Kinderlosigkeit

anna1967
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Kinderlosigkeit

Beitrag von anna1967 »

Hallo,

ein wichtiges Thema für mich ist auch, dass wir keine Kinder bekommen konnten.
Auch der Versuch ein Kind zu adoptieren ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Wir waren zu diesem Zeitpunkt für die Adoption zu alt. Ich habe immer versucht meinen Schmerz darüber zu verdrängen. Mit meinem Psychater habe ich nur kurz darüber gesprochen. Wie kann ich damit fertig werden? Es gab eine Zeit, da konnte ich an keinen Kinderwagen vorbeigehen ohne einen tiefen Schmerz zu empfinden. In der Nachbarschaft gibt es jetzt ein kleines Baby. Wenn es schreit fange ich an zu weinen. Dafür schäme ich mich...... Für meinen Mann ist es nicht so schwer.
Kann ich um ein Kind trauern, was es nie gab?


L.G. Anna
Silli
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Silli »

Liebe Anna!

Klar kannst du das! Für mich war schon als Kind klar, dass ich Kinder möchte. Inzwischen habe ich zwei erwachsene Kinder und eine Tochter (6Jahre) mit meinem zweiten Mann. Ich war schon ganz verzweifelt, als es nicht gleich klappte mit der ersten Schwangerschaft. Wenn ich mir vorstelle, es hätte nie geklappt... Schrecklicher Gedanke! Selbst wenn es mit meinem zweiten Mann nicht mehr hätte sein sollen, hätte mir was gefehlt und ich wäre traurig gewesen.

Das wird dir nun nicht weiterhelfen, aber du sollst wissen, dass ich dich sehr gut verstehen kann. Du musst dich auch nicht schämen, wenn du weinen musst. Vielleicht hast du Kontakt zu den Eltern bei dir im Haus und kannst mal auf das Baby aufpassen.

Sei ganz lieb gegrüßt von
Silli
Katerle
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Katerle »

Hallo Anna,

kann das auch nachvollziehen bei dir, das sowas sehr schmerzvoll ist. Ich habe zum Glück auch zwei erwachsene Kinder und einen Enkel. Und ich möchte sie alle nicht missen. Wir lieben uns und das zählt ganz einfach. Und schämen musst du dich wirklich nicht.
Kann da Silli einfach nur zustimmen.

Wünsche dir weiterhin alles Liebe
und Kraft,

Katerle
DieNeue
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von DieNeue »

Hallo Anna,

natürlich kannst du das. Eine gute Freundin hat in ihrem Freundeskreis auch ein Paar, das keine Kinder bekommen kann. Deswegen hat sie mal ein Buch über unerfüllten Kinderwunsch gelesen. Sie hat gemeint, dass darin stand, dass man quasi ein Kind begraben muss, das man nie hatte.
Ich kann es gut nachvollziehen, dass du Kinderwägen nicht mehr sehen konntest oder weinst, wenn du das Baby hörst. Ich habe zwar keine Kinder und gerade auch keinen Kinderwunsch, aber ich kenne die Sehnsucht nach einer Partnerschaft und nach einem normalen Leben. Immer wenn ich höre, dass wieder jemand geheiratet oder ein Kind bekommen hat, fange ich an zu heulen. Es nervt mich, dass ich damit nicht umgehen kann, aber es ist einfach nicht leicht seine größten Träume und Wünsche begraben zu müssen und zusehen zu müssen, wie andere das haben, was man selbst gerne hätte. Und wenn das Gefühl verdrängt wurde, kommt es irgendwann wieder hervor. Deshalb darfst du auch nach langer Zeit noch trauern.
Wenn du magst, kann ich mal nachfragen, wie das Buch von meiner Freundin heißt.
Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
DieNeue
riverflow
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von riverflow »

Hallo Anna,

wenn Du ein Kind so vermisst, hast Du vielleicht mal darüber nachgedacht, ein Pflegekind aufzunehmen?
Da gibt es nämlich nicht wirklich eine Altersgrenze.

LG
riverflow
anna1967
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von anna1967 »

Hallo,

jahrelang habe ich alles verdrängt.

Warum kommen jetzt alle von mir vergrabenen Gefühle nach oben?

