Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

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Stizy
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Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Stizy »

Hey Leute,

da man während und nach einer Depression immer wieder neue Erkenntnisse erlangt, würde ich euch gerne von meinen erzählen und euch dazu auffordern, eure ebenso zu teilen. Also kurz eure Depression beschreiben und welche Schlüsse ihr daraus gezogen habt.
Naja und auch gerne ein Feedback zu meinen Text, das würde mich sehr freuen.

Ich habe immer sehr schubweise Depressionen. Und das auch schon seit Kindesalter, mittlerweile bin ich 22 und bin kurz vor meinen ersten Prüfungen an der Uni, da hat mich die Depression gepackt und ins Bett gezerrt.. wirklich zum Kotzen. Ich neigte schon immer dazu, Tage zu haben, an denen ich NICHTS gemacht habe. Und mit nichts meine ich essen, schlafen, Klo. Und das wars.
Bis jetzt habe ich solche Tage als faul, schlechten Tag usw. abgetan, heute glaube ich wirklich, es waren schon früh kleine, schwache Depressionsphasen.

Auf jeden Fall hab ich seit paar Monaten neue Gefühle entdeckt. Etwas beängstigende Gefühle.. Schlaflos war ich auch schon immer, als 10 jähriger war ich locker ma bis 2 uhr nachts wach, als Teenie wurde es totaler Standard. Aber diese Gefühle haben mich plötzlich aus dem Bett fliehen gelassen.. ich habe mir den Finger in den Hals gesteckt, obwohl ich keine Zweifel an meinem Gewicht hege.. es war nur so ein brutalst unangenehmes Gefühl, dass ich einfach irgendwie handeln musste, da Zigaretten nicht mehr reichten.. Ich war nicht nur lustlos, wie es damals immer mal wieder war, ich konnte es nicht ertragen, irgendwas zu machen, gucken, hören.
Ich habe mich mit dem einfachsten versucht abzulenken, was am allerwenigsten negative Gedanken hervorufen konnte, in der Nacht waren es Katzenvideos. Aber auch da hab ich nach na halben Stunde es einfach nicht sehen können. Es musste aus. Nichts, rein gar nichts ging. Als es dann 6 uhr nachts langsam hell wurde, war ich kurz davor tatsächlich einzuschlafen, plötzlich kommt ein Tinitus.. In der Nacht dachte ich wirklich ich werde verrückt..

Diese Angst.. usw.. ist für mich SEHR ungewöhnlich. Ich habe Dokus über historische Schlachten geliebt. Umso mehr gemetzel, umso besser war ein Film. Nicht falsch verstehen, ich liebe auch Komödien, aber es war immer sehr spannend/interessant. In Phasen, als es mir eigentlich besser ging, und ich.. naja relativ glücklich war, wars dann plötzlich trzdem vorbei damit. Ich kann mich nicht mal über Komödien amüsieren, wo sich jemand leicht verletzt.. Ich bin mega sensibel geworden, empfinde auch keinen Spaß mehr an verschiedenen Spielen, die sowas nur teilweise und sehr milde enthalten. Wie gesagt, bereits als Teenie hab ich sowas geliebt.

Aber das schlimmste war die Sinnlosigkeit. Fußball empfinde ich mittlerweile als scheiße sinnlos. Alle Stars sind für mich beknackte Narzisten. Und bei jeder einzelnen Werbung kriege ich das Kotzen, weil ich nur die Manipulation erkenne. Ich war zwar schon immer ein kleiner Zyniker, aber jetzt ist auch alles spaßige nurnoch Sinnlos. Auch menschliche Beziehungen.. Waren für mich... irgendwie auf eine gewisse Art und Weise irreal.. Dieser Punkt ist allerdings sehr, sehr schwer zu erklären, wenn jmd fragt, führe ich den Gedanken mit dem irreal mal aus.

Okay, sry für den langen Text, kommen wir mal zur Erkenntnis.
Sinn des Lebens? Ist ein Leben mit Sinn. Niemand lebt mit Absicht auf dieser Welt. Das einzige aber auch Beste was wir tun können ist es, anderen Menschen das Leben zu erleichtern und zu bereichern.. Ich schaue mich in den Semesterferien nach Ehrenamtlichen Arbeiten um.. wenn ich die Zeit und die Kraft finde..

