Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Rowdyyy
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Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Rowdyyy »

Hallo,

erst mal Entschuldigung für den Betreff aber mir ist nichts besseres eingefallen.

Zu meiner Situation: Meine Freundin und ich sind nun seit ca. 3,5 Monate ein Paar. Wir wohnen also nicht zusammen. Es hat ziemlich schnell gefunkt zwischen uns und wir haben dann total viel Zeit miteinander verbracht. Sie war total euphorisch und hat sogar schon davon gesprochen, dass sie mich heiraten möchte und oft gesagt wie glücklich sie ist und dass sie so etwas noch nie gefühlt hat. Ich hab ihr dann einen Adventskalender gemacht, in dem hinter jeder Tür eine süße und liebevolle Nachricht war. Irgendwann Mitte Dezember wurde sie dann ganz anders zur mir. Sie antwortete nicht mehr so viel und meldete sich überhaupt nicht mehr von sich aus. Sie meinte dann auch mal, dass der Adventskalender einfach zu viel wäre und ich es übertrieben habe. Wir haben dann darüber gesprochen und es eigentlich geklärt aber sie war weiterhin sehr seltsam. Als ich es dann immer wieder ansprach, sagte sie, dass sie schon ein mal Depressionen hatte und sie denkt, dass sie wieder in so eine Phase kommt. Wir haben uns dann zwar gesehen, aber es war nicht mehr wie vorher. Sie wendete sich oft von mir ab und war genervt von mir. Zu allen anderen Menschen in ihrer Umgebung, also Freunde und Familie, ist sie aber nicht so. Wenn wir zusammen etwas mit ihrer Familie unternehmen ist fröhlich und lacht, was ich zwar toll finde aber was mich auch irgendwie traurig macht, weil sie bei mir eben nicht so ist. Ich hab sie darauf angesprochen und gefragt ob ich irgendetwas falsch mache, worauf sie entgegnete, dass ich nichts verstanden habe und dass es an ihr liegt und nicht an mir. Über Weihnachten haben wir dann 2 Tage zusammen verbracht die sehr schön waren und wo sie wieder einigermaßen so war wie vorher auch, doch danach kam von ihr dann auch einige Tage nichts. Über Silvester sind wir dann in eine andere Stadt gefahren und dort hatten wir einen heftigen Streit, weil wir beide die ganze Zeit nur schlechte Laune hatten und für mich war es so, als wäre ich mit einer fremden Person unterwegs, die mich nicht mal ansehen kann. Sie hat gesagt, dass sie so ist, weil sie sich im Moment wirklich nicht gut fühlt und sich depressiv fühlt. Als wir wieder zu Hause waren, hat sie mir dann angeboten, dass wir über das alles reden können und ich sie fragen soll, was ich wissen möchte. Ich habe sie dann gefragt wie es bei ihr war als sie schon mal depressiv war und warum sie nur mir die kalte Schulter zeigt und niemandem sonst. Auf die Vergangenheit wollte sie nicht eingehen. Auf die andere Frage hat sie geantwortet, dass ich einfach der Mensch bin der ihr am nächsten ist im Moment und dass ich deshalb alles abbekomme. Es ist auch so, dass ich der einzige bin, der etwas von ihrer Depression weiß und sie möchte auch nicht, dass jemand anderes davon erfährt.

Seit unserem Gespräch haben wir uns nun gar nicht mehr gesehen und sie zieht sich völlig zurück und meldet sich so gut wie gar nicht bei mir. Ich habe sie gefragt ob wir uns sehen wollen. Sie antwortete, dass sie sich im Moment nicht in der Stimmung fühlt mich zu sehen. Gestern schrieb sie mir dann, dass wir wenn wir uns sehen auf jeden fall aus dem Haus raus müssen, weil sie sonst Angst habe, dass ich sie erdrücke. Und sie möchte dann auch nicht, dass wir beieinander schlafen, sondern dass wir beide dann nach Hause fahren. Für mich klingt das alles sehr seltsam, da ich gelesen habe, dass man wenn man depressiv ist definitiv alle Menschen aus seiner Umgebung etwas abstößt. Ich habe jedenfalls noch nicht gelesen, dass sich das nur einen Menschen bezieht. Ich weiß gerade echt nicht mehr weiter was ich tun soll und frage mich ob es an mir liegt. Obwohl sie mir ja versichert, dass es nicht so ist. Vielleicht habt ihr ja schon mal etwas ähnliches erlebt und könnt aus euren Erfahrungen berichten. Es fällt mir wirklich sehr schwer das alles zu verstehen. Gibt es sowas denn, dass man seine depressive Stimmung nur gegen einen Menschen wendet und sich nur von einer Person abwendet?

Vielen Dank schon mal für eure Hilfe
Liebe Grüße
Laca55
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Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Laca55 »

Hallo Rowdyy,

und herzlich willkommen im Forum.

Ich kann gut nachvollziehen, wie du dich im Moment fühlen musst. Mit meiner Freundin habe ich diese Erfahrung auf machen müssen. Wir sind seit knapp einem Jahr zusammen. Bei uns ging es auch ziemlich schnell. Wir haben vom ersten Augenblick an die Seelenverwandtschaft gespürt, welche uns verbunden hat. Doch einen Unterschied gibt es zu dir. Ich wusste von vorn herein, dass meine Freundin unter psychischen Problemen leidet, schon ihr ganzes Leben lang. Sie war auch immer mehr der Einzelgänger, hatte vor mir nie eine richtig feste Beziehung. Mit mir erlebte sie das erste mal was es heißt, tiefe Gefühle für einen anderen Menschen zu empfinden und selbst diese Liebe zu erhalten. Die Zeit bis Oktober letzten Jahres war einfach nur wunderschön. Wir hatten getrennt Wohnungen und sahen uns jeden Tag, da wir in der gleichen Stadt wohnen. Doch irgendwann merkten wir, dass es mit getrennten Wohnungen nicht so funktioniert, da sich meine Freundin dadurch selbst immer unter Druck gesetzt hat, bis zu unserem Treffen am Abend "gesellschaftsfähig" zu werden, so wie sie es immer bezeichnet. Also entschlossen wir uns, eine gemeinsame Wohnung zu suchen. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das die beste Idee war, um ehrlich zu sein. Denn ab diesen Zeitpunkt ging es mehr oder weniger bergab in unserer Beziehung. Durch den Druck und Stress, den sich meine Freundin die ganzen Monate vorher gemacht hatte, kamen dann chronische Magen/Darmprobleme hinzu. Ab dem Umzug war es noch schlimmer. Körper und Geist waren am Ende und sie machte dann auch noch unsere Beziehung dafür verantwortlich und wollte auch plötzlich alles hinschmeißen. Zusätzlich bekam sie Panik, dass es nun mit ihrer Ruhe und Freiraum vorbei sei. Ich versicherte ihr immer, dass sie all die Ruhe und Freiraum von mir bekommt, den sie benötigt.
Mittlerweile ist das Zusammenleben besser geworden und auch ihre körperlichen Probleme sind besser geworden. Doch die depressiven Phasen kommen und gehen. Es gibt Momente, die sind total schön und wundervoll. Viel Nähe und Zuneigung. Doch am nächsten Tag kann alles wieder vorbei sein und sie bekommt Panik, dass wenn sie jetzt wieder soviel Gefühle zulässt, sie wieder in ein tiefes Loch fällt und wieder kaputt geht. Dieses Hin und Her geht nun schon seit 2 Monaten. Zu Weihnachten verbrachten wir mal wieder ein paar himmliche Tage zusammen. Sie hat seit langem mal wieder soviel Gefühle, Zärtlichkeit, Zuneigung und Nähe gegeben. Ich hätte die Zeit am liebsten angehalten....
Seit letzte Woche Mittwoch ging ihr Praktikum los (durch einen Arbeitsunfall konnte sie ihren alten Job nicht mehr ausüben und macht nun eine Umschulung). Welches sie wieder so unter Druck und Stress setzt, dass all die schöne Zeit von Weihnachten wie weg geblasen ist. Kaum Nähe oder Zuneigung, nur in sich gekehrt und nachdenklich. Erst am Wochenende musst ich mir wieder anhören, dass sie für die Zweisamkeit einfach nicht gemacht ist in Verbindung mit beruflichen Stress. Sie bekommt das alles nicht unter einen Hut. Den Stress des Tages am Abend zu verarbeiten und "gesellschaftfähig" zu werden und dann noch für die Beziehung da zu sein. Da fehlen dann auch mir die Worte. Ich konnte nichts weiter sagen wie, dass ich für sie da sein werde und sie unterstützen werde, wenn sie mich braucht. Und wir einen Weg finden werden, dies zu gemeinsam zu schaffen.