Danke für eure Ratschläge und die tröstenden Worte.

L.G. Anna
Dirk72
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Dirk72 »

Hallo Anna,
Mein größter Wunsch war immer eine Familie zu haben mit mindestens 2 Kindern. Dies sollte nicht in Erfüllung gehen: habe weder eine Partnerin noch Kinder.
Inzwischen denke ich, dass es nicht nur so sein sollte, sondern für mich auch besser ist.
Ich könnte durch die Depression keinen Kind das Leben bieten, was ich einem Kind wünschen würde.
Ich freue mich aber für jedes Paar, was ein Kind bekommt und unter guten Bedingungen aufziehen kann.
Mein Lebensweg sollte eben ein anderer sein. Das habe ich akzeptiert und meinen Frieden darin gefunden
Schöne Grüße
Dirk
anna1967
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von anna1967 »

Hallo Dirk,

mein Verstand sagt mir auch es ist vielleicht besser keine Verantwortung für ein Kind zu haben. Ich habe meine Gefühle und die Trauer immer unterdrückt. Mit meinem Mann habe ich sehr viel Glück. Er ist mein Fels in der Brandung.
Doch ich weiß auch, wie sehr ihn meine Erkrankung belastet. Wenn ich tief in der Depression bin ....habe ich ihm auch schon oft gesagt: wenn er nicht mehr damit klar kommt .....möchte er das sagen. Es ist nicht leicht mit einem depressiven Menschen zu leben.Das ist auch ein Grund für die Entscheidung in die Klinik zu gehen.
Ich möchte mir dort klar darüber werden,was ich möchte. Bisher habe ich immer funftioniert und nicht auf meine Bedürfnisse geachtet.
In unser Familie war es immer so. Erst die Arbeit und dann das Vergnügen.

L.G. Anna
riverflow
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von riverflow »

@ riverflow,

danke für Deine Idee und Zeit, aber es ist nichts für mich (weil)....
bitte,
danke


PS: Wenn ich wirklich unter einem Zustand leide, suche ich Wege.

PPS: Es gibt ja immer 2 Elternteile und in jeder Familie gibt es Probleme. Wenn sie geliebt werden, eine zuverlässige Bezugsperson haben, halten Kinder auch schon etwas aus!
anna1967
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von anna1967 »

Hallo river,

da ich aus meinem Freundeskreis weiß, was es bedeutet ein Pflegekind aufzunehmen. Der kleine Junge hat in seiner Herkunfstfamile viel durchgemacht. Unsere Freunde sind durch diese Aufgabe an den Rand ihrer Belastbarkeit gekommen.
Mein Mann und ich haben schon darüber nachgedacht, als ich in einer stabilen Phase war. Aber durch meinen erneuten Zusammenbruch bin ich da glaube ich überfordert.
Da ich durch meine psychischen Erkrankung nicht mehr so belastbar bin, fühle ich mich dazu nicht in der Lage. Aus der jetzigen Situation heraus waere das meines Erachtens unverantwortlich.

L.G. Anna
riverflow
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von riverflow »

Hallo Anna,
danke für die Antwort.

Ja, das ist leider wohl sehr oft so. Auch ich habe Freunde und Bekannte, die ein Pflegekind in der Familie haben.
Es ist schon extrem fordernd, aber ich glaube, man bekommt auch viel....

Über eine Auslandsadoption habt Ihr auch gewiss schon nachgefacht?


LG
riverflow
Gertrud Star
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Anna,

falls dein Nick auf dein Geburtsjahr hindeuten sollte:

Ich bin in deinem Alter, und auch mir ist das Muttersein verwehrt geblieben.
Als ich nach dem Studium, als gerade "der Westen in den Osten importiert wurde", in sehr stressige Lebensumstände geriet, die nichtmal eine Zukunft versprachen (die sich dann nichtmal einstellte), da blieb bei mir die Periode einfach aus. Bis heute konnte mir keiner sagen, wieso.
Langsam bekomme ich eine Ahnung.

Es war die damalige große Überlastung (zeitlich, mit Hilfsarbeiten, Pendeln, Überschuldung). Ich war im falschen Leben. Darüber hinaus ging es ja auch um Schuldenabbau, der mich weiter in die Depression trieb, über Jahre. Der Schuldenabbau hatte wegen der möglichen Zukunft absolute Priorität.

