Erfahrungen mit Tagesklinik

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Silli
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Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Silli »

Hallo Ihr Lieben!

Hat jemand von Euch Erfahrungen mit einer Tagesklinik gemacht? Speziell würde mich interessieren, ob schon mal jemand im Gropius Krankenhaus in Eberswalde war. Die Erfahrungsberichte im Internet sind entweder sehr gut oder sehr schlecht (davon leider die meisten). Dazwischen gibt es nichts.

Anfang März habe ich ein Beratungsgespräch in der Tagesklinik. Ich bin mir im Moment gar nicht so sicher, ob ich das "brauche", da es mir relativ gut geht. Aber wie Ihr alle, weiß ich auch, dass die Stimmung ganz schnell wieder umschlagen kann.

Es wäre schön, wenn mir jemand mitteilen könnte, wie es in so einer Tagesklinik abläuft und ob es geholfen hat.

Liebe Grüße!
Silli
Lavendel64
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Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Silli, ich war nicht in Eberswalde, sondern in einem Ameos-Haus und nichts hat mich so stark nach vorne gebracht wie dieser Aufenthalt (7 Wochen).

Über die Bewertungen würde ich mir keine Gedanken machen - das wird immer gemischt sein, weil das Programm unterschiedlich wahrgenommen wird. Man muss sich darauf einlassen, nach Kräften mitarbeiten. Das tägliche Programm war Pflicht, d.h. ich musste dort erscheinen und teilnehmen, selbst wenn es mir schlecht ging (es ist ja immer jemand da, der sich um einen kümmert). Daneben gibt es "kann"-Programme die nicht obligatorisch waren. Und ganz viel Freizeit. Die obligatorischen Therapien bestanden aus Sport (Nordic Walking, Aquafitness), Entspannung (QiGong, Körperentspannung, Aromatherapie), Infostunden (über die Depression), Kunsttherapie, Kochen&Backen sowie täglich einem kurzen Gruppengespräch (morgens und nachmittags) und einmal wöchentlich zwei normale Gruppenstunden und ein Einzelgespräch. Das wurde auch eingehalten. Dazu hatte jeder Patient einen Pfleger, der jederzeit als Ansprechpartner auf Abruf war (die sind manchmal fitter als die Psychologen...)
Auf die Woche verteilt hast du mal "volle" Tage und mal richtig entspannte.

Ich habe die Zeit als äußerst hart empfunden. Von der Außenwelt suggeriert dir jeder: "Mensch, so ein Chillprogramm auf Krankenkasse möchte ich auch mal" und in Wirklichkeit gehst du dort in die Knie. Du arbeitest ja psychisch und zwar extrem hart. In der TK können sie dich intensiver betreuen als es ein amulanter Psychologe kann, der dich ja nach eienr Stunde wieder in die Welt entlässt. Mir ging es dort - nach den ersten Tagen der Eingewöhnung - richtig übel schlecht, ich habe noch nie in meinem Leben so geheult wie dort, aber ich habe auch noch nie so viel über mich gelernt und verstanden. Schwierig ist der Wechsel - du kommst ja abends nach HAuse in die Normalwelt und wechselst immer hin und her. Das erhöht den Schwierigkeitsgrad und deshalb musst du eine gewisse Stabilität haben.

Ich würde das Bauchgefühl entscheiden lassen. Geh zu dem Termin - das kann ja nicht schaden. Ich war mir auch nicht sicher, ob ich dort hingehöre, die Ärztin sagte mir am Ende des Vorgesprächs, sie glaubte, sie könnten mir helfen, wenn ich das wolle. Und ich fühlte mich dort sofort am richtigen Ort.

Das ist nun fast vier Jahre her - ich bin weiterhin in der ambulanten Institutsambulanz einmal pro Vierteljahr, habe im letzten Jahr die Medis abgesetzt und alles ist bestens. Doch die Termine dort haben für mich -noch immer- einen ganz besonderen Wert. Ich nehme mir Zeit, bummle dort wieder durch den Park ... für mich es zu einer kleinen Insel geworden. Ich habe viel aus der Klinik mitgenommen: die Malerei, die mich im Alltag runterbringt. Und ein Konzept, das mir hilft, bei nahenden Krisen zu reagieren. Die kommen immer mal, aber ich kann sie abpuffern.

