Kritik

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Sigi
Beiträge: 2
Registriert: 22. Feb 2004, 23:29

Kritik

Beitrag von Sigi »

Hallo,
habe seit geraumer Zeit hier - obwohl Betroffener im Sinne der Thematik - nur (passiv) mitgelesen, da so viele Beiträge, die anfangs vielversprechend waren, die "passten", mit denen man sich solidarisieren konnte und von denen man sich Erkenntnisse erhoffte usw. usw., in kürzester Zeit abdrifteten in (meiner Meinung nach) verquaste esoterische Bereiche, in z.T.larmoyante Psycho-Lyrik, in exhibitionistisch-tagebuchartige Psycho-Soaps ("mein-Waschmaschinen-Zulaufschlauch-ist-geplatzt") etc. etc.

Wie gesagt, nicht alle, aber viele...(sind auch bemerkenswerte Ausnahmen dabei)! Aber die eben (nur unvollkommen) Beschriebenen - mit entsprechenden "Fan-Gemeinden" - haben dieses Forum dadurch teilweise dominiert, um es einmal hart zu sagen und andere tendenziell abgeschreckt, die mehr auf "verwertbare" Erkenntnisse und Diskussionen hofften...!

Daher auch die Einlassung ( Feedback -"Rundumschlag" ) von H.Niedermayer völlig zu Recht... und was DORT von vielen an Äußerungen und Antworten auf diesen Beitrag zu lesen ist - sehr selbstkritisch, sehr nachdenklich und klug (zu diesem Forum/..auf einer Art Meta-Ebene..)- versöhnt einen dann doch wieder..!.
Gruß Sigi
albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: Kritik

Beitrag von albert »

Hallo Sigi,
ich kann dir nur zustimmen. Ein Thread, der über 50 Beiträge hinausgeht, ermüdet mich, denn das Wesentliche wurde schon in den ersten zehn Beiträgen geschrieben.... und dann flacht es ab.
Ich zähle mich zu den "Geheilten", das Wort bewusst in Gänsefüßchen. In den letzten zwei Jahren hatte ich mehrfach Auslöser für neue Depressionsschübe, aber ich habe mich rechtzeitig abfangen können, habe das auch hier berichtet und war erstaunt, dass darauf fast keine Resonanz kam. So darf ich meine Erlebnisse auch unter die Esoterik-lounge zählen, gegen meinen Willen; aber muss solch eine Einordnung wirklich sein? Muss wirklich alles in einem orthodoxen Rahmen verlaufen? Ich begehe Grenzüberschreitungen und beschreite neue Wege, das ist ungewöhnlich. Und es irritiert.
Das Wort "Geheilter" habe ich deshalb in Gänsefüßchen gesetzt, weil ich beruflich noch nicht rehabilitiert bin. Das erfordert jetzt meinen vollen Einsatz und ich bitte um Verständnis, dass ich hier nicht darüber berichten kann, weil es sich großenteils um Internas handelt. Intern heißt nun mal innen und das bleibt drinnen. Jeder, der das nach außen trägt, schadet sich selbst. Zudem schreibe ich hier unter meinem vollen Namen. Selbst wenn ich mit einem Nick schreiben würde, wäre ich durch interne Erzählungen sehr bald enttarnt. Deshalb habe ich gute Gründe mich heute hier zurückzuhalten. Ich habe versucht, in früheren Beiträgen das Problem abzumildern, indem ich Pseudonyme für mich und für dritte Personen benutzt habe. Auch der Übergang von der Ich-Form in die dritte Person ist darunter zu zählen, darüberhinaus ermöglicht die dritte Person zum eigenen Erleben eine größere Distanz und kann damit eine therapeutische Wirkung haben.

Ich finde die Idee gar nicht schlecht, im Eingangsbereich von Seiten der Admin auf solche Zusammenhänge hinzuweisen, dass hier im Forum ein verzerrtes Bild vorhanden ist; die Wirklichkeit sieht anders aus. Das Forum ist nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zurück in die Gesellschaft.
Herzliche Grüße
Albert
nick
Beiträge: 97
Registriert: 25. Aug 2003, 13:44