Sorry, nun habe ich einen langen Einblick gegeben. Aber auf deine Frage zurück zu kommen. Menschen, die an einer Depression oder anderen psychischen Erkrankungen leiden, zeigen dies oftmals nicht in der Gesellschaft und ihrem Umfeld, da sie nicht möchten, dass es jeder weiß. Sie versuchen dann die Haltung zu bewahren und zu funktionieren. Nur, wem sie wirklich vertrauen, zeigen sie, wie es ihnen wirklich geht. Heißt, auf der einen Seite kannst du stolz sein, dass deine Freundin dir so sehr vertraut, um bei dir sie selbst zu sein...mit ihrer Erkrankung. Aber dafür ist es auch für uns Angehörige am schmerzvollsten, da wir die ganze negative Energie erhalten. Diese ständigen Rückzüge und dann wieder viel Nähe geben verlangen viel Kraft von uns Angehörigen ab. Aber wichtig ist, dass man sich selbst nicht vergisst und nicht alles persönlich auf sich bezieht. Also pass gut auf dich auf.

Viele Grüße
Rowdyyy
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Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Rowdyyy »

Hallo Laca,

vielen Dank für deinen Beitrag. Es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine ist. Und deine Worte machen mir auf jeden Fall Hoffnung, dass es auch wieder bessere Tage geben wird. Ich finde es aber irgendwie beängstigend, dass sie mich wirklich im Moment gar nicht sehen möchte oder kann. Ich hinterfrage dann immer mich selbst und frage mich ob ich etwas falsch gemacht habe.

Ich habe ihr auch gesagt, dass ich für sie da bin aber sie sagt, dass weiß sie auch so, das muss ich ihr nicht immer sagen. Also es wirkt irgendwie so, als würde alles was ich versuche falsch sein. Was mich traurig macht ist, dass sie nicht so wirklich mit mir reden möchte über die Krankheit. Gibt es da irgendwelche Tipps, wie ich sie zum reden bekommen kann? Ich habe schon überlegt, ob ich ihr einfach mal meine Gedanken aufschreibe und sie mir ein paar Fragen beantworten kann. Ich habe aber Angst, dass sie das noch weiter runterzieht. Meinst du/ihr ich solle sie mal darauf ansprechen oder es lieber lassen? Denn im Prinzip ist sie ja die einzige, die mir meine Ängste und Sorgen nehmen bzw sie lindern kann.

Gibt es noch Tipps, wie ich generell damit am besten umgehen kann? Wie ich besser auf mich achten kann und nicht immer nur an sie und ihre Depressionen denke?

Vielen Dank und viele Grüße
Laca55
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Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Laca55 »

Hallo Rowdyyy,

Ja, es hilft wirklich ungemein, wenn man sich hier im Forum austauschen kann. Seitdem ich das tue, geht es mir schon viel besser, wenn man weiß, man steht mit seinen Problemen nicht alleine da.

Eine gute Frage, wie du am besten mit deiner Freundin umgehst, dass sie auch mit dir über ihre Krankheit redet. Vielleicht ist es noch nicht der richtige Zeitpunkt für sie, um darüber zu reden. Sie hat zwar Vertrauen in dich, da sie dir davon erzählt hat, aber vielleicht benötigt sie einfach noch etwas Zeit, um es tiefgründiger mit dir zu bereden. Da ich deine Freundin nicht kenne weiß ich nicht, wie sie auf einen Brief reagieren würde. Dies habe ich bei meiner Freundin auch des Öfteren gemacht. Wenn mir etwas auf der Seele lag, ich mich nicht gut gefühlt habe, aber genau wusste, jetzt ist kein guter Zeitpunkt, um mit ihr darüber zu reden, dann schrieb ich ihr auch einen Brief und sagte, sie kann ihn lesen, wenn ihr danach ist. Ganz ohne Druck. Denn leider weiß man nie, wie die geschriebenen Worte bei jemanden ankommen, der erkrankt ist. Bisher ging es immer gut. Meistens suchte sie dann im Anschluss das Gespräch mit mir und war auch meist nach unseren Gesprächen wieder lockerer und ist wieder mehr auf mich zugegangen und konnte Nähe zeigen. Sie sagt auch immer, dass ihr die Gespräche gut tun. Aber man kann es auch nicht verallgemeinern. Dieses Wochenende hatten wir auch wieder mal ein Gespräch und da war sie im Nachhinein nicht so zugänglich, wie sonst immer nach unseren Gesprächen. Also wie du siehst, werde ich auch immer wieder überrascht. Und genau da liegt die Schwierigkeit. Man weiß nicht, was passieren wird oder wie dein Partner/in reagiert auf bestimmte Situationen. Oder wie sie am heutigen Tag von der Stimmung her sein wird. Es gab Zeiten, da habe ich mich echt fertig gemacht tagsüber. Konnte an nichts anders denken, außer, wie wird sie heute drauf sein? Wird sie verschlossen und in sich gekehrt sein oder ist sie locker und kann Zuneigung und Nähe geben? Mittlerweile habe ich gelernt damit umzugehen und gehe einfach von allen Eventualitäten aus, wenn ich nach Hause komme.
Es ist schwierig, wirklich Tipps zu geben, wie du damit umgehen kannst. Wie schon erwähnt, versuche nicht zu sehr die Krankheit deiner Freundin in den Mittelpunkt zu stellen, sondern mach Dinge, die dir Freude machen. Sei für sie da, wenn sie dich braucht und gebe ihr die Ruhe, wenn sie keinen Nerv für irgendjemanden hat. Ich weiß, es ist schwer, dies umzusetzen. Auch mir gelingt es noch heute nicht immer, die unguten Gefühle in mir auszuschalten. Es verletzen mich nach wie vor viele Dinge, die sie tut oder sagt.

Viele Grüße
Rowdyyy
Beiträge: 21
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Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Rowdyyy »

Hallo Laca,

danke für deine Antwort. Das hilft auf jeden Fall schon mal weiter.

Im Moment ist es auch so, dass sie sich so gut wie gar nicht bei mir meldet. Soll ich sie dann einfach in Ruhe lassen oder soll ich ihr trotzdem schreiben per WhatsApp? An telefonieren ist glaub ich im Moment gar nicht zu denken. Ich habe ihr nun gestern und heute zum Beispiel gar nicht geschrieben und es fällt mir total schwer sie sozusagen so zu "ignorieren". Ich möchte ja auch nicht, dass sie nun denkt, dass mir das alles zu viel wird, weil ich mich nicht mehr melde, aber es macht mich halt auch traurig, wenn von ihr wenig bis nichts zurück kommt wenn ich ihr etwas schreibe und dann fällt es mir eben auch immer schwer etwas passendes zu schreiben.

Ich habe mich zum Beispiel auch schon gefragt, ob ich mich mal an ihre Eltern wenden sollte. Aber ich glaube dass das für sie schon ein krasser Vertrauensbuch wäre, weil sie ja nicht möchte, dass ihre Familie davon weiß. Auf der anderen Seite denke ich, dass es vielleicht für sie leichter wäre, wenn sie sich nicht verstellen muss. Ich bin da echt hin und her gerissen.

