Panik/Depression und Berufsleben

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karel
Beiträge: 17
Registriert: 10. Mär 2018, 12:08

Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von karel »

Liebe alle,
meine Frage resultiert aus eigener Angst, aber sie ist sehr ernst und eventuell schwierig.
Wie Ihr wisst, erzählt in Forum jeder eigene Geschichte und jede Geschichte ist anders. Es ist nicht möglich daraus eine Statistik zu machen. Aber ich habe das Gefühl- und das ist auch die verbreitete Meinung- dass gerade Menschen mit besonders schwierigen Situationen die Hilfe im Forum suchen.
Damit meine ich dass der Anteil der Menschen mit schwierigem Verlauf der Krankheit unter Forumsteilnehmern wahrscheinlich höher ist als unter allen Menschen mit Depression.

Ich lese häufig über berufliche Wiedereingliederung nach 1 oder 2 oder noch mehr Jahren, sogar über Verrentung wegen Krankheit. Aber wie häufig ist das bei panikstörungen oder unipolaren Depressionen? Es gibt tatsächlich viele leute die bereits nach einem Monat berufstätig sind, und viele bei denen das AD relativ schnell und gut wirkt. Aber solche Menschen findet man hier nur selten, häufiger abe in Foren wo Medikamente oder Therapien bewertet werden.

Was ist Eure Meinung dazu? Wied verteilen sich Menschen die nach 1 Monat wieder arbeiten und die die über 6 Monate brauchen um halbwegs gesünder zu werden unter allen depression/Panik-Panienten?

Danke, danke, danke
Karel
Silli
Beiträge: 45
Registriert: 23. Dez 2017, 22:14

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von Silli »

Hallo Karel!

Du hast recht. Wenn ich die Leidenswege einiger Foraner hier lese denke ich, meine Güte, was kann ein Mensch alles aushalten!! Dann kommt mir meine eigene Depression ganz klein vor. Ich war deswegen noch nie krank geschrieben. Schleppe mich immer brav zur Arbeit und funktioniere. Demnächst werde ich in eine Tagesklinik gehen. Mal sehen, was mir das bringt.

Vielleicht erzählst du etwas mehr von Dir.

Liebe Grüße!

Silli
karel
Beiträge: 17
Registriert: 10. Mär 2018, 12:08

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von karel »

Hallo Silli,
danke für Deine Antwort!
Es ist nicht immer leicht, zwischen einer Depression und einer Panikstörung zu unterscheiden, häufig treten sie gemeinsam auf. So ist es in meinem Fall.
Ich hatte meine ersten Panikanfälle in 2002, aber wusste noch nicht was das ist. Also bin ich zu unterschiedlichen Ärzten, die nichts gefunden haben. Damals waren diese Attacken nicht jeden Tag. Also habe ich gearbeitet. Besonders schlimm wurde es in 2014, wo ich permanent müde und antriebslos wurde und dazu noch jeden Tag Panikattacken bekam. Nach einer Psychotherapie, die mir nicht gebracht hat, bekam ich Cipralex 10 MG (erste 3 Wochen 5 MG) verordnet und mein Zustand stabilisierte sich innerhalb 3-4 Wochen. Ich hatte in dieser Zeit immer wieder einzelne Tage wo ich krankgeschrieben wurde, aber nicht mehr als jemand der Grippe hatte.

Mein Beruf war und ist sehr wichtig für mich; ich arbeite nicht nur fürs Geld sondern weil es mir viel Spaß macht. Und ich arbeite in der Forschung. Mir ging viele Jahre gut, ich habe die Cipralex Dosis reduziert und nahm 5 MG, dann sogar 2,5 MG und so 8 Jahre lang. Ich habe nie ausgesetzt, also war sehr brav compliant.

Vor einer Woche kamen Panikanfälle zurück, heftiger als je. Jeden Tag, und auch Morgentief. Jetzt bin ich seit einer Woche und auch für die nächste Woche krankgeschrieben, musste Vorlesungen absagen (was ich noch nie getan habe) und sitze zu Hause. Cipralex wurde wieder auf 10 MG erhöht, und ich warte auf den Effekt. Das Problem ist meine große Angst dass mir das passiert was hier viele Leute berichten: sehr lange Krankheit, keine Besserung, Arbeitsverlust. ich habe auch Familie mit 2 Kindern und wir müssen unsere Wohnung auszahlen (es dauert noch ca. 8 Jahre). Also diese Angst macht natürlich alles schlimmer als es schon ist.....


Viele Grüße
karel
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von Katerle »

Hallo karel und silli, stimmt was ihr schreibt, aber bitte kommt euch nicht klein vor mit eurer Depression und Panikanfällen.
Eigentlich habe ich auch schon sehr früh Depressionen gehabt, aber wurde leider nicht erkannt und war auch erst viel zu spät in Behandlung gekommen. Von daher ist es sehr anerkennenswert, dass ihr hier schreibt. Denn je eher eine Behandlung einsetzt, um so größer sind die Heilungschancen. Also silli, stark von dir, dass du in die Tagrsklinik gehst und karel, nimm deine Symptome jetzt ernst und nicht erst, wenn alles den Bach runter geht. Habe auch immer nur funktioniert bis es nicht mehr ging. Soweit darf es nicht kommen.

Alles Gute für euch,
Katerle
Silli
Beiträge: 45
Registriert: 23. Dez 2017, 22:14

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von Silli »

Hallo Katerle!

Das hast du echt schön geschrieben. Bei mir ist es genauso, dass ich schon seit frühester Jugend depressiv bin. Wahrscheinlich war man da einfach noch nicht so weit. Man war einfach nur traurig, zurückhaltend, ruhig...
Jetzt bin ich 45 Jahre. Vor knapp drei Jahren habe ich mich endlich an meine Hausärztin gewandt. Aber auch "nur", weil noch körperliche Symptome dazu kamen.

Hallo Karel!

Ich verstehe gut, dass du Angst um deinen Job hast. Aber es gibt hier genug Beispiele, wie der Arbeitgeber den depressiven Mitarbeiter unterstützt. Und du schreibst, dass dir die Arbeit Spaß macht und viel bedeutet.
Viele hier im Forum hat u.a. die Arbeit krank gemacht.
Ich hoffe, dass es dir bald besser geht.

Liebe Grüße!

Silli
Waldbär
Beiträge: 120
Registriert: 1. Mär 2018, 09:38

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von Waldbär »

Hallo,

ich habe auch einen sehr langen Leidensweg hinter mir. Mir hat erst die Verschreibung von Trevilor im Jahre 2007 wirklich aus meiner Depression herausgeholfen.
Seitdem bin ich beim Psychiater in Behandlung.

Im Jahre 2012 war ich 8 Wochen in einer psychosomatischen Klinik in Behandlung. Seitdem erhalte ich zusätzlich zum Trevilor noch das Neuroleptikum Quetiapin. In der Klinik wurde zusätzlich zu meiner Depression noch eine schizoaffektive Psychose festgestellt.

Weitere chronische Krankheiten sind bei mir Schlafapnoe (wofür ich eine Maske habe), Reflux, Prostatitis.

Von 2013 bis 2016 hatte ich auch 40 Psychotherapiestunden auf Rezept.

Seit Ende Februar 2018 nehme ich 150 mg Venlaflaxin 1-0-0 und 300 mg Quetiapin 0-0-1.

Aktuell käme ich gut zurecht - wenn nur nicht die chronische Müdigkeit und Erschöpfung wäre.

Die chronische Müdigkeit und Erschöpfung macht mir das Berufsleben sehr schwer.

Ich habe auch einen GdB von 30 % und bin Schwerbehinderten gleichgestellt.

Jetzt habe ich noch im günstigsten Fall gute 4 Jahre und im Regelfall 8 Jahre zu arbeiten, bis ich in Ruhestand gehen kann. Wie ich das mit der fehlenden Energie, dem fehlenden Antrieb und der
chronische Müdigkeit und Erschöpfung durchstehen soll, das ist mir ein Rätsel.
karel
Beiträge: 17
Registriert: 10. Mär 2018, 12:08

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von karel »

Hallo Waldbär,
Es tut mir Leid dass Du so schwer hast. Wegen welcher Erkrankung hasst Du die Behinderung: wegen schizoaktiver Psychose oder Depression?
Wenn Du in 2007 mit Trevilor aus der Depression rauskammst, was ist danach passiert dass Du in 2012 in die Klinik musstest? war das wegen der Psychose und nicht mehr wegen Depression?
Herzliche Grüße
karel
Beiträge: 17
Registriert: 10. Mär 2018, 12:08

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von karel »

Ich habe im Internet nach Info gesucht, welcher Anteil der Patienten mit Depression/Ansgt berufsunfähig werden (z.B. im Jahr); nichts gefunden. Man weiss wie viele der Arbeitsunfähigkeiten auf Depression zurückzuführen sind, aber nicht umkekehrt.
Silli
Beiträge: 45
Registriert: 23. Dez 2017, 22:14

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von Silli »

Hallo Karel!
Hallo Waldbär!

Karel, verstehe mich bitte nicht falsch, aber wozu brauchst du die Zahlen und Statistiken?
Versuche doch erstmal raus zu finden, woher die Panikattacken plötzlich kommen. Und dann denke an DICH. Das ist in unserer Situation sehr wichtig, dass wir endlich mal an uns selbst denken.
Ich hoffe, dass die Erhöhung der Dosis deiner Medikamente bald wirkt.

Lieber Waldbär!
Mir geht es genauso, dass ich ständig erschöpft und müde bin. Da ist es oft nicht so leicht den Tag zu überstehen. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich endlich ins Bett kann.
Halte schön durch!

Liebe Grüße!

Silli
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Karel,

ich neige wie du dazu, mich irgendwo in eine Bevölkerungsgruppe einsortieren zu wollen. Muss wohl etwas mit dem Hang zu Wissenschaft bzw. viel Betätigung mit dieser zu tun haben. Man meint evtl. dass man sich dann sicherer fühlen kann und die Perspektive besser oder überhaupt sichtbar sein könnte.
Mein Quatschkumpel sagt dann immer, dass ich selbst meine Sichtweise festlege. Mir gefällt das nicht so ganz, aber ich weiß im Innersten, dass er recht hat. Denn eine Depression ist immer individuell.
Wenn es dann um meine Sichtweise geht, merke ich oft erst, was mit mir los ist, und womit ich mir so im Weg stehe. (Momentan habe ich die Ich-schaff-das-nicht-mehr-Phase, und die darf auch sein.)

Wobei das mit der Individualität bei mir auch etwas ein Thema ist. da gabs auch schon Verirrungen.
Das hat für mich alles auch etwas mit hohem IQ und den Aufwachs-/Lebensbedingungen zu tun.

LG Gertrud
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von Katerle »

Hallo Waldbär, tut mir auch leid mit deinen Diagnosen. Bei mir wurde anfangs eine endogene Depression und Angststörung diagnostiziert, später dann eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung, schizophrene Psychose und posttraumatische Belastungsstörung, wie mir bereits bekannt ist. Hatte schon als Kind mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Hoffentlich habe ich jetzt niemanden erschreckt...

@ karel

Panikzustände und Phobien kommen bereits in allen Berufsgruppen- und Altersschichten vor. LG
Waldbär
Beiträge: 120
Registriert: 1. Mär 2018, 09:38

Re: Panik/Depression und Berufsleben

Beitrag von Waldbär »

karel hat geschrieben:Hallo Waldbär,
Es tut mir Leid dass Du so schwer hast. Wegen welcher Erkrankung hasst Du die Behinderung: wegen schizoaktiver Psychose oder Depression?
Wenn Du in 2007 mit Trevilor aus der Depression rauskammst, was ist danach passiert dass Du in 2012 in die Klinik musstest? war das wegen der Psychose und nicht mehr wegen Depression?
Herzliche Grüße
Hallo,
  • Den Grad der Behinderung von 30 % habe ich aufgrund folgender Diagnosen: Depression, schizoaffektive Psychose, Schlafapnoe, Reflux
  • In 2011 hatte ich im Juni eine Mammutaufgabe übertragen bekommen, die meine Kräfte vollkommen verschließen hat. Im Dezember war ich dann reif für die Klinik. Angetreten habe ich die REHA dann Anfang März 2012
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