Das Gück der Anderen oder warum ich mich auf den Winter freu

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Dirk72
Beiträge: 96
Registriert: 18. Mär 2018, 20:48

Das Gück der Anderen oder warum ich mich auf den Winter freu

Beitrag von Dirk72 »

Hallo Ihr Lieben,
Die meisten Menschen freuen sich auf den Frühling. Auch viele Depressive leben auf, wenn der Frühling erwacht. Bei mir ist es anders: ich lebe alleine, mein Freundeskreis ist durch Krankheit und Umzüge praktisch nicht mehr vorhanden. Während der Woche halte ich mich an der Arbeit fest. Das bringt mich an Grenzen, sorgt aber für so viel Erschöpfung, dass ich die Woche überstehe. die Wochenenden sind für mich jedoch grauenvoll: Nachbarn grillen, Kinder spielen und das Paar über mir lebt lautstark ihre Zweisamkeit aus.
Da wird mir immer bewusst, was ich in meinem Leben nicht erreicht habe. Im Winter ist das weniger schlimm, da bekommt man das Leben der Anderen nicht vor Augen geführt. Darum mag ich die kalte Jahreszeit viel lieber.
Ich möchte euch gerne fragen, ob ihr meine Gedanken nachvollziehen könnt ?
Schöne Grüße
Dirk
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Das Gück der Anderen oder warum ich mich auf den Winter

Beitrag von Katerle »

Hallo lieber Dirk,

den Winter mag ich auch und auch alle anderen Jahreszeiten.
Was ich dir sagen möchte, vergleiche dich nicht mit anderen und mache dir viel lieber bewusst, was du tun kannst, damit es dir besser geht. Durch Umzüge oder auch Krankheit ist es leider manchmal so, dass Freunde verlorengehen. Lass dich bitte davon nicht entmutigen. Es gibt Wege, neue Freunde hinzu zu gewinnen, was allerdings auch nicht von heute auf morgen geht. Freue dich, dass du deine Arbeit hast, weil die hat auch nicht jeder. Jedenfalls kannst du auch einiges für dich tun, auch wenn du alleine bist. Gehe in deiner Freizeit unter Menschen oder schließe dich einer Sportgruppe bzw. einem anderen Verein an. Dort hast du auch die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen, wo sich manchmal auch eine Freundschaft entwickeln kann.

Wünsche dir alles Gute, Hoffnung
und gute Besserung,

Liebe Grüße
Katerle
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Das Gück der Anderen oder warum ich mich auf den Winter

Beitrag von Katerle »

Und überhaupt ist es nicht gesagt, dass deine Situation für immer so bleiben muss, wie bisher. Kenne jemanden, war auch lange alleine und ist heute in einer Beziehung. Nichts ist unmöglich...
Septembre
Beiträge: 82
Registriert: 12. Mär 2018, 07:51

Re: Das Gück der Anderen oder warum ich mich auf den Winter

Beitrag von Septembre »

GutenMorgen Dirk,

ich kann deine Gefühle im Frühling gut nachvollziehen, glaube es geht vielen alleine lebenden Menschen so, dass gerade im Frühling die Sehnsucht nach einer Partnerschaft hochkommt.

Bei mir ist das im Ansatz auch so. Doch da ich mich bewusst gegen eine Partnerschaft entschieden habe, weiß ich auch, dass diese Einsamkeitsgefühle wieder vorbei gehen.

Mir hilft es wenn die Sonne scheint, ich brauche einfach Licht in meinem Leben. Doch das was ich auch brauche und Gott sei Dank habe, sind Freundinnen. Einige davon habe ich durch mein Hobby kennen und schätzen gelernt, möchte sie nicht mehr missen.

Wie ist das bei dir? Gibt es keine Sportart, die dich interessiert und die du mit anderen Menschen machen kannst?

Einen lieben Gruß Septembre
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Das Gück der Anderen oder warum ich mich auf den Winter

Beitrag von Bittchen »

Lieber Dirk,

dieses Jahr kann ich nach sehr langer Zeit auch den Frühling wieder genießen.
Aber ich habe immer in einer Partnerschaft gelebt und konnte trotzdem dem Treiben da draußen nichts abgewinnen.
Sehr oft konnte ich nicht raus gehen und habe mich verkrochen,da kam mir der Winter ja sehr entgegen.
Es ist die depressive Störung,die uns den Blick auf das Schöne verwehrt.
Du vollbringst im Moment eine ganz große Leistung, indem du nichts tun willst, was dir schadet.
Es kann auch eine Art Selbstschutz sein,weil du nicht trinken willst und du dich lieber zurück halten willst mit Aktivitäten, die dich in Versuchung führen könnten.
Du wirst dich auch wieder stabiler fühlen und dann mit kleinen Schritten ein positives Gefühl entwickeln.
Das Gehirn muss sich da umstellen,weil der falsche Tröster weg fällt.
Unterschätze das bitte nicht,erst wenn du länger klar bist,wirst du die Kraft haben noch mehr in deinem Leben zu verändern.
Bewegung,kleine Belohnungen und vor allen Dingen lobe dich ,für Dinge die du immer noch gut hin bekommst.
Das ist nicht selbstverständlich und habe Geduld,es wird wieder besser.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Dirk72
Beiträge: 96
Registriert: 18. Mär 2018, 20:48

