gut,lange Planungen sind schon immer mal für mich ins Wasser gefallen,aber da will ich jetzt auch nicht darüber nachdenken.
Es kommt wie es kommt.

Eine gute Bekannte von mir, beklagt sich auch oft,dass die Ärzte so geizig sind beim Lymphdrainagen verschreiben.
Als wenn jemand diese Anwendung aus Jux und Tollerei machen will,echt unglaublich.
Mittlerweile hat sie ein Gerät,da kann sie Zuhause die Behandlung durchführen.
Vorher musste sie immer eine Hose anziehen ,damit das Wasser im Gewebe im Zaum gehalten wurde,sehr belastend das Ganze.

Es freut mich,dass sich der Kampf um die richtige Wohngemeinschaft für deine Schwester gelohnt hat.
Es ist Glück im Unglück für sie ,dass sie dich hat,die nicht müde wird für sie zu kämpfen.
Aber vergesse bitte dich selbst dabei nicht,der Preis ist sonst zu hoch.

Viel Kraft für dich und einen guten Lebensabend für deine Eltern.
Es wird sie sehr erleichtern,wenn es deiner kranken Schwester besser geht.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen gute Besserung und
umarme dich mit den besten Wünschen und Grüßen.

Deine Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
wohin geht die reise
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Registriert: 16. Sep 2016, 11:44

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
mit meinen Geschwistern mach ich ähnliche Erfahrungen(oder habe sie gemacht, denn meine Mutter starb vor neun Jahren, mein Vater ist schon 30 Jahre tot) - irgendwie, war ich immer zuständig für den Kontakt zur Mutter. Na ja, das ist jetzt Geschichte, aber heute erlebe ich es so,
dass meine Brüder nicht verstehen können, dass ich immer mal wieder in ein Loch gerate, ich wäre ja schon
lange genug in Behandlung.
Und auch die Dünnhäutigkeit kommt mir sehr bekannt vor, alles ist verletzend.
Es gibt mehrere Dinge, die ich an dir bewundere:
deine große Fähigkeit zur Reflexion, selbst wenn (oder gerade wenn) es dir nicht gut geht.
und die Tatsache, dass du deine Hoffnung nicht aufgibst, da bist du mir ein ganzes Stück voraus.
Liebe Grüße
lore
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben,liebes Bittchen.liebe Lore
danke für eure wertvollen Beiträge,ich lese erst heute und freue mich,einmal Zeit zu haben,hier wieder zu schreiben.
Eben hab ich wieder einmal ein Meisterstück meiner "Selbsttherapie" erlebt.
Bin morgens nach einem schlimmen Traum nicht in den Tag gekommen,mein Hund mahnte mich immer wieder an,endich aufzustehen.
Dann ein liebloses Frühstück.weil die anderen alle schon weg waren.
Die gestrige Zeitung fahrig gelesen und ich war mir nicht mal einen zweiten Kaffee wert.
Dann hab ich mir den Hund geschnappt und hatte wieder einmal Glück,unsere jungen "Hofeltern" waren mit ihrem Baby da und ich hab mir den Kinderwagen schnappen können.
Das war so schön,alte Zeiten kamen hoch und ich konnte sogar drüber reden und wir waren in einem so schönen Gespräch,als wenn die Sonne plötzlich doch auch für mich scheinen könnte.

Hab mich dann noch quer durch die Ställe und Hallen geredet und bin satt und geerdet wieder ins Haus,dann der Rest " ein Kinderspiel".
Was war das Kinderspiel:einfach zu erleben,ich bin nicht allein,mich fühle mich nur allein.
Gebe ich diesem Gefühl auch nur einen Fitzen Nahrung,dann macht es sich breit und schwer und erdrückt jeden Impuls der da ist oder noch kommen könnte.

Hier ist am Wochenende,besonders im Sommer, immer viel los,das Schlimmste für mich,wenn ich das nicht hinbekomme mit Nähe und Abstand,mit Fürsorge und Für mich sorgen!
Wenn ich das erst mal zulasse,dass ich für mich gut sorgen kann und darf,dann krieg ich den Rest gut hin.
Gestern hab ich meine Schwester im Wohnheim abgeholt,dort hatten wir noch gute Gespräche im Garten mit anderen Bewohnern. Es war so gut,zu erleben----ja psychisch Kranke haben es schwerer,ihre Wege sind nicht vorgezeichnet---da ist Zulassen,Durchstehen und Aufstehen immer wieder anzufangen so wertvoll und letztlich der Weg in stabilere Zeiten.

Immer wieder lese ich mit die Seiten in dem Buch von Prof.Thomas Bock,er schreibt über den Engelskreis,der auch in der Psychiatrie möglich werden kann,wenn Umstände und Umgebung sinnhaft unterstützend sein können,um letztlich eine Zeitwende möglich werden zu lassen.
Letztlich schreibt er von der Hoffnung,von der Möglichkeit, auch dem Rettungswagen von der Liege zu fliehen,wenn das Wort PsychKG fällt,das hätte ich ohne meine Tochter nicht geschafft und wir wußten beide,es ist der einzig mögliche Weg,nie wieder einen Weg zurück in eine Klinik,die die Türen verschlossen hält.