LG
Laca55
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Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Laca55 »

Ja Rowdyyy, kann ich mir vorstellen, dass es dir schwer fällt, sie nicht anzuschreiben. Auch dieses Gefühl kenne ich. Mit meiner Freundin habe ich immer ununterbrochen geschrieben. Eigentlich den ganzen Tag, wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Auch, wenn wir uns Abends gesehen haben. Aber irgendwie hatten wir uns immer was zu erzählen. Dies hat dann auch irgendwann nachgelassen, als ihre psychischen Probleme so zugenommen haben. Sie meinte dann, dass sie nicht mehr soviel schreiben möchte, da sie das Handy ablenkt und sie unruhig werden lässt, da sie immer das Gefühl hat, antworten zu müssen. Ich versicherte ihr, dass ich gar nicht immer eine Antwort erwarte. Manchmal möchte man einfach nur einen Gedanke los werden, ohne vom anderen Worte zurück zu verlangen. Mittlerweile ist es so, dass wir uns nur eine Guten-Morgen-Nachricht schicken, wenn wir uns morgens mal nicht sehen. Tagsüber so gut wie gar nicht mehr. Manchmal kommt von ihr eine kurze Nachricht "...wie geht es dir heute?". Aber auch das ist seltener geworden. In unserem Fall ist es auch nicht so relevant, da wir uns ja am Abend eh sehen. Doch ich versteh dich, dass es dir fehlt, wenn ihr euch noch nicht mal sehen könnt. Vielleicht versuchst du es einfach mal nur mit einer Guten-Morgen-Nachricht und wünschst ihr einen schönen Tag. Was ich so ein bisschen zum Ritual werden lassen habe ist, ihr täglich ein Bild von einer schönen Blume zu senden und ihr damit einen schönen Tag wünsche. Dies mache ich, seitdem wir uns kennen. Sie liebt Blumen über alles. Ob dies noch positiv bei ihr ankommt, weiß ich nicht. Sie reagiert selbst darauf nicht immer. Aber ich denke, so ein paar Rituale sollten erhalten bleiben, um auch eine Beständigkeit zu zeigen. Es sollte nur wegen der Krankheit nicht alles aufgegeben werden und angepasst werden.

Das würde ich an deiner Stelle nicht tun, mit ihren Eltern reden ohne das sie davon weiß. Das zerstört euer Vertrauensverhältnis. Dadurch würde es nicht besser werden. Wenn sie in der Vergangenheit schon mal an Depressionen litt, werden ihre Eltern sicher darüber bescheid wissen.

Viele Grüße
Rowdyyy
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Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Rowdyyy »

Hallo Laca,

ja so war es bei uns auch. Wir haben eigentlich den ganzen Tag geschrieben, trotz Arbeit.
Das Problem ist, dass ich eben weiß dass sie total oft ihr Handy benutzt und sie anderen Leuten antwortet. Sie trifft sich auch nach wie vor gerne mit Freunden zur Mittagspause und sowas. Das macht es mir ja eben so schwer das alles einzuordnen und ich mache mir Gedanken, ob sie nicht irgendein Problem mit mir hat. Wenn wir zusammen wohnen würden, dann würde ich sie ja wenigstens abends sehen und mich zumindest ein wenig mit ihr unterhalten können.

Ich habe für mich nun erst mal entschieden, dass ich sie ein paar Tage einfach komplett in Ruhe lasse, wenn ich es denn für mich selber auch schaffe. Vielleicht meldet sie sich ja auch mal, wer weiß. Ansonsten werde ich sie mal anrufen oder ihr wirklich einen Brief schreiben und nach einem Gespräch bitten, da es für mich so einfach nicht geht. Ich möchte halt zumindest, dass wir offen zueinander sind und miteinander reden. Sie kann mir ja auch einfach sagen, dass sie ein paar Tage für sich braucht, aber selbst das tut sie ja nicht. Ihre Eltern werde ich erst mal nicht informieren, sondern das Ganze erst mal noch abwarten und gucken wie es läuft.
FrequentFlyer
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Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi,

genau das gleiche ist es bei uns in einer Fernbeziehung. Diese Episoden scheinen keinerlei Einfluss auf den beruflichen Bereich oder dem Ausüben der Hobbys zu haben. Es betrifft letztlich nur mich und in einem gewissen Ausmaß auch die beste Freundin.
Und daran habe ich schon zu knabbern. Nicht mal so sehr an der emotionalen Abwendung – damit könnte ich mich arrangieren, denn ich hab ja schließlich ein eigenes Leben, Hobbys die ich gerne führe. Es ist das völlige Ausbleiben von Lebenszeichen die mich fertig machen.

LG
Rowdyyy
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Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Rowdyyy »

Hallo FrequentFlyer,

ja genauso ist es bei mir auch. Hobbys und Arbeit gehen immer noch. Und da freut sie sich sogar drauf. Und gerade das ist das was einen so fertig macht. Man fragt sich, wieso kann sie sich nicht normal mit mir unterhalten oder sich auf mich freuen. Es ist halt dann total schwer für mich, da ich nicht weiß wie es ihr gerade geht und was sie tut.

Wie lang geht es bei euch jetzt schon so und hast du schon mal das Gespräch zu ihr gesucht? Wie lange seid ihr schon ein Paar?

Viele Grüße
Laca55
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Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Laca55 »

Hallo Rowdyyy, Hallo FrequentFlyer,

auch hier würde ich sagen ist es doch recht unterschiedlich, ob Beruf und Hobby beeinflusst werden von der Krankheit. Bei meiner Freundin ist es so, dass das berufliche sie enorm stresst und dadurch ihre Phasen wieder verstärkt werden und somit ich und die Beziehung jedes Mal aufs Neue in den Hintergrund rücken. In dieser Zeit geht alles auf "Sparflamme" sozusagen. Kaum Gespräche, so gut wie keine Nähe und Zuneigung. Es kommen auch in dieser Zeit keine geschriebenen lieben Wort. Alles nur oberflächlich. Alles wird angezweifelt. Sie selbst, die Beziehung, das Leben....einfach alles. Wie lange diese Phase geht? Genau das ist immer wieder aufs Neue das Problem. Ich kann es nicht abschätzen. Es kann Wochen gehen und dann ist plötzlich von einem Tag zum nächsten alles wieder genau das Gegenteil. Ohne vorige Ankündigung. Dies macht es noch ein Stück schwerer, dass man somit nie weiß, woran man ist.

Viele Grüße
FrequentFlyer
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Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von FrequentFlyer »

@ Rowdyyy:

Ein Paar sind wir oder waren (den derzeitigen Status weiß ich eigentlich nicht so recht) wir fast drei Jahre. Wirklich tiefgreifende Gespräche haben wir nie diesbezüglich geführt – wir waren eigentlich immer froh wenn die Episoden vorbei waren und ich hatte mich auch ein Stück dran gewöhnt. Dieses mal ist es allerdings besonders heftig und lang und die Kommunikation vollkommen unterbrochen. Das ist in diesem Maße noch nie vorgekommen.
Eine der Kernaussagen war auch immer wieder während solcher Episoden, dass der Arbeitsalltag helfen würde. Ich gehe mal davon aus, dass ihr dieser Alltag viel Kraft kostet, kann aber ohne Einschränkungen weiter geführt werden. Krank geschrieben war sie deswegen noch nie. Diese Feststellung ist ihr auch wichtig. Sich krankschreiben lassen geht nämlich eigentlich gar nicht.
Eine mir kurios erscheinende Beobachtung ist das gerade in freien Zeiten, also Wochenenden an denen wir nichts zusammen gemacht haben oder im Urlaub, der Gemütszustand sich eher verschlechtert hat. Arbeiten als Therapie in etwa zur Strukturierung.
Jetzt sind wir mit fünfzig nicht mehr die Jüngsten und ich vermute das sie über die Jahre Verhaltensmuster eingeübt hat, die die Depressionen in ihrem Umfeld wunderbar vertuschen. Oder aus anderem Blickwinkel gesehen, sie damit halbwegs gut leben lässt. Die Idealisierung von Fernbeziehungen, unheimlich plötzlich auftretende wichtige Projekte oder Ereignisse die keine Treffen zulassen, waren dabei die Strategien. Intuitiv war mir dies sehr schnell klar. Damit wurden die kleinen Episoden verschleiert – öfters wurden dann daraus Heftigere bei denen sich die typischen Symptome zeigten und dies war dann eigentlich immer eine Belastungsprobe für die Beziehung. Und da sie sich weiterhin sehr über den Beruf definiert und dort keine Einschränkungen hat, wird ein Gespräch wohl eher schwer, wenn es denn überhaupt noch stattfindet. Von daher lautet mein Rat möglichst früh das Gespräch suchen – aber zum richtigen Zeitpunkt und richtig geführt.

LG
Glücksritter
Beiträge: 6
Registriert: 12. Jan 2018, 18:22

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Glücksritter »

Hallo Ihr Lieben,
Hallo Rowdyy,

seit Wochen verfolge ich nun die Beiträge in diesem Forum, immer in der Hoffnung, Geschichten  von Menschen zu lesen, denen es ähnlich geht wie mir.

