Partner eingeliefert, suche nach Rat...

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Falke_j
Beiträge: 3
Registriert: 15. Jan 2018, 01:15

Partner eingeliefert, suche nach Rat...

Beitrag von Falke_j »

Guten Morgen liebes Forum,

auf der Suche nach Informationen und Hilfe im Internet bin ich auf dieses Forum gestoßen. Ich fühle mich gerade in meiner Situation ziemlich hilflos und schwach, obwohl ich genau das Gegenteil sein muss, damit ich meiner geliebten Partnerin eine Stütze sein kann.

Ich habe gestern Nacht sehr schweren Herzens meine Partnerin in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, damit sie stationär aufgenommen wird. Hinter uns liegt eine schwere Zeit, in der sie oft hilflos, orientierungslos, antriebslos war und mehrmals suizidäre Gedanken geäußert hat. Wir beide sind berufstätig in Berufen, die uns stark fordern. Ich konnte sie persönlich nur morgens und abends aufbauen, stark machen und während des Tages mit Anrufen und Textnachrichten motivieren. Ich habe gedacht (auch ihre Familie hat es mir so bestätigt), dass sie Motivation und Trost braucht, es aber selbst wieder schaffen kann. Ich habe mich mit ihr das ganze Wochenende intensiv beschäftigt und gestern Abend musste ich eine einsame Entscheidung treffen, da alle in unserem Umfeld ratlos waren, wie wir die Nacht überstehen sollten.

Jetzt mache ich mir Vorwürfe, dass ich sie mit der Einlieferung in die Klinik "aus dem Verkehr gezogen" habe. Ich habe das Gefühl, dass damit die ganzen Probleme erst recht losgehen werden und sie mich dafür hassen wird. Aber ich habe keine andere Wahl gehabt. Sie hat wiederholt gesagt, dass sie dem ganzen ein Ende setzen möchte und uns nicht zu Last fallen will. Ich hätte mir nie verzeihen können, wenn ich nicht so gehandelt habe.

Ich hoffe ihr könnt mich verstehen. Gibt es irgendwo Lektüre für Angehörige/Partner, wie sie in solchen Situationen handeln soll? Mich beschäftigen gerade sehr viele Fragen, u.a. welche rund um unsere Partnerschaft. Ich will für sie da sein und ihr beistehen, sie aber nicht mit meiner Person "belasten" und von ihrer Therapie ablenken. Was gilt für Angehörige/Partner in dieser Situation? Jeden Tag besuchen und Präsenz zeigen oder sich auf Abstand aber Rufweite halten?


Danke und liebe Grüße
Falke
ßßßß

Re: Partner eingeliefert, suche nach Rat...

Beitrag von ßßßß »

http://www.kbv.de/media/sp/KBV_Wartezim ... ession.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;
http://ifightdepression.com/de/index.php?id=3726" onclick="window.open(this.href);return false;
https://www.deutsche-depressionshilfe.d ... ngehoerige" onclick="window.open(this.href);return false;

Es gibt auch SHG's speziell für Angehörige da müsstest du mal in deiner Nähe suchen.
Dann findet sich bspw sowas:
Verein der Angehörigen psychisch Kranker Bayreuth e.V. Saturnstraße 9 95448 Bayreuth http://www.apk-bayreuth.de/" onclick="window.open(this.href);return false; Tel: 0921 9800200 quelle: http://www.gesundheitsregion-bayreuth.d ... ruppen.php" onclick="window.open(this.href);return false;
ähnliche Seiten gibt es für überall.

Der Sozial Psychiatrische Dienst deiner Gemeinde wäre auch Anlaufpunkt.

Ob das Ganze nun 'gut' oder 'schlecht' für sie, für dich, für beide ausgeht kann keiner sagen. Ich hoffe mal ihr habt schon vorher eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht erstellt.
Bei dem was du nun tun kannst, bist du völlig auf die Rückmeldungen aus der Klinik angewiesen. Alles Mögliche kann helfen oder genauso gut auch schaden.
BeJu
Beiträge: 58
Registriert: 16. Feb 2013, 22:09

Re: Partner eingeliefert, suche nach Rat...

