Neu hier, Einstieg aber wie?

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Anele
Beiträge: 4
Registriert: 7. Jan 2018, 23:43

Neu hier, Einstieg aber wie?

Beitrag von Anele »

Hallo liebe Forianer
Ich bin neu hier. Bis jetzt versuche ich mich noch zu orientieren
und weiß nicht so recht, wie hier rein kommen. Daher hab ich mich
dazu entschlossen jetzt einfach mal ein Thema zu öffnen und schauen
was passiert.
Mich begleitet die Depression schon eine sehr lange Zeit. Aktuell wieder
sehr stark. Bin vor einem Monat aus der Klinik entlassen worden, in der
ich drei Monate war. Bin nun arbeitsunfähig zu Hause und weiß nicht wie
es weiter gehen soll, weil ich einfach nicht weiß, wie. An meinem Arbeitsplatz
kann ich nicht mehr zurück, weil er meiner Gesundheit nicht gut tut. Es
steht also eine Neuorientierung an. Ich traue mir aber nichts zu. Selbst der
Umstand, dass ich irgendwann meine Arbeit kündigen muss, belastet mich
ungemein. Ich bin ständig müde. Schlafe viel. Bin traurig und hoffnungslos.

So weit mal...

Anele
Philipp88
Beiträge: 20
Registriert: 6. Nov 2017, 10:58

Re: Neu hier, Einstieg aber wie?

Beitrag von Philipp88 »

Liebe Anele
Schön dass du den Weg hier ins Forum gefunden hast.
Ich selbst habe eine lange Zeit mit Depressionen hinter mir, war auch mehrmals in einer Klinik. Erstmals möchte ich dir sagen, dass du nicht alleine bist. Es gibt sehr viele die in der gleichen Situation sind wie du. Die Depression ist eine gemeine und heimtückische Krankheit. Andere Krankheiten betreffen den Körper, aber man hat immer die Hoffnung, dass es wieder gut wird. Die Depression nimmt Besitz von unsere selbst. Sie kann uns weismachen, dass es keine Hoffnung gibt, dass es nie besser wird. Das ist die grosse Lüge der Depression.
Depression ist auch ein Zeichen. Sie sagt: Kümmere dich mal um dich. Du selbst bist wichtig. Beginne herauszufinden, was DU brauchst, um ein gesundes Leben zu führen.
Für mich brauchte es eine rechte Zeit von Therapie, Medikamenten, Klinikaufenthalten. Aber nun ist es besser und ich habe wieder Freude am Leben und Hoffnung.
Versuche alles loszulassen. Arbeit ist nicht so wichtig. Du bist wichtig. Im richtigen Moment wirst du wieder mit Freude arbeiten können.

Liebe Grüsse: Philipp
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: Neu hier, Einstieg aber wie?

Beitrag von BunteWolke »

Liebe Anele,

dann mache ich mal den Anfang, zumal ich sehr lange nicht mehr hier im Forum war und weiß wie es ist, wenn einem erst einmal der "Anschluss" fehlt.

Es tut mir sehr leid, dass es dir nicht gut geht. Und ich wünsche dir, dass du einen Weg findest, der dir Stück für Stück Antworten und einen Blick nach vorne aufzeigt.

Ich bin mir sicher, dass diese Krankheit nicht über Nacht einbricht, sondern ein schleichender Prozess ist. Ich für mich habe zumindest sehr lange nicht gewusst, was mit mir los war. Und genauso verschwindet sie nicht wieder von heute auf morgen. Es es ein langer und oft auch mühsamer Weg.

Als ich Ende 2012 aus der Klinik entlassen wurde, habe ich wieder in meinem alten Job gearbeitet. Ich dachte, jetzt bin ich wieder stark, ich habe viel erfahren und gelernt, ich mache nicht mehr die gleichen "Fehler". Das ging ungefähr 9 Monate gut, dann hat eine "Kleinigkeit" das Fass zum Überlaufen gebracht. Inzwischen hatte ich jedoch gelernt meine Gefühle zu spüren und anzunehmen. Ich habe gekündigt