Desinteresse und Abweisung

Chrissham
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Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Chrissham »

Hallo alle miteinander.

Ich Suche dringend Hilfe!

Seit Januar distanziert mein Freund sich immer mehr von mir.
Ich habe natürlich am Anfang nicht verstanden was los ist und habe ihm Sachen an den Kopf geworfen die ich bis heute bereue.
Aber wie erkennt man auch eine Depression, wenn man sich selber nie in einer befand.

Wir hatten ein persönliches Treffen seitdem er wieder depressiv ist, das war vor 4 Wochen.
An diesem Tag war er so wie ich Ihn kennengelernt habe, lebensfroh aufgeweckt und super liebevoll.
Er hat sich tausend mal bei mir bedankt das ich extra vorbei gekommen bin und hat mir mehrmals gesagt wie er er sich freut mich zu sehen. Ich hatte nicht das Gefühl das er mir etwas vorspielen würde. Aber im Nachhinein verstehe ich sein Verhalten an diesem Tag absolut nicht.
Ich bin mir nicht mehr sicher ob das alles nur gespielt war und er mich damit einfach nur beruhigen wollte?!

Mein Freund meldet sich nun seit zwei Wochen nicht mehr bei mir und weist mich ständig zurück.
Vor zwei Wochen meinte er nur zu mir
"Ich will deine Hilfe nicht, du kannst mir nicht helfen, ich suche mir die Leute selber aus von denen ich Hilfe benötige".
Das habe ich respektiert und darauf nur geantwortet, dass ich verstanden habe das es ihm nicht gut geht und ich ihm seinen Freiraum lasse. (was anderes blieb mir in dieser Situation auch nicht übrig) Er solle sich doch melden wenn ihm danach ist.

Leider kam bisher kein Lebenszeichen mehr von ihm.
Ich habe das Gefühl ich sitze hier auf heißen Kohlen und warte vergebens.
Ich merke selber wie mich das ganze runterzieht und ich weiß nicht was ich tun soll.
Dieses verlangen ihm schreiben zu wollen übermannt mich oft. Ich fange dann an eine Nachricht zu schreiben und lösche diese bevor ich dazu komme etwas abzuschicken.

Wie kann ich mit einem Partner Zusammensein der keinen Platz für mich in seinem Leben hat?!

Manchmal denke ich es wäre besser das ganze zu beenden, ihm würde es momentan wahrscheinlich nicht viel ausmachen aber mir würde es glaube ich sehr helfen. Aber ich schaffe es einfach nicht los zu lassen, dafür sind meine Gefühle viel zu stark.
Aber ich mache mich langsam von ihm abhängig....

Vielleicht habt ihr irgendwelche Tipps für mich?!

Viele Grüße
Chrissi
Kayra
Beiträge: 36
Registriert: 28. Jan 2018, 12:13

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Kayra »

Hallo Chrissi,

erst einmal hier herzlich willkommen.

Vielleicht nimmst Du Dir die Zeit und liest Dir hier mal ein paar Posts durch,
dann wirst Du feststellen, dass die meisten Angehörigen vor dem gleichen Probleme stehen und Du damit nicht alleine bist.

Das Verhalten von deinem Freund ist leider in einer Depression nicht ungewöhnlich, wie ich es selber auch seit November mit meinem Partner erlebe.
Wir sind seit fast 7 Jahren zusammen und er hat in dieser Zeit die dritte Episode, wobei ich erst bei der dritten weiß, dass es sich um eine Depression handelt, wo er allerdings nichts wissen will.
Darum hat er mich genau so "abserviert", wie dein Freund dich, aber bestimmt nicht, um uns wissentlich zu verletzen, im Gegenteil, eher um uns und natürlich auch sich selbst zu schützen.

Natürlich ist das alles schwer zu verstehen, wir fühlen uns total hilflos und auch sehr verletzt.
Vielleicht solltest Du dich über das Thema Depression (auch im Internet) informieren, um etwas mehr zu verstehen, das musste ich auch erstmal.
Vielleicht hilft es Dir dann eher, deine Entscheidung zu treffen, ob Du die Geduld und vor allem die Kraft hast, für deinen Freund da zu sein...
Du kannst ihm im Moment nur vermitteln, dass Du für ihn da bist und er kann sich melden, wenn er dich braucht.
Wahrscheinlich ist im Moment für dich nicht mehr möglich, außer auf dich zu achten, dass es Dir gut geht und auf ihn zu warten, bis er sich meldet.
Es ist eine ganz, ganz schwierige Situation und Du kannst nur für dich entscheiden.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und vielleicht lese ich ja wieder von Dir.

Liebe Grüsse. Kayra
Chrissham
Beiträge: 6
Registriert: 17. Feb 2018, 08:06

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Chrissham »

Hallo Kayra!

Vielen Dank für die schnelle Antwort.
Ich habe mir heute ein paar Forenbeiträge durchgelesen und mich etwas schlauer gemacht was die Depression ist und wie ein Mensch sich dadurch verändert.

Ich verstehe das er sich zurück zieht. Aber ich kann nicht verstehen warum er mich aus seinem Leben ausschließt und seine Freunde an seinem Leben teilhaben lässt. Auf eine gewisse Weise bin ich doch auch "eine" Freundin.

Es ist OK wenn er meine Hilfe nicht möchte, ich zwinge ihm da auch nichts auf. Aber es wäre schön wenn er sich Hilfe suchen würde. Dann hätte ich das Gefühl das er etwas ändern will und wir eine Chance hätten zum "normalen" Alltag zurückzukehren.

Ich will ihn mit alldem ungern alleine lassen, er ist nicht gerade der familiärste Mensch und zu seinen Freunden hat er auch nicht den besten Kontakt.
Manchmal denke ich daran seine Mutter zu informieren, aber das wäre nicht fair. Es ist schließlich "Seine Krankheit" und er entscheidet selbst wem er sein Leid klagt.

Wäre es falsch von mir, wenn ich ihm Ende des Monats eine Nachricht schreibe um zu fragen wie es ihm geht,...das ich ihn gerne sehen würde, auch wenns nur 5 min wären. Würde ich ihn damit unter Druck setzen oder wäre es ihm egal?
Dieses stumpfe warten auf ein Lebenszeichen macht einen verrückt.

Danke dass du mir deine Geschichte erzählt hast. Ich kann leider nicht rauslesen ob ihr noch zusammen seid?

Ich werde noch mal alles überdenken und dann versuchen die richtige Entscheidung für mich zu treffen.

Vielen Dank für deinen Rat und deine Hilfe! Ich wünsche dir auch nur das Beste.

Viele Grüße
Chrissi
Kayra
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Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Kayra »

Hallo Chrissi,

Du weisst gar nicht, wie sehr ich mich in dich hineinfühlen kam und es tut mir unendlich leid.
In genau dieser Ohnmacht stecke ich mit meinem Partner auch...keinen wirklichen Kontakt seit zwei Monaten und wenn dann habe ich ihn mir mehr oder weniger erzwungen...
Ich habe SMS geschrieben, bei WhatsApp hat er mich gesperrt, angerufen ohne Erfolg, Briefe geschrieben, keine Reaktion...eigentlich hat er sich noch mehr zurückgezogen.
Jetzt muss ich auch gestehen, dass ich im November, als er sich so veränderte und sich von mir distanzierte, ich aus lauter Verzweiflung die Beziehung beendet habe. Als ich ihm dann seine Sachen gebracht habe, sagte er nur zu mir, na und? Dann suche ich mir eine neue Frau, die er dann auch ziemlich bald im Internet gefunden hat...seit Anfang Januar schon die zweite...
Zu dem Zeitpunkt wusste ich auch noch nicht, dass er an Depressionen leidet.

Als ich dann von meinem Hausarzt erfuhr, dass es sich um diese Krankheit handelt, habe ich meinem Freund geschrieben, dass eine Krankheit kein Grund für mich ist, ihn zu verlassen...Aber es war zu spät, er war schon auf der Suche...

Darum bitte ich dich, überlege gut, wie Du dich entscheidest, auch so was kann passieren.

Das dein Freund sich von Dir distanziert, ist um dich zu schützen und auch sich selber, denn er ist in dieser Phase nicht da, wo Du ihn dir wünschst und er kann deine Erwartungen nicht erfüllen.
Wenn er zum Beispiel zu seinen Freunden geht, dann baut er eine Fassade auf, damit niemand merkt, dass er an Depressionen leidet...für ihn ist das im Moment einfacher, als was gegen die Erkrankung zu unternehmen.
Wenn er irgendwann wieder in der Realität ist, dann hast Du vielleicht die Chance, mit ihm darüber zu reden.