Beitrag von BeJu »

Hallo Falke,
meinen Hochachtung hast Du. Ich als Betroffene von teils sehr schweren Episoden kann Dir nur sagen, dass ich damals als nichts mehr ging, nicht selber die Entscheidungskraft gehabt hätte, diesen Weg zu gehen. Im Nachhinein war ich sehr froh darum, dass mich damals ein guter Freund in die Klinik gebracht hat.
Es hört sich bei Dir so an, als ob Du und auch die Familie schon länger die schwere gemeinsame Last der Depression Deiner Freundin gemeinsam tragt und sich bis dato keine Verbesserung gezeigt hat. Dann ist doch der Versuch, Entlastung in einer Klinik zu finden, nicht der schlechteste.

Meist gibt es im therapeutischen Setting Anghörigengespräche oder sogenannte Sprechstunden, in den genau Deine Fragesellung nach Deiner Präsens erörtert werden kann.
Ich war mal in einer Klinik, die einen sogenannten Reizschutz für einige Zeit den Patienten auferlegt hatte. Also absolut keinen Komtakt nach draußen. Ich fand’s nicht so passend für mich. Dennoch ging es mir nach einiger Zeit dort auch deutlich besser.

Mich berührt es, dass Du Dich kümmerst und Deine Freundin mit ihrem schlimmen Leiden ernst nimmst und auf Deine Weise unterstütz. Ich wünsche Euch Alles Gute!
BeJu
Falke_j
Beiträge: 3
Registriert: 15. Jan 2018, 01:15

Re: Partner eingeliefert, suche nach Rat...

Beitrag von Falke_j »

Hallo und vielen Dank für die bisherigen Antwort. Ich habe das Gefühl am Anfang einer neuen Reise zu sein, bei dem ich noch nicht weiß, wo ich ankommen werde. Nach den ersten zwei Tagen Klink kann ich aber sagen, dass sich das Ganze insgesamt gut anfühlt. Es war definitiv die richtige Entscheidung, sie am Sonntagabend "aus dem Verkehr zu ziehen". Ich war die letzten beiden Tage bei ihr zu Besuch. Meine Beobachtungen kennen die meisten hier vermutlich: erschöpft, ermattet, müde. Das alles ohne größere Medikamente. Aber ich konnte auch Erleichterung und den Willen irgendwann wieder nach vorne zu Blicken feststellen.

Ich bin der Überzeugung, dass sie dort in guten Händen ist. Für mich ist das alles sehr neu und ich kenne mich mit dieser Erkrankung überhaupt nicht aus. Aus diesem Grund habe ich die bisher hier veröffentlichten Links instant inhaliert. Gleichzeitig habe ich mir ein paar Bücher zu dem Thema Depression und dem Umgang damit bestellt. Mir hilft es sehr, wenn ich andere Schilderungen lese und mich auch austauschen kann.

Ich spüre seit gestern Abend auch, dass das Ganze auch mit mir etwas macht. Immer wieder sage ich mir dabei, dass ich nicht im Mittelpunkt stehe. Es geht hier im ersten Schritt alleine um meine Partnerin und darum, dass sie wieder auf die Beine kommt. Aber ich erlebe erste Zurückweisungen, wie z.B. dass ich die nächsten Tage erstmal nicht mehr zu Besuch kommen soll. Gerade vorhin erzählte mir eine Freundin, dass sie von meiner Partnerin kontaktiert wurde, ob sie mit ihr die nächsten Tage in ihre Wohnung fährt um Klamotten zu holen. Im ersten Moment trifft mich das. Ich bin ihr Partner und verstehe mich als Vertrauensperson #1. Ich reiße mir in allen anderen Sachen, die liegen geblieben sind den Arsch auf und stelle alle meine persönlichen Dinge gerade zurück, damit ihr Leben nicht komplett gegen die Wand fährt. Dann kränkt es einen, wenn man erfährt, dass man nicht der "Auserwählte" ist, wenn sie mal für ein paar Stunden die Klinik verlässt.

Wie geht ihr als Partner mit solchen Zurückweisungen um? Wie reagiert man? Abstand konsequent einhalten? Noch mehr Abstand erzeugen? Bin grade noch orientierungslos.


Danke und liebe Grüße, falke
Bine85
Beiträge: 14
Registriert: 12. Nov 2017, 19:41

Re: Partner eingeliefert, suche nach Rat...

Beitrag von Bine85 »

Hey Falke,

es berührt mich sehr wie du dich um deine Partnerin sorgst und diesen Schritt gegangen bist.