Wenn ich heute so daran zurück denke, trauere ich auch etwas darum, nicht Mutter geworden zu sein. Daneben trauere ich verstärkt darum, dass auch beruflich und beziehungsmäßig nichts aus mir geworden ist, also fast kein Leben.
Kein Kind, kein Geld, kein Beruf, sonst auch nix. Ne unsichtbare Kranke.

Dass man Bilanz zieht, liegt daran, dass man eben ab einem gewissen Alter auf das Lebensende zugeht und Bilanz zieht, und das ist auch mit viel Fühlen verbunden, also eher etwas Normales und Gesundes.

Ich las einmal in einem Buch, dass es für manche Frauen besser ist, keine Kinder zu bekommen, um Kindern ein Leid zu ersparen, dass Kinder schon mehrere Generationen erleiden mussten.
Bei mir ist es mindestens schon die dritte Generation so, dass es die Frauen sehr schwer hatten.

Ich selbst als älteste Tochter einer überlasteten Familie wurde früher oft angeschrien, musste viel zurück stecken und war resigniert und eingeschüchtert. Immer sollte ich doch, weil die Große und klug, zurück stecken. Hinter Mutters Überlastung, Vaters beruflichen Anforderungen mit den ständigen Qualifizierungen (berufsbegleitend), den jüngeren Geschwistern. Da ging schon in der Pubertät etwas stark in Richtung Depression, was mir aber niemand anmerkte.

Dann auf dem Arbeitsmarkt in einer neuen Gesellschaftsordnusng (DDR -> BRD) mit nur Fachabitur und überschuldet starten, familiär vorbelastet - da war immer die Obergrenze des Aushaltbaren da.

Irgendwie scheint es die Natur so zu regeln, dass manche Kinder dann nicht geboren werden sollen. Entweder man wird von Natur aus nicht schwanger, oder sorgt selbst dafür.
Die Epigenetik spielt da auch eine Rolle.

Jetzt, einige Jahre nach meiner Berentung und einigen glücklichen Umständen, stellten sich nach den verfrühten Wechseljahren die tatsächlichen Wechseljahre ein, wohl ein Zeichen, dass alls mal aufarabeitbar ist und ich von dem nicht (oder sehr stark eingeschränkten Leben) in Ruhe Abschied nehmen kann.
Mutter möchte ich definitiv nicht mehr werden, auch wenn mir etwas fehlt.

Wobei mir noch etwas einfällt:
In meiner überlasteten Familie liegt bei den beiden Generationen vor mir Geborenen (leibliche Eltern, Großeltern und Onkels) das durchschnittliche Sterbealter bei gerade mal 60 Jahren. Da bin ich nicht mehr weit davon entfernt. Auch wenn ich nicht davon ausgehe, so jung zu sterben: Es ist besser, sich innerlich schon mit Alter und Abschiednehmen zu befassen.
Denn Depressionen machen auch Stress; das und Medikamenteneinnahme wirken schädlich auf den Körper und senken die Lebenserwartung.

Puh, jetzt habe ich weit ausgeholt.
Ich finde es eher normal, dass du jetzt so trauerst.
Man darf auch um nicht Entstandenes trauern, natürlich ist das so.
Man darf auch trauern, wenn noch geringe Chancen bestehen, die Pläne zu verwirklichen. Denn es lief ja eine lange Zeit nicht so wie erwünscht/geplant.

Ich finde es auch schön, wenn die Männer sich damit auseinander setzen, was es für sie bedeutet, Vater geworden zu sein, oder es nicht geworden sein zu können. Das macht es für alle leichter, wenn auch nicht einfacher.

Ja, und Kinder holen sich Zuwendung und Bestätigung nicht nur bei Mama, auch bei Papa und anderen Erwachsenen und Älteren.

