Diese Leistungsfähigkeit

[MagicMops]

Hallo ihr!

Ich möchte hier gerne über eine große Angst schreiben, die mich schon seit langer Zeit begleitet, vor allem natürlich seit meinem Zusammenbruch vor einem 3/4-Jahr.

Es beginnt mit dem Ärger, die Arbeit und den Alltag nicht mehr zu schaffen. Der Gedanke, dies nie wieder zu können gab mir den Rest. So war es zu Beginn der Therapie noch. Während der Therapie bekomme ich ein Gefühl dafür, wie viel ich zuvor mehr geleistet habe und ich mir selbst keine verdienten Pausen gegönnt habe - aus Angst schlecht dazustehen oder weil ich es nicht anders kenne und ein sehr schlechtes Selbstwertgefühl habe und es immer hundertprozentig machen will. Bloß keine Fehler Andere dürfen Fehler machen, aber ich nicht!

Die Therapie hat mir bis jetzt schon einiges gebracht und ich gehe nächste Woche in eine stationäre Reha die mir da auch noch weiterhelfen wird. Ich habe seitdem viele gute Tage und mein starker Anteil hat Lust wieder raus in die Welt zu gehen und glaubt an sich. Aber da sind eben auch noch die anderen Tage an dem der zweifelnde Anteil so stark ist und ich mir kaum vorstellen kann, überhaupt wieder in ein "Leistungsverhältnis" zu gehen. Das wäre in meinem Fall ein Bundesfreiwilligendienst, nach der Reha die nächste Woche beginnt. Es sind also noch ein paar Wochen.

Jeden Tag einsatzbereit zu sein und mich nicht zurückziehen zu können. Ich möchte mich nicht mehr verstellen müssen oder stärker tun als ich bin

Wenn ich den Gedanken weiterstricke denke ich auch oft daran, ob ich es schaffe, ein Kind großzuziehen, obwohl ich mir Kinder wünsche. Aber was ist wenn ich das nicht mehr leisten kann?
Ist es dann nicht unverantwortlich ein Kind zu bekommen?

Ich werde 30 und bin an sich ein sehr neugieriger und fröhlicher Mensch. Aber die Anteile in mir die Zweifeln und sich verstecken wollen kommen immer stärker zum Vorschein. Ich habe auch das Gefühl, das sich diese Anteile immer öfter "abwechseln". Sorry, ich bin gerade durcheinander und hoffe, ich habe es einigermaßen verständlich geschrieben.

Meint ihr, diese "Leistungsfähigkeit", kommt nach einer gewissen Zeit in der Arbeitswelt wieder? Wie sind eure Erfahrungen nach einem längeren Ausfall?

Ich bin gespannt auf eure Antworten

LG MagicMops

[Katerle]

Hallo Magig Mops,

es ist positiv, dass dir deine Therapie schon einiges gebracht hat und du noch eine Reha in Anspruch nehmen möchtest.
In der Reha hast du die Möglichkeit alles anzusprechen, was dich belastet, auch deine Zweifel hinsichtlich der Arbeit usw., wie belastbar du bist und inwieweit leistungsfähig.
Pausen und RückzugsMöglichkeiten sind auf jedem Fall wichtig, um nicht erneut im Burnout zu enden.
Deshalb mach erstmal die Reha und dort wird dann gemeinsam mit dem Ärzte/Therapeuten- Team besprochen, wie es für dich weitergeht nach der Reha.
Auch wenn du Kinder hast, ist es ebenso wichtig auf deine Bedürfnisse zu achten, wenn sie kleiner sind, dann ist es wohl etwas schwieriger. Wünsche dir alles gute bei deinem weiteren Weg, Katerle

[MagicMops]

Vielen Dank für die Antworten: für deine ausführlichen @Guinevere7 und deine Genesungswünsche @Katerle.

Es ist nicht meine erste depressive Episode - wohl eher die dritte heftigere. Nach meinen ersten Zusammenbrüchen und mithilfe der Medikamente war ich danach schon immer sehr leistungsfähig und bin aber immer wieder über meine Grenzen gegangen und finde es super schwer, die rechtzeitig wahrzunehmen. Vorallem weil ich zum kompensieren meine Essstörung hatte und ein zeitfressendes Hobby, so dass die Emotionen gar keine Chance hatten, mich zu erwischen. Und jetzt will ich mich davon eben verabschieden und MUSS lernen, wie ich gesund damit umgehe (ziemlich krass)

Ich freue mich wenn ich wieder Gas geben kann und sage dann "Was kostet die Welt?!!" und verpulver alle Kapazitäten. Mich da selbst zu zügeln muss ich noch besser lernen.

Gerade derzeit sind meine Schwankungen so stark, dass ich mental so schwanke und in meinen Tiefs (wie seit einigen Tagen wieder) gar nicht daran glauben kann, noch einmal 5 Tage die Woche 8 h arbeiten zu können - eigentlich denke ich eher ich kann gar nichts und werde bei allem versagen..egal was es ist.

