Die Sache mit dem Sinn ...

ben1
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Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von ben1 »

Hallo an alle

mal so eine Überlegung zur Frage des Sinns, der ja häufig direkt oder indirekt mit dem großen Themenfeld Depression zusammenhängt.

Kann es sein, das der Sinn des Lebens sich im Laufe des Lebens immer mal wieder ändern muss - und wir gerade durch die Trägheit unseres Geistes da immer mal wieder Jahre lang noch in Richtungen laufen, die nicht mehr gut für uns sind?

Kann es sein, das wir uns immer wieder mal selber in Frage stellen müssen, ob der "Sinn", dem wir dem Leben gerade jetzt in unserem Umfeld abringen (und der - das nebenbei - vielleicht auch der gesellschaftlich anerkannte Sinn ist) für uns nicht mehr passt?

Kann es sein, das wir - je nach Lebensabschnitt oder Alter - uns immer mal wieder neue Sinne suchen müssen, weil die alten Sinne einfach nicht mehr greifen - wir aber (und ich schließe mich da mit ein) zu viel Angst haben, zu bequem sind, zu wenig Energie haben, zu hohe Erwartungen an uns selbst oder das leben haben, "einfach" wieder neu aufzubrechen und uns wieder selbst zu (er)finden?

Und kann es sein (die stärkste und provozierendste These) - das genau das uns in Sinn- und/oder Lebenskrisen stürzt, die häufig mit Depressionen verwechselt werden?

Ich denke, da bei mir und in meinem Umfeld sehr viele Beispiele für diese Thesen zu sehen - möchte es aber erst mal bei diesen theoretischen Gedanken lassen und freue mich auf Eure Gedanken. Ich schreibe später gerne mehr

Beste Grüße in die Runde

Ben
malu60
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von malu60 »

Spannendes Thema,danke Ben,

Manchmal fühl ich mich wie von "Sinnen",wär ja witzig,wenn das eine Zeit ist,des "Sinnenwandels".
Wie schnell kommt in depressiven Zeiten das Gefühl auf:Alles ist sinnlos......
Aber was macht wirklich Sinn in meinem Leben,wie bin ich gesinnt,wenn es mir gut geht!?

Das nehm ich jetzt mal mit in meine Träume,eine angehneme Nachtruhe Allerseits malu
Leben ist mehr
Bittchen
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Bittchen »

Hallo Ben,

der Sinn des Lebens ?
Nach meiner Meinung liegt der für jeden Menschen sowieso woanders .
So wie jeder ein anderes Leben lebt, was für ihn sinnvoll ist oder auch nicht..
Wer gesund ist erlebt das ja anders ,wie von Depressionen Betroffene.
Gesunde Menschen haben auch Zeiten der Trauer und Hoffnungslosigkeit.
Zu jeder Zeit können bei jedem Menschen gravierende Veränderungen auftreten,das kann innerhalb von Sekunden passieren.
Eine körperliche Krankheit ,ein Unfall, ein Trauerfall,dann muss wieder ein anderer Sinn gefunden werden.
Dann kann jeder in eine Lebenskrise geraten.
Dazu muss er nicht depressiv sein.
Die Gefahr aber für uns, von Depressionen Betroffene ist ja sehr oft,dass sie ihr Leben als sinnlos ansehen.
Es ist die Krankheit der Losigkeit,kraftlos,lustlos,mutlos usw. und nicht zuletzt auch sinnlos.
Aber der Sinn oder die auch die Lebensumstände ändern sich im Laufe des Lebens bei allen Menschen.
Das hängt nicht mit der depressiven Störung zusammen ,sondern ich denke, das ist das Leben.
Da kann ich aus eigener Erfahrung sagen,wenn mich die Trägheit und Sinnlosigkeit der Krankheit in den Klauen hält, ist es sehr schwierig einen Sinn zu finden und die Kraft für einen anderen neuen Sinn zu finden.
Darum bitte ich ja auch die schwarze Dame an den Tisch und frage sie"Warum denn schon wieder so viel Mist in meinem Leben passiert.?"
Sie kann mir darauf keine Antwort geben!!!

Darum ist es ja so wichtig im Heute zu leben,nur diesem Tag kann ich einen Sinn geben.
Denn wir können nur sehr begrenzt planen was morgen ist und die Vergangenheit
ist sowieso vorbei und es ist sinnlos daran was ändern zu wollen.
Aber auch wenn wir das wissen,schützt es nicht vor einem erneuten Tief.
Da Selbsthilfestrategien zu kennen und auch immer wieder anwenden zu können, ergibt da einen Sinn.

Einen sinnvollen Tag !? wünsche ich.
LG Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Peter1 »

Hallo Leute !
Ich wünsche euch einen wunderschönen, guten Morgen.
Ich bin zwar in letzter Zeit relativ symptomfrei, heute ist sogar mein Morgentief ausgeblieben, aber einen Sinn kann ich im Leben, beim besten Willen, nirgendwo erkennen. Ich wüsste auch nicht, wo ich nach ihm suchen sollte. Ich will zwar nicht mehr morgens tod aufwachen, aber das ich am Leben hänge, bzw gerne lebe, kann ich nun auch nicht behaupten. Ich mache nur weiter, weil ich die Menschen, die mir zur Zeit durchs Leben helfen, nicht enttäuschen möchte. Aber das ist eine gute Frage, die ich Lissi stellen kann, denn sie hat es gerne, wenn ich Interesse für mein Umfeld zeige. Vielleicht werde ich auch am Montag meinen Psychiater danach fragen, denn auch er hat es gerne, wenn ich Philosophiere. Im Moment fließen die Gedichte nur so aus meinen Gedanken heraus, nachdem ich einige Jahre überhaupt kein Interesse am schreiben hatte. Kann mir vielleicht einer, eine von euch weiterhelfen, und mir den Sinn unseres Lebens offenbaren, ich finde ihn nä"h"mlich nicht.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Cinderella12
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Cinderella12 »

Hallo ihr,

in einem Buch (keine Ahnung, welches) habe ich gelesen, dass es keinen Sinn gibt, dass man tun und lassen kann, was man will. Dass der Verstand nur nach einer Lösung, also dem Sinn sucht. Ob das so stimmt, weiß ich nicht. Selbst, wenn es einen gibt, ist er bestimmt nicht für jeden gleich.

