Klinikaufenthalt trotz Kleinkind?

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depressario
Beiträge: 2
Registriert: 25. Apr 2018, 21:45

Klinikaufenthalt trotz Kleinkind?

Beitrag von depressario »

Liebe Forenmitglieder,

ich schreibe hier zum ersten Mal und hoffe auf Rückmeldungen zu einer Frage, die mich seit Wochen, nein Monaten, quält:
Ich befinde mich seit Jahresbeginn in einer immer schlimmer werdenden depressiven Episode, die mittlerweile von verschiedenen Ärzten als "chronische rezidivierte schwere Depression" diagnostiziert wurde. Und da ich das nicht zum ersten Mal durchmache (ich will nicht alle Symptome aufzählen, denn ich denke ihr kennt euch damit aus, was alles dazugehört), weiß ich auch, dass ich da ohne professionelle Hilfe nicht oder nur sehr schwer wieder raus kommen werde. Daher legen mir auch alle Ärzte/Therapeuten/Freunde/Angehörige nahe, es mit einem stationären oder zumindest teilstationären Aufenthalt zu versuchen (d.h. ca. 6 Wochen lang), einen Platz dafür habe ich schon von der (Tages-)Klinik zugesichert bekommen.
ALLERDINGS ist eine Sache anders als bei den vorigen Episoden, die mir die Entscheidung unglaublich schwer macht: Ich bin seit 1,5 Jahren Vater eines wahsinnig tollen, lebendigen Sohnes, dem ich aber zu Hause natürlich nicht mehr gerecht werden kann, und dieser Kontrast zwischen unbändiger, junger Lebensfreude und meiner Lebensverneinung z.Zt. verschlimmert meinen Zustand eher noch. Andererseits zerfrisst es mein Herz, daran zu denken, ihn (und seine Mutter natürlich) 6 oder mehr Wochen allein, im Stich zu lassen. Ich habe - neben der rieisigen Belastung für meine Frau, dann 24h alleine für ihn zu sorgen (leider noch kein Kita-Platz) - große Angst um die Bindung zu meinem Sohn, denn wie soll er das verstehen, dass sein Papa ihn so lange verlässt?
Habt ihr vielleicht ähnliche Situationen erlebt?
Oder auch wenn nicht, vielleicht habt ihr Argumente und Sichtweisen, die ich nicht sehe?
Ich danke euch!
Endlich FREI
Beiträge: 6
Registriert: 5. Mai 2018, 00:15

Re: Klinikaufenthalt trotz Kleinkind?

Beitrag von Endlich FREI »

Hallo
Du solltest den Gedanken das du deine Familie im Stich lässt schnell vergessen. Es geht um deine Gesundheit und wenn du krank bist ist es für deine Familie schlimmer. Du bist ja auch nicht in der Therapie eingesperrt deine Familie kann dich besuchen oder du kannst am Wochenende nach Hause. Mach die Therapie damit es dir wieder gut ehr und dann für deine Familie da sei kannst. Ich bi sicher das deine Mutter oder Tanten oder Onkel Euch auch Unterstützen werden.
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Klinikaufenthalt trotz Kleinkind?

Beitrag von Katerle »

Herzlich Willkommen hier im Forum und ich wünsche dir einen guten Austausch.

Das ist wirklich eine sehr schwierige Entscheidung, wenn das Kind noch so klein ist. Verstehe dich da sehr gut.

Jedenfalls, du lässt dein Kind nicht im Stich. Der Klinikaufenthalt ist dringend notwendig und da steht deine Gesundheit zunächst im Vordergrund.
Und du brauchst auch keine Angst um die Bindung zu deinem Sohn haben, dass die verlorengeht, wenn die vorher schon stimmte.
Ich habe jedenfalls zu meinen Kindern bis heute eine gute Bindung und die hatte ich zu meiner Mutter auch, zumal ich mit zweieinhalb Jahren durch einen Heimaufenthalt von ihr für ein halbes Jahr getrennt war (aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes) Die Freude war riesig, als sie dann vor mir stand und mich in Arm nahm...

Alles Gute für dich,
Katerle
Dirk72
Beiträge: 96
Registriert: 18. Mär 2018, 20:48

Re: Klinikaufenthalt trotz Kleinkind?

Beitrag von Dirk72 »

Hallo depressario,
An Deiner Stelle würde ich die Chance zum Klinikaufenthalt nutzen. Du bist ja nicht an Ende der Welt.
Wenn Du dann gestärkt aus der Klinik zurück kommst hast Du genügend Kraft um wieder für Deine Familie da sein.
Schöne Grüße Dirk
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Klinikaufenthalt trotz Kleinkind?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Depressario,
man kann ja auch zwischendurch telefonieren und der Kleine Papas Stimme hören. Mama kann ja auch sagen, dass Papa im Krankenhaus ist. Und falls du nicht zuweit weg sein solltest, kann er mit Mama ja am WE auch mal zu Besuch kommen.
So schnell geht das nicht, dass er dich vergisst.
Falls es medizinisch notwendig sein sollte (und deine Frau mal von der Pflicht für ein Kleinkind und kranken Partner befreit werden müsste), könntest du auch mit Sohnemann in eine Klinik gehen. Da wärt ihr der Hit!
LG Gertrdu
Michael-T
Beiträge: 71
Registriert: 16. Feb 2018, 15:11

Re: Klinikaufenthalt trotz Kleinkind?

Beitrag von Michael-T »

Hallo Depressario

würde als erstes mal an deine und die Zukunft deines Kindes denken. Du beschreibst hier, es geht dir schlecht und es wird immer schlimmer. Was ist denn wenn du mal ganz unten bist, dein Sohn das nicht verstehen kann und selber anfängt zu leiden? Du hast jetzt noch alle Möglichkeiten dir helfen zu lassen, dafür wird dir dein Sohn irgendwann mal danken und vielleicht auch verstehen wenn er mal älter geworden ist.

Gruß Michael
depressario
Beiträge: 2
Registriert: 25. Apr 2018, 21:45

Re: Klinikaufenthalt trotz Kleinkind?

Beitrag von depressario »

Liebe Diskussionsteilnehmer,

vielen Dank für Eure Einschätzungen. Ich habe mich jetzt für einen teilstationären Aufenthalt in der Nähe entschieden (Tagesklinik). Diese Struktur tut mir gut und ich kann am Nachmittag u. Abend trotzdem bei meiner Familie sein. Das ist zwar für alle nicht immer einfach (krasser Gegensatz der Stimmungen) und ich bin mir sehr unsicher, ob ein vollstationärer Aufenthalt nicht doch besser gewesen wäre, aber zumindest gebe ich diesem Weg jetzt erstmal eine Chance.
Meinem Sohn sagen wir, dass ich zur "Arbeit" gehe, was ja irgendwie auch stimmt...
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