sich dumm vorkommen

Marlinchen
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mär 2018, 12:55

sich dumm vorkommen

Beitrag von Marlinchen »

Hallo!

ich bin 25, und habe mein Masterstudium (Architektur) vor kurzem abgebrochen, da ich mich ganz plötzlich immer unwohler gefühlt habe und mich mehr und mehr zurückgezogen habe. Bin zu meinen Eltern gezogen, nach 5 Jahren selbständig leben ist das besonders schwer. Ich dachte es wird besser und wenn ich erstmal Zeit für mich habe und schöne Dinge unternehme, wird es besser. Aber im Gegenteil, ich weiß plötzlich nicht mehr wer ich bin und was meine Leidenschaft ist. Alle sagen, mach doch was schönes, beschäftige dich irgendwie. Aber ich kann mich nicht einmal auf ein Buch konzentrieren. Die Tage vergehen ziemlich schnell und ich schaffe kaum etwas von dem was ich mir vornehme.
Wenn ich Sport mache, hilft es etwas, komme ich aber zurück, sind meine Gedanken genauso leer wie vorher. Ich sehe absolut keine Verbesserung.

ich finde es am schlimmsten, dass man das Gefühl hat immer mehr zu verdummen. Wenn man sich mit Freunden trifft hat man kaum ein Thema über das man tiefgründig sprechen könnte, denn man hat ja die ganze Zeit nur das Thema Depression im Kopf. Ich hab das Gefühl, dass ich einfach gar nicht richtig authentisch sein kann. Ich habe gedacht es ist gut unter Leuten zu sein aber im Endeffekt fühlt man sich doch wieder nur schlecht wenn man zurückkommt, ich weiß nämlich, dass ich auf andere lustlos und unfreundlich wirke. Außerdem bin ich total angespannt und nervös wenn ich jemanden allein treffe. Das ist schrecklich!! Wie soll man denn so irgendetwas genießen?
Und das ist das, was mir am Meisten fehlt, der losgelöste Umgang mit Freunden, der Spaß Dinge zu unternehmen. Ich kann auch nicht mehr so gut das Verhalten anderer deuten, habe meistens nur Angst. Nächstes Wochenende treffe ich jemanden den ich sehr mag aber noch nicht so gut kenne. Die Frage ist was kann ich tun um mich einigermaßen wohl zu fühlen? Wenn ich mich selbst so wenig leiden kann momentan, wie soll er mich dann mögen? Er weiß von meiner Depression und möchte auch, dass ich mich besser fühle. Aber meine große Angst ist, dass ich kein Wort rausbekomme und alles nur angespannt und unangenehm wird.

Ich habe immer wieder die Motivation etwas zu unternehmen...meistens klappt es aber nicht weil ich merke wie eingeschränkt ich im Denken bin und wie wenig Spaß es dann macht.
Hinzu kommt die starke Verpeiltheit und leichte Desorientierung. Ist das auch ein typisches Symptom der Depression?
Ich habe das Gefühl einfach hier weg zu wollen. Vielleicht ist eine Reha eine Idee?
Was meint ihr?

Ich glaube der Grund meiner Depression ist meine allgemeine Unsicherheit.
Ich habe schon Ziele, aber weiß nicht wie ich dahinkommen soll, momentan ist alles etwas labil, Freundeskreis und auch die Berufsaussichten. Wäre ich an einem Ort geblieben und wäre mein Freundeskreis von damals so geblieben wie er war, wäre es vielleicht nie so gekommen? Ich habe das doofe Gefühl an allem selbst Schuld zu sein.
Ich möchte so gerne wieder Spaß haben und selbstbewusst sein! Und mich gut fühlen, einen Freund haben, und mich Themen auseinandersetzen, die mich mal interessiert haben. Aber wie gesagt, gar nichts von dem klappt. Ich gehe meistens spazieren, alleine in die Sauna und zu diesem Ferienjob, den ich gerade mache.

Also ich weiß einfach nicht was ich machen kann, um meine Gedanken auf etwas anderes zu lenken.
Denn die Angst und die Leere sind immer im Vordergrund. :|

Liebe Grüße,
Marlinchen
Mutmacher
Beiträge: 55
Registriert: 10. Feb 2018, 14:50

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Mutmacher »

Hallo Marlinchen,

Ich fühle mit Dir und kenne das Gedankenkonstrukt. Das geplante Treffen, es klingt nach einem Date, wird schön für Dich. Sag es Dir selbst ruhig vor.
Es ist richtig das Verpeiltheit und das Gefühl zu verdummen Teil der D ist. Das kenne ich leider auch.... Aber das stimmt nicht. Unter dem Schleier liegt die tolle 25jährige. Und die kommt wieder!
Vergiss bitte aber " wenn- dann" Gedanken. Deine Realität ist heute und von dort läufst Du wieder los. Jeden Tag ein Stück.
Du machst das schon ganz gut für den Anfang mit den Zielen und der Sauna. Top! So hab ich auch wieder angefangen. Der Weg ist richtig!
Ich habe angefangen meine Angstsituationen aufzuschreiben. Sie dann analysiert und mir Lösungen beschrieben. Anfangs ging's mal daneben, aber je öfter ich es an den Punkten versucht hab, desto weniger wurde die Angst. Hab noch nicht alles geschafft, aber das wenige gute fühlt sich toll an.