Ob sich der Sinn ändert, naja, die Interessen verändern sich und damit vielleicht sein persönlicher Lebenssinn.

An dieses Chachren und Numerologie Zeug, weiß nicht so Recht, ob ich das glauben soll. Hab mal in ein Buch reingeschnuppert, was in meinem Alter die Lebensthemen wären und wie es so weitergeht. Ja, denkste! Da müsste ich schon 60 oder was sein oder ich durchlauf das Leben im Schnelldurchmarsch. Die Themen, die da kamen im fortgeschrittenen Alter, da hatte ich schon einige und ich bin noch keine 30 Jahre alt!

Auf DEN EINEN Lebenssinn kommt man wahrscheinlich eh nicht.

@ Bittchen,

wer soll die Schwarze Dame sein? Da denke ich nur an Hororrfilme im TV.


@Peter,

trotzdem denke ich, dass man in erster Linie immer noch für sich selbst leben sollte, nicht (nur) für die anderen. Da fällt man nur in den Minderwertigkeitskomplex rein. Was ist, wenn die anderen weg sind, ist der Sinn dann auch weg? Aber die anderen halten ein, das stimmt. Meine Freundin sagt immer, wenn ich sterbe, verprügelt sie mich im Himmel und holt mich wieder zurück auf die Erde :lol: Sterben darf ich also gar nicht. :)

lg Cinderella
Peter1
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Peter1 »

Hallo Cinderella !
Du kannst deiner Freundin sagen, das sie in diesem Falle unterstützung durch mich bekäme. Ich würde mit draufhauen. Nur würde ich, wenn du wieder auf der Erde wärest, im Himmel bleiben. Ich würde dort vermutlich keine Bekannten treffen, die kommen alle in die Hölle, aber wenn man schon mal dort oben ist,.......

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Katerle
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Katerle »

Der Sinn des Lebens besteht darin, den du ihm gibst. Und das gilt für jeden Lebensabschnitt. LG
ben1
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von ben1 »

Hallo an alle

Danke für die Antworten. Stimmt alles und ist alles nachvollziehbar - dennoch glaube ich für mich (und nur für mich, ich schreib autobiographisch) das Katerle wohl am nächsten dran ist ...

Für mich wars in der Rückschau so, das die Frage nach dem Sinn sich lange Zeit im Leben gar nicht gestellt hat, weil sowieso klar war, wie man zu leben hatte. (Klein)kindheit, Schule, Ausbildung, Lebenspartner finden, Arbeit, Haus ...

Und ich habe für mich (und ich bin immer noch im Autobiographiemodus) festgestellt, das mir NIEMAND erzählt oder gezeigt hat, wie ich Sinn für mich suchen oder gründen kann, wenn das "Außenskelett" (also das, "was man halt macht" durch Erziehung und Gesellschaft geprägt - ohne Wertung, wie sinnvoll das ist) mal wegfällt. Ich bin genau an dem Punkt, an dem ich angekommen war (im Sinne von "alle Anforderungen (siehe oben) mehr oder weniger erfolgreich abgearbeitet) nicht etwa in eine lange, zufriedene Phase gefallen. Nein. Genau dann bekam ich meine Depression (die mir einerseits gezeigt hat, wie erbarmungslos ich mit mir selbst umgegangen bin (dafür ein Dankeschön) und mich andererseits mit der erschütternden Frage konfrontiert hat

"Was willst Du eigentlich mit Deinem Leben machen, das übrigens endlich ist?"

Und da stand ich buchstäblich wie nackt im Wind. Alle bisherigen Antworten, die mir Erziehung oder Gesellschaft gegeben haben, waren plötzlich völlig nutzlos. Aber das war keine Depression, das war eine Sinn- und Lebenskrise. Und (ich wiederhole meine gewagte These) das wird häufig verwechselt!

Sinn ins Leben zu bringen, funktioniert meiner Meinung nach eben durch einerseits Nachahmung (der eher einfache Weg, der uns sicherlich durch ein Stück unserer Entwicklung begleiten kann und der Sicherheit gibt) und der sehr viel schwereren Aufgabe, sich selbst einen Sinn zu geben, einen zu finden oder auch zu gründen.

Ich darf kurz meinen Lieblingsphilosophen, Wilhelm Schmid, zitieren, der Sinn (ich zitiere mal aus dem Gedächtnis) definiert als "einen Zusammenhang zwischen mir und einer Sache/Aufgabe/Ding usw. zu GRÜNDEN, wo vorher keiner war"

Das ist eine aktive Aufgabe! Sinn fällt nicht zu (das ist - ich wiederhole mich, aber ich finds wichtig, anders als im ersten Lebensabschnitt). Es ist unsere Aufgabe, uns selbst aktiv in Sinnzusammenhänge zu stellen und die (eine Zeit lang) zu leben - und dann wieder neu zu überlegen, in welche Sinnzusammenhänge wir uns dann stellen wollen. Und das können "sinnliche Sinne" sein, die uns gut über einen Tag bringen können (ein schönes Naturerlebnis, ein gutes Essen, gute Musik usw.) und auch Sinne, die wir für uns und nur für uns gründen (vom Schrebergarten bis zum Fußballfan), weil sie uns JETZT gut tun.

Und das macht Angst! Wer sagt mir denn, das der Sinn der "Richtige" ist, den ich da für mich gewählt habe? Und die Antwort ist schockierend. Niemand macht das. Das ist das Problem am Erwachsen-werden. Ich darf/muss mein Leben so leben, wie ich es für mich in dem Lebensabschnitt, in dem ich nun mal bin, für richtig halte. Ich darf/muss meine Erfahrungen machen, darf/muss nachjustieren, darf/muss an Scheitern und Erfolgen wachsen. Und ich darf/muss - je nach Alter - Sinne auch wieder über den Haufen werfen (ich sammle keine Panini-Bilder mehr, auch wenn das meinem Leben im Grundschulalter viel Sinn gab) und mir neue Sinne suchen.

