Neu hier und kein bißchen weise

[Flankengott]

Hallo,

ich bin w, 41 und hab mich neu angemeldet.
Mir geht es aktuell alles andere als gut.
Ich leide seit meiner Jugend an depressiven Schüben, und habe momentan wieder eine schwere Phase welche ausgelöst wurde durch mehrere Schicksalsschläge sich mich ziemlich "fertig" gemacht haben.

Von diesem Forum erhoffe ich mir ein wenig Rat, vielleicht auch ein wenig Trost und Austausch mit Euch - denn ich möchte wissen wie es anderen ergeht mit dem Thema Depression.

Danke für's Lesen,

LG

[Kenny]

Hallo Flankengott,

herzlich willkommen im Forum, ich wünsche Dir einen guten Austausch.

Wir haben einige Gemeinsamkeiten, ich bin w., 54 und leide auch seit meiner Jugend an Depressionen. Seit einigen Wochen sitze ich auch mal wieder in meinem persönlichen Abgrund. Es ist sehr schwer, den Alltag in dieser Situation zu bewältigen, ich versuche dann immer einfach jeden einzelnen Tag irgendwie zu schaffen, denke nicht an die Vergangenheit (was ich alles verloren habe) oder an die Zukunft (was kommt evtl. morgen auf mich zu?). Diese Gedanken würden meine Situation noch verschlechtern.

Mir hilft es oft, mir immer wieder kleine Pausen zu gönnen, mir ganz bewußt etwas gutes zu tun und mir eine tägliche kleine Erfolgsbilanz vor Augen zu führen. Für alles, was ich im Verlauf des Tages gemacht habe, gebe ich mir selbst einen Pluspunkt. (z.B. Duschen, aufräumen, staubsaugen, pflanzen gießen, mit dem Hund spazieren gehen, einkaufen, usw.) Oft habe ich um die Mittagszeit schon 3 oder mehr Pluspunkte für den Tag beisammen. Dann bin ich zufrieden und es geht mir etwas besser. Es bewahrt mich auch davor, einen schlechten Tag vollkommen zu vergammeln und garnichts zu tun. Ich gebe mir selbst den Auftrag, jeden Tag einige kleine Alltagsanforderungen zu erledigen. Bei ca. 8-10 Punkten mache ich dann "Feierabend" und beschäftige mich nur noch mit Dingen die mir gut tun und ein wenig Freude bereiten.
Das habe ich mir dann verdient.
An ganz miesen Tagen reduziere ich die Anforderungen und gönne mir z.B. nach vier Punkten eine Auszeit. Mit dieser Methode kann ich meinen Tagesablauf bewältigen und trotz allem immer eine gewisse Zufriedenheit für mich erreichen. In Krisenzeiten ist es wichtig, dass wir uns nicht überfordern, sondern die Erkrankung akzeptieren und positive Erholungsphasen einbauen. Sonst können wir unsere Batterien nicht wieder aufladen und es geht weiter bergab...

Hier im Forum bist Du an einem guten Ort angekommen. Du bist nicht allein, wir plagen uns hier alle mit Depressionen herum und unterstützen uns im Austausch gegenseitig. Lies Dich einfach mal ein, da wirst Du schon viele hilfreiche Möglichkeiten für Dich finden.

L.G. Kenny

[Bittchen]

Liebe Flankengott,

ich leide auch schon sehr lange an immer wieder kehrenden Depressiven Episoden .
Im Moment geht es mir verhältnismäßig gut.
Schicksalsschläge brauchen Zeit um verkraftet zu werden.
Da steht das Leben manchmal still um uns herum.
Das ist auch in Ordnung so,denn in dieser Zeit sagt uns der Körper dass wir Erholung brauchen,
um schwere Ereignisse zu akzeptieren und wieder Lebensfreude bekommen zu können.
Dann ist es auch gut und richtig wenn uns ein Therapeut/in begleitet dabei.

