Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Rufus
Beiträge: 13
Registriert: 11. Feb 2004, 17:07

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Rufus »

Tja, und das genau ist das Problem. Einfach eine Entscheidung zu treffen. Ich weiß nicht, was das soll aber mir gelingt es einfach nicht. In eine Klinik gehen - gerade wie Du schreibst in die Psychiatrie - da hab ich die größten Bedenken vor. Ich hab einfach die Sorge, daß es mir dort evtl. noch schlechter geht als hier schon und noch weiter psychatrisiert werde als ich es eh schon bin. Tut mir leid, sollte ich mit dieser Bemerkung jemanden kränken - das ist nicht meine Absicht - aber vielleicht wisst Ihr, wovon ich spreche oder zumindest von meinen Bedenken gegen eine Allgemeinpsychiatrie.

@Virginia
Warum meinst Du, daß ich in einer Psychiatrie besser aufgehoben wäre, als in einer psychosomatischen Klinik?

Gegen jeden Deiner Vorschläge, Virginia hab ich Gegenargumente. Und genau da dreh ich mich im Kreis. Und dann mache ich leiber gar nichts, als irgendetwas falsch zu machen. Was für ein Schwachsinn. Ich weiß genau, daß die Option gar nichts zu tun genau die falscheste (fälscheste?) von allen ist aber obwohl ich das kapiert habe fühle ich mich ausserstande mich für eine der anderen Alternativen zu entscheiden. Irgendwie hab ich über alles in meinem Leben schon zu viel nachgedacht. Zu viel denken ist auch nicht gut...

Vielen Dank für Eure Gedanken zu meinem Thema und Euren Mühen! Ich hoffe sie fruchten irgendwann mal!

Viele Grüße!
Rufus
girasol
Beiträge: 40
Registriert: 9. Jan 2004, 23:10

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von girasol »

Hallo Rufus,

ich kann dir nur raten, entscheide dich erst einmal, wenn du dann bei deinem Krankenhausaufenthalt merkst, dass es doch nicht so richtig war, dann kann man neu darüber nachdenken. Du kannst nicht wissen wie die Zukunft sein wird, auch wenn du es dir sehnlichst wünschst. So ist das Leben. Eine Entscheidung bringt dich weiter und du brauchst sie im Nachhinein auch nicht bereuen, denn es war in diesem Augenblick die richtige Entscheidung. Es gibt keine falschen Entscheidungen. Ich mußte mich damals auch entscheiden und habe es mir wirklich nicht leicht gemacht und auch einige mir sehr wohlgesonne Menschen befragt und jeder hat mir etwas geraten, was auch nicht falsch war, aber letztendlich hat es mir nur noch mehr durcheinander gebracht. Ich habe dann eine Entscheidung getroffen, habe sie bereut und war auch glücklich damit. Es gibt immer ein Dafür und Dagegen und etwas dazwischen. Manchmal habe ich mich wie ein Torwart gefühlt, der vor einem riesigem Tor steht und intuitiv erraten muss, in welche Ecke er springen muss, wenn der Ball kommt. Es kann klappen oder auch nicht, verlass dich auf deine innere Stimme und mach dich im Nachhinein nicht fertig, weil du dich nicht 100% richtig entschieden hast. Das macht man glaube ich nie. Ich wünsche dir viel Glück und vor allem den Mut auf deine eigene Stimme zu hören.

Ciao Girasol
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von triste »

Lieber Rufus,
ich versteh Dich so gut, vielleicht ist das der Grund, warum ich so eindringlich bin.
Sich nicht entscheiden zu können ist eines der großen Symptome der Depression, ebenso wie das sich im Kreis drehen innerhalb einer unlösbar erscheinenden Problematik.

Der Punkt ist vielleicht der: So sehr auch kompetente oder wohlmeinende Menschen raten, umso mehr bleibt der Depressive entscheidungsunfähig.
Vielleicht ist es einfach so, daß jeder eine individuelle Zeit des Leidens braucht, bis er selber einen Prozeß durchgemacht hat, der ihn zu einer Lösung bringt.