Geht es euch da auch so, dass ihr euch manchmal fühlt, als wärt ihr 2 Persönlichkeiten? Ich denke auch daran, dass evtl. die Medíkation nicht passt. Nehme seit Oktober 150 mg Venlafaxin direkt morgens. Die haben mir super geholfen, aber die Schwankungen sind extremer!

Zum Thema Kinder. Ich möchte unbedingt Kinder, denn es gibt nichts faszinierenderes für mich, als die kleinen Knöpfe. Deswegen möchte ich auch einen BFD in einem Kindergarten machen und nach vielen Jahren Zweifel und Angst würde ich dieses Jahr gerne eine Ausbildung zur Erzieherin machen und da stehen mir diese Versagensangst und die Angst gar nicht die kraft zu haben natürlich noch mehr im Weg.

Und ich wünsche meinen künftigen Kindern eine gesunde Mutter und nicht eine, die vllt. ständig in Behandlung muss und traurig ist.

Gott sei Dank beginnt nächste Woche die Reha Ich bin auch so froh, dass ich hier in diesem Forum bin und sich liebe Menschen wie ihr die Zeit nehmen, zu antworten.

LG

[MagicMops]

Hallo Manu (ich bin übrigens auch eine Manu )

Vielen Dank für den Link zum Thread. Das mit den Anteilen finde ich interessant und glaube auch daran, vorallem diese zu kennen um besser als Beobachter zu funktionieren und sich nicht immer so von den verschiedenen Emotionen mitreisen zu lassen. (versteht man das? )
also ich meine sich in dem moment nicht mit seinen gedanken und emotionen zu identifizieren, sondern ihnen "zuzuschauen" und sie dadurch nicht mehr so bedrohlich finden... im prinzip meine ich die lehre von Eckart Tolle: kennst du ihn? Bloß gibt es da ja im Bestfall gar kein Ego mehr also wohl auch keine benannten Persönlichkeitsanteile, weil die ja wohl zu einem Ego gehören

Ich kenne eine youtuberin, die ihre Anteile "nachspielt". also sie hat einen channel indem es um ihre essstörung geht und sie macht sehr gute themenvideos dazu und es spielen eben alle ihre Anteile hin und wieder eine rolle dabei. Das hat mich schon angeregt, bei mir mal genauer zu schauen. Bei ihr sind ihre Anteile ihre diagnosen und sie stellt sie humoristisch aber mit genug ernst in passenden outfits und gut gespielt da

Ich werde auf jeden fall mal die therapeuten in der reha und meine ambulante mal drauf ansprechen und mir jetzt mal den artikel durchlesen.

Heute geht es mir schon wieder besser und ich kann mal ein bisschen Ordnung hier machen

Ich wünsche dir einen schönen Tag

[Katerle]

Hallo Magig Mops,

Manchmal geht es mir auch so, mit den 2 Persönlichkeiten.

Dein Berufswunsch ist ganz interessant. Auch ich hatte damals Ängste, als ich meinen Weg ins Berufsleben wählte. Hatte aber alles recht gut gemeistert und mir auch später Kinder gewünscht. Leider wurde ich dann krank, habe es aber trotz allem geschafft, meine Kinder zu liebenswerten und selbständigen Menschen zu erziehen .ich nahm auch professionelle Hilfe in Anspruch und heute sind meine Kinder erwachsen und ich freue mich über unseren Enkel. Liebe grüße Katerle.

[Gertrud Star]

Hallo Manu,
soll ich dir das mit dem Jetzt und der Projektion mal erklären, wie das gemeint ist? Wenn ich weniger müde bin wie heute abend.
Es ist m.M. nach viel einfacher, und wesentlich weniger spirituell klingend, und kommt deinem Thera sehr nahe, ist vielleicht sogar das Gleiche nur mit anderen Worten.
LG und schlaft gut.
Gertrud

[MagicMops]

@Katerle:
es ist schön zu lesen, dass du es geschafft hast, trotz Erkrankung, deine Kinder zu tollen Menschen zu erziehen. ich hatte/habe eine psychotische Mutter, die in meiner Kindheit in ihrer eigenen Welt lebte und emotional und nervlich kaum für mich zu erreichen war. ich weiss, sie hat ihr bestes gegeben, aber ihre Krankheit hat auch vieles zerstört und meine emotionale Entwicklung echt beeinträchtigt. Das möchte ich für meine Kinder nicht. (auch wenn keine Gefahr auf eine Psychose besteht; schwere Depressionen reichen ja auch schon )
Kinder möchte ich auf jeden fall haben..lasse mir ja helfen und kann bis dahin alles schon besser bewältigen.

@Manu:
du kennst dich mit dem thema bewusstsein und den verschiedenen ebenen ja ziemlich gut aus da komme ich gar nicht mit wenn ich mir überlege, dass unsere mitmenschen "nur" eine projektion unsererseits ins aussen wären, fände ich es persönlich echt schade und auch anmaßend. ich passe immer auf, dass ich mich nicht zu tief in solche themen "fallen" lasse, denn oft habe ich dann nur noch ein hirngulasch und es geht mir eher schlechter als besser damit. vorallem diskutiere ich nicht mit solchen Populisten, die ihre Einstellung als einzige Wahrheit betrachten - das ist doch lächerlich und ich finde es sehr beschränkt: vor allem bei solchen Themen sollte man doch eine gewisse Offenheit mitbringen und wissen, dass man nicht alles weiss.
Aber dieses Nicht-Identifizieren mit den Gedanken, wie ich schon geschrieben hatte, finde ich in vielen momenten gut für mich Auch im Außen, dass ich mich nicht mit meinem Kleidungsstil oder meiner Herkunft identifiziere, sondern ganz einfach als mensch ist mir wichtig. naja, ich will nicht ausschweifen.