Jetzt kannst Du nichts tun, was er von sich aus nicht zulässt, Du kannst jetzt nur sehr geduldig sein und warten, ihn auf keinen Fall bedrängen...

Ich weiss, wie schwer das ist, ich kann auch nur warten und hoffen, dass mein Freund die schönste Zeit seines Lebens, wie er mir beim Abschied noch gesagt hat, nicht vergessen hat wenn es ihm wieder besser geht.

Du kannst jetzt nur für dich entscheiden, ob deine Liebe, Kraft und Geduld ausreicht um für ihn da zu sein, wenn er dich braucht.
Vielleicht bleiben wir ja in Kontakt um uns in der schwierigen Zeit ein wenig zu unterstützen.

Ich wünsche Dir alles Gute und ich denk an dich.

Liebe Grüsse
Kayra
Rowdyyy
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Registriert: 6. Jan 2018, 14:41

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Rowdyyy »

Hallo Chrissham,

bei dir hört es sich fast genauso an wie bei mir und meiner Freundin. Sie distanziert sich auch total von mir. Mit ihren Freunden und der Familie kommt sie super gut klar. Und auch ich habe ihr am Anfang ein paar Dinge an den Kopf geworfen, als ich noch nicht wusste, dass es sich um eine Depression handelt. Es geht nun seit ca 8 Wochen bei uns so und gesehen haben wir uns seit 4,5 Wochen nicht. Gestern hatte ich dann die Nase mal voll und habe ihr geschrieben und ihr mal gesagt, wie ich mich fühle. Habe auch lange überlegt, ob ich den Text abschicken soll. Sie hat mir dann gesagt, dass sie der Text verletzt hat. Ich habe ihr vor 8 Wochen, als dann klar war, dass es sich um eine Depression handelt, geaagt, dass ich für sie da sein werde. Sie fühlte sich nun im Stich gelassen. Sie hat die Nachricht, die ich geschrieben habe leider nur als vorwurfsvollen Text gelesen. Dabei habe ich ihr keine Vorwürfe gemacht, sondern einfach geschrieben wie es für mich ist. Sie hat gesagt, dass sie sich Schuldgefühle macht und mich nicht sehen möchte, weil sie denkt, sie würde mich mit ihrem Verhalten verletzen. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass es gut war, dass ich ihr geschrieben habe. Denn sie sagte auch, dass es gut sei, dass ich meine Gefühle äußere und ich glaube auch, dass sie sich das was ich geschrieben habe irgendwie zu Herzen nimmt.

Das Gute ist, dass am Mittwoch ihre Therapie beginnt. Ich hoffe, dass es dann bald besser wird. Es ist natürlich wirklich schwer mit dieser Abweisung umzugehen, vor allem wenn sie alles andere irgendwie noch relativ gut hinbekommt. Ich weiß nicht, ob es das richtige ist, wenn du deinem Freund auch mal so etwas schreiben würdest, denn die Reaktion darauf kann ja auch sehr sehr negativ sein. Ich hatte auch wirklich Angst vor der Reaktion meiner Freundin. Aber in Nachhinhein war ich wirklich erleichtert das ganze mal loszuwerden.

Wie ist es denn bei deinem Freund? Hat er die Depression als solche denn anerkannt und möchte er auch eine Therapie machen?

LG Rowdy
Chrissham
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Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Chrissham »

Hey Kayra,

Danke, dass du mir deine Geschichte so offen erzählst.

Ich glaub das schlimmste was einem Menschen geschehen kann, ist dass der Exfreund nach einer plötzlichen Trennung direkt eine neue Frau in seinem Leben lässt....In deinem Fall nun schon die zweite. Das tut mir wirklich Leid!
Ich hoffe er kommt vielleicht zu Besinnung und erkennt, was er an dir hatte und bereut sein Tun und Handeln.

Behalt den Kopf immer oben, dass ist am wichtigsten! Die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden.

Viele Grüße
Chrissham


Kayra hat geschrieben:Hallo Chrissi,

Du weisst gar nicht, wie sehr ich mich in dich hineinfühlen kam und es tut mir unendlich leid.
In genau dieser Ohnmacht stecke ich mit meinem Partner auch...keinen wirklichen Kontakt seit zwei Monaten und wenn dann habe ich ihn mir mehr oder weniger erzwungen...
Ich habe SMS geschrieben, bei WhatsApp hat er mich gesperrt, angerufen ohne Erfolg, Briefe geschrieben, keine Reaktion...eigentlich hat er sich noch mehr zurückgezogen.
Jetzts ich muss ich auch gestehen, dass ich im November, als er sich so veränderte und sich von mir distanzierte, ich aus lauter Verzweiflung die Beziehung beendet habe. Als ich ihm dann seine Sachen gebracht habe, sagte er nur zu mir, na und? Dann suche ich mir eine neue Frau, die er dann auch ziemlich bald im Internet gefunden hat...seit Anfang Januar schon die zweite...
Zu dem Zeitpunkt wusste ich auch noch nicht, dass er an Depressionen leidet.

Als ich dann von meinem Hausarzt erfuhr, dass es sich um diese Krankheit handelt, habe ich meinem Freund geschrieben, dass eine Krankheit kein Grund für mich ist, ihn zu verlassen...Aber es war zu spät, er war schon auf der Suche...

Darum bitte ich dich, überlege gut, wie Du dich entscheidest, auch so was kann passieren.

Das dein Freund sich von Dir distanziert, ist um dich zu schützen und auch sich selber, denn er ist in dieser Phase nicht da, wo Du ihn dir wünschst und er kann deine Erwartungen nicht erfüllen.
Wenn er zum Beispiel zu seinen Freunden geht, dann baut er eine Fassade auf, damit niemand merkt, dass er an Depressionen leidet...für ihn ist das im Moment einfacher, als was gegen die Erkrankung zu unternehmen.
Wenn er irgendwann wieder in der Realität ist, dann hast Du vielleicht die Chance, mit ihm darüber zu reden.

Jetzt kannst Du nichts tun, was er von sich aus nicht zulässt, Du kannst jetzt nur sehr geduldig sein und warten, ihn auf keinen Fall bedrängen...

Ich weiss, wie schwer das ist, ich kann auch nur warten und hoffen, dass mein Freund die schönste Zeit seines Lebens, wie er mir beim Abschied noch gesagt hat, nicht vergessen hat wenn es ihm wieder besser geht.

Du kannst jetzt nur für dich entscheiden, ob deine Liebe, Kraft und Geduld ausreicht um für ihn da zu sein, wenn er dich braucht.
Vielleicht bleiben wir ja in Kontakt um uns in der schwierigen Zeit ein wenig zu unterstützen.

Ich wünsche Dir alles Gute und ich denk an dich.

Liebe Grüsse
Kayra


Hallo Rowdy

Erstmal danke für deine Nachricht!
ich kann mir gut vorstellen, dass deine Freundin deine Nachricht als Vorwurf gesehen hat.
Genau davor habe ich Angst, dass er diese Nachricht zu persönlich nehmen wird und dann sagt dass er mich gar nicht mehr sehen will und den Kontakt zu mir komplett abbricht, wie bei Kayra oben, mit Blockieren etc.
Wobei ich ihm doch einfach nur mal mitteilen will wie es momentan in mir aussieht und das ich trotz allem für ihn da sein will.

Mein Freund weiß, dass er eine Depression hat.
Er meinte mal zu mir die würde ihn schon sein ganzes Leben lang verfolgen.
Anfang Januar meinte er auch er würde sich in eine Klinik begeben.
Aber dieser Gedanke ist glaube ich wieder in den Hintergrund gerückt??
Ich weiß absolut nicht was er macht und ob er sich in Behandlung gibt.
Ich hätte ihn gerne dazu begleitet, einfach um den ersten Schritt in dieser Krankheit zu machen.
Ich bin mir sicher dass es auch niemanden gibt der ihn pusht oder an die Hand nimmt um mit ihm zum Arzt zu gehen.

Ich kann nur hoffen, dass es bei dir und deiner Freundin besser wird.
Die Zeit wird es zeigen. Ich wünsche dir nur das beste!
Vielleicht kannst du mir ja mal in ein paar Wochen mitteilen wie es bei euch beiden läuft?
Hat deine Freundin sich "selbst eingewiesen" und ihre Krankheit anerkannt oder haben ihr Familie und Freunde geholfen?