Lg

PS: Es ist großes Selbstbewusstsein sich dieser Krankheit zu stellen!
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Katerle »

Hallo Marlinchen, finde auch, dass du es für den Anfang schon ganz gut machst, sich der Krankheit zu stellen.
Anfangs war ich nur spazieren gegangen allein, aber es tat gut und so setzte ich das immer weiter fort. Keiner hatte Zeit, also fing ich später an, auch mal essen zu gehen, als ich berentet war, weil vorher hatte ich kein Geld, um mal was für mich zu tun. Ich weiß, es klingt hart, aber es war so...Möchte nicht weiter drauf eingehen. Jedenfalls blieb mir nur das rausgehen/spazieren, um mir was Gutes zu tun.

Inzwischen habe ich aber schon mehr für mich tun können und ich habe Schritt für Schritt an mir gearbeitet und mit meiner Angst schon viel erreicht.

Dumm vorgekommen war ich mir nur bei... Und wie mit mir umgegangen wurde... Von...
Trotz Niederlagen habe ich mich nicht von meinem Weg abbringen lassen und habe in gewisse Situationen Abstand reingebracht. Und heute bin ich sehr stolz, es bis hierhin geschafft zu haben trotz Schwierigkeiten.

Es ist alles überstanden und meine Beziehung hat sich auch verbessert, was auch positiv ist.

Erkenne an, was dir schon für den Anfang gelingt und du wirst daran wachsen. LG Katerle
Mutmacher
Beiträge: 55
Registriert: 10. Feb 2018, 14:50

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Mutmacher »

Marlinchen Magst Du uns Deine Ziele verraten? Oder ist das zu sensibel? Vielleicht auch nur ein besonderes?
Lg
Vitali09
Beiträge: 24
Registriert: 24. Sep 2017, 23:18

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Vitali09 »

Hallo Marlinchen,
Das was du beschreibst kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich komme mir auch langsam so vor total zu verblöden :-( . Auch ich habe Probleme im Kontakt mit anderen Menschen, früher kannte ich sowas gar nicht .
Was ich bei dir sehr gut finde, ist das du du zum Sport gehst, dies solltest du auf jeden Fall beibehalten, weil du dadurch zumindest körperlich was gutes für dich tust. Ich gehe ca. drei mal die Woche zum Sport , auch bei mir hält der positive Zustand immer nur kurz an , trotzdem habe ich das Gefühl das mir der Sport gut tut.
Ich war vor kurzem in einer psychosomatischen Reha, der Aufenthalt dort hat mir sehr gut getan. Vielleicht probierst du das einfach mal aus :-)
Liebe Grüße,
Vitali
Marlinchen
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mär 2018, 12:55

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Marlinchen »

ja, ihr habt Recht, das ist gut, dass ich vieles hinbekomme, aber in allem was ich mache empfinde ich bisher immer noch keine Freude und ich hab Angst mich nie wieder zu mögen. Vor allem weil ich noch so jung bin, hab ich doch alle Chancen..aber genau das ist was ich mich glaube ich überfordert.

Und wenn ich was mit Freunden mache fühle ich mich auch immer noch total abwesend...Gespräche sind schwierig. und dann bewundere ich die anderen, wie vertieft sie miteinander reden können. Irgendwie ist es schwer beim Leben aller anderen zuzusehen und dann sich selbst so klein zu fühlen. Und nicht zu verstehen warum. Ich möchte einfach wieder natürlich lächeln können. und kreative Gedanken haben.

Naja, mein Ziel ist es in einem netten, kleinen Architekturbüro in Amsterdam zu arbeiten und auch dort zu wohnen. Und mit jemandem zusammen zu wohnen plus Hund. in einem Segel oder Surfverein zu sein und mit einem vw bus durch die Welt zu reisen.
Aber ich sehe nicht wie ich das erreichen soll, wenn meine Gedanken so leer sind.
Das ist einfach nur noch traurig!!

Und jeder Tag vergeht im Flug, manchmal kommt es mir so vor wie nur 5 stunden. und dann bin ich wieder nicht wirklich weitergekommen.


Das mit der Reha hab ich auch überlegt. Da wollte ich meine Ärztin mal fragen ob das nicht bald möglich wäre.

Aber warum ist es so, dass man im Denken so sehr eingeschränkt ist? Ich fühle mich wie in einem Loch gefangen:( und als wäre so viel aus meinem Gedächtnis gelöscht. Und neu zu lernen wie man zu denken hat...das ist doch Wahnsinn, wie kann das sein?!

