Wie geht es weiter?

Rosenfan
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Registriert: 3. Jun 2015, 19:52

Wie geht es weiter?

Beitrag von Rosenfan »

Hallo zusammen,

meiner Tochter (seit 2 Jahren in Therapie, mehrere Klinikaufenthalte und Therapieprogramme sowie EKT) und z.Zt. auch in einer Therapie mit Klinikaufenthalt, geht es immer noch sehr schlecht.

Die jetzige Therapie greift auch wieder nicht und geht in einer Woche zu Ende. Bisher hat keiner mit darüber gesprochen, wie es dann weitergeht.

Sie meint nun, sie muss in diesem Zustand nach Hause, denn was die Ärzte sagen, daß sie unbedingt eine Traumatherapie braucht, daß bekommt sie nicht. Kliniken für Traumatherapie lehnen sie ab, da nicht stabil genug.
Aber ihre bisherigen Therapien haben sie nicht stabilisiert. Das ist ja ein Teufelskreis. Nun läuft auch noch im MÄrz das Krankengeld aus und sie weiß auch da nicht, wie es weitergeht. Muß zum Arbeitsamt, schafft auch das z.Zt. nicht, weil sie jeden Tag so viele Anwendungen in der Klinik hat.

Sie sprach nun davon, daß sie Therapieresistent ist. Wie geht es dann in so einem Fall weiter? Und das würde ja bedeuten, daß sie nie zur Traumatherapie kommt, obwohl lt Ärzten, daß das einzig wahre für sie wäre.

Wir wissen einfach nicht mehr weiter.... Weiß jemand hier im Forum, ob es auch dann noch MÖglichkeiten gibt, wenn jemand Therapieresistent ist?

LG
Rosenfan
DeaStern
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von DeaStern »

Liebe Rosenfan.

Es tut mir sehr leid, dass es deiner Tochter noch immer so schlecht geht, obwohl sie schon viele Therapien erhalten hat.

Ich weiß nicht, ob ein Mensch wirklich gegen eine Therapie in diesem Sinne resistent werden kann. Vielleicht sind diese Therapien einfach nicht das Richtige für sie, da sie im Grunde eine Traumatherapie benötigt.

Vielleicht benötigt deine Tochter aber auch erst einmal nur Ruhe. Möglicherweise sind ihre Kräfte einfach so verbraucht, dass gar nichts mehr durchkommen kann.

Es kann aber auch etwas ganz anderes sein. Vielleicht ist deine Tochter innerlich noch nicht bereit eine Therapie zuzulassen. Sollte das so sein, dann ist die einzige Person, die daran etwas ändern kann, sie. Vielleicht ist sie noch nicht bereit sich dem Schmerz zu stellen, was voll verständlich ist.
Manche Menschen glauben auch, dass die Therapie wie eine Tablette wirkt und warten darauf, dass sie wirkt und wissen nicht, dass sie sich an der Therapie von sich aus beteiligen sollten damit sich was ändern kann.
Ich mag hier aber auch sagen, dass ich sicher nicht denke, dass solche Menschen daran schuld sind, wenn sie es nicht besser oder anders wissen. Manchmal braucht ein Mensch einfach länger bis er die richtige Einstellung bekommt.

Vielleicht helfen dir diese Sätze ein wenig.

Ich hoffe für Deine Tochter, dass sie irgendeinen Weg findet so stabil zu werden, damit sie eine Traumatherapie machen kann.

Viel Kraft wünsch ich Euch beiden und alles Liebe, Andrea
Succubus
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Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Succubus »

Rosenfan hat geschrieben:Hallo zusammen,

meiner Tochter (seit 2 Jahren in Therapie, mehrere Klinikaufenthalte und Therapieprogramme sowie EKT) und z.Zt. auch in einer Therapie mit Klinikaufenthalt, geht es immer noch sehr schlecht.

Die jetzige Therapie greift auch wieder nicht und geht in einer Woche zu Ende. Bisher hat keiner mit darüber gesprochen, wie es dann weitergeht.

Sie meint nun, sie muss in diesem Zustand nach Hause, denn was die Ärzte sagen, daß sie unbedingt eine Traumatherapie braucht, daß bekommt sie nicht. Kliniken für Traumatherapie lehnen sie ab, da nicht stabil genug.
Aber ihre bisherigen Therapien haben sie nicht stabilisiert. Das ist ja ein Teufelskreis. Nun läuft auch noch im MÄrz das Krankengeld aus und sie weiß auch da nicht, wie es weitergeht. Muß zum Arbeitsamt, schafft auch das z.Zt. nicht, weil sie jeden Tag so viele Anwendungen in der Klinik hat.

Sie sprach nun davon, daß sie Therapieresistent ist. Wie geht es dann in so einem Fall weiter? Und das würde ja bedeuten, daß sie nie zur Traumatherapie kommt, obwohl lt Ärzten, daß das einzig wahre für sie wäre.

Wir wissen einfach nicht mehr weiter.... Weiß jemand hier im Forum, ob es auch dann noch MÖglichkeiten gibt, wenn jemand Therapieresistent ist?

LG
Rosenfan
Hallo Rosenfan,
Es ist schade zu lesen dass es deiner Tochter nach wie vor so schlecht geht.

Eine Traumatherapie kann auch ambulant erfolgen, leider haben sich verhältnismäßig nur wenige Therapheuten in diese Richtung spezialisiert / weitergebildet. Gerade die Be- / Verarbeitung von Traumata ist sehr kräfteraubend und bedarf - in meinen Augen - nochmals einen ganz anderen grad an Vertrauen zum Therapheuten. Jedoch muss man dafür auch erst einmal bereit sein, es ist ein großer und schwerer Schritt sich ernsthaft mit Traumata auseinanderzusetzen.
Möglicherweise ist deine Tochter noch nicht so weit (z.B. nicht stabil genug) um in diesem Beteich an sich zu arbeiten. Wenn dem so ist, ist das ok, dann benötigt sie mehr Zeit die man ihr auch einräumen sollte. Bis sie an diesem Punkt ist, wäre es aber von Vorteil bereits mit einem Traumatherapeuten zu arbeiten...Vertrauen aufbauen, eine gewisse Stabilität erreichen.

Dass deine Tochter ausgesteuert wird, ist nichts Ungewöhnliches für die Agentur für Arbeit. Wenn sie bereits das Schreiben der Krankenkasse hat, sollte die Klinik ihr für den Gang zum Amt freie Zeit einräumen. Danach muss sie jedoch aktiv fragen.
Wenn das Schreiben der Krankenkasse noch nicht vorliegt, lohnt sich der Weg zur Agentur für Arbeit nicht.
Deine Tochter sollte sich aber auch nicht scheuen bei der Krankenkasse nach dem Schreiben zu fragen damit ihre finanzielle Situation rechtzeitig geklärt werden kann.
Von den Agentur für Arbeit würde sie dann Arbeitslosengeld im Rahmen der Nahtlosigkeitsregelung erhalten.
Ziemlich zu Beginn des Leistungsbezuges wird sie aufgefordert die Erwerbsminderungsrente zu beantragen.
Da bei der Rentenversicherung "Reha vor Rente" gilt, ist ein Bescheid zur medizinischen Reha wahrscheinlich. Gegen diesen kann Widerspruch eingereicht werden (z.B für den Fall dass eine ungeeignete Einrichtung bestimmt wurde).
Leider scheint die Rentenversicherung immer mehr Anträge abzulehnen weswegen es sinnvoll wäre einen Anwalt parat zu haben.

Deine Tochter kann es schaffen, immer einen Schritt nach dem anderen.
Don't feed the troll :-)
Rosenfan
Beiträge: 144
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Rosenfan »

@DeaStern, es gab schon einige Klinikaufenthalte, nachdem es ihr kurzfristig besser ging. Aber meist so 2-3 Monate wieder zu Hause in ihrer Wohnung geht es ihr dann wieder schlecht.

Mag sein, daß trotz allem, noch nicht die richtige Therapie für sie dabei war. Wenn sie in die Klinik geht, dann heißt es jedesmal sie geht zur "Krisenintervention". Geplant sind dann 2 Wochen, wobei sie immer 2-3 Monate dann brauchte.

So ist natürlich dieFrage, wenn es nicht klappt mit der Stabilisierung, wie soll sie dann jemals in die Traumatherapie kommen, die lt. der Ärzte für sie unbedingt wichtig wären?

