Eigene Gefühle als Partner

FrequentFlyer
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von FrequentFlyer »

@ Laca:
Das freut mich für euch. Wie ja schon jemand anderes hier geschrieben hat, es gibt kein Gesetz in dem steht, wie eine Beziehung auszusehen hat. Und dies Modell erscheint mir wirklich erfolgversprechend. Ich kann bei meiner Partnerin ja mittlerweile auch diesen Drang des sich zurückziehen verstehen. Und ein Lebens- oder Beziehungsmodell das dies stressfrei ermöglicht, scheint mir wirklich ein guter Weg zu sein. Und warum soll dies nicht klappen? Nur weil es nicht dem Standardmodell einer Beziehung entspricht? Ich selbst brauch nicht täglich die Rückversicherung der Zuneigung meiner Partnerin. Von dem Tag an, als ich verstanden habe das ihr das halt ab und zu nicht möglich ist, war mir dies nicht mehr wichtig.
Bei meiner Partnerin und mir ist eher das Problem, dass sie halt immer gleich die Partnerschaft an sich in Frage stellt. Der Tenor bei ihr ist, dass sie einfach nicht geschaffen ist für eine enge Bindung, es nicht Wert ist geliebt zu werden usw. und beendet dann die Partnerschaft... um dann Tage später sich dafür zu entschuldigen und die Beziehung wieder will. Und da sie derzeit eine wirklich schlimme Krise durchmacht – auch mit Suizidgedanken – ist es fast ein stündliches hin und her. Wie sehr wünsche ich mir da ein Beziehungsmodel wie ihr es gefunden habt... Einen Weg den ihr gehen könnt und mit Sicherheit auch immer wieder anpassen müsst. Aber halt ein Weg den man gehen kann und keine Sackgasse.
Das klingt neidisch... ja, ist es... aber da ich mich für euch freue ist es ein positiver Neid ;-)

Ich wünsche euch viel Glück

LG
DieNeue
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von DieNeue »

Hallo Laca,

das freut mich sehr für euch. Ich hätte nicht gedacht, dass das funktionieren kann bzw. sie selber auf die gleiche Idee kommt und sich das für euch so gut löst. Ich hoffe, es funktioniert auch auf Dauer gut. Ich würde mich freuen, wenn du immer mal wieder berichtest, wie es mit eurer Beziehung/Freundschaft weitergeht und wie ihr sie konkret gestaltet.
Ich frage mich auch immer wieder, wie ich es schaffen soll, in einer Beziehung zu leben, wenn ich auch immer diesen Druck verspüre, sobald jemand Erwartungen an mich hat oder ich schon allein dadurch gestresst bin, dass sich jemand in der Wohnung aufhält. Bin da gerade selber am suchen und herausfinden, wie sowas klappen kann.

Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute und viele schöne Zeiten miteinander.

Liebe Grüße,
DieNeue
Petra74
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Petra74 »

Hallo
ich bin seit ein paar Monaten in einer Bez wo meine Patnerin Depression hat. Als ich SIe kennengelernt habe war sie noch in der Tagesklinik. Sie hat mir von Anfang erzählt wie um sie steht und das sie sehr kompliziert sei und es schwierig wäre- ich wusste also wowaruf ich mich einlies- das dachte ich zumindest. Anfang Dez nach einen für mich schönen We, wollte sie plötzlich abstand fühlte sich hin und her gerisssen. Ich sagte ihr das wir alle Zeit der Welt hätten und ich um Sie kämpfe. Hab mich zurück gehalten und das hat gewirkt , Sie bist wieder auf mich zugekommen. Und wir haben so gemeinsam Weihnachten und Silvester verbracht.
verbrachten auch jedes We zusammen, bin immer da wenn Sie mich braucht. Egal worum es geht.
Doch plötzlich verändert sich alles, nach einer Wo und We was gut lief, Sie Gefühl zeigte. kommt plötzlich eine Leere, eine distanz wo man das Gefühl hat das sie das uns aufgibt. Sie hat mir erzäht das sie dann so gar nichts fühlt und sie das nicht steuern kann. es fällt schwer es nicht auf sich zu beziehen, es nicht persönlich zu nehmen. Und man sich zurück nimmt um Sie nicht zu bedrängen. Kommt plötzlich dieser Wandel und man wird ja fast überrollt von ihren Gefühlen zu mir.
diese achterbahnfahrt ist die Hölle,manchmal weiss ich gar nicht wie ich damit umgehen kann.
zum Teil bin ich überfordert.
Habe ihr ohne ein Vorwurf zu machen, versucht zuerklären das mir das schmerzt ich auch nicht immer richtig reagiere (falls es ein richtig gibt)
Sie sagt das sie Abstand braucht und dann wenn ich ihr den Raum gebe. Sucht sie meine Nähe, ruft an ,kommt vorbei. Tu ich da ist es nicht richtig.
Wie schafft ihr das mit solchen Schwankungen um zugehn. Habt ihr ein Ventil wo ihr eure unzufriedenheit rauslässt? Fühle mich immer mehr Kraft los, diese Achterbahn das hoch und runter , gelassen zu nehmen.
FrequentFlyer
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von FrequentFlyer »

@ Petra74:

Ohne einen Vorwurf zu machen zu Erklären das einem dies auch schmerzt...
Ich kann hier nur aus meiner Erfahrung berichten: Ich habe es während einer Krisenzeit gemacht und es konnte gar nicht anders wie ein Vorwurf rüber kommen. Wie hätte es auch anders sein können – Sie sitzt in einem Loch und bekommt von mir dann auch noch gesagt das sie mir weh tut. Ich hätte es hinten an stellen sollen und einfach einen besseren Zeitpunkt abwarten. Allerdings sind wir halt auch nur Menschen und Probleme schnell zu klären hat sich als Verhaltensmuster nun mal bewehrt – im privaten wie auch im Beruf.

