Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen wird

Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Luna1966 »

Liebe Liebgemeint,

es tut mir wirklich sehr leid für dich. Von außen gesehen war das irgendwie absehbar, aber ich glaube jeder hier hat dir gewünscht, dass ein Wunder geschieht und nicht in eine Trennung läuft.

Sei dir sicher, du hast absolut gar nichts falsch gemacht. Es war gut und richtig, dass du dir einen Realitätscheck geholt hast um Klarheit zu bekommen.
Es ist offensichtlich, dass er nur einen Grund brauchte, um das auszusprechen was er schon seit Wochen lebte - die Trennung.
Du weißt jetzt wenigstens woran du bist. Auch wenn du den Trennungsschmerz jetzt leider erleben musst und es dich nicht trösten wird wenn ich dir sage, dass er vergehen wird.

Es tut mir sehr leid.
Ich nehme dich mal tröstend in die Arme.

Mitfühlende Grüße

Luna
Katharina72
Beiträge: 168
Registriert: 10. Jun 2017, 00:24

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Katharina72 »

:hello: Liebe liebgemeint,
nein! liebgemeint, Du hast garnichts falsch gemacht!!!
aus meiner sicht kann man das verhalten Deines exfreundes nicht einer depression
und daraus folgender kommunikations-unfähigkeit anlasten und schon garnicht dieses
miese ende. Es scheint eher eine charaktersache zu sein und das sagt dann viel über
diesen mann aus.
Du weisst es jetzt liebgemeint, es ist brutal und Du wirst einen unsagbaren schmerz
verspüren. Zieh die reissleine, lösch seine telefonnummer, lass es nicht zu, dass er Dir
Deine selbstachtung nimmt.
ich möchte Dir ein hörbuch ans herz legen: "Goodbye Herzschmerz - Eine Anleitung zum
Wieder-Glücklichsein" von Elena-Katharina Sohn. Hör mal bitte rein, es könnte was für
Deine so verletzte seele sein.
Ich hoffe, dass Du in der nächsten zeit ein paar gute leute um Dich hast, die Dich
auffangen und Dir beistehen.
Alles Liebe!
Katharina72
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze" (Oscar Wilde)
Ich weiss noch nicht wie, aber ich fang damit gleich an ;-)
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von malu60 »

Hallo Liebgemeint,
es tut mir leid,trotzdem Dein Mut bringt nun Klarheit.Schütze Dich und laß Wut und Schmerz zu.
Da war bestimmt viel Wahrheit und auch Wertschätzung.Leider,ich kenne auch Jemand,der bipolar ist und einer Bekannten erst den Himmel zu Füßen legte und dann war Alles nix.

Dies soll nicht entschuldigen,wenn ein Mann zum "Arsch"wird,soll sagen,richtig viel mit Dir,Deinem Selbstwert,seiner Geringschätzung hat es nicht zu tun.
Er reagiert sehr extrem,in die Eine,wie die Andere Richtung

Damit zu leben wär nicht einfach,es bleibt Dir auf jedenfall eine "schwierige Liebesbeziehung "erspart.ich wünsche Dir Freunde,die Dir helfen,damit Du damit fertig wirst.malu
Leben ist mehr
Christiane1
Beiträge: 583
Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Christiane1 »

Hallo liebgemeint,

dein Name sagt es schon, du hast es lieb gemeint. Das kommt jedoch nicht unbedingt so an bei mir.
Ich habe deinen thread verfolgt und bin in einige Gefühlschwankungen geraten wie auf hoher See.

Was hast du dir denn da für einen seltsamen männlichen Vogel als Partner ausgesucht?
Verzeih mir die Bemerkung, aber in Zeiten des Internets geht Schlussmachen leichter, indem man jemanden digital fast sprachlos entsorgt, und genau das ist dir offenbar passiert.
Mit Depressionen hat das nichts zu tun, nur mit der Form der Kommunikation.
Ich kann aber verstehen, dass dich das traurig macht, ginge mir auch so.

Ich glaube, es wäre gut, dich nicht mehr um die Motive des Freundes bzw. Ex Gedanken zu kümmern, sondern deine Gedanken wieder allmählich in ruhigere Bahnen zu lenken und dir jeden Tag bewusst zu machen, dass du völlig in Ordnung bist.