Es wird sicherlich nicht jedem so ergehen, aber ich kann dir nur raten: probier es aus.
LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Silli
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Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Silli »

Hallo Lavendel!

Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort über die Erfahrungen in der Tagesklinik. Ich werde auf jeden Fall zu dem Vorgespräch gehen und dann weiter sehen. An sich macht die Klinik einen ganz guten Eindruck auf mich. Dort war ich damals in der Psychiatrischen Institutsambulanz. Ich bin der Typ, der sich erst mal selbst eine Meinung bildet.

Was mich nur etwas zweifeln lässt, ist, dass ich dann wieder so lange auf Arbeit fehle. Ich bin zum Jahreswechsel gerade sechs Wochen ausgefallen, weil ich einen Wegeunfall hatte. Aber so schnell wird es sicher nicht gehen mit einem Platz in der Tagesklinik. Und es wird echt Zeit, dass ich an mich denke. Wie war das damals bei Dir? Hast Du zu dem Zeitpunkt gearbeitet? Was sagt man dann den Kollegen? Bei mir wissen nur zwei von meiner Depression. Diese beiden sagen, ich soll es tun. Stimmt schon, man macht sich kaputt und danken tut es einem auch niemand. Ich merke auch, dass ich in letzter Zeit nicht mehr so leistungsfähig bin. Und ständig so tun als ob alles in Ordnung ist, ist auch auf Dauer sehr anstrengend. Das kennst Du sicher auch?

Ganz liebe Grüße
sendet Dir Silli
Lavendel64
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Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Silli,
mir blieb keine Wahl. Ich hatte eine DarmOP, auf die ich 12 Wochen warten musste. Bereits diese Zeit war die Hölle, aber ich schob es auf die Angst vor der OP (meine erste überhaupt). Es lief alles bestens, ich fing zwei Wochen nach der OP wieder an zu arbeiten. Drei Wochen später machte meine Psyche dann Ernst - völliger Zusammenbruch, auf der Fahrt nach Hause konnte ich keine Farben mehr sehen, die Welt war schwarz-weiß. Für einen Moment , das war wohl die letzte und deutlichste Warnung. In der Folgenacht Alpträume, Suizidgedanken, das ganze Programm.
Montag wollte ich zur Arbeit - hatte es immer noch nicht kapiert. Wohl aber -glücklicherweise- mein Mann, der mir den Autoschlüssel abnahm und mich nötigte, beim Arzt anzurufen. Dort haben wir - unter Tränen - Klartext gesprochen. Der Doc schrieb mich krank. Ich hatte einfach nur noch Panik, ahnte aber auch, dass ich am Abgrund stand. Ich fand eine Therapeutin, die nach der ersten Sitzung sofort auf die Klinik zu sprechen kam. Es dauerte da noch zig Wochen, bis ich "loslegen" konnte. In der gesamten Zeit war ich krank geschrieben und hätte auch gar nicht arbeiten können. (Einmal habe ich es versucht und bin nach 2 Stunden zitternd nach Hause gefahren)

Im Nachhinein gesehen, habe ich die Signale meines eigenen Körpers völlig ignoriert, das Gespür für mich selber absolut verloren. Damals wußte ich einfach nur nicht, was mit mir los ist. Die Klinik hat mir den Weg gezeigt und ich kann immer noch nicht sagen, WIE sie das gemacht haben. Ich bin noch der gleiche Mensch und trotzdem ein völlig anderer, viel mehr im Einklang.