LG Gertrud
Gertrud Star
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Anna,
dein PN habe ich gelesen.
Da ich nicht weiß, ob bei mir derzeit PNs beantwortbar sind (klappt mal und mal nicht), auf diesem Weg noch ein kurzer Kommentar.
Auch du hast sicher viel weg stecken müssen, sonst hättest du ja keine Depression.
Das "Hut ab" gilt auch für dich, und für alle anderen hier.
LG Gertrud
anna1967
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von anna1967 »

Hallo,

@river

Für uns ist es definitiv zu spät für eine Adoption .... egal ob hier oder im Ausland.

@Gertrud

Es sollte nicht sein .....aber es fehlt etwas in meinem Leben. Zur Zeit ist da einfach nur eine tiefe Traurigkeit.

Gruß Anna
riverflow
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von riverflow »

@ Anna,
ok

@ Gertrud,
aber es ist doch nicht in Stein gemeißelt, dass es in jeder Generation so weitergeht. Gerade, wenn man sich bewusst ist, was man eigentlich gebraucht hätte, bietet sich doch die große Chance, den Kreislauf zu unterbrechen.
Daniel Stern hat in seinem Buch, "Die Lebenserfahrung des Säuglings" herausgearbeitet, dass es auf die Feinabstimmung zwischen primärer Bezugsperson und Säugling ankommt. Und gerade, wenn man da selbst übergangen wurde hat man doch wahrscheinlich ganz feine Antennen.

Die Resilienzforschung hat herausgefunden, dass sich von Kindern, die unter widrigsten Umständen (und das wäre ja hier gar nicht der Fall) aufwachsen 1/3 vollkommen normal entwickelt! Ein weiteres Drittel ist belastet aber kommt einigermaßen klar und nur ein Drittel hat große Probleme.
anna1967
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von anna1967 »

Hallo Gertrud,

Ja ich habe einiges in meinem Leben "ausgehalten" ohne mich dagegen zu wehren. Doch in manchen Situationen ist es nicht so einfach.
Ich fühle mich so einsam, obwohl ich einen lieben Partner habe. Die Depression macht einsam.
Viele meiner Freunde verstehen es nicht, wenn ich mich zurückziehe.
Früher habe ich in einer Großfamilie und in einer kleinen Stadt gelebt. Jetzt lebe ich in einer Großstadt.
Ich denke mir fehlt meine Heimat meine Familie.
Selbst nach vielen Jahren habe ich hier noch keine Wurzeln geschlagen.

L.G. Anna
Dirk72
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Dirk72 »

Hallo Anna, ich denke inzwischen, dass der Blick zurück letztlich nicht weiter hilft, sondern die Gedanken im Jetzt blockiert. Wir haben keine Kinder okay, aber vielleicht sind uns dadurch auch diesbezügliche Überforderungen erspart geblieben.
Schöne Grüße
Dirk
anna1967
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von anna1967 »

Hallo Dirk,

das wird mir immer bewusster...

L.G. Anna
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Katerle »

Hallo ihr, teile da die Meinung von riverwlow. Und bin verdammt stolz auf meine Kinder, das aus ihnen liebenswerte Menschen geworden sind, trotzdem ich einiges erleiden musste. Überfordert war ich nicht wegen meiner Kinder. Ganz im Gegenteil, ich habe viel von Ihnen zurückbekommen, nämlich ihre Liebe zu mir und das gibt mir Kraft.
Man kann aus schlechten Erfahrungen lernen, indem man sie nicht weitergibt an seine Kids. Letztens sagte mein Enkel am Telefon, Oma ich hab dich ganz Doll lieb... Da standen mir die Tränen in den Augen. Der Kleine ist zweieinhalb Jahre...

Seid lieb gegrüßt,
Katerle
Dirk72
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Dirk72 »

Hallo Katerle, es ist schön, wenn Du trotz Depression Deine Kinder ohne Überforderung groß ziehen konntest.
Aber das kann nicht jeder. Ich bin nicht direkt gläubig, aber denke schon, dass es gute Gründe gibt, dass ich nie Vater werden durfte
Schöne Grüße
Dirk
Katerle
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Katerle »

Danke DirK für deinen Zuspruch.
Natürlich respektiere ich auch deine Ansicht. Manchmal frage ich mich auch, wie ich das geschafft habe... Trotz allem. Denke auch, das es seine Gründe hatte bei dir.