Liebe Grüße
Chrissham



Rowdyyy hat geschrieben:Hallo Chrissham,

bei dir hört es sich fast genauso an wie bei mir und meiner Freundin. Sie distanziert sich auch total von mir. Mit ihren Freunden und der Familie kommt sie super gut klar. Und auch ich habe ihr am Anfang ein paar Dinge an den Kopf geworfen, als ich noch nicht wusste, dass es sich um eine Depression handelt. Es geht nun seit ca 8 Wochen bei uns so und gesehen haben wir uns seit 4,5 Wochen nicht. Gestern hatte ich dann die Nase mal voll und habe ihr geschrieben und ihr mal gesagt, wie ich mich fühle. Habe auch lange überlegt, ob ich den Text abschicken soll. Sie hat mir dann gesagt, dass sie der Text verletzt hat. Ich habe ihr vor 8 Wochen, als dann klar war, dass es sich um eine Depression handelt, geaagt, dass ich für sie da sein werde. Sie fühlte sich nun im Stich gelassen. Sie hat die Nachricht, die ich geschrieben habe leider nur als vorwurfsvollen Text gelesen. Dabei habe ich ihr keine Vorwürfe gemacht, sondern einfach geschrieben wie es für mich ist. Sie hat gesagt, dass sie sich Schuldgefühle macht und mich nicht sehen möchte, weil sie denkt, sie würde mich mit ihrem Verhalten verletzen. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass es gut war, dass ich ihr geschrieben habe. Denn sie sagte auch, dass es gut sei, dass ich meine Gefühle äußere und ich glaube auch, dass sie sich das was ich geschrieben habe irgendwie zu Herzen nimmt.

Das Gute ist, dass am Mittwoch ihre Therapie beginnt. Ich hoffe, dass es dann bald besser wird. Es ist natürlich wirklich schwer mit dieser Abweisung umzugehen, vor allem wenn sie alles andere irgendwie noch relativ gut hinbekommt. Ich weiß nicht, ob es das richtige ist, wenn du deinem Freund auch mal so etwas schreiben würdest, denn die Reaktion darauf kann ja auch sehr sehr negativ sein. Ich hatte auch wirklich Angst vor der Reaktion meiner Freundin. Aber in Nachhinhein war ich wirklich erleichtert das ganze mal loszuwerden.

Wie ist es denn bei deinem Freund? Hat er die Depression als solche denn anerkannt und möchte er auch eine Therapie machen?

LG Rowdy
Rowdyyy
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Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Rowdyyy »

Hi Chrissi,

mir ging es in den letzten Wochen genauso wie dir. Ich wusste im Prinzip überhaupt nicht mehr was im Leben meiner Freundin gerade passiert, wie sie sich fühlt und ob sie sich überhaupt um eine Therapie kümmert. Bis ich sie einfach mal angeschrieben habe diesbezüglich. Da hat sie mir dann gesagt, dass sie einen Termin hat beim Hausarzt und hat mich dann auch weiter informiert, als die dann da war usw. Ich schreibe ihr generell alle paar Tage mal eine Nachricht, meistens kommt dann auch was zurück. nur eben nicht viel.

Bezüglich der Therapie: Da steht sie ja noch am Anfang. Morgen ist der erste Termin, da steht ja erstmal Diagnose etc. an. Ich denke in einen Klinikaufenthalt würde meine Freundin nicht gehen. aber wer weiß. Sie hat das auch alles von sich aus in die Wege geleitet, ich habe ihr aber immer meine Hilfe angeboten. Ihre Familie wusste bis vor kurzem noch nichts von all dem, ob sie es jetzt mittlerweile wissen, kann ich leider gar nicht sagen.

Ich habe auch noch einen kleinen Nachtrag zu meiner Nachricht von gestern. Meine Freundin, die ja gestern eher negativ reagiert hat, hat sich heute noch mal gemeldet und sich bedankt für die Nachricht und mir gesagt, dass die Nachricht sehr gut war und ich meine Worte auch gut gewählt habe. Das hat mich natürlich heute sehr gefreut. Wenn du deinem Freund schreiben solltest, dann solltest du auf jeden Fall darauf achten, dass du neutral bleibst und nicht vorwurfsvoll klingst.

Dass du deinem Freund anbieten möchtest ihn zu begleiten ist auf jeden Fall auch sehr gut. Selbst wenn er es nicht möchte, weiß er dass du da bist. Also ich kann dir auf jeden Fall empfehlen ihm zu schreiben. Mir hat es geholfen. Natürlich kann die Reaktion auch absolut scheiße sein, aber dann hast du auch da wenigstens Klarheit. Ich hab mich wirklich sobald ich die Nachricht abgeschickt habe richtig gut gefühlt, weil das einfach mal raus musste.

LG
Chrissham
Beiträge: 6
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Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Chrissham »

Hey Rowdy,

Also ich habe meinem Freund gestern geschrieben, dass ich Ihn gerne nächste Woche einmal sehen würde. Sei es auch nur mal eben kurz, denn ich möchte ein paar Dinge mit ihm besprechen die für mich momentan sehr wichtig erscheinen. Er hat mir auch direkt zurück geschrieben und ein Treffen bejaht.

Ich möchte erstmal in Erfahrungen bringen wie es ihm die letzten Wochen ergangen ist und ob es ihm auch halbwegs gut geht. Ich will wissen, ob er sich in Therapie begeben hat, wenn nicht würde ich ihm nochmal mitteilen das ich für ihn da wäre.
Außerdem weiß ich momentan nicht an welchem Punkt wir in unserer Beziehung stehen.
Sind wir überhaupt noch zusammen, trifft er sich momentan mit anderen Frau, interessiert er sich überhaupt für andere Frauen, sind da noch Gefühle seinerseits, besteht überhaupt eine Zukunft mit uns beiden.

Das sind wichtige Dinge die ich lieber mit ihm persönlich klären will. Ich bin gespannt wie das Gespräch verlaufen wird.

Ich finde es toll, dass deine Freundin wenigstens den ersten Schritt zum Arzt gewagt hat.
Ich hoffe sie findet einen Weg die Krankheit zu bekämpfen und dass sie sich dir gegenüber auch wieder mehr öffnet!

Danke für deine Hilfe :)

LG
Wilfried12
Beiträge: 13
Registriert: 20. Jan 2018, 15:23

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Wilfried12 »

Hallo zusammen

Ich habe hier schon bei einem anderen Thema geschrieben, aber die Überschrift Desinteresse und Abweisung passt viel eher zu meiner Situation.

Meine Freundin und ich sind seit ungefähr zehn Monaten zusammen und ich wusste von Anfang an dass sie depressive Phasen hat.
Wir waren mega verliebt und haben es kaum ohne einander ausgehalten. Wenn es ihr mal schlecht ging, konnte sie einfach nicht von der Couch, oder dem Bett aufstehen. Das habe ich akzeptiert und habe sie in Ruhe gelassen. Seit 3 bis 4 Monaten sind diese Phasen aber irgendwie anders. Sie ist dann extrem genervt und gestresst und zu mir sehr launisch und ungehalten. Es ist quasi persönlich geworden. Es wird auch vieles in Frage gestellt, was schon in meinen Augen ganz normal war. Zum Beispiel, dass wir zusammen in einem Zimmer schlafen können. Da hatte sie anfangs ein Problem. Zum ersten Mal, seit 5 Monaten höre ich heute, dass es angeblich immer noch ein riesen Problem für sie ist und ich muss wie der Hund vor die Tür. Es gibt unzählige Beispiele, die ähnlich sind. Sie sagt dann immer, sie wäre gestresst und mit ihrer depressiven Phase zusammen wäre das das Ergebnis. Aber das schlimmste ist, dass sie nicht drüber reden kann. Sie will, dass ich einfach akzeptiere, ohne nachzufragen. Ich will einfach nur wissen, warum das jetzt alles so ist und sich viele Dinge wieder zurück entwickeln und schlechter werden.

Das macht mich total fertig. Ich möchte, dass sie auch mich versteht und weiß, wie ich mich fühle. Aber da weiß sie nicht, ob sie das kann, sagte sie gerade.
Ob es sie interessiert wie es mir damit geht, wüsste sie auch nicht.

Ich bekomme auch kein "ich liebe dich" mehr zu hören (was sie mir früher drei mal am Tag geschrieben hat), kaum Emotionen.... nichts.