Für mich bist du hier auch nicht die Angehörige eines Betroffenen, sondern eine Verlassene.

Grüsse an alle hier 8-)
Christiane
liebgemeint
Beiträge: 70
Registriert: 28. Okt 2017, 10:46

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von liebgemeint »

@Christine: jetzt schon :), oder JETZT habe ich es auch kapiert. Hab wohl seine Krankheit mit bequemen Schlussmachen verwechelt. Ich dachte, als er sagte, er müsse sich um seine Therapie kümmern und dann um uns, dass er es ernst meint und seine Einsilbigkeit daran liegt, dass er emotional nicht in der Lage ist, mit mir zu kommunizieren ( wegen der Krankheit ). Ich dachte, wenn ich ihm immer wieder mal eine kurze Nachrich ohne Erwartungen schicke, weiß er, dass ich da bin, so wie ich es mit ihm ausgemacht hatte. Zu Beginn kam ja auch noch was, dann nicht mehr. Werden wohl Stimmungsschwankungen auf Grund der Depression sein, dachte ich. Lass ihn bloß nicht fallen, zeig ihm, dass du an ihn glaubst, war meine Devise.
Tja, falsch gedacht ;(
Christiane1
Beiträge: 583
Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Christiane1 »

Hi liebgemeint,
ich glaube nicht mal, dass er unbedingt gelogen hat oder dir bewusst wehtun wollte.
Vielleicht war die Krankheit, falls er sie hat, nicht nur für ihn ein Vorwand, sich so zurückzuziehen, sondern auch ein Schutz für dich, nicht genauer hinsehen zu müssen. Das passiert manchmal, wenn wir etwas absolut nicht wahrhaben wollen. Alles menschlich und ich finde es am wichtigsten
aus der Warteposition herauszukommen. Soll er sich doch mal bewegen, falls er noch Interesse hat.
Du schaffst das und so wie ich dich einschätze, hast du keine Lust auf Spekulationen in Gefühlsdingen, schon gar nicht am Smartphone etc. Ich finde das eine gesunde Haltung von dir,
Hauptsache nicht krankwerden jetzt von so einem Kram.

Alle Gute für dich ;)
Christiane
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo Liebgemeint,

Falls du dieses Forum noch besuchst, wollte ich dich fragen, wie es dir mittlerweile geht mit deiner Entscheidung?
Wie fühlst du dich?
Ich schätze mal, die ersten Tage waren sehr hart, ich hoffe es geht dir besser!

Viele in diesem Forum haben es schon gesagt, Beziehung mit Depression ist möglich aber schwierig. Tendenziell ist es mit Betroffenen die ihre Krankheit schon gut kennen und in Therapie sind viel viel leichter als mit Betroffenen die ganz am Anfang stehen und das Krankheitsbild noch gar nicht kennen. Und wie viele richtig gesagt haben, nicht alles kann auf die Depression geschoben werden, vieles ist auch Charaktersache. Wenn ein schwieriger Charakter und Depression aufeinander treffen ist das sicher nicht einfach. Abschließend kann man in eurem Fall vermutlich nicht sagen, woran es genau gelegen hat, wichtig ist, dass es sich für dich richtig anfühlt.

Wenn ich deinen Beitrag lese klingt so, als hättest du für dich die richtige Entscheidung getroffen und das ist toll!
sportkirsche
Beiträge: 13
Registriert: 19. Jun 2017, 16:31

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von sportkirsche »

Hallo liebgemeint,
Ich schreibe dir als Angehörige und Betroffene zugleich. Bei mir ist der Fall leider eingetreten. Ich habe so oft gedacht "ich kann nicht mehr". Wir sind verschiedene Phasen mit seiner Depression durchlaufen, jede war auf seine Art und Weise die schlimmste, und ich dachte es kann doch nur noch besser werden. Es MUSS besser werden. Weil ich nicht weiß wie lange ich noch kann.
Irgendwann habe ich die Reißleine gezogen...da selbst ich ihn 1 Woche durch nicht erreichen konnte, habe ich
bei einer Psychosomatischen Klinik und beim Hausarzt Alarm gemacht. Die haben den Sozialdienst geschickt und er ist in die Klinik gekommen.
Das mit der Klinik ist eine lange Geschichte, es wurde eine Fehldiagnose gestellt und wir mussten wieder kämpfen, bis er endlich in eine andere Klinik kam.
Und endlich war es soweit. Ihm ging es immer besser,mit jedem Tag. Ich war so glücklich das es besser wurde.
Das ich in der Zeit selber Depressionen bekommen habe hat er als erstes bemerkt. Ich dachte ich bin einfach emotional, und kaputt, weil wir so lange gekämpft haben und es endlich besser wird.