Aus der Depression raus kommen? Sie ist ein Kreislauf, der Durchbrochen werden muss. Wir Menschen haben Erwartungen an uns selbst (ich möchte zb mein Studium gut schaffen, hab jz aber viel zu wenig gelernt und es kotzt mich an). Wenn wir unsere eigenen Erwartungen nicht erfüllen, sind wir bereits am Anfang des Kreislaufs, denn es mindert unser Selbstwertgefühl. Bei mir sinds gleich mehrere Sachen. Sehr lange Single und mache mir deshalb Gedanken, was an mir falsch ist. Würde gerne wieder abnehmen, scheitere ständig. Hab wieder angefangen zu rauchen und das Studium.. da kommt einiges beisammen..

Selbstwertgefühl. Ist ein Nebeneffekt. Erfüllen wir unsere eigenen Erwartungen nicht, sinkt es.
Werden wir nicht so geliebt, wie wir das gerne möchten.. sinkt es.
Was dagegen tun? An den eigenen Zielen arbeiten.. Wer keine Ziele mehr hat, exisitiert nur vor sich hin. Jeder sollte Ziele haben.. Ehrenamt kommt dabei zb für jeden in Frage.
Und stetig etwas für die Ziele tun.. Ich selbst muss sehr, sehr viel anpacken.. und es Schritt für Schritt angehen und Prioritäten setzen.. Was selbst nach der Erkenntnis noch nicht geklappt hat.. aber ich versuche von Tag zu Tag mich dem auszusetzen und mich zu überwinden. Manchmal schaffe ich kleine Erfolge, leider noch lange nicht genug..

Und auch wenn wir unsere Werte verletzen. Ich hab eig. den Wert, ein Mann zu sein, der Frauen respektiert und der in einer Beziehung voll aufgeht.. Naja nach einer langen Zeit mit vielen Ablehnungen kam es bei mir zu hässlichen Gedanken gegenüber Frauen. Wenn ich nicht sogar einen kleinen Hass gegenüber Frauen entwickelt habe.. Das will ich nicht. Aber ich habe mittlerweile so viele negative Erfahrungen mit Frauen in meinem Alter, dass es nunmal so kam.. Und auch das zieht mich runter, weil ich so jemand damals nicht war.
Also eigene Werte achten, ein Veganer der mal Fleisch isst, wird sich dafür hassen als bsp..
Puh okay. Das war brutalst viel.
Antinous
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Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Antinous »

Hallo Stizy,

ja, das war viel ;-) Hier jetzt irgendwo den Anfang vom Faden zu finden fällt mir etwas schwer. Deshalb meine Frage an dich: geht es dir um das Klären der einzelnen Punkte oder eher um die philosophische Allgemeinbetrachtung. Interessant finde ich deine Auflistung schon und wenn du 1 oder 2 Punkte heraushebst, über die du diskutiert haben willst, würde das zumindest mir weiterhelfen.
Hab einen schönen Tag - auch wenn er trüb ist (im Herzen hab Sonne)

Gruß
Antinous
Katerle
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Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Katerle »

Hallo Stizy,

dein Text ist wirklich sehr lang und möchte mal versuchen, drauf zu antworten. (muss ich auch nutzen, dass ich am PC schreiben kann, weil das schreibt sich leichter.)
Ersteinmal tut es mir leid, dass du schon solange mit Depressionen zu kämpfen hast. Habe auch schon länger welche. Nichtstun konnte ich noch nie, schon seit Kindheit an. Irgendwas musste ich immer tun. Also war schon immer auf Achse.
Fußball fand ich schon immer toll, seit meiner Kindheit, wenn wir Geschwister zusammen spielten. Das machte sehr viel Spaß. :)
Nun zu deinen Erkenntnissen. Finde es ebenfalls positiv, andere zu bereichern oder ihr Leben zu erleichtern. Deshalb ganz toll, dass du dir eine ehrenamtliche Tätigkeit suchen möchtest.

Aus der Depression rauskommen.kannst du nur selbst- aber du kannst dir jemanden zur Unterstützung suchen (Therapeuten).

An eigenen Zielen zu arbeiten, damit habe ich auch gute Erfahrungen machen können bis jetzt.