Meine Ratschläge an Dich sind natürlich subjektiv, da auf eigenen Erfahrungen basierend. Ich denke zwar, daß sie Dich aus Deinem Kreis herausbringen können. Aber vielleicht irre ich mich ja auch und Du brauchst etwas ganz anderes.
Ich möchte trotzdem nochmal Deine Befürchtungen vor einer psychiatrischen Klinik etwas zerstreuen:
Ich wurde ein 3/4 -Jahr nach meiner Krankschreibung von meiner Ärztin in die psychosomatische Abteilung einer Klinik geschickt. Aufgrund meiner damals noch vorherrschenden körperlichen Symptome.
Dieser Aufenthalt war für mich extrem wichtig, da ich dort zum ersten Mal erfuhr, wie Körper und Psyche zusammenhängen.
Nach dem, was ich heute über meine Depression weiß, hat man mich dort jedoch medikamentös völlig falsch behandelt und mein Krankheitsbild falsch eingeschätzt. Man hat mein damaliges AD abgesetzt, mir eine Phasenprophylaxe verschrieben (die nicht half), mir weiter Psychotherapie empfohlen und mich wieder zur Arbeit geschickt. Daß das, was mich so furchtbar quälte, die Depression war, blieb vollkommen unbearbeitet. In der Folge versuchte ich dreieinhalb Monate unter Aufbietung aller Kräfte und Überschreiten aller Grenzen, in meinem Job wieder Fuß zu fassen. Ich durchlitt wieder alle Körpersymptome, Schmerzen ohne Ende, Krankheit und völlige Verzweiflung, als ich schließlich kapitulieren mußte.
Danach fiel ich wieder in 2 tiefe depressive Episoden, aufgrund letzterer ich über die Notaufnahme in der geschlossenen Psychiatrie landete.
Und erst dort wurde mir klar, daß mein Versagen ein Symptom der Depression ist! Daß meine ständige Erschöpfung, Überforderung, meine Ängste, meine Unsicherheit und nicht-mehr-wissen-wer-ich-bin, daß das Symptome dieser Krankheit sind und nicht mit einem schwachen Charakter zu tun haben. Und dann merkte ich, wie Antidepressiva etwas daran verändern können.
Sicher, die geschlossene Psychiatrie ist nicht gerade angenehm. Und trotzdem habe ich dort unglaublich viel gelernt, bin einen riesen Schritt im Verständnis, was diese Krankheit ist, weitergekommen.

Ich würde aus heutiger Sicht eine Depressionsstation in der Psychiatrie vorziehen.
Ansonsten ist die Psychiatrie nach meiner Erfahrung der richtige Ort, um eine Depression zu behandeln, wenn man ambulant nicht weiterkommt.

Ich hatte übrigens die gleichen Vorbehalte gegen Psychiatrie und wäre freiwillig nie dorthin gekommen, hätte es eine Notsituation nicht erforderlich gemacht.

Ich glaub´schon, daß Du nur zwei Möglichkeiten hast: entweder weiter in der jetzigen Situation verharren oder etwas daran zu verändern. Dir wirklich kompetente Hilfe zu holen wäre sicher der schnellste Weg da raus, vielleicht brauchst Du aber auch gerade Zeit, um über den Umweg des Leidens Deinen Weg zu finden.

Ich hoffe, ich klinge nicht zu hart. Ich bin ziemlich überzeugt von dem , was ich gerade schreibe. Mir ist aber natürlich klar, daß jeder einen individuellen Weg braucht und deshalb kann es nur ein Vorschlag sein, darüber nachzudenken.
Und ich laß´Dich jetzt auch damit in Ruh´.

Ich wünsche Dir alles Gute.
Virginia
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von heike56 »

Liebe Virginia,

Du sprichst mir immer wieder aus dem Herzen. Ich habe dank eines sehr kompetenten Arztes (selber an Depresionen erkrankt, den Weg in eine Klinik nicht gehen müssen).
Ein guter Freund von mir sagte mal, die Psychiatrie hätte ihm Entlastung gebracht, weil er nicht mehr kämpfen musste, sich in einem geschützten Raum gefühlt hat.

Herzliche Grüße an dich

Heike 47
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von triste »

Liebe Heike,

das freut mich sehr, vorallem, weil ich manchmal das Gefühl habe, vielleicht nicht immer das Richtige zu schreiben, oder zuviel oder... (ts ts, typische Depri-Unsicherheit).
Vielen Dank!

Was den 'geschützten Raum' angeht, so ist das mit Sicherheit ein sehr wichtiger Aspekt. Ich weiß von den meisten Mitpatientinnen, daß sie sich heute noch manchmal dorthin zurückwünschen: aus genau diesem Grund! Bei allem Unangenehmen bietet eine Klinik, und da vorallem die geschlossene Abteilung, eine Situation , in der man einfach gar nix mehr sein muß. Man kann sich einfach hinlegen und muß keiner Rolle mehr entsprechen.
Die Kunst ist, sich danach, so einen geschützten Raum im 'neuen Leben' zu schaffen...

Dir einen lieben Gruß!
Virginia
Ronja75
Beiträge: 153
Registriert: 22. Mär 2003, 18:35

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Ronja75 »

Liebe Virginia, ja, so ein geschützter Raum im Alltag wäre ein Traum.... Aber wohl auch eine Utopie, oder? Na ja, ich tue mich etwas schwer damit zu sagen, ich hätte die Zeit in der Klinik genossen, aber sie war total wichtig und sehr wertvoll. Vor allem auch die Abschottung nach außen und das Signal an mein Umfeld "die ist wirklich krank, sogar s krank, dass sie ins Krankenhaus muss.". Und es tut gut zu wissen, dass es so einen Ort gibt, an den man im Notfall zurück kann! Hast Du eine geschützten Raum außerhalb der Klinik gefunden?? Liebe Grüße, Ronja
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von triste »

Hallo Ronja,

ich habe da diesen Traum, daß ich selbst für mich der geschützte Raum sein könnte. Daß ich in mir in Ruhe und Geborgenheit sein kann. Daß ich unerschütterlicher gegen jede Form von Stress, Emotionen und Druck sein werde.

Da baue ich dran....noch sind die Wände aus Papier und ich vermeide noch jeden Windstoß....

Lieben Gruß,
Virginia
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