nicht weinen können

[wohin geht die reise]

Ihr Lieben,
nach einiger Zeit melde ich mich auch mal wieder.
Die letzte Zeit war nicht einfach für mich, weil ein lieber Mensch,
der mir sehr nahe stand, verstorben ist. Gestern erhielt ich auch noch die Nachricht,
dass eine Tante von mir am Montag beerdigt wird, das geht mir nicht
ganz so nahe, denn sie hatte ein gesegnetes Alter.
Am letzten Freitag nun, war die Beerdigung . Ich fühlte wohl Schmerz
und Trauer, aber, und das ist mein Problem:
Ich konnte nicht weinen.
Dieses nicht- weinen- können, hatte ich auch schon
beim Tod meiner Mutter.
Das macht mich irgendwie fertig und ich frage mich,
was stimmt mit mir nicht? Ich fühle wohl Schmerz, aber
es kommen keine Tränen.
Wie finde ich meine Tränen wieder?
lore

[DeaStern]

Liebe Lore.

Tut mir Leid wegen Deinem Schmerz und Deiner Verluste.
Da ich selbst meine 14-jährige Tochter verloren habe, weiß ich sehr gut, wie Du Dich fühlst.

Wenn man einmal gelernt hat, dass es keinen Menschen gibt, der die Tränen versteht, dann hört man auf weinen zu wollen, so ist es mir ergangen. Bei dem Tod meiner Tochter hab ich geweint, und wie, aber vorher ist mir das auch jahrelang nicht gelungen.
Man lernt im Laufe des Lebens den Schmerz nicht mehr zeigen zu wollen, weil man glaubt nicht verstanden zu werden. Sobald man aber wieder Vertrauen gefunden hat, was je nach dem Grund, weshalb man dieses verloren hat, sicher nicht einfach ist, kommen die Tränen wieder.
Einmal lernt man wieder zu weinen, was nur gut tun kann.
So lange man die Emotionen unterdrück, weil zu viel Schmerz da, geht das nur schwer.

Ich sende Dir eine mitfühlende Umarmung und liebe Grüße,
Andrea

[Septembre]

Liebe Lore,

mit dir stimmt alles!!!!

Jeder Mensch reagiert anders auf Trauer und manchmal braucht man Zeit bis der Schmerz wirklich hochkommen darf und die Tränen wieder fließen können. Ich glaube das kann man nicht willentlich beeinflussen, gerade wenn man wichtige Menschen verloren hat.

Ich habe nach dem Tod eines Kindes 7 Jahre nicht weinen können - danach aber um so heftiger. Erst da war die Zeit reif und gute Therapeuten können diese Zeit dann begleiten. Auch jetzt noch dauert es bei Schicksalsschlägen lange bis Tränen fließen können. Vielleicht ist es so eine Art Selbstschutz weil etwas in einem Angst hat völlig in der Trauer zu versinken. Manchmal helfen auch Gespräche mit Freunden/innen um die Tränen zumindest schon mal zu spüren.

Ich wünsche dir alles Gute - Septembre

[Bittchen]

Liebe Lore,

ich möchte mich Septembre anschließen.
Auch ich habe nach einem so schweren Verlust viele Jahre nicht weinen können.
Da war ich in einer Schockstarre und konnte den Schmerz nicht zulassen.
Das ist schon viele Jahre her.
Erst mit therapeutischer Hilfe konnte ich darüber sprechen.
Sehr spät löste sich der Knoten in meiner Brust.

Was mir aber noch aufgefallen ist,seit ich keine Medikamente mehr nehme,fühle ich wieder intensiver und kann auch weinen.
Das wurde bei mir von den Ads unterdrückt und hat mich auch sehr belastet.
Genau wie du beschreibst,habe ich mit Medikamenten, bei dem Tod meiner Eltern auch nicht weinen können.

Alles Gute für dich und liebe Grüße
Bittchen

[luisp]

Hi Lore,
erst mal, Entschuldigung für mein schlechtes deutsch.
Jeder hat seine Art zu Trauern, mansche weinen und Trauen nicht, mansche Trauen und Weinen nicht... Würde jemand auf dich zu kommen, und dich einfach nur Umarmen, wäre möglich das Du einfach viel Weinen würdest, oder auch nicht... Was die andere darüber denken?,... versuche lieber mit Dir selber zufrieden/in Frieden zu sein.

Viele erwarten das man Weint, ist richtig...aber jeder Trauert auf seine weise.

Bis dann.

[wohin geht die reise]

Vielen Dank für eure Antworten.
Es stimmt schon jede trauert anders.
Ich habe das heute auch in der Therapie angesprochen, meine
Therapeutin hatte den Impuls mir (oder + meinem inneren Kind)
den Rücken zu stärken.
Sie meinte auch, dass irgendwann die Tränen kommen. Ich hoffe es.
Bei der Beerdigung am vergangenen Freitag bin ich auch meinem Täter
begegnet und verfiel wieder in Schockstarre.
Da wurde mir bewusst, wie viel Macht er doch noch über mich hat.
Aber, - ich will das nicht mehr!
lore

[wohin geht die reise]

Ich will nicht, dass mein
Täter auch heut noch Macht über mich hat.
Ich sage mir immer wieder , ich bin kein Opfer mehr, bin erwachsen,
er sollte keine Macht über mich haben.
aber:
ich fühl mich wie eingeschnürt ,
mir fehlt die Luft zum Atmen,
ich bin erstarrt.
und wieder fühl ich mich so hilflos und ausgeliefert,
ich muss wieder kämpfen - bin aber müde - und will nicht mehr.
lore