Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Aber liebe Anna, wenn ich von Dir lese, dann spüre ich immerzu auch Energie. Energie, die Dir einfach zu eigen sein muss, Dich ausmacht und für Dich was gutes Mitsichbringt. Oder täuschen Deine wohlfeilen Worte, gut und zum nachfühlen wunderbar gemacht, darüber hinweg, dass die Angst Dich so lähmt, dass Deine Energie in einer festen Hülle gefangen bleibt? Das kann ich kaum glauben. Und Deine Energie sorgt die nicht dafür, dass da Menschen um Dich herum sind, die Dir Gutes tun, für Dich das beste wollen. (Sorry, aber ich habe nicht den ganzen Thread gelesen, bin eher im hier und jetzt)


Ich suche heute den ganzen Tag bereits nach Impulsen, die ein leichtes Aufatmen möglich machen und dann atme ich so tief durch, als ob ich ohne Depressionen leben würde. Manchmal bringt das ein kleines bisschen Erleichterung und diese Erleichterung ist dann wieder ein neuer Moment....


Ich habe mich heute bei meiner Arbeit meiner Leitung gegenüber mit meiner Depression geoutet, habe „gestanden“, dass ich meine Arbeit kaum mehr schaffe, mir Fehler unterlaufen, ich es kaum aushalte, wie „normal“ in Kontakt zu hilfesuchenden Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, zu treten. Das alles pure Fassade ist, den Schein wahren.
Ich habe deutlich gemacht, dass es sein kann, dass ich nächste Woche evt. nicht zur Arbeit kommen kann und habe auch eine sehr Druckaufbauende Situation angesprochen und darauf hingewiesen, dass ich da Unterstützung brauche.
Danach ging es mir ein kleines bisschen besser. Ich habe mir was genommen, nämlich das Recht darauf, „krank“ zu sein, erstmal nur für die nächsten 4 Tage. SELBSTFÜRSORGE in Mini-schritten.

Oh weia, wie mühselig.



Konnte eben endlich wieder was essen, wenn den ganzen Tag nix rein geht, esse ich dann, wenn wieder was geht, am liebsten Süßes Zeugs. Esse ich ohne Depressionen nie.
BeJu
Birko
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Birko »

Hallo
Ich bin auch ein grosser fan von anna. Lese sie immer.
HalloBeju dich habe ich jetzt auch schon mehrfach gelesen und du bist in einer ähnlichen Phase wie ich, glaube ich.
Chronologisch mal zur info zu mir: seit Oktober keine medis mehr. Gute Zeit bis Jan 2018. Seit 8. Jan. Citalopram und bis heute ständiges auf und ab. Mal bekomm ich wieder Luft und dann sacke ich wieder ab.
Bin völlig leer, übelkeit und ähnliches. Schlafe kaum.
Finde keinen Grund.
Wie lange nimmst du schon medis?
Ich mag einfach nicht mehr. Fühl mich so überflüssig und schlecht.

Gruss birko
BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Hallo Birko,

ich bin ja nicht allzulange hier im Forum aktiv, aber von Dir habe ich auch schon einiges gelesen. Nur kriege ich manchmal noch mehr Wirrwarr in meinem blassen unproduktiven Schädel, wenn ich die vielen Schicksale zum richtigen Namen zuordnen soll.

Jedenfalls bin ich Ende November mal ganz kurz für 2 Tage und dann wieder kurz nach Weihnachten in eine schlimme Phase gerutscht. So richtig ging’s Silvester los, obwohl nette Freunde um uns waren und eine gute vertrauensvolle Atmosphäre herrschte.
Ja, das macht mich so unglaublich rat- und hoffnungslos, dass ich keine „derben“ Auslöser benennen kann.
Nach dem ersten extremen unergiebigen Aufbäumen gegen die Realität Depression folgten ganz schlimme Nächte mit schlimmen Verzweiflungsgefühlen - unglaublich anstrengend. Dann war klar, ich muss meine Therapeutin kontaktieren, in der PIA eine mir bekannte, vertrauenswürdige Ärztin aufsuchen und mich dann wieder mit Antidepressiva anfreunden. Ich habe großes Glück, dass ich ohne Wartezeit meine „alte“ Therapeutin aufsuchen konnte, sie kennt mich nunmehr seit 17 Jahren. Und auch in der PIA hatte ich innerhalb von 4 Tagen einen Termin.

Insgesamt bin ich seit meinem 25 Lebensjahr betroffen. Die schlimmste Zeit war zwischen meinem 30 und 33 Lebensjahr. Da war ich am Stück 30 Monate in der AkutPsychiatrie, Tagesklinik, Psychosomatische Klinik, wieder in die Akutpsychiatrie, dann über die Tagesklinik in Leben zurück.

2 Jahre danach bin ich wieder in eine mittelschwere - schwere Episode mit ausgeprägten Panikattacken und unerträglichen inneren Unruhezuständen gerutscht. Seit dieser schweren Zeit kenne ich, bzw. kennt meine Therapeutin mich. Wobei ich tatsächlich nach Ausklingen der Symptome vor 17 Jahren nur noch einmal recht kurz eine leichte Depression hatte.