Obwohl ich niemanden von Euch persönlich kenne, bewegen mich Eure Erzählungen, weil ich genau weiß wie es sich anfühlt.

Ich bin seit einigen Jahren mit einem Menschen zusammen, den ich mehr als mein Leben liebe.
Wir haben schon viele gute, schlechte, schwierige und auch schöne Zeiten durch. Sind verlobt, haben ein Haus gekauft und wollen Kinder. Seit ein paar Wochen befindet er sich in einer depressiven Phase, die so plötzlich kam, dass ich gar nicht wusste wie mir geschieht und dies auch zuerst nicht mit einer Depression in Verbindung gebracht habe. Über die Jahre habe ich schon zwei schwere Phasen mit ihm durchlebt. Dazwischen gab es weniger depressive „Verstimmungen", die meistens schnell vorüber waren. So, wie auch dieses Mal, haben alle Phasen gemeinsam, dass sie immer auftreten, wenn mein Partner schwere Zeiten auf der Arbeit durchlebt. Hinzu kommt noch der Druck der restlichen Außenwelt (Familie, Verpflichtungen etc.) und als Krönung komme ich….

Es ist ein Streit vorausgegangen, der leider eskaliert ist. Ich hatte die Situation total falsch eingeschätzt und habe nicht locker gelassen, obwohl ich merkte, dass er sich wie ein Tier in die Enge getrieben fühlte und völlig verzweifelt war. Mir kommen die Tränen, wenn ich daran denke, dass ich das tatsächlich getan habe. Ich wusste nicht, dass es ihm schon vorher so schlecht gegangen sein muss, weil er nicht darüber geredet hat. Klar hat er mir erzählt, was bei ihm auf der Arbeit los ist und ich habe ihm natürlich beigepflichtet, weil ich seine Situation verstehen kann. Aber, dass es so schlecht um ihm steht, habe ich nicht geahnt. Zumal wir morgens noch gemütlich gefrühstückt hatten.
Leider ist er der Meinung, dass er alles mit sich selbst ausmachen muss und Männer nicht weinen.

Momentan sieht es so aus, dass mein Partner aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausgezogen ist und sich wohnlich in einem anderen Zimmer eingerichtet hat und dort seine gesamte Freizeit verbringt. Er redet nicht mit mir, will nicht, dass ich Haushaltsdinge für ihn erledige, verhält sich eigentlich wie in einem Singlehaushalt.

Weihnachten ist er drei Tage lang verschwunden und Silvester hat er in seinem Bett verbracht.

Die ersten Tage hat er versucht sich mit Alkohol zu betäuben. Scheinbar ist der Schmerz so groß, dass er nun jeden Tag andere Substanzen zu sich nimmt, weil er sonst nicht zur Ruhe kommt.
Er geht arbeiten, obwohl es ihm bestimmt schwer fällt, und er verhält sich gegenüber seiner Außenwelt so als sei alles in Ordnung.

Als ich ihn angesprochen habe (oder muss ich sagen, nachdem ich ihn ansprechen durfte, ohne, dass er aggressiv oder abweisend zu mir war), hat er mir zu verstehen gegeben, dass er nicht depressiv ist, sondern sein Verhalten meinem geschuldet sei. Dass er die Beziehung nicht mehr möchte, weil ich so bin wie ich bin und er dadurch so wird, wie er nicht sein möchte.
Zuerst war ich fix und alle und hab die Welt nicht mehr verstanden. Ich bin bestimmt kein Engel, aber der meiste Druck kommt von außerhalb und ich will nur sein Bestes. Ich habe versucht, mich ganz viel zu reflektieren und zu schauen, wo meine Fehler liegen (die ich definitiv habe). Habe gedacht, vielleicht ist er doch nicht depressiv und ich rede mir das nur ein, weil ich das Ende der Beziehung nicht akzeptieren kann. Ich habe mich viel informiert (Internet, Buch, Selbsthilfegruppe für Angehörige) und bin der festen Überzeugung, dass mein Partner dringender den je Hilfe benötigt.

Wenn ich deine Geschichte höre, Rowdyy, dann weiß ich, dass ich nicht alleine bin. Dachte, nur mein Partner gibt mir die Schuld für seinen "Zustand".
Ich lese hier immer wieder, dass der „Erkrankte" zwar gerade seine Gefühle nicht zeigen kann, aber er seinen Partner trotzdem liebt. Mein Partner sagt mir ins Gesicht, dass er mich nicht mehr will.

Ich bin die ganze Zeit zwischen gut und böse. In einer Sekunde denke ich, dass müssen wir doch hinbekommen und in der Nächsten bin ich wieder völlig ohne Hoffnung.
Ich habe leider auch kein Patentrezept, sonst würde es mir und vielleicht auch meinem Partner besser gehen. Ich will eigentlich nur, dass er wieder lachen kann. Ich liebe sein Lachen….

Auf jeden Fall passe auf dich/passt auf Euch auf und verliert Euch nicht. Auch wenn es noch so schwer fällt, geht raus und trefft Freunde oder Familie. Macht etwas für Euer Seelenheil. Fällt mir manchmal auch nicht leicht…aber ich muss bei Kräften bleiben.

Haltet die Ohren steif.
Lulu69
Beiträge: 24
Registriert: 24. Nov 2017, 14:49

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Lulu69 »

Hallo Glücksrittet
Das könnte meine Geschichte sein. Bei mir geht es genau gleich ab. Ich erkenne mein Partner auch nicht. Solange sir dad nicht als Depression annehmem können, können wir nichts machen. Ich bin soweit, dass mel Akku leer ist. Ich gehe zur Akkupunktur dami ich mich stärken kann. Sonst gehe ich selber unter. Was meint seine Familie? Können sie mit ihm umgehen?
Grüsse Lulu69
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Laca55 »

Hallo Glücksritter,

deine Geschichte geht sehr nahe. ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Wenn die Erkrankten ihre Partner, ihre Liebsten dafür verantwortlich machen, weil sie einfach keine andere Begründung für ihr Schlechtsein haben, dann schmerzt das ohne Ende. Auch ich durchlaufe jeden Tag ein Auf und Ab der Gefühle. Meine Freundin sagt mir fast täglich, dass sie Arbeit, ihre eigenen Probleme und Beziehung nicht unter einen Hut bekommt und am liebsten alles hinschmeißen würde. Sie sagt, sie ist für Zweisamkeit nicht gemacht. Solche Dinge sagt sie immer dann, wenn ihr wieder alles zuviel ist. Berufsalltag, dann ihre persönlichen Probleme, die sie natürlich nicht abschütteln kann. Diese Zeiten sind für mich alles andere als schön und natürlich Kräfte zerrend. Umso mehr weiß ich es mittlerweile viel mehr zu schätzen, wenn es Tage gibt, an denen sie sich gut fühlt und "ihre Dämonen" (wie sie sie immer nennt) sie nicht ärgern. Dann ist sie wie ausgewechselt. Sie ist gesprächig, zugänglich, lächelt viel (oh ich liebe ihr Lächeln), sucht intensiv meine Nähe und verteilt viel Zärtlichkeiten. Aber all diese Dinge gibt es nicht, wenn sie ihre schlechten Phasen hat. Das schlimmste ist, dass sie dann auch immer so gegen sich gerät. Sich große Vorwürfe macht, sich falsch fühlt etc.

Aber auch wenn ich diese Auf und Ab's nun schon zur Genüge kenne, gibt es Tage, an denen ich einfach nicht damit klar komme. Ich denke, dies wird sich nie ändern. Denn wir sind alle nur Menschen mit Gefühlen und haben täglich Angst, unsere Partner durch die Krankheit zu verlieren...