Ich bin in psychologischer Betreuung aber langsam an dem Punkt an dem ich es nicht mehr ambulant schaffe...
Das Blatt kann sich schnell wenden. Und sich davor schützen kann man denke ich nur, wenn man psychisch selbst Gesund ist..mach dir eine Liste was dir gut tut! Und sich selbst Hilfe zu holen, schließt nicht aus daß du noch für ihn da bist. Du bekommst Hilfe um Besser damit Umzugehen. Um selber gesund zu bleiben

Liebe Grüße,
Sportkirsche
Sissi74
Beiträge: 5
Registriert: 10. Jan 2018, 13:25

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Sissi74 »

Hallo zusammen.

Genau davor habe ich zur Zeit Angst das ich auch so weit bin. Ich habe auch schon mit der Psychologin von meinem Mann gesprochen sie hat mir empfohlen mehr an mich zu denke was ich finde als Ehefrauen gar nicht so einfach ist.

Ich bin auch kurz vor dem umfallen versuche jetzt durch regelmäßig Spaziergänge,schwimmen und lesen das Ruder noch rum zu reisen das ich nicht in ein Loch falle.

Drücke euch die Daumen das es euch nicht passiert.

LG Sissi
Sternenstaub22
Beiträge: 9
Registriert: 14. Jan 2018, 10:06

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Sternenstaub22 »

Hallo, meine Ressourcen sind aufgebraucht nach 2 Jahren. Ich kann nicht mehr. Selber rede ich mir ein ich bin schuld an allen Dingen die nicht funktionieren. Ständige Vorwürfe meines Mannes mir gegenüber., ich habe das Gefühl ich muss was tun, kann aber nicht weil mir die Kraft fehlt. Ich bin ganz klein und schwach geworden. Reden kann ich mit ihm nicht mehr . Wenn er mich sieht sagt er weiss er schon das eigentlich alle Mist ist und zuhause nichts vorangehen kann. Es ist die schrecklichste Beziehung die er je hatte. Wir sind seit 18 Jahren verheiratet! Meine Art hat uns da hingeführt wo wir jetzt sind. Ich möchte so gern wieder glücklich sein mit ihm. Er lehnt jede Behandlung ab.
Empathie58
Beiträge: 266
Registriert: 23. Okt 2017, 21:48

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Sternenstaub22,

wieviel Kraft muss es Dich gekostet haben, diese Situation seit zwei Jahren auszuhalten?

Deine Schilderung erinnert mich an das Ende meiner Ehe vor nunmehr bald fünf Jahren, als meine Frau unter anderem an einer Depression erkrankte und ihre Persönlichkeit sich rasend schnell völlig veränderte. Sie hat mich so ähnlich behandelt wie Du es von Deinem Mann beschreibst und sich dann einem neuen Partner zugewandt. Wie lange ich es sonst noch ausgehalten hätte, weiß ich nicht. Mein Pflichtgefühl war sehr ausgeprägt (wir waren 17 Jahre verheiratet....).

Ich fühle mit Dir und wünsche Dir von Herzen, dass Du auf dem für Dich stimmigen Weg wieder zu Kräften und neuem Lebensmut kommst.