Wir müssen uns nichts verdienen,damit wir uns etwas Gutes tun können.
Für mich ist es schon ein riesen Erfolg in der Krise,wenn ich die Körperpflege erledigt habe .
Selbst Zähne putzen kann in schweren Zeiten eine Herausforderung sein und Überwindung kosten.
Das verstehen nur wir Betroffenen oder auch körperlich schwer Kranke,aber wir fühlen uns ja dann auch so kraftlos.
Nur haben wir nichts, was so gesehen wird von Außen.

Wenn ich keine Pflichten erfülle,dafür aber Musik höre,meditiere, lese und oder einen Spaziergang geschafft habe, lobe ich mich dafür.
Ich habe gelernt,mir Gutes tun zu dürfen,ohne vorher Pflichten erfüllen zu müssen.
Auch positive Aktivitäten kosten Kraft,die wir ja oft nicht haben,wenn es uns so schlecht geht.
Oft kommt nach einer gewissen Zeit und auch mit Hilfe von Außen, die Kraft langsam zurück .
Nur ganz kleine Schritte machen und auch Rückschritte akzeptieren,das ist für mich der Weg wieder Erleichterung zu bekommen.
Das kann auch länger dauern,das ist leider so ,aber ganz wichtig ist es,nie die Hoffnung zu verlieren.
Wenn die Gedanken zu dunkel werden,sich immer Hilfe suchen,auch das ist sehr wichtig.
Es gibt immer wieder Licht am Ende des Tunnels,wir sehen es nur nicht gleich.

Liebe Grüße und gute Besserung
Bittchen

[anna1967]

Hallo,

Bittchen du gibst mir immer wieder die Hoffnung.... es wird wieder besser. Danke dafür
L.G.Anna

[Flankengott]

Ich danke Euch drei herzlich für Eure Antworten.
Auch wenn ich nicht allzuviel dazu schreibe, ich bin Euch dankbat.

LG

[Katerle]

Hallo Flankengott,

gut, dass du dich im Forum angemeldet hast. Auch von mir herzlich Willkommen hier und ich wünsche auch, dass du dich mit anderen austauschen kannst.

Auch ich hatte schon einige Schicksalsschläge zu verkraften, was natürlich nicht einfach war und auch seine Zeit brauchte und war schon frühzeitig von Depressionen betroffen.

Mit der Zeit hatte ich auch gelernt, mir was Gutes zu tun und mich nicht mehr zu überfordern mit Pflichten.

Wünsche dir ganz viel Kraft und das du die Hoffnung auf Besserung nicht verlierst.

Liebe Grüße
Katerle

[Flankengott]

Danke Katerle für Deine Worte,
ich muss noch lernen mit so einem Forum richtig umzugehen.
Ich verbring nicht viel Zeit in sozialennetzwerken.

LG

[Flankengott]

Mir geht es sehr bescheiden heute. Schade.

[Bittchen]

Liebe Flankengold,

versuche dir etwas Gutes zu tun.
Kurze Aktivitäten,einen kleinen Spaziergang oder etwas Musik hören.
Hier Lesen und Schreiben kann dich auch ablenken.

Gute Besserung und liebe Grüße
Bittchen

[Katerle]

Kann ich dir irgendwie helfen?

[Gertrud Star]

Hallo Flankengott,
dir geht es bestimmt nicht alleine so.
Könnte dir irgendwas helfen, irgendwas Kleines?
LG Gertrud

[Flankengott]

Danke für Eure Antworten.

Momentan trag ich einfach zu viel Last mit mir rum.

Ich stehe auf mehreren Wartelisten was Therapie angeht. Dauert aber. Ich muss Geduld haben.

Liebe Grüße an Euch

[bonnjour]

Hallo an Bittchen & auch alle anderen Betroffenen,

auch ich bin relativ neu hier und leide an - wenn auch "nur" - leichten (?) Depressionen mit erhöhter Ängstlichkeit ("Angst vor der Angst").
(Ich tue mich etwas schwer mit solchen Klassifizierungen wie "leicht", "stark" usw.; solche Bezeichnungen helfen uns Betroffenen - meiner Meinung nach - nicht wirklich weiter, können jedoch für den Therapeuten/Arzt für die Behandlung evtl. relevant sein ...).