Re: Kritik

Beitrag von nick »

hi,guten morgen...hhmm guter beitrag,ich schildere kurz meine meinung, ...Da ich ich hier in beiden kategorien vertreten bin, ist es nicht so leicht, dennoch glaube ich in meinen beiträgen immer vorblitzen zu lassen, dass es nichts bringt sich gegenseitig zu "bauchpinseln" es führt nur noch deutlicher dazu wie schlecht es einem geht...nun ich habe vor monaten versucht einen "positiven Thread " zu eröffnen, jedoch war die zahl der antworten eher bescheiden,mässig,,,nun ja und in dieser situation dachte ich manchmal, "wollen die eigentlich, dass es uns besser geht???" denn es ist ja auch sehr gemütlich sich im eigenen unglück zu sulen und immer das opfer zu sein um es überspitzt auszu drücken...es war traurig für mich nicht so viele antworten zu bekommen, ich hätte mir das sehr gewünscht, da ich leute gesucht habe denen es genauso geht, mit denen mann sich austauschen kann und auch lachen...dann gab es aber auch vor zwei wochen die schlechte phase...da gings mir sauschlecht und es erschreckt mich im nachhinein mehr in meiner schlechten phase bestätigt worden zu sein, als in der guten, die gottseidank wieder oberhand nimmt...seis nur durchs lesen der anderen beiträge , ich verstehe beide seiten, aber der richtige weg ist es auf jeden fall durch diskussionen weiter zu entwickeln!denn eigentlich ist dieses forum doch toll für uns, wir sehen wir sind nicht allein und das ist das wichtigste, lasst uns gemeinsam überlegen und diskutieren, was man ändern könnte... liebe grüsse nico, p.s. hier scheint heute die sonne und zwar nicht nur draussen
christoph6667
Beiträge: 121
Registriert: 3. Mai 2003, 17:41

Re: Kritik

Beitrag von christoph6667 »

hi,

also ich finde Dr. niedermeyer und auch hier Sigi haben in vielen Punkten schon recht.

es hat mich, und sicher nicht nur mich, schon immer gestört, dass in den threads so viel geschrieben wird, was mit dem Thema nichts mehr zu tun hat, es wird in jeden thread wild hinein geschrieben, und das wertvolle kann man dann als Leser umständlich heraussuchen.
und da das Forum immer mehr besucher hat, wird dieses Phenomen natürlich immer extremer sichtbar und zum Problem.
ich finde, man sollte echt mal im Interesse vieler Leser, die nicht so viel schreiben können, und das sind sicherlich viele, auch aus Zeitgründen, und auch im Interesse von Dr. Niedermeyer versuchen, etwas weniger zu posten, wenn es nicht unbedingt sein muss.
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Kritik

Beitrag von Sadness »

Ich finde vor allem, dass es Neue hier sehr schwer haben, dass man mit ihnen diskutiert. Und es ja nun mal ein Diskussionsforum. Aber hier ist so eine eingeschworene Gemeinde, die sich fast alle so gut kennen und sich endlos miteinander austauschen. Dass viele Jammern ist sicher Mist, manchmal tut es aber auch gut. Dann ist es raus und wenn vielleicht ein, zwei mitfühlende Antworten kommen, geht es schon ein wenig besser. Was ich schade finde, ist, dass wenn ein "Neuer" mal ein anderes Thema aufwirft, das vielleicht etwas mehr Nachdenken und Selbstreflektion erfordert, scheint das den meisten lästig. Lieber wieder mit den bekannten "Kollegen" weiterquasseln. Als Beispiel kann ich einen Beitrag von mir, "Das innere Kind"(schon länger her), nehmen. Ich wollte mich so gerne über dieses therapeutische Modell austauschen, da ich da mittendrin steckte und es kam ... nichts (oder so gut wie nichts). Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass hier niemand in seinen Therapien Erfahrungen damit gemacht hat. Aber vielleicht ist das manchen hier einfach zu nervig, sich mit jemand Neuem konkreter zu beschäftigen. Ich denke, 80% der Beiträge hier gehören in einen Chat oder in private E-mails.
So viel dazu von mir.
Gruß
Sadness
Moritz
Beiträge: 41
Registriert: 15. Feb 2004, 16:21

Re: Kritik

Beitrag von Moritz »

ich kann zu dem oben gerade nicht viel sagen, aber mich würde der beitrag über die therapie des inneren kindes interessieren, da ich da gerade mittendrin stecke.
MORITZI
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Kritik

Beitrag von Xenia »

Schaut mal im Archiv nach oder benutzt die "Suchfunktion". Denn einen thread über das innere Kind (mit dem ich übrigens nichts anfangen kann, sonst hätte ich auch etwas dazu geschrieben) gab es vor einiger Zeit schon einmal, ich glaube, daß Faustus in initiiert hatte. Ich hoffe, ich täusche mich jetzt nicht und der thread, den ich im Kopf habe, ist doch der von Sadness.