Liebe Grüße
Empathie58
xRapunzelx
Beiträge: 1
Registriert: 19. Feb 2018, 21:46

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von xRapunzelx »

Hallo mein Name ist Rachel,
als ich meinen Partner vor 4 Jahren kennenlernte, wusste ich das er an Depressionen erkrankt war aber diese Erkrankung war am Anfang unserer Beziehung nicht erkennbar. Jetzt weiß ich, dass er zu dieser Zeit so was wie ein „hoch“ gehabt haben muss. Zu beginn und auch in den ersten ein ein halb Jahren der Beziehung war seine Depression für mich kein Thema. Er hatte zwischen durch mal ein paar schlechte Tage aber wer hat die nicht mal?
Aber dann häuften sich diese Schlechten Tage und wurden zu schlechten Wochen und manchmal sogar Monaten. Anfangs dachte und hoffte ich noch das dies doch schnell vorbei gehen würde und er wieder zu der Person werden würde in die ich mich verliebt hatte. Er lag nur noch apathisch auf der Couch oder im Bett rum, aß kaum noch was und vor die Tür ging er nur noch sehr selten. Gemeinsame Aktivitäten waren nicht mehr Möglich und auch ansonsten machten wir nichts mehr, was man normalerweise in einer Beziehung so macht.
Ich tat alles um ihm das Leben zu erleichtern, sprach ihm gut zu, übernahm Aufgaben, sagte Freunden ab und versuchte für alles eine logische Entschuldigung zu finden um die Erkrankung (auf seinen Wunsch hin) geheim zu halten. Mein Verständnis und alle Bemühungen ihm das Leben zu erleichtern zeigten jedoch keine Wirkung auf ihn und seine Stimmung.
Schon bald verlor er seinen Job, da er Tagelang ohne Entschuldigung gefehlt hatte wodurch ich zur Alleinverdienerin in unserer eh schon knappen Haushaltskasse wurde.
Ich hatte mich vorher auf verschiedenen Websites Informiert, was denn in solch einem Fall zu tun wäre aber außer das diese immer wieder betonten, dass man doch Verständnis zeigen, den Partner unterstützen solle und auf gar keinen Fall irgendetwas Persönlich nehmen soll, Fand ich keine wirkliche Hilfe.
Es ist schwer etwas nicht persönlich zu nehmen, wenn man quasi eine Beziehung alleine ohne jeglichen Emotionalen Rückhalt, Gemeinsame Unternehmungen oder all die anderen Sachen, die Menschen in einer Beziehung erfahren, führt.
Diesen fehlenden Emotionalen Rückhalt habe ich besonders bei einer Situation festgestellt und erfahren müssen als mein Hund eingeschläfert werden musste. Obwohl er mit dem Hund gerne Spazieren gegangen und mit ihm gespielt hatte, schien ihm der Tod nichts auszumachen.
Ich weinte Tagelang alleine und hätte mir gerade zu diesem Zeitpunkt gewünscht einen Partner zu haben der mir dabei Emotional beigestanden hätte.
Nach dieser Erfahrung war ich sehr wütend auf Ihn und nicht mehr in der Lage alle Aufgaben bedingungslos für ihn zu übernehmen.
Obwohl in der Literatur mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass ein Depressiver Mensch all das natürlich nicht extra macht.
Ich war wütend, stritt oft mit ihm und verlangte, dass er sich verdammt nochmal endlich professionelle Hilfe besorgt da ich nicht mehr in der Lage war und sein wollte für Ihn so was wie die Mutterrolle zu übernehmen.
Natürlich hatte all das nichts gebracht außer der er mir vorwürfe und Schuldgefühle einredete, dass ich ihn ja sowieso verlassen würde und ich ja von Anfang an hätte wissen müssen worauf ich mich einließe weil er ja psychisch krank sei. Zusätzlich dazu kam, dass er wenige zeit später anfing über Selbstmord nachzudenken und diesen Gedanken auch öfters laut aussprach.