Bittchen schrieb:
"Ich habe gelernt, mir Gutes tun zu dürfen, ohne vorher Pflichten erfüllen zu müssen.
Auch positive Aktivitäten kosten Kraft, die wir ja oft nicht haben, wenn es uns so schlecht geht."

danke, Bittchen, besonders für diese "einfachen", aber doch sehr inhaltsstarken Sätze.
In der Depression sollte ich mir diese (aber auch Deine anderen!) Sätze immer vor Augen halten.

Es ist ja auch nicht so, dass ich keine Interessen/Hobbys hätte. Fotografieren ist eine ganz große Leidenschaft von mir (ich möchte hier nur soviel verraten, dass es sich um techn. Objekte handelt). Ich beziehe eine bescheidene Rente, komme damit aber gut "über die Runden". Und trotzdem geht's mir öfters (zu oft!) nicht gut; ich leide an einer Bipolaren Störung (seit Manie 2012 ausschl. depressiv). Mein Alkoholproblem möchte ich hier nicht verschweigen, aber nicht weiter erläutern (siehe dazu ggf. meine Antwort im Thema "Umgang mit Alkohol").

Soviel für heute,
herzliche Grüße an alle
bonnjour

[Bittchen]

Hallo Bonnjour,

es freut mich,wenn dich meine einfachen Sätze erreichen.
So soll es sein.
Nicht jeder kann sich hier öffnen,das muss auch nicht sein,nur wer das will kann hier von sich erzählen.
Du bist auf alle Fälle schon etwas weiter,wenn du dich hier beteiligst und von deinen Hobbys oder auch Problemen berichtest.
Wer will beurteilen was leicht oder schwer ist ?
Jeder kennt nur seinen eigenen Schmerz und empfindet das auch individuell.

Liebe Grüße
Bittchen

[Flankengott]

Das Schlimmste für mich ist dass von mir so viel erwartet wird, aber niemand macht sich die Mühe mich zu verstehen. Das Arbeitsamt zerrt an mir rum, schickt mich vonA nach B aber ich schaff das alles kaum. Ich hab Ängste wenn ich dann wohin muss. Ich kann das kaum beschreiben was in mir vor geht. Die kürzen mir die Gelder wenn ich das nicht mache. Aber ich schaff das alles kaum .

Meine Familie sagt immer ich sollmich nicht so haben. Ich hab deswegen den Kontakt zu denen schon fast komplett abgebrochen weil ich das nicht ertrage. Ich bin nicht perfekt und muss das auch nicht sein. Abr die hätten mich eben gerne perfekt.
Im Prinzip steh ich alleine da mit dem ganzen Mist.

Momentan ist alles so schwer und kaum schaffbar....
Für mich das Schlimmste ist das aktuell kein Ende in Sicht ist dass dieser Zustand mal irgendwie besser wird. Oder irgendwann. Oder überhaupt....

[Bittchen]