Noch ein viel klügerer Kopf als ich, Viktor Frankl, formuliert auch sehr schön

Im Gegensatz zum Tier sagt dem Menschen kein Instinkt, was er muss, und im Gegensatz zum Menschen in früheren Zeiten sagt ihm keine Tradition mehr, was er soll, und nun scheint er nicht mehr recht zu wissen, was er eigentlich will.

Vielleicht kann der eine oder die andere was mit diesen Gedanken anfangen. Würde mich freuen

Herzlichst

Ben
Katerle
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Katerle »

Hallo ben,

da ich schon sehr zeitig mit schlimmen Erfahrungen zu kämpfen hatte und das sich auch später weiter fortzog, blieb mir eigentlich nie was anderes übrig, als immer das Beste draus zu machen. Und dann bin ich auch der Ansicht, dass aus schlechten Erfahrungen gelernt werden kann. Sicher, ich war auch schonmal an einem Punkt, wo ich nicht mehr wusste, wie es weitergehen sollte, aber es ging weiter, in dem ich Hilfe annahm, was auch kein einfacher Schritt für mich war, denn anderen Hilfe geben fiel mir immer irgendwie leichter, als selbst Hilfe anzunehmen.

Schlimme Erfahrungen haben sicher auch viele hier machen müssen, davon bin ich überzeugt und dann ist es auch nicht einfach, noch was Positives davon abzugewinnen.

Es gibt auch Leute in meiner Umgebung, die denken, weil ich nicht mehr arbeiten kann in meinem Beruf, dass mir folglicherweise langweilig wäre. Stimmt, ich habe viel Freizeit für mich, aber es ist nicht so, dass mich das runterzieht. Ich habe Zeit für Hobbys, bin manchmal auf der Arbeit bei meiner S., habe einen Enkel und bin ab und zu im Verein. In meiner Freizeit lese ich ganz gerne mal oder bastel, häkel, höre Musik und bin auch am PC. Ausserdem bin ich manchmal mit zu ner Veranstaltung. Schwimme auch gerne, um einiges zu nennen.

Jeden Tag versuche ich das Beste draus zu machen. Und das macht Sinn. Selbst wenn ich jemanden anrufe und auch Tipps gebe. Es gibt aber auch Zeiten, in denen es mir nicht so gut geht und dann bin ich auch dankbar, wenn diese schlechte Phase wieder vorbei ist und ich mich meinen Alltagsdingen wieder von neuem widmen kann.

Eins macht mir allerdings zu schaffen, worüber ich evtl. in einem neuen Thread schreiben werde, denn ich möchte unbedingt eine Lösung finden für dieses Problem, was mich doch ziemlich belastet.

Herzliche Grüße
Katerle
Lavendel64
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,

was für ein Thema...

Ich frage mal ganz provokant: wie viele Menschen sind in der Lage, dem Leben einen Sinn zu geben? Und wer ist das? Der Erfinder, der etwas für die Menschheit entwickelt? Die Bauern, die andere ernähren? Die Mutter, die Kinder erzieht? Oder gar der Mensch, der einfach in den Tag hinein lebt?

Ich finde, Traditionen und Vorgaben waren gar nicht so schlecht, denn sie wiesen einen Weg. Die heutige Gesellschaft verliert sich in tausend Möglichkeiten, wo jeder nach irgend etwas strebt und das Ganze aus den Augen verliert. Dieses "was-habe-ich-davon" ist bedenklich. Ich will jetzt nicht sagen "früher war alles besser" ... aber es fühlte sich geordneter an. Mit der Zunahme der Möglichkeiten nehmen auch die Zweifel zu, die Entscheidungen werden schwierig, weil man ja "richtig" entscheiden möchte und zu viele Wege offen sind. Vielleicht eine Typsache, aber ich sehe bei meinen Kindern, dass sie sich mit der Berufswahl, mit dem Start ins Erwachsenenleben weitaus schwerer tun als ich, die auf einem gewissen vorgegebenen Weg nach Möglichkeiten gesucht hat.

Vielleicht ist der einzige Sinn, die Spezies zu erhalten. Alles andere ... hat der Mensch sich dazugebastelt. Mit unabsehbaren Folgen.

Für mich ist es so, dass ich irgendwann auf mein Leben zurückblicken möchte und sagen, ja, ich habe meine Jahre gelebt und es war gut so. Es waren gute und schlechte Zeiten aber in der Gesamtheit bin ich zufrieden. Und das bedeutet, Gelegenheiten zu ergreifen, wenn sie sich bieten. Die eigenen Fähigkeiten zu finden und auszuleben - das ist bei jedem etwas anderes.

LG Lavendel
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Bittchen
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Bittchen »

Liebe Cinderella,

die "Schwarze Dame" ist im übertragenen Sinne die Depression.
Da sollten wir Betroffenen hin schauen und hinhören was sie uns sagen will .
Was wir ändern können oder auch ändern wollen in unserem Leben.
Damit wir lernen können besser mit der Einschränkung umzugehen.
Oder sogar gestärkt daraus hervor gehen zu können.

LG Bittchen
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Peter1
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Peter1 »

Hallo 1
Darf ich auch meinen Senf dazu geben?
Vor vielen Jahren gab mir ein katholischer Priester (ich bin Protestant) auf die Frage, nach dem Sinn des Lebens folgende Antwort.
Einer baut ein Haus, ein Anderer pflanzt einen Baum, ein dritter zeugt Kinder, und zieht sie nach seinen Maßstäben groß. Wiederum ein Anderer schreibt Gedichte. So drückt jeder, nach seinen Fähigkeiten, der Welt seinen Stempel auf, um was Bleibendes zu hinterlassen. Denke mal darüber nach !