Auf Gespräche und bitten so etwas nicht zu tun reagierte er gar nicht. Jedes mal wenn er sich doch aufraffte das Haus zu verlassen, hatte ich angst das er nicht mehr wieder kommen würde. Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen und rief die Polizei nachdem er sich für mehrere Stunden im Badezimmer eingeschlossen hatte. Glücklicherweise war er nur auf dem Klo eingeschlafen aber die Polizei nahm ihn aufgrund der geäußerten Suizidgedanken trotzdem mit.
Da er keinen Selbstmordversuch unternommen hatte, wurde er schon nach wenigen Tagen aus der Klinik entlassen.
Wenn ich dachte, dass die Situation schon vorher für mich unerträglich gewesen war, dann lebte ich nun in der Hölle auf Erden.
Er war sehr sauer gewesen, dass ich die Polizei gerufen hatte „anstatt mit ihm zu reden“. Jegliche Gesprächs- und Erklärungsversuche für mein handeln ignorierte er und verhielt sich sehr Abweisend mir gegenüber.
Hatte er mal gute Tage war er der liebste und netteste Mensch den ich kannte und auch die Person, in die ich mich zu beginn verleibt hatte. Die schlechten Tage häuften sich jedoch und waren in der Überzahl. Schon morgens beim Aufstehen konnte ich an der Art und weise wie er atmete erkennen, ob heute ein guter oder schlechter Tag werden würde.
Ich hatte das Gefühl, sowieso alles Falsch zu machen und das alles was ich tat um ihm das Leben zu erleichtern eh keinen Sinn hatte und sowieso keine Wirkung zeigte. Und warum sollte ich mich für jemanden so Aufopfern wenn ich von dieser Person sowieso nichts zurück bekam?
Ich fand die Beziehung zu ihm nur noch als belastend und hätte sie am liebsten beendet. Aber aus angst, dass er sich dann doch etwa antun könnte entschied ich mich weiter unter ihm zu leiden.
Dinge, mir früher Spaß gemacht hatten, Empfang ich als unwichtig, ich ließ treffen mit Freunden sausen und erledigte zu Hause und auf der Arbeit nur noch das Nötigste. Was paradox war, da ich jede freie Sekunde, die ich ohne ihn hatte als befreiend empfand. Als könnte ich erst wieder richtig Atmen wenn er nicht in der nähe war.
Niemand wusste über seine Erkrankung und die Ausmaße die sie angenommen hatte Bescheid, ich stand ganz alleine dar. Freunde, mit denen ich versucht hatte zu reden, konnten nicht verstehen warum ich mich von ihm so „tyrannisieren“ und „ausnutze“ lasse. Ihre einziger Rat war, dass ich doch Schluss machen oder ihm sagen soll das er sich mal zusammenreißen soll.
Erst nachdem ich auf der Arbeit einen Nervenzusammenbruch hatte, fand ich den Mut mir einzugestehen, dass ich unter diesen Umständen nicht weiter machen möchte. Beziehung ja aber nicht um jeden Preis. Denn der Preis den ich bezahlen musste war viel zu hoch für das bisschen was ich zurück erhalten hatte. Die Beziehung zu ihm und das leiden unter seiner Krankheit hatte mich selbst Depressiv werden lassen.
Ich denke nicht, dass es so weit hätte kommen müssen wenn er doch nur professionelle Hilfe in Anspruch genommen hätte und es abgesehen von Appellen an die Angehörigen sinnvollere Tipps gegeben hätte als nur zu sagen das psychisch Kranke das ja nicht böse meinen und man ihnen Geduld und Verständnis entgegen bringen muss.
Sternenstaub22
Beiträge: 9
Registriert: 14. Jan 2018, 10:06