Viele Grüße
Glücksritter
Beiträge: 6
Registriert: 12. Jan 2018, 18:22

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Glücksritter »

Hallo Lulu69,

das mit der Familie ist eine gute Frage. Wenn ich darüber nachdenke, dann werde ich echt wütend.
Als das Ganze losging, habe ich seine Familie unterrichtet, weil ich der Meinung war, dass es gut ist, wenn sie Bescheid wissen. Ich hatte zuerst auch das Gefühl, dass sie verstanden haben, was ich ihnen versucht habe zu vermitteln. Zumal ein Teil seiner Familie Bescheid wusste, dass er bereits in der Vergangenheit unter Depressionen gelitten hat. Fazit: seit Silvester (Sms auf mein Handy erhalten) habe ich nichts mehr von ihnen gehört. Dachte, ich gehöre zur Familie, aber keiner erkundigt sich nach mir. Schlimmer noch, keiner Fragt mich, wie es ihm geht.
Um so länger ich darüber nachdenke, je mehr wird mir klar, dass seine Familie sich mit der aktuellen Situation nicht auseinander setzen will/kann. Dann müsste eventuell Ursachenforschung betrieben werden.
Ich denke meinen Partner gut zu kennen und zu wissen, dass eine Ursache seiner Depression seine Familiengeschichte ist. Er würde und tut alles für seine Familie und vergisst sich dabei total.
Natürlich wird es noch mehr Ursachen geben, die aber ohne sein zutun nie ergründet werden können.

Mich verletzt es, dass ich in seinen Augen die Verantwortliche für seinen Zustand bin, obwohl ich mir beide Beine für ihn ausreißen würde, und die Personen, die ihren Teil der Geschichte beitragen, sich aus der Verantwortung stehlen und er nicht in der Lage ist "STOPP" zu sagen.
Jetzt kommen vielleicht Kommentare wie "er kann da nichts für" oder "er meint es bestimmt nicht so", aber ich bin auch nur ein Mensch. Bei allem Wissen über die Krankheit, kränkt es mich dennoch.
Ich würde ihn so gerne schütteln und ihm zeigen, was er mit uns (ihm und mir) anrichtet, obwohl es Hilfe für ihn geben könnte. Wieso foltert er sich jeden Tag selbst und wann erkennt er, dass er Hilfe benötigt?

Gruß
Glücksritter
Lulu69
Beiträge: 24
Registriert: 24. Nov 2017, 14:49

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Lulu69 »

Hallo Glücksritter

ich kann dich so gut verstehen, oft Denke ich, was ist einfacher, wenn der Partner über seine Depressionen bescheid weis und in Behandlung ist oder so wie wir, der Partner möchte das Wort Depressionen nicht verwenden. Oft kreisen die Gedanken hin und her, ob ich mir das nur einbilde, ob er mich verlassen will und den Mut nicht hat etc... da mein Partner eher ein Sensibler und eher ein Ängstlicher Mensch ist, welcher sich nicht wehren kann und möchte und lieber selber Leid erträgt. Es ist so verdammt schwer......... wenn wir nur miteinander reden könnten. Seine Freunde und Familie wissen nichts von dieser Situation. ch habe Gottseidank eine gute Freundin im Ausland, welche auch an Depressionen erkrankte und mir oft über diese Krankheit und ihr Verhalten erzählt. Leider ist sie weit weg....und somit muss ich alleine kämpfen. Ich habe mich in einer Selbsthilfegruppe für Partner eingeschrieben. Im Februar findet das erste Treffen statt. Ich erhoffe mir, dass ich besser damit klar komme, wenn ich es mit andern Thematisieren kann.

Ich wünsche dir, viel Kraft und Geduld...... dass dies eine gute Wende nimmt...
Grüsse
Lulu69
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo ihr Lieben,

mit Anteilnahme habe ich eure letzten Einträge hier gelesen und kann eure Gedanken mit meinen Erfahrung nachfühlen.

Lulu du fragst was besser ist: Ob der Partner über seine Depression Bescheid weiß oder dieses Wort erst gar nicht in den Mund nimmt. Meine Partnerschaft ist / war ja auch gekennzeichnet von der zweiten Variante – obwohl es in der Vergangenheit schon ein Suizidversuch und eine Therapie gab. Ich wäre froh, wenn sie diese Möglichkeit in Betracht ziehen würde. Ich bilde mir ein, dass dadurch vieles einfacher wäre. Der Fokus der Beziehungsprobleme würden sich verschieben. Denn wenn man die Depression alleine schon in Betracht zieht, wäre nicht automatisch der Partner das Problem. Ich sehe abgeleitete aus ihren Äußerungen folgenden Gedankengang bei meiner Partnerin: Job kann ich erfüllen, meinen Alltag schaffe ich, selbst meinen Hobbys kann ich nachgehen. Kostet zwar alles derzeit Kraft, aber ich bekomme es hin. Nur mit der Person die mir am nächsten steht, gibt es Probleme. Der logische Schluss ist ja dann, dass das Problem der Partner ist. An anderer Stelle habe ich dies einen Beziehungssuizid genannt wenn man dann die Beziehung beendet. Das ist ja auch in gewisser weise genial, denn man koppelt die Schmerzen die man seinem Partner durch das Zurückziehen zufügt von seinen ab. Es ist ja beendet – es sind dann Trennungsschmerzen und haben nichts mehr mit der Depression zu tun. Alles sehr spekulativ, aber in meinem bisherigen Leben sind alles Beziehungen in die Brüche gegangen – über einen längeren Zeitraum und immer begleitet durch einen Austausch oder einem Rosenkrieg – beides wird hier total aus dem Weg gegangen.
Gut, Zweifel habe ich auch – manchmal denke ich mir auch ich bilde das mir alles nur ein. Allerdings sind halt viele Äußerungen und Verhaltensweisen, jetzt und in der Vergangenheit einfach nur typisch.
Ich wäre froh, es gäbe einen Weg diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

@ Glücksritter: Auch mir ist deine Geschichte sehr nahe gegangen.
Einige deiner Äußerungen sind geradeheraus und ich kann mich darin wiedererkennen. Ich würde meine Partnerin auch am liebste durchschütteln oder den Kopf waschen damit sie aufwacht und endlich in Betracht zieht, dass es sich eventuell um eine Krankheit handelt die oftmals ihr Handeln bestimmt. Damit wären die Probleme nicht weg, aber es wäre leichter.
Ich habe es übrigens in der Vergangenheit, bevor ich mich genauer mit dieser Krankheit beschäftigt habe, gemacht – ihr den Kopf gewaschen. Es war jetzt nicht wirklich dienlich. Was mich zu einer anderen Äußerung von dir führt: Dass dir die Tränen kommen, wenn du daran denkst, was du in einem Streit gesagt hast. Auch ich habe schon vieles gesagt, das ich später bereut habe. Unter anderem auch so etwas ober-schlaues wie: „Du kannst mich von mir aus ein Arschloch nennen, aber rede endlich mit mir“. Streit habe ich in anderen Beziehungen manchmal als reinigendes Gewitter erlebt und in südlichen Ländern wird eine laute Streitkultur nicht nur negativ gesehen.
Wir sind halt auch nur Menschen mit Emotionen. Ich habe mir dann immer zur Beruhigung gesagt, ich bin als offener Mensch erzogen worden der Verantwortung übernimmt. Im Beruf wird von mir eine offene und direkte Kommunikation gefordert und auch meine Familie und Freundeskreis treten mir offen gegenüber und können dies auch von mir erwarten. OK, das klappt auch nicht immer. Es ist halt die Idealvorstellung von Kommunikation mit anderen. Ich bin halt völlig ungeübt in einer Art taktischen Kommunikation. Wenn ich jemand mag, dann sage ich es. Da überlege ich nicht vorher, ob ich damit eventuell den Partner unter Druck setze. Alleine die Äußerung, du siehst gut heute aus, kann zweierlei Reaktionen hervorrufen: Ein Lächeln oder die Aussage, sag das nicht, du stellst mich auf einen Sockel den ich nicht erfüllen kann.
Von daher brauchst du kein schlechtes Gewissen haben. Wir sind so wie wir sind – und da gehört nun mal auch die Art wie wir Kommunizieren dazu. Ich denke mir vielen Angehörigen von Betroffenen geht es nicht anders.