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
malu60
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von malu60 »

Hallo lieber Ben,
gut geschrieben,deckt sich mit meinem bisher" erfahrenem oder gelesenem " über der Sache mit dem Sinn......Besonders,was Du,liebe Lavendel dazu anmerkst,entspricht meinem Bauchgefühl,zu diesem Thema.......

Es ist ein Luxusproblem,sich Zeit zu nehmen,oft hat man diese Zeit erst durch eine "Lebenskrise",
und diesem Sinn des Lebens nachzuspüren,oft kommt man nicht an diesem Thema vorbei....

Die Depression macht ja "alles Sinnlos",oder führt ein "sinnlosesLeben !"in Depressionszustände.....

Fakt ist,dass der "Normalo"sich sein Feierabendbier nimmt,sich seinen "Liebsten" in den Arm nimmt,sein Leben auf Whats-Ap inszeniert,das gibt dann schon genug Sinn im Unsinn......

Eigentlich wäre es gut,wenn ich im hier und jetzt lebe,reagieren kann,Kontakte eingehe,gebe und nehme,wie es paßt,mich mag,dann ist schon der "Lebenssinn"gegeben.
Achtsam da sein,mich an der Stelle ,wo ich grad bin ,einbringe,gesehen und geachtet werde,
ein "Mitmensch" bin........

Muß ich mich betäuben,indem ich konsumiere,mich abschotte......womit auch immer,
verpaße ich jeglichen Sinn......
Die Liebe gibt uns die Kraft zum Leben....auch den Sinn......
Mit der Eigenliebe fängt es im Idealfall an,Eltern,Kinder,Vorbilder,Freunde Bücher können ganz
prägend sein und die "Sinne"erweitern.
Letzendlich spürt Jeder eine Zufriedenheit jenseits allen Materiellen,da weiß man dann genau,
was der "Sinn"ist,wofür es gut war,aue dieser Welt zu sein.Jedem seinen "Eigen(en)-Sinn".

Schwieriges Thema......ich würde sagen "drauflosleben und fühlen"macht auch Sinn,In der Rückschau sehe ich,da wo ich mutig war,hat sich auch Sinn ergeben......wenn ich nicht wage
kommt nix,wächst nix........kannn auch nichts "sinnvolles"entstehen.
Aktiv sein,ausprobieren,auch verwerfen,loslassen.....geboren werden und sterben...L.G.malu
Leben ist mehr
anna54
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
lieber Ben,danke für das Thema,danke für die guten Gedanken.
Ich erlebe gerade diese Zeit,wo die sehr alten Eltern bald auf die letzte Reise gehen,93u.92Jahre.
Der Schlaganfall des Vaters bringt uns jetzt in die Situation,zu pflegen,Pflege zu lernen und Langsamkeit auszuhalten.
Diese kostbare Zeit,die noch bleibt,macht es mir so leicht,das zu tragen,was von außen so leidvoll aussieht,aber diesen goldenen Kern hat,weil in diesem Kern die ganz große Sinnhaftigkeit liegt.

Am Ende noch mal die Möglichkeit zu haben,zu gestalten,zu besprechen,zu lernen----eine ganz andere Nähe zu erleben( meine Kriegseltern haben uns nicht berührt und wenig Nähe zugelassen),jetzt dürfen Umarmungen sein,Tränen und Fragen und eine ganz tiefe Menschlichkeit und einen ganz großen Respekt vor der Lebensleistung meiner Eltern(10Kinder und ein Leben voller Schicksalsschläge und Not)
Diese Not aufzufangen und allen Kindern alle Hilfen zu geben,einen größeren Sinn kenne ich nicht,mein Vater mußte mit 17Jahren noch in den Krieg und hat 5Jahre in Gefangenschaft überlebt.
Die Dinge wollen nicht nur getan sein,man kann ihnen einen Sinn,sogar einen tiefen Sinn geben.
Genau wie ich sage,die Dinge haben den Wert,den ich ihnen gebe.

Mit Liebe koche ich meinem Vater ein Essen,dass er trotz Schluckstörungen essen kann,die Krankenhauskost ist unerträglich.
Mal isst er nur einen Löffel,aber ich habe etwas transportiert----meine Mühe,meinen Trotz(gegen unerträgliche Pflegenotstände),meine Liebe zu ihm,dass ich es wertschätze,ihn täglich zu sehen,dass mir egal ist,wie wenig meine dicken Beine mich tragen wollen(32Grad?!),die Liebe,die Dankbarkeit,die Wertschätzung,meine Art,die Dinge kritisch zu sehen und anzumahnen.

Im Moment trotzen wir allem Sinn,denn den wollte die Ärztin (Rehaklinik) nirgendwie sehen,weil er zu alt sei------wörtlich ausgesprochen.
Ich gehe durch lange Flure und da sind in jedem Zimmer, in jeder Ecke alte und hilflose Menschen
da kommt einem oft die Frage,welchen Sinn macht es,auch das noch zu überleben,das auszuhalten,wenn der Toilettengang,nicht der Gang zur Toilette ist,sondern die Zeit,die eine Pflegekraft hat,eine Windel zu nehmen,oder dem Menschen noch erlaubt----auf eine Toilette gesetzt zu werden.

Der Sinn liegt in den winzigen Kleinigkeiten,die sich auftun,wenn wir den Mut haben,da hinzusehen,wo die anderen gegangen sind,aufgegeben haben,dann die anderen Wertigkeiten zu erleben und auszuhalten,das macht unendlich Sinn und hat eine ganz tiefe Befriedigung.

Nichts mache ich sinnlos und wirkungslos----nichts mache ich für den anderen,letztlich mache ich alles nur für mich,weil es der Atem für mein Leben ist.
Selbst Kinder bekomme ich letztlich für mich,weil es die wohl sinnhafteste Zeit im Leben ist,ein Geschenk, dass das Leben mir macht.
Oben,ganz oben sind die Gedanken,die das alles erklären und irgendwie zusammenfügen,aber gelebt wird das von Angesicht zu Angesicht,von Hand zu Hand,in der Sekunde,wo ich da bin----wenn ich gebraucht werde.
anna54
Lavendel64
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Anna,
vielen Dank für diese Sichtweise. Meine Situation ist ähnlich, wenn auch nicht vergleichbar. Mein Vater ist nach einem Krankenhausaufenthalt nun in einem Pflegeheim und wird bestens versorgt. Die Mutter - aus eigener Entscheidung mitgegangen - ist abgesehen von der Vergesslichkeit recht fit und leidet in der neuen Umgebung.