Wie schaffe ich es mit diesen Schwankungen umzugehen....
Schwer. Die kleinen Krisen konnte ich bisher immer gut wegstecken. Allerdings wenn man etwas plant und dann kurz vorher die Mitteilung bekommt, dass sie im Moment nicht kann, tut es mir weh. Planungen weit im voraus hat sie im übrigen selbst schon immer vermieden.
Was mir aber wirklich hilft ist mein Freundeskreis der keine Überscheidungen mit ihrem Freundeskreis hat. Klingt vielleicht komisch, aber dort ist sie einfach kein Thema. Das gleiche gilt für die Hobbys. Eigentlich macht man ja viel gemeinsam mit seinem Partner - jetzt finde ich es ganz gut einige Dinge zu haben mit denen meinen Freundin nichts zu tun hat.

LG
Wilfried12
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Wilfried12 »

Ich würde gerne öfters schreiben, aber momentan steht mir nur mein Handy zur Verfügung, was es etwas anstrengend macht hier zu schreiben.

Wie es Petra geht erlebe ich auch oft. Ich finde das, wie schon erwähnt, ganz schwierig.
Nach drei Wochen schlechter Phase geht es bei uns momentan etwas besser.
Aber man weiß ja nie, wie lange so etwas anhält. Dinge planen ist auch schlecht, zu oft mussten wir kurzfristig absagen.
Ich muss gestehen, dass mir das "Nehmen" in der Beziehung fehlt. Ich gebe eigentlich nur und es kommt wenig zurück.
Ein Therapeut hat mir allerdings letztens folgendes erklärt:
Meine Freundin würde mich in ihrer schlechten Phase nicht so übel behandeln, wenn sie mich nicht lieben würde.
Sie würde wissen, dass ich sie auch liebe und nicht einfach davon laufe.
komische Theorie, aber daran klammer ich mich mal.
Laca55
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Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo,

@FrequentFlyer, @DieNeue
Danke für Eure lieben Worte. Für mich ist dieses Modell einer Partnerschaft natürlich auch total neu. Und selbst in der Vergangenheit hatte ich nie über so etwas nachgedacht. Aber wie es nun mal auch mit neuen Veränderungen im Leben so ist, es funktioniert anfangs nicht immer alles reibungslos und beständig. Ich möchte euch gern die aktuellen Geschehnisse erläutern:

Wie ich letztens erwähnte, verliefen die ersten Tage nach unserer "Vereinbarung" sehr schön und harmonisch. Meine Freundin fühlte sich leicht und gelöst, wie schon lange nicht mehr und das spürte ich in jeder möglichen Richtung. Seit dem Wochenende lag ich mit Magen/Darm-Problemen flach. Sie hat sich liebevoll und fürsorglich um mich gekümmert. Dafür bin ich ihr sehr dankbar und weiß es zu schätzen. Dies ist keine Selbstverständlichkeit. Doch leider hat dies auch in ihr einen Triggerpunkt angestoßen. Durch den monatelangen Stress und Druck, den sie sich wegen der Beziehung gemacht hatte, bekam sie ja mittlerweile chronische Magen/Darm-Probleme und es kamen in ihr diese negativen Gefühle und der fast tägliche Schmerz, der sie hat durch die Hölle gehen lassen wieder in ihr auf. Sie durchlebt gerade wieder die dunkle Phase der letzten Monate. Bedeutet, sie zieht sich gerade wieder etwas zurück, ist in sich gekehrt und Nähe ist gerade gar nicht möglich für sie.
Es ist in Ordnung. Wir haben ja eine Freundschafts-WG. Ich fühle, dass es mich diesmal gar nicht so sehr verletzt, dass sie sich so sehr zurück zieht, wie es sonst immer getan hat. Ich komme damit nun viel besser klar. Was mir aber schon zu schaffen macht ist, dass sie jetzt wieder durch diesen Trigger so zurück geworfen wurde, wo sie doch auf einem guten Weg war. Aber ich denke auch, dass es immer wieder Momente geben wird, dass bestimmte Dinge in ihr negative Gedanken und Gefühle hervor rufen wird. Selbst in der Entwicklung unseres neuen Zusammenlebens. Dies wird sich nie richtig vermeiden lassen können. Vielleicht wird es mit der Zeit weniger und sie kann zukünftig vielleicht besser damit umgehen. Aber sicher werden immer wieder irgendwelche Situationen dazu führen, dass sie wieder alte Gefühle kurz aufleben lassen wird, um sie zu verarbeiten. Sie sagte gestern, dass dies wahrscheinlich Not tut, dass es jetzt noch einmal "aufkocht", so dass sie es verarbeiten kann. Und sie da jetzt noch einmal durch muss. Was denkt ihr?

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass dieses Partnerschaftsmodell auf langer Sicht funktionieren kann. Aber es bedarf auch jede Menge Umgewöhnung. Auch hier gehören die Auf und Ab's dazu, bis das Modell etwas "ausgereift" ist.

Viele Grüße
FrequentFlyer
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo ihr Lieben!

@Laca: Was ich in den letzten Monaten gelernt habe ist, dass es letztlich nur mit kleinen Schritten voran geht. Der große Wurf wird es wohl eher sehr selten geben und halt immer auch wieder Rückschritte. Was ich für wirklich wichtig halte ist, dass man einen Weg findet den man gehen kann und nicht in einer Sackgasse landet.
Ich glaube eine Freundschafts WG wird jetzt keinen Einfluss auf die Krankheit deiner Partnerin haben – da werden die Ursachen viel tiefer liegen als das die Wohnsituation etwas ändern könnte. Wobei es aber mit Sicherheit die Beziehung erleichtert – den Druck raus nimmt. Und damit dann doch indirekt einen positiven Einfluss auf die Krankheit deiner Partnerin hat. Von daher spricht doch nichts dagegen diesen Weg weiter zu gehen.