Wie lange warst du denn in der Reha? Und wie Stark war die Verbesserung? und wie lange dauert es bis man einen Platz bekommt??


vor dem Treffen am Samstag hab ich Angst, da er wirklich ein sehr sehr liebenswerter Mensch ist und ich möchte nicht das Gefühl haben ihm zur Last zu fallen. Und ich weiß, dass ich total angespannt sein werde und kaum ich selbst sein kann. was mir auch oft passiert ist, dass ich vorher im Kopf mir überlege was ich alles fragen könnte..und wie das wohl alles verlaufen könnte. Aber das ist doch auch nicht normal oder? Hat das alles mit der Gefühlslosigkeit zu tun? Das man eigentlich alles nach Gefühl macht aber dieses gerade nicht mehr vorhanden ist man alles im Kopf macht?
Ich könnte so einfach bekommen was ich möchte wenn ich mich selbst mögen würde und in allem sicher wäre. Es macht Halt langsam keinen Spaß mehr so!

Heute war ich beim Yoga, aber kaum bin ich zurück, bin ich wieder im Grübeln vertieft, warum das alles so ist und wie es doch damals mal war. Und die Einsamkeit, die niemand versteht.

Ein Problem Hab ich erkannt. Dass zuhause wohnen bei meinen Eltern, nach 5 Jahren selbständig wohnen wirklich schwer ist und es die Depression nur so vergünstigt hat.

Und wie gut wirken eigentlich Antidepressiva? ich nehme zurzeit Johanniskraut Tabletten, aber die haben bisher nicht so richtig gewirkt.

Es ist gut eure Meinungen zu hören!!! Vielen vielen Dank!

Liebe Grüße,
Marlinchen
Marlinchen
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mär 2018, 12:55

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Marlinchen »

Es ist so gut, dass es dieses Forum gibt!
Vitali09
Beiträge: 24
Registriert: 24. Sep 2017, 23:18

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Vitali09 »

ich war sieben Wochen in der Reha, ich konnte da zumindest viel über Entspannung und Selbstfürsorge lernen. Ich habe sehr aktiv mit gewirkt und während der Reha selber ging es mir deutlich besser. Derzeit fällt es mir sehr schwer wieder im Alltag klar zu kommen. Ich habe aber auch einige große Veränderungen zu meistern jobwechsel... bin deshalb aktuell blokiert und voller Angst. Das kann aber bei jedem anders sein .
Die Reha kann helfen Kraft zu tanken und die Weichen richtig zu setzen. Aber die wenigstens gehen aus der Klinik und alles ist gut.
Da ist schon Geduld nötig und es ist harte Arbeit an den Gedanken und Gefühlen zu arbeiten. Aber ich würde auf jeden Fall wieder zur Reha gehen ... Lg
Marlinchen
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mär 2018, 12:55

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Marlinchen »

okay. Ich glaube auch, dass es was gutes ist. Bin gespannt ob es klappt;)

und dir wünsche ich ganz viel Glück, dass mit dem neuen Job alles klappt!

LG
Mutmacher
Beiträge: 55
Registriert: 10. Feb 2018, 14:50

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Mutmacher »

hey marlinchen du bist ja auch noch wach (-:
Deine Pläne sind toll und erreichbar. Alles was du schreibst kenne ich leider auch nur zu gut. Wichtig ist, dass andere Dich so nicht beurteilen! Sie sind viel viel gnädiger mit Dir. Ich wette, du bist ne ganz hübsche!
Sich mögen zu lernen kann eine jahrelange Aufgabe sein. Aber es wird. Das Du Sport treibst ist eine wichtige Eigenschaft bei der Heilung des Selbstbildes. Schau Dein Körper vielleicht jetzt gerade mal ganz genau an und sprich mit ihm. Ganz sicher findest Du tolle Eigenschaften daran.
Wenn mir nach dem Sport die Muskel wehtun, danke ich ihnen. Ich hab ihre Namen gelernt zum Teil. Dann fühl ich mich mit ihnen stolz.
Genauso wird das mit Deinem Date! Heute ist Dienstag. Bis Samstag ist noch viel Zeit. Sage es Dir vor: Marlinchen du bist attaktiv und Dein Date weiß worauf er sich einlässt. Alles ist gut und er will Dich nur kennenlernen.
By the way. Wir Männer finden schüchterne Frau durchaus sehr sexy, weil wir in unserem tiefesten Inneren gerne beschützen wollen! Es ist eine Aufgabe des Mannseins.
Freu Dich entspannt auf Dein Date. Er ist sicher auch unruhig. Du darfst ihm Deine Unsicherheit gerne gestehen. Es schön das von einer Frau zu hören. Das macht es entspannter...
Was ihr reden werdet, kannst Du Deinen Gefühlen überlassen. Ich wünsche Dir dabei das allerbeste.
Lg
Marlinchen
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mär 2018, 12:55

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Marlinchen »

Ich bin innerlich halt so dauerfrustriert, worauf ich nicht stolz bin. Es fällt mir schwer so zu denken wie du es mir sagst. Ich würde es sehr gerne ...

