Das Leben als Außerirdische

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YomoSanGamu
Beiträge: 1
Registriert: 27. Apr 2018, 15:52

Das Leben als Außerirdische

Beitrag von YomoSanGamu »

Hallo ihr fremden Menschen,
ich versuche schon lange mich durchzuringen hier zu schreiben. Seit einigen Monaten quälen mich schlimme Depressionen, die immer wieder kommen. Ab und an geht es mir wirklich gut und dann kommen wieder Scheißtage.
Vielleicht sollte ich mich erstmal vorstellen.
Ihr könnt mich Yomo nennen. Bin 24 Jahre und lebe mit meinem Freund zusammen. Im Moment bin ich Studentin, aber schaffe es nicht für diese ganze Scheiße zu lernen und da was zu machen. Ich kann mich dann nicht konzentrieren und eigentlich ist es auch egal, da ich im August sowieso eine Ausbildung anfange. Ebenfalls im IT-Bereich, deswegen wäre es eigentlich gut, wenn ich mal was dafür tun würde, aber ich kriegs einfach nicht hin.
Eigentlich bin ich ein wirklich humorvoller und fröhlicher Mensch. Aber ich bin sehr introvertiert und kann irgendwie nicht mehr richtig aus mich herauskommen und das schon seit einigen Jahren. Das wurde irgendwie immer schwieriger seitdem mein Vater 2015 gestorben ist. Davor konnte ich irgendwie Herausforderungen bestreiten, die für mich echt schwierig waren. Jetzt ist es schon eine Herausforderung für mich nur jemanden auf der Straße anzusprechen um nach dem Weg zu fragen. Ich hatte damals in der Realschule aber auch schon Probleme damit. Meine mündlichen Noten waren natürlich dementsprechend. Aber jetzt hab ich eine eigene Wohnung und steh im Grunde genommen auf eigenen Beinen und es klappt irgendwie nichts.
Ich hab Angst, dass meine Depressionen und meine Introvertiertheit meine Beziehung und mein Leben kaputt machen. Ich will nicht später arbeiten und genau wegen dieser Kacke genau diese Arbeit wieder verlieren.
Ich hab mein Leben lang versucht immer irgendwie alles allein auf die Reihe zu kriegen. Hatte immer Angst irgendwen um Hilfe zu bitten. Klar, ich weiß es wäre besser. Viel besser. Aber ich steh mir immer nur selbst im Weg rum.
In meiner Familie bin ich das Jüngste von 4 Kindern. Zwischen der Jüngeren meiner beiden Schwestern liegen etwa 9 Jahre. Sie haben echt viel Scheiße gebaut im Leben. Beide haben 3 Kinder. Die noch als Teenager bekommen. Mein ältester Neffe ist 17.
Sie haben versucht mich immer in die richtige Richtung zu stoßen. Dadurch wusste ich schon früh worauf es im Leben ankommt und irgendwie aber doch nicht. Meine Mutter wollte immer, dass ich alles besser mache als meine Schwestern. Ich glaube, dadurch stand ich immer unter einen ziemlich großen Druck.
Durch meine Introvertiertheit hatte ich kaum Freunde und das bis heute. Die meisten Leute kenne ich durch das Internet. Ich hab mich unter vielen Menschen eigentlich auch nie wohl gefühlt. Ich hasse Partys. Kleinere Partys sind okay mit wenig Menschen, wo ich alle kenne und alle untereinander auch. Aber diese dummen riesigen Ereignisse, wo man nur am Rumsaufen ist und am Ende eh alle kotzen hasse ich wie die Pest. Wenn ich mit jemanden rede, den ich nicht so gut kenne, dann ist das immer so unglaublich unangenehm, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll und das endet dann immer im peinlichen Schweigen.
Ich wollte eigentlich immer ein starker Mensch werden, aber durch all die beschissenen Dinge, die ich mit der Zeit erleben musste bin ich nun das komplette Gegenteil. Ich will immer für andere da sein und höre gerne zu oder gebe meine ach so tollen Ratschläge, die sowieso nichts bringen. Ich versuche immer ehrlich zu sein, aber gleichzeitig lüge ich andauernd genau die Menschen an, die ich wirklich sehr gern habe.
Ich will nicht mehr so sein. Ich weiß aber nicht wie ich das schaffen soll. Ich hab nie eine Therapie gemacht oder sowas. Als Teenager hätte ich das echt gebrauchen können glaube ich, aber meine Eltern haben an sowas nicht gedacht. Sie waren sehr gläubig und das einzige was man dann bekommt ist ein scheiß Gebet, das nicht hilft. Jetzt weiß ich nicht, wie ich mich dazu durchringen soll. Als das mit den Depressionen anfing wollte ich nach einer Therapeutin suchen und hab auch eine angeschrieben, aber die Antwort war nur, dass sie glaubte meine Versicherung würde das nicht bezahlen. Ich hab mich gefühlt, als wäre ich keine Patientin, sondern irgendwas womit man Geld macht. Deswegen hab ich nicht mehr zurückgeschrieben und es gelassen. Schon so Kleinigkeiten hauen mich andauernd um.
Ich versuche immer, wenn ich diese Downphasen habe meine Gedanken aufzuschreiben. Ich bin in der Richtung recht talentiert schon seit meiner Kindheit. Jedenfalls meint das meine Familie. Ich find es eher nicht so besonders.
Es kann sein, dass ich ab und an hier ein Gedicht posten werde, wenn mir danach ist oder ein Prosatext.
Ich will einfach nur jemanden haben, den ich nicht kenne und wo ich nicht Angst habe, dass ich ihn verletze bzw. Sorgen bereite, wenn ich ihm irgendetwas von meiner ganzen Scheiße erzähle.
Tut mir Leid, dass das soviel Text ist, aber musste das jetzt einfach schreiben.
MFG Yomo
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Das Leben als Außerirdische