Ich frage mich nun, was das alles bringt. Was gibt mir diese Beziehung?
Es ist nur ein Geben von mir. Trotzdem liebe ich Sie und komme nicht los.
Aber warum ist das so. Warum tut man sich das an?
Ich könnte noch unendlich weiter schreiben, aber ich weiß garnicht wo ich da anfangen soll

(Eine Stunde Therapie in der Woche und das Verweigern von Medikamenten sind zur Zeit Stand der Dinge)
Mutmacher
Beiträge: 55
Registriert: 10. Feb 2018, 14:50

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Mutmacher »

Hallo zusammen,
Ich m44 mit recht gut rehabilitierter mittelgradiger D. möchte etwas zur Klärung Eurer Fragen beisteuern.
Eine D kommt wie eine Erkältung für uns. Nur dass Du selbst die Symptome erstmal gar nicht kennst. Du leugnest sie alle und findest bestimmt irgendwas oder eben jemand der dafür verantwortlich ist... Nur Du selbst nicht. Das wird Dir aber sehr bald doch klar und Du weißt, dass du dich eigentlich entschuldigen mußt, bei denen die Du verletzt hast.
Da ist ein riesiger Berg von Scham- und Schuldgefühl... Angst vor der Ausgrenzung, dem Stigma, dem Lachen der anderen.
Man erlebt sich selbst als unmöglich, aber auch so unfähig korrekt und angemessen den Liebenden gegenüber zu reagieren. Eigentlich will man so gar nicht sein! Man will sich verstecken.

Warum möchte man alleine sein und Distanz?
Weil es ein persönlicher emotionaler Tiefpunkt mit maximaler Verletzbarkeit ist, den man auch den wichtigsten und vertrautesten Menschen nicht zeigen möchte. Jedes Wort der Lieben wird gewogen und auf einen möglicherweise verletzenden Anteil hin untersucht.

Was hilft? Liebevolle Sätze von Euch, die aber auch euren Selbstschutz zu erkennen geben. Z.B.
"Ich bin da und vertraue auf Deine Fähigkeit gesund zu werden"
"Ich lege Wert auf Dich, auch wenn es grad schwierig für mich ist"
oder auch nichts mehr sagen, bis Er/Sie von selbst kommt.

Warum wechselt man den (Ex) Partner so schnell aus? So scheinbar ganz ohne Mitgefühl.
Es fehlt in einer akuten D-phase das Glücksempfinden. Da ist einfach nur ein grauer gefühlloser Nebel. Man möchte da nur zu gern die Instantglücks-lösung... und die ist für den Partner natürlich fies und unverständlich. Das neue Verliebtsein gibt viel Serotonin frei, was in einer D-Phase im Gehirn Mangelware ist. Und eigentlich strebt man diesen Normalzustand im Gehirn wieder an.

Dieser Berg an erzeugten Gemeinheiten kann erst langsam abgetragen werden, weil da alles an negativen Empfindungen drin ist, was das menschliche Dasein zu bieten hat. Viel Schamgefühl über sich selbst. Es ist eine Riesengeduldsprobe für Euch Angehörige, leider um ehrlich zu sein ohne Garantie auf Happyend unter allen Umständen. Grundsätzlich bin ich davon nun selbst überzeugt, dass der Berg zu bewältigen ist. Mit dem Wissen der Vergebungsbereitschaft der Angehörigen. Und sich selbst gegenüber.

In aller Dankbarkeit an Euch Angehörige: seit gut zu Euch und setzt euch Grenzen. Lernt gerne über diese Krankheit dazu und findet Euren optimalen Weg damit umzugehen. Nach Regen kommt ganz sicher Sonne!

Liebe Grüsse
Rowdyyy
Beiträge: 21
Registriert: 6. Jan 2018, 14:41

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Rowdyyy »

Hallo,

ich habe leider keine guten Nachrichten. Meine Freubdin hat sich leider von mir getrennt. Für mich ist die Welt zusammengebrochen. Sie sagte, dass sie im Moment nur negative Gefühle mit mir verbindet und die Beziehung eine Belastung für sie ist. Sie hatte ja nun den ersten Termin bei Ihrer Therapie und da sagte man ihr, dass man den auf jeden Fall auf den Grund gehen wird, warum das so ist, dass gerade ich mit den negativen Gefühlen in Verbindung gebracht werde. Sie möchte sich aber nun erst mal nur auf sich konzentrieren und die Beziehung stehe ihr da im Weg meint sie.

Ich weiß im Moment echt nichts mit mir anzufangen und fühle mich total verloren. Es fühlt sich für mich so falsch an, dass man jemanden verliert, aufgrund dieser beschissenen Krankheit, obwohl man vorher als Paar super glücklich war und sehr gut funktioniert hat. Ich weiß nicht ob ich loslassen soll oder darum kämpfen soll. Ich weiß nicht ob es Hoffnung gibt, dass es wieder was wird, wenn sie wieder „gesund“ ist. Gibt es hier jemanden der schon ähnliches durchgemacht hat?

Lg
Wilfried12
Beiträge: 13
Registriert: 20. Jan 2018, 15:23

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Wilfried12 »

.... ich kann mir vorstellen, wie du dich gerade fühlst. Habe schon in einem anderen Posting geschrieben, dass ich mir gerade das Buch "Mach Schluss" gekauft habe..... krass, aber vielleicht hilfreich.
Ich hatte jedoch ein schönes Wochenende mit meiner Freundin.... Nach 5 Wochen. Dann kommst du wieder ins grübeln. Es war doch so schön.... du willst die 5 Wochen Hölle vergessen.
Ich frage mich teilweise, ob diese Krankheit etwas mit Schizophrenie zu tun hat. Wie kann ein Mensch innerhalb kürzester Zeit so unterschiedlich zu Dir sein?! Ich habe Angst vor der Zukunft. Was kann man planen, ohne wieder verletzt zu werden. Plötzlich will sie zusammen ziehen und so Dinge. Was ist, wenn nächste Woche wieder die nächsten 5 Wochen beginnen......?
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo Rowdyyy!

Letztlich habe ich so etwas schon mehrmals mitgemacht mit meiner Freundin. Selbst in den kurzen und nicht so heftigen Episoden hat sie immer wieder die Beziehung in Frage gestellt. Auch die letzte heftige Episode fand ihren Höhepunkt ziemlich am Anfang mit den Worten, das sie es beenden will. Ich habe es schlicht weg und einfach ignoriert, da es ja in der Vergangenheit schon vorgekommen ist. Diesmal war ihre Begründung unter anderem, ähnlich wie bei dir, das sie sich auf sich konzentrieren müsste, sie kein Platz für meine Befindlichkeiten hätte, in der Zukunft mir nicht beistehen könnte .... ganz ehrlich und krass ausgedrückt waren dies für mich alles nur vorgeschobene Begründungen um sich ungestört im Schneckenhaus einrichten zu können. Da stören wohl alle die einem nahe stehen. Gut, ich habe ihr dies dann alles mit verletzenden Worten an den Kopf geknallt – einfach weil mir dies Infrage stellen der Beziehung auf den Keks ging. Ich habe mich dann erst ab diesem Zeitpunkt mit Depressionen befasst. Es hat dann noch eine Weile gedauert bis ich dies Verhalten unter dem Aspekt dieser Krankheit gesehen habe. Als tiefere Begründung nannte sie, dass dies ihr Bauchgefühl sagen würde und sie diesem vertrauen würde. Ich habe sie dann damit konfrontiert, dass dies doch alles nur ein Resultat ihrer Krankheit sei. Ihre Antwort war dann damals, dass sie mich nicht mehr mögen würde und dies keine Krankheit sei. Nun sagt mir meine Lebenserfahrung, dass man einen Menschen nicht innerhalb ein paar Tagen nicht mehr mag – außer es gibt irgendein außergewöhnliches Ereignis, wie etwa wenn ein Partner fremd geht. Auch sagte mir mein eigenes Bauchgefühl das da irgend etwas nicht stimmt. Die Signale sind und waren nie wirklich eindeutig. Ich habe den Standardtipp beherzigt und einfach weiter Kontakt gehalten. Mir stellt sich mittlerweile halt die Frage wie lange ich dies aufrechterhalten möchte ohne ein eindeutiges Bekenntnis zu einer Beziehung.
Ich weiß nicht wie deine Erfahrungen mit Trennungen sind. Ich habe schon einige hinter mir und die waren nie „komisch“. Diese Trennungen waren immer vorhersehbar aus einer Entwicklung heraus oder halt schon nach einer kurzen Zeit als man festellte, dass man doch nicht füreinander gemacht ist.
Also vielleicht solltest du mal dein Bauchgefühl fragen, ob die Signale wirklich eindeutig von ihr sind. Ich glaube das so eine Therapie wirklich anstrengend ist und eine Beziehung kann da tatsächlich im Wege stehen. Oder frag sie doch einfach gerade heraus ob das Beenden der Beziehung nur deinem Schutz dienen soll – da sie sich einfach auf schwere Zeiten einstellt und sie dir nicht im Weg stehen will. Dies war eine weitere Begründung warum meine Freundin unsere Beziehung beenden wollte - wohl in der Voraussicht das eine schwere Episode ansteht. Sie sagte übrigens auch das sie mich nie wieder sehen wolle. Diese Woche wollen wir uns treffen – die Initiative ging von ihr aus. Nach meiner Erfahrung mit meiner Freundin sagt sie in Episoden Sachen, die sie hinterher bereut. Die dadurch entstehende Scham macht es auch nicht einfacher.
Ein weiterer Aspekt sehe ich bei mir, und dies könnte auch bei dir eine Rolle spielen, ihre bisherigen Trennungserfahrungen. Diese waren bei meiner Freundin zum Ende ihrer Ehe traumatisch und gipfelten in einem Suizidversuch. Und wenn sie nun sehr schnell eine Beziehung für sich beendet, kann ich dies zumindest rational verstehen.