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von Sternenstaub22 »

Hallo, mir geht es immer mich genauso . Jeder sag ich soll mich trennen. Ich kann es nicht .. er ist doch mein Mann. Du hast Recht es fehlt an Hilfe ..auch meine Ärztin sagt holen Sie sich Hilfe .. in 5 Monaten kann ich evtl. welche bekommen. Ich weiß nicht mehr weiter . Das Jahr hat schlecht aufgehört und noch schlechter begonnen. Ich habe doch nur einen Wunsch wieder glücklich sein mit meinem Mann. Mittlerweile sagt er , dass er nicht der richtige für mich ist und jeder alleine besser dran wäre. Das will ich aber nicht akzeptieren und ich glaube er auch nicht. Ich sehe es als eine Art Hilferuf . Leider will er ja keine Hilfe annehmen von außen, er weiß doch alles wie das so geht beim Psychologen.
rebju
Beiträge: 2
Registriert: 18. Apr 2017, 04:47

Re: Der Moment, an dem man von Angehörigen zum Betroffenen w

Beitrag von rebju »

Hallo an alle, denen es wie Liebgemeint ging.
Ich kann leider gerade nicht alle Kommentare hier lesen, werde das bei Zeiten in Ruhe nach und nach tun. Der Post gefällt mir, da ich in genau der gleichen Situation bin/war.
Mein Freund und ich haben eine lange Leidensgeschichte hinter uns. Ich kann es hier nicht alles niederschreiben, das sprengt den Rahmen. Aber die 6 Jahre, die wir uns kennen, waren geprägt von Hirntumoren, Bestrahlung, Chemotabletten, Ärger mit der Exfrau, Sorgen um die beiden Kinder, die er mit der Exfrau hat, Ärger mit der Arbeit. Er steht auf allen Seiten unter Druck, will es allen Recht machen und bekommt doch immer wieder einen auf den Deckel. Dazu die Krankheiten. Der Tumor setzte ein paar Jahre aus, wir dachten alles wäre gut. Wir bauten ein Haus und beruflich ging es bei ihm immer steiler und härter zu. Das brach ihm dann das Genick. Hausbau und DER Job waren zu viel und pünktlich zum Einzug kam der Tumor wieder - diesmal in einer stärkeren Art, die nicht mehr heilbar ist (aber trotzdem noch Jahre dauern kann).
Das brach ihm das Genick dann nochmals. Ich bin mit ihm durch diese vielen Jahre gegangen, habe sehr viel mitgelitten, da ich nicht verdrängen kann und der Meinung bin, man muss sich mit Problemen auseinandersetzen. Mein Freund hat verdrängt. Und mich damit leider auch immer aus seiner Krankheit ausgeschlossen und mir nur das allernötigste mitgeteilt.
Nach dem Einzug ins Haus ging es dann rapide bergab und ich verstand, dass er eine Depression hatte. Und zwar nicht erst seit gestern - die hat sich über die Jahre immer mehr verfestigt. Kein Wunder, bei all dem Ballast. Leider hat er alle Angebote der Krankenkasse und Ärtze auf Psychotherapie nie angenommen. Er wollte es einfach nicht. Auch ich sprach ihn immer wieder darauf an, so dass er bald gereizt reagierte.
Ich nahm ihm so viele Lasten ab wie ich konnte, hielt ihm den Rücken frei. Zu Anfang der Beziehung konnte er mich auch noch stützen bei meinen Problemchen, aber ich versuchte bald, ihn soviel wie möglich zu entlasten. Als wir zusammen wohnten, erst Recht. Ich merkte leider selbst viel zu spät, wie tief ich mich selbst mit habe reinziehen lassen in den Sumpf. Ich wusste nicht mehr, wann ich das letzte Mal wirklich glücklich war. Ich war nur noch traurig, nah am Wasser gebaut, nahm jede Zurückweisung und nicht-beachtung wahr und konnte sie nicht mehr einfach nur hinunterschlucken und auf das "ihm gehts halt schlecht" Konto schieben. Ich konnte einfach nicht mehr. Meine Haut hat mit heftigen Neurodermitis-Schüben reagiert (hab ich sonst nie gehabt), ich war immer müde, fühlte mich ständig unausgeschlafen und nicht erholt. Zudem ist das Alltags-Tempo bei ihm enorm. Alles ist durchgetaktet, die Wochenenden monatelang vorausgeplant. Die Jahre vergingen so wahnsinnig schnell wie noch nie.