Ich habe mir heute nacht im bett mal überlegt, wie die anteile in mir aussehen und habe gemerkt, das da wohl auch mehr als zwei sind ^^

@Gertrud:
ich wäre auch dabei

[Katerle]

Hallo Magig Mops,

das ist traurig, was du erfahren hast mit deiner Mutter... Aber gut, dass du dir helfen lässt und wenn du dir so sehr Kinder wünschst, dann gibt es auch einen Weg, diese Herausforderung zu meistern. Liebe Grüße Katerle.

[MagicMops]

@Katerle: danke für den zuspruch einen weg wird es geben, so hoffe ich. ich möchte ja auch mit kindern arbeiten. auch wenn ich gerade wieder so hoffnungslos bin. ich bin einfach fasziniert von dem unberührten, natürlichen, lebensbejahenden und der leichtigkeit des seins, was kleinkinder ganz selbstverständlich mitbringen und nachdem ich mich immer so gesehnt habe und das immer noch tue. in den positiven stimmungslagen habe ich auch noch einen sehr verspielten und neugierigen Anteil, der dann zum vorschein kommt.

@Guinevere7: das zitat ist schön und für mich klingt es einfach logisch, auch wenn ich derzeit wieder so verstrickt und identifiziert mit meinen negativen gedanken und emotionen bin, dass ich es mir garnicht vorstellen kann, die situation anzunehmen - aber mir bleibt ja nichts anderes übrig

meine ängste haben viel mit meiner mutter und ihrer erkrankung zu tun. sie hat mich durch ihre eigene übertriebene angst, sozusagen in angst erzogen und mir immer gesagt, dass ich die dinge nicht kann und mich nie ausprobieren lassen. das nur als beispiel. aber sie hat mein bestes gewollt und liebt mich so, wie sie es kann. sie selbst ist sehr lieblos groß geworden.

ich habe mit meinem partner auch über das kinderthema gesprochen und er hat mir gesagt, dass er ja auch noch da ist und ich bin mir sowiso sicher, das er ein liebevoller, großartiger vater wird!

Und wie du schreibst, lasse ich jetzt erstmal die zeit für mich arbeiten. das klingt sehr gut und nimmt irgendwie druck von meiner brust. das notiere ich mir.

[dienstag]

Hallo MagicMops,


zur Leistungsfähigkeit kann ich nur sagen, dass sie mir mir damals nach meiner ersten schweren Episode wiedergekommen ist, ich könnte fast sieben Jahre meinen Job machen, auch wenn es nicht ganz war wie vorher. Jetzt gerade fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass ich normalerweise auch ein Energie Paket bin.. auch wenn ich weiß, dass auch diese Phase vorbei geht, ist es schwer darauf zu vertrauen..

Zu dem Thema Kinder kann ich dir nur sagen, dass bei meinem ersten Klinikaufenthalt meine Tochter 12 Jahre alt war, natürlich war damals die Zeit schwer für uns beide, aber sie ist dennoch zu einer starken jungen Frau herangewachsen und wir haben nach wie vor ein inniges Verhältnis , ich habe sie alleine groß gezogen und war auch vorher psychisch angeschlagen, nur noch nicht so stark.

Ich kann dir natürlich nichts raten, aber aus meiner Erfahrung können auch Menschen mit Depressionen gute Eltern sein..

Liebe Grüße Dienstag

[MagicMops]

Hallo dienstag, hallo manu!

ich bin gerade in der Reha und sitze am Rechner im Gemeinschaftsraum. Habe mir WLAN für 0,50 € je Stunde gekauft ^^

Erst einmal wieder Danke für eure Antworten. Die letzten Tage hier in der Reha waren aufregend und haben mich abgelenkt, sodass meine Stimmung besser war.

Heute wollte ich nur mal nach Ausbildungsstellen schauen und finde nichts in meiner Umgebung und schon gerade ich wieder total unter druck und dann frage ich mich erst recht, wie ich das im arbeitsalltag wieder hinkriegen soll, wo ständig mal ungereimtheiten und probleme auftreten.

Auf der anderen Seite kann man es wohl nicht wirklich vergleichen, denn zurzeit sind die kapazitäten begrenzt und ich will einen neuen weg gehen, und dann ist da noch mein freund der studiert und erstmal nicht fertig wird und ich, die mich neu orientiert und dann werde ich 30 und will bald kinder haben... das ist zu viel :/

gefühlt, läuft mir die zeit davon...

ich werde mich jetzt noch ein bisschen im forum umschauen und mich ablenken.

liebe grüße