Mit den fehlenden oder wenigen Antworten auf ein Posting ist es so eine Sache: zum einen kommen hier den Tag über massig viele Postings an, so daß tatsächlich das eine oder andere Thema untergeht, zum anderen muß man hartnäckig bleiben, immer mal wieder etwas dazu schreiben, auch wenn es manchmal verletzend ist, daß anscheinend niemand Interesse zu haben scheint! In "meinem" thread (der mit dem exhibitionistisch-tagebuchartige Psycho-Soaps ("mein-Waschmaschinen-Zulaufschlauch-ist-geplatzt") etc. etc., war es am Anfang - letztes Jahr im Mai - ganz ähnlich, nur wenige antworteten. Das lag auch daran, daß viele gar nicht wußten, was sie schreiben sollten.

Grüße

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
emriye
Beiträge: 631
Registriert: 15. Okt 2003, 15:00

Re: Kritik

Beitrag von emriye »

Hallo Du,
so aus dem Nichts und dem "sicheren" Hafen hier Kritik zu üben, finde ich auch nicht gerade besonders die feine Art. So ein Forum ist ähnlich wie eine Art Selbsthilfegruppe (zwar kein Ersatz) aber wenn Du in eine Selbsthilfegruppe reinplatzt, die Leute kennen Dich nicht, Du weißt aber etwas über sie und kritisierst erstmal im Rundumschlag. Ich weiß nicht ob das so gut ankommen würde, das hat für mich etwas sehr distanzloses und zeugt nicht von besonders hoher Empathiefähigkeit. Sorry, wollt ich nur mal loswerden
emriye
kr
Beiträge: 381
Registriert: 14. Jan 2004, 15:38
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Re: Kritik

Beitrag von kr »

Hallo Albert,

Du schreibst:

<Auch der Übergang von der Ich-Form in die dritte Person ist darunter zu zählen, darüberhinaus ermöglicht die dritte Person zum eigenen Erleben eine größere Distanz und kann damit eine therapeutische Wirkung haben.>

Ich habe eine andere Erfahrung gemacht. Erst nachdem ich "ICH" gesagt habe, konnte ich mich auch erkennen. Solange ich mich in Pseudonyme und die dritte Person flüchte, nützt es mir gar nichts. Ich bin krank, nicht man ist krank.

<Das Forum ist nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zurück in die Gesellschaft.>

Was heisst zurück? Ich zähle mich durchaus zur Gesellschaft gehörig. Auch wenn inzwischen der Zeitgeist Kranke, Alte und Behinderte als "Sand im Getriebe" und Störfaktor ansieht.

Grüße vom kleinen Raben
___________________________________________________


IMPOSSIBLE IS NOTHING.
Conny37
Beiträge: 244
Registriert: 24. Mai 2003, 21:34

Re: Kritik

Beitrag von Conny37 »

Liebe Emrye,

ich vermute fast, dass Sigi ein sehr wohl bekanntes "Gesicht" im Forum ist und sich unter einem neuen Nick zu schimpfen traut. Ansonsten kann ich mir nicht so richtig vorstellen, warum jemand der gerade angekommen ist nicht zu einem Beitrag der ihn vielleicht interessiert antwortet, aber die Kraft hat- hier machtvoll auf den Tisch zu hauen.

nachdenklicher Gruss
Conny
Angie99
Beiträge: 5
Registriert: 15. Feb 2004, 20:13

Re: Kritik

Beitrag von Angie99 »

Als es mir sehr, sehr schlecht ging,habe ich mir im Forum alles von der Seele geschrieben.
In "guten" Zeiten hätte ich dies nicht getan.
Durch Offenheit wird man auch verletzbar,
gleichzeitig durch eine mitfühlende Antwort
getröstet.
Ich bin froh um dieses Forum,
ich bin froh,von einem "kaputten Waschmaschinenschlauch "zu lesen,denn derjenige nimmt am Leben teil,
ich bin froh,wenn einer "kritisch"ist und aus seiner Sicht schreibt,
denn derjenige setzt sich mit seiner Umwelt auseinander,
und veranlasst zu Diskussion und Rückmeldung,
Dank an alle!

Auch ich schreibe immer aus meiner Sicht, die nur subjektiv sein kann,
jeder hat seine eigenen Gedanken ,
und für Betroffene ist das Wichtigste irgendetwas zu tun,
und wenn es auch scheinbar nur um "banale"Dinge geht, oder um sich kritisch auseinanderzusetzen,
alles ist besser als "liegenbleiben"!.