Vielleicht braucht sie tatsächlich Ruhe? Nur, wenn sie dann ein paar Wochen in ihrer Wohnung ist, kommt wieder die große Krise und sie muss zur Krisenintervention. So zieht sich das jetzt seit 1 1/2 - 2 Jahren (habe schon fast den Überblick über die Zeit verloren).

Vielleicht liegt es tatsächlich daran, daß sie noch nicht bereit ist, wie du sagst. Wir in der Familie sprechen auch ständig darüber, machen uns Gedanken, ob sie überhaupt in der Therapie mitarbeitet...
Vielleicht braucht sie ja auch einfach länger. Ich danke dir für deine Worte - sie geben mir ein wenig Trost, daß es eben länger dauern kann, aber noch nicht alle Hoffnung verloren ist!

@Succubus -danke für deine Antwort. Das Schreiben der Krankenkasse hat sie erhalten, bisher noch nicht die Möglichkeit gefunden, zum Arbeitsamt zu gehen.

Sorge macht mir, daß der Antrag auf Arbeitslosengeld lange braucht und in der Zwischenzeit das Krankengeld ausgelaufen ist.

Mein Mann und ich überlegen mal wieder, sie zu uns nach Hause zu holen, welches wir schon mehrmals vorgeschlagen haben. Aber sie wollte ihre Wohnung nicht aufgeben. Auch haben wir hier nicht so viele Therapeuten, geschweige denn Kliniken für dieses Beschwerdebild. Die nächste Klinik dafür ist über 100 km entfernt und hat auch noch schlechte Bewertungen....

Sie macht sich nun große Sorgen, daß sie nach Ende der jetzigen Therapie entlassen wird. Sie weiß nicht, wie sie in ihrer Wohnung zurechtkommen soll. Sie sagt, sie kann nicht mal einkaufen gehen. Darf aufgrund ihrer Medikation nicht Autofahren. Auch wenn es ihr so schlecht geht, ist sie nicht fähig, für sich zu sorgen, daß hat sie mir so erklärt. Wir mußten daher auch ihren Hund abholen, der nun schon seit Monaten bei uns lebt. Dabei vermisst sie ihn so sehr....

LG
Rosenfan
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Rosenfan,

ich habe deine Beiträge im Laufe der Zeit gelesen, aber nicht mehr alles im Kopf.

Das meiste haben die anderen ja schon geschrieben.

Was das Auslaufen des Krankengeldes angeht, sollte deine Tochter das in der Klinik auf alle Fälle ansprechen, mit dem Kliniksozialarbeiter das regeln. Damit könnte sie es sich leichter machen.
Wahrscheinlich läuft es auf die Nahtlosigkeitsregelung hinaus.

Was Traumatherapie angeht, da muss man unterscheiden zwischen Traumastabilisierung und -konfrontation, wobei das in genau dieser Reihenfolge stattfinden sollte.
Entweder habt ihr da die falschen Infos bekommen, oder deine Tochter das verkehrt aufgefasst.
Im Rahmen einer Traumastabilisierung (die optimalerweise im Ergebnis zur besseren Alltagsbewältigung führt), baut man meist ein Vertrauensverhältnis zum Therapeuten auf.

Traumastabilisierung wird auch als einzige Maßnahme in Kliniken gemacht, und manchmal ist dann nix anderes mehr nötig, weil man zurecht kommt.

Vielleicht braucht deine Tochter auch befristet jemand, der ihr daheim im Alltag enorm hilft (da gibt es Möglichkeiten), oder das Wohnen ein einer betreuten WG (damit ist man aber seine Wohnung samt Einrichtung los und muss später alles mühsam wieder beschaffen).

Trauma mit (scheinbar) therapieresisitenter Depression - da finde ich solche Konfrontationen, wie du sie beschriebst, kontraproduktiv, und deine Tochter könnte durchaus in der für sie "falschen" Therapie sein.

Vorzeitig aufgeben ist die schlechteste Option.
Deine Tochter sollte nach der Klinik umgehend mit ihrem Behandler reden.

LG Gertrud
Rosenfan
Beiträge: 144
Registriert: 3. Jun 2015, 19:52

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Rosenfan »

Gertrud Star hat geschrieben: Was das Auslaufen des Krankengeldes angeht, sollte deine Tochter das in der Klinik auf alle Fälle ansprechen, mit dem Kliniksozialarbeiter das regeln. Damit könnte sie es sich leichter machen.
Wahrscheinlich läuft es auf die Nahtlosigkeitsregelung hinaus.
oh danke für den Tipp, ich werde es meiner Tochter weitergeben. Sicher gibt es dort auch Kliniksozialarbeiter - ich meine, sie hat schon irgendwann mal darüber gesprochen, daß man ihr dazu riet, Erwerbsminderungsrente zu beantragen.

Gertrud Star hat geschrieben:Was Traumatherapie angeht, da muss man unterscheiden zwischen Traumastabilisierung und -konfrontation, wobei das in genau dieser Reihenfolge stattfinden sollte.
Entweder habt ihr da die falschen Infos bekommen, oder deine Tochter das verkehrt aufgefasst.
Im Rahmen einer Traumastabilisierung (die optimalerweise im Ergebnis zur besseren Alltagsbewältigung führt), baut man meist ein Vertrauensverhältnis zum Therapeuten auf.

Traumastabilisierung wird auch als einzige Maßnahme in Kliniken gemacht, und manchmal ist dann nix anderes mehr nötig, weil man zurecht kommt.
Vielleicht ist es tatsächlich so, daß sie etwas falsch aufgefasst hat. Ob es um Stabilisierung oder Konfrontation geht, weiß ich nicht. Wohne ja leider so weit entfernt, so daß ich nicht viel mitbekomme. Sie erzählt mir auch nicht sehr viel. Da ist sie sehr verschlossen.

Gertrud Star hat geschrieben:Vielleicht braucht deine Tochter auch befristet jemand, der ihr daheim im Alltag enorm hilft (da gibt es Möglichkeiten), oder das Wohnen ein einer betreuten WG (damit ist man aber seine Wohnung samt Einrichtung los und muss später alles mühsam wieder beschaffen).
ja Gertrud, genau den Vorschlag hat man ihr in der Klinik schon gemacht. Das beste wäre für sie in eine betreutes Wohnen zu gehen. Sie sagt mir das selber auch, aber sie kann sich nicht dazu entschließen, weil sie ihren Hund ja eines Tages wiederholen möchte und weil sie Angst hat, ihre Wohnung zu verlieren. Das ist nämlich ihre Traumwohnung wie sie sagt. Auch wenn sie z.Zt. das Alleinleben in der Wohnung und das nur an den Wochenenden schon, als Hölle bezeichnet.
Gertrud Star hat geschrieben:Trauma mit (scheinbar) therapieresisitenter Depression - da finde ich solche Konfrontationen, wie du sie beschriebst, kontraproduktiv, und deine Tochter könnte durchaus in der für sie "falschen" Therapie sein.

Vorzeitig aufgeben ist die schlechteste Option.
Deine Tochter sollte nach der Klinik umgehend mit ihrem Behandler reden.
Z.Zt. ist sie in der falschen Therapie. Da sie sich total zurückgezogen hat und sich kaum mehr aus dem Haus traut und auch Probleme hat, auf Menschen zuzugehen, ist sie gerade in einer Therapie um dieses zu trainieren.

Ich hoffe mal, daß sie nicht aufgibt, es kam schon öfter von ihr, daß sie keine Lust mehr hat zu kämpfen....
Dann können wir nur hoffen, daß man ihr sagt, wie es nach der jetzigen Therapie für sie weitergeht. Ihre Ärztin ist in Urlaub und sie weiß auch nicht, ob diese bis zu ihrerm Aufenthaltsende schon wieder zurück aus dem Urlaub ist.

Da sie noch auf Tavor eingestellt ist, kann sie ja kaum zu Hause etwas bewältigen. Sie darf nicht Auto fahren, hat so kaum eine MÖglichkeit, einkaufen zu gehen usw..... Bisher wurde Tavor auch immer während eines Klinikaufenthaltes ausgeschlichen.
Das Tavor bekam sie während der jetzigen Therapie, weil es ihr immer schlechter ging.