LG
Rowdyyy
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Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Rowdyyy »

Hallo Glücksritter,

deine Geschichte bewegt mich, weil ich wirklich gut nachvollziehen kann wie du dich fühlst. Ich habe bei meiner Freundin sich das Gefühl, dass sie alles mit sich selbst ausmachen muss. Ich kann mit ihr nicht mal über das Thema reden, weil sie das dann sofort runterzieht oder sie an die Decke geht. Ich weiß im Moment überhaupt nicht wie der Stand der Dinge bei ihr ist. Sie meinte Anfang des Monats, dass sie überlegt sich Hilfe zu holen aber ob sie das nun gemacht hat weiß ich nicht. Oder es noch vor hat. Mir fehlt im Moment die Kommunikation, aber ich weiß eben auch nicht wie ich das ansprechen soll, ohne dass sie es mir wieder alles krumm nimmt.

Dass dein Freund dir dein Verhalten vorwirft finde ich sehr hart und ungerecht, denn wenn es nur das wäre, kann man ja darüber reden. Ich bin froh, dass meine Freundin das nicht tut, zumindest nicht wörtlich. Sie zeigt mir ja eher durch ihr Verhalten, dass sie irgendein Problem hat. Ob ich der Grund bin weiß ich nicht, ich weiß nur dass es sich eben auf mich auswirkt, aber sonst niemand etwas davon abbekommt. Und das ist eben das, was ich einfach überhaupt nicht verstehen kann. Wie kann man zu allen Menschen offen und freundlich sein und „nur“ bei seinem Partner die Fassade so verlieren. Ich glaube da kann man sich ja nur Gedanken darum machen, was man selber denn falsch macht.

Zum Thema Gefühle zeigen und lieben: da kann ich mich auch gut in dich hineinversetzen. Meine Freundin hat mir zwar nicht gesagt, dass sie mich nicht mehr will, aber sie meinte, dass sie nicht weiß ob sie das mit mir schafft und ob ich gerade ein Platz in ihrem Leben habe. Das tut sehr weh so was von einer Person zu hören, die ein paar Tage zuvor noch wie der glücklichste Mensch der Welt wirkte.

Mir geht es mit dem hin und her meiner eigenen Gefühle genauso wie dir. Mal denke ich, dass wir das schaffen und dann hab ich Phasen die mich so zurückwerfen aber ich könnte es im Moment auch nicht übers Herz bringen das alles zu beenden. Dafür liebe ich meine Freundin zu sehr und ich möchte das einfach nicht aufgeben.

Vorgestern hat meine Freundin mich seit langer Zeit mal wieder angerufen und ich war schon ziemlich überrascht. Wir hatten ein super schönes Gespräch, wie eben früher und ich hab mich echt wohl gefühlt. Aber gegen Ende es Gesprächs ist die Stimmung auf ein mal wieder komplett gekippt. Wir verbringen das Wochenende zusammen und sie sagte, dass sie mir eigentlich sagen wollte, dass sie sich auf mich freut und auf das Wochende, aber jetzt habe sie gar keine Lust mehr darauf. Als ich nachgefragt habe warum, sagte sie, weil ich so seltsam antworten würde. Das hat mich dann wieder so runtergezogen. Ich war total glücklich in dem Moment und dann haut sie wieder sowas raus. Naja ich bin mal gespannt wie das Wochenende nun wird.

Liebe Grüße
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Laca55 »

Hallo Rowdyyy,

es ist einfach schwer, all die negativen Äußerungen und Taten von unseren Partnern nicht persönlich zu nehmen. Auch ich habe nach wie vor immer wieder die Phasen, wo ich es plötzlich wieder persönlich nehme, obwohl ich mittlerweile weiß, dass es nicht an mir liegt, dass es die Krankheit bei meiner Freundin ist. Aber das tagtägliche Auf und Ab lässt die Emotionen Achterbahn fahren.

Es klingt gut, dass ihr nach langer Zeit mal wieder ein schönes Telefonat geführt habt. Welches sich bis zum Ende ja scheinbar gut angefühlt hat. Wieso deine Freundin dann von einem zum nächsten Moment den Schalter umgelegt hat ist nicht schön und verständlicher Weiße irritiert es dich und lässt dich wieder zweifeln. Ich wünsche dir, dass es ein sehr schönes Wochenende für Euch wird und vielleicht könnt ihr ja den ein oder anderen Punkt in einem ruhigen Moment besprechen.

Viele Grüße
Glücksritter
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Registriert: 12. Jan 2018, 18:22

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Glücksritter »

Hallo zusammen,

ich bin seit Tagen am grübeln, weshalb mein Partner sich wie folgt verhält:

Er lässt es nicht zu, dass ich für ihn Dinge im Haushalt erledige, die vor seiner Depression ganz selbstverständlich waren. Er verhält sich nach wie vor so, als würde er in einem Singlehaushalt leben. Nicht mal Kleinigkeiten kann/darf ich ihm abnehmen.
Zuerst habe ich vermutet, dass er sich so verhält, weil er mir ja die Partnerschaft gekündigt hat und dadurch sein Verhalten unterstreichen will.
Aber dann ließ er sich darauf ein, dass ich für zwei Personen gekocht oder die Wäsche gewaschen habe, wenn auch nicht jeden Tag. Nun aber lässt er diese Dinge nicht mehr zu und hat wieder drei Schritte rückwärts gemacht.
Ich habe ihm nicht das Gefühl vermittelt (so denke ich jedenfalls, weil ich sehr darauf achte), dass er eine Last für mich ist oder aber ein Danke dafür erwarte. Ich wollte ihm vielmehr ein wenig Stress nehmen.
(Ich habe viele Informationen zum Thema Depressionen eingeholt, damit ich mich möglichst richtig verhalte und weiß daher, dass er mich nicht "ärgern" möchte, wenn er kein Danke oder Bitte über die Lippen bekommt (er ist sonst ein sehr höflicher Mensch)).
Dennoch verletzt es mich, wenn er meine Hilfe nicht annimmt. Dies liegt daran, dass ich inzwischen sehr dünnhäutig bin. Aber ich versuche mir dies nicht anmerken zu lassen.

Nun ist mir die Idee gekommen, dass er Angst davor haben könnte, dass ich ihm zu nahe komme, wenn er die Hilfe zulässt. Das ich denken könnte, alles ist wieder supi zwischen uns.
Dann gäbe es vielleicht keinen Grund mehr, sich in seinem Zimmer zu verschanzen und SEIN Rückzugsort wäre gefährdet. Wahrscheinlich würde es ihm Kopfzerbrechen bereiten, wenn er sich mit meiner Person beschäftigen müsste.

Habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht oder eine Idee, warum er sich so verhält?
Soll/Muss ich ihn einfach komplett in Ruhe lassen (stehe jetzt nicht ständig vor seiner Tür oder suche ständig den Kontakt)?
Kann es sein, dass ich ihn schon mit meinen kleinen Gesten überfordere?

Vielleicht liege ich mit meiner Vermutung auch total daneben....

Für Eure Hilfe vielen Dank und einen schönen Abend.

Gruß
Glücksritter
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Laca55 »

Hallo Glücksritter,

auch ich kenne solche Verhaltensweisen meiner Partnerin. Wehe ich mache die Wohnung mal alleine sauber. Das geht gar nicht. Wenn ich beispielsweise noch arbeite und sie schon zu Hause ist, dann macht sie die komplette Wohnung und Treppenhaus sauber. Alleine! Ich sage ihr dann immer, sie muss das nicht alles alleine machen. Ich kann helfen, wenn ich von der Arbeit heim komme. Dann meint sie, das geht doch fix die Wohnung putzen. Das ist in Ordnung. Aber mir möchte sie immer helfen, wenn ich mal die Wohnung sauber machen möchte. Dann sagt sie, sie kann nicht einfach nur rumsitzen und zusehen. Es ist eine verzwickte Situation. Ich kann dir auch nicht sagen, was das Problem bei deinem Freund ist. Vielleicht auch, dass er sich sonst nutzlos vorkommen würde, wenn er das nicht selbst machen würde. In einer depressiven Phase überfordern tatsächlich alle kleinen Gesten. Ich würde dir den Tipp geben, geb ihm die Ruhe, die er benötigt. Und schau, wie es sich entwickelt. Viel machen kannst du nicht.