LG Katerle
Simone80
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Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Simone80 »

Liebe Anna,

es tut mir sehr leid, dass ihr keine Kinder bekommen konntet obwohl ihr euch welche gewünscht hättet. Ich kann gut verstehen, dass du deshalb trauerst. Selbst wenn man nur ein Kind plant oder sich eines erhofft, macht man sich ja schon Gedanken darüber, wie das Kind aussehen und charakterlich sein würde. Man überlegt sich auch, was für eine Mutter oder Vater man wäre. Und wenn man dann keine Kinder bekommen kann, trauert man natürlich über dieses Kind, das es niemals gegeben hat. Schliesslich hat die Natur allen Menschen prinzipiell die Möglichkeit zur Fortpflanzung mitgegeben, manche betrachten dies gar als den Sinn des Lebens. Es ist was ganz anderes, ob man sich bewusst für Kinderlosigkeit entscheidet oder ob man vergebens versucht hat, eines zu bekommen. Du hast ein gutes Recht, Trauer zu empfinden und ich denke, es ist sehr wichtig sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Mein Mann und ich hatten Glück, wir konnten letztendlich Kinder durch künstliche Befruchtung bekommen. Ich kann mich aber gut daran erinnern wie es war, als wir es erst vergeblich auf natürliche Weise versucht hatten. Monat für Monat wurde ich verzweifelter und ging auch gedanklich alle anderen Möglichkeiten durch, Adoption oder eben Kinderlosigkeit. Als wir uns dann schliesslich den Behandlungen unterzogen haben war es auch sehr anstrengend, da einige Versuche misslangen bevor es dann letztendlich klappte. Vor allem beim zweiten Kind hat mich das wirklich fertig gemacht. Dennoch bin ich froh, dass wir es durchgezogen haben, schliesslich habe ich jetzt zwei wundervolle Kinder. Dennoch kann ich diesen Gedanken nachvollziehen, dass man bei Kinderlosigkeit meint, die Natur hätte es so gewollt. Ich denke auch manchmal, vielleicht hätte ich keine Kinder haben sollen, habe nicht genug Durchhaltevermögen dafür. Oder in düsteren Momenten, wenn es in der Partnerschaft Probleme gibt denke ich, dass wir gar nicht zueinander passen und deshalb ja eigentlich keine Kinder zusammen hätten bekommen sollen. Ich bin jedoch immer dankbar für meine Kinder.

Ich habe eine gute Freundin in meinem Alter, die auch schon seit Jahren versucht, mit ihrem Mann ein Kind zu bekommen. Sie machen die gleichen Behandlungen durch wie wir, aber bisher leider ohne Erfolg. Das hat mittlerweile leider auch einen Keil zwischen uns getrieben. Wenn ich mit meiner Freundin spreche, geht es natürlich ganz viel über die Kinder. Das muss sehr schmerzhaft für sie sein, obwohl sie sich dazu nicht äussert. Aber ich habe gemerkt, wie sie in den letzten Jahren den Kontakt reduziert hat, mit ihrem Mann habe ich so gut wie gar keinen Kontakt mehr. Das stelle ich mir auch schwierig vor, wenn im Freundeskreis viele kleine Kinder haben. Und ich denke, der Druck wird mit dem Älterwerden nicht kleiner, dann geht es um die Enkelkinder. Bei meiner Mutter und meiner Schwiegermutter habe ich auch miterlebt, dass es einen regelrechten Wettbewerb bei ihnen gab, wer nun im Freundeskreis als erstes Oma wird oder mehr Enkel hat. Diesen Druck bekam ich auch zu spüren, v.a. vor der zweiten Schwangerschaft musste ich mir immer anhören, dass meine Tochter doch wohl kein Einzelkind bleiben wird. Unglaublich manchmal, wie unsensibel die Leute doch sein können. Und dann werden ungefragt gute Tipps zur Fruchtbarkeit gegeben, das fand ich immer am schlimmsten. Nach dem Motto, mach Dir doch weniger Stress, dann klappt's schon.