Ich gehe extreme Wege bei einer extremen Krankheit,sie hat mir keine Wahl gelassen,mich verfolgt und zu Boden gerissen,immer wieder.
Aber ich lasse mir nicht mein Recht absprechen,zu fallen und wieder aufzustehen,auch mit Beulen und vielen blauen Flecken,aber immer es es meine Entscheidung und muss meine Entscheidung bleiben.
Eine Klinik würde mich binnen Tage in ein Loch werfen,aus dem ich nicht mehr rauskomme.
Nur keiner will das glauben,ich habe Jahre gebraucht das für mich genau zu wissen und zu erkämpfen,und dann kommt da eine Notaufnahme und wirft mal eben das Wort PsychKG in den Ring.
Verlierer sein,Hoffnungslosigkeit und die Tristess einer geschlossenen Station,da habe ich eben meine Schwester rausgeholt,Wochen und Monate ausgehalten,durchstanden,aber überstanden.
Heute geht sie schwimmen,hat sich die Haare wieder in alter Sitte rot gefärbt und fährt durch den Wind des Sommers.

Keiner würde die zwei Gesichter zusammenbringen,wie ich es erlebt habe mit ihr in dieser Zeit,gewonnen,gerettet aus der Rettung.
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebes Bittchen,liebe Lore
ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und hoffe,ich kann irgendwann auch antworten,ich schreibe mir so viel von der Seele,bekomme aber die Antworten noch nicht hin.
Bitte um euer Verständnis.
Schicke Seelengrüße an Seelenmenschen,wir erkennen uns hier im Forum,das ist wunderbar!
anna54
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

ich wünsche dir viel Kraft auch dieses Mal wieder die Kellertreppe hoch
zu steigen.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
der Versuch einer Erklärung,der Versuch Klarheit zu bekommen,etwas zu überwinden?
Meine Mutter macht seit Wochen einen unerträglichen Stress,die vielen Helfer,die es braucht um einen Schwerstpflegefall zu stemmen werden immer gereitzter und mutloser.
Mein Vater wird immer stiller,das ist so schade,denn gerade für ihn sollten die ganzen Mühen ja eine Verbesserung bringen.
Meine Mutter sieht sich immer an erster Stelle,wie man mit dieser Einstellung 10Kinder bekommen konnte ist mir schier ein Rätsel.
Sie kommenadiert von morgens bis abends und jetzt hat sie ja das Haus voller Leute,da kann sie richtig loslegen.
Was früher mein Vater abgefangen hat,prallt uns nun vor die Füße,diese unleidliche Mutter,diese undankbare Mutter,je mehr man sich bemüht,um sie mehr fordert sie.
Und dann immer wieder die Unfähigeit,diese Situation zu verändern----meine ganze Kindheit ist geprägt von den Erpressungen,vom Klagen und Vorgeben schlimmer Krankheiten,die dann Schonung und Freiraum für neue Aktionen boten.
Mit mir nicht,das kann man sich so schön vornehmen,um dann wieder zu scheitern,an der Unfähigkeit in diesem Alter von 92Jahren auch nur auf den
Hauch von Einsicht oder Änderung zu hoffen.
Jetzt ist eine Kurzzeitpflege geplant,da bin ich erst mal froh über den freien Platz,aber ich sehe meine Mutter noch nicht dort,sie wird alles daran setzen,dass wir das nicht umsetzen können.

Wer klaut mir meine Kraft,wer wütet als Energiefresser in meinem Leben,so drastisch wie dieses
Bild ist leider meine Situation.
Aber es hilft,mir das bewusst zu machen,ein großer Schritt,für mich.
Wer versunken ist im Aushalten,Ertragen und Erdulden,der sieht den Ausweg nicht,der kann weder planen,noch handeln.
Ich gebe meiner Mutter einen Teil meiner Zeit,aber nicht die Hoheit über mein Leben.
Bühnenreif nenne ich das Agieren meiner Mutter,wer es schafft, so täglich zehn Leute um seine Befindlichkeit zu scharren,der hat es doch leicht----er hat die bewährte Auswahl,bedient sich um dann doch wieder zu klagen:dass sich niemand kümmert.
Kummer verbreiten----immer und immer noch,das hat meine Mutter drauf.
anna54
wohin geht die reise
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
irgendwie erinnert mich das Verhalten deiner Mutter an meine Oma.
Die war auch so herrisch und dominant.
Wenn aber mal Besuch von außen da war, dann konnte sie die nette, aufgeschlossene Frau spielen. Ja ich schreibe auch bewusst: spielen. Denn in meinen Augen war sie eigentlich bösartig.
Ich habe es leider nicht geschafft, mich davon frei zu machen, deshalb wünsche ich dir von ganzem Herzen,
dass du dich genügend abgrenzt. Denn, das ist ja auch so ein Spagat.
Es ist deine Mutter (bei mir meine Oma). Aber das scheinst du ja zu schaffen.
Wahrscheinlich leider mit viel Kraftaufwand.
lore
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

"Alt werden heißt nicht nett sein",es wird nicht gerne erwähnt,was Pflegekräfte auch mit boshaften alten Menschen mit machen müssen.
Da hilft dir nur abgrenzen und zurück ziehen.
Wie du da deinen Vater schützen kannst,da habe ich auch keinen Rat, außer dass deine Mutter selbst in ein Pflegeheim geht.
Es ist eine ganz schwierige Situation,aber auch das geht irgendwann vorbei.
Meine Schwiegermutter war auch eine schwierige,oft böse alte Frau.
In jungen Jahren aber auch hinterlistig und verlogen,das wird im Alter nicht besser.
Auch im Pflegeheim war sie sehr unbeliebt,keiner wollte sie gerne oder freiwillig versorgen.
Auch eine Pflegekraft ,die mit ihr zusammen gewohnt hätte,wäre nicht gegangen.
Sie musste noch lange in einem für sie unerträglichen Zustand weiter leben,zusammengesunken im Rollstuhl
Das tat mir dann schon wieder leid.
Schütze dich jetzt selbst,du hast genug getan,jetzt dürfen deine Geschwister ran und du achtest nur noch darauf, dass die Würde von deinen alten Eltern gewahrt bleibt.

Viel Kraft weiterhin und ganz liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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