LG Katerle
Stizy
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Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Stizy »

An Antinous
Ich würde hier gerne Erkenntnisse sammeln, die jeder für sich in einer solchen Zeit gemacht hat und wie die Leute hier im Forum diese nutzen, das würde mich sehr interessieren..

An Katerle
Ich wollte nicht auf Fußball rumhacken :D Hab ich selbst mal gespielt und fande es immer cool, ich wollte nur sagen, dass ich selbst damalige Hobbies mittlerweile komisch finde und daran keinen Gefallen mehr finden kann.. Es sind so Gedanken wie: Es werden hundert Millionen für einen Spieler gelockert und in Afrika verrecken die Leute weil sie sich kein Wasser leisten können. Sowas verdirbt mir den Spaß
Stizy
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Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Stizy »

Eine Frage würde mich aber besonders interessieren. Und zwar die Beschreibung der Gefühle, wenn man sich gerade so richtig mies fühlt, oder einen schlimmen Gedanken hat.. Denn diese haben mich die ein oder andere Nacht komplett umgehauen und ich bin ausm Bett gesprungen, musste das Licht anmachen und einfach irgendwo hin, raus aus dem Zimmer
anna1987
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Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von anna1987 »

Ich kenne diese Spirale im Kopf.
Diesen Kreislauf aus auf und ab und auf und ab und...

Was ich für Erkenntnisse hatte:
Wenn ich sehr sehr weit unten war dann fiel es mir um so schwieriger die guten, hellen, weißen Dinge zu sehen.
Was bedeutete und auch heute bedeutet: wenn ich depressiv bin - akut - dann gefallen oder amüsieren mich auch viele Dinge nicht mehr die es in guten Phasen aber tun - ich weiß auch nicht - manchmal denke ich da ist dann etwas in mir das aber auch das letzte verfluchte Haar in der Suppe finden will (vgl. Das mit der Werbung und dem Fußball und den Games...)

Ich versuche dann weiter geduldig mit mir zu sein, offen zu bleiben für neue Ideen Wege...
Mich auch in diesem Hass, diesem Zynismus dann anzunehmen - zu akzeptieren was mich triggert und aufreibt.

Ich habe aber auch eine andere Achtsamkeit gelernt...ob als "Folge" des Erwerbes meiner Krankheit oder ob davon schon immer ein Teil in mir war wage ich nicht zu beurteilen - und doch ist es Teil der Erkenntnis die ich aus meiner Depression ziehen kann -
So wie ich gelernt habe das auch Wut und Schmerz äußerst produktiv genutzt werden können :)


So weit erstmal
Lieben Gruß
Anna
Katerle
Beiträge: 11311
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Katerle »

@ Stiezie

Ja das mit Afrika ist wahrhaftig ein sehr ernstes Problem neben vielen anderen Problemen in der Welt. Und die Fußballspieler bekommen in der Tat viel Geld, wie einige andere Prominente Leute, aber warum auch nicht? Es gibt inzwischen viele Projekte, für die sich eingesetzt wird, auch von Unternehmen. Und wenn ich bedenke, wieviel Geld für Waffen ausgegeben wird, dann kommt mir das Gruseln.
Krieg brauche ich auch nicht, das ganze Geld könnte für ärmere Länder sehr wohl genutzt werden und das liegt einfach in der Verantwortung aller, denke ich. LG
Antinous
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Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Antinous »

Mojn Stizy,

"Und zwar die Beschreibung der Gefühle, wenn man sich gerade so richtig mies fühlt, oder einen schlimmen Gedanken hat.. "

Ich hab mich vor den Therapien gefühlt, als hätte ich nicht das Recht hier auf der Erde zu sein, weil ich doch ein Versager bin und nicht normal und es niemandem Recht machen kann, nutzlos bin. Dabei war es so, als würde ich in einem tiefen Brunnenschacht sitzen, hochgucken und ganz oben den kleinen Kreis sehen, über dem es hell ist, aber ich konnte mich nicht aus dem Brunnen befreien...
Ich fühlte mich so grauenhaft, bin nach Feierabend (meinen Job hab ich prima gemeistert) wie der Blitz durch Rewe geschossen aus lauter Panik, es könnte mich jemand ansprechen. Ich saß zuhause und hab nur geheult und mich gefragt, wieso zum F** es mir so geht. Natürlich weiß ich das JETZT.