Doch zurück zur Firma. Ich hatte wahnsinniges Glück. Meine Chefin sagte mir in einem der ersten Gespräche, sie rechnen mit einem 6-monatigen Ausfall - mindestens - aber ich solle mir keine Gedanken machen, mein Schreibtisch würde auf mich warten. Sie fragte mich auch sofort, wie sie mit der Diagnose umgehen sollen ... den Kollegen gegenüber und ich habe von Anfang an auf Offenheit gesetzt. So brauchte ich keine Energie für Ausflüchte . Außerdem finde ich es wichtig, die Depression ins Blickfeld zu rücken. In der gesamten Zeit (7 Monate) bin ich in regelmäßigen Abständen in der Firma gewesen, zu Besuch. Die Kollegen sagten, dass das für sie enorm wichtig war. Wir haben während dieser Besuche auch viel geredet, über Belangloses, über die Arbeit, aber auch über das Gefühlschaos und Empfindungen.

Sie sind also den Weg mitgegangen, vom Antrag Tagesklinik über das Klinikprogramm (was dort so gemacht wird) und die Wiedereingliederung. Natürlich reagiert dort auch nicht jeder gleich - ein Kollege fragte irgendwann, ob ich jetzt heule, wenn er "buh!" sagt - das war zu dem Zeitpunkt verletzend und fehl am Platz. Aber beide Seiten müssen lernen, mit der Situation klarzukommen - dabei werden auch von beiden Seiten mal Grenzen überschritten, bis man irgendwann eine Balance im Miteinander findet.

Ich weiß von anderen Fällen, dass das ins-Boot-holen auch nach hinten losgehen kann. Ich denke, da muss man auf sein Bauchgefühl hören. Mir haben Gespräche immer geholfen und ich fühlte mich meist auch angenommen - man macht sich Gedanken, was die anderen denken könnten - dabei finden sie es vielleicht völlig alltäglich, dass jemand aus ihrem Umfeld an Depression erkrankt. Ich habe enorm viele Nachfragen bekommen und gemerkt, wie aktuell das Thema ist und wie sehr sich die Menschen freuen, wenn mal tabulos gesprochen werden kann. Auch wenn man als Betroffener vieles schwer erklären kann, gerade was das Katastrophisieren angeht: man kann es versuchen.

Ich würde an Deiner Stelle das Gespräch mit der Tagesklinik führen, mich über die Fristen informieren und danach mit dem Arbeitgeber sprechen. Wenn es nicht allzusehr drängt, lässt es sich vielleicht sogar mit der Firma abstimmen, so dass sie für eine Vertretung sorgen können oder Dein Ausfall nicht in die schlimmste Urlaubszeit fällt. Dir wird vielleicht schon der Gedanke daran helfen, dass dir in der Klinik dann geholfen wird.

Und bitte ... rechne nicht damit, dass du die TK beendest und wieder fit bist. Das wäre schön, ist aber nicht der Regelfall. Ich habe nochmal 4 Wochen gebraucht, bis ich mit der Wiedereingliederung beginnen konnte. In der Klinik macht die Psyche Schwerstarbeit, wenn du da durch bist, brauchst du eine Erholungsphase, bevor du bereit für die Alltagsanforderungen bist. Hat mir niemand gesagt, wäre aber gut gewesen, wenn ich das gewusst hätte.
LG Lavendel
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Olli+M
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Registriert: 20. Feb 2018, 19:42

Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Olli+M »

Hallo Silli,

Ich bin neu hier habe aber auch eine Tagesklinik in Werder Havel besucht von Asklepios Institutsambulanz war aber von Januar bis März 2017.

Ich muss sagen das Sie mir sehr geholfen hat, aber ich war auch soweit unten das mir alles recht war. Die ersten 14 tage wollte ich schon immer wieder abhauen aber wo sollte ich hin mit meinen Ängsten und dem anderen Lastern.
Schaue dir auf jeden fall die Klinik an, dann siehst Du auch schon mit wer da Arbeitet, den die Chemie muss ja auch stimmen, ich kann nur sagen mir war das egal in meinem zustand aber Sie waren sehr gut von den Schwestern über die Therapeuten und die Ärzte.
Ich war zu dem Zeitpunkt noch Arbeiten zwar nur 4h aber mehr geht auch im Moment nicht.
Ich habe mit Hilfe meinen Arbeitgeber darüber informiert so ungefähr 8 Wochen vorher und er hat es mir ermöglicht.
Aber Du solltest an dich denken wenn es Dir schlecht geht darfst Du nicht an den Arbeitgeber denken ob es schlecht ist das Du wieder Krank bist.