ich brauche noch einen Rat. . ich glaube, dass ich vor allem so frustriert bin weil ich wieder zuhause bei meinen Eltern wohne, jeder andere hat schon ne eigene Wohnung oder lebt woanders. Meine Schwester meint jedoch ich soll hier bleiben und schauen dass erstmal wieder alles in Ordnung kommt.
hm schwer zu entscheiden. Vielleicht habt ihr ja einen Rat.
Mutmacher
Beiträge: 55
Registriert: 10. Feb 2018, 14:50

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Mutmacher »

Ja ist jetzt gerade in diesen Monaten richtig. Zunächstmal hat Deine Schwester Recht. Bleib daheim, finde Dich selbst wieder und dann darfst Du wieder neu starten.
Das ist Ok so! Als Vater würde ich meiner Tochter das traute Heim auch mit 40 wieder bieten, wenn sie es beaucht!
Aber zurück zu Dir. Weil es schwer fällt den Frust los zu lassen, sollst Du Sport machen, schreien, Dich auspowern, Deine Pläne und Ziele schriftlich definieren. Vergleich mit anderen steigert den Frust. Perspektive wechseln ist die Botschaft. Hast du eine gute Verbindung zu Deiner Schwester? Darf ich Dir eine Aufgabe stellen?
Marlinchen
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mär 2018, 12:55

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Marlinchen »

ja klar darfst du das.
Marlinchen
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mär 2018, 12:55

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Marlinchen »

ich hoffe das klare denken, die Ruhe und Gelassenheit kommt bald wieder.

geht es euch denn auch so mit den starken Konzentrationsschwierigkeiten ?
ich muss mir alles auf Zettel schreiben. Komme mir wirklich ein bisschen dumm vor.
Marlinchen
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mär 2018, 12:55

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Marlinchen »

eine Reha wird für mich nicht in Frage kommen meinte meine Ärztin heute, dazu bin ich wohl zu jung...
Marlinchen
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mär 2018, 12:55

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Marlinchen »

@Vitali09: hast du problemlos einen Platz in der Reha bekommen?
Mutmacher
Beiträge: 55
Registriert: 10. Feb 2018, 14:50

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Mutmacher »

Ich red erstmal von mir. Um den Frust über meine Person anzugehen, habe ich mich in zwei Dingen über diese Tiefphase entwickelt. Im Kleidungsstil und in der Wertschätzung für meinen Körper unmittelbar nach dem Sport oder der Sauna.
Versuche es doch auch mal die nächsten 4 Tage und fühle dann in Dich hinein. Also 4x Sport und/oder Saunagang und dann machst Du Dich AUSSCHLIEßLICH für Dich selbst richtig hübsch. Schön mit Kleidern und Schuhen. Eben alles was dazugehört für Dich als Frau. Zeige Dir nur selbst erstmal die wundervolle Frau als Modell. Wenn Du magst mach ein Selfie. Aber das ist dann schon Königsdisziplin.
Wenn Du fertig bist, fühlst Du in Dich wohlwollend hinein. Am Samstag hast Du dann 4 tolle Marlinchen-Modelle selbst kreiert. So war mein Weg nur als Mann....
Marlinchen
Beiträge: 15
Registriert: 10. Mär 2018, 12:55

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Marlinchen »

hm also ich weiß eigentlich, dass ich ganz gut aussehe und dass ich einen guten Stil hab. ich weiß da für mich dass das nicht so zielführend ist...mir geht es mehr um meine inneren werte. da hakt es Ziemlich...ich weiß momentan einfach nicht wer ich bin. deshalb komme ich eben nicht zur Ruhe und kann Dinge nicht genießen. und niemand kann mir da helfen außer ich selbst. Aber es ist nunmal so schwer.
Mutmacher
Beiträge: 55
Registriert: 10. Feb 2018, 14:50

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Mutmacher »

Das ist schön, dass so positiv über Dich denkst. Ok verstanden mit den inneren Werten.
Mutmacher
Beiträge: 55
Registriert: 10. Feb 2018, 14:50

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Mutmacher »

Hey Marlinchen
viel Glück heute Abend!!
LG
DeaStern
Beiträge: 141
Registriert: 20. Feb 2018, 21:23

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von DeaStern »

Liebe Marlinchen.

"Aber warum ist es so, dass man im Denken so sehr eingeschränkt ist? Ich fühle mich wie in einem Loch gefangen:( und als wäre so viel aus meinem Gedächtnis gelöscht. Und neu zu lernen wie man zu denken hat...das ist doch Wahnsinn, wie kann das sein?!

ich brauche noch einen Rat. . ich glaube, dass ich vor allem so frustriert bin weil ich wieder zuhause bei meinen Eltern wohne, jeder andere hat schon ne eigene Wohnung oder lebt woanders."

Zu Deinen Fragen und Gedanken ein paar Sätze;
Dass das Denken so eingeschränkt ist und Du das Gefühl hast in einem Loch gefangen zu sein, ist einfach die Folge der Depression und völlig normal, dass man sich dann so fühlt.