Ich will dir jetzt keine falschen Hoffnungen machen. Aber das ganze hinterfragen würde ich schon noch mal.

LG
Rowdyyy
Beiträge: 21
Registriert: 6. Jan 2018, 14:41

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Rowdyyy »

Hallo FrequentFlyer

für mich fühlt sich das alles nicht richtig an. Unsere Beziehung lief bis zum Ausbrechen ihrer Krankheit richtig gut. Ab dann haben wir uns halt gar nicht mehr gesehen. Ihre Begründung für die Trennung sind zum einen das konzentrieren auf sich und die Therapie und dass sie mir und einer Beziehung nicht gerecht werden kann. Also ja im Prinzip um mich zu schützen.

Aber das passt halt irgendwo alles nicht ganz zusammen. Vor 1-2 Wochen, als ich ihr einen Text geschrieben habe wie ich mich fühle, fühlte sie sich anfangs total vor den Kopf gestoßen und sagte, dass sie sich im Stich gelassen fühlt und Zeit und Geduld benötigt. Nun beendet sie die Beziehung und gibt sich selber keine Zeit und Gefuld. Auf der anderen Seite war die Trennung von ihr so klar und deutlich, dass ich nicht weiß, ob ich das einfach „ignorieren“ kann und sollte.

LG
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Laca55 »

Hallo Rowdyyy, hallo FrequentFlyer,

auch ich werde jeden Tag damit konfrontiert, dass meine Freundin alles in Frage stellt. Wie ich ja in einem anderen Forumsbeitrag schon mitteilte, entschieden wir vor ein paar Wochen gemeinsam, die Beziehung so wie sie ist, erst einmal zu beenden und auf freundschaftlicher Basis weiterzumachen, da auch sie sich von der Beziehung erdrückt gefühlt hat und sie konnte der Beziehung auch nicht mehr gerecht werden (so ihre Worte). Wir wohnen auch nach wie vor noch zusammen. In den letzten Wochen gab es immer wieder ein auf und ab, ein hin und her. Es gibt Tage, da ist sie total distanziert, redet kaum ein Wort mit mir und verkriecht sich in ihrem Zimmer. Dann gibt es Tage, da ist sie total anhänglich, sucht meine Nähe, will kuscheln, küssen und zeigt mir ihre starke Zuneigung. Als wenn nie was gewesen wäre. Ich spüre immer wieder, dass sie im Grunde nicht abschließen und loslassen kann mit unserer Beziehung. Die Anziehung und die Verbundenheit ist auch viel zu stark und tief zwischen uns. Sie ist innerlich hin und her gerissen. Es ist zwar eine "vereinbarte" Freundschaft, aber trotzdem eine Art Beziehung. Es ist wirklich schwer zu erklären und ob es ein Weg für uns ist, weiß ich leider noch immer nicht. Momentan hat meine Freundin auch nach wie vor noch zu viele Baustellen um sich herum und in sich. Die Zeit wird es zeigen, wie es mit uns weiter geht....

Viele Grüße

Laca
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi Rowdyyy!

Sag mal, wir sprechen doch nicht etwa von der selben Frau? ;-)
Die Originalworte meiner Freundin waren auch, dass sie mir in einer Beziehung nicht gerecht werden kann – meinen Bedürfnissen nicht gerecht werden könne. Wie schon geschrieben war ich damals echt auf Krawall gebürstet und entgegnete ihr, dass ich ihr Verhalten und Gedanken unverschämt und übergriffig halte. Denn es gibt einzig und allein nur einen Menschen der Beurteilen darf was mir eine Beziehung bringt, ob meinen Bedürfnissen entsprochen wird. Und das bin ich und nur ich. Ich würde dies heute in der Schärfe nicht mehr sagen, falsch war es im Inhalt dadurch nicht. Was ich ihr damals pauschal zu diesem Themenkomplex gesagt habe war, dass sie aufhören soll Begründungen bei mir zu suchen und quasi das Beenden der Beziehung als einen fürsorglichen und gnädigen Akt mir gegenüber darzustellen. Was mir nämlich gut tut obliegt in der Beurteilung nur mir. Klar, da ging es letztlich nur darum das ich sie in Ruhe lasse in ihrer Episode. Darauf würde ich heute auch Rücksicht nehmen. Und ich würde sie darum bitten, wichtige weittragende Entscheidungen nicht in solchen Phasen zu treffen. Den Beruf von sich aus kündigen wäre ja auch blödsinnig – man kann sich ja auch krankschreiben lassen oder übertragen auf eine Beziehung, eine Auszeit nehmen.
Bei mir kommt halt noch erschwerend hinzu, dass sie sich nach ihrem Suizidversuch und der anschließenden Therapie vor mehreren Jahre als geheilt ansieht. Dieses zurück ziehen, die innere Leere usw. als Charaktereigenschaft sieht. Auch könne sie nicht ihren Willen ausdrücken, würde immer das machen was andere wollen. Da stimmt wohl die Eigenwahrnehmung nicht ganz. Ich kenne sie als starke Person, die sehr genau ihren Willen vertreten kann (in normalen Phasen).
Und so werde ich mich diese Woche noch mit ihr treffen und dann weiter sehen. Es kann gut sein, dass sie nochmals ihren Willen die Beziehung zu beenden bekräftigt oder aber wir einen Weg finden, wie wir zurande kommen. Da aber die Signale die sie ausgesendet hat sehr uneinheitlich waren in den letzte Wochen, gebe ich keine Prognose ab.

So und jetzt noch so ein paar Bemerkungen meiner Freundin – einfach weil ich es immer wieder erstaunlich finde wie sehr sich die Äußerungen ähneln:
Ich mag dich sehr aber dennoch will ich es beenden.
Ich muss nicht über Verletzungen reden, ich behalte die für mich und mach mir meine Gedanken.
Wenn es dir nicht gut geht, könnte ich nicht für dich da sein (war sie allerdings in der Vergangenheit schon).
Ich kann mich nicht auch noch um deine Befindlichkeiten kümmern.
Du hast ein völlig falsches Bild – für mich ist das zurück ziehen nicht schlimm.
Ich habe mich weiterentwickelt und habe die nächste Stufe erreicht.
Ich bin eine gnadenlose Optimistin und gehe nur nach vorne.
Lieber jetzt alles beenden als irgendwann in der Zukunft – der Schmerz wäre dann nur schlimmer.

OK, wenn ich mehr Zeit hätte könnte ich noch viel mehr aufschreiben. Vielleicht spinne ich auch, aber eine eindeutige Tendenz haben diese Aussagen nicht – nur wenn ich sie unter dem Winkel einer Depression sehe, werden diese Aussagen „rund“.

Wie gesagt Rowdyyy. Mir hat dieses Beenden aus Rücksicht auf mich schon sehr gestunken. Falsche Hoffnungen will ich dir allerdings auch nicht machen – deswegen nachhaken.

