DEPRESSION und Singledasein

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Pferdinand
Beiträge: 11
Registriert: 4. Dez 2017, 17:10

DEPRESSION und Singledasein

Beitrag von Pferdinand »

Moin....ich lese hier sporadisch mit. Habe seit ca. 4 Jahren eine mittelgradige DEPRESSION, die immer wieder Achterbahn mit mir fährt.
Mache eine Verhaltenstherapie und war 2014 für 6 Wochen stationär. Habe dort einiges gelernt und mich danach auch gestärkt gefühlt. Leider fällt mich der schwarze Hund immer wieder an. Zuletzt am vorigen Sonntag. Auslöser waren Querelen im Job zur Hauptsache. Sonntag hat es mich dann total geschreddert. Ich habe versucht Ruhe zu bewahren, aber könnte nur noch heulen wie ein Schloss und, ohne Ende. Meine beste Freundin könnte ich nicht erreichen. Das hat meine Verlustängste total getriggert. Als Kleinkind haben meine Eltern mich und meine Geschwister mal für 1-2 Std. Alleine gelassen am Abend. Eine Nachbarin hat immer mal rübergeschaut. Aber als ich wach würde, waren meine Eltern wie vom Erdboden verschwunden. Sie waren gehangen, als wir schon schliefen.Für mich war es ein Albtraum,keine Eltern, wir Kinder total allein. Das verfolgt mich bis heute. Nicht im Bewusstsein, aber unterbewusst. So bin ich auch nie eine Beziehung eingegangen und lebe allein. Und manchmal denke Ich, dass es hilfreich wäre jemanden da zu haben, der mich unterstützt.Aber erstens lasse ich noch immer niemanden an much ran und zum Zweiten, kann man dad anderen zumuten? Vielen Dank an alle, die sich das hier ansehen. L.G.
ßßßß

Re: DEPRESSION und Singledasein

Beitrag von ßßßß »

"Als Kleinkind haben meine Eltern mich und meine Geschwister mal für 1-2 Std. Alleine gelassen am Abend. Eine Nachbarin hat immer mal rübergeschaut. Aber als ich wach würde, waren meine Eltern wie vom Erdboden verschwunden. Sie waren gehangen, als wir schon schliefen.Für mich war es ein Albtraum,keine Eltern, wir Kinder total allein. "
Sry aber das sind keine echten Erinnerungen. Wieso hast du die rekonstruiert?

und dann hört sich das an als wäre die Angst führend möglicherweise auch eine Bindungsstörung.
Die solltest du angehen.
ßßßß

Re: DEPRESSION und Singledasein

Beitrag von ßßßß »

"Hmmm, was meinst Du mit rekonstruierter Erinnerung, keine echte ?"

Niemand kann Erinnerungen aus seinen Kleinkindalter haben. Das geht physiologisch nicht. Wirklich echte Erinnerungen setzen erst mit etwa 5 ein. Es kann vorher Erinnrungsspliter geben, wenn es mit sehr starker Emotionalität einhergeht. Das sind dann aber nur einzele unzusammenhängede Sinneseindrücke eine Form, Farbe, Gegenstand, Haptik, Emotion und gerade auch Gerüche. Aber eine komplexe, zusammenhängede Erinnerung wie oben beschrieben kann er nicht haben. Selbst später ist unsere Erinnerung nicht so gut wie wir glauben. Erst mit anfang 20 verändert sich unser Gehin nicht mehr grundsätzlich. Dann stabilisiert sich das was Erinnerung gerade mit der emotionalen Bewertung angeht.

Unserer Gehirn mag unvollständige Dinge nicht. Also wird dazu gedichtet. Nicht nur absichtlich das ist einfach eine eigenschaft unserer Gehirne.
Unser hier biografisches Gedächnis funktioniert nicht wie ein CD-Speicher sondern wie eine Festplatte. Ständig wird da rumgeschrieben, geändert, verschoben.
Das menschliche Gedächnis ist extrem unzuverlässig. Wer das nachschlagen will: Knallzeugen, Shaw England Gedächnismanipulation, Zeugenmanipulation oder auch diverse Gerichtsverfahren nach Psychotherapie wegen dabei eingepflanzster Erinnerungen.

Ja das was beschrieben wird kann traumatisch wirken, aber in einer ansonsten intakten Umgebung ist das extrem unwahrscheinlich gerade als Einzelereignis.