Aus meiner Sicht ist die Depression deshalb schlimmer geworden seitdem Du wieder zu Hause lebst, weil es da etwas gibt, was Dir unter diesen Umständen klar werden kann.
Du sagst, dass Du die Unsicherheit als den Grund, weshalb Du unter Depressionen leidest, vermutest. Unsicherheit entsteht aber in der Kindheit. Ein Kind, das in der Kindheit volle Sicherheit und Geborgenheit erfahren hat, wird als erwachsener Mensch niemals depressiv werden.
Ich sage nicht, dass Deine Eltern nicht alles getan haben um Dir die Liebe zu geben, die Du als Kind benötigtest. Aber hier geht es darum, wie Du diese Liebe (Schutz, Geborgenheit) erfasst und begriffen hast.
Und anscheinend gibt es da Unstimmigkeiten, sonst würdest Du nicht depressiv sein.

Beobachte wie Du Dich zu Hause fühlst und versuche dem auf den Grund zu gehen. Gedanken wie - jeder andere hat schon eine Wohnung und ähnliche sind die Interpretation von Deinem Verstand, damit Du nicht weiter bohrst. Es ist ein oberflächlicher Gedanke und nicht der Grund für Deinen wirklichen Frust, so meine Meinung. Grabe tiefer während Du bei Deinen Eltern wohnst, wo ich an Deiner Stelle auch vorerst bleiben würde, weil Du jetzt die Chance hast Dein Weltbild, das Du als Kind übernommen hast, wieder geradezurücken.

Für heute Abend eine Idee, wie Du das angehen könntest;
Vielleicht sagst Du diesem Mann einfach, ohne Deinem Kopf zu erlauben viel darüber zu grübeln, wie es Dir im Moment geht. Sag ihm das, was Du uns geschrieben hast. Verständnis ist aus meiner Sicht die beste Grundlage für eine angehende Beziehung und für Beziehungen überhaupt, aber dafür ist es nötig so zu sein wie man ist und darüber zu reden.
Männer mögen und schätzen sehr, wenn eine Frau gerade und ehrlich ist, so meine Erfahrung. Wenn sie nicht verstehen was mit einem los ist, dann macht das ein komisches Bild. Manchmal kann ein Mann so eine Haltung dann falsch deuten und aus dem Schlüsse ziehen, dass er überflüssig, ja sogar für Deine Stimmung verantwortlich ist.

Alles Gute für heute Abend!

Liebe Grüße, Andrea
Mutmacher
Beiträge: 55
Registriert: 10. Feb 2018, 14:50

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Mutmacher »

Oh ja Andrea wie Recht Du mit dem letzten Satz hast, weißt Du glaub ich gar nicht!! So was war mein D-Triggerpunkt. Schön das mal von einer Frau zu lesen...
LG
DeaStern
Beiträge: 141
Registriert: 20. Feb 2018, 21:23

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von DeaStern »

Liebe Grüße Mutmacher :hello: :D
Mutmacher
Beiträge: 55
Registriert: 10. Feb 2018, 14:50

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von Mutmacher »

Danke
DieNeue
Beiträge: 5829
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: sich dumm vorkommen

Beitrag von DieNeue »

Hallo Marlinchen,

als ich neu ins Forum kam, haben wir auch mal das Thema "Vergesslichkeit/Verpeiltheit/Hirn funktioniert nicht mehr so wie früher" diskutiert.
https://www.diskussionsforum-depression ... 57&t=35069" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Vielleicht findest du ja in diesem Thread auch etwas hilfreiches für dich.
Marlinchen hat geschrieben:Vor allem weil ich noch so jung bin, hab ich doch alle Chancen..aber genau das ist was ich mich glaube ich überfordert.
Ja, das hat mich auch immer total überfordert. (Mittlerweile bin ich erwerbsunfähig und berentet, da hat man nicht mehr so viel Auswahlmöglichkeiten ;) )
Aber es waren bei mir auch so Fragen: Was studier ich? Mich interessiert so viel... Wo mach ich mein Auslandssemester? Ich hab drei Sprachen studiert … alle drei Sprachen im Ausland zu vertiefen geht nicht… bleiben aber immer noch genügend andere Möglichkeiten...
Ich habe mich dabei auch meistens selbstüberfordert. Hatte echt mal überlegt, zwei Auslandstrimester in zwei verschiedenen Ländern in einem Semester zu machen :oops: Bis mich dann eine Beraterin an der Uni gefragt hat, warum ich mir denn so einen Stress mache... Was ich oft nicht bedacht habe, sind meine Grenzen. Ich habe immer nur geschaut, was interessiert mich und was kann ich. Aber wo meine Grenzen sind, wusste ich nicht. Wenn ich die mit einbezogen hätte, hätte ich vielleicht nicht an ner riesigen anonymen Uni studiert, sondern was anderes gemacht, was mich nicht so extrem unter Druck gesetzt hätte nd wo man nicht immer so allein unterwegs gewesen wäre. Aber es ist wirklich schon krass, was man alles machen kann... theoretisch steht einem ja die Welt offen. Aber sobald man sich für etwas entscheidet, entscheidet man sich halt gleichzeitig gegen tausend andere Dinge.
Marlinchen hat geschrieben:Aber ich sehe nicht wie ich das erreichen soll, wenn meine Gedanken so leer sind. Das ist einfach nur noch traurig!!
Ich musste vor ein paar Jahren mein Studium wegen den Depressionen aufgeben, war vorher auch längere Zeit in der Klinik und hatte eigentlich vor, nach der Klinik definitiv weiter zu studieren. Das hat allerdings nicht funktioniert, weil es gesundheitlich einfach aussichtslos war, das noch zu schaffen. Deswegen habe ich mich ein Jahr nach der Klinik entschlossen, dass ich es tatsächlich beende. Das war wirklich kein einfacher Schritt, aber ich habe gemerkt, dass es keinen Sinn macht, immer dem Ziel hinterherzurennen, dass ich wieder studieren oder arbeiten will. Ich kann nicht studieren, wenn ich in meinem Alltag nicht mal klarkomme. Also muss ich erstmal das schaffen. Und dann kann ich weiter schauen.