So mehr bekomme ich jetzt nicht hin ich hoffe Dir ein wenig damit geholfen zu haben.
Wenn Du noch was wissen willst immer fragen

LG Olli+M
T Ally
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Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von T Ally »

Hallo Silli,

nutz die Chance und gehe zum Gespräch. Danach kannst Du immer noch entscheiden, ob Du diese Möglichkeit wahrnimmst oder nach anderen Alternativen suchst.

Ich wollte Dir schon lange antworten, aber ich schreibe lieber am PC und lese meist am Handy mit. Erst jetzt konnte ich mich aufraffen und den PC einschalten.

Einem anderen User habe ich auch einmal meine Erfahrungen mit der Tagesklinik geschildert, ich kopiere das einmal hier herein. Vorab sage ich Dir aber schon, dass ich diese Lösung für mich nicht gut finde. Ich empfand es als sehr anstrengend und auch momentan würde es meine Ressourcen übersteigen.
T Ally hat geschrieben:Meine Erfahrung ist, dass die Tagesklinik für mich Stress pur war. Zum Einen liegt es wohl daran, dass ich einen recht langen Anfahrtsweg hatte, da ich ländlich wohne und die zuständige Klinik durch öffentliche Verkehrsmittel nicht erreichbar ist. Mit dem Auto stand ich täglich im Stau. Neben dem Programm dort noch einkaufen und Haushalt, dass hat mir viel Kraft geraubt.

Allerdings ist auch der Wechsel von dem "Alltag unter der Käseglocke" in den Alltag mit all seinen Anforderungen nicht zu verachten und kraftraubend.
Es wurde von Seiten der Klinik das pünktliche Erscheinen gefordert. Ich kann das verstehen, da die Abläufe und Termine in Gruppenveranstaltungen natürlich geplant werden. Allerdings war es zur Winterzeit mit einem alten Auto echter Stress für mich.
Der ständige Kontakt mit vielen Menschen und die mangelnder Rückzugsmöglichkeit waren ein weiterer Stressfaktor für mich. Es waren wenige Männer dort, die einen eigenen Aufenthaltsraum hatten und dort auch Ruhe fanden. Die große Anzahl Frauen konnte aber in dem Aufenthaltszimmer nicht aufgenommen werden. Alleinsein war ohnehin nicht möglich.
Für mich waren die Tage dort (im Anschluss an den stationären Aufenthalt) eine permanente Reizüberflutung, die dafür gesorgt hat, dass ich nur noch gereizt war.

Für mein Empfinden ist es sehr wichtig, dass man in einer Tagesklinik sehr auf die Selbstfürsorge und die eigenen Bedürfnisse achtet, zudem muss man sich gegen die anderen Patienten abgrenzen können und die Baustellen dieser nicht auch noch mitschleppen.
Gerade dies sind aber meine Baustellen. Mir hat die Tagesklinik überhaupt nicht geholfen.

Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, dass Du einen für Dich guten Weg findest!
Silli
Beiträge: 45
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Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Silli »

Hallo Lavendel!

Da hast Du wirklich Glück gehabt mit Deiner Chefin und Deinen Kollegen. Ich habe Probleme offen mit meiner Krankheit umzugehen. Dabei habe ich festgestellt, dass die wenigen Leute, denen ich es erzählt habe, damit ganz gut umgehen. Sie können zwar nicht so richtig verstehen und nachvollziehen, was los ist mit mir, aber sie hören mir einfach zu. Und es stimmt schon, wenn Du schreibst, dass man weniger Energie benötigt, wenn man sagt, dass man depressiv. Dieses immer funktionieren zu wollen, bloß nichts anmerken lassen, das kostet so viel Kraft.

Ich hatte schon mal überlegt, meinem Chef von der Depri zu erzählen. Dann wüsste er, dass ich manchmal einfach nicht so viel leisten KANN, wie ich gern möchte. In letzter Zeit merke ich echt, dass mir die Arbeit schwerer fällt. Ich kann mich nicht richtig konzentrieren, kontrolliere lieber noch mal und dadurch dauert es länger.