LG
DieNeue
Beiträge: 5537
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,

ich als Betroffene kann den Gedanken und die Befürchtung, dem Partner nicht gerecht zu werden, sehr gut nachvollziehen. Das sind auch meine Bedenken, wenn ich an eine zukünftige Beziehung denke. Ich denke mir auch, dass sich ein Partner doch jemanden wünscht, mit dem man auch etwas unternehmen kann (sowas ist für mich immer sehr anstrengend und deshalb mache ich auch nicht so viel), der nicht immer wieder die Krise kriegt, nur weil man sich zusammen in der Wohnung aufhält, sich am liebsten in seiner Wohnung verkriecht, weil jede kleinste Begebenheit ihn aus der Bahn werfen kann, der sehr selten wirklich fröhlich und unbeschwert ist, bei dem immer irgendwie was negatives mitschwingt, der immer wieder kurzfristig Treffen absagt, mit dem man nicht in den Urlaub fahren kann, weil allein schon das Kofferpacken einen fertig macht und jede Ortsveränderung eine Krise auslösen kann etc etc.
Zumindest würde ICH mir das nicht wünschen. Das ist vielleicht die Sicht von Depressiven und ihr seht vielleicht viel mehr Positives an der Beziehung. Aber wenn ich mir vorstelle, ich hätte einen Partner, der so ist, mich würde das runterziehen und ich weiß nicht, ob ich das auf Dauer aushalten würde. Ich möchte nicht immer meinen Partner wieder aufpäppeln müssen. Ich hätte auch die Angst, dass mein Partner mich nur durch die rosarote Brille sieht und nicht sieht, wie es eigentlich ist, und irgendwann aufwacht und feststellt, dass das überhaupt nicht so ist, wie er sich sein Leben vorgestellt hat. Dass er merkt, dass er es auch schöner und einfacher haben könnte.
Ich würde mir nie ein Leben mit Depressionen wünschen, von daher ist es für mich vielleicht auch nicht ganz verständlich, wie sich jemand bewusst dafür entscheiden kann, sich die Auswirkungen der Krankheit freiwillig anzutun. Es stimmt schon, dass nur der Partner entscheiden kann, was für ihn gut oder schlecht ist, aber für mich ist es einfach schwer verständlich, wie man sich dafür entscheiden kann. Ich hätte Angst, dass der Partner nicht überreisst, wofür er sich da entscheidet.

Mich würde deshalb interessieren, was ihr Positives an euren Partnerinnen und der Beziehung seht, warum euch die Beziehung so viel wert ist. Warum wollt ihr trotz Depression mit euren Partnerinnen zusammen sein? Mich würden konkrete Sachen interessieren, nicht nur die Begründung "weil ich sie liebe". ;) Dass man Sachen macht, weil man jemanden liebt, die man ansonsten nie machen würde, ist mir klar, aber was konkret findet ihr trotz Depression positiv an euren Partnerinnen und der Beziehung? Und wie wäre es, wenn die Depression nicht nur eine Phase ist, nach der wieder alles "normal" ist, sondern dauerhaft so bleibt (man aber einigermaßen stabil ist und mit der Krankheit umgehen kann)?

Ich würde mich über ein paar Antworten freuen :)

Liebe Grüße
DieNeue
DerWolf
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Registriert: 5. Mär 2017, 16:21

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von DerWolf »

Liebe Angehörige:

Ja die Aussagen, das Muster, das Infrage stellen, die Zweifel usw. scheinen sich zu ähneln. Bei mir kamen auch fast wortgenau die selben Aussagen. Die ganze Geschichte mit einer Trennung ihrerseits ist bei mir nun ein Jahr her. Und es gibt ja die unzähligen ähnlichen Geschichten hier im Forum.
Es sind die typischen Symptome einer Depressionen, das Gefühl der Gefühllosigkeit, die Leere, Scham- und Schuldgefühle, das Zurückziehen, die Gedanken für eine Beziehung überfordert zu sein bzw. den Partner durch Beziehungsabbruch oder zurückziehen zu schützen etc.
Ich habe in dem Jahr sehr viel über mich selbst, die Krankheit und meine Ex-Partnerin gelernt.
Es kann alles falsch oder richtig sein, was man macht. Wichtig ist jedoch den/die Partner(in) nicht zu bedrängen, zu überfordern oder unter Druck zu setzen.

Liebe Betroffene:

Warum sollte euch euer Angehöriger plötzlich wegen der Krankheit nicht mehr lieben oder für euch da sein oder damit nicht klarkommen?
Es ist eine Krankheit wie jede andere auch. Wenn jemand einen Unfall hat und hat 2 gebrochene Beine und kann eine Zeit nicht mehr laufen, würdet ihr doch sicher auch nicht auf die Idee kommen, dass ein Partner deshalb nicht mehr liebt oder eine Beziehung aus diesem Grund beenden.
Leider werden die Symptome in einer depressiven Episode aber oft für wahre Gedanken und Gefühle gehalten. Ich weiß, das ist für Angehörige schwer nachzuvollziehen.
Aber man hat ja wie bei fast jeder Krankheit auch einen primären und sekundären Krankheitsgewinn. Und der scheint oft höher zu sein als der Leidensdruck. Das ist natürlich nicht anklagend gemeint.

Grüße und genießt die ersten wärmenden Sonnenstrahlen
DieNeue
Beiträge: 5537
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von DieNeue »

Hallo DerWolf,

ich habe jetzt ein paar Zeilen von dir einfach so eingefügt, das normale Zitieren funktioniert bei mir auf dem Handy irgendwie nicht...

Du schreibst:
"Warum sollte euch euer Angehöriger plötzlich wegen der Krankheit nicht mehr lieben oder für euch da sein oder damit nicht klarkommen?"

Weil es einfach wirklich Leute gibt, die damit nicht klarkommen! Meine beste Freundin war jahrelang mit mir befreundet und hat immer zu mir gehalten, aber letztes Jahr hat sie bewusst den Kontakt zu mir abgebrochen, weil sie nicht mit meinen Einschränkungen zurecht kam und mich auch nicht verstanden hat. Ich funktioniere einfach nicht mehr so wie vorher. Nur als Beispiel: Ich kann z.b. nicht mit dem Zug zu ihr fahren, weil ich danach tagelang völlig geplättet bin. Das hat sie aber nicht verstanden und mir immer wieder Vorwürfe deswegen gemacht. Ich könnte natürlich schon hinfahren, aber dann kann sie nichts mit mir anfangen, weil ich schon kaputt bin, wenn ich bei ihr ankomme und ich kann hinterher auch noch tagelang dafür büßen. Aber ich will mich nicht mehr für andere kaputt machen (und, so wie ich sie kenne, würde sie das für andere auch nicht machen). Sie versteht einfach nicht, warum manche Sachen einfach nicht mehr so sind wie früher und wenn man mit mir nicht mehr ständig was tolles unternehmen kann, dann kann sie mit mir nichts mehr anfangen.
Ich habe in den letzten Jahren ganz andere Sachen erlebt als sie und habe mittlerweile wahrscheinlich manchmal auch eine andere Sicht auf Dinge als sie.
Manche erleben da noch viel krassere Sachen! Bei manchen wendet sich die eigene Familie ab oder sie verlieren ganze Freundeskreise. Und ich denke nicht, dass man da immer sagen kann, dass es dann eben einfach keine richtigen Freunde waren. Manche kommen einfach nicht klar, der Lebensmittelpunkt verschiebt sich, man macht mehr mit anderen Leuten, wenn der Betroffene nicht so oft kann und ständig mit "Leid" konfrontiert zu werden oder in der Freundschaft gefühlt nur noch zu geben, packt auch nicht jeder.
Bei meiner besten Freundin hätte ich das nie gedacht, war aber leider so. Und man sieht es den Leuten ja nicht an, wer sowas aushält und wer nicht.

"Es ist eine Krankheit wie jede andere auch. Wenn jemand einen Unfall hat und hat 2 gebrochene Beine und kann eine Zeit nicht mehr laufen, würdet ihr doch sicher auch nicht auf die Idee kommen, dass ein Partner deshalb nicht mehr liebt oder eine Beziehung aus diesem Grund beenden."