Und ich denke, bei deinen Träumen ist das ähnlich. Es macht gerade noch keinen Sinn sich zu überlegen, wie du in Amsterdam leben könntest und dir zu überlegen, wie du das machen oder schaffen sollst, wenn es dir so geht wie jetzt. Ich denke, das ist schon eine Stufe zu weit gedacht - wie bei mir. Es macht keinen Sinn zu überlegen, wie ich arbeiten soll, wenn ich so bin wie jetzt. Ich denke, es ist gut, wenn man einen Schritt nach dem anderen geht und nicht so weit in die Zukunft vorzuplanen versucht. (Ich hätte nie gedacht, dass ich den Satz mal sagen würde :lol: ) Sinnvoll wäre es daher zu fragen: Was muss ich tun, damit es mir irgendwann (am liebsten natürlich sofort ;) ) so geht, dass ich in der Lage bin meine Träume zu verwirklichen? Für mich würde das in deinem Fall bedeuten, dass ich mich zuerst darum kümmern würde, dass ich mit den Depressionen lerne umzugehen, mich da zu stabilisieren, mit meinen Gedanken/Emotionen/Unsicherheit einigermaßen zurechtzukommen.

Und das muss man nicht automatisch als Schritt zurück sehen. Natürlich empfindet man das erstmal so. Warum muss ich mich um den Scheiß auch noch kümmern?? Eigentlich will ich was ganz was anderes machen!
Aber dich darum zu kümmern, mit diesen Problemen umgehen zu lernen, ist eigentlich der erste Schritt auf dem Weg zur Verwirklichung deiner Träume. Dass du dich jetzt erstmal um etwas anderes kümmern musst, als das, was du dir erhofft hast, und dass du in dem Zustand, in dem du jetzt bist, deine Träume gerade nicht verwirklichen kannst, bedeutet nicht, dass du deine Träume aufgeben musst. Es ist gut, wenn man sich etwas wünscht und ein Ziel hat. Ob du das auch erreichen kannst, weiß zum jetzigen Zeitpunkt niemand. Vielleicht musst du deine Träume auch irgendwann begraben. Das ging mir bei vielen Sachen leider so. Vielleicht ändern sich deine Träume auch mal (auch wenn man sich das nicht vorstellen kann ;) ) oder du stellst fest, dass sie eigentlich unrealistisch sind oder du etwas ganz anderes brauchst. Aber dich darum zu kümmern, deine jetzigen Probleme aus dem Weg zu schaffen, ist der erste Schritt auf dem Weg in Richtung Ziel.
Von daher finde ich den Gedanken, in eine Klinik zu gehen und an dir zu arbeiten, sehr sinnvoll!
Ob es einen Unterschied zwischen Reha und normalem Krankenhausaufenthalt einen großen Unterschied gibt, weiß ich nicht, aber bei mir war es ein ganz normaler Krankenhausaufenthalt. Das erste Mal war es eine Tagesklinik, in der ich echt viele nützliche Dinge gelernt habe, und das zweite Mal stationär. Und es hat beides nur ein paar Wochen gedauert, bis ich dort war.
Marlinchen hat geschrieben:Dass zuhause wohnen bei meinen Eltern, nach 5 Jahren selbständig wohnen wirklich schwer ist und es die Depression nur so vergünstigt hat.
Marlinchen hat geschrieben:ich glaube, dass ich vor allem so frustriert bin weil ich wieder zuhause bei meinen Eltern wohne, jeder andere hat schon ne eigene Wohnung oder lebt woanders. Meine Schwester meint jedoch ich soll hier bleiben und schauen dass erstmal wieder alles in Ordnung kommt.
hm schwer zu entscheiden. Vielleicht habt ihr ja einen Rat.
Was wäre denn die Alternative zum Bei-den-Eltern-Bleiben?
Es ist vielleicht auch noch ein Unterschied, warum es dir bei deinen Eltern nicht gut geht: Geht es dir dort nicht gut wegen der Tatsache, DASS du wieder bei deinen Eltern wohnst oder weil das Zusammenleben mit deinen Eltern so anstrengend ist?