LG
Succubus
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Succubus »

Laca55 hat geschrieben:Hallo,

@FrequentFlyer, @DieNeue
Danke für Eure lieben Worte. Für mich ist dieses Modell einer Partnerschaft natürlich auch total neu. Und selbst in der Vergangenheit hatte ich nie über so etwas nachgedacht. Aber wie es nun mal auch mit neuen Veränderungen im Leben so ist, es funktioniert anfangs nicht immer alles reibungslos und beständig. Ich möchte euch gern die aktuellen Geschehnisse erläutern:

Wie ich letztens erwähnte, verliefen die ersten Tage nach unserer "Vereinbarung" sehr schön und harmonisch. Meine Freundin fühlte sich leicht und gelöst, wie schon lange nicht mehr und das spürte ich in jeder möglichen Richtung. Seit dem Wochenende lag ich mit Magen/Darm-Problemen flach. Sie hat sich liebevoll und fürsorglich um mich gekümmert. Dafür bin ich ihr sehr dankbar und weiß es zu schätzen. Dies ist keine Selbstverständlichkeit. Doch leider hat dies auch in ihr einen Triggerpunkt angestoßen. Durch den monatelangen Stress und Druck, den sie sich wegen der Beziehung gemacht hatte, bekam sie ja mittlerweile chronische Magen/Darm-Probleme und es kamen in ihr diese negativen Gefühle und der fast tägliche Schmerz, der sie hat durch die Hölle gehen lassen wieder in ihr auf. Sie durchlebt gerade wieder die dunkle Phase der letzten Monate. Bedeutet, sie zieht sich gerade wieder etwas zurück, ist in sich gekehrt und Nähe ist gerade gar nicht möglich für sie.
Es ist in Ordnung. Wir haben ja eine Freundschafts-WG. Ich fühle, dass es mich diesmal gar nicht so sehr verletzt, dass sie sich so sehr zurück zieht, wie es sonst immer getan hat. Ich komme damit nun viel besser klar. Was mir aber schon zu schaffen macht ist, dass sie jetzt wieder durch diesen Trigger so zurück geworfen wurde, wo sie doch auf einem guten Weg war. Aber ich denke auch, dass es immer wieder Momente geben wird, dass bestimmte Dinge in ihr negative Gedanken und Gefühle hervor rufen wird. Selbst in der Entwicklung unseres neuen Zusammenlebens. Dies wird sich nie richtig vermeiden lassen können. Vielleicht wird es mit der Zeit weniger und sie kann zukünftig vielleicht besser damit umgehen. Aber sicher werden immer wieder irgendwelche Situationen dazu führen, dass sie wieder alte Gefühle kurz aufleben lassen wird, um sie zu verarbeiten. Sie sagte gestern, dass dies wahrscheinlich Not tut, dass es jetzt noch einmal "aufkocht", so dass sie es verarbeiten kann. Und sie da jetzt noch einmal durch muss. Was denkt ihr?

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass dieses Partnerschaftsmodell auf langer Sicht funktionieren kann. Aber es bedarf auch jede Menge Umgewöhnung. Auch hier gehören die Auf und Ab's dazu, bis das Modell etwas "ausgereift" ist.

Viele Grüße
Hallo Laca,
es freut mich zu lesen dass es für deine Partnerin und dich ein guter Schritt ist dieses Beziehungsmodel auszuprobieren und drücke euch die Daumen dass es auch auf lange Sicht klappt :) So lange es für euch beide klappt, sprich rein garnichts dagegen, besondere Situationen erfordern besondere Lösungsansätze.
Auf und Abs gibt es in jeder Beziehung, egal ob der Partner nun krank ist oder nicht.

Hm nun die Reaktion deiner Partnerin zeigt ja so gesehen nur dass sie damit nicht so ganz durch ist, deswegen würde ich ihrer Aussage auch zustimmen. Je besser sie Dinge verarbeitet hat, umso besser kann sie auch mit den Situationen umgehen die dann nochmal das ganze hochbringen können, Übung macht auch da den Meister ;)
Liebe Grüße
Don't feed the troll :-)
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Succubus,

vielen Dank für Deine Worte.

Ja, für mich ist dieses Modell auch neu und ungewöhnlich. Ob es auf lange Sicht klappen kann, wird die Entwicklung zeigen. Auch wie das Zusammenleben in dieser Lösung funktioniert. Aber auch das benötigt Zeit. Es ist ein Prozess, der sich entwickeln muss.

Viele Grüße
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo,

ich wollte auch mal wieder ein paar Zeilen schreiben, weil mir in den letzten Wochen vieles klar geworden ist.

Beim letzten Eintrag hatte ich erzählt, dass ich mit meiner Partnerin geredet habe und einmal klar gesagt habe, dass diese niederschmetternde und teilweise "vernichtende" Kritik an mir und der Beziehung nicht mehr geht... es würde mich sehr verletzen und ich möchte nicht von ihr verletzt werden. Es hat ein, zwei Anläufe gebraucht, in denen ich die Gespräche dann auch abgebrochen habe, aber nun haben wir es irgendwie geschafft, eine ganz gute Konfliktkommunikation hinzubekommen, die sehr umsichtig ist, wie ich finde. Das ist etwas, was wir vorher nie hatten. Unserer Beziehung tut das sehr gut und auch uns beiden. Wir verleben eine sehr schöne Zeit im Moment!

Auf der anderen Seite ist mir in diesen sehr schönen Momenten auch klar geworden, dass ich davon mehr brauche und auch will. Für mich ganz persönlich! Ich kann diesen Wunsch auch nicht mehr länger unterdrücken. Ich möchte eine liebevolle Partnerschaft auf Augenhöhe führen. Natürlich bin ich bereit Kompromisse einzugehen und auch mal etwas länger zurückzustecken, aber das ist für mich keine Option ohne absehbares Ende. Mit dieser Erkenntnis geht es mir sehr gut. Ich bin zum ersten Mal in dieser Beziehung in der Lage, zu artikulieren, was ich will und was mir gut tut.

Beide Dinge stehen natürlich auch in Widerspruch zueinander. Damit diese schönen Momente entstehen, muss ich schon auch "weite Wege" gehen. Ich weiß nicht, wie lange ich das hinbekomme, ab wann mehr von ihr kommt und ob bei mir nicht irgendwann der Punkt kommt, an dem ich das nicht mehr will, aber gegenwärtig schaffe ich es und es tut auch sehr gut, mit meiner Partnerin zusammen zu sein...
Adorno
Beiträge: 42
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Ein Nachtrag zu meinem Post:

Das Bestimmen einer "roten Linie" für mich und vor allem auch das Einhalten dieser, hat dazu geführt, dass ich meine Partnerin auch wieder als Persönlichkeit mit Ecken und Macken wahrnehmen kann und nicht nur als "Erkrankte". Das ist für mich ein sehr wichtiger Schritt gewesen, um aus dem dauernden Erklären, Psychologisieren und Verständnis haben rauszukommen. Und mich dabei auch selbst wieder mehr zu sehen.