Nein, wegen zwei gebrochenen Beinen nicht. Aber ich denke schon, dass es Leute gibt, die es nicht mitansehen können, wenn der Partner Krebs hat oder Multiple Sklerose, ALS, im Koma liegt, querschnittsgelähmt wird oder sonst irgendeine lebensbedrohliche oder entstellende Krankheit bekommt, mit der sich das Leben gravierend ändert. Es geht mir nicht drum, diese Krankheiten nach Schweregrad zu vergleichen, aber es gibt einfach schlimme Sachen, mit denen manche Leute irgendwann einfach nicht mehr zurecht kommen. Die mehr Auswirkungen auf das Leben haben als zwei gebrochene Beine. Und bei Depressionen ist halt auch nicht definitiv klar, wann und ob sie irgendwann wieder vergeht. Das betrifft dann auch die Zukunftsperspektive und die Lebensträume vom Partner. Was wenn mein Partner sich z. B. unbedingt ein eigenes Kind wünscht, aber ich aufgrund der Medikamente nicht schwanger werden darf? Und es ohne Medikamente einfach nicht geht? 15 Jahre lang? Natürlich kann man dann sagen, dann adoptieren wir eben eines, aber manchmal kann es sein, dass bei solchen wichtigen Sachen auch der Partner den ein oder anderen Traum begraben muss. Und wer macht das schon gerne?
Ich finde es gut, dass du es für dich so unkompliziert siehst! Depressionen haben aber meiner Meinung nach einfach Auswirkungen auf das Leben, wo ich mir einfach nicht sicher sein kann, dass der Partner das auf Dauer aushält.
Bei mir sind die Depressionen mittlerweile chronisch, seit fast 10 Jahren, und ich kann auch ganz gut damit umgehen, bin aber trotzdem sehr eingeschränkt und führe definitiv kein "normales" Leben. Von einer einzigen depressiven Episode, nach der dann wieder Schluss ist, kann ich nur träumen.

"Leider werden die Symptome in einer depressiven Episode aber oft für wahre Gedanken und Gefühle gehalten."
Du drückst das gut aus! Das ist bestimmt ein großer Knackpunkt. Es ist nicht einfach zu unterscheiden, was jetzt ein Symptom ist und was ein echtes Gefühl ist. Wahrscheinlich für beide Partner nicht.
Und auch ein Symptom fühlt sich ja richtig an, das ist ja nicht irgendwas, was man sich ganz offensichtlich nur zusammenfantasiert und sich einbildet, sondern man fühlt es ja. Und einfach zu sagen, alle negativen Gefühle und Gedanken kommen von der Depression, kann man ja auch nicht. Gesunde haben ja auch mal negative Gedanken und Gefühle. Es ist schwierig bis unmöglich, finde ich als Betroffene, da ein Kriterium zu finden, anhand dessen ich die Gedanken und Gefühle zuordnen könnte. Außer mich selbst sehr gut beobachten, zu schauen, welche Gedanken genau kommen immer wieder oder z. B. zu schauen: Ist das Schwarz-Weiß-Denken? Generalisiere ich grade alles? Aber das ist halt auch keine 100%ig richtige Einschätzung. 

"Aber man hat ja wie bei fast jeder Krankheit auch einen primären und sekundären Krankheitsgewinn. Und der scheint oft höher zu sein als der Leidensdruck. Das ist natürlich nicht anklagend gemeint."
Was meinst du mit primärem und sekundären Krankheitsgewinn?

Finde eure Ansichten sehr interessant.

Liebe Grüße und einen schönen Abend!
DieNeue
Columbia
Beiträge: 72
Registriert: 3. Mär 2018, 15:08

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Columbia »

Liebe Angehörige,

ich bin neu im Forum. Auch ich habe einen (Ex-)Partner, der an Depressionen leidet. Vor zwei Wochen hat er mir unter Tränen mitgeteilt, dass er mit mir keine Beziehung mehr führen kann und ich keine Gefühle mehr in ihn investieren soll, die er nicht erwidern kann. Mir geht es also wie vielen hier und ich habe mich angemeldet, um mir meinen Kummer von der Seele zu schreiben.
Es ist nicht so, dass mein (Ex-)Partner den Alltag gar nicht mehr bestreiten könnte. Er ist zwar dauerhaft krankgeschrieben, kann aber seinen Haushalt erledigen (wir wohnen nicht zusammen), anderen bei irgendetwas behilflich sein, offizielle Termine wahrnehmen und sich mit anderen austauschen. Nur vor mir läuft er weg. Und obwohl ich angeblich nicht schuld bin und er mich gern hat, habe ich nun das Gefühl, dass genau ich das Problem bin, ein Problem, vor dem man eben wegläuft.
Ich habe mich über die Krankheit informiert und kann vielleicht manches ansatzweise nachvollziehen. Dennoch ist meine Trauer groß und ich merke körperlich und seelisch, wie mich das Ganze mitnimmt. Wie andere versuche ich, mich abzulenken, aber das gelingt immer nur für eine kurze Zeit und dann kommt der Schmerz zurück. Rückblickend hat sich die Depression wohl schon länger angedeutet, er hat versucht, die Beziehung aufrechtzuerhalten, bis es für ihn nicht mehr ging. Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich würde ihn gerne begleiten, habe aber das Gefühl, dass er das nicht zulassen will. Selbstschutz? Schutz meiner Person?
Wie viele hier fühle ich mich bestraft und weiß nicht wofür. Wir hatten eine wirklich schöne Beziehung mit gemeinsamen Interessen, Unternehmungen, Reisen oder einfach Gesprächen. Ich wollte mit diesem Mann den Rest meines Lebens verbringen, weil ich mich bei ihm rundum wohl gefühlt habe. Ich hadere mit mir selbst, weiß nicht, welche psychologischen Tipps ich befolgen soll und merke, wie ich beginne, mich damit abzufinden, dass ich wieder Single bin.
Zuletzt waren wir vor gut einer Woche zusammen unterwegs (sein Vorschlag), wobei ich wie irgendeine Bekannte behandelt wurde, was mich wieder gekränkt hat.Beim Abschied hatte er Tränen in den Augen. Dann musste ich mir wieder mehrfach vorsagen, dass dieses Verhalten krankheitsbedingt ist. Ich weiß nicht, wie lange ich das kann. Aber auch loslassen ist schwer ... Ich bin also genauso ratlos wie alle anderen hier.

Danke für Eure Aufmerksamkeit!
Columbia
Rowdyyy
Beiträge: 21
Registriert: 6. Jan 2018, 14:41

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Rowdyyy »

Ich habe nun noch mal das Gespräch mit meiner Ex-Freundin gesucht und eine ziemlich niederschmetternde Antwort bekommen. Sie sagt, dass sie sich mittlerweile fragt, ob es nur an der Depression oder auch an meinem Verhalten liegt, dass sie sich nun getrennt hat. Ich solle nicht denken, dass sie nicht entscheidungsfähig sei und akzeptieren, dass es jetzt aus ist.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich das sehr sehr seltsam finde und ich frage mich manchmal, ob das ganze mit der Depression nicht einfach von ihr so vorgeschoben wird. Sie hat sonst immer gesagt, dass ich nicht schuld sei, nun sagt sie etwas anderes. Naja ich bin nun auf jeden Fall erst mal durch damit und werde erst mal Abstand halten und sie in Ruhe lassen. Sie kann ja dann auf mich zukommen, wenn sie möchte. Ob ich das dann noch möchte steht auf einem anderen Blatt Papier.

Vielleicht werde ich in ein paar Tagen oder Wochen noch mal rückblickend ein paar Erfahrungen hier austauschen können wenn ich etwas Abstand von der ganzen Sache gewonnen habe.
Chrissham
Beiträge: 6
Registriert: 17. Feb 2018, 08:06

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Chrissham »

He Rowdy,

Tut mir wirklich leid mit dir und deiner Freundin.
Mir ging es in den letzten Wochen auch nicht besser ich hatte einen schlimmen Autounfall. Meine Freund hat es einen Scheiß interessiert. Ich hatte dafür absolut kein Verständnis denn mir ging es wirklich schlecht und ich hätte ihn in der Zeit gebraucht aber er war nicht für mich da. Ich bin der Meinung dass es mir wesentlich schlechter ging als ihm.
Ich bin traurig und enttäuscht über sein Verhalten auch wenn er eine Depression hat gehört ein ein gewisses Mitgefühl meinerseits irgendwo dazu.