Im Moment ist es für mich unerträglich, beide so zu erleben. Unglücklich, mit dem Schicksal hadernd. Es zieht mich hinein, ich erlebe Wut und möchte so gerne ebenso geduldig sein, Helfen und diese Zeit positiv erleben. Stattdessen zieht es mich in die Depression und ich bin unfähig, mich zu kümmern.

Das Annehmen der Lebensendsituation ist vermutlich eine der größten Herausforderungen.

LG Lavendel
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Nitroglycerin
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Nitroglycerin »

Hallo Ben,

du stößt ein wichtiges Thema, das mich auch schon lange beschäftigt.
"Und das macht Angst! Wer sagt mir denn, das der Sinn der "Richtige" ist, den ich da für mich gewählt habe?"
Macht dich glücklich, was du tust? Es gibt das vielleicht banale Sprichwort "Der Sinn des Lebens besteht darin, glücklich zu sein" (Dalai Lama). Es klingt fast schon zu einfach, aber ist für mich ein wichtiger Indikator dafür geworden, ob das, was ich tue, das Richtige ist.
"Kann es sein, das wir - je nach Lebensabschnitt oder Alter - uns immer mal wieder neue Sinne suchen müssen, weil die alten Sinne einfach nicht mehr greifen - wir aber (und ich schließe mich da mit ein) zu viel Angst haben, zu bequem sind, zu wenig Energie haben, zu hohe Erwartungen an uns selbst oder das leben haben, "einfach" wieder neu aufzubrechen und uns wieder selbst zu (er)finden?
"

Ich denke, dass sich die "Aufgaben", die wir in unterschiedlichen Lebensabschnitten haben, verändern. Für mich selbst stelle ich allerdings fest, dass jede Person so etwas wie einen festen, unveränderlichen Kern besitzt, der sich im Laufe des Lebens immer weiter herauskristallisiert. Die eigentliche Frage, die sich damit stellt, ist also für mich: "Wer bin ich wirklich?". Viele Menschen sind zu bequem oder beruflich und familiär zu beschäftigt, um dieser Frage wirklich auf den Grund zu gehen. Wenn man es allerdings nicht tut, fällt man irgendwann in eine Sinn- oder Lebenskrise. Mit zunehmenden Alter wird es tatsächlich schwieriger, um nochmal neu aufzubrechen. Das hängt biologisch damit zusammen, dass wir "abbauen" und nicht mehr so energetisch sind wie in der Jugend. Das hängt aber auch damit zusammen, dass wir durch Verpflichtungen (z.B. Sorgetragen für eine Familie, finanzieller Abhängigkeit vom Beruf, Verpflichtungen für eine andere Person z.B. Kinder) fremdbestimmt und eingeschränkt werden.

"Kann es sein, das der Sinn des Lebens sich im Laufe des Lebens immer mal wieder ändern muss - und wir gerade durch die Trägheit unseres Geistes da immer mal wieder Jahre lang noch in Richtungen laufen, die nicht mehr gut für uns sind?"

JA!!! Das ist auch nach meinen Beobachtungen so.
Nitroglycerin
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Nitroglycerin »

Im Gegensatz zum Tier sagt dem Menschen kein Instinkt, was er muss, und im Gegensatz zum Menschen in früheren Zeiten sagt ihm keine Tradition mehr, was er soll, und nun scheint er nicht mehr recht zu wissen, was er eigentlich will.
Ich behaupte an dieser Stelle dreist, dass man Instinkt "neuerlernen" kann. Häufig erkennt man erst in einer Krisen zu was man fähig ist, was zählt im Leben und wer man wirklich ist. Eine Krise kann also im positiven Sinne auch sehr heilsam wirken! Zumindest war das bei mir so. Ich habe im Zuge meiner Depression gelernt wieder stärker auf mein Bauchgefühl und Instinkt zu hören und es wirkt wahre Wunder. Jedes Mal, wenn ich dies zuvor nicht getan hatte, wurde ich nachträglich x Mal für Fehlentscheidungen "bestraft". Das ist nun Gott sei Dank vorbei.

Dass es keine Traditionen mehr gibt, die Halt geben, ist ein gesellschaftliches Problem und politisch gesteuert. Man könnte hier auch von einem "Werteverfall" sprechen. In früheren Zeitaltern, wo man täglich mit Tod und Krankheit konfrontiert war, war es vordergründig die Religion, die den Menschen Sinn und Orientierung gegeben hat. Manche Menschen behaupten, wir bräuchten keine Religion mehr. Aber selbst wenn - so wie heutzutage - viele Atheisten sind, suchen sie nach einer Art "Religionsersatz", nach Vorbildern, brauchen Leitbilder. Kurz: wir suchen beständig etwas, zu dem wir aufsehen können. Negativ betrachtet können und waren auch Ideologien ein "Ersatz" für fehlende Traditionen, denn "Lücken" bleiben niemals unbesetzt.
Holgi
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Holgi »

Moinsen

Tja, "Der Sinn des Lebens"

Den Scheiß versuche ich schon seit meiner Kindheit zu ergründen.
Habe auch 2006 einen Thread darüber aufgemacht.
Wenn ich mir heute so meine Postings durchlese, muss ich sagen das ich nicht wirklich wusste wonach ich suchte.

Heute mit dem Abstand zu damals und den Erfahrungen aus Therapie und Beobachtung meiner Umwelt, komme ich zu dem Schluss, "Der Sinn des Lebens" fundamentalisiert sich aus den 5 Grundbedürfnissen eines jeden Individuums.
Essen - Trinken - Kleidung ( Pelz ) - Wärme - Dach über dem Kopf.

Alles was darüber hinaus geht ist Luxus.