Mir ist natürlich klar, dass in einer akuten depressiven Phase andere Maßstäbe gelten, aber in den Phasen dazwischen gibt es aus meiner Sicht durchaus auch die Möglichkeit Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen... und auch als Partner den Charakter des Gegenübers zu sehen. Es ist nicht immer alles von der Depression bestimmt. Nicht alles, was einem am Partner/in stört lässt sich mit dem Schlagwort "Depression" wegpsychologisieren.

Ich finde das ganz wichtig. Als ich selbst meine Depression durchgemacht habe, war ich nachher froh, dass meine damalige Partnerin mich auch immer noch als Partner angesprochen hat und mir auch DInge gesagt hat, die sie stören. In dem Moment fand ich das nicht so gut und habe es auch eher als doof empfunden, dass sie nicht die "alles bestimmende Depression" sieht und "Verständnis" zeigt, aber jetzt kann ich sagen, dass dies wesentlich dazu beigetragen hat, Dinge in meinem Leben zu reflektieren und mich selbst auch während meiner Depression als jemand zu verstehen, der auf andere wirkt. Mir war lange nicht klar, dass ich die Dinge, die ich während solcher Phasen sagen, auf meine Partnerin verletzend und verstörend wirken können.

Ich weiß, dass immer empfohlen wird, den "Druck" niedrig zu halten, keine Ansprüche zu stellen und Wünsche zu äußern etc. das mag in Akutphasen richtig sein, aber ich persönlich finde, dass dies auch sehr schnell zu einem Beziehungsmodus werden kann, der sich einschleicht. Das meine ich gar nicht böse oder so... aber eine Beziehung verändert beide Menschen. Wenn man dauerhaft zurücksteckt, alles akzeptiert, nie etwas äußert, was einem auf dem Herzen liegt, dann macht das etwas mit einem.

Ich merke zum Beispiel nun jetzt erst, dass gewisse Verhaltensweisen meiner Partnerin ihrerseits mit der Depression erklärt und auch legitimiert werden, sodass mir nur noch bleibt, still zu sein und meine "Schuld" zu akzeptieren, weil alles andere als "Grenzüberschreitung" und "Verständnislosigkeit" ausgelegt wird. Das ist natürlich alles andere als eine gute Beziehungsdynamik.

Ich weiß auch nicht, was man da tun kann und lässt mich wirklich ratlos zurück, aber vielleicht bleibt auch nur, dass man weiterhin offen bleibt, aber auch nicht seinen Standpunkt verliert... so abstrakt sich das auch anhören mag.
Petra74
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Petra74 »

Hallo,
die letzten Wochen mit meiner Partnerin waren echt gut. wir haben uns viel gesehen. zwar blieb die Gefühlswelt auf der Strecke, aber ich bin schon mit kleinen Dingen zufrieden so das Sie auf mich zukommt und mich sehn will. Ich habe das genossen was ich von ihr bekam.
Doch zwischen durch kamen aber bei mir auch gedanken , das sie mich vielleicht auch ausnutzt. ich meine sie kam auf mich zu mich zu sehn, aber oft war es der Fall das sie was von mir wollte. ich aber auch denke , hey sie fragt mich und nicht jemanden anderes das bedeutet ja das sie Dir vetraut. jedenfalls war diese woche wieder anders , sie meldet sich kaum, rief zwar immer an aber immer sehr kurz so das es fast wie nen pflichtprogramm rüberkam. aber sie mir trotzdem alles mitteilte was in ihren leben passiert was mit ihren sohn ist usw. merkte auch das sie sich zuviele termine gesetzt hattte. was ein stressfaktor für sie ist. gestern hatten wir auch kurz telefoniert wo es für mich den anschein hatte das alles ok ist. abends schrieb ich und fragte nach einen Event ob das gut wäre. worauf nen ja kam und das sie da hin gehen wird. und ich darauf antworte ich werde wohl auch dahingehn. danach kam nichts mehr. ich meine ich wusste nicht das sie dahin gehen will. hatte aber das gefühl das es ihr nicht passte. vielleicht bin ich einfach zu present für sie.ich bin immer da für sie aber das ist mein charakter. doch manchmal habe ich den eindruck das das sie überfordert.
Wusste das wir uns dieses We nicht sehn werden, weil sie weg wollte. Als aber heute nichts kam , kein guten Morgen kein bin gut angekommen und ich nach fragtekam die antwort hey sorry mir gehts pschyisch nicht gut will keinen sehen und hören. und ich nur melde dich wenn was ist.
jetzt hab ich natürlich angst , weil vor ein paar monaten war das schon mal und sie wollte Abstand von mir, was sie dann von ihr aus nach ein paar tagen anders war und sie af mich zu kam. jedenfalls war die zeit sehr schwer und seitdem ist auch eine für mich gewisse distanz zwischen uns.
ich hatte wirklich gedacht nach dem wir wieder zu einander gefunden haben und die letztem Wochen gut liefen . das ich ein weg gefunden habe mit ihrer gefühlskälte und ich mit jedem strohhalm den ich bekam glücklich bin. ich versucht habe nicht so present dazu sein mich auch zurück zunehmen.
aber jetzt wieder dieser nachricht,die für mich so aus den nichts kam. zumindest in der Form. den ich dachte , hey dieses We sehn wir uns nicht, das tut uns beiden gut. jeder tut was für sich und kann kräfte sammeln,reißt mich so runter und es macht mir Angst. das wieder so was kommt wie wir müssen miteinander reden.
ich will sie nicht verlieren. bin gerade überfordert was ich tun soll. ich will ihren wunsch respektieren aber auch will ich für Sie dasein.
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo,
Petra74 hat geschrieben: ich hatte wirklich gedacht nach dem wir wieder zu einander gefunden haben und die letztem Wochen gut liefen . das ich ein weg gefunden habe mit ihrer gefühlskälte und ich mit jedem strohhalm den ich bekam glücklich bin. ich versucht habe nicht so present dazu sein mich auch zurück zunehmen.
aber jetzt wieder dieser nachricht,die für mich so aus den nichts kam. zumindest in der Form. den ich dachte , hey dieses We sehn wir uns nicht, das tut uns beiden gut. jeder tut was für sich und kann kräfte sammeln,reißt mich so runter und es macht mir Angst. das wieder so was kommt wie wir müssen miteinander reden.
ich will sie nicht verlieren. bin gerade überfordert was ich tun soll. ich will ihren wunsch respektieren aber auch will ich für Sie dasein.
Petra, das ist überfordernd! Wenn ich deine Zeilen lesen, habe ich den Eindruck, dass du wirklich viel durchmachst im Moment und dass es sehr an deinen Nerven zehrt. Du schreibst, dass du einen Weg gefunden hast, dich mit ihrer Gefühlskälte abzufinden, wenn ich dich richtig verstehe, und du dich mit jedem Strohhalm zufrieden gibst. Ich weiß, dass das manchmal eine "Überlebensstrategie" sein kann. Aber das darf nur kurzfristig sein, denke ich. Du wirst sonst selbst ganz klein in deinen Gefühlen und Emotionen. MIr hat es immer sehr geholfen, wenn ich den Rückzug meiner Partnerin mitgemacht habe und mir selbst Gedanken gemacht habe, wie ich leben will und was ich fühle. Mir gelang es dann auch zu erkennen, das ich Angst hatte, mich selbst zu verlieren in ihrer Depression und ebenfalls den Zugang zu meinen Emotionen. Als ich mir das klar gemacht habe, ging es besser.