Und diese lange Zeit ist mein Hoffnungsträger, diese lange schöne Zeit des normalen Lebens ohne Depressionen. Meine Fehlgeburten ohne Depressionen betrauert. Todesfälle in der Familie ohne Depressionen betrauert. Umbrüche im Job, Umzüge, Wegbrechen von Freundschaften - alles ohne Depressionen mit den „normalen“ Gefühlen des menschlichen Seins begegnet. Mich in diversen Jobs bis über beide Ohren verausgabt ohne burnout.


Und dann vor einem Jahr aus dem Nichts 4 Wochen in einer Depressiven Episode mit starken Auf und Abs und nun schon wieder, diesmal nur deutlich hartnäckiger.

Seit 2 Wochen nehme ich Mirtazapin. In der ersten Woche konnte ich endlich wieder schlafen, aber das ist seit 2 Tagen auch schon wieder vorbei. Dafür bin ich bis mindestens 14 Uhr am Folgetag matschig im Kopf. Ich funktioniere und habe eine gute Fassade.

Dies ein bisschen zu mir.

Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass meine starken Schwankungen ein eher gutes Zeichen sind. Es gibt das Licht am Ende des Tunnels. Bestimmt!
BeJu
Birko
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Birko »

Danke Dir für Deine Zeilen. Im Moment bin ich ziemlich hoffnungslos. Fühl mich auch so schuldig.
BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Liebe Birko,

schick Dir mitfühlende Grüße und gebe Dir von meinem bisschen Kraft etwas ab, die kleinen Impulse der Erleichterung wahrzunehmen und was aus ihnen zu machen, immer und immer wieder. Wir Betroffene sind nicht nur Experten unserer Erkrankung, sondern es wäre so hilfreich und gut, wenn wir in den Zeiten mit mehr Licht, auch wenn es nur eine schwach scheinende Minikerze ist, versuchen uns und unseren Mitbetroffenen die Schwere, die durch scheinbare Schuld und Scham, uns zu erdrücken drohen, zu nehmen.

Liebe Birko, ich weiß nicht,was Dich gerade so schuldig fühlen lässt, aber ich bin mir sicher 98% sind Deiner Depression geschuldet. Und die anderen 2% sind vielleicht bearbeitbar.

Dies schreib ich heute, nach durchschlafender Nacht. Ein Geschenk!
BeJu
Birko
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Birko »

Liebe BeJu
Freu mich sehr für dich. Das ist bei mir auch immer das erste Anzeichen der Besserung, wenn ich schlafen kann.
Meine Schuldgefühle habe ich meiner Familie gegenüber. Die sind dann hilflos. Mein Mann unterstützt mich sehr aber ich bitte ihn ständig um Verzeihung. Er hatte sich so auf das Rentendasein mit mir gefreut. Wir haben es so schön und ich zerstöre alles mit dieser Krankheit.
Aber ich war heute trotzdem im fitnesstudio. Fahr auch heute mittag mit in den Baumarkt. Will mich mal selber loben.
Ich habe keinen Hunger, ja fast Ekel. Aber ich muss ja. Werde immer dünner.
Lg birko
BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Hallo Birko!
Oh ja, da gleichen wir uns tatsächlich. Wenn ich mich nicht mehr aushalten kann, dann bitte ich meinen Mann auch immerzu um Verzeihung, dafür, mich an seiner Seite zu haben.
Auch wir haben es „eigentlich“ schön, von außen betrachtet gibt es nicht zu beklagen.
Wie gut nur, dass er lieb zu mir ist und mich unterstützt, mir nie Vorwürfe macht.
Ich versuche heute Abend mit Freundinnen ins Tanztheater zu fahren, alles ist geplant und organisiert. Hoffentlich klappt’s.
BeJu
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
der Samstag fordert seinen Preis,zu viele Pflichten.
Ich lasse erst mal liebe Grüße hier.
Bis später
anna54
BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Ihr Lieben,

heute morgen ist es mal wieder stockfinster, schreibe hier Worte, wie Hüllen. Wann hört das auf, was mache ich gerade so falsch, dass sich keine Besserung einstellen will? In meiner letzten Sch..Phase vor einem Jahr hat die richtig harte Zeit damals 4 Wochen gedauert. Auch da hatte ich meinen vermeintlichen Trigger nicht bearbeitet oder gelöst oder wie auch immer man das Auflösen des Matches im Kopf nennen soll und dennoch ging es stetig raus aus dem Loch, mit diesem extremen Unruhegefühl und dem Fremdheitsgefühl in dieser Welt.
Damals war ich konsequent Krankgeschrieben auf der Arbeit, dieses Mal funktionier ich dort so haarscharf, an manchen Tag kurz vor dem totalen Zusammenbruch. Vielleicht ist das falsch? Ach nichts ist klar, keine Richtung scheint Erleichterung zu bringen. Es gibt kein Ausruhen. Komme einfach nicht weg vom Grübeln, kaum etwas das mich im hier und jetzt sein lässt, obwohl ich mich so anstrenge.
...ich weiß, immer auch den kleinsten Lichtblick würdigen und die Selbstverständlichkeiten vor Augen führen: heute morgen konnte ich einen Milchkaffee trinken. Ich habe einen lieben Mann, eine schmusige Katze, einen bunten Freundeskreis, eine gute Therapeutin, eine liebe beste Freundin.
BeJu
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Birko,liebe BeJu
immer wieder schreiben wir von Schuld und Scham.
Beides sind Symptome der Depression,ja sie sind so tief in dieser Krankheit verwurzelt,dass es kaum auszuhalten ist.
Nur wenn ich es mir immer wieder bewußt mache bekomme ich dieses Gelumpe in den Griff.
Neulich habe ich den Hintergrund einer Diagnose nachgelesen,erst da hab ich den Zusammenhang begriffen,damals,als sie in den Raum gestellt wurde,ohne sie mir zu erklären----hab ich mich geschämt und nicht getraut zu fragen,es war wie ein Stempel,der mir aufgedrückt wurde.