Wir haben bei uns einen neuen Kollegen, der öfter wegen psychischer Probleme krankgeschrieben ist. Da höre ich ja, was so geredet wird…
Auf jeden Fall werde ich das Gespräch in der Tagesklinik führen. Dieses ständige Auf und Ab ist ja schrecklich. Und dass, obwohl ich 20mg Escitalopram nehme.

Hast Du eigentlich Kinder? Wenn ja, wie hast Du denen gesagt, dass Du krank bist und in die Tagesklinik musst?

Ich hoffe, dass es Dir gut geht und wünsche Dir ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße!
Silli
Silli
Beiträge: 45
Registriert: 23. Dez 2017, 22:14

Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Silli »

Hallo Olli+M!

Vielen Dank für Deine Antwort. Es freut mich, dass Dir Aufenthalt in der Tagesklinik geholfen hat.

Du hast Recht, dass ich nicht an meinen Arbeitgeber denken sollte. Ich muss endlich mal an MICH denken! Und ich merke jeden Tag aufs Neue, dass ich unbedingt Hilfe brauche.

Auf jeden Fall gehe ich erst mal zu dem Beratungsgespräch. Vielleicht kommt die Tagesklinik für mich ja gar nicht in Frage. Auch wenn ich oft denke ich kann nicht mehr, rede ich mir immer noch ein, dass ich ja „nur“ eine leichte Depression habe. So lautet jedenfalls meine Diagnose.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße!
Silli
Silli
Beiträge: 45
Registriert: 23. Dez 2017, 22:14

Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Silli »

Hallo T Ally!

Vielen Dank für Deine Erfahrungen was einen Aufenthalt in der Tagesklinik betrifft. Ich bin schon sehr gespannt auf das Gespräch und ob die Tagesklinik für mich überhaupt in Frage kommt.

So wie Du das schilderst kann ich gut nachvollziehen, dass es der pure Stress für Dich war. Zum Glück ist unsere nicht weit entfernt, so dass dieser Stressfaktor schon mal wegfällt.

Was ich mir schwierig vorstelle ist dieser Wechsel, den Du auch beschreibst. Zum Glück habe ich einen tollen Mann, der mich unterstützt, wo er nur kann. Deshalb würde ein stationärer Aufenthalt für mich nicht in Frage kommen, weil ich es zu Hause wirklich schön habe mit meiner lieben Familie.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße!
Silli
win10
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Registriert: 17. Jan 2018, 16:52

Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von win10 »

Hallo
Tagesklinik hat 1 Vorteil. Ab 16:00 Uhr kommt man bis Früh Morgens in die gewohnte Umgebung zurück. In der stationären Behandlung kümmert ich ab 16:00 Uhr niemand um dich und am Wochenende schon gar nicht. Ich hatte das Gefühl, das man sich in der Tagesklinik mehr um dich kümmert und fordert. Also mir hat die Tagesklinik etwas gebracht. Aber die Erfahrung muss leider jeder selbst sammeln.

Gruß win10
Seide
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Registriert: 4. Apr 2015, 12:49

Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Seide »

Hallo,
ich war 2 x , wegen einem Umzug, in verschiedenen Tageskliniken.
Mir wurde immer sehr geholfen und ich kann
den Aufenthalt nur empfehlen.

Liebe Grüße Eure treue Seide :hello:
Silli
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Registriert: 23. Dez 2017, 22:14

Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Silli »

Hallo Ihr Lieben!

Vielen Dank für eure Berichte. Das gibt mir die Hoffnung, dass die Tagesklinik genau das Richtige für mich sein könnte.

Heute Nachmittag hatte ich Besuch von einer Freundin, deren Mutter auch depressiv ist. Sie war schon in der Tagesklinik hier bei uns und fand das sehr gut.

Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag!

Silli
Silli
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Registriert: 23. Dez 2017, 22:14

Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Silli »

Hallo Ihr Lieben!