Ich kann nachvollziehen, dass es dich kränkt, wenn sie zu jemand anderem Kontakt aufnimmt um ihre Sachen zu holen. Ich kann dir nur aus eigener Erfahrung schildern wie es bei mir war.
Ich war vor 1 1/2 Jahren in einer psychosomatischen Klinik. Mir ging es damals so, dass ich den Kontakt bewusst unterlassen habe. Zum einen weil ich mit mir selbst beschäftigt war und weil es auch eine Erleichterung für mich war jetzt gerade nicht für andere stark sein zu müssen. Ich wollte niemand versichern müssen, dass es mir bald wieder gut geht. Ich wollte auch niemand erzählen müssen, wie es in der Therapie läuft und ob ich schon Fortschritte mache... Das ist sehr anstrengend, wenn man diese Kraft erstmal für sich selbst braucht.
Ich habe mich damals sehr über Briefe gefreut. Liebe Worte zu lesen, die mich begleiteten ohne Druck aufzubauen oder reagieren zu müssen, waren für mich wie ein kleiner Schatz.
Diese Distanz konnte ich dann auch wieder aufgeben, nachdem es mir wieder deutlich besser ging.

Ich kann dir nicht versichern, dass es bei deiner Partnerin auch so ist.. Aber vielleicht kannst du einfach vertrauen haben. Möglicherweise kannst du auch die Zeit für dich nutzen um wieder Kraft zu tanken.

Ich wünsche euch alles Gute!

LG Bine
Jeder Tag ist es wert ein Neuanfang zu sein. Jeder Tag!
Succubus
Beiträge: 357
Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Partner eingeliefert, suche nach Rat...

Beitrag von Succubus »

Falke_j hat geschrieben:Ich spüre seit gestern Abend auch, dass das Ganze auch mit mir etwas macht. Immer wieder sage ich mir dabei, dass ich nicht im Mittelpunkt stehe. Es geht hier im ersten Schritt alleine um meine Partnerin und darum, dass sie wieder auf die Beine kommt. Aber ich erlebe erste Zurückweisungen, wie z.B. dass ich die nächsten Tage erstmal nicht mehr zu Besuch kommen soll. Gerade vorhin erzählte mir eine Freundin, dass sie von meiner Partnerin kontaktiert wurde, ob sie mit ihr die nächsten Tage in ihre Wohnung fährt um Klamotten zu holen. Im ersten Moment trifft mich das. Ich bin ihr Partner und verstehe mich als Vertrauensperson #1. Ich reiße mir in allen anderen Sachen, die liegen geblieben sind den Arsch auf und stelle alle meine persönlichen Dinge gerade zurück, damit ihr Leben nicht komplett gegen die Wand fährt. Dann kränkt es einen, wenn man erfährt, dass man nicht der "Auserwählte" ist, wenn sie mal für ein paar Stunden die Klinik verlässt.
Hallo Falke,

ich bin selber Betroffene und finde es gut, dass du den Mut hattest deine Partnerin in die Klinik zu bringen.
Ich möchte dir eine Möglichkeit aufzeigen, wieso deine Partnerin nicht dich gebeten hat ihr dabei zu helfen, sondern eine Freundin. Es könnte sein, dass sie das Gefühl hat, dir zur Last zu fallen und möchte dies nicht noch mehr tun.
Weiter kann es sein, dass sie noch nicht so genau weiß, wie sie mit der Situation umgehen soll dass du sie in die Klinik "abgegeben" hast. Dies kann natürlich sehr unterschiedliche Gefühle auslösen.
Es wird etwas Zeit brauchen (für euch beide) um mit der Situation umgehen zu können. Gib dir und ihr diese Zeit.

Grüße
Don't feed the troll :-)
Falke_j
Beiträge: 3
Registriert: 15. Jan 2018, 01:15

Re: Partner eingeliefert, suche nach Rat...

Beitrag von Falke_j »

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Worte. Ich verstehe das, was ihr mir sagen wollt, aber es geht trotzdem nicht in meinen Kopf. Wenn Sie mir nicht zu Last fallen möchte, dann bin ich der falsche Partner für sie. Partnerschaft bedeutet für mich füreinander da zu sein. Egal was kommt. Wir waren uns immer eine Stütze und sie weiß, dass ich ne ganze Menge drum herum mache. Eine Fahrt in die Wohnung und zurück ist dabei ein Klacks. Für mich hätte das sehr viel bedeutet, sie bei ihrem "Ausgang aus der Klinik" zu begleiten. Auch das Zurückziehen um nicht mit anderen darüber zu sprechen wie es ihr geht ist für mich nicht nachvollziehbar. Sie spricht mit anderen darüber wie es ihr geht.