Information ist wichtig,und zwar zu einer Zeit,wo ich es annehmen kann,begreifen kann.
Sicher schwer,das in einem belastetem kurzen Arztgespräch hinzubekommen.
Einige Bücher von Dr. Thomas Bock haben mir geholfen,seine Auftritte bei Arte,seine Bemühungen im Trialog,immer wieder lese ich und ich nehme wahr,was bei mir los ist und war.

Augenhöhe ist mein Wort,wie soll das gelingen in der Psychiatrie,letztlich ist man ausgeliefert.
Da liegen die tiefsten Wunden,da sind die größten Missverständnisse entstanden,nie wieder werd ich denen trauen,die mich niedermachen und benutzen.

Auch in meiner Geschwisterrunde,wo wir meine psychotische Schwester begleiten,gibt es diese falsche Erwartungshaltung. Sie soll funktionieren,sie soll einsichtig und belehrbar sein.
Dass das in der Psychose ihr nicht möglich ist,wird nicht gesehen,"sie hat Schuld"----das macht mich mich so mürbe,dass ich und auch sie uns immer wieder verteidigen müssen.

Von der Klinik kommt wenig,man durfte an zwei kurzen Gesprächen teilnehmen und "zuhören",was der Arzt sagte.
Trialog steht auf dem Aushängeschild,ich hab ein Jahr speziell in dieser Klinik versucht daran teilzunehmen,es war eine Mogelpackung.
Betroffene,also Erfahrere,dann Angehörige und auch Ärzte und Therapeuten---das soll Trialog auf Augenhöhe sein.

Es begann damals so hoffnungsvoll,und immer wieder reduziert sich das auf einige wenige,die sich gern selbst zuhören,Austausch war das nicht.
Immer wieder nachfragen,andere Kliniken ansprechen,andere Angehörigengruppen suchen,das kostet Kraft,die ich nicht mehr beleben kann,endlich jemanden finden,der ehrlichen Austausch sucht,der bereit ist ,sich auf die Fülle der Anforderungen einzulassen und dem Anspruch nach guter Information gerecht wird.

Wenn sie wollte,dann könnte sie auch------------das ist das Denken meiner Geschwister,und ich stehe als einzige da und begreife,dass meine Schwester längst alles gibt,dass sie außerordentlich motiviert ist und dass sie dieser schweren Krankheit nicht entkommen kann.
Schuld und Scham,das waren die Gründe für den versuchten Suizid,und keiner will es begreifen.

Jetzt fahre ich wieder zu ihr,aushalten,was die Station einem abverlangt,alte Geschichten werden lebendig und erdrücken mich,trotzdem----ein Sonntag in der Psychiatrie ist lang und leer.
Hoffungsfunken,Hoffnungsträger sein----unendlich unerschütterlich,meine Schwester ist und bleibt mir ein ganz wichtiger Mensch und sie ist nicht die Psychose,sie ist ein außerordentlicher Mensch immer schon und immer noch!!!
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebe BeJu
ich lese gerade deine Zeilen,es ist die Zeit,die ich Blindflug nenne,nichts ist zu erkennen,zu begreifen und trotzdem muss du weiter gehen,durch die Krise----auch durch schwerste Tage und Wochen.
Mir helfen niedrig dosierte Neuroleptika,wenn die Unruhe zu stark ist,wenn Gedankenkreise mich erschlagen.
Kurz vor dem Zusammenbruch zu sein,das ist mal der Moment umzukehren,die Krankschreibung auch langfristiger zu akzeptieren,mal kann es auch der scheinbar letzte Hoffungsfunke sein,der einem die Kraft gibt,durchzuhalten,bis sich der Nebel auflöst,der Zugang zur Lebensenergie wieder möglich ist.
Gradwanderungen sind das,schwerste Zeiten sind das---ohne zu wissen wie es je wieder leichter werden könnte.
Schön,dass du verstehende Menschen um dich hast und trotzdem bist du allein in deinem Leid,das ist die Depression,sie ist messerscharf neben neben mir und trennt vom Leben,von jeder Sinnhaftigkeit und Hoffnung.