Das große Problem für mich ist die Religion und das Geld.
2 imaginäre Erscheinungen, die mit dem wirklichen Leben nichts zu tun haben.

Sie steuern nur die Gier eines Menschen.

Eine abstruse, implementierte Erziehungsscheiße, die den Menschen zu einem Gefühlszombie macht.
Das ICH wird "Werten" unterworfen die an Sinnlosigkeit nicht mehr zu überbieten sind.

Und wir alle haben die letze Fahrt in einem Kombi.
Wir werden geboren und wir sterben.

Allein den Weg den wir gehen haben wir in der Hand und wie wir uns beeinflussen lassen.

Ich für meinen Teil sehe mich nicht mehr als krank an.
Meine Umwelt ist krank und das macht mich depressiv.

Die Zerstörung unserer Erde aus Geldgier macht mich depressiv.
Die Zerstörung eines Miteinander aus Glaubensscheiße macht mich depressiv.
Und, und, und, und ....

Ich habe mich komplett reduziert auf die 5 Grundbedürfnisse.
Denn die bedeuten ein Leben / Überleben.
Eine Zufriedenheit die mir Sinn gibt.

Einen "Sinn des Lebens" gibt es nicht, außer der Fortpflanzung, was uns die Natur jeden Tag lehrt.

In diesem Sinne

Liebe Grüße

Holgi
.......................................................
Die, die daran geglaubt haben, wussten nicht das sie daran nicht glauben sollten!
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
mir kam noch die Frage,ist die Depression eine Sinnkrise,oder bringt das Suchen nach dem verlorenem Sinn der Depression neues Futter?
Mir ist fatal in Erinnerung,wie ich langsam begriff,dass durch die Verluste in der Depression mir alles,aber auch alles völlig sinnlos und nutztlos erschien,das feuerte nur noch das depressive Denken an.
Wo vorher einfach Tun und Handeln war,wurde jetzt alles hinterfragt und abgewägt und auch für zu schwer empfunden.
Dieses Drehen um sich selbst war das Schwerste und sinnentleerendes überhaupt.
Nicht ich will und kann die Probleme der Welt lösen,aber es waren tiefe Impulse,die immer wieder die Wende brachten.
Wut und das tiefe Gefühl über ein Situation brachten mich wieder in eine andere Spur,das war Energie,die raus wollte und sich langsam wieder eine Bahn suchte.

Wenn es einen tiefen und heilen inneren Kern gibt,dann hab ich ihn,und das immer.
Die Depression verschüttet ihn und nimmt mir den Zugang zu unausgesprochenen Sätzen,zu nicht lösbaren Problemen und sinnlosen Sinnkrisen.
Weil, nicht die Depression macht mir das Problem,nein,ich verliere meine tiefen Glaubenssätze,die mein innerer Kern längst weiß und als richtig abgespreichert hat.
Die Depresssion stülpt sich über alles und stellt alles in Frage,unsichere Therapeuten und Ärzte machen das auch gern,leider und dabei führen und zwingen sie uns auf Irrwege.

Die Depression ist der Blindflug,die Zeit in der Wüste,die absolute Auszeit.
Das Auszuhalten,da nicht ein Ende zu setzten,das erfordert Schonräume,die auch therapeutisch besetzt sein können,aber noch mehr würde ich mir Räume wünschen,nein ich fordere sie: Räume die anders aussehen,als Akutpsychiatrie noch heute.

In der Zeit der Depression,der Aushaltens der Sinnleere und falschen Sinnsuche,da können dann kleinste Impulse das Leben wieder neu erfinden.
Ich selbst finde diese Impulse in der Natur,in der Nähe zu Tieren und auch später wieder zu den Menschen.
Wie ich in der Krise nicht fähig bin, Lebensentscheidungen zu fällen,so bin ich in der Depression unfähig, Leben als sinnvoll zu empfinden.
Alles umzuwerfen und sich aufzumachen zu neuen Ufern und neuen Zielen,das können nur wenige und das auch sehr unzureichend,meist scheitert man an alten und neuen Problemen,die sich einfach in den Weg stellen.
Mein innerer Kern weiß alles und findet seine Weg,dass ich das habe und dass ich dem vertrauen kann,das raubt mir die Depression,immer wieder.
Meine Wut ist oft das Verteidigen müssen,ich habe mich nicht geirrt in meiner Lebensplanung,in meiner Familie,nicht in meinen Überzeugungen und in meiner Art, Protest zu erheben.

Kritisch und hinterfragend war ich immer und das wurde mir in die Wiege gelegt,dass ich dieses Talent auslebe,in dem ich Menschen begleite,die das nicht haben,dass ich ergänze und ausfülle,wo genau das fehlt,das ist meine Aufgabe.
Mir ist das manchmal zu viel,weil das Schrammen und Wunden gibt,das bleibt nicht ungestraft.
Das läßt sich keiner gern gefallen,dass man ihn in Frage stellt.

Heute gehe ich zu einem Trialog in eine psychiatrische Klinik,meine Schwester ist da immer wieder Patientin,das Thema ist heute brandheiß,wenn es dann konsequent angegangen wird.
Medikamente in der Psychiatrie,da hab Fragen,die schon vor zwei Jahrzehnten kritisch gestellt wurden und immer noch nicht anders beantwortet werden konnten.

Sind es zwanzig Jahre Lebenszeit,die Neuroleptika klauen----
Keiner will,dass ich diese Frage stelle,ich selbst hab mir das auch nicht erlaubt,aber ich komme an dem Thema nicht mehr vorbei.
Zwei Monate hab ich mich eingelesen und hinterfragt,ich bekam immer mehr Fragen.
Sitze ich still daneben oder habe ich den Mut mich durchzusetzten,mich auszusetzen,mich angreifbar zu machen.
Wenn Trialog ernst gemeint ist,dann muss es einen Austausch geben,aber wenn es nur das notwendige Aushängeschild einer Psychatrie ist,die vorgibt sich verändert zu haben,dann wird es schwierig mit mir und und meinen Fragen.