Lieber Flankengott,

sehr oft lese ich,dass das Arbeitsamt sehr großen Druck macht.
Da ist die einzige Möglichkeit,die mir einfällt ,dich krank schreiben zu lassen und dich intensiv mit Therapeut oder auch Klinik um eine Besserung deines Zustandes zu bemühen.
In der Zeit wie ich wegen der Erkrankung arbeitslos war,(heute bin ich schon lange verrentet)
war ich in der psychiatrischen Instituts Ambulanz einer Klinik in Behandlung und da wurde mir auch oft weiter geholfen.
Druck ,Stress und auch unangebrachte Kritik ist Gift bei Depressionen.
Die nicht sehr passenden Bemerkungen deiner Familie tun dir nicht gut.
Du kannst ja im Moment nicht anders.
Aber du kannst für dich was tun,in kleinen Schritten und mit professioneller Hilfe.
Das Gefühl ,dass es nicht mehr besser wird,redet uns die Krankheit ein,das kenne ich auch.
Aber wenn du etwas Struktur hast und morgens aufstehen kannst und dich immer wieder aufraffen kannst kleine positive Aktivitäten zu machen,wird es auch wieder besser.
Lobe dich für die kleinste Sache,die du geschafft hast.
Einkaufen gehen,um was Leckeres essen zu können.
Eine erfrischende Dusche vorher,dass ist schon einer große Leistung ,wenn es dir so schlecht geht usw.
Denn in einer depressiven Krise sind die banalsten Dinge anstrengend und schwer,das weiß ich auch sehr gut.
Aber du brauchst Geduld und vielleicht auch wieder Hilfe dabei.
Denn ich nehme an,wenn du schon seit deiner Jugend an depressiven Störungen leidest,hast du das Procedere schon kennen gelernt.

Alles Gute für dich und gebe nie die Hoffnung auf!!!
Liebe Grüße
Bittchen

[Flankengott]

Hallo Bittchen,
danke für die Mühe die Du Dir machst mir so ausführlichst zu antworten.

Das Problem ist auch dass ich aktuell wg der Depression nicht behandelt werde.
Ich weiß nicht ob ich schon geschrieben hab bei mehreren Therapeuten auf Wartelisten zu stehen. Fachärzte haben mir bisher wenig helfen können weswegen ich diese auch meide. Und mein hausarzt meint dass mir arbeiten gut tun würde. Klar wenn man nur "etwas verstimmt" ist mag Arbeit eine gute Ablenkung sein. Aber bei mir würden sich dadurch nur noch etliche Probleme mehr aufhäufen.
Deswegen ist an eine AU momentan nicht zu denken.

Und Du schreibst dass Du das sehr oft liest dass das Arbeitsamt so Druck macht.
Ich weiß dass die keine Rücksicht nehmen , auf Gesunde schon nicht , und auf Menschen mit Handicap (schreibt sich das so ?) wohl erst Recht nicht.

[Bittchen]

Lieber Flankengott,

arbeiten kann dir Struktur geben,wenn es dir nicht ganz so schlecht geht.
Aber sie kann dich auch sehr überfordern und deine Symptome verschlimmern.
Wenn es dir sehr schlecht geht und das schließe ich aus einigen Postings von dir,ist eine Akutklinik angebracht,vielleicht kannst du dich dazu entschließen.
Du hättest das Arbeitsamt aus dem Kreuz und vielleicht kümmert sich ja auch der Sozialdienst da mit dir, um die Probleme mit dem AA.
Dann könntest du etwas für dich tun,dich erholen und zu neuer Kraft finden.
Immer wieder Hilfe suchen ist der einzige Weg aus dem Tief raus zu kommen.
Auch selbst ganz kleine Schritte machen,dich motivieren dir selbst auch Gutes zu tun,dich dafür auch zu loben, das fühlt sich oft sehr lächerlich an,ist aber wichtig.
Wer in einer tiefen Krise ist,der leistet schon viel,wenn er einigermaßen durch den Tag kommt.
Wenn du für dich sorgen kannst,indem du kleine Spaziergänge machst und auch Kontakte mit anderen Menschen hast, geht das in die richtige Richtung.
Dein Vorurteil gegen Fachärzte kann ich teilweise verstehen,aber es gibt auch gute dabei und zaubern können die ja auch nicht.
Die Problematik einen Therapieplatz zu bekommen kennen wir hier alle,darum der Hinweis auf die Klinik.
Ich weiß ja nicht viel von dir,aber es kann sich jeden Tag etwas zum Positiven ändern.
Liebe Grüße
Bittchen

[Flankengott]

Heute ist wieder so ein Tag wo ich mich frage: warum machen Menschen nur sowas ?