Nicht aufgeben,dem Impuls nachspüren,wo der Zugang wieder möglich ist,vertrauen auf das was immer sein wird,jede Krise löst sich auf.
Aushalten und sagen dürfen,was ist,das wünsche ich dir,die Wende wird kommen und wie ein lang vermisster Sonnenstrahl den Weg zu dir finden.
Nur ist der Januar immer unerbittlich,trüb und grau und ungeheuer lang.
Kannst du heute eine Blüte finden----?!!!
Herzliche Grüße
anna54
BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Danke - liebe Anna- für Deine verständnisvollen und tröstenden Worte - und dabei hast Du heute selber eine schwere Aufgabe vor Dir. Hoffentlich kannst Du Deiner Schwester das sein, was Du Dir vorgenommen hast, eine Hoffnungsträgerin und hoffentlich haut es Dich dort selber nicht so um, dass es Dir damit schlechter geht.

Es tut tatsächlich gut von ebenfalls Betroffenen zu hören, das sich jede Krise auflösen wird. Ich kann es mir selber einfach nicht mehr glauben, durchhalten fällt immer schwerer. Impulse spüren, die ansatzweise leben versprechen, sind selten. Daher brauche ich von außen Zuspruch, immer und immer wieder.
...sagen dürfen, was ist
das fällt mir noch schwer, könnte aber Erleichterung bringen

Wie gut, dass es dieses Forum gibt. Danke fürs Hoffnung machen!

Liebe Grüße
BeJu
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe BeJu
der Nachmittag mit meiner Schwester war schwierig,die Situation auf der Station ist grenzwertig,wie immer.
Nach langem hin und her ist uns ein Spaziergang gelungen und dann auch noch ein kurzer Besuch in einem Cafe.
Trotzdem hab ich wieder das Gefühl, in ihrem Leid zu versinken.
Da war am Montag ein Treffen mit einer ganz lieben und ganz wichtigen Freundin wie ein Rettungsanker,einfach zusammen sein,einfach reden,was gerade kommt und trotzdem ein ganz tiefes Verständnis zu haben.
Selbstfürsorge ist im Moment mein Motto,ich hab zwei Anrufe gestartet,um in der Klinik die Möglichkeiten für mich als Angehörige abzuklopfen.
Da gibt es zwei Gruppen,wird wieder schwierig herauszufinden,was für mich passt,denn ich bin zunächst immer "so gnädig" mit den anderen und achte nicht auf das,was mir wichtig ist.

Der Sturm,der immer wieder hier weht,macht mich mürbe,richtig mürbe----isch schlafe ja unter den Baumriesen.Mein Mann setzt es in die Zeit,ich würde morgen das Forstamt hier haben.

Mein Hund muss eine Tumoroperation überstehen und ich muss das aushalten.
Termin steht noch nicht,ich hab Angst um die Narkose,weil er alt ist.
Aber doch sehe ich zuversichtlich in die nächste Zeit,weil ich aktiv werde und mich nicht als Opfer der Dinge fühle,abgesehen von den schlimmen Wetterzuständen.

Aktiv werden und auch Übungsfelder ausprobieren----gestern hat mich ein Zeitungsbericht so wütend gemacht,dass der Tag voller Energie war.
Wut ist ein guter Motivator,weil Wut bei mir entsteht,wenn Menschen nicht beachtet werden,wenn notwendige Hilfe nicht gegeben wird.
Einige halten mich für überzogen,weil es doch egal sei,was geht mich das an----den Satz kenne ich nicht und kann ihn bei anderen auch nicht akzeptieren.
Jetzt mache ich mich auf----hab einen Termin für mich geschenkt bekommen,weil ich nicht mehr Patientin dort bin,aber die langjährige Mitarbeiterin mich ab und zu in ihren Kalender "zaubert".

Rettungsinsel für 30Minuten.
anna54
BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Liebe Anna,
mein Mitgefühl für Dich und der schwierigen Situation mit Deiner Schwester. (Ich habe mich immer nach einer Schwester gesehnt, wahrscheinlich nach einer großen Schwester, die schon alles weiß und kennt und einen an die Hand nimmt, wenn man selber nicht mehr weiter weiß oder kann.) Wahrscheinlich bis Du die große Schwester, oder? Und gut, dass es auch für Dich jemanden gibt, der Dir zuhört und mit dem Du Dich vollen Vertrauens austauschen kannst.

Ich bin auch davon überzeugt, dass Wut spüren ein Motivator ist und grundsätzlich ein Zeichen dafür, wieder bei sich und den eigenen Bedürfnissen zu sein. Wenn ich Wut spüre, weiß ich, dass ich wieder ansatzweise bei mir bin - also sozusagen auf dem Weg zur Authentizität. Ich kann darüber, welche Werte bei mir gerade plattgewalzt werden, herausfinden, welche Bedürfnisse ich habe. Aus dieser Wut heraus sinnvolle und für die Umwelt verständliche Bitten zu äußern, die die eigenen Bedürfnisse erfüllen könnten, ist schon eine kleine Kunst und muss auch nicht unweigerlich gelingen, weil auf der anderen Seite jemand steht, der andere Werte als wichtig ansieht. Aber grundsätzlich Wut spüren ist sooooo gesund!


Ich spüre schon wieder so viel Energie bei Dir, klasse! Wünsche Dir aber auch viele hilfreiche Rettungsinseln! Weniger Sturm, ein starkes Herz für Deinen Hund.