Sinnlos scheint mir oft mein unbändiger Kampfgeist,gern wird er auch in die Nähe einer Manie gebracht,aber wer,wenn nicht wir,die wir die Welt der psychischen Krankheiten zu hause sind und deren teils unfähigen und untätigen Behandler kennen,wenn nicht wir die Fragen stellen,dann bleibt alles wie es ist
Sinnlos zu erkranken um dann in die Frührente und ins Aus gestellt, dann erst recht,das Recht zu fragen,warum habt ihr mir nicht die Zeit gegeben,zu gesunden an gesunden Dingen,in gesunder Umgebung und mit gesunden Themen.
Soteria heißt ein Wort in der Psychiatrie,das soll lebenswertes Leben in lebenswerter Umgebung möglich machen.Das sollen Stationen sein,die mit nichts dem vergleichbar sind,was ich jetzt wieder 5 lange Monate erlebt habe,in dem Da-sein für meine teils psychiotische Schwester.

Der innerer Kern ist und bleibt,das Vertauen darauf wird mich immer wieder zum Aufstehen bringen,wo die Depression alles zu Boden reißt.
Der Sinn liegt immer in der Sekunde,die jetzt gerade gelebt,ja,auch gelitten wird.
Sich motovieren zu können,sich aufmachen zu können,das ist Leben--- erfüllt mit Sinn,ich sage: in meinem Sinn.
Welche Frage treibt mich heute an,wer oder was könnte mich hindern.
Mit mir nicht,der Preis ist zu hoch,der Preis des Schweigens,der Ertragens und Stillschweigens.
anna54
heffalumb
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von heffalumb »

Hallo Ben :hello:

Also ich kann zu deinen Thesen nur "Ja" sagen.

Habe gestern erst in dem Buch "Die Kuh, die weinte" eine passende Geschichte dazu gelesen. Es ging darum, dass jemandem gesagt wurde:

Mach dein Abitur! Wenn du ein gutes Abitur hast, stehen dir alle Türen offen. Dann kannst du glücklich sein. Er machte sein Abitur, aber glücklich war er noch nicht. Mach dein Studium. Wenn du ein gutes Studium hast, wirst du glücklich sein. Gehe nicht auf Parties, triff keine Mädchen, lerne lieber. Er tat es und wurde nicht glücklich. Dann sah er seine älteren Freunde an. Die viel arbeiteten, um sich zb ein tolles Auto zu kaufen. Aber das machte sie auch nicht glücklich. Aber wenn sie sich erst häuslich niederlassen würden, dann wäre es soweit. Sie arbeiteten noch mehr, bauten Häuser, gründeten Familien. Aber sie waren immer noch nicht glücklich. Aber wenn die Kinder erstmal außer Haus sind, dann haben sie endlich Zeit für sich, dann werden sie glücklich. Aber das waren sie immer noch nicht. Aber in der Rente vielleicht? Nö :D

Es geht letztendlich darum, dass man, wie du sagst, diesen gesellschaftlichen Zielen nachjagt, um endlich glücklich zu sein. Man hangelt sich also von Glücksmoment zu Glücksmoment. Ja, manchmal sogar ohne zu hinterfragen, ob das wirklich der eigene "Sinn" ist, oder ob das alles nur Dinge sind, die einem durch die Gesellschaft, Facebook, Instagram, Youtube und co eingebleut werden. Wenn ich doch nur die Prüfungen bestanden hab, wenn ich doch nur mehr Geld hab, wenn ich doch nur ne schönere Wohnung hab, wenn ich doch endlich einen riesigen Muskelpo hab, ja, dann bin ich glücklich!

Das lustige ist, das Glücksgefühl ist nicht von dauer. Und schon brauchen wir den nächsten Glücksmoment. Dazu kommt ja noch das Hamsterrad, in dem wir uns befinden. Wer kaufen will, muss schließlich arbeiten - wer viel kaufen will, muss viel arbeiten. Aber das macht ja glücklich, also los.

Und das man dabei NIE an dem Punkt kommt, das man tatsächlich dauerhaft glücklich ist und tatsächlich den EIGENEN SINN lebt, frustriert natürlich. Manchmal so sehr, das alles sinnlos erscheint. (da werden wohl auch die Quarterlife Crisis und die Midlife Crisis herkommen) Ist ja auch klar, nichts scheint einen wirklich zu befriedigen, also was hat das alles für einen Sinn? Und schon allein an den Punkt zu kommen, alles zu hinterfragen, was man bisher in seinem Leben erreicht hat und wo hin einen das führt und ob das jetzt schon alles war, kann einen ganz schön runter ziehen - so ist es bei mir gerade der Fall.

Die Buddhisten sagen, Leben heißt Leiden. Weil man sich an Dinge klammert, die vergänglich sind. Die Befreiung vom Leid kommt nur durch die völlige Überwindung des Begehrens. (die vier edlen Wahrheiten und der Achtfache Pfad)

Kann dir dazu die Netflix Doku Minimalism und das Buch Cafe am Rande der Welt empfehlen, falls dus nicht schon kennst^^ Oder die Geschichte vom Fischer und vom Millionär, einfach im Internet zu finden.
malu60
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Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von malu60 »

Ich glaube,Sinn ist so vielfältig,wie das Leben selbst.

Manchmal,oft durch erfahrenes,überlebtes Leid werden Menschen tief berührt,oder auch tief verletzt.Dann entstehen Passionen,oder auch Kämpfer für ein "besseres Leben,auch ein großer
Wunsch aufzuklären,oder Verbesserungen anzustoßen.

So kann zwar Sinn gefunden werden,aber eher im Sinne von "Berufung".

Den Sinn des Lebens,den würd ich gerne herunterbrechen,der ist einfach "da sein",ja auch glücklich,vertrauensvoll zufrieden zu leben,an der Stelle,ganz da zu sein,wo ich nunmal
reingeboren bin. Leben ist weder Kampf,noch Lethargie,sprich aushalten,sondern Freude.