Zum Beispiel ist es so, dass ich erst jetzt nach einer kleinen "Ruhephase" merke, was mir zu schaffen macht und was auch manchmal dazu führt, dass ich mich nicht gut verhalte in Gesprächen. Der nagende Zweifel an der Beziehung und an mir seitens meiner Partnerin hat dazu geführt, dass ich erkennen konnte, was mir wichtig ist... ich kann viel aushalten, unterstützen und auch selbst Liebe geben, aber ich brauche auch einen Gegenüber, der mir das Gefühl gibt, geliebt zu werden. Ohne das geht es nicht!!! Das bedeutet nicht, dass man mir jeden Tag sagen muss, dass ich geliebt werde, aber was es bedeutet, ist, dass die Beziehung nicht unter argem Dauerbeschuss steht. Ich habe gar nicht so Angst vor den Rückzügen und ihrer Niedergeschlagenheit, aber ich brauche das Grundgefühl des geliebt Werdens! Fühle ich das nicht, bekomme ich Angst, mich selbst zu verlieren oder überfordert zu sein - quasi alles zu geben für den anderen, der aber selbst auf Abruf an meiner Seite ist. Diese Einsicht hat mir unheimlich geholfen. Ich hatte immer das Gefühl an ihrer Seite nicht zu reichen, nicht stark und überfordert zu sein, aber dem ist nicht so.

Vielleicht ist es auch eine Möglichkeit für dich, mal auf so eine Suche zu gehen... du wirst das auch schaffen! Du schreibst sehr empathisch! Sei das auch dir gegenüber :-)
Adorno
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Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

....noch ein kleiner Nachtrag:

Mir hat es mal sehr geholfen, dass mein Therapeut mir gesagt hat, dass jeder Mensch seine "Achillesferse" hat trotz aller Stärke, trotz allem Willen, den jemand an den Tag legen kann. Und das ist auch gut so. Diese "Achillesferse" hilft uns, in Kontakt zu uns selbst und unseren Emotionen und Bedürfnissen zu bleiben.

Das hört sich in der Formulierung etwas mystisch/ mythisch an, aber hat doch auch einen wahren Kern. Du willst stark für deine Partnerin sein, ihr helfen, für sie da sein. Das ist etwas, was viele ParterInnen von depressiven Personen wollen, aber sei dir bitte auch bewusst, dass du etwas hast, was du brauchst, um glücklich zu sein. Etwas, was dich verletzt und änsgtigt, wenn es nicht da ist oder auf lange Sicht nicht erfüllt werden kann.

Für mich war und ist es der Liebesentzug, auf den ich sehr stark reagiere. Das ist meine "Schwäche"! Es ist für mich gut zu wissen, was man braucht und wann man stark sein kann und wann nicht.
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Ihr Lieben,

nun ist einige Zeit vergangen, seitdem ich mit meiner Partnerin gemeinsam entschlossen habe, dass wir unsere Beziehung, so wie sie ist beenden und auf der Basis einer "Freundschafts-WG" weitermachen.
Der Anfang war gut, aber holprig. Wir unternahmen viel, fühlten uns plötzlich miteinander wieder gut und das Zusammenleben funktionierte wieder besser. Doch umso näher ihre Prüfungszeit rückte, konnte man tagtäglich zuschauen, wie sie sich wieder mehr und mehr zurück gezogen hat, nur in Gedanken war und sich von mir wieder distanziert hat, so wie es vor der "WG-Phase" war. Sie sagte mir wieder fast täglich, dass sie wieder stark unter Druck und Stress steht. Sie eine endlose Perspektivlosigkeit und Orientierungslosigkeit in sich spürt, da sie nicht weiß, wie es nach den Prüfungen weitergehen soll. In der Wohnung hält sie es einfach nicht mehr aus, das Zusammenleben stresst sie wieder dermaßen, dass sie nur noch flüchten möchte. Aber im Grunde überhaupt keinen Plan für sich hat. Von einen Tag auf den nächsten sagt sie plötzlich, dass wir uns nicht mehr gut tun. Obwohl die Zuneigung und intensive Nähe vor knapp 3 Wochen noch ganz anders aussah. Diese ganzen Umstände haben sie gerade wieder in ein tiefes aussichtsloses Loch gerissen und wir stehen wieder genau da, wo wir am Ende unserer Beziehung standen. Wir begannen gerade, unsere Bindung neu zu orientieren und eine gute Freundschaft aufzubauen. Nun ist alles wieder zusammen gebrochen und ich bin auch wieder mehr gebrochen. Habe ich zu viele Hoffnungen in dieses System gesteckt? Die Krankheit hat nun wieder die Oberhand über sie und es ist kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht. Nun ist es so, dass sie für die Prüfungsvorbereitung erstmal ins Internat gezogen ist, so dass sie Ruhe hat, sich ausgiebig auf die Prüfung zu konzentrieren. Das finde ich gut, diesen Schritt, da sie in der Wohnung mit der jetzigen Situation sowieso nicht umgehen kann und da auf keinen Fall einen klaren Kopf hat zum Lernen. Und ich denke, dieser Abstand wird uns beiden gut tun. Ich weiß nicht, ob ich mich hin und wieder bei ihr melden soll oder ob ich einfach abwarte, dass sie den Kontakt sucht.  Da sie sich jetzt ausschließlich auf sich und ihre Prüfung konzentriert, möchte ich ihr auch nicht zu nahe treten oder irgendeinen Druck aufbauen…
Doch momentan kann ich meinen Kopf nicht abschalten, egal, mit was ich mich ablenke. Ich muss immer an die Zeit nach den Prüfungen denken. Wie wird es weiter gehen? Was würdet ihr mir raten, um einen kühlen Kopf zu bewahren? Das alles macht mich gerade echt wahnsinnig und es vergeht kein Tag, an dem mir nicht Tränen über das Gesicht kullern…