Re: Das Gück der Anderen oder warum ich mich auf den Winter

Beitrag von Dirk72 »

Hallo an alle,
Möchte mich für eure Anregungen und Hinweise herzlich bedanken
Schöne Grüße
Dirk
T Ally
Beiträge: 595
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Das Gück der Anderen oder warum ich mich auf den Winter

Beitrag von T Ally »

Hallo Dirk,

ich kann Dich sehr gut verstehen, es geht mir ganz genau so!
Den Winter mochte ich schon immer lieber, auch wegen des Wetters und der Temperaturen.

Generell bin ich gern allein, da mich das Zusammensein mit anderen Menschen immer sehr anstrengt. Mittlerweile beginne ich zu verstehen, dass ich mich im sozialen Miteinander mit anderen sehr verstelle und daher immer erschöpft bin. Daher genieße ich Ruhe und Tage ganz allein.
Allerdings halte ich mich auch für beziehungsunfähig und versuche es gar nicht mehr.

Ich habe ein reges Sozialleben und Bekanntschaften. Ich treibe Sport im Verein und empfinde es als Belastung. Regelmäßige Trainingstermine und Wettkämpfe gehören dazu und stressen zusätzlich. Zudem sind Frauenmannschaften auch ein Hort von Zickereien. All das ertrage ich, weil mir Psychologen und Psychiater, Reha und Klinik gesagt haben, dass es gut wäre. Allerdings bemerke ich seit Monaten / Jahren keine Besserung. Scheue mich jedoch Leuten vor den Kopf zu stoßen und das aufzugeben. Zudem habe ich Angst, dass ich dann ganz in der Einsiedelei ende. Also halte ich diesen Alltag neben dem Vollzeitjob irgendwie aufrecht.

Wie Du siehst gibt es kein Patentrezept. Jeder muss einen Weg suchen und wird ihn hoffentlich irgendwann finden.

Wenn ich sehe, was andere alles auf die Beine stellen. Parties, Nebenjob, Leistungssport, Familie, Ehrenamt etc. Dann wird mir ganz anders und ich habe das Gefühl, das Leben rauscht an mir vorbei und ich "verbummele" es mit Depressionen. Es nervt mich zunehmend, dass ich so lethargisch bin. Aber ich finde keinen Weg hinaus. Für mein Gefühl wird die Kraft immer weniger.

Wenn dann, so wie in der letzten Woche im Job, eine Kollegin zu mir sagt, ich sei nur immer so müde, weil ich einfach immer zuviel schlafe. Denn so erschöpft könne man gar nicht sein.
Dann gehen die Selbstvorwürfe wieder los. Es kann wohl niemand nachfühlen, wie ein anderer sich fühlt, aber es mir absprechen, das ich absolut kraftlos bin, das kann doch auch niemand!?
Schon das Aufstehen am Morgen ist so dermaßen erschöpfend.
Ich würd' so gern den Kampf aufgeben, aber dann bricht das ganze Leben zusammen. Dann folgt der soziale Absturz, das würde mir komplett den Rest Selbstachtung nehmen, wenn ich nicht mehr selbst für meinen Lebensunterhalt aufkommen kann.
Dirk72
Beiträge: 96
Registriert: 18. Mär 2018, 20:48

Re: Das Gück der Anderen oder warum ich mich auf den Winter

Beitrag von Dirk72 »

Hallo T Ally,
Für Deinen Beitrag danke ich Dir sehr.
Das Thema Selbstachtung ist für mich ebenfalls wichtig.
Auch mir fällt es oft schwer, den Arbeitstag zu überstehen.
Aber andererseits ist die Arbeit auch eine wichtige Säule.
Den heutigen Feiertag habe ich jedoch kraftlos verbummelt
Schöne Grüße
Dirk
keineIdee38
Beiträge: 13
Registriert: 28. Apr 2018, 18:38

Re: Das Gück der Anderen oder warum ich mich auf den Winter

Beitrag von keineIdee38 »

Lieber Dirk,

das hätte Wort für Wort von mir kommen können. Ich habe seit sehr vielen Jahren mit Depression zu tun.
Daher kann ich auch kein Leben führen, wie es Gesunde tun. Und mir geht es absolut genauso wie dir!!!!! Im Herbst und Winter wenn die meisten sich nicht so fit fühlen oder einfach eher zu Hause sind, bekomme ich die sozialen Defizite meines Lebens nicht so mit. Auch muss ich kein schlechtes Gewissen haben, dass ich trotz Sonnenschein meine Zeit innerhalb der Wohnung verbringe. Es ist für uns nicht schön, dass es uns so geht, aber ich danke dir, dass du es hier erwähnt hast. Damit fühle ich mich nicht so allein mit dem Problem.
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