Schwäche und Kraftlosigkeit

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Leca
Beiträge: 8
Registriert: 10. Jan 2018, 17:26

Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von Leca »

Hallo zusammen,

Ich bin neu hier und habe gleich Mal eine Frage :-)

Mir geht es seit einem Jahr schon nicht sehr gut. Hatte immer mit Schwindel, Schwäche und Kraftlosigkeit zu kämpfen... immer das Gefühl einfach nicht mehr zu können. Nach vielen Arztbesuchen würde kürzlich eine Depression und Angststörung diagnostiziert.
Nun zu meiner Frage: kann eine Depression tatsächlich "nur" mit Schwäche/ Kraftlosigkeit einhergehen? Ich habe das Gefühl, dass ich alles könnte und wollte wenn nur diese Schwäche nicht wäre. Sobald ich mich zu sehr anstrenge, Besuch habe, was erledigen muss, zu Besuch bin, zu lange spazieren gehe (zu lange sind bereits 30 Minuten),...überfällt mich diese extreme Kraftlosigkeit und ich kann für eine Zeit nur dasitzen/ daliegen. Kennt ihr das?

Wie geht man damit um? Was macht ihr? Die Schwäche ignorieren und einfach weiter machen? Oder gar nichts mehr machen?

Ganz lieben Dank für eure Antworten!!
riverflow
Beiträge: 535
Registriert: 4. Apr 2014, 11:30

Re: Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von riverflow »

Hallo Leca,

ich hatte einen Psychologieprofessor, der die Auffassung vertreten hat, dass eine Depression immer mit einer Verminderung des Selbstwertgefühls einhergeht.

Offizielle Kriterien nach ICD-10 findest Du hier: http://www.icd-code.de/icd/code/F32.1.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich weiß nicht, ob Du Dich da wiederfindest, aber für mich hört es sich so an, als würde der "affektive Bereich" wie gedrückte Stimmung etc. bei Dir fehlen.

Einmal hat mir ein Therapeut gesagt, dass eine Depression auch oft mit einem CFS verwechselt wird. Hast Du Dich in diese Richtung mal schlau gemacht?

Liebe Grüße
riverflow
Katerle
Beiträge: 11384
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von Katerle »

Hallo Leca,

Ersteinmal herzlich willkommen hier.

Was heißt " nur". Deine Symptome sind ernstzunehmen. Als bei mir damals eine endogene Depression diagnostiziert wurde, war ich bereits am Ende meiner Kräfte. Fühlte mich total schwach und kraftlos und überlastet. Mir war auch schwindelig und ich hatte auch das Gefühl, wegzudrehen. Und noch andere körperliche Probleme.

Bitte nicht ignorieren. Ich ging in die Klinik und später zur Reha.
Dort kam ich erstmal zur Ruhe und bekam Möglichkeiten mich zu entspannen. Auch heute wende ich das Autogene Training zu Hause weiter an und ich achte darauf, dass ich mich nicht mehr überlaste. Das kann man lernen und erfordert Arbeit, sich zu verändern.

Wünsche dir alles gute bei deinem Weg, Kraft und Geduld.

Liebe grüße
Katerle
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von Zarra »

Hallo Leca,
Nun zu meiner Frage: kann eine Depression tatsächlich "nur" mit Schwäche/ Kraftlosigkeit einhergehen?
Vor Jahrzehnten gab es dafür den Begriff der "larvierten Depression". ... d.h. gegoogelt gibt es u.a.:
https://de.wikipedia.org/wiki/Larvierte_Depression,
http://flexikon.doccheck.com/de/Larvierte_Depression,
https://www.neuro-depesche.de/nachricht ... utungslos/.
Es sollten aber körperliche Ursachen ausgeschlossen sein, also die Schilddrüsenwerte (*) und alles andere Relevante überprüft worden sein.