Am Montag war nun mein Beratungsgespräch in der Tagesklinik. Ich musste noch etwas warten und sah viele von den Patienten. Die Klinik macht schon einen guten Eindruck.
Die Psychologin war sehr nett. Nun muss ich auf einen freien Platz warten, was einige Wochen dauern kann.

Obwohl ich zugesagt habe, sind die Zweifel immer noch da: Brauche ich das wirklich? Wie sage ich es dem Chef? Was sage ich den Kollegen, wenn ich zurück bin? Ich weiß, dass diese Gedanken unnötig sind. Es wird sich schon alles finden. Und ich bin mir sicher, wenn ich erstmal aus dem Trott raus bin, mache ich mir keine Gedanken mehr um die Arbeit. Im Gegensatz zu meinem Unfall Ende des Jahres, wo ich von einem Tag auf den anderen so lange weg war, kann ich dieses Mal noch ordentlich was abarbeiten und eine Übergabe machen.

Zur Zeit geht es mir relativ gut, was eben so gut bedeutet, wenn man depressiv ist. Aber es wäre schön, wenn es mir mal wieder RICHTIG gut gehen würde. Wenn ich z.B. mal wieder RICHTIG Freude empfinden könnte.

Ganz liebe Grüße!

Silli
Lavendel64
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Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Silli,
ich war einige Zeit nicht im Forum, daher kommt meine Antwort erst heute. Ja, ich habe Kinder, die noch zu Hause wohnen. Zum Zeitpunkt meiner Depression war die älteste Tochter mitten im Abitur. Ihre Schwester ist 3 Jahre jünger - also beide schon groß, so dass ich offen damit umgehen konnte. Schwierig war es trotzdem, weil Reaktionen und Bedürfnisse anders und für die Umwelt schwer nachzuvollziehen sind.

Ich finde es schön, dass du dich für die Tagesklinik entschieden hast. Für das Gespräch mit dem Chef drücke ich dir die Daumen, aber letztendlich möchte auch der Arbeitgeber gesunde und leistungsfähige Arbeitskräfte. Inzwischen ist die Depression so häufig, dass die meisten Chefs zumindest wissen,dass man sich nicht einfach "zusammenreißen" kann. Und es ist besser, rechtzeitig eine Auszeit einzulegen als zu warten, bis nichts mehr geht.

Die Genesung ist ein Prozess mit guten und schlechten Tagen. Aber auch die guten sind nicht so wie frühere gute Tage ... sieh es positiv, du lernst daraus. der Blick für die schönen, positiven Dinge wird viel intensiver. Aber es braucht seine Zeit.
LG Lavendel
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Silli
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Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Silli »

Hallo Lavendel,

bis jetzt wissen meine Kinder noch nicht, dass ich in die Tagesklinik gehen werde. Meine älteste Tochter (23 Jahre) wohnt nicht mehr zu Hause. Aber sie wird mich verstehen. Leider hat sie scheinbar auch leicht depressive Phasen. Sie wollte schon mal zum Psychologen, hat aber leider keinen Termin bekommen. Als aus ihrer Schule ein Mädchen von ihrem Ex Freund abgestochen wurde (schreckliche Sache war das damals) haben sie psychologische Betreuung in Anspruch nehmen können, was sie auch tat.

Mein Sohn (20 Jahre) sieht die Sache mit meiner Depression eher gelassen. Wahrscheinlich kann er sich darunter gar nichts vorstellen. Schließlich bin ich eine Meisterin im Funktionieren und mich Verstellen. Das kennst Du sicher auch. Immer stark sein!

Nur bei meiner jüngsten Tochter (6 Jahre) weiß ich nicht, wie ich es ihr erklären soll. Sie fragte mal, warum ich immer eine Tablette nehme. Ich meinte, dass es mir gut geht. Da war sie etwas verwirrt, weil ich schließlich wenn jemand fragt, wie es mir geht, „Gut.“ antworte. Ich habe keine Ahnung, was ich ihr sagen soll. Anlügen kommt für mich auch nicht in Frage.

Ich weiß auch noch nicht, wann ich meinem Chef erzähle, dass ich in die Klinik gehe. Ob ich es jetzt schon tue oder erst, wenn ich einen konkreten Termin habe. Zur Zeit bin ich echt unsicher.