Grüße von einer, die gerade auf der Rettungsinsel „Krankschreibung“ verweilt, wohlwissend, dass sie wieder ins Wasser muss, obwohl sie noch nicht richtig schwimmen kann.
BeJu
Birko
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Birko »

Melde mich auch mal wieder aus meinem Keller.
Stets auf und ab. Gestern dachte ich schon es geht bergauf. Hatte auch gut geschlafen. Letzte Nacht wieder nicht und jetzt fühle ich wieder nur Unruhe und Gedankenkarusell.
War am Montag bei meiner fachärztin und die schätze mich relativ ein. Sie kennt mich schon anders. Sie meinte das auf und ab wäre ein gutes Zeichen. Nehme das Medikament seit drei Wochen. Bei der letzten Episode hat es sechs Wochen gedauert aber dann war es richtig gut.
Ich hoffe noch
Lg birko
BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Liebe Birko,

ja wir geben die Hoffnung nicht auf.

Ich schreibe mir tatsächlich immer dann die angenehmen Gefühle, Erlebnisse und Aktivitäten in meinen DepriKalender, wenn ich mal wieder „unvernebelt“ fast im hier und jetzt bin. Dann bin ich zwar nicht freudig in der Welt unterwegs, aber eben mit einem Selbstverständnis. Ich hoffe, dass ich dann in den sehr schlechten Phasen, durch das Lesen meiner Einträge die Hoffnung nicht ganz aufgebe.
Die Auf und Abs sind sehr zermürbend und quälend, aber immerhin haben wir zwischenzeitlich eben diese besseren Zeiten. DAS MUSS EINFACH EIN GUTES ZEICHEN SEIN!!!

Welches AD nimmst Du?

Ich rede mir auch immer selber zu, dass meine letzte Episode vor einem knappen Jahr nur 4 Wochen gedauert hat, davon aber nur 1 Woche so ganz, ganz schlimm.
Warum soll diese jetzt wieder Monate dauern? ( das kenne ich zwar auch, aber ist über 20 Jahr her)

Liebe Birko, ich schick Dir liebe Grüße und wünsch Dir die nötige Kraft, Impulse für ein Leben danach wahrzunehmen und danach zu handeln
BeJu
Birko
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Birko »

Danke ich grüsse Dich und Anna auch.
Ich nehme 20 mg Citalopram. Ich hatte sie vor vier Monaten abgesetzt. War wohl nicht so toll.
Mein Hauptproblem ist der Schlaf. Bin so müde und schlaf so schlecht. Das mit dem Tagebuch mach ich auch. Bin sonst auch gerne nur selbstverständlich. Einfach da. Fröhlich. Aber leider suche ich auch immer Probleme. Mache vieles zu Problemen und überfordere mich. Emotinal.
Lg birko
Christiane1
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Christiane1 »

Entschuldigt bitte, dass ich unvermittelt so reinspringe, liebe Birko, dich lese ich gerade.

Wir hatten doch das Thema Psyichater-in mal, weisst du noch?
Ich wollte meine verlassen, weil ich die Nase voll hatte und wechseln.
Also, das hat leider nicht geklappt, aber ich suche weiter.
Liebe Grüsse an alle
Christiane
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
bitte seht mir nach,dass ich nicht einzel antworte,ich bin ziemlich unruhig und geschafft.
Die Klinik meiner Schwester bietet für Angehörige zwei mal im Monat eine Gruppe an,gestern war ein Termin und heute der zweite,weil der eine Monat aufhört und der andere heute beginnt.

Also lerne ich die Ärzte und Therapeuten geballt kennen und kann mir ein Bild machen.
Nur anstrengend,aber ich bin gnädig mit mir und schlafe lang.

Möchte noch mal über meine Rettungsinseln schreiben,früher kannte ich so etwas nicht,dann lernte ich eine Frau kennen,die mir ab und zu einen Termin ermöglichte.
Sie bot eine Fülle von Techniken an,mit denen man ruhiger,entspannter und hoffnungsvoller werden konnte,wenn es denn funktionierte.
Bei mir funktionierte das nicht,kein Wunder,ich war da schon viel zu krank.
Trotzdem bleib mir diese erste Rettungsinsel lange erhalten.

Jetzt wäre mein Wunsch, wieder so einen Kontakt zu finden,bisher spüre ich eher,wo ich ihn nicht finde,da macht mich mürbe und manchmal auch mutlos.
Im Austausch mit anderen Betroffenen habe ich die besten Kontakte gefunden,weil ich gut einschätzen konnte,wer gibt diesen Rat und wie könnte es für mich passen.

Der Markt ist voller Angebote,aber manchmal ist es ein reines Geschäft,dann ist es zu weit weg,oder zu einer mir unmöglichen Uhrzeit.

Im Moment ist mir ein Mitarbeiter einer Klinik eine große Hilfe,weil die Besuche sich in die Länge gezogen haben,sehe ich ihn meist noch einmal wöchentlich.
So einen Kontakt bräuchte ich immer,weil ich dann realtiven kann,wie war meine Woche,wo bin ich über alle Ziele hinausgeschossen und wo habe ich null für mich gesorgt?

Gestern der Klinikbesuch war auch mal eine Rettungsinsel,mühevoll gesucht,durch Zufall entdeckt und dann wurde das eine verlässliche Hilfe.
Bis eine Ärztin in der Ambulanz entschied,ich kriege das nicht mehr.
Zwei Jahre hab ich gekämpft,zunächst um einen Arztwechsel,dann um neue Termine.