Viele Grüße
Kayra
Beiträge: 36
Registriert: 28. Jan 2018, 12:13

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Kayra »

Hallo ihr Lieben,

ich lese hier seit einiger Zeit aufmerksamen über eure Sorgen und Probleme, weil ich mich in einer sehr ähnlichen Situation befinde...
Mein Partner und ich, wir sind seit fast sieben Jahren zusammen, eine sehr liebevolle, vertrauensvolle und abwechslungsreiche Zeit...Er sagte immer wieder, dass dies die schönste Zeit seines Lebens sei.
Wir leben nicht in einer gemeinsamen Wohnung, aber nur 30 km auseinander und darum konnten wir viel Freizeit
miteinander teilen. Unsere größte Leidenschaft waren gemeinsame Motorrad Touren. (bis 2500 km durch die Berge)
Es war immer traumhaft schön und nie mit Uneinigkeit...einfach Abenteuer pur.

Dann kam vor zwei Jahren, kurz vor Weihnachten, die erste, für mich unbegreifliche Situation...
Er (53J.) bekam ein Geschwulst im Gesicht, welches operativ entfernt werden musste. Diese Op ist leider nicht gut verlaufen und er war sehr wütend, so,wie ich ihn noch nie erlebt habe.
Dann kann auch gleich von ihm das beenden unserer Beziehung, mit den Worten, es hat nichts mit mir zu tun, er kommt mit sich nicht klar und er will mich nicht verletzen. Aus und weg...ich hab nicht begriffen, was passiert war...
Ich habe versucht, Kontakt zu halten, was sehr schwierig war und als ich ihn fragte, was passiert ist, sagte er mir, er hätte keine Gefühle mehr für mich...Ich konnte das nicht glauben und habe nicht aufgegeben.
Anfang Januar hatte er dann die zweite Op, die dann auch gut ging. Ich habe ihn im Krankenhaus besucht und er hat sich sehr gefreut und mir auch gesagt, dass er mich sehr lieb hat. Als er wieder Zuhause war, ging sein blockieren leider weiter, bis ich mir einen Besuch bei ihm "erzwungen" habe...Dann musste ich bei ihm bleiben und wie ein Wunder, schien alles wieder gut. Unser Leben war wieder so schön, wie vorher.
Dann gab es Probleme an seinem Arbeitsplatz, ein neuer, junger Kollege wollte ihm seinen Arbeitsplatz streitig machen.
Das war für ihn eine sehr große Belastung. Dann passierte im Mai das gleiche, wie vor Weihnachten...Aus und weg.
Ich habe wieder versucht, den Kontakt zu halten, aber er hat mich behandelt, wie eine Fremde, ohne jegliche Gefühle.
Das ging bis Mitte Juli, dann kam er wieder etwas näher. Dann ging er drei Wochen alleine auf Motorrad Tour. Als er zurück kam, sagte er, er hätte mich sehr vermisst. Danach war wieder alles wunderbar. Nach einiger Zeit haben wir mal darüber gesprochen, allerdings er sehr wenig...Wir sind so verblieben, wenn es ihm nicht gut geht und er eine Auszeit braucht, dass er mir das sagt, dann ist das kein Problem und ich bin ja da, wenn er mich braucht. Es schien alles geklärt, an Depression habe ich nicht gedacht...

Dann hatten wir wieder eine unbeschwerte, wunderschöne Zeit miteinander, bis Oktober vergangenen Jahres...
Wir waren knapp zwei Wochen in der Toskana und Rom, ich merkte die erste Veränderung bei ihm, als ob er ziemlich erschöpft wäre, aber er sagte, dass es sehr schön war. Danach haben wir uns zwei Wochen nicht gesehen, weil es ihm nicht so gut ging und er ein bisschen Ruhe brauchte, haben aber regelmäßig telefoniert.
Dann passierte es Mitte November wie aus heiterem Himmel wieder, ohne Ankündigung und miteinander reden, wie ja abgesprochen war...Aus und weg. Ich war so enttäuscht und verletzt und hatte auch Angst, wieder eine so quälende Zeit erleben zu müssen, dass ich ihm seine Sachen und seinen Schlüssel gebracht habe und die Beziehung beendet habe.
Er sagte darauf, ja und, dann suche ich mir eine neue Frau, aber es war mit mir die schönste Zeit seines Lebens und er hätte Schmetterlinge gehabt.
Ich bin dann gegangen und hatte das Gefühl, dass er sehr traurig war...es hat mir fast das Herz zerrissen, weil ich ihn doch sehr liebe. Eigentlich wollte ich gar nicht gehen und ich habe auch versucht, es wieder rückgängig zu machen, aber es kam nicht mehr bei ihm an. Inzwischen habe ich auch begriffen, dass er depressiv ist.
Dann haben wir noch bis kurz vor Weihnachten ab und an telefoniert, wobei er mir sagte, dass er beim Arzt war, allerdings angeblich wegen Rückenschmerzen, aber ich wusste, dass er Antidepressiva bekommen hat...und er sagte mir ganz nebenbei, dass er auf der Suche nach einer neuen Frau wäre. Dann fuhr er über die Feiertage zu seinen Eltern, dort hin, wo der Ursprung seiner Probleme ist. Von da an hat er mich total blockiert, kein WhatsApp mehr, kein Telefonat und kein Zugang.
Vor gut zwei Wochen habe ich ihn nach der Arbeit abgepasst, weil ich ihm sagen wollte, dass ich nach wie vor für ihn da bin und dass ich ihn trotzdem lieb habe. Er sagte mir nur, dass wir keine Beziehung mehr haben und er eine neue Frau hat und er mit mir nichts mehr zu tun haben will, ohne jegliche Gefühlsregung. Inzwischen weiß ich, dass das auch stimmt, seit Anfang Januar die zweite Frau...
Am vergangenen Sonntag klingelte morgens um 9 Uhr das Telefon und er rief an...ich konnte es gar nicht glauben,aber ich habe mich wahnsinnig gefreut. Wir haben fast normal telefoniert, er hat sogar "versehentlich" Schatz zu mir gesagt und ich habe ihm nochmal gesagt, dass ich immer für ihn da bin.
Am Dienstag habe ich ihn nochmal nach der Arbeit getroffen...Er war ganz komisch drauf, er hat immer gelacht, aber doch abweisend, auch wieder die Worte,dass er keine Gefühle mehr für mich hat...aber auch wieder "versehentlich" Schatz zu mir gesagt und jetzt könnten wir ja mal telefonieren und auch mal einen Kaffee trinken gehen, nur einen Termin könnte er mir noch nicht sagen.
Jetzt weiß ich ja wenigstens, dass er an Depressionen leidet, was jetzt weiter passiert, weiß ich nicht...das einzige, was ich weiß, dass mir dieser Mann so viel wert ist, dass ich ihn nicht einfach fallen lassen kann.

Ich bin inzwischen bei einem Psychologen, dieser meint, dass diese neue Frau für ihn wahrscheinlich nur sexuell eine Bedeutung hat und wir wären ja im Moment kein Paar...aber die Bindung zu mir würde er bestimmt nicht vergessen.

Bitte verzeiht mir meine lange Ausführung, aber ich musste mir das mal von der Seele schreiben.
Vielleicht habt ihr ja noch einen Tipp, diese Situation ist für mich sehr schwierig, vor allem hätte ich ihm das nie zugetraut.

Liebe Grüsse an alle.
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo Kayra und Willkommen hier!

Ich glaube dieses Schreiben hier tut einfach gut – und so war es mit Sicherheit keine schlechte Wahl deinen Kummer dir hier von der Seele zu schreiben. Die Gespräche die ich diesbezüglich mit Freunden geführt habe, endeten immer mit dem Tipp: „wird schon wieder werden“ - was ich nicht besonders hilfreich fand.
Vieles was du geschrieben hast kommt mir sehr bekannt vor. Die Worte „es hat nichts mit dir zu tun“, keine Gefühle mehr, innerlich leer zu sein und die Begründung mich nicht verletzen zu wollen. Auch das plötzliche Beenden der Beziehung, obwohl man sich sehr mag, finde ich extrem befremdlich. Bisher sind alle meine Beziehungen letztlich aus einer Entwicklung heraus in die Brüche gegangen – niemals über Nacht. All diese Dinge habe ich nicht verstanden und stand dem letztlich ratlos gegenüber. Erst als ich mich mit dem Thema Depression ernsthaft beschäftigt habe, wurde mein Bild rund.
OK, bei uns waren die „Krisen“ bisher immer recht kurz und zogen sich nicht über Monate. Und auch wir haben diese „Krisen“ auch nicht groß thematisiert. Wenn sie überwunden waren, war ja alles wieder in Ordnung – scheinbar. Bis nun bei uns Anfang Dezember, und hier wieder eine Parallele, bei einem Urlaub sie eine „Art negative Aura“ bekam, danach zwei Wochen kein Treffen aber regelmäßige Kommunikation und dann das plötzliche Ende der Beziehung in einer kurzen WhatsApp. Seitdem geht es eigentlich hin und her – von Liebesbekundungen bis hin zur völligen Abwendung. Ein anderer Mann ist wohl nicht im Spiel.