Deshalb liebe Anna fühle ich mit Dir, trotzdem kann sich wohl niemand mit Kindern wirklich in Dich hineinfühlen. Kinderlosigkeit ist wohl auch so eine Erfahrung die man erst richtig versteht, wenn man sie selbst erlebt hat. Trotzdem möchte ich Dir sagen, dass Du und dein Leben trotzdem einen Sinn haben, auch ohne Kinder. Du trägst trotzdem etwas zu dieser Welt bei, du bedeutest was für andere Menschen. Mir hilft es manchmal in Krisen daran zu denken, wie ich anderen Menschen geholfen habe, manchmal ohne es selbst zu wissen. Für jemanden kann es schon die Welt bedeuten, wenn man ihn oder sie freundlich grüsst. Oder jemanden fragt, wie es geht. Auch kleine Gesten können die Welt verändern, einen Abdruck hinterlassen. Vielleicht kann dir dieser Gedanke etwas Trost spenden.

LG Simone
Succubus
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Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Succubus »

Hallo Anna,
ich kann sehr gut nachvollziehen wie du dich fühlst. Ich hatte das erste mal vor ca. 5 Jahren ähnliche Empfindungen...überall habe ich nur Schwangere und Babys gesehen und jeder Kommentar zum Thema Kinder kriegen hat mich hart getroffen. Ich weiß seit Anfang der Pubertät dass ich keine Kinder gebären kann, dadurch fühle ich mich noch heute ab und zu minderwertig und die Depression verschlimmert das ganze nur.
Deswegen sage ich dir: ja du darfst trauern.
Don't feed the troll :-)
anna1967
Beiträge: 60
Registriert: 16. Mär 2018, 19:04

Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von anna1967 »

Hallo,

Ich lasse die Trauer zu, aber gleichzeitig lähmt mich dieses Gefühl.

L.G.Anna
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Kinderlosigkeit

Beitrag von Bittchen »

Hallo liebe Anna ,

eigentlich kein Thema was mich betrifft.
Ich habe fünf Kinder geboren,heute leben noch drei.
Ohne Kinder hätte ich wohl sehr viel weniger Kummer gehabt oder ganz anderen .
Wer weiß das schon?
Aber wie sagt der Volksmund schon:"Lieber 10 Kinder groß ziehen als eins her geben."
Wir haben drei Töchter und die Älteste hat zwei Söhne.
Unsere Mittlere hat sich mittlerweile entschieden keine Kinder mehr zu bekommen,der richtige Partner dafür ist nicht an ihrer Seite,auch wenn sie nicht alleine lebt.
Sie ist jetzt 41 Jahre und genießt ihre Freiheit.
Ihre Neffen und ihr Patenkind werden richtig verwöhnt von ihr.
Unsere Jüngste ist 32 J .und alleinstehend.
Da kann sich noch was ändern,aber wir halten uns da mit Bemerkungen total zurück.
Wir wären schon froh,wenn sie einen Partner findet, der sie auch verdient hat.
Auch ohne Kinder kannst du ein erfülltes Leben führen,liebe Anna.
Oft haben wir Frauen ja in den Wechseljahren da das Gefühl, irgendwas verpasst zu haben.
Auch Männer bleiben da ja nicht verschont.
Das passiert auch wenn man Kinder hat,oder gerade dann ?
Aber auch ohne Kinder ist das Leben doch auch zu genießen,nur anders.
Die Hauptsache ist ,dir geht es psychisch wieder besser,dann wirst du auch Vorteile an deiner Situation sehen können.
Traurig darfst du immer Mal darüber sein,aber es machte dich aber nicht wertvoller,nur weil du Mutter wärst.
Natürlich bin ich froh meine Töchter zu haben,alles Andere wäre ja wider der Natur.
Ich liebe sie sehr, meine Enkel natürlich auch.
Jeder hat seinen Platz in dieser Welt.
Dazu gehören aber nicht unbedingt eigene Kinder,manchmal ist es eben nicht möglich.
Wenn man meint dann im Alter evtl. nicht alleine zu sein,da drauf würde ich nicht bauen.
Ich möchte jetzt nicht das Leben ohne Kinder als besser oder schöner hin stellen,ich mag es so, wie es jetzt bei mir ist.
Bei dir es ist nur anders,mit deinem geliebten Mann an deiner Seite , das kann auch sehr erfüllend sein und das hat auch nicht jeder.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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