Die Frage die sich mir stellt, ist ob da ein Grund gesucht wurde statt, zu schauen was wirklich los ist. Ein nicht gerade seltenes Vorgehen wiedermal Freud's schuld.
Pferdinand
Beiträge: 11
Registriert: 4. Dez 2017, 17:10

Re: DEPRESSION und Singledasein

Beitrag von Pferdinand »

Hallo, vielen Dank für die Beiträge. Merke gerade, dass es mir doch nicht gut tut. Wieso werden Erinnerungen angezweifelt? Ich war damals 5 Jahre alt. Ich konstruiere nichts;Sorry tut mir gerade so weh, denn auch in der Kindheit und im Teenageralter würde mir oftmals nahe gebracht, dass ich nicht richtig bin so wie ich bin. Nein es war ansonsten eine Komödie Kindheit mit 2 Halbgeschwistern und Eltern, die anwesend waren.Und ich schiebe auch niemanden die Schuld in die Schuhe, da Vergangenheit nicht zu ändern ist. Bin niemandem böse, habe ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Ich arbeite an mir und ob es Bindungsangst oder- unfähigkeit heisst ist so ziemlich egal.Der Effekt ist der Gleiche.Sobald jemand Interesse zeigt, fühle ich mich unwohl.Ich suche hier keine Therapie; nur Erfahrungen. Konnte manche der Beiträge nur schwer ertragen, da ich mich mal wieder nicht angenommen fühle. Liebe Leute, das soll jetzt keine Kritik, sondern nur eine ehrliche Beschreibung meines Zustandes sein.L.G.
dienstag
Beiträge: 71
Registriert: 24. Aug 2011, 11:50

Re: DEPRESSION und Singledasein

Beitrag von dienstag »

Hallo Pferdinand,

bei mir scheint es ähnlich zu sein, ich bin mit Gewalt und Alkoholismus aufgewachsen, mit Eltern, die mir laut meiner Therapeuten nie die Sicherheit und Geborgenheit vermittelt haben um ein psychisch gesunder Erwachsener zu werden.
Ich leide auch unter Bindungsangst , ich wünsche mir eine Beziehung ,aber kaum ist da jemand, denke ich ich schaffe es nicht ein "normaler" Mensch zu sein, damit ich eine Beziehung führen kann, ich ziehe mich lieber zurück, bevor ich was falsch mache bzw ich fühle mich dann auch eingeengt, weil ich denke, ich darf nicht so sein , wie ich halt bin mit meinen Ängsten usw die ich habe.

Lg Britta
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: DEPRESSION und Singledasein

Beitrag von Bittchen »

Lieber Pferdinand,

ich glaube die Antworten von ßßßß waren nicht böse gemeint ,einfach nur etwas nüchtern
aber in guter Absicht geschrieben oder nach Lehrbuch zitiert.
Du wurdest von ihr/ ihm angenommen,denn es wurde sich die Mühe gemacht dir zu antworten und dir Zeit geschenkt.
Das ist doch sehr viel.

Ich kann mich sehr gut daran erinnern ,dass ich schon als Kleinkind,also auch bevor ich in die Schule kam,Angst im Dunkeln hatte und auch Angst alleine zu sein.
Auch kann ich mich schwach an ein paar Dinge im Kindergarten erinnern .
Das war einfach so und meine Eltern waren recht rücksichtsvoll,zumindest haben sie sich für die damalige Zeit noch human verhalten.
Sie ließen die Tür auf wegen Lichtstrahl usw.
Bis heute bin ich nicht gerne alleine und wenn,dann brauche ich immer noch Licht beim
Schlafen.
Verlustängste habe ich erst als Erwachsene entwickelt,obwohl ich enge Bindungen eingehen konnte.
Das ist keine Garantie,dass alles gut ist und bleibt.
Auch danach kann einem das Leben durch Verluste noch sehr zu schaffen machen.
Es gibt sehr viele Ursachen für unsere Ängste.
Nicht immer sind die Eltern alleine "Schuld".
Hier will dich keiner verletzen,es geht nur um Austausch von eigenen Erfahrungen und ich glaube sehr viele Betroffene können deine Probleme nachvollziehen.
Wir sind hier keine ausgebildeten Therapeuten,das wäre schön,dann müssten wir nicht so lange im realen Leben suchen bis uns jemand hilft oder auch nur versteht und zuhört.

Lese weiter hier und wenn es passt, schreibst du wieder,bringe dich ein.
Jeder ist hier angenommen und ist gut wie er ist.
Das wir das für uns selber auch so sehen können,darum tauschen wir uns hier aus.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Pferdinand
Beiträge: 11
Registriert: 4. Dez 2017, 17:10

Re: DEPRESSION und Singledasein

Beitrag von Pferdinand »

Liebes Bittchen
Einfach DANKE! Ja so ist das mit mir, ich reagiere sehr stark. Und da man hier weder Tonfall noch Mimik zum Einschätzen des Inhaltes hat, muss man um so mehr in sich hinein hören.Ich habe relativ schnell Fluchttendenzen im übertragenen Sinne. Dehalb erscheint es mir auch als sinnvoll mich mit anderen auseinanderzusetzen im positiven, wie auch im negativen Sinne. L.G. Bis dahin☺
T Ally
Beiträge: 595
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: DEPRESSION und Singledasein

Beitrag von T Ally »

Hallo Pferdinand,

als ich die Nachricht von ßßßß an Dich gelesen habe, habe auch ich nur Kritik und Unglauben herausgelesen. Diese Nachricht hat etwas in mir berührt, negativ berührt.
Auch meine Bindungsangst oder die Beziehungsunfähigkeit wurde mit Erlebnissen aus früher Kindheit in Verbindung gebracht, da meine Eltern seinerzeit mit drei kleinen Kindern wohl überfordert waren. Für mich klingt das schlüssig und verständlich, daher habe ich die Äußerung von ßßßß auch für mich als erhobenen Zeigefinger -verbunden mit dem Vorwurf der Unwirklichkeit- aufgefasst.