Beim Lesen deines Posts ist mir wieder eins ins Bewusstsein gerückt das bei dir vielleicht ähnlich sein kann: Vertuschten oder verheimlichten Depressionen. Denn letztlich hat meine Freundin diese vor mir verheimlicht bis zu dem Zeitpunkt, als es sich nicht mehr verheimlichen ließ. Sie erzählte mir ganz am Anfang unserer Beziehung, dass sie in der Trennungsphase ihrer Ehe einen Suizidversuch gemacht hatte, danach eine Therapie gemacht hatte und dies nun alles vorbei wäre. Aber immer wieder gab es diese kurzen Rückzüge, Selbstzweifel etc. Und selbst derzeit, in der sie eine wirklich heftige Episode durchmacht, kann sie abends Suizidgedanken haben und am nächsten Tag völlig unbeeindruckt einen wirklich anspruchsvollem Job nachgehen. Das finde ich spukig. Und da sie sich sehr über ihre Arbeit definiert, scheint ja auch vordergründig für sie so halbwegs alles in Ordnung zu sein. Mit viel Kraft und Disziplin kann sie ihren anspruchsvollen Beruf nachgehen und da liegt es ja geradezu auf der Hand, dass die Beziehung das eigentliche Problem ist. Und so kommt mir dieses Beenden der Beziehung eher wie das drücken einer Reset Taste vor. Eine einfache Lösung. Ab diesem Moment ist die Beziehung abgekoppelt von den eigenen Befindlichkeiten und von denen des Partners. Klappt bei meiner Freundin halt nicht so richtig, da anscheinen immer wieder noch Gefühle für mich da sind bzw. eine Bindung zu mir vorhanden ist. Gut, das ist eine Theorie von mir, aber erklärt mir dieses immer wiederkehrende Beenden der Beziehung. Manchmal denke ich mir, wie einfach wäre es doch, wenn meine Freundin ihre Depressionen „annehmen“ würde. Damit müsste sie nicht immer die Beziehungsfrage stellen. Ich habe mal meiner Freundin gesagt, sie würde doch in depressiven Episoden alles machen, nur um nicht emotionaler Nähe ausgesetzt zu sein. Und ich meine wirklich alles. Und so würde es mich nicht wundern, wenn sie einen anderen Mann aus den Hut zaubert, nur um dieses Ziel zu erreichen.
Gut, diese Ausführungen werden dir jetzt nicht wirklich weiterhelfen. Aber vielleicht erklären sie.

LG
Kayra
Beiträge: 36
Registriert: 28. Jan 2018, 12:13

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Kayra »

Hallo FrequentFlyer,

danke, dass Du mir geantwortet hast. Ich weiß zwar nach deinen Ausführungen immer noch nicht, wie es weiter geht oder was ich tun soll, aber es hilft trotzdem, dass die Abläufe in einer Depression sich grundsätzlich sehr ähnlich sind und ich nicht alleine vor diesem Problem stehe.
Das ich hier wahrscheinlich auch nicht die optimale Lösung für mein Verhalten im Bezug auf die neue Frau erwarten kann, ist mir auch klar...aber ich habe die Hoffnung, dass irgendeiner/ne vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht hat...
Ich habe meine Geschichte in etwas kürzerer Version noch einmal unter einem neuen Betreff (Depressiver Partner hat nach Trennung gleich eine neue Frau) geschrieben, mal schauen, ob jemand das gleiche oder ähnliche Problem mit mir teilt.

Dir wünsche ich alles Gute und viel Kraft.
Liebe Grüsse Kayra
Huhu-Uhu
Beiträge: 44
Registriert: 6. Feb 2018, 16:39

Re: Freundin depressiv aber nur abweisend zu mir

Beitrag von Huhu-Uhu »

Hallo ihr lieben Angehörigen,

ich bin zwar ganz neu im Forum und das hier ist mein erster Post, aber ich hatte das Verlangen euch etwas mitzuteilen.

Ich stecke selbst seit vielen Jahren in einer Depression, vorallem aber seit Jan. '16 ging es mir so schlecht, dass ich nicht einmal mehr zum arbeiten in der Lage bin. Ich sehe die Dinge also aus einer anderen Perspektive und wollte euch da etwas Rückmeldung geben, wenn ich darf.

Was diese ständigen Rückzüge betrifft, die einen richtig verunsichern, kann ich euch so gut verstehen. Auch in meinen Beziehungen, sei es nun Partnerschaft oder Freundschaft, ging es in den depressiven Phasen auf und ab.
(Ich gehe im Moment keine Partnerschaft mehr ein, weil ich mich dazu nicht in der Lage fühle)
Wenn so eine Phase kommt, fühlt man sich wirklich wie ein verwundetes Tier, dass Deckung sucht. Leider ist es dann auch so, dass selbst die nahestehendsten Personen "der Feind" sind.
Warum?
Glaubt nicht, von euch würde erwartet absichtlich etwas böses zu tun. Im Gegenteil! Gerade wenn ich wusste, dass der andere sich besonders um mich bemüht und mir seine Liebe zeigen will, wollte ich nur noch flüchten. Denn ich dachte mir, wenn ich nicht so reagiere wie er es erwartet, bzw. wie er es verdient hat, nach all seinem Bemühen, dann würde ich ihm weh tun.

Merkt ihr was? Das läuft im Kopf eines Betroffenen leider total falsch ab. Statt sich über die Fürsorge zu freuen, hat man Angst sie nicht genügend zu würdigen. Und schon sitzt man im Abwärtsstrudel, denn dann zieht man sich zurück, "würdigt den Partner noch weniger", fühlt sich noch wertloser...

Zum Glück habe ich eine wunderbare Freundin, die ein Händchen dafür hat zur richtigen Zeit das richtige zu sagen. Zum Beispiel "Wenn ich dir nicht helfen kann oder keine Zeit habe, sage ich es, das ist MEINE Entscheidung". Damit macht sie mir wieder klar, dass nicht ich zu entscheiden hab, ob ihr das Helfen zu viel wird.
Wenn ich mich wieder wochenlang nicht melde, schreibt sie mir in Whatsapp "Nicht wieder tot stellen!" - das tut zwar weh, aber damit trifft sie ins schwarze. Sie hält mir dann den Spiegel vor.

Und sie hört zu. Und das ist tatsächlich das, was richtig gut tut. Sie hört und hört und hört zu... stundenlang. Und sie versucht NICHT eine Lösung zu finden. Das ist mir besonders wichtig.
Denn da man sich selbst als wertlos und Versager sieht, hilft leider nur eins: man muss selbst was schaffen um wieder an Selbstwert zu kommen.
Würde sie mir also zu viele meiner Probleme abnehmen, würde ich mir wieder sagen "alleine schaffe ich gar nichts".

@Glücksritter Ich könnte mir vorstellen, dass dein Partner sich diese "kleine Unabhängigkeit" bewahren möchte. Du könntest einmal ausprobieren ihn darum zu bitten etwas im Haushalt für dich zu erledigen. Etwas kleines, das schnell erledigt ist, worüber du dich freuen kannst. So könnte dein Partner Anteil am gemeinsamen Haushalt nehmen und zeigen, dass er seinen Beitrag dazu leistet. Würde ihm vielleicht gut tun, nur zu offensichtlich sollte es nicht sein.

Phu, ganz schön viel fürs Erste, sorry...

Ich hoffe ich konnte euch etwas helfen euer Gegenüber zu verstehen. Und bitte gebt nicht auf. Selbst wenn wir, die "Bekloppten" (ich finde mein Verhalten ja manchmal selber doof), nicht zeigen wie gut ihr uns tut, wir brauchen eure Liebe und vorallem eure Geduld!
Danke, dass es euch gibt.

Grüsse, Huhu-Uhu
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