Wenn ich das nun so schreibe hab ich wieder ein komisches Gefühl im Magen, nicht aus Angst, sonders aus Mitgefühl mir selbst gegenüber, weil ich das so lange ertragen musste.

Aber mir geht es momentan gut und dafür bin ich dankbar und nehme es, wie es kommt.
Aber den Brunnen möchte ich nie mehr sehen müssen.

Wünsche euch allen nen schönen Tag

Antinous
Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Stizy »

An Katerle,
ich glaube, wenn wir jetzt anfangen alles schlechte in der Welt aufzuzählen, werden wir hier nie fertig ;D Denn es kommt ja auch ständig neues dazu, ich vermeide mittlerweile Nachrichten, ich war mal sehr politisch interessiert, aber da ist mir echt die Lust vergangen muss ich leider sagen.
Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Stizy »

An Anna,

Den Zynismus kann ich an manchen Tagen annehmen, dann überspiele ich meine Wut mit Humor und muss tatsächlich über mich selbst lachen, dass ich wieder alles scheiße finde und ständig meckere
Oder ich beleidige einfach den Fernseher, das geht zur Not auch :D

An andren Tagen mache ich den einfach genervt aus und versuche mich irgendwie mit entweder sinnvollem zu beschäftigen, oder ich lenke mich irgendwie ab. Der Fernseher ist dabei nur ein Beispiel, was gerade einfach zu beschreiben ist.

Google mal "Buddhistische Weisheiten Achtsamkeit" auf YouTube, ist ein schönes Hörbuch, welches ich manchmal zum einschlafen anhöre. Vllt kann das noch paar Punkte zu deinen Erkenntnissen ergänzen, ist mir gerade spontan bei dem Begriff eingefallen.. Allgemein würde ich jedem viele dieser Hörbücher, die man auf YouTube findet, nahe legen, da sind interessante Sachen dabei
Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Stizy »

An Antinous

Erstmal Respekt, dass du deine Arbeit erledigt bekommst, ich bin dann jemand, der einknickt und sich nicht konzentrieren kann.. Eine Eigenschaft, die ich bewundere und mir wünschen würde

Ich wünsche dir auch, diesen Brunnen nie wieder sehen zu müssen, hört sich jedenfalls nach einem krassen Gefühl an, welches man nur sehr schwer nachempfinden kann, wenn man das so liest.. Ich kann es nur erahnen. Aber warum fühlst du dich nutzlos, denn deine Arbeit hast du ja gut hin bekommen?
Oder ist das Gefühl der Nutzlosigkeit nicht auf die Arbeit bezogen gewesen?
Weil ich finde, du kannst stolz auf dich sein, das sieht bei sehr vielen Menschen ganz anders aus, wenn sie so eine Phase durchmachen..
Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Stizy »

Verzeiht mir meine Grammatik, es ist spät und ab und zu treffe ich die shift Taste nicht :D
win10
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Registriert: 17. Jan 2018, 16:52

Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von win10 »

Hallo stizy

Ich glaube ich kann mich an diesen Gedankenaustausch beteiligen obwohl ich meine Depression schon eine Weile hinter mir gelassen haben. Die Erinnerungen an diese schlechten Zeiten kommen halt immer mal wieder. Für mich kommt jetzt immer wieder die Frage, wozu das alles gut war. Ich habe meine Lebensfreude wieder gefunden und lebe jetzt viel intensiver.

Bis bald win10
Antinous
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Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von Antinous »

Stizy hat geschrieben: Erstmal Respekt, dass du deine Arbeit erledigt bekommst, ich bin dann jemand, der einknickt und sich nicht konzentrieren kann.. Eine Eigenschaft, die ich bewundere und mir wünschen würde
.
.
Aber warum fühlst du dich nutzlos, denn deine Arbeit hast du ja gut hin bekommen?
Oder ist das Gefühl der Nutzlosigkeit nicht auf die Arbeit bezogen gewesen?
..