Ich fühle mich gerade als der Ausgegrenzte und bei mir im Kopf geht das Grübeln los. Wenn ich eine Sache nicht mag, dann ist es genau dieses Gefühl. Ich beginne zu verstehen, dass es wohl Teil dieser Erkrankung ist. Aber es löst auch in mir Erinnerungen an eine frühere Beziehung aus, die genau an diesem Punkt kaputt gegangen ist. Wir sind ja alle die Summe unserer bisherigen Erahrungen in unserem Leben und ich bewerte das was ich sehe und höre genau nach meinen Erfahrungen und Mustern.

Ich will dieses Denken durchbrechen. Daher auch die Frage an Euch, wie man als (noch geliebter?) Partner auf diese Ablehnungen reagiert?

- Nicht beachten und so tun als wäre alles ok?
- Auf Abstand bleiben bzw. noch mehr Abstand gehen?
- Die eigenen Gefühle offen ansprechen und sagen, dass man sich gerade distanziert?


Danke und liebe Grüße
Falke
Bine85
Beiträge: 14
Registriert: 12. Nov 2017, 19:41

Re: Partner eingeliefert, suche nach Rat...

Beitrag von Bine85 »

Hey Falke,

ich kann sehr gut verstehen, dass du dich als ausgegrenzt empfindest.
Ich weiß nichts über deine frühere Partnerschaft, aber ich kann das Gefühl sehr gut nachempfinden wie es ist, wenn die Angst in einem hochkriecht und man das Gefühl hat, der Partner entfernt sich und man will es einfach nur aufhalten.

Aber vielleicht, ich nimm dich da mal beim Wort, wenn Partnerschaft für dich bedeutet für den anderen da zu sein, heißt das vielleicht für den anderen so da zu sein wie er es gerade braucht oder zulassen kann?
Sie hat dich nicht verlassen, sondern ist in Behandlung um wieder gesund zu werden.

Das doofe an dieser Krankheit ist, das man nur selbst darüber hinweg kommen kann, Partner können unterstützen, aber gesund werden kann man nur alleine.

Daher mein Rat an dich als GELIEBTER Partner
- Sorge dafür, dass es für (dich) ok ist, dass sie sich jetzt erstmal um sich kümmern darf
- Bleib auf Abstand, aber signalisiere ihr, dass du da bist wenn sie wieder mehr Nähe zulassen kann
- Beim letzten Punkt wäre ich vorsichtig, es könnte sein, dass sie sich in eine ecke gedrängt fühlt
vielleicht gäbe es da noch eine Alternative
- Vertrau dich jemanden an, einem Freund, evtl. einem Therapeut... oder jemand der dir vielleicht professionell erklären kann, was da gerade passiert damit du dich etwas entspannen kannst und dich nicht distanzierst aus Angst, dass die Beziehung in die Brüche geht.

Hab vertrauen in euch! Es ist eine Krankheit, keine Beziehungskrise.

Liebe Grüße
Bine
Jeder Tag ist es wert ein Neuanfang zu sein. Jeder Tag!
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Partner eingeliefert, suche nach Rat...

Beitrag von Laca55 »

Hallo Falke,

für uns Angehörige ist es nie einfach, mit den verschiedenen Phasen des depressiven Partners umzugehen. Meine Freundin leidet schon ihr ganzes Leben unter verschiedenen psychischen Erkrankungen. Unter anderem an Depressionen. Aktuell ist es wieder sehr schlimm ausgeprägt bei ihr. Im Moment höre und sehe ich fast täglich, dass sie mit dem Berufsalltag, ihren eigenen Problemen und gleichzeitig noch für die Beziehung da zu sein nicht klar kommt und sie alles überfordert. Sie macht sich täglich selbst den Druck und Stress, da sie es gern schön haben möchte und sich dann bei ihr ein Schalter umlegt (wie sie selbst sagt), der sie nur noch angespannt und ruhelos sein lässt. Ich habe ihr immer gesagt, wenn sie eine Auszeit nach einem stressigen Tag benötigt, Ruhe oder ihren Freiraum dann bekommt sie den. Das weiß sie auch. Doch trotzdem legt sich ihr Schalter um. Wir wohnen zusammen und mittlerweile weiß ich nicht mehr, wie ich ihr noch mehr Freiraum geben kann. Es ist sogar momentan so schlimm, dass sie in der Wohnung keine Ruhe mehr findet. Ob ich nun anwesend bin oder nicht. Manchmal denke ich mir, was muss ich nur für ein schlimmer Mensch sein, dass sie schon bei dem Gedanke an mich in Angst und Panik verfällt... :( Solche Dinge sind sehr schmerzhaft und es gibt Tage, an denen ich damit nicht umgehen kann.