Nun ist "ganz leise" wieder der Kontakt möglich,ich darf keine Rezepte erwarten und keinen Arztkontakt----dann bin ich "enttarnt" und wieder draußen.
Dabei ist mir die Mitarbeiterin die wichtigste Stütze in den vergangenen 10Jahren gewesen.

Rettungsinseln können Menschen sein,Orte,die an wichtige Begegnungen und Ereignisse gebunden sind,aber auch Gruppen von Gleichgesinnten.
Dafür mache ich viel und lasse mich auf Neues ein.

Dazwischen ist ganz viel aushalten und durchhalten und immer wieder die Erfahrung,dass Abstürze kommen,Krisen vergehen und trotzdem bleibt die absolute Tiefe der Stürze als Angst und Sorge immer gegenwärtig.

Ich wünsche mir weniger Regen,weniger Sturm und bescheiden auch einige Sonnenstunden.
Der Januar ist geschafft,der Februar ist kürzer und wenn es erst mal März geworden ist,dann kann der Frühling nicht mehr aufgehalten werden.

Zeichen in der Natur sind mir die wichtigsten Verstärker geworden,egal wie hoffnungslos ich bin,die Natur drängt sich immer wieder ans Licht.
Auch mitten im Winter blühen an einem geschützten Ort noch Sommerblumen,von weitem sieht es so aus,als hätte ich nicht mal die Pflanzkörbe weggeräumt.
Bei mir darf alles ruhen und wachsen,wie es will.
Es sind Zeichen,die mir wichtig sind,und ich brauche sie wie die Luft zum atmen.
Hoffnungszeichen und immer ein trotziges Trotzdem und hin und wieder eine Portion gesunder Wut,dann kann ich auch als depressiver Mensch vieles anpacken und gestalten.
Herzliche Grüße
und ganz viel Mut!
anna54
BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Liebe Anna,

finde die Idee RETTUNGSINSELN sehr schön, eine wunderbare vielleicht hilfreiche Metapher, um wieder zu spüren, was einen tatsächlich aus dieser Endlos-Hoffnungslos-Blindflug-Schwere-Schleife heraushelfen könnte.
anna54 hat geschrieben:
Möchte noch mal über meine Rettungsinseln schreiben,früher kannte ich so etwas nicht,dann lernte ich eine Frau kennen,die mir ab und zu einen Termin ermöglichte.
Sie bot eine Fülle von Techniken an,mit denen man ruhiger,entspannter und hoffnungsvoller werden konnte,wenn es denn funktionierte.
Bei mir funktionierte das nicht,kein Wunder,ich war da schon viel zu krank.
Trotzdem bleib mir diese erste Rettungsinsel lange erhalten.
anna54
Was genau deine erste Rettungsinsel ausgemacht hat, habe ich nicht ganz verstanden. Ist sie für Dich nicht mehr erreichbar?


Ich habe bei RETTUNGSINSEL sofort an einen Mitarbeiter einer AkutKlinik gedacht, in der ich vor 25 Jahren mal war. Er ist „ohne Auftrag“ einfach so über die Grenze einer Station hinweg regelmäßig zu Besuch gekommen. Es hat durch seine pure Anwesenheit (machmal haben wir kaum gesprochen) mir ein Gefühl der Existenzberechtigung gegeben. Er war in dieser ganz schweren Zeit meine Rettungsinsel. Schade, dass ich ihm das nie sagen konnte und spannend, dass ich daran so oft denke!


Rettungsinseln sind ja nicht das Ziel, sondern schützen vor dem Ertrinken und dienen dazu, wieder eine Idee vom „normalen“ Leben zu entwickeln.
Meine Rettungsinseln sind auch Begegnungnen mit den „richtigen“ Menschen und was noch?
In mir arbeitet es - ich finde dieses Bild wirklich spannend und werde mich damit auf jedenfall beschäftigen. Danke Anna für diesen Impuls!
Grüße BeJu, heute ein bisschen im hier und jetzt und in Bewegung
BeJu
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe BeJu
der damalige Kontakt war eine Frau,die dann später als Heilpraktikerin tätig wurde.
Aber sie war eine ganz besondere Frau,selber schwer erkrankt hatte sie den Kampf aufgenommen und gewonnen,eine behinderte Tochter machte das Leben nicht leichter.
All ihre Erfahrungen,all ihre Ausbildungen und anderen Wege waren wie Schätze in einem Raum zusammengetragen,der ungeuer schön und wohlig war.
Dort bot sie Kurse an,einzelne Behandlungen,bei mir waren es lange und tiefe Gespräche.

Ich konnte nicht glauben,dass sie nie auf die Uhr schaute,man blieb,wie es sich ergab---oft mehrere Stunden.
Das war eine so warme Umgebung,ich war da schon viel zu krank um mich auf Entspannung einlassen zu können,aber ich war nicht allein,ich fühlte mich beschützt.