Die Erklärungen anschließend nehmen deutlich die Schärfe, Angeschlagenheit aber bleibt. Ist es nun zu hohe Empfindlichkeit oder Realität und normale Verletzlichkeit.
Derzeit bin ich nicht auf der Sonnenseite, daher möchte ich es nicht näher erforschen. Aber eine Bitte an die Schreiber hier: Denkt über Eure Worte nach, ob diese evtl. als Vorwurf verstanden werden können. Lest noch einmal drüber und erläutert etwas mehr, falls etwas falsch verstanden werden kann / könnte.

Herzliche Grüße an alle Leser und besonders liebe Grüße an Pferdinand
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: DEPRESSION und Singledasein

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo ihr,

also ich meine auch noch, Erinnerungen zu haben aus meinen Kleinkindalter. Es sind eher neutrale Erinnerungen aus der Zeit, wo ich 4-5 war, Alltagsbegebenheiten und ein wichtiges Ereignis, Geschwistergeburt. Aber auch eine Begebenheit, wo es brutal zuging. 2 Erinnerungen setzen viel früher ein, so 2./3. Lebensjahr, auch ganz neutrale Alltagsgegebenheiten.

Das alles muss nicht (genau) so gewesen sein. Überprüfen kann es sowieso niemand.

Solche Verlusterlebnisse können schon traumatisierend wirken, müssen es aber nicht. Sie müssen auch nicht zwangsläufig prägend sein im negativen Sinne. Es kommt auf den Kontext an, sprich die gesamte Lebenssituation und Bewältigungsmöglichkeiten.

Das einzuordnen, sind die Profis gefragt.

Wo man aufpassen sollte, ist die Interpretation. Da kann man sehr viel kaputt machen und einen Menschen nachhaltig schädigen, aber im günstigen Fall sehr helfen.

Und oft sind es nicht die einzelnen Erlebnisse/Ereignisse, die einen schädigen. Es können ganz andere Sachen sein. Manchmal auch Sachen, die man nie vermutet, und die sehr einfach sind, aber eine sehr ungute Wirkung auf einen haben, oft erst in der folgenden weiteren Biografie, wenn sie ungünstig verläuft.

Vielleicht ist das mit dem Alter, ab wann man sich wie genau erinnern kann, auch wieder ein Streit zwischen den Profis, im Ergebnis dessen man sich durchaus etwas wundern darf.

LG Gertrud
Musikant
Beiträge: 43
Registriert: 19. Nov 2017, 05:34

Re: DEPRESSION und Singledasein

Beitrag von Musikant »

Hallo zusammen, hallo Pferdinant,

ich komme mal zurück auf den Eingangspost: Kann man jemanden mit Blick auf eine mögliche (neue, keine bestehende – das ist ganz wichtig für die Beantwortung!) Partnerschaft zumuten, mit einem/einer Depressiven zusammen zu sein?
Die Frage kann man wohl nur sehr schwer und individuell beantworten, denn das hängt ja von sehr vielen Dingen ab.

Trotzdem ist es eine Frage, die sich wohl die meisten irgendwann mal stellen, die in so einer Situation sind oder waren.
Für mich ist es an erster Stelle eine Frage des Selbstvertrauens: Kann ich in einer neuen Partnerschaft auch geben und nicht nur nehmen? Letztlich geht es darum, Voraussetzungen dafür zu schaffen, eine neue Partnerschaft eingehen zu können, die nicht schon am Anfang eine bestimmte Wahrscheinlichkeit des kurz- oder mittelfristigen Scheiterns beinhaltet.

Habe ich Ängste vor zu viel Nähe? Habe ich Ängste, verletzt zu werden? Habe ich Ängste, in einer Partnerschaft zu versagen und zu scheitern?
Das sind nur ein paar der Ängste die man hat, wenn man depressionsbedingt einsam geworden ist und diesen Zustand durch eine Partnerschaft verändern möchte.
Die Ängste nahmen bei mir in dem Maße ab, je größer mein Selbstvertrauen und auch das Selbstwertgefühl (denn das trage ich bewusst oder auch unbewusst nach außen, so dass andere das merken) wurde.
Es war ein langer Weg.
Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, mach' Zitronenlimonade draus!
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