Aber um auf deine Fragen zu antworten. Bine hat es schon gut niedergeschrieben. Geb deiner Freundin jetzt den Freiraum, den sie gerade für sich benötigt. Es ist eben wirklich so, dass wir als Partner nicht viel ausrichten können, außer da zu sein, wenn wir benötigt werden. Wichtig ist, dass du gut auf dich Acht gibst und dich von der Krankheit nicht so sehr mit beeinflussen lässt. Es ist nicht einfach. Das ist mir bewusst. Denn ich schaffe es selbst nicht jeden Tag, mich nicht beeinflussen zu lassen. Es ist gut, wenn man Freunde hat, mit denen man darüber reden kann. Immer mal eine außenstehende Meinung zu hören ist hin und wieder gut.

Viele Grüße
sportkirsche
Beiträge: 13
Registriert: 19. Jun 2017, 16:31

Re: Partner eingeliefert, suche nach Rat...

Beitrag von sportkirsche »

Hallo Falke,
ich habe soeben deinen Beitrag gelesen und habe genau das wieder erkannt, was in mir alles vor einem halben Jahr vorging. Die gleichen Gedanken und Gefühle. Aber bevor ich dazu komme:
Es berührt mich sehr wie du zu deiner Partnerin stehst, sie unterstützt und wie sehr du dich um sie sorgst und sie liebst! Das verdient einen großen Respekt denn psychische Erkrankungen sind oftmals ein Punkt an dem die Liebe vielen zu schwer wird.

Ich bin selber Angehörige, mein Partner ist das, ich stand vor einem halben Jahr an genau dem Punkt an dem du vor einer Woche standest, und habe meinen Partner eingewiesen.
Erst kam das schlechte Gewissen auf, es brauchte Zeit bis auch mein Gefühl gemerkt hat das es die richtige Entscheidung war. So wie du es jetzt auch gemerkt hast. Und es war definitiv auch eine Erleichterung für deine Partnerin, sie ist nicht mehr in der Lage gewesen diesen Schritt von sich aus zu tun! Die Krankheit hat sie im Griff.

Es ist anfangs unglaublich schwierig Zurückweisung zu erfahren. Es ist absolut normal erstmal verletzt zu sein, und nachdenklich zu werden, denn das spricht für eure Beziehung und für deine Liebe! Leider ist Zurückweisung oftmals ein großes Thema wenn der Partner/ die Partnerin an Depressionen leidet. Was mir dabei geholfen hat: Akzeptanz lernen. Und mir immer wieder sagen: Es ist die Krankheit.
Natürlich wird es immer wieder Momente geben wo dich Zurückweisung sehr treffen wird, aber mir hat dieser Satz "es ist die Krankheit" die Distanz geschaffen die ich bräuchte, um mit meinen Gefühl in der Situation umgehen zu können, um Errinerungen zu wecken das es nicht unsere Liebe ist die gerade Fragen aufwirft, sondern das ihn die Krankheit im Griff hat. Und ich habe mit der Zeit gelernt wann er der Mann ist den ich kannte und wann die Depression überhand nahm. Als wären es zwei verschiedene Personen, diese Unterscheidung half mir sehr.

Deiner Frau wird es wieder besser gehen. und vor allem wird sie das selber anfangen zu realisieren und dir dankbar sein das du den Schritt gewagt hast, und immer an ihrer Seite stehst.


Ich habe in dieser schlimmen Zeit immer gehofft das es bald wieder besser wird. Das es ruhiger wird, das es meinem Partner wieder besser geht. Und das wird es jetzt. Wir haben 9 Wochen stationäre Therapie hinter uns, und auch wenn es immernoch nicht einfach ist und Zeit braucht, es wird besser.

Deine Partnerin liebt dich, sie kann es gerade nicht richtig zeigen, aber irgendwann wird sie es wieder können.
Halt dich an der Errinerung fest wie sie vor der Krankheit war, wie eure Beziehung war. Es ist eine schwere Zeit, die vorbei geht. Die sich wieder beruhigt und normalisiert.

Wenn du mal nicht weißt wie du mit etwas umgehen sollst, darüber mit jemanden reden der/ die die Situation kennt und versteht, hilft. Und hier im Forum sind immer ein paar Ohren offen!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Und wenn du Mal Rat brauchst, kannst du auch gerne eine Privatnachricht schicken!

Beste Grüße,
Sportkirsche
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