Ich möchte mich Holgi anschließen,denn in diesem wertfreien,einfachen Zustand,einem lebenden
Selbstverständnis kommen wir alle auf die Welt.........dann geht's leider oft richtig blöd los.
Geld,Religion,Bewertungen,Beschulung,Zurechtstutzung,auch Verstümmelungen,müssen im
jeweiligen Kontext überstanden werden.Dabei wäre Liebe und wachsen lassen so einfach!!!

Alles,auch den Sinn zu hinterfragen,das ganze psychologisieren,ist eine Reaktion,auf diese
Wunden,die einem Menschlein zugefügt werden.
Wer sich immer nur mit Problemen beschäftigt,wie auch ich,aufgrund traumatischen
Verletzungen hat es schwer,leicht und selbstbewußt zu leben.
Sind die Voraussetzungen,wie Urvertrauen,Eigenliebe nicht gegeben,beginnt der ganze Mist
mit Sinnsuche das Eigentliche,Selbstverständliche dauernd zu hinterfragen.Man spiegelt und analysiert sich ,hinterfragt jeden Pups,klar aus einer Not heraus......meiner Meinung nach,kann das aber auf Dauer immer kränker machen........

Der Sinn ist,dass man lebt und Leben ist immer lebensgefährlich.L.G.malu
Leben ist mehr
Holgi
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Registriert: 28. Okt 2006, 19:43

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Holgi »

Moinsen

..................................................................................
Die Geschichte vom Sinn des Lebens

Ein Investmentbanker stand in einem kleinen mexikanischen Fischerdorf am Pier und beobachtete, wie ein kleines Fischerboot mit einem Fischer an Bord anlegte. Er hatte einige riesige Thunfische geladen. Der Banker gratulierte dem Mexikaner zu seinem prächtigen Fang und fragte, wie lange er dazu gebraucht hätte.

Der Mexikaner antwortete: "Ein paar Stunden nur. Nicht lange."

Daraufhin fragte der Banker, warum er nicht länger auf See geblieben sei, um noch mehr zu fangen.

Der Mexikaner sagte, die Fische, reichten ihm, um seine Familie die nächsten Tage zu versorgen.

Der Banker wiederum fragte: "Aber was tun sie denn mit dem Rest des Tages?"

Der mexikanische Fischer erklärte:
"Ich schlafe morgens aus, gehe ein bisschen fischen; spiele mit meinen Kindern, mache mit meiner Frau Maria nach dem Mittagessen eine Siesta, gehe ins Dorf spazieren, trinke dort ein Gläschen Wein und spiele Gitarre mit meinen Freunden.
Sie sehen, ich habe ein ausgefülltes Leben.

Der Banker erklärte:
"Ich bin ein Harvard-Absolvent und könnte ein bisschen helfen. Sie sollten mehr Zeit mit Fischen verbringen und von dem Erlös ein größeres Boot kaufen. Mit dem Erlös hiervon wiederum könnten sie mehrere Boote kaufen, bis sie eine ganze Flotte haben. Statt den Fang an einen Händler zu verkaufen, könnten sie direkt an eine Fischfabrik verkaufen und schließlich eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen. Sie könnten Produktion, Verarbeitung und Vertrieb selbst kontrollieren. Sie könnten dann dieses kleine Fischerdorf verlassen und nach Mexiko City oder Los Angeles und vielleicht sogar nach New York City umziehen, von wo aus sie dann ihr Florierendes Unternehmen leiten."

Der Mexikaner fragte: "Und wie lange wird dies alles dauern?"

Der Banker antwortete: "So etwa 15 bis 20 Jahre."

Der Mexikaner fragte: "Und was dann?"

Der Banker lachte und sagte:
"Dann kommt das Beste. Wenn die Zeit reif ist, könnten sie mit ihrem Unternehmen an die Börse gehen; ihre Unternehmensanteile verkaufen und sehr reich werden. Sie könnten Millionen verdienen."

Der Mexikaner sagte: "Millionen. Und dann?"

Der Banker sagte:
"Dann könnten sie aufhören zu arbeiten. Sie könnten in ein kleines Fischerdorf an der Küste ziehen, morgens lange ausschlafen, ein bisschen fischen gehen, mit ihren Kindern spielen, eine Siesta mit ihrer Frau machen, in das Dorf spazieren, am Abend ein Gläschen Wein genießen und mit ihren Freunden Gitarre spielen."
....................................................................................

Liebe Grüße

Holgi
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von malu60 »

Genau so ist es,schönen Gruß!
Leben ist mehr
Katerle
Beiträge: 11384
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Katerle »

Eben Holgi, LG :)
Nitroglycerin
Beiträge: 23
Registriert: 10. Dez 2016, 20:57

Re: Die Sache mit dem Sinn ...

Beitrag von Nitroglycerin »

Meinerseits nochmal zur Klarstellung, weil Sinnkrise oft mit Depressionen vertauscht wird: Eine handfeste Depression ist vor allem durch einen Mangel an Vitalität (völlige Antriebslosigkeit) gekennzeichnet. In extremen Phasen ist man nicht mehr in der Lage die einfachsten, alltäglichen Dinge (z.B. sich anziehen, waschen, einer geregelten Beschäftigung nachgehen...) zu tun. Die Hirnaktivität verändert sich im Verlauf einer Depression ebenfalls. Das ist auch der Grund, warum bei der Behandlung von Depressionen neben Gesprächstherapie oft Medikamente eingesetzt werden und eine Depression als Krankheit und nicht "nur" als Sinnkrise klassifiziert wird. Ausgelöst werden kann sie sowohl durch positive Ereignisse als auch durch negative Ereignisse (z.B. Geburt eines Kindes, Tod eines geliebten Menschen, Krankheit...). Wunderbar beschrieben sind die Merkmale der Krankheit in dem Buch "The Noonday Demon: An Atlas of Depression".

Eine Sinnkrise sehe ich eher als das tiefgründige Infragestellen und kritische Hinterfragen des (eigenen) Lebens, was oft mit Stimmungstiefs einhergeht - aus welchen man aber im Unterschied zu Depressionen aus eigener Kraft wieder herausfinden kann.
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