So konnte ich immer wieder Termine machen und diese Termine retteten mich lange, bis dann eine Klinikeinweisung in die ganz andere Richtung ging.
Heute ist sie umgezogen,ihr Haus ist nicht mehr da,ich weiß nicht,ob sie noch tätig ist,der Kontakt ging verloren.
Aber andere Kontakte sind entstanden,ich bin immer auf der Suche weil so viel verloren geht in den Krisenzeiten.
Immer wieder beginnen,nicht den Mut verlieren das ist mein Pfand in allen Zeiten.

Rettungsinseln sind bei mir immer Menschen,verstanden werden im Leid,das ist wohl ganz wichtig. Oberflächlichkeit und Ablehnung ertrage ich nicht,das macht wohl vielen Depressiven zu schaffen,Ungerechtigkeit und Egoismus sind kaum auszuhalten.

Gestern hab ich ein langes Gespräch führen können,ich wollte einen Kontakt erfragen und bekam ein Gespräch geschenkt, es war eine Mitbetroffene im Leid,eine Mutter,deren Sohn auch an einer Psychose erkrankt ist.
Der Gegensatz war ein Mitarbeiter der Klinik,der die Gruppe leiten sollte,aber null Einsatz zeigte,er saß die Zeit ab und schloß die Tür.
Die Blickrichtung ist wichtig,meine "gesunden" Kontakte vertragen die Gespräche nicht,wenn es um Psychose Depression geht,sie haben andere Themen,ich muss das akzeptieren.
Die Mischung wichtig,ich will nicht nur Krankheit sein,ich will mitten im Leben bleiben.

Diese Woche war und ist zu voll.
Drei Termine in der Klinik meiner Schwester und keine Aussicht auf baldige Besserung,wie auch.
Aushalten,dass das wieder Jahre dauern wird,dass jede Veränderung wieder Hoffung sein kann,aber auch,dass es immer noch tiefer nach unten geht.
Da geben die meisten Angehörigen auf,ich kann das nicht
anna54
BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Ja, diese Menschen, die Zeit, Empathie und „sich ganz einlassen“ mitbringen, die einen auffangen können, sind ganz besonders, ein großartiges Geschenk für uns!

Und dennoch wissen wir ja auch, dass auch die professionelle andere Seite ein Bedürfniss nach und Recht auf Distanz hat.
(Beruflich bin ich oft auf der anderen Seite)

Wirklich gute Professionelle Beziehungsarbeiter schaffen es, ihr eigenes so wertvoll und gewinnbringend mit einzubringen, das Genesung angestoßen und begleitet werden kann.
Ich glaube in dem Buch „Mein heimatloses Ich“ schreibt der Autor auch von so vielen guten Psychiatern und Therapeuten, die ihm nicht helfen konnten. Erst jemand, der zwar professioneller Helfer war, aber aus seiner Sicht diese Spur verlassen konnte, konnte ihm wirklich helfen, wieder zu sich zu finden. So war das damals bei meinem besonderen Menschen in der Klinik auch.

RETTUNGSINSELN bieten sich häufig an, ohne dass wir sie wahrnehmen, weil uns auch die Krankheit eine trübe und zerkratzte Brille aufgesetzt hat. Hieran möchte ich derzeit kräftig arbeiten, durch die trübe Brille hindurch, die Restklarheit zu nutzen, auf meine speziellen Inseln zu gelangen um dort Erleichterung zu erfahren, Kraft zu tanken, um die Inseln Richtung Festland verlassen zu können.

Liebe Anna, „die gesunden Kontakte“ vertragen meist unsere verletzliche Seele, unsere vielen Narben und daraus resultierende Gespräche nicht. Sie haben gewiss andere berechtigte Themen. Aber an nicht ganz so schlimmen Tagen bringt mich das sogar manchmal zu meinen Ressourcen . Da formuliere ich meine „Probleme“ oft so, dass ich mir selber die Lösung schon mitliefere, es verliert an Schwere - hinterher zu meiner eigenen Verwunderung. Ich brauch das auch, mitten im „normalen“ Leben sein. Aber alles zur „richtigen“ Zeit.

Licht für heute: mich selber pflegen! Bekocht werden und mit „normalen“ Freunden zu Hause ein gemeinsames Abendessen genießen.
Grüße
BeJu
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
der Frost ist da und damit auch klares Wetter,ein wenig Sonne,immerhin.
Gestern hab ich abends eine Gruppe besucht,die mir am Herzen liegt,dort hab ich die wertvollste Hilfe und Unterstützung für meine Schwester gefunden.
So bin ich ihnen verbunden,auch dankbar.
Gestern hat eine Teilnehmerin so nebenbei erzählt,dass ihre Mutter gestern verstorben sei,sie wolle uns aber damit nicht belasten.
Plötzlich war da ein Verständnis und eine andere Stimmung,die sehr wohltuend und menschlich wurde.
Ich wußte,ja es ist anstrengend,aber es ist mir so nah,es ist so meins,dass ich das aushalten will.
Seelenverwandte treffe ich dort,aber auch einige,die mir nicht gefallen,wo ich deutlich weiß,sie tun mir nicht gut.
Gradwanderung,doch hinzugehen,seinen Platz dort zu behaupten,anstrengend zu sein,nachfragend zu sein,manchmal unbequem zu sein.
Ja so bin ich,anders gibt es mich nicht.
Habe einen wunderbaren Text gefunden,über das Verständnis von psychischen Erkrankungen,
Es ist normal,verschieden zu sein
http://www.irremenschlich.de" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Kann man sich als PDF runterladen oder bestellen,Blaue Broschüre.
Einige Bücher von Thomas Block habe ich schon gelesen,jetzt besorgt eine liebe Freundin mir weitere.
Information ist so wichtig,wer versteht,der kann verändern.
anna54
BeJu
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von BeJu »

Danke Anna für den Link, habe schon ein bisschen dort gelesen.
Wünsch Dir sehr, dass die Gruppe gut für Dich ist und Du dort Unterstützung für Deine Schwester bekommst.