(*) Deine Beschreibung klingt nicht so, als ob es nur daran liegen könnte. - Trotzdem: Da ich selbst inzwischen, weil noch andere Beschwerden hinzukamen, niedrig dosiert Schilddrüsenhormone einnehme (ggf. zusätzlich zu antidepressiver Medikation) und ich das wirklich als sehr hilfreich empfinde: Deine Werte sollten innerhalb des Toleranzbereichs nicht nahe an der Grenze liegen, lieber nahe der anderen Grenze. So meine persönliche Erfahrung; und im nachhinein hätte es mir vielleicht Lebensqualität gebracht, wenn ich da genauer hingeschaut bzw. nachgefragt hätte - doch ich habe da einfach der einfachen Aussage der Ärztin geglaubt, die ja von den Fakten her nicht falsch war.
Die Schwäche ignorieren und einfach weiter machen?
Geht das denn bei Dir?

LG, Zarra
Leca
Beiträge: 8
Registriert: 10. Jan 2018, 17:26

Re: Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von Leca »

Danke für eure Antworten! Sie waren schon mal sehr hilfreich!

Naja, was heißt: geht das denn? Die Schwäche zu ignorieren? :-)
Ich habe zwei kleine Kinder um die ich mich kümmern muss. Ich versuche mich zu schonen wo es geht, Ruhe mich viel aus, bin kaum noch unterwegs. Aber ich frage mich ob das der richtige Weg ist? Bisher hat sich mein Zustand dadurch eben auch nicht gebessert. Wenn ich nach meinem Gefühl gehe würde ich meist lieber im Bett bleiben, aber davon werden die Kinder auch nicht satt :-) mein Verstand sagt mir, dass ich wieder etwas aktiver werden sollte und die Schwäche akzeptiere und "mitnehme". Aber was wirklich richtig ist weiß ich nicht. Keine von beiden Varianten fühlt sich an als würde es mich weiter bringen.

Deswegen freue ich mich über konkrete Antworten! Was habt ihr genau in so schwachen Momenten gemacht? Wie ist es auf Dauer bei euch besser geworden?

Danke!!!
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von Zarra »

Hallo Leca,

weißt Du, Konkretes ist schwer, weil keiner Du ist. - Es gibt sicher einige, die Dir schreiben werden/würden: Schon Dich, mach bloß nicht zuviel! Das ist auch nicht falsch, aber eben nur die Hälfte der Miete sozusagen. Letztendlich mußt Du herausfinden, wo wirklich der Punkt, die Grenze ist, wo Du Dich, konkret Dich, überforderst - und wo es durchaus geht oder vielleicht sogar gut ist.

Es gibt diese Aktivierungsgeschichten - mehr positive Aktivitäten -> mehr posititive Gefühle; funktioniert bei vielen "klassisch" Depressiven; und bei ein paar Übererschöpften verschlechtert sich dadurch alles.

Und falls es wirklich so etwas wie eine larvierte Depression sein sollte: Was fehlt sonst? Wie zufrieden bist Du mit Deinem Leben? Wie läuft es mit Deinen Kindern, mit Deinem Mann, dem Rest der Familie? Stimmt da vielleicht etwas doch nicht so, wie Du es gerne hättest und es oberflächlich auch behaupten würdest?

Und: Es spricht doch nichts dagegen, es mit mehr Aktivität, möglichst positiven Aktivitäten zu versuchen, auch wenn Du Dich überwinden mußt.

LG, Zarra
Seide
Beiträge: 1644
Registriert: 4. Apr 2015, 12:49

Re: Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von Seide »

Hallo,
diese Energielosigkeit und Schwäche kenne ich auch.
Bis heute dachte ich, der Grund wäre mein Übergewicht.
Aber jetzt bin ich sicher, die Depressionen sind der Hauptgrund.
Ich kann z.B. meine kleine Wohnung nicht an einem Stück saugen.
Nach jedem Zimmer muß ich ausruhen, so erschöpft bin ich.

Nächste Woche habe ich ein Einzelgespräch.
Dabei werde ich das Thema anbringen.

Medikamente nehme ich 300 mg Venlafaxin und 100 mg Trimipramin.
Außerdem noch ein Med. für meine Schilddrüse und gegen mein
starkes schwitzen.