Ich konnte das alles irgendwann nicht mehr ertragen und mittragen. Ich hatte das Gefühl, nur noch zu investieren (Energie, Sorge, Gefühl, Kraft) und auf der anderen Seite sehr wenig Beziehung und viel Genervtheit zu ernten. Es war zu wenig, ich brauchte Input von ihm um so weiterzumachen. Natürlich gabs auch gute Tage, aber für mich war das negative Gewicht deutlich höher. Ich fühlte mich so viel allein an seiner Seite.
Vor einem Jahr sagte ich, dass es so nicht weitergehe. Dass er depressiv wäre und etwas tun müsse. Sich Hilfe holen müsse oder wir beide zusammen eine Paartherapie. Er wollte nicht. Ich sagte, ich könne so nicht weitermachen - ja ich setzte ihm am Ende die Pistole auf die Brust. Entweder es ändert sich was, oder ich muss gehen. Ich konnte wirklich nicht mehr.
Er machte total dicht und war absolut schockiert, dass ich mit gehen drohte. Die Möglichkeit stand für ihn irgendwie nie im Raum, obwohl wie vorher schon häufiger darüber gesprochen hatten, dass es nicht mehr so gut liefe.
Anscheinend zog ich ihm den letzten Standfuß weg mit dieser Drohung. Ich begann eine Therapie und ging später noch zu einem Angehörigenseminar für Tumorkranke, weil ich überhaupt nicht wusste, womit wir es zu tun hatten, denn er wollte ja kaum darüber sprechen. Zum Arzt durfte ich nicht mitkommen. Er reagierte auf meine Therapie und das Seminar mit Gereiztheit.
Wir versuchten, uns zu fangen, er machte einen Urlaub zur Selbstfindung allein und ich für mich. Noch mehr Abstand zwischen uns..
Nach dem Urlaub hatte er eine Menge Ideen und Vorhaben, die er aber nicht anging. Er sagte, er müsse sich professionelle Hilfe holen (ENDLICH, dachte ich). Aber er tat es nicht. Im Gegenteil, er brach auch die Tumorbehandlung ab. Er zog sich immer weiter in sich zurück und offenbarte mir im Herbst letzten Jahres, dass er aufgeben würde. Er gehe nicht mehr zum Arzt, er lasse sein Leben einfach auslaufen, er könne nicht mehr.
Ihr könnt euch vorstellen, wie es einem damit geht. Der Freund gibt auf und hätte sich am liebsten irgendwo heruntergestürzt, wenn die Kinder nicht wären. So meine Interpretation.
Nachdem er dann auch noch sein Leben aufgeben wollte, konnte ich nicht mehr. Wir sprachen wieder über Trennung. Am nächsten Tag hatte er es sich anders überlegt. Darüber zu sprechen hatte etwas in Bewegung gesetzt. Ich war hin und hergerissen mit meinen Gefühlen. Diese Achterbahn kann keiner ohne Schaden mitnehmen.
Wir machten also weiter. Zum Winter wurde er noch viel depressiver (was schon immer so war, wie mir im Nachhinein auffiel) und er ging auf Rat seines Arztes in eine psychosom. Klinik zur Einschätzung. Ich hätte nie gedacht, dass das passieren würde. Ich dachte, jetzt geht es los, er geht es endlich an!
Er war insgesamt 3 Wochenenden in der Klinik, alles Wochenenden, an denen wir Zeit für uns gehabt hätten, unter anderem Silvester. Die anderen Wochenenden waren die Kinder immer hier, also ging die Zweisamkeit ziemlich komplett flöten. Am Wochenende ist in der Klinik nicht viel los, keine Gespräche. Er hatte sich dort vor dem Alltag versteckt. Ich dachte, er würde bald eine Kur dort starten. Aber nichts geschah. Ich dachte, er würde bald seinen Job schmeißen, der ihm wirklich seit Jahren nicht gut tut. Aber in seiner Situation mag er das nicht tun. Zu viele Abhängigkeiten finanziell und gesundheitlich. Auch verständlich, aber wenigstens eine lange Krankschreibung und eine langzeittherapie..?
Ich wartete die ganze Zeit darauf, dass er seine Themen angehen würde. Ich denke, es ist auch etwas in Bewegung gekommen, aber in einem wahnsinnig langsamen Tempo und es wird noch SEHR lange dauern, bis er wirklich loslegt. Vor einigen Wochen sagte er mir, dass ich mir überlegen solle, ob ich noch bleiben wolle. Was mich noch halten würde, da ich ja so leiden würde und so. Er hatte ja so recht. Aber ich hatte die ganze Zeit an der Hoffnung festgehalten, dass es weitergehen würde, dass er aus seinem Sumpf langsam herauskommen würde. Stattdessen ist er immer weiter versackt. Er stellte mich quasi vor die Wahl: willst du mit weiter versinken oder willst du gehen?