Ich bin auch nach mehreren Jahren, die ich alleine gelebt habe (war auch keine WG, sondern wirklich nur ich alleine), wieder zu meinen Eltern gezogen. Das war auch echt schwer. Einerseits war ich natürlich froh, dass ich dort sein konnte. Aber es ist trotzdem irgendwie komisch: Man hat jahrelang alles alleine gemacht, wann und wie man wollte, jetzt muss man sich wieder anpassen, (unausgesprochene) Regeln halten, man verfällt wieder in seine alte Rolle, wobei man aber gleichzeitig nicht mehr so ist wie früher, es gibt wieder Leute in der Wohnung, die einen mit der schlechten Laune anstecken können oder andersherum, die Eltern bekommen mehr mit von einem und auch von den Problemen, was ihnen dann wieder zu schaffen macht, usw. usf.
Ich denke, es ist nie einfach, wieder bei den Eltern einzuziehen (auch für Leute ohne Depressionen) und ich denke auch, dass es gut und auch eine gesunde Haltung ist, wieder bei den Eltern auszuziehen (sofern es natürlich gesundheitlich und finanziell wieder geht). Für mich war die Zeit bei meinen Eltern auf der einen Seite schön und hat mir gutgetan, auf der anderen Seite auch anstrengend und nervenaufreibend. Am Ende habe ich dann auch echt gemerkt, ich will da jetzt endlich wieder raus. Obgleich ich total Schiss hatte, mit einer eigenen Wohnung überfordert zu sein. Der Anfang alleine war auch nicht so einfach, aber mittlerweile lebe ich seit zwei Jahren wieder alleine und genieße es :) Und es tut mir psychisch auch gut, dass ich bei mir einfach so sein kann, wie ich bin, ohne dass sich jemand gleich wieder Sorgen macht, nur weil ich mal komisch geguckt habe.

Wenn du nicht genau weißt, wie es beruflich/gesundheitlich weitergeht und auch überlegst, eine/n Reha/Klinikaufenthalt zu machen, würde ich, glaube ich, auch eher dem Rat deiner Schwester folgen. Vielleicht hilft es dir, die Zeit bei deinen Eltern als Übergangsphase zu sehen. (Nur weil du jetzt wieder bei ihnen wohnst, heißt es ja nicht, dass das für immer ist!)
Man sagt allgemein, dass man in Zeiten, wo man in der Depression drin hängt, keine wichtigen Entscheidungen treffen sollte, damit man möglichst stabil bleibt und nicht aus der Bahn geworfen wird oder hinterher die Entscheidung bereut. Allein vom praktischen her gesehen: Wenn du bei deinen Eltern bist, hast du mit Sicherheit nicht so viele Kosten wie mit einer eigenen Wohnung. Das heißt nicht, dass du dich jetzt im Hotel Mama durchfuttern sollst ;) , aber wenn du jetzt ausziehst, dir ne Wohnung suchst, dir nen Job suchst, von dem du leben kannst, Geld in Umzug und Miete steckst, aber dann merkst, es geht doch nicht, es wird dir doch zu viel, es geht dir wieder wie im Studium, du dann vielleicht längere Zeit in eine Klinik gehst, gleichzeitig noch Miete zahlen musst, evtl. in der Probezeit steckst, dann könnte das alles etwas chaotisch werden. Und sobald du nichts mehr zahlen kannst, landest du wieder bei deinen Eltern… Von daher würde ich auch erst mal alles stabilisieren und dann weitergucken.

Wenn es allerdings bei deinen Eltern so furchtbar sein sollte und du auch einen Umzug und die Eingewöhnung in die neue Wohnung locker stemmen könntest, dann wäre das allerdings wieder etwas anders.