Beitrag von Peter1 »

Hallo Yomo !
Zuerst möchte ich dich in diesem Forum begrüßen, und wünsche dir einen anregenden Austausch.
Warst du wegen deiner Depressionen schon bei einem Arzt(Psychiater)?
Ohne Hilfe von aussen lassen sich Depressionen nur ganz selten beseitigen.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
ChristianeHelene
Beiträge: 2
Registriert: 5. Jun 2018, 16:10

Re: Das Leben als Außerirdische

Beitrag von ChristianeHelene »

Hallo Yomo,
die Betreffzeile hat mich angesprochen, denn als "Außerirdische" hab ich mich auch lange Zeit gefühlt. Bis ich in einer Psychosomatischen Klinik war und dort ganz wundervolle starke Menschen - die aber wie ich auch an Depression erkrankt waren - kennengelernt habe. Was ich damit sagen will: der Austausch mit anderen hilft, das Dumme ist nur, daß in einer depressiven Phase oft die Kraft und der Mut fehlt. Klage Dich deswegen also bitte nicht an, das macht es schlimmer. Jetzt geht es mir wieder viel besser. Der Weg dorthin begann mit einem Besuch beim Hausarzt. Dem habe ich meine Situation, meine Gefühle geschildert. Dann habe ich mir einen Psychotherapeuten gesucht - über die Kassenärztliche Vereinigung habe ich Namen und Telefonnummern von Therapeuten mit freien Therapieplätzen bekommen und mich halt durchtelefoniert. Und auch verschiedene Therapeuten getroffen bis ich den richtigen (für mich) hatte.
Sicher gibt es hier im Forum noch detailliertere Info's zum genauen Ablauf - oder einfach Kassenärztliche Vereinigung für das Bundesland, in dem Du lebst - googlen. Die haben sehr viele Informationen zu
Psychotherapie auf ihrer homepage.

LG CHelene
(noch neu hier im Forum)
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