Ich hatte ihn vor anderthalb Wochen geschrieben wie meine Gefühle für ihn sind und dass ich jederzeit bereit wäre weiterhin für ihn zu kämpfen. Was mir wichtig war, war zu klären ob er noch Gefühle für mich hat und ob ich Platz in seinem Leben habe und er eine Zukunft mit mir sieht oder nicht.
Ich hatte ihm extra geschrieben dass er sich Zeit lassen soll und dass ich ihn absolut nicht unter Druck setzen möchte.
Dennoch erwartete ich nach ein paar Tagen oder einer Woche wenigstens eine kurze Antwort.
Diese Frage hat er mir bis heute leider nicht beantwortet und er ignoriert mich gekonnt.
Ich hatte ihm noch mal ein paar Kurz Nachrichten geschrieben, dass ich an ihn denken würde und ob er denn mittlerweile schon wüsste wie es in dem aussieht aber es kommt einfach nichts zurück.
Ich bin frustriert und sauer. Denn ich kann einfach nicht mehr mit der Situation umgehen. Es gibt Tage an denen fühle ich mich super aber das ganze mit meinem Freund und der Depressionen holt mich relativ schnell ein und dann geht es mir nur noch schlecht.
Ich verstehe nicht warum er es nicht geschissen bekommt mir mitzuteilen, ob noch Gefühle da sind oder nicht.
Ich habe das Gefühl dass ich regelrecht dazu gezwungen bin die Beziehung zu beenden weil er es nicht schafft mir mitzuteilen was Sache ist.
Aber ich bekomme es nicht über's Herz Schluss zu machen.
Mir fehlt der Mut und die Kraft.

Ich hoffe du kannst dich "erholen".
Manchmal ist es besser das loszulassen was man liebt auch wenn es einen schmerzt. Der Schmerz wird vergehen und ehe du dich umschaust hast du jemanden neuen kennengelernt der besser zu dir passen mag und mit dem du eine glücklich Beziehung führen kannst, so wie du es dir vorgestellt hast. Also Kopf hoch Trennungen sind nie einfach, du schaffst das! :)

Ich kann nur hoffe das ich den richtigen Weg finde...
Rowdyyy
Beiträge: 21
Registriert: 6. Jan 2018, 14:41

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Rowdyyy »

Hey Chrissham,

erst ein mal vielen Dank für deine netten Worte. Ich hoffe, dass es dir nach deinem Unfall wieder besser geht und du dich gut erholt hast bzw. dich noch gut erholen kannst. Ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst, dass es deinen Freund nicht interessiert. Hast du ihn denn darüber informiert und trotzdem kam gar nichts zurück? Da kann ich mir vorstellen wir sehr enttäuscht man dann ist.

Ich kann mich sehr sehr gut in dich hineinversetzen, dass du Angst hast es zu beenden. Mir ging und geht es auch so. Ich habe es auch nicht übers Herz gebracht. Meine Kopf hat mir gesagt, dass ich es beenden sollte, meine Gefühle waren aber einfach viel zu stark. Ich würde vermutlich jedem Freund der in einer ähnlichen Situation ist aus reiner Logik raten das Ganze zu beenden, aber es ist nicht so einfach wenn man sich selbst in so einer Situation befindet. Du schreibst ja auch, dass es manchmal besser ist loszulassen. Ist halt nur leider nicht so einfach.

Ich weiß auf jeden Fall wie du dich fühlst. Man ist irgendwie machtlos. Man kennt seinen Partner so nicht. Die Beziehung lief super und auf ein mal ist alles anders. Für mich war es auch sehr schwer und auch jetzt komme ich (noch) nicht wirklich damit klar, dass aufgrund einer Krankheit Schluss ist und nicht weil man als Paar nicht zusammen harmoniert hat. Das ist einfach alles sehr unlogisch. Als würden die Betroffenen sich selbst weh tun wollen oder bestrafen. Ich hab zum Beispiel auch oft darüber nachgedacht, ob meine (Ex)Freundin einfach auch Bindungsängste oder ähnliches hat. Aber ich glaube, da denke ich dann einfach auch zu viel nach.

Leider kann man keinen Tipp geben, was der richtige Weg ist. Mein Gefühl ist, dass man als Partner nichts richtig machen kann. Da spricht aber wohl auch ein wenig die Verbitterung aus mir, dass ich den Kampf gegen die Depression vorerst verloren habe.

Dass du das Gefühl hast gezwungen zu werden die Beziehung zu beenden kann ich auch nachvollziehen. Ich habe auch sehr oft gedacht, dass meine Ex einfach nicht den Arsch in der Hose hat und möchte, dass ich das alles beende. Ob es so ist weiß ich nicht. Im Endeffekt musst du für dich selber entscheiden wie lange du das mitmachen möchtest und kannst. Ich habe das Gefühl, dass du das nicht mehr wirklich kannst. Ich kenne das. Und trotzdem macht man irgendwie weiter, weil man hofft, dass es besser wird. ich habe hier im Forum aber auch schon öfter mal gelesen, dass sich Partner die sich getrennt haben danach sehr gut gefühlt haben. Ich kann das leider noch überhaupt nicht sagen. Ich fühle mich im Moment einfach nur schlecht und weiß mit mir selber nichts anzufangen. Wer weiß wie es in einer paar tagen oder Wochen aussieht, vielleicht bin ich dann auch froh das alles los zu sein. Vorstellen kann ich es mir zwar jetzt noch nicht aber die Hoffnung ist da.

Ich hoffe, dass du deinen Weg für dich finden kannst. Leider wird es wohl nicht leicht werden, egal wofür man sich entscheidet.
Liebe Grüße
Columbia
Beiträge: 72
Registriert: 3. Mär 2018, 15:08

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Columbia »

Hallo Chrissham,

auch mir tut es leid, dass Du keine Beachtung von Deinem Freund findest. Ich hoffe, Du konntest Dich nach Deinem Unfall ein wenig erholen.
Ich kann mich sehr gut in Dich hineinversetzen. Ich war letzte Woche krankgeschrieben, weil es mir wirklich nicht gut ging (körperlich und psychisch), nachdem mein depressiver (Ex-) Partner mir mitgeteilt hat, dass er mit mir keine Beziehung mehr führen kann und ich einfach mein Leben leben soll. Als ob das so leicht wäre und man einfach zur Tagesordnung übergehen könnte. Ich habe ihm dann in einer kurzen Nachricht mitgeteilt, dass ich krank bin, nicht aber warum. Ich vermute, dass er den Grund schon hat ahnen können und sich deshalb die ganze Woche nicht nach mir erkundigt hat. Wahrscheinlich wäre für ihn die psychische Belastung dann wieder zu groß gewesen. Mich hat das natürlich verletzt, auch wenn ich mir ständig sage, dass dieses Verhalten an seiner Krankheit liegt. Dennoch frage ich mich, warum man eine andere Person nicht einmal kurz fragen kann, wie es ihr geht.
Ich habe nun beschlossen, dass ich diese Woche einfach mal eine kurze Nachricht schicken werde, um mich nach ihm zu erkundigen. Möglichst neutral formuliert. Mein Hausarzt hat gemeint, wenn ich mich gar nicht mehr melde, sei das für ihn eine Bestätigung, dass unsere Beziehung tatsächlich nichts taugt. Also werde ich es versuchen. Ich weiß, das wird ein Kraftakt, da ich mich ja auch darauf einstellen muss, dass entweder gar nichts oder eine negative Reaktion kommt. Und damit muss ich dann erst wieder fertig werden.
Wie Rowdy meint: Man kann die Dinge nur falsch machen.
Ich wünsche Dir alles Gute!
Columbia
Chrissham
Beiträge: 6
Registriert: 17. Feb 2018, 08:06

Re: Desinteresse und Abweisung

Beitrag von Chrissham »

Hallo ihr beiden!

Danke für eure "aufbauenenden" Worte.
Mir geht es soweit wieder gut.
Ich hatte ihm erzählt was passiert war und es kam nur ein kurzes - schön dass es dir gut geht-. Welches aber mehr als gezwungen rüber kam.

Ich finde das schlimmste was man einem Menschen antun kann, ist eine Beziehung tot zu schweigen. Dieses Desinteresse und überhaupt nicht mehr melden macht einen so unglaublich kaputt.
Für uns Angehörige scheint es besser zu sein los zu lassen. Denn wir haben keinen Platz mehr in ihrem Leben. Früher oder später sind wir die Jenigen die verlassen werden..obwohl wir alles tun um die Beziehung wieder so hinzubiegen wie sie einmal war.

Das ist alles so ein unglaublicher Kraftakt und egal was wir machen, irgendetwas machen wir immer falsch.

Mehr als ihm schreiben und dran bleiben ist alles was ich momentan machen kann.
...mal schauen wie lange ich das ganze noch aushalte, sowohl physisch als auch mental mit machen kann.

Ich wünsch euch beiden viel Kraft.

Liebe Grüße
Antworten