Diese Woche habe ich ein Gespräch mit dem Chef. Bei der Gelegenheit möchte ich ihn fragen, ob es möglich wäre, dass ich tageweise von zu Hause aus arbeite. Diese elend lange Fahrerei stresst und belastet mich sehr. Die vielen Menschen, das Gedrängel, der Lärm, das Gehetzte von einer Bahn zu nächsten, Trepp auf, Trepp ab… Ich weiß nicht, ob ich das noch zwanzig Jahre schaffe. Mehr als nein sagen kann er nicht.
Ich habe aber nicht vor meinem Chef zu sagen, dass ich wegen der Depression in die Klinik gehe. Eigentlich muss ich dazu gar nichts weiter sagen.

Liebe Grüße!
Silli
Lavendel64
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Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Silli,

für deine jüngere Tochter kann ich dir das Buch "der schwarze Hund" empfehlen, das beschreibt die Gefühle sehr anschaulich und ist beim Erklären vielleicht eine Hilfe. Eine "normale" Krankheit würdest du ihr auch nicht verschweigen, oder? Aber ich kann dich schon verstehen, selbst bei meinen erwachsenen Töchtern war es schwierig. Und noch schwieriger, mir meinen Freiraum innerhalb der Familie durchzusetzen.

Bezüglich der Psychologischen Behandlung ... da muss Deine Tochter dranbleiben. Und es ist doch besser, in einer leichten Phase jemanden zu suchen als wenn es akut ist (werden sollte). Psychologen müssen sich jetzt doch Stunden für "Neuaufnahmen" frei halten - ich weiß nicht, wie das in der Realität funktioniert, notfalls auch mal die Krankenkasse einschalten. Alternativ gehen noch die ambulanten Institutsambulanzen der Kliniken.

Und der chef ... ja, das musst du selber beurteilen. Bei uns wird viel -auch privat-geredet. Die Tür ist immer offen und wenn was ist, toben die Mitarbeiter dort rein. Da ist natürlich ein ganz anderer Umgang als wenn man sich einen Termin geben lassen und durch ein Vorzimmer muss. Diese Genervtheit mit dem Fahren ... hast du mal überlegt, ob das vielleicht eine Symptomatik deiner Depression ist? Und nach dem Klinikaufenthalt vielleicht gar nicht mehr so belastend? Dann wäre es blöd, das in den Vordergrund zu stellen - Ob du es jetzt sagst oder später --- ich wünsche dir einen empathische und mitfühlende Reaktion.

Liebe Grüße
Lavendel
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Silli
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Re: Erfahrungen mit Tagesklinik

Beitrag von Silli »

Hallo Lavendel!

Danke für den Tipp mit dem Buch "Der schwarze Hund" Den habe ich schon mal bekommen. Dann muss da ja was dran sein. Ich habe mir im Netz mal die Bewertungen angeschaut. Sie sind sehr positiv. Es gibt ja so viele Kinderbücher zum Thema Depression. Aber bei den meisten Büchern geht es den Betroffenen sehr schlecht, ziehen sich zurück und so. Auch wenn ich es oft gern tun würde, ich tue es nicht. Ich reiße mich zusammen und funktioniere. Deshalb war ich mir bisher nicht sicher, weil ich meiner Kleinen keine Angst machen möchte. Aber ich könnte ihr sagen, ich gehe in die Klinik, dass es mir nicht schlechter geht.

Ich habe meinen beiden Großen damals gesagt, wenn bei ihnen was ist, sollen sie sich frühzeitig Hilfe suchen. Im Moment ist meine Große frisch verliebt und zieht weit weg.

Du meinst, weil ich depressiv bin, bin ich so genervt und geschafft von der Fahrerei zur Arbeit? Hm, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Könnte was dran sein. Inzwischen mache ich das fast zehn Jahre. Ich dachte, es liegt daran. Und ich werde ja immer älter.
Das wäre schön, wenn mich das nach meinem Aufenthalt in der Tagesklinik nicht mehr so belasten würde.

Liebe Grüße!

Silli
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