Moojn Stizy,

Ich hab nur meinen Job hinbekommen, da lief ich irgendwie auf Autopilot. Aber privat war ich in den letzten Jahren immer mehr ein Häufchen Elend. Da ich da solo war, hatte das nichts mit einer Partnerschaft zu tun, ich war einfach von Tag zu Tag deprimierter, desinteressierter und unmotivierter während gleichzeitig die Angst und die Panik anstiegen. Im Privaten Bereich hat das ja 1. keiner bemerkt und 2. hätte es auch niemanden gekümmert. Im Job wäre ein "sich total gehen lassen" aufgefallen, deshalb hab ich alle meine Kräfte und Selbstbeherrschung hier mobilisiert. Ja, ich weiß jetzt, das war mein großer Fehler.

Die Nutzlosigkeit und das Loser-Denken hat mir meine Mutter in frühester Kindheit eingepflanzt und danach fleißig weitergepflegt und du weißt ja sicher auch, wie das ist mit den falschen Glaubenssätzen. Ich wurde auf Unterwerfung und Gehorsam getrimmt (Schule, Job...). Deshalb hab ich funktioniert. Auch als ich gemobbt wurde und selbst bei der sexuellen Belästigung hab ich geschwiegen (bis die betreffende Person das Unternehmen verlassen hatte)! Ich hab mich nie gewehrt, ich wusste ja durch meine Mutter, dass ich an allem, was mir passiert, selber schuld bin. Außerdem war ich ja "dumm, nicht gut genug, zu überheblich" usw.
Die Arbeitsbedingungen war zuletzt miserabel (Personalüberlassung) und das alles zusammen lieferte mir die Gründe für Burnout und Depression.

Vor 2,5 Jahren hatte ich zwar die Notbremse gezogen und meiner Mutter gesagt, dass ich nie mehr mit ihr zu tun haben möchte und bin dann (für immer) gegangen. Sie fing dann aber an mit
Psychoterror. Ich hab mich deswegen sogar schon mit der Polizei unterhalten wegen einer einstweiligen Verfügung. Mir ging es immer besch***, aber ich blieb hart. Fing an mit Psychotherapie und kramte mein ganzen Leben wieder nach oben. Da meine Mutter kein Opfer mehr hatte, das sie emotional aussaugen und kurz, bevor es dann krepierte, wegwerfen konnte bis zur nächsten Attacke, ist sie ein paar Tage vor meinem Reha-Antritt gestorben.
Was ich jetzt dabei fühle? Gleichgültigkeit und Erleichterung! Mehr nicht...
Ich bin immer noch dabei, dieses schlimme Verhältnis zu verdauen, aber ich hab schon große Fortschritte gemacht. Ich darf jetzt das tun, was mir immer verboten wurde: wegen etwas auf mich selbst stolz sein, weil ich das geschafft habe!

Gruß
Antinous
win10
Beiträge: 68
Registriert: 17. Jan 2018, 16:52

Re: Neue Erkenntnisse sammeln - an Alle

Beitrag von win10 »

Hallo User

Die Ursachen für meine Depressionen hatte wohl niemand, auch ich selbst nicht, erkannt.
Aber ich hatte Existenzängste, denn meine Firma wollte die älteren Fachkräfte durch junge, ständig befristete Arbeitskräfte ersetzen. Nun war ich aber als alter Programmierer gewohnt ständig nach Lösungen zu suchen. Für einen 59-jährigen Programmierer blieb da nur die Frührente. Dabei darf man natürlich nicht vorher in Harz 4 fallen. Sonst ist all was man in 40 Arbeitsjahren erarbeitet hat weg. Auch diese Aufgabe konnte ich lösen. Ich konnte mit 63 mit 50 Grad Schwerbeschädigung in Rente gehen. Das war nicht einfach und ohne Hilfe wäre das nicht möglich gewesen. Fast auf Schlag waren dann auch die Depressionen weg.
Wichtig wäre nach meiner Meinung schon mal, die Ursachen zu erkennen. Leider habe ich die Ursache nicht gleich erkannt und daher hatte es etwas länger gedauert.
Was mich beunruhigt, ist das Menschen sich 20 Jahre mit Depressionen plagen müssen. Irgendwie muss da die Gesellschaft versagt haben. Der Mensch hat 2 Millionen Jahre in einer Gesellschaft gelebt, in der es kein privates Eigentum gab. Erst seit etwa 6000 Jahren will man uns eintrichtern, dass privates Eigentum (damit meine ich ich nicht Oma ihr "klein Häuschen") allein alle Probleme löst.

Gruß win10
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