Viele Grüße
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo Laca55,

es ist bestimmt jetzt sehr schwer für dich, aber du musst versuchen, dich aus dieser negativen Spirale rauszudenken. Wenn ich mal an deine vergangenen posts denke, hast du sehr viel geschrieben, dass du es für sie gut machen möchtest, hast über neue Wohnkonstellationen nachgedacht. Ich denke mal, das hat dir viel Kraft gekostet und dir hat auch Kraft gekostet, immer wieder die Motivation aufrecht zu halten und die Hoffnung auf Besserung zu bewahren...

Ich weiß, wie schwer das nun ist, aber vielleicht ist es jetzt Zeit, an dich zu denken. Gar nicht egoistisch oder so... aber vielleicht solltest du dich mal ganz entschieden von ihren Gedanken und Ängsten befreien. Es bringt gar nichts, wenn du selbst irgendwann abrutschst und du nur noch fertig bist. Weder dir, noch deiner Freundin. Ich weiß, dass meine Worte in diesem Forum schon hunderte Mal geschrieben wurden, aber man kann das Angehörigen nicht oft genug sagen, dass sie nicht vergessen dürfen, sich um sich zu kümmern.

Ich vergesse das heute immer noch, obwohl ich nun schon länger mit depressiven Menschen in meinem Umfeld zu tun habe. Gerade vor einem Monat bin ich fast selbst wieder in eine depressive Episode reingerutscht, zumal ich ja auch nicht ganz unanfällig bin für sowas. Meine Freundin versinkt immer mehr in diesem depressiven Strudel und geht dabei verbal recht hart gegen die Beziehung vor... und unsere und ihre Zukunft. Es hat endlose Gespräche gebraucht mit einem befreundeten Therapeuten, der mir gesagt hat, dass ich, außer "da zu sein" und ein offenes Ohr zu haben, nichts, aber auch gar nichts machen kann für sie. Im Gegenteil... zu umsorgendes Verhalten führt eher noch dazu, dass sich die Depression verschlimmert und die Rückfallwahrscheinlichkeit drastisch erhöht. Das beste, was ich tun kann, ist, ihr den Raum zu lassen, den sie brauch und dabei selbst einfach weiterzumachen. Hört sich paradox an, aber es ist vielleicht auch für dich eine Möglichkeit, mal deine Gedanken zu sortieren und aus der starken Fokussierung auf deine Partnerin und ihre Depression herauszukommen.

Ich würde dir das sehr wünschen, denn du scheinst sehr empathisch und liebevoll zu sein. Pass auf, dass du dich da nicht verlierst!
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo,

ich wollte nach ein paar Wochen wieder mal etwas schreiben, was mich sehr beschäftigt. Nach einer krassen depressiven Phase meiner Partnerin geht es "uns" wieder ganz ok. Wir haben sehr viel geredet und ich habe versucht, so oft es ging für sie da zu sein und teilweise meine Hobbies, Freunde und Arbeit mehr als vernachlässigt. Mir ging es zwar selbst nicht so gut, aber ich habe einfach versucht, durchzuhalten und für sie da zu sein. Wie auch immer... ich war einfach platt nach dieser Phase. Ein Trost für mich war, dass wir uns als Paar wieder etwas zusammen rappeln konnten.

So zwei Wochen nach dieser Phase bekam ich die Nachricht, dass ich einen neue Stelle antreten kann, auf die ich mich beworben hatte. Meine Freude war riesig, denn die neue Stelle ist sowas wie mein "Traum" - ich war überglücklich, dass das funktioniert hat.

Umso trauriger war ich, dass meine Partnerin doch recht desinteressiert war und mit mir kaum darüber geredet hat - ehrlich gesagt, war sie ziemlich gleichgültig. In diesem Moment hat es irgendwie "knack" in mir gemacht. Ich war so enttäuscht und wütend über ihr Verhalten. Klar, nach all der Zeit wusste ich natürlich wieso und warum, aber es war mir, ehrlich gesagt, vollkommen egal. Ich wollte einfach nichts mehr erklären, entschuldigen, verstehen. Ich war einfach nur zornig darüber, dass es in der letzten Zeit nur noch um sie und ihre Probleme und Krankheit ging, dass ich mich so in die zweite Reihe gestellt habe etc.

Wie auch immer: ich schäme mich manchmal für diese Gedanken und meine Wut über diese "scheiß Krankheit"! Aber ich will mich und meine Gefühle auch nicht mehr in die zweite Reihe stellen... sonst vergesse ich, dass ich auch wichtig bin.

Kennt ihr sowas auch?

Grüße
stern258
Beiträge: 17
Registriert: 26. Apr 2018, 21:26

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von stern258 »

Hallo Adorno und alle anderen,

auch ich würde mich gerne diesem Beitrag anschließen.
Meine Exfreudin hat vor fast 3 Monaten mit mir Schluss gemacht, obwohl wir eine wunderschöne Beziehung hatten und diese(da bin ich mir sicher) auch immer noch hätten, wäre da nicht die Depression. Von einen auf den anderen Moment meinte sie schon länger keine Gefühle mehr für mich zu haben.