Zu den Gedanken à la „Alle anderen haben schon eine Wohnung, nur ich nicht“:
Solche Gedanken kenne ich nur zu gut. Mein Leben verläuft mittlerweile überhaupt nicht mehr so wie das von anderen in meinem Alter. Und schon gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich bin 31, habe keinen Partner, keine Kinder, keine Arbeit, kein Auto, dafür aber eine Erwerbsunfähigkeit (Gott sei Dank inkl. Rente) und ambulant betreutes Wohnen, Aufenthalte in der Psychiatrie hinter mir, körperliche Erschöpfung, Übergewicht als Nebenwirkung der Medikemente, massenweise Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien, ich bin extrem schnell reizüberflutet und kann viele schöne Dinge, die ich gerne machen würde/gemacht habe, nicht mehr machen. Ich habe keine einzige Freundin in meinem Alter mehr, die Single ist. Und bis auf eine haben auch alle Kinder. Und die eine plant auch schon. Bei allen ging es so den typischen Gang: Studium fertig, arbeiten, Freund/Mann, Kind, Haus. Nur bei mir lief alles anders.
DeaStern hat geschrieben: Beobachte wie Du Dich zu Hause fühlst und versuche dem auf den Grund zu gehen. Gedanken wie - jeder andere hat schon eine Wohnung und ähnliche sind die Interpretation von Deinem Verstand, damit Du nicht weiter bohrst. Es ist ein oberflächlicher Gedanke und nicht der Grund für Deinen wirklichen Frust, so meine Meinung
Ich denke, dass es schon Sinn macht, zu schauen, woher deine Unsicherheit kommt, wenn du selbst sagst, du denkst, dass das die Ursache für deine Depression ist. Das kann man im Rahmen von einer ambulanten/teil-/stationären Therapie machen oder sich natürlich auch selber seine Gedanken dazu machen und vielleicht aufzuschreiben.
Im Gegensatz zu DeaStern bin ich allerdings nicht der Meinung, dass dein Frust nur dein eigentliches Problem verschleiert.
Klar kann man da jetzt sagen: Ich sollte nicht frustriert sein, nur weil mein Leben nicht so läuft wie bei Anderen oder der (gefühlten) Mehrzahl an Leuten im gleichen Alter. Man muss das alles ja auch nicht haben, um glücklich oder zufrieden zu sein. Irgendwas kann also mit mir nicht stimmen, wenn ich frustriert bin, nur weil ich angeblich den Anderen hinterherhänge.
Ich denke aber nicht, dass es nötig ist, da hineinzubohren. Vielleicht kann man daran arbeiten, dass es einen nicht zu sehr frustriert. Aber dass das eigene Leben nicht normal läuft, nicht so wie es für eine gesunde Frau in unserem Alter eigentlich laufen sollte, ist als Grund für Frustration meiner Meinung nach völlig ausreichend! Und diesen Gedanken, dass man frustriert ist, weil die anderen etwas haben, was ich nicht habe, sollte man durchaus ernst nehmen und nicht einfach beiseite schieben, um woanders zu suchen. Wenn man den Grund für negative Gefühle nicht beachtet und die Gefühle deswegen nicht (ausreichend) zulässt, kann man auch depressiv bzw. noch depressiver werden.

Ich kenne das Gefühl gut, dass man den Anderen beim Leben zuschaut. Manchmal komme ich mir vor wie auf dem Standstreifen auf der Autobahn, und die anderen rasen an mir vorbei. Oft fühle ich mich auch von meiner Generation ausgeschlossen.
Die wenigen Momente, in denen ich das Gefühl habe, ich LEBE wirklich, kann ich an einer Hand abzählen. Ich musste viele Träume aufgeben, viele „Kleinigkeiten“ aufgeben, die für andere völlig normal sind (und für mich bis dahin auch selbstverständlich waren). Mir unterwegs einfach so etwas zu essen zu kaufen ist für mich wegen meinen vielen Lebensmittelunverträglichkeiten kaum möglich. Jemand anderes denkt da überhaupt nicht drüber nach. Ich bin auch dankbar für vieles, was ich habe: Meine tolle Familie, die Freunde, die zu mir halten, meine Wohnung und den Garten, meine Nachbarn, meine finanzielle Sicherheit… Es ist nicht so, dass ich das Positive nicht sehe. Aber es tut einfach weh, zu sehen, wie andere das leben, was man selbst gerne machen würde, oder dass sie ihre Pläne verwirklichen können und (scheinbar) glücklich sind. Und man selbst steht daneben und muss einen Abstrich nach dem Anderen machen. Und es ist klar, dass das weh tut und frustriert, wenn im Moment dann nicht mal die Aussicht, dass es mal wieder so werden könnte, da ist.
Und ja, wenn das Leben so unterschiedlich läuft, sind die Gesprächsthemen manchmal nicht mehr so leicht zu finden. Es hilft etwas, sich über die Themen, die die Anderen beschäftigen, zu informieren, aber wenn es einem schlecht geht, hat man dafür auch nicht die Kraft.
Marlinchen hat geschrieben:Wenn man sich mit Freunden trifft hat man kaum ein Thema über das man tiefgründig sprechen könnte, denn man hat ja die ganze Zeit nur das Thema Depression im Kopf. Ich hab das Gefühl, dass ich einfach gar nicht richtig authentisch sein kann.
Kannst du denn mit deinen Freunden über das Thema Depression sprechen oder musst du dich bei ihnen verstellen?

Ich hoffe, Marlinchen, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen mit meinem langen Text. ;)

Liebe Grüße,
DieNeue


Edit: Ich schreibe immer sehr viel und ich bin mir nicht sicher, ob ich manche, denen es gerade nicht so gut geht, mit der Länge meiner Texte nicht überfordere oder erschlage. Ich hoffe, der Text war trotz der Länge nicht zu abschreckend, verstehbar und für den ein oder anderen hilfreich. ;)
Antworten