Liebe Grüße Eure treue Seide :hello:
gvman
Beiträge: 321
Registriert: 20. Okt 2015, 10:35

Re: Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von gvman »

Hallo. Ja, wie Zarra es schon gut erklärt hat, es gibt Depressionen, wo körperliche Beschwerden im Vordergrund stehen. Man ist voll auf diese Beschwerden “konzentriert“ und die psychische Komponente ist ausgeblendet. Ich leide auch unter dieser larvierten oder wie man heute eher sagt somatisierten Depression, “Somatisierungsstörung“. Bei mir ging es mit massiven Schlafstörungen los, heute sind es quälende Magenprobleme, Übelkeit,Sehstörungen, teilweise Migräneauren, oft Gleichgewichtsprobleme, Nierenschmerzen, Schwäche...dazu Brech -und Platzangst. Ich laufe wie in einem Nebel..Neben Psychopharmaka (die natürlich auch leider wieder NW haben) hilft mir regelmäßige Nahrungsaufnahme, etwas Bewegung, aber immer viele und lange Ruhepausen. Weder ein zu viel noch ein zu wenig an Bewegung. Höre auf deinen Körper und gönne ihm Pausen, wenn möglich...LG
Katerle
Beiträge: 11384
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von Katerle »

@ Leca

Eine Angststörung hatte ich auch, neben der Depression. LG
Leca
Beiträge: 8
Registriert: 10. Jan 2018, 17:26

Re: Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von Leca »

Hallo Katerle,

Nachdem du geschrieben hast "hattest" gehe ich davon aus, dass du die Angststörung los geworden bist :-) das freut mich sehr für dich! Wars ein langer Weg? Was hat dir am besten geholfen?
Katerle
Beiträge: 11384
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Schwäche und Kraftlosigkeit

Beitrag von Katerle »

Hallo Leca,

naja ganz los bin ich die Angststörung nicht. Hatte mich wohl etwas falsch ausgedrückt, aber gut das du fragst. Nun, es gibt Situationen, in der meine Angst/Panik noch aufsteigt. Wenn ich mich aber wieder in die Situation hineinbegebe, erlebe ich dann auch, dass es wieder besser wird. Ich habe eigentlich schon seit meiner Kindheit mit Ängsten zu kämpfen (es gab auch Situationen, die mir große Angst machten). Und das hatte sich auch in meiner Jugend fortgesetzt und später. Hatte auch schon ganz schlimme Angstanfälle. Aber ich wurde dann auf Medikamente eingestellt und mache bereits seit meiner ersten stationären Therapie danach zu Hause regelmäßig das Autogene Training, bis heute. Und ich arbeitete daran, meine Ängste abzubauen. Zum Beispiel war ich schon immer rausgegangen, trotz Ängsten und es gab auch manchmal bessere und auch schlechtere Zeiten. aber wenn es mal nicht so gelang, versuchte ich es halt am nächsten Tag. Oder ich hatte Angst, mit Verkehrsmitteln zu fahren, weil es mir dabei immer schlecht ging. Auch das ist schon viel besser geworden, nur im Auto, als Beifahrer ist die Angst meistens vorhanden, die sich aber dann auch verringert. Dann war ich alleine ins Restaurant gegangen, kann ich nur selten, aber ich machs und meine Ängste sind auch da besser oder im Cafe´. Unter vielen Menschen auch.

Mir hatte auch das Buch "Stark gegen die Angst", eines meiner Lieblingsbücher von Angelika Kallwass dabei sehr geholfen. Dann war ich auch manchmal bei einem Treffen dabei, was mir sehr viel gegeben hatte und ihr auch schon begegnen durfte.

Kurz gesagt, ich begegne meiner Angst mit Mut und Entschlossenheit, wie es halt auch für mich möglich ist, finanziell und denke, dass ich in der Richtung auch schon viel für mich erreicht habe und auch weiter daran arbeiten werde.

Liebe Grüße
Katerle
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