Angelika
albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: Kritik

Beitrag von albert »

Hallo Kleiner Rabe,
die Menschen sind verschieden, teils sogar sehr verschieden. Der eine hat seinen Fixpunkt auf dem Ich und benötigt Distanz, um klarer zu sein, der andere muss erst einmal Ich sagen, um sich selbst zu finden.

Sei glücklich, wenn du dich zur Gesellschaft zählen kannst. Leider habe ich ein anderes Erleben. Nach meinem Studienabschluss wurde ich hinausgeworfen, es gab "keine irgendwie geartete Verlängerung", so meine akademischer Lehrer. Da habe ich erstmal anderthalb Jahre in der Fabrik gearbeitet. Meine erste Anstellung im studierten Fach habe ich im Ausland angetreten, die zweite ebenfalls. Danach kam ich als gebrochener Mensch zurück. Die Vorgesetzten meinten, ich hätte im Job versagt, ich war nur einfach als gutmeinender und gutwollender Mensch ein Mobbingopfer geworden. Nach der Erholung von der Depression habe ich eine freiberufliche Tätigkeit angefangen, unterbrochen nur und ergänzt von kurzfristigen Anstellungen. Als gutmeinender Mensch, der an das Problem an sich geht, bin in die Lage gekommen, zwischen den Stühlen zu sitzen und dort werde ich zerrieben. Wenn zu einem Projekt, das ich betreue, Zusatzuntersuchungen verlangt werden, dann werden diese Entscheidungen von den Herren Abteilungsleitern und Amtsleitern in den Behörden getroffen. Es tut mir leid zu sagen, ich sehe, dass ich nicht dazugehöre. Ich bringe wesentliche Leistungen, werde aber nur als Zuträger betrachtet und muss mit einer Struktur arbeiten, die wirtschaftlich nicht tragfähig ist. Auf gut deutsch gesagt, ich beute mich selber aus und wenn ich so weitermache, werde ich wieder Opfer, wie schon mehr als einmal. Ich bin ein Störfaktor, "Sand im Getriebe" mit dem die Entscheidungsträger möglichst wenig zu tun haben wollen. Ach, es ist so einfach und bequem, jedes Jahr, den gleichen Haushalt zu beantragen und genehmigt zu bekommen. So wurde es schon immer gemacht - heißt es. Wozu sollte es Veränderungen brauchen?
Das ist meine Kritik, entschuldige bitte, so heißt ja der Thread.
Wenn ich noch der alte wäre wie vor den Therapien im Verlauf von fast 15 Jahren, dann würde ich zweifellos wieder depressiv werden. Da stellt sich mir die Frage, wie kann ich der Falle, in der ich gefangen bin, entkommen. Aber das rührt an Internas, die ich hier nicht ausbreiten will. Es wird noch der Tag kommen, an dem ich darüber schreiben kann.
Dabei geht es mir den Umständen entsprechend noch gut: ich habe heute wieder eine unbefristete Anstellung, relativ nahe zu meinem Berufsfeld, ich bin inzwischen finanziell wieder stabilisiert - das hat mich sehr viel Mühe und Arbeit im Stress gekostet - aber es fehlt die Anerkennung meiner Leistung. Das ist der Punkt, ich fühle, dass ich draußen vor der Tür stehe.
Ach entschuldige bitte, ich merke gerade, dass ich das schönste Klagelied angestimmt habe. Dr. Niedermeier hatte ja zu Recht bemerkt, dass die Klagelieder hier abweichend von der Wirklichkeit überrepräsentiert sind. Ich will nur dazu sagen, dass ich mich mit meiner Situation nicht abfinde, sondern systematisch an der Verbesserung arbeite. Aber das rührt wie gesagt an Internas, dazu schweige ich besser. Reden könnte tödlich sein, sagte mir gestern mein Gesprächspartner dazu.
Es gibt nicht nur das Forum, es gibt den Austausch per Email, es gibt Forumstreffen, es gibt den Nachbarn, bei dem ich jeden Morgen frühstücke, es gibt meine ehemaligen Vorgesetzten und es gibt meine ehemaligen Therapeuten. Darunter sind Menschen, denen ich vertraue und im Austausch erstelle ich mir ein Bild von meiner Situation und den Möglichkeiten für Veränderungen zum Besseren hin.
Zeitweise kann das Forum eine gute Stütze sein, aber es sind durch die Struktur und durch die Öffentlichkeit Grenzen gegeben. Meine vollständige Heilung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft bedingen, dass ich aus dem Forum hinauswachse. Das deutlich zu machen, finde ich, ist der Sinn der beiden Threads Rundumschlag und Kritik.
Herzliche Grüße
Albert
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