Ich konnte wirklich nicht mehr. Und er auch nicht, denn ich setzte ihn ja auch unter Druck damit, dass etwas passieren müsse und er merkte, wie sehr ich unter seinen Lasten mitlitt. Das wollte er auch nicht.
Wir entschieden uns also vor ein paar Wochen, uns zu trennen :(
Wir sind danach noch wochenlang hin und hergewankt, da wir uns generell gut verstehen und vieles teilen, seine Kinder lieben mich und ich sie, unser zu Hause ist so toll und generell konnten wir uns immer vorstellen, zusammen alt zu werden. Aber unter diesen Umständen geht es einfach nicht weiter. Ich will, dass es ihm und damit uns endlich wieder besser geht psychisch, und er kann sich nicht bewegen in seinem Sumpf und seinen Verpflichtungen und findet noch nicht die Energie, herauszuklettern.
Im Endeffekt ist es so, dass ich gehe, damit er Raum findet, seine Themen anzugehen und natürlich auch zu einem großen Teil aus Selbstschutz. Denn das hatte er häufiger gesagt, dass er eigentlich mal Single sein müsste, damit er irgendwie Raum dazu hätte. Die anderen Verpflichtungen könne er noch weniger abschütteln, eine Beziehung, mit sehr viel Schmerz, schon eher.
Was soll man sagen - ich bin todunglücklich und er ist es auch. Die Kinder auch. Alles liegt in Scherben, was wir so festgehalten haben. Aber irgendwann muss man den Zeitpunkt erkennen, an dem es nicht mehr gut tut. Ich fühle mich furchtbar bei dem Gedanken, ihn allein zu lassen. Ich ziehe in den nächsten Tagen aus und er bleibt im großen Haus allein zurück. In unserem Traumhaus. Die Kinder werden an den Wochenenden da sein und mich und den Hund vermissen. Auch wenn wir uns weiterhin sehen werden, ist es natürlich anders. In meiner Vorstellung sitzt mein Freund im Dunkeln im Haus und starrt vor sich hin. Oder lenkt sich weiter mit Fernsehen und Daddeln ab. Und versinkt immer mehr in seiner Depression, da er ja jetzt auch noch seine Freundin verloren hat. Die Vorstellung macht mich verrückt. Und dann denke ich immer: denk auch mal an dich! Wie geht es dir? Wird es dir helfen? Auch dir wird es erstmal schlecht gehen, nicht nur ihm!
Ja, es wird weiterhin sehr wehtun, aber ich denke trotzdem, es ist das Richtige. Wir sind in einer Pat-Situation und kommen nicht mehr weiter. Noch haben wir alles ohne Streit geschafft, das wollen wir gern beibehalten. Verständnis auf beiden Seiten für den anderen, aber keine Energie mehr, die Beziehung fortzuführen oder auf Seiten meines Freundes: eine Therapie anzugehen. Er will es jetzt kurzfristig angehen sagt er, aber ich kann es noch nicht so ganz glauben, dass das wirklich passieren wird.
Der Text ist jetzt doch sehr lang geworden und das meiste kam nur aus den letzten Monaten.. :shock:
Ich habe mir gerade ein Buch bestellt: Wenn Frauen zu sehr lieben. Ich bin sehr gespannt, das soll sehr gut sein und für meinen Fall meine Person recht gut beschreiben und erklären. Ich bin vielleicht nicht ganz so fanatisch, wie es in dem Buch ab und an aufkommt, aber hab doch ein starkes Helfer-Syndrom.. wie so viele Frauen ;)
Ich hoffe, alle anderen Betroffenen Angehörigen fühlen sich in meinem Text wieder oder haben vielleicht einen Tipp, wie ich die nächsten Wochen und Monate mit dem Auszug gut überstehe. Ich hoffe so sehr, wieder glücklich sein zu können, obwohl ich mich immer ihm gegenüber mies fühlen werde. Ich weiß, ich darf glücklich sein, auch wenn er es nicht ist. Aber es wirklich zu tun, wird schwer.
Und die Hoffnung ist noch nicht ganz weg, dass wir wieder zueinander finden nach einigen Monaten der Trennung. Dass jeder sich ein wenig besinnt und (meine Hoffnung/Bedingung) er seine Therapie angeht! Und dann wiederum die Angst, dass es nicht klappen wird.. was für ein Gefühlschaos!!
Alles Liebe und ganz viel Kraft euch anderen..
Antworten