Ich brauch heute wieder Licht von außen, kann es mir selber nicht mehr anzünden. Gestern war ich fast in einer Aufbruchstimmung, hatte das Gefühl und die dazu zugehörigen Gedanken, dass ich es jetzt aktiv die Wende hin kriege, raus aus diesem elenden Depriloch, ich war in Bewegung, hatte eine gute aufschlussreiche Therapiestunde, war sogar kurz einkaufen und hatte eine liebe Freundin zu Besuch und noch ein gutes Telefonat mit einer anderen Frundin, ich war mit meiner Umgebung in Verbindung.

Heute morgen beim Termin beimeiner Ärztin in der PIA war klar, dass ich nicht belastbar und weiterhin nicht arbeitsfähig bin.

Für die dann nötige Mail an meine Vorgesetzte habe ich 2 Stunden rumgedoktert, furchtbar. Trotz Gebetsmühlenartigen Vorsagen: ICH BIN KRANK, ICH WILL MIR NUN WICHTIG SEIN, ICH WILL MICH UM MICH KÜMMERN sagt der innere Bewerter immerzu und unüberhörbar: DU BIST EINE VERSAGERIN, AUF DICH IST KEIN VERLASS. REISS DICH ZUSAMMEN, ANDERE HABEN RICHTIGE PROBLEME.

Ich hatte so gehofft, durch die Krankschreibung eine Entlastung zu erfahren.Ich war gerade dabei meine Depression „anzunehmen“ und nicht immerzu krampfhaft dagegen zu kämpfen. Aber nun ist das Gegenteil eingetreten. Gedankenkarusell und Anspannung pur! Antrieb gleich null.
Und jetzt wäre es so wichtig, eine Rettungsinsel greifbar zu haben, nichts in Sicht...
BeJu
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe BeJu
ich kenne das auch gut,vielmehr ich kannte das nur zu gut.
Jede Krankmeldung war begleitet von Schuld und Scham und ganz viel Abwertung.
Das aber sind Symptome einer Depression,das ist ihre Sprache.
Erst als ich langfristig krank geschrieben wurde----also nicht immer wieder an mir zweifel mußte,kam ich eine wirklich notwendige Entlastung.

Keiner kann mit Druck gesünder werden,erst recht nicht bei psychsichen Erkrankungen.
Da würde eine Änderung bei der Krankschreibung hilfreich sein,nicht ein,zwei Wochen,sondern ein Zeitrahmen,der gut besprochen und ausgehandelt wird.
Bittsteller zu sein ist unwürdig und verstärkt die Depression ungemein.

Gestern hatte ich einen schlimmen Tag,die Grenzen der Möglichkeiten haben meine Schwester erreicht,die Klinik macht klein klein und setzt nur auf Medikamente.
Ich rette mich damit ,noch mehr zu lesen um zu verarbeiten,was da gerade wieder los ist bei mir.

Überall kritische Zeiten,eine sehr liebe und wichtige Mitarbeiterin hier hat heute ihre Krebsoperation----die Sorgen hören nicht auf.
Allein die Sonne macht meine Tage wieder heller,ich bin mehr draußen und somit näher an den Menschen,die ich brauche wie die Luft zum atmen.
Mein Mann kann langsam seine Hand wieder bewegen,Normalität kehrt zurück.

Gestern hab ich ein altes Ehepaar getroffen,die sich hier umschauten,wir kennen uns aus eine Ausstellung und wohnen " fast " nebeneinander.
Da es so kalt war,hab ich zum Kaffee eingeladen und es war anfänglich auch angemehm,bis ich merkte,ich werde benutzt und bewertet----meine Möbel,meine Küche,mein Hund usw.
Da war es wieder,dieses Gefühl---schütze dich,bleib verhalten,sei vorsichtig,trau keinem usw. usw.
Gekränkt war ich,geärgert hab ich mich,wieder das Gefühl,du genügst nicht,du könntest,du solltest----ordentlicher und aufgeräumter sollte es sein----zu viel und zu wenig überall.

Dann hab ich mich besonnen und das Gelumpe an Gedanken im Kamin verbrannt,aber es war sehr wichtig ,mir bewusst zu machen,ich bin in ordnung,ich will so sein,wie ich bin und nicht bewertet werden.
Die Depression schleicht sich immer und immer wieder ein,meist mit Menschen,die so oberflächlich sind,dass ich ihnen keinen Moment schenken sollte,erst Recht nicht auch noch Kaffe und Kuchen.
Sehnsucht nach Momenten und Verständnis treibt mich immer wieder in Fallen,leider.
Ich lerne und bin dennoch offen und herzlich.
anna54
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