Seither keine Nachricht von ihr. Ich habe ihr zwei mal geschrieben, wobei es nur sehr oberflächliche Fragen waren., auf die erst kam eine Antwort, auf die zweite nicht.

Und um deine Frage zu beantworten Adorno, ja ich kenne dieses Gefühle von Wut, Enttäuschung, Verzweiflung nur zu gut, würde ihr das alles auch allzu gerne schreiben, mache es aber nicht um sie nicht noch weiter von mir zu distanzieren.

Was ich mich oft frage ob sie auch nur mal eine Sekunde an mich denkt oder mich vermisst, oder bin ich ihr wirklich einfach egal?
Und wenn nicht, warum schreibt sie mir dann nicht oder kann auf eine einfache Frage nicht anworten?
Solche Fragen gehen mir täglich durch den Kopf.

So gut ich es auch versuche sie und ihr Verhalten zu verstehen, ist es bei mir dann doch meistens Unverständnis.
Columbia
Beiträge: 72
Registriert: 3. Mär 2018, 15:08

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Columbia »

Hallo stern258 und Adorno,

ich vermute, dass die Betroffenen in einer depressiven Phase so mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie keine Kraft mehr finden, sich auch noch um ihre Partner oder Ex-Partner zu kümmern. Für Angehörige ist das schrecklich, weil man auf Dauer seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse kaum verleugnen kann, ohne selbst unglücklich zu werden. Irgendwann geht eben auch die eigene Kraft zu Ende und man kann immer weniger Verständnis/Rücksichtnahme aufbringen (--> Wut), auch wenn man sich für seine Gedanken dann schämt. Ich glaube, das geht vielen so.

Mein Partner hat sich vor drei Monaten von mir getrennt. Wir haben gelegentlich Kontakt, ich konnte aber in all der Zeit nicht feststellen, dass er mich vemisst oder seine Entscheidung gar bereuen würde. So schmerzhaft das ist, ich werde mich damit abfinden und meine Konsequenzen ziehen müssen.

Ich wünsche Euch alles Gute!

Liebe Grüße
Columbia
Lavendel64
Beiträge: 548
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,

ich - als Betroffene - möchte gerne auf einen Beitrag von @Adorno eingehen. Es ist ja klar, dass Angehörige, die mit einem depressiven Partner zusammenleben, versuchen, diesem das Leben möglichst zu erleichtern.

Ich habe meinen Partner vor knapp 30 Jahren in einer Depressionsphase kennengelernt, die damals allerdings nicht als solche diagnostiziert wurde, sondern (weil grad "in") als Magersucht. Erst vor vier Jahren rutschte ich in eine heftige Episode, so dass ein Klinikaufenthalt notwendig wurde. Vorher kam ich immer ambulant klar.
Und ich weiß, es war qualvoll für ihn. Egal, was er sagte oder machte, ich habe es geschafft, das ins Negative zu drehen. Für einen Partner muss das die Hölle sein. Ein wenig geholfen haben gemeinsame Therapiegespräche. In einer solchen Situation findet keiner der Partner die richtigen Worte - man verletzt sich unbewusst, fühlt sich unsicher.
Die Therapeutin machte uns klar, dass auch mein Mann als Angehöriger seine Bedürfnisse habe und ich ihm den Raum geben müsse. Das hörte sich für mich damals brutal an - meinen Mann ins Kino gehen lassen, obwohl ich panische Angst vor dem Alleinsein hatte. Das Bild, dass die Angehörigen mit in den Strudel gezogen werden, ist mir in Erinnerung geblieben. Gleichzeitig war das Gespräch auch für meinen Mann wichtig, da unsere spezielle Situation beleuchtet wurde. Aber natürlich müssen dazu beide Partner bereit sein.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Bittchen »

Liebe Lavendel,

deine Worte kann ich 100%bestätigen.
Mit Hilfe vom Therapeuten und gegenseitigen Verständnis haben wir einen gemeinsamen Weg gehen können, bis Heute.
Durch meine Biographie war ich unbewusst auch schon erkrankt ,wie ich meinen 2.Mann vor fast 45 Jahren kennen gelernt habe und erst vor 32 Jahren wurde die richtige Diagnose gestellt.
Einfach ist es in einer depressiven Episode nie,aber es kann gelingen weiter zusammen zu bleiben und sogar wieder glücklich miteinander zu sein.
Der wichtigste Satz ist,"Natürlich müssen BEIDE Partner dazu bereit sein."

LG Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
kweber89
Beiträge: 3
Registriert: 11. Jun 2018, 07:52

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von kweber89 »

Hallo,

Ich habe nun einige Beiträge gelesen und sehe mich bzw. die Beziehung mit meiner depressiven Partnerin darin wieder. Besonders was Adorno schreibt...dieses Gefühl, dass man nicht helfen kann bzw. man reißt sich den A**** auf,aber nichts hilft. Dann muss man als Partner immer wieder zurück stecken, runterschlucken und sich für "Fehler" entschuldigen, die man eg gar nicht so sieht...aber alles andere würde den Streit noch verschlimmern.

Meine Partnerin liebt mich wirklich sehr und zeigt mir das auch. Man merkt auch dass ihr solche "Austicker" im Nachhinein immer Leid tun. Aber ich merke, dass ich so langsam nicht mehr ruhig sein kann...ich kann nicht mehr schlucken und meine Bedürfnisse unterdrücken. Dann werde ich auch oft kalt, weil ich immer nur zu hören bekommen "DU hast dich falsch verhalten...DU nimmst gar keine Rücksicht...ich bin krank"...und ich möchte mich dann wehren bzw. rechtfertigen, was natürlich alles noch schlimmer macht.

Kennt ihr das? Wie kann ich mich da selbst mehr unter Kontrolle halten oder ist das schon ein Zeichen dass ich nicht mehr will/kann?

Liebe Grüße Katharina
Akazie
Beiträge: 51
Registriert: 7. Jun 2018, 19:36

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Akazie »

hallo
ich lese seit einigen Tagen intensiv mit, quer durch alle Themen und bin erstaunt, wie sich all eure Erfahrungen doch mit den meinen decken. Ich habe in dem Beitrag über das leidige Thema Abwarten ein bisschen berichtet über meine Situation.
Ja und ich kenne es auch nur allzu gut, man möchte helfen, möchte für den anderen da sein aber oft wird man vor den Kopf gestoßen. " Was hast du denn schon für Probleme," heißt es dann zuweilen, du hast ja keine Ahnung wie es mir geht etc.. ich versuche vieles herunter zu schlucken um Streit zu vermeiden, wenn ich aber dann nach Wochen meine Bedürfnisse nach Kontakt vorsichtig anbringe werde ich immerzu vertröstet auf morgen und dann übermorgen und so geht es weiter fort und schwupp-sind 3 Wochen um. Und so geht es mir wie dir, Katharina, irgendwann fällt es immer schwerer seine Bedürfnisse zu unterdrücken. Ich habe in den letzten beiden Jahren viel an mir gearbeitet und versucht, mir es auch ohne ihn gut gehen zu lassen, ich bin ohnehin nicht jemand der ständig Kontakt will oder braucht, habe einen großen Freundes und Bekanntenkreis und komme auch gut alleine zurecht. Ich habe also gelernt, ihn gehen zu lassen, denn je mehr ich ihn gehen lasse, umso schneller kommt wieder etwas von ihm zurück. Aber was mich sehr traurig stimmt ist, wenn er mir einerseits Vorwürfe macht, er sei ja so alleine und keiner kümmere sich um ihn und andererseits darf ich ihm ja nicht zu nah auf die Pelle rücken sonst wird er grantig, zieht sich zurück und meint, ich verstehe ihn nicht, ich soll ihn nicht auch noch stressen wo er doch schon so gestresst genug sei...
all das und die Ungewissheit wann wir uns wiedersehen zermürbt mich auf Dauer.. :(
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Ihr Lieben,

nun möchte ich mich nach langer Zeit auch mal wieder zu Wort melden. Es ist viel Zeit mit vielen UP and DOWNS vergangen. Der letzte Stand war ja, dass meine (Ex)Freundin und ich uns für eine WG-artige "Beziehung" entschieden hatten. Doch auch dies hat am Ende nicht funktioniert, da sie sich auch dadurch immer wieder selbst unter Druck und Stress gesetzt hat und dadurch ihre psychischen Probleme schlimmer wurden. Sie hatte nur noch Flucht im Kopf und wollte nach ihrer beendeten Ausbildung (im Juni) den gemeinsamen Wohnort verlassen und zurück in den Heimatort ziehen, da sie dort auch ein gutes Jobangebot erhalten hat. Diesen Plan setzte Sie auch um. Die letzten Wochen bis zu ihrem Auszug waren sehr schwierig. Sie hatte sich nur noch vor mir in ihrem Zimmer versteckt, um auf keine Konfrontation zu stoßen und die Gefahr einzugehen, ihre Entscheidung wegzugehen bereuen zu müssen. Es gab nur noch wenige Worte zwischen uns. Diese Entwicklung finde ich sehr traurig und schmerzvoll, wo wir eine sehr intensive Zeit zusammen hatten und eine tiefe Verbindung. Sie sagte zum Abschied auch, dass sie erstmal keinen Kontakt möchte und erstmal zur Ruhe und Regeneration kommen muss. Ich akzeptiere ihren Wunsch und lass sie in Ruhe. Seit ihrem Auszug sind nun 2 Wochen vergangen und sie hat sich auch noch nicht gemeldet. So schnell rechne ich damit auch nicht. Wenn sie sich überhaupt jemals wieder melden wird. :( Seitdem durchlaufe ich gefühlsmäßig ein Auf und Ab. Mache mir natürlich auch Gedanken, wie es ihr geht, was sie macht...aber melden kann und möchte ich mich auch nicht, da ich keinen Druck oder ähnliches bei ihr aufbauen möchte. Viele Fragen gehen mir durch den Kopf. Ob sie einen kompletten Cut macht? Ob sie auch hin und wieder an mich und unsere gemeinsame Zeit denkt? Wie ihr es mit diesen Gedanken wohl geht?

Aber die eine bestimmte Frage geht mir nicht aus dem Kopf. Wieso geht jemand, dem seine psychischen Probleme aus der Kindheit und Elternhaus her rühren zurück an den Ort, wo dies alles begann? Sie wohnt nur ein paar Häuser weit weg von ihren Eltern. Ist es nicht die höchste Qual des Depressiven, wieder mit dem Urproblem konfrontiert zu werden und sich auseinander setzen zu müssen? Macht dies am Ende nicht alles noch schlimmer? Vielleicht kann mir ja der ein oder andere hierzu eine Antwort geben....

Viele Grüße

Laca
Akazie
Beiträge: 51
Registriert: 7. Jun 2018, 19:36

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Akazie »

Hallo Laca,
ich kann mir vorstellen wie es in dir aussieht, wir erleben hier ja alle anscheinend ganz ähnliche Dinge, leider.
Ich weiß auch nicht, warum man wieder zurück kehrt an den Heimatort, an dem, wo du sagst, die psychischen Probleme ihren Ursprung fanden.. für uns mag das paradox klingen, aber äußert sich die Depression nicht auch oft in Paradoxien?

Meine Gedanken dazu sind:

Zum Einen hat sie dort einen Job bekommen, zum Anderen wäre für mich die Frage, was hat sie denn heutzutage für ein Verhältnis zu ihren Eltern? Ist sie sich dessen genauso bewusst wie du, dass ihre Probleme daher rühren?
Manchmal hat man aber auch trotz negativer Erlebnisse den Wunsch und die kindliche Hoffnung, dass sich die Eltern verändert haben und man vlt doch noch die Anerkennung und Geborgenheit und Liebe bekommt, die man als Kind nicht hatte.

Vielleicht ist es aber auch ein bisschen eine Flucht, zurück in das vertraute Umfeld... ?

Ich glaube schon, dass deine Freundin an dich denkt, aber wenn sie sagt sie möchte keinen Kontakt, dann bleibt dir eigentlich wirklich nichts übrig als zu warten bis etwas von ihr kommt.
Ich habe 9 Monate gewartet.
Und er hat mir im Nachhinein gesagt, dass kein Tag vergangen sei, an dem er nicht an mich gedacht hat...
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