Ich empfinde das ganze z.Zt. als einen Albtraum und fühle mich hier so hilflos.

Vielen Dank für deine Tipps, damit hast du mir auf jeden Fall weitergeholfen.

LG
Rosenfan
DeaStern
Beiträge: 141
Registriert: 20. Feb 2018, 21:23

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von DeaStern »

Hallo liebe Rosenfan.

Ich möchte mich hier dem Rat von Gertrud Star anschließen und bestätigen, dass ein Kliniksozialarbeiter auch mir geholfen und geraten hat, dass ich in die medizinische Reha gehe. Soweit ich hier alles richtig mitbekommen habe, gibt es in Deutschland ähnliche Maßnahmen. Sozialarbeiter in der Klinik kennen sich am besten aus, da sie aufgrund der Diagnose wissen was möglich ist.

Ich mag aber noch ein paar Worte zu einem anderen Teil deiner Antwort aufschreiben.
Es geht hier um Folgendes:
Rosenfan hat geschrieben: Vielleicht liegt es tatsächlich daran, daß sie noch nicht bereit ist, wie du sagst. Wir in der Familie sprechen auch ständig darüber, machen uns Gedanken, ob sie überhaupt in der Therapie mitarbeitet...
Vielleicht braucht sie ja auch einfach länger.
Liebe Rosenfan, ich kenne die Geschichte, in der deine Tochter steckt nicht persönlich und kann mich nur an dem orientieren, was ich hier lese. Bitte verzeih mir, falls ich da daneben liege oder ein falsches Bild in mir entstanden ist. Ich will dir auf keinen Fall da persönlich zu Nahe kommen.

Es ist nicht einfach, besser gesagt, es ist sehr schwer sich um die Kinder keine Sorgen zu machen, besonders dann nicht wenn sie krank sind.
Aber liebe Rosenfan, deine Tochter ist eine erwachsene Frau.
Es ist sehr schwer die Grenze zu finden, wann man als Mutter wirklich richtig handelt und ab wann das Handeln ins Bemuttern geht.
Sich ständig Sorgen zu machen, ob das Kind es schafft, ist verständlich, aber auch kontraproduktiv. Wenn man sich da ständig auch noch Gedanken macht ob das Kind in der Therapie aktiv mitarbeitet, ist das noch mehr kontraproduktiv.
Das entzieht dem Menschen, der krank ist, Energie. Sie zweifelt ja schon so viel an sich selbst, noch mehr Zweifel werden nicht helfen, dass es deiner Tochter besser geht.

Bitte verstehe mich da nicht falsch! Ich sage damit nicht, dass du hier absichtlich handelst, aber oft weiß man nicht wie sich unser Tun auf andere Menschen auswirkt.
Wir Menschen sind Wesen voller Energie, die diese ständig senden und empfangen. So können wir, sofern es andere Menschen zulassen, durch unser Handeln andere Menschen beeinflussen, sowohl positiv als auch negativ. Hier scheint es, dass deine Tochter sich sehr von dir abhängig gemacht und dich noch nicht losgelassen und für ihr Leben Verantwortung übernommen hat. Das meine ich auch nicht negativ, es ist einfach so wie es ist. Auch deine Tochter handelt hier nicht absichtlich, sie weiß es einfach nicht besser, genauso wie jeder von uns bis wir erfahren haben wie es richtig geht. Daran ist wirklich kein Mensch schuld.

Ich bin mir auch sicher, dass du die beste Mutter bist, die du sein kannst. Das stelle ich hier gar nicht infrage.
Vielleicht kannst du (sofern meine Vermutung überhaupt stimmt) deine Tochter so unterstützen, dass du ihr dort hilfst, wo sie Hilfe benötigt und wenn sie danach nicht fragt, einfach nur ganz viel lieb hast (was du ja sowieso hast!). Zeig ihr immer, dass du sie verstehst, das benötigt sie vielleicht am meisten.

Ich würde Entscheidungen deiner Tochter auch immer unterstützen. Wenn sie ihre Wohnung nicht aufgeben will, bitte unterstütze sie dabei. Sie weiß am besten was ihr hilft und wenn sie der Meinung ist, dass ihr ihre Wohnung so viel bedeutet und sie ihren Hund wieder einmal bei ihr haben will, dann würde ich das an deiner Stelle unterstützen, was du ja sowieso tust. Es scheint, als ob deine Tochter diese Wohnung, trotz dass es ihr dort schlecht geht, als Anker benötigt, weil sie irgendwie zeigen möchte wie selbstständig sie ist.
Es ist für einen kranken Menschen sehr demütigend sich in dem Zustand zu befinden, man fühlt sich ja auch noch sehr schuldig deshalb.
Vielleicht gibt es eine Möglichkeit bei euch, dass sie in ihrer Wohnung betreut wird. Bei uns kann man Pflegegeld ansuchen und Pflege in Anspruch nehmen, aber damit ist auch viel Arbeitsaufwand verbunden, da viele Wege nötig. Andere Organisationen bieten auch Pflege zu Hause an, zumindest bei uns.
Es kann natürlich sein, dass sie eines Tages selbst einsieht, dass sie alleine nicht wohnen kann, falls es überhaupt soweit kommt, aber dann hat sie diese Entscheidung selbst getroffen und selbst die Einsicht bekommen, dass betreutes Wohnen dann eine bessere Option wäre.

Weil dich diese Situation verständlicherweise voll belastet, würde ich an deiner Stelle selbst Hilfe in Anspruch nehmen und zu einem Therapeuten gehen. Solltest du dich mit dem Thema loslassen so schwer tun, kann dir ein Therapeut oder Therapeutin da sicherlich weiter helfen.

Ich hoffe ganz viel für dich und deine Tochter, dass ihr da einen guten Weg findet und am Ende deine Tochter die richtige Therapie bekommt.

Ganz liebe Grüße, Andrea
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Rosenfan,

ich kann mit dir nur meine eigenen Erfahrungen teilen.
Unsere jüngste Tochter ist Suchtkrank,sie war mit 18 Jahren schon an einer Depression erkrankt und in der Tagesklinik.
Was war eher da,das Huhn oder das Ei ?
Heute ist sie fast drei Jahre clean,wir haben sehr schwere Jahre hinter uns.
Immer in der Angst ,dass sie es nicht überleben würde.
Während ihrer Depression nach der Langzeittherapie, hat sie wieder bei uns gewohnt.
Ihre Wohnung konnte sie behalten ,aber sie musste Harz 4 beziehen,schon wegen Krankenkasse usw.
Heute ist sie 32 Jahre alt,arbeitet halbe Tage und kann auch wieder alleine in ihrer Wohnung sein mit ihren zwei Katzen.
Es ist noch nicht alles gut,aber sie hat die Hölle hinter sich gelassen.
Sehr oft sagt sie heute,hätte ich nicht den Halt bei Euch gehabt,hätte ich das nicht überlebt.
Wir haben gegen jeden Rat der Therapeuten gehandelt ,loslassen war uns egal.
Unser Herz hat entschieden,das war richtig.
Allerdings hat sie bei ins im Ort gewohnt das hat vieles leichter gemacht.

Alles erdenklich Gute für dich und deine Tochter.
Es gibt keine hoffnungslosen Fälle.
Es gibt nur falsche Behandlungen und deine Tochter hat ja schon einiges hinter sich.

Liebe Grüße Bittchen
Zuletzt geändert von Bittchen am 5. Mär 2018, 10:15, insgesamt 1-mal geändert.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
DeaStern
Beiträge: 141
Registriert: 20. Feb 2018, 21:23

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von DeaStern »

@Bittchen

Liebe Bittchen.

Ich nehme an, dass dieser Absatz etwas damit zu tun hat, worüber ich in meinem Posting geschrieben habe:
Bittchen hat geschrieben: Sehr oft sagt sie heute,hätte ich nicht den Halt bei Euch gehabt,hätte ich das nicht überlebt.
Wir haben gegen jeden Rat der Therapeuten gehandelt ,loslassen war uns egal.
Unser Herz hat entschieden,das war richtig.
Dazu mag ich noch ein paar Worte sagen, da hier meine Worte falsch aufgefasst worden sind und ich nicht möchte, dass meine Worte bei Rosenfan und anderen Lesern in den falschen Hals kommen.

Ich unterscheide zwischen Loslassen und Halt. Es ist wunderschön zu hören, dass Deine Tochter so viel Halt von Dir und Deiner Familie erfahren hat. Vielen Menschen gelingt es nicht diese Kraft aufzutreiben und für die Kinder die richtige Stütze zu sein. Ich schreibe hier nur allgemein, der Text bezieht sich nicht auf Rosenfan. Ich sage aber nicht, dass diese Menschen falsch handeln oder dies absichtlich tun, so sehe ich es nicht. Einige Menschen haben die Kraft, die anderen nicht, so ist das mal im Leben.

Ich habe auch nicht geschrieben, dass Rosenfan ihre Tochter fallen lassen soll oder so ähnlich. Ich hab nur eine Sichtweise aufgezeigt, die aufgrund der Schilderung von Rosenfan in mir entstanden ist.
Wahrscheinlich bist Du tatsächlich imstande gewesen Deiner Tochter Halt zu geben ohne die Grenze zu überschreiten. Dann hast Du sie auch nie festgehalten, sondern hast Du ihr den Halt gegeben, den sie benötigt hat. In dem Fall haben sich die Therapeuten bei Dir getäuscht, das kommt vor.

Wenn man aber, und das kommt hier aus der Schilderung von Rosenfan so rüber, an dem Menschen zweifelt ob er überhaupt mitarbeitet (ich spreche hier nicht von der Angst, die wohl jeder hat!), dann kann das sehr wohl Einfluss auf einen Menschen haben. Das hat mir meine Lebenserfahrung so gezeigt, meine Familie sieht das auch so und einige Menschen, die ich kenne, haben dieselbe Erfahrung gemacht.
Ich denke, dass Rosenfan hier am besten beurteilen kann, ob meine Worte in irgendeiner Form sie betreffen oder nicht.

Es ist schön zu hören, dass Deine Tochter das Schlimmste hinter sich hat und dass es ihr wieder soweit gut geht und sie ein halbwegs normales Leben führen kann, was nach so einer Erfahrung, die sie gemacht hat, wohl nicht selbstverständlich ist.

Liebe Grüße, Andrea
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Rosenfan,

ich habe auch immer mal wieder deine Beiträge gelesen, habe aber auch nicht mehr alles so genau im Kopf.
Zu dem Betreuten Wohnen würde ich gerne von meinen Erfahrungen erzählen.

Ich bin selber Betroffene und wohne alleine. Ich musste vor ein paar Jahren mein Studium wegen der Krankheit abbrechen und bin deshalb wieder zu meinen Eltern gezogen, immer mit dem Ziel wieder eine eigene Wohnung zu haben. Eigentlich hatte ich vor, gleich in eine eigene Wohnung zu ziehen, aber es waren damals keine Wohnungen frei und deshalb bin ich länger bei meinen Eltern geblieben als gedacht. Was aber ganz gut war, denn mit dem Alleinewohnen wäre ich damals noch überfordert gewesen.
Als ich dann eine Wohnung hatte, ging es mir vor dem Umzug teilweise echt schlecht, weil ich nicht mehr ausziehen wollte. Eigentlich wollte ich natürlich schon, aber ich hatte echt Angst und wusste nicht, wie ich das schaffen sollte. Auch das Umziehen war teilweise schwierig, weil mich immer wieder Sachen aus der Bahn geworfen haben. Z.B. hatte ich damit gerechnet, dass es mich aus der Bahn wirft, wenn ich meine Unisachen wieder auspacke. Da ist aber gar nichts passiert. Dafür hätte ich am liebsten meine ganzen Möbel aus meinem früheren Studentenzimmer aus der Wohnung geworfen. Ich hab's fast nicht ausgehalten, die Möbel in der Wohnung zu sehen. Aber nachdem es Quatsch gewesen wäre, die guten und noch schönen Möbel wegzugeben und mir teure neue zu kaufen, hab ich sie behalten. Ich hab mich dann auch irgendwie damit arrangiert und irgendwann hatte ich auch kein Problem mehr damit.

Kurz bevor ich umgezogen bin, habe ich Ambulant betreutes Wohnen beantragt. Das lief über die Diakonie und hat auch gut und erstaunlich schnell funktioniert. Ich habe das Ambulant betreute Wohnen immer noch und habe es noch nie bereut. Bei mir ist es so, dass 1-2 mal eine Sozialarbeiterin der Diakonie zu mir kommt und mir hilft, z.B. einkaufen, Alltagsprobleme besprechen und gemeinsam lösen, sie nimmt mir den Bürokratiekram ab, begleitet mich zu Terminen etc.
Ich verstehe mich sehr gut mit meiner Betreuerin und mittlerweile führen wir auch oft Gespräche über persönliche Probleme. Das hilft mir sehr, meine Gedanken zu entwirren. Ich mache gerade keine Therapie zwecks mangelnden Therapeuten, da sind mir diese Gespräche eine sehr gute Stütze und ich habe das Gefühl, ich komme zumindest etwas weiter.
Am Anfang war es allerdings schon etwas schwierig. Obwohl das betreute Wohnen meine Initiative war, wollte ich am Anfang nicht, dass die Betreuerinnen zu mir in die Wohnung kommt. Keine Ahnung warum, vielleicht, weil es für mich selber ja noch nicht mal wirklich meine eigene Wohnung war. Wir haben uns dann eine Zeit lang in ihrem Büro getroffen, bis ich dann auch wollte, dass sie zu mir kommt. Ich war da gerade am Wohnung einräumen und da konnte ich wirklich ihre Hilfe gebrauchen können. Deshalb haben wir als erstes auch zusammen mein neues, vom Vormieter völlig verkalkt hinterlassenes Bad geschrubbt. ;)
Mittlerweile bin ich sooo froh sie zu haben! Ich wollte das auch, damit ich nicht immer meinen ganzen seelischen Müll bei meinen Eltern abladen muss und das ist auch wirklich hilfreich, auch für meine Eltern.

Ich kann gut verstehen, dass deine Tochter zum einen denkt, dass Betreutes Wohnen wahrscheinlich das Beste wäre, aber trotzdem in ihrer Wohnung bleiben möchte. Betreutes Wohnen ist einfach auch nicht das, was man sich für sein Leben vorgestellt hat.
Bei uns im Ort gibt es von der Lebenshilfe auch eine Arbeitsmöglichkeit für psychisch kranke, mit ruhigen Arbeitsplätzen, Pausen, kreative Arbeiten etc. Das wäre arbeitsmäßig genau das, was ich brauchen würde.
Im Prinzip finde ich die Sache auch gut und vielleicht für mich auch als Übergang in den normalen Arbeitsmarkt eine gute Hilfe. Als mir aber meine Mutter damals zum ersten Mal einen Zeitungsartikel darüber gezeigt hat und gemeint hat, das wäre ja vllt was für mich, so als Übergangslösung, da hab ich fast einen Anfall bekommen. Das Ganze ist ja schön, aber wer sagt mir denn, dass das für mich nur eine Übergangsphase ist und
nicht mein Arbeitsplatz für immer?!? Ich möchte nicht jedem, den ich kennenlerne, erzählen müssen, dass ich in der Lebenshilfe arbeite... und nein, nicht als Betreuerin für die Behinderten, sondern als selber (seelisch) Behinderte! Bitte versteht mich nicht falsch,  ich finde so eine Arbeit prinzipiell gut und vllt mache ich das irgendwann auch selber, aber ich finde, so eine Arbeitsstelle ist trotz allem mit Vorurteilen behaftet und ich möchte nicht, dass andere von mir denken, ich wäre voll der Problemfall oder komisch oder ich kann nichts anderes mehr als Stifte zusammenzustecken. Irgendwann hätte ich auch gerne noch einen Mann und evtl Familie, ich will nicht gleich jeden abschrecken. 
Mit dem Betreuten Wohnen ist es, finde ich, im Prinzip das Gleiche. Zu sagen, man lebt im betreuten Wohnen ist schon ne Herausforderung, finde ich.
Ich finde, solche Schritte, wie zu sagen, dass man jetzt Betreutes Wohnen in Anspruch nimmt oder in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeitet, sind mit einem gefühlten sozialen Abstieg verbunden. Es ist eh schon schwierig zu akzeptieren, dass man vieles nicht machen kann, was andere Leute im gleichen Alter machen. Und dann immer wieder Abstriche machen zu müssen und immer noch mehr und mehr Abstriche machen zu müssen , obwohl man beim letzten Abstrich gedacht hat, weiter wolle man eigtl nicht sinken, das ist echt hart. Und irgendwie auch demütigend.

Vielleicht wäre da das Ambulant betreute Wohnen ein guter Kompromiss für deine Tochter. Am Anfang war es für mich in der Wohnung echt schwierig und nach zwei Tagen bin ich wieder völlig fertig zu meinen Eltern gegangen und habe bei denen übernachtet. Und habe gedacht, ich schaffe das nie. Mittlerweile wohne ich seit etwas mehr als zwei Jahren in meiner Wohnung und es ist wirklich zu meinem Zuhause geworden. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal bei meinen Eltern übernachtet habe :) Ich bin mittlerweile am liebsten bei mir und bin nur noch selten bei meinen Eltern.
Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass sie am Anfang befürchtet hat, sie müsse jetzt jede Woche mit mir zum einkaufen gehen, weil ich es nicht alleine schaffe. Am Anfang bin ich auch oft mit meiner Betreuerin zusammen einkaufen gegangen. Ich hatte auch oft Angst alleine zu gehen, hatte Angst ich schaffe es nicht, bin im Laden total überfordert, breche im Supermarkt zusammen, irgendwann war es, denke ich, auch die Angst vor der Angst. Aber es wurde immer besser. Mittlerweile gehe ich am liebsten alleine und die Angst ist nur noch ganz, ganz selten da. Oft macht es mir sogar Spaß :-)
Seit ich mir ein E-bike gekauft habe, ist es für mich auch noch einfacher, weil mein Radius größer ist, ich bin unabhängig und frei, und ich muss mich zum einkaufen nicht mehr ganz so arg überwinden, weil es mit dem Rad nicht so anstrengend ist wie zu Fuß.
Ich finde es sehr gut, wenn man Dinge auch noch selbstständig machen kann und nicht bei allem auf Hilfe angewiesen ist. Das E-Bike und das leichtere Einkaufen hat mir sehr viel Lebensqualität wieder geschenkt.

Ich bin mittlerweile viel stabiler geworden als am Anfang. Meine Betreuerinnen hat aber auch Klienten, die nicht so stabil sind und auch häufiger in die Klinik gehen.
Je nachdem wie hoch der Bedarf an Hilfe ist, wird eine bestimmte Stundenanzahl festgelegt. Bei uns kann man die aber auch immer wieder an den aktuellen Bedarf anpassen.
So einen Betreuer kann man auch wie einen Personal Assistent sehen. Wenn ich anderen Leuten erzähle, dass ich jemanden habe, der mir im Alltag hilft, sagen die meisten "Boah, so jemanden könnte ich auch brauchen!" ;)
Falls es bei der Diakonie/Caritas nicht klappen sollte mit dem Ambulant betreuten Wohnen, kann man noch das "Persönliche Budget" beantragen. Da muss man sich allerdings seinen Betreuer selber suchen und allen Schriftkram alleine abwickeln.

Eine andere Hilfe wäre evtl.  eine Pflegestufe (hat nicht unbedingt was mit körperlicher Pflege zu tun). Ob man beides miteinander kombinieren kann, weiß ich nicht. Malu aus dem Betroffenenforum hat einen langen Thread erstellt, in dem sie beschreibt, wie das mit der Pflegestufe bei ihr gelaufen ist und was für Hilfe sie bekommt.
Vielleicht hilft dir der Thread auch weiter:
https://www.diskussionsforum-depression ... 57&t=36438" onclick="window.open(this.href);return false;

Wegen dem Beantragen der Erwerbsunfähigkeitsrente: Ich sollte die auch beantragen, wobei es da in erster Linie darum geht, welches Amt für mich zahlen soll. Und zahlen will natürlich niemand. Ich war am Anfang voll schockiert, dass ich da mit nicht mal 25 Jahren Rente beantragen musste. Bei mir hat es ein Jahr gedauert, bis der Antrag durch war und ich bin jetzt sehr froh, Erwerbsunfähigkeitsrente zu bekommen. Der ganze Stress mit dem Jobcenter ist vorbei, was mir echt gut tut.
Hat deine Tochter eigtl eine Berufsunfähigkeit, die sie in Anspruch nehmen könnte?

So, jetzt hab ich dich vollgetextet.;) Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen und wünsche dir und deiner Familie alles Gute!

Liebe Grüße,
DieNeue
Succubus
Beiträge: 357
Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Succubus »

Hallo Rosenfan,
Bei mir hat die Genehmigung vom Arbeitslosengeld keine 2 Wochen gebraucht.
Ich kann verstehen dass du dir Sorgen machst, doch sie muss das letzendlich von sich aus angehen.

Grüße
Don't feed the troll :-)
Huhu-Uhu
Beiträge: 44
Registriert: 6. Feb 2018, 16:39

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Huhu-Uhu »

Huhu euch allen.

Ich möchte noch gern etwas zum Post von DeaStern sagen, allerdings nicht auf Rosenfan bezogen sondern allgemein.

Ich gebe dir Recht.
Zu wissen jemand steht hinter einem, wenn man mit dem Monster Depression kämpft ist wirklich wichtig. Aber zu viel "betüddeln" ist tatsächlich kontraproduktiv. Und ich möchte da ein Beispiel anführen... mich.

In "Huhu-Uhus Geschichte" hatte ich ja schon erwähnt, dass ich mit dem Einzug in die Klinik merkte, dass zwischen meinen Eltern und mir etwas nicht stimmt. Nochmal kurz zusammengefasst: Sie hielten sich für verantwortlich mich (damals 35) so lange zu "begleiten" bis ich dem Pflegepersonal dort übergeben war. Sprich sie haben mich hingefahren, was sogesehen nötig war, da ich mir Auto fahren nicht mehr zugetraut habe. Und sie wollten bleiben bis ich untergebracht war - ich wollte das nicht.

Mein Papa wollte am liebsten jeden zweiten Tag zu Besuch kommen - ich wollte das nicht. Klar hab ich mich darüber gefreut ihn zu sehen, aber ich hatte das Gefühl ich hab die Besuche nur zugelassen, damit es IHM gut geht.
War meine Mama mal mit dabei wollte sie mich bei jeder Verabschiedung umarmen. Ja, das ist was schönes, das macht sie nur sonst nie.
Sie haben mir meine Wäsche gewaschen, meine Post sortiert und bestimmte Besorgungen erledigt. Und das waren alles Dinge für die ich immer noch dankbar bin. Aber sie haben mir auch Kuchen mitgebracht. GANZE Kuchen, nicht nur ein Stück... obwohl ich in der Klinik wunderbar abnehmen konnte. Sie haben mir "Tipps" gegeben wie "mach schön langsam und ruh dich erstmal aus".
(Wer schon einmal in einer Klinik war weiss, das ist harte Arbeit. Oft auch mal schön, aber anstrengend. Da ist nix mit "ausruhen" im üblichen Sinn)

Und dann passierte etwas, das mich endgültig aus dem Schlaf riss.
Papa hatte meinen Wohnungsschlüssel für Notfälle. Ich hatte ihm ausdrücklich gesagt er solle nicht in meine Wohnung gehen, es sei denn "es brennt". Ich wusste ja wie ich die Wohnung hinterlassen hatte. Zu nichts mehr im Stande war sie ein einziges Chaos. Und ja, ich schämte mich so richtig dafür.
Es kam aber wie es kommen musste und bei einem stärkeren, langanhaltenden Regen lief Wasser in die Wohnung unter meiner. Also musste in meiner Wohnung nachgesehen werden, ob es da auch einen Wasserschaden gab. Papa teilte mir mit, dass er in die Wohnung gehen würde wegen so und so. Und ich sagte ihm "Ok, das wird aber nicht schön. Fang auf gar keinen Fall mit aufräumen an!". Und was tat er? Genau. Er fing an in meiner Wohnung rumzuwurschteln. Das war aber nicht alles, er holte meinen Bruder auch noch dazu. Die beiden räumten meine gesamte Wohnung aus. Als ich später wieder zuhause war hatte ich kaum noch Kleidung, war alles mitgenommen worden. Die Küche war komplett leer, sogar das Salz hatten sie weggepackt. Schlicht und ergreifend: es war der krasseste Übergriff, den ich je erlebt hatte und das darf ich mit meiner Therapeutin immer noch aufarbeiten.

Ein gutes hatte dieser Übergriff aber: ich hab endlich verstanden, dass meine Eltern, insbesondere mein Papa mit ihrer Fürsorge entschieden zu weit gehen.

Seitdem habe ich Distanz aufgebaut. Und meine Eltern leiden darunter... Papa sogar so richtig. Und es tut mir wirklich leid für sie, aber für mich ist ihre "Liebe" n i c h t g u t. So fange ich gerade wieder an mich im Berufsleben umzusehen - Kommentar meines Papas "bleib halt noch etwas Zuhause und erohl dich, am Geld soll es nicht liegen".

1. Ich will das Geld meiner Eltern nicht, ich will selber verdienen.
2. Wann ich wieder imstande bin zu arbeiten muss ich wissen, nicht sie.
3. Diese Sprüche demotivieren mich, weil sie suggerieren, dass ichs "gerade eh nicht schaffe".

Wegen letzterem erzähle ich ihnen nicht mehr wie es mir geht. Was ich gerade mache, wie es in der Therapie läuft. Damit schütze ich mich selbst.

Natürlich ist das bei mir extrem gelaufen, aber der Kern bleibt der gleiche. Und ich muss jetzt leider sagen: Nett gemeint ist nunmal die kleine Schwester von sch*****.
Deshalb muss man aufpassen ob man für jemanden da ist oder ob man ihm etwas abnehmen will, was aber derjenige tun/entscheiden muss.
(Oder ob man, wie im Fall meiner Eltern, die Kinder zum Hobby gemacht hat und es darum geht sich selbst als Helfer/Retter gut zu fühlen und vergisst, dass die Bedürfnisse des (erwachsenen) Kindes ganz andere sind.)

In diesem Sinne möchte ich mit den Worten schliessen: Doofes Depressionsmonster, aber ein paar gute Sachen können wirklich rauskommen. Also lasst uns als Betroffene und Angehörige weiterkämpfen!

Grüsse, Huhu-Uhu

Edit: Sorry, dass es so ein langer Post geworden ist ._. #mitteilungsbedürftig
Bittchen
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Bittchen »

Liebe DeaStern,

ich habe mich nicht auf dein Posting bezogen.
Dem was du an mich schreibst, kann ich nur bepflichten,denn jeder Weg ist anders.
Mit Rosenfan habe ich schon im Thread Psychotherapie geschrieben und wollte nur Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen.
Es entscheidet nur ihre Tochter wie es weiter geht,das haben ich auch so erfahren und akzeptiert.
Den ganzen Thread konnte ich nicht lesen, oberflächlich gesehen waren da sehr viele praktische Informationen dabei,da will ich mich nicht einbringen.
Ich bin nur eine Mutter ,die sehr gut nachempfindet wie es Rosenfan im Moment geht.

LG Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
DeaStern
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von DeaStern »

Liebe Bittchen.

Danke Dir für Deine Erklärung. Jetzt habe ich verstanden wie Du es gemeint hast. Verstehe wie es zu dem Missverständnis gekommen ist, das kann vorkommen, es passt jetzt alles.

Alles erdenklich Liebe für Dich, Deine Tochter und Deine Familie! und weiterhin viel Kraft wünsche ich Dir.

Liebe Grüße, Andrea
Rosenfan
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Rosenfan »

DeaStern hat geschrieben:

Ich mag aber noch ein paar Worte zu einem anderen Teil deiner Antwort aufschreiben.
Es geht hier um Folgendes:
Rosenfan hat geschrieben: Vielleicht liegt es tatsächlich daran, daß sie noch nicht bereit ist, wie du sagst. Wir in der Familie sprechen auch ständig darüber, machen uns Gedanken, ob sie überhaupt in der Therapie mitarbeitet...
Vielleicht braucht sie ja auch einfach länger.
Liebe Rosenfan, ich kenne die Geschichte, in der deine Tochter steckt nicht persönlich und kann mich nur an dem orientieren, was ich hier lese. Bitte verzeih mir, falls ich da daneben liege oder ein falsches Bild in mir entstanden ist. Ich will dir auf keinen Fall da persönlich zu Nahe kommen.

Es ist nicht einfach, besser gesagt, es ist sehr schwer sich um die Kinder keine Sorgen zu machen, besonders dann nicht wenn sie krank sind.
Aber liebe Rosenfan, deine Tochter ist eine erwachsene Frau.
Es ist sehr schwer die Grenze zu finden, wann man als Mutter wirklich richtig handelt und ab wann das Handeln ins Bemuttern geht.
Sich ständig Sorgen zu machen, ob das Kind es schafft, ist verständlich, aber auch kontraproduktiv. Wenn man sich da ständig auch noch Gedanken macht ob das Kind in der Therapie aktiv mitarbeitet, ist das noch mehr kontraproduktiv.
Das entzieht dem Menschen, der krank ist, Energie. Sie zweifelt ja schon so viel an sich selbst, noch mehr Zweifel werden nicht helfen, dass es deiner Tochter besser geht.
Hallo DeaStern, ich mache mir zwar Sorgen, aber meine Tochter weiß davon nichts. Ich dränge sie zu nichts und vor allem weiß sie auch nicht, daß wir manchmal denken, sie arbeitet nicht mit. Niemals würde ich ihr das sagen!
Es sind nur unsere Gedanken. Die Sorgen mache ich mit mir allein aus und habe, wenn ich sie hier niederschreibe, damit für mich von euch hören wollen, ob ihr eben Tipps für mich habt oder wenn es meine Tochter betrifft, daß ich da doch evtl. an sie mal Tipps weitergeben kann, so wie jetzt z.B. mit den Sozialarbeitern in der Klinik.

DeaStern hat geschrieben: Hier scheint es, dass deine Tochter sich sehr von dir abhängig gemacht und dich noch nicht losgelassen und für ihr Leben Verantwortung übernommen hat.
Meine Tochter hat sich nicht von mir abhängig gemacht, im Gegenteil, sie hat sehr früh losgelassen und ist mit 16 Jahren schon 1 Jahr auf einen Schüleraustausch in die USA gegangen und mit 18 dann von zu Hause auszogen, um ihre Lehre zu absolvieren, 600 km von zu Hause! Und ich habe das immer befürwortet, weil ich auf dem Standpunkt stehe, daß man seine Kinder ziehen lassen muss und sie dort ihr Glück suchen, wo sie meinen, sei es auch noch so weit vom Elternhaus entfernt.
Abhängig ist sie nun insofern, daß durch ihre Erkrankung eben das Geld hinten und vorne nicht mehr reicht und daß sie manchmal nicht mehr für sich selber und für ihren Hund sorgen kann, so daß sie dann auf unsere Hilfe angewiesen ist. ABer ich weiß, daß ist ihr sehr unangenehm und sie fragt auch nur nach Hilfe, wenn sie keinen Ausweg mehr sieht.



DeaStern hat geschrieben: Ich würde Entscheidungen deiner Tochter auch immer unterstützen. Wenn sie ihre Wohnung nicht aufgeben will, bitte unterstütze sie dabei. Sie weiß am besten was ihr hilft und wenn sie der Meinung ist, dass ihr ihre Wohnung so viel bedeutet und sie ihren Hund wieder einmal bei ihr haben will, dann würde ich das an deiner Stelle unterstützen, was du ja sowieso tust. Es scheint, als ob deine Tochter diese Wohnung, trotz dass es ihr dort schlecht geht, als Anker benötigt, weil sie irgendwie zeigen möchte wie selbstständig sie ist.
Es ist für einen kranken Menschen sehr demütigend sich in dem Zustand zu befinden, man fühlt sich ja auch noch sehr schuldig deshalb.
Vielleicht gibt es eine Möglichkeit bei euch, dass sie in ihrer Wohnung betreut wird. Bei uns kann man Pflegegeld ansuchen und Pflege in Anspruch nehmen, aber damit ist auch viel Arbeitsaufwand verbunden, da viele Wege nötig. Andere Organisationen bieten auch Pflege zu Hause an, zumindest bei uns.
Es kann natürlich sein, dass sie eines Tages selbst einsieht, dass sie alleine nicht wohnen kann, falls es überhaupt soweit kommt, aber dann hat sie diese Entscheidung selbst getroffen und selbst die Einsicht bekommen, dass betreutes Wohnen dann eine bessere Option wäre.
DeaStern, ich glaube auch, daß das der richtige Weg ist. Wenn sie meint, sie möchte ihre Wohnung nicht aufgeben, dann versuche ich sie, da zu unterstützen und vielleicht kommt sie ja tatsächlich eines Tages in Therapie selber drauf, was für sie das Beste ist. Evtl. wäre es für sie ja wirklich einfacher, dieses Betreute Wohnen zu Hause. Dann könnte sie ihre Wohnung behalten und den Hund zu sich holen.
Danke für deine Sicht der Dinge und auch hilfreiche Tipps!

LG
Rosenfan
Rosenfan
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Rosenfan »

Bittchen hat geschrieben:
ich kann mit dir nur meine eigenen Erfahrungen teilen.
Unsere jüngste Tochter ist Suchtkrank,sie war mit 18 Jahren schon an einer Depression erkrankt und in der Tagesklinik.
Was war eher da,das Huhn oder das Ei ?
Heute ist sie fast drei Jahre clean,wir haben sehr schwere Jahre hinter uns.
Immer in der Angst ,dass sie es nicht überleben würde.
Während ihrer Depression nach der Langzeittherapie, hat sie wieder bei uns gewohnt.
Ihre Wohnung konnte sie behalten ,aber sie musste Harz 4 beziehen,schon wegen Krankenkasse usw.
Heute ist sie 32 Jahre alt,arbeitet halbe Tage und kann auch wieder alleine in ihrer Wohnung sein mit ihren zwei Katzen.
Es ist noch nicht alles gut,aber sie hat die Hölle hinter sich gelassen.
Sehr oft sagt sie heute,hätte ich nicht den Halt bei Euch gehabt,hätte ich das nicht überlebt.
Wir haben gegen jeden Rat der Therapeuten gehandelt ,loslassen war uns egal.
Unser Herz hat entschieden,das war richtig.
Allerdings hat sie bei ins im Ort gewohnt das hat vieles leichter gemacht.

Alles erdenklich Gute für dich und deine Tochter.
Es gibt keine hoffnungslosen Fälle.
Es gibt nur falsche Behandlungen und deine Tochter hat ja schon einiges hinter sich.

Liebe Grüße Bittchen
danke Bittchen für deine Worte und das Vertrauen, über deine Tochter zu erzählen. Ich verstehe dich sehr gut, daß ihr schwere Jahre hinter euch habt. Ich freue mich für euch, daß eure Tochter es geschafft hat.
Weißt du, unser ältester Sohn ist auch suchtkrank und wir haben auch die Hölle hinter uns. Es war in seiner Jugendzeit und auch er hat es geschafft, Wohnung ,Ausbildung, gute Arbeit und inzwischen Vater einer Tochter.
Manchmal denke ich, daß diese schlimme Zeit mit dem Bruder unserer Tochter so zugesetzt hat. Wir haben damals immer versucht, es vor den anderen Geschwistern geheimzuhalten, aber sie hat mal gesagt, als sie das erst Mal in der Klinik war, die Zeiten damals waren schrecklich und es hat ihr Angst gemacht, also hat sie doch vieles mitbekommen.
Ganz großer Fehler unsererseits, wir hätten darüber reden müssen und uns damals Hilfe suchen, die wir damals nicht bekamen und auch nicht wußten wo wir Hilfe bekommen....Es hieß nur, schmeisst ihn raus, aber wir haben auch da auf unser Herz gehört...

LG
Rosenfan
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Rosenfan »

Hallo DieNeue,

danke für deine Antwort und das du deine Erfahrung mit mir teilst. Das mit dem ambulant betreuten Wohnen hört sich ja wirklich gut an. Das würde ich meiner Tochter auf jeden Fall noch mal vorschlagen.

Es freut mich, daß du so viel stabiler geworden bist! Du hast mich übrigens nicht vollgetextet, sondern hast mir sehr geholfen. Danke dafür und dir weiterhin alles Gute auf deinem Weg!

LG
Rosenfan
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Rosenfan »

Succubus hat geschrieben:Hallo Rosenfan,
Bei mir hat die Genehmigung vom Arbeitslosengeld keine 2 Wochen gebraucht.
Ich kann verstehen dass du dir Sorgen machst, doch sie muss das letzendlich von sich aus angehen.

Grüße
oh so schnell, daß hätte ich nicht erwartet. Und ansonsten denke ich auch, sie muss es angehen, da können wir von hier aus gar nichts ausrichten.

LG
Rosenfan

@HuhuUhu, aus meinen vorherigen Antworten auf die vielen Beiträge ist nun sicher ersichtlich, daß ich meine Tochter nicht betüddel ;)

Ich verstehe auch, was du meinst, ständiges Betüddeln mochte ich selber als Kind und als Jugendliche nicht, daß hat meine Oma immer versucht.... :roll:

LG
Rosenfan
DeaStern
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von DeaStern »

Liebe Rosenfan.

Danke Dir sehr dafür, dass Du trotz vieler Sorgen, die an Dir zehren, die Kraft hast uns so ein genaues Feedback zu geben.

Das mit Deinem Sohn tut mir voll leid. Dass Ihr in der Zeit keine Stütze gehabt habt, finde ich voll schrecklich, schlimm so was.
Ich bewundere Eltern, somit Dich und Bittchen, die die Kraft auftreiben und die Kinder mit Suchterkrankungen nicht aufgeben. Ich habe mit so einer Art Sucht keine Erfahrung, worüber ich froh bin, aber einige drogensüchtige Menschen haben mir erzählt was sie erlebt haben, deshalb kann ich da mitfühlen.
Ich habe großen Respekt vor Eltern, die sich dieser Herausforderung stellen und sie meistern.

Umso mehr wünsche ich Dir vom Herzen, dass Eure Tochter es auch schafft.

Alles Gute und liebe Grüße, Andrea
Rosenfan
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Rosenfan »

DeaStern hat geschrieben:Liebe Rosenfan.


Das mit Deinem Sohn tut mir voll leid. Dass Ihr in der Zeit keine Stütze gehabt habt, finde ich voll schrecklich, schlimm so was.
Ich bewundere Eltern, somit Dich und Bittchen, die die Kraft auftreiben und die Kinder mit Suchterkrankungen nicht aufgeben. Ich habe mit so einer Art Sucht keine Erfahrung, worüber ich froh bin, aber einige drogensüchtige Menschen haben mir erzählt was sie erlebt haben, deshalb kann ich da mitfühlen.
Ich habe großen Respekt vor Eltern, die sich dieser Herausforderung stellen und sie meistern.

Umso mehr wünsche ich Dir vom Herzen, dass Eure Tochter es auch schafft.

Alles Gute und liebe Grüße, Andrea
dankeschön. Ja es war damals eine sehr schwere Zeit, aber diese haben wir hinter uns gelassen und der Sohn ist nun schon fast 8 Jahre trocken.

Ich hoffe auch sehr, daß meine Tochter es eines Tages schafft, auch wenn sie eine ganz andere Erkrankung hat.

Übrigens kam ich durch den Bruder auf die Idee, ob sie in der Therapie mitarbeitet. Er hat durch seine damalige Zeit noch heute ab und zu mit psychosomatischen Beschwerden zu tun. Er war nun 2mal in Psychosomatischer Rehaklinik. Hier hat er gelernt, daß er eben auch aktiv die Symptome angehen muss. So macht er nun regelmäßig Sport, macht Entspannungsübungen und das täglich. Und er sagt, daß hilft sehr gut!

LG
Rosenfan
DeaStern
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von DeaStern »

Liebe Rosenfan.

Ich verstehe jetzt was Du meinst, wenn Du darüber nachdenkst ob Deine Tochter mitarbeitet.
Ich hab heute aus der Sicht einer Tochter ein "Buch" geschrieben (tut leid, der Artikel ist echt lang geworden, hab ihn aber nicht kürzen können ohne die Botschaft zu verändern). Falls Du das lesen magst, habe ich über das Thema unter "Umgang mit der Krankheit - Und täglich grüßt das Murmeltier :(" geschrieben.
Vielleicht kannst Du aus dem Text einen Hinweis bekommen. der Dir weiter hilft.

Ich hab letztens vergessen etwas zu sagen, was mich voll getroffen hat.
Es geht um diesen Text, den Du geschrieben hast:

"Ganz großer Fehler unsererseits, wir hätten darüber reden müssen und uns damals Hilfe suchen, die wir damals nicht bekamen und auch nicht wußten wo wir Hilfe bekommen....Es hieß nur, schmeisst ihn raus, aber wir haben auch da auf unser Herz"

Bitte liebe Rosenfan, bitte denk nicht so über Dich, bzw. über Euch. Wie kann das ein Fehler gewesen sein, wenn Du nicht gewusst hast was Du tun sollst? Es macht mich sprachlos, dass ihr damals so einen Satz gehört habt: "Schmeißt ihn raus"! Na so was, unvorstellbar...
Ihr habt genau richtig gehandelt, kannst Du es erkennen? Dein Sohn steht heute mit beiden Füßen im Leben dank Euch. Ihr habt ihm gezeigt, dass Ihr trotz allem zu ihm steht, das ist eine großartige und bewundernswerte Einstellung, denn Ihr habt ihm gezeigt, dass Ihr ihn liebt.
Bitte mach Dir keinen Vorwürfe mehr und vergib Dir, weil es im Grunde nichts gibt, was es zu vergeben gibt. Ich glaube nicht, dass Dir Dein Sohn Vorwürfe macht, warum solltest Du Dich dann damit belasten?

Ganz liebe Grüße von mir, Andrea
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Rosenfan,

es freut mich, dass ich dir weiterhelfen konnte. Ich habe dir übrigens eine private Nachricht geschrieben :)

Ja, ich würde das Ambulant betreute Wohnen deiner Tochter auch auf jeden Fall vorschlagen. Es macht das Leben so viel einfacher. Meine Betreuerin ist gerade in Urlaub und ich merke schon, dass sie mir zum Reden fehlt.
Zum Beantragen bin ich damals zum Sozialpsychiatrischen Dienst von der Diakonie gegangen. Dort habe ich mit einem Mitarbeiter einen Fragebogen ausgefüllt über meine Situation und in welchen Bereichen ich genau Hilfe bräuchte. Das ist aufgeteilt in die 5 Bereiche Selbstversorgung/Wohnen, Umgang mit der Krankheit, Arbeit, Freizeit/Tagesgestaltung und Soziale/Persönliche Beziehungen. Dann musste ich noch einen Fragebogen zu meiner finanziellen Situation ausfüllen und dafür die Nachweise abgeben. Ich glaube, Arztberichte musste ich auch abgeben, wie genau die da was wissen wollten, weiß ich aber nicht mehr. Aber Hauptsache, man hat eine offizielle Diagnose.

Was vielleicht noch gut ist zu wissen: Das Ambulant betreute Wohnen ist eine Leistung nach dem SGB XII. Das heißt, dass es bestimmte Vermögensbeschränkungen gibt. Früher durfte man maximal 2.600€ besitzen. Letztes Jahr wurde dieser Betrag auf 25.000€ erhöht! Das heißt, man muss nicht gezwungenermaßen fast an der Armutsgrenze leben, nur weil man betreut wird. Je nachdem wie hoch das eigene Einkommen ist, muss man monatlich noch etwas dazuzahlen oder nicht. Der Betrag, den ich zahle, ist für mich aber gut machbar. Ich denke, über das Finanzielle müsstet ihr euch dann keine Sorgen machen.

Es würde mich freuen, zu hören wie es bei euch weitergeht. Ich hoffe, ihr findet eine gute Lösung. Bei mir war es so, dass es schon erleichternd war, zu wissen, wie die Wohnsituation weitergeht. Ich war auch an meinem Studienort, wollte da aber nicht bleiben, aber zu den Eltern zurück ist jetzt auch nicht der Hit, aber ich brauchte immer wieder Hilfe, dann gab's keine freien Wohnungen, dann immer die Frage, ob ich das überhaupt schaffe... das zehrt so an den Nerven. Im ersten Jahr in der eigenen Wohnung hätte ich es auch nicht geschafft, auch noch nebenbei eine Therapie zu machen. Das geht alles sehr langsam und braucht viel Zeit, sich wieder aufzurappeln und sich der neuen Situation anzupassen und da eine Routine und mehr Sicherheit reinzukriegen. Leider viel mehr Zeit, als ich es gerne hätte. Aber man muss manchmal anscheinend wirklich 1000mal die Erfahrung machen, dass man etwas schafft, bis man sich wieder traut, dran zu glauben, dass man manches doch wieder wirklich kann und schafft und nichts schlimmes passiert, wenn man es versucht.

Wegen dem Termin beim Arbeitsamt: In den Kliniken, in denen ich war, wurde man bei solchen wichtigen Sachen freigestellt und musste das Therapieprogramm nicht mitmachen.
Was ich bei solchen Terminen nur empfehlen kann, ist sich einen Ämterlotsen oder eine andere zweite Person mitzunehmen. Ämterlotsen gibt's bei uns bei der Diakonie/Caritas. Das sind Ehrenamtliche, die einen zum Amt begleiten. Meine Erfahrung ist, dass ich dann gleich sehr viel freundlicher behandelt und ernster genommen wurde als so. Ich habe beim Jobcenter sehr unschöne Erfahrungen machen müssen und werde da in Zukunft nie wieder alleine hingehen. Ich will dir damit keine Angst machen, aber ich kann das echt nur empfehlen. Und hinterher kann man drüber reden und muss nicht erst alles erzählen, wenn man eh schon wieder die Hälfte vergessen hat. ;)

Liebe Grüße
DieNeue
Rosenfan
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Rosenfan »

Liebe DieNeue!

vielen Dank für deine ausführlichen Informationen. Ich denke, daß wäre genau das richtige für meine Tochter.

Leider kümmert sie sich um gar nichts mehr. Ich habe jetzt bei ihr angefragt, ob sie schon beim Arbeitsamt war. Leider nein. Habe gesagt, wie wichtig das ist. Antwort: Mir egal.

Wie bitte, kann ich ihr da noch weiterhelfen, wenn sie nichts annimmt. So frage ich mich, ob in der Klinik da auch keiner darauf achtet, denn immerhin hatte man ihr ja auch dort schon mal geraten die Erwerbsminderungsrente zu beantragen.

Die Aussteuerung beginnt nächste Woche und sie kümmert sich nicht darum. D..h. doch, sie hat dann nicht mal mehr eine Krankenversicherung. Da gibt es dann doch keine weiteren Behandlungen mehr für sie...?
Ich frage mich, ob sie sich da auch denn an den sozialpsychiatrischen Dienst wenden würde. Habe mich inzwischen im Internet erkundigt und es gibt diesen auch an ihrem Wohnort. Da war das auch alles beschrieben, was du mir hier geschrieben hast.
Aber ob sie einsichtig ist, daß sie da eine Betreuung an ihrer Seite braucht?
Ich bin gerade so ratlos, wie spreche ich das mit der Hilfe beim sozialpsychiatrischen Dienst an, wenn meiner Tochter gerade alles egal ist? Es war bisher immer so, wenn man ihr Möglichkeiten aufzeigte, machte sie dicht. Setze ich sie dann nicht noch mehr unter Druck?

LG
Rosenfan
Bittchen
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Rosenfan,

das Verhalten deiner Tochter ist der Depression geschuldet.
Diese Gleichgültigkeit bei Patienten habe ich schon auf Akutstationen erlebt.
Da soll die Selbsständigkeit gefördert werden,aber die Patienten können selber gar nichts mehr für sich regeln.
Im schlimmsten Fall wollen sie nur noch sterben.
Oft bekommt dann eine vertraute Person die Vollmacht, um zu entscheiden.
Ganz schwierige Situation,aber es geht nur darum ,das Leben deiner Tochter zu retten!!!
Ich würde mich umgehend mit der Klinik in Verbindung setzen.
Egal ob volljährig oder nicht,die sollen sehen ,dass noch Verwandte da sind,die tätig werden.
Wenn es ihr besser geht ,wird sie dir dankbar sein.
Deine Tochter ist nicht handlungsfähig ,weil sie schwer krank ist.
Wie das enden kann,haben wir ja schon zu oft gelesen oder auch selbst mit bekommen.
Ganz viel Kraft für dich !!!

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Rosenfan
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Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Rosenfan »

danke Bittchen!

@dieNeue - in meinem Postfach ist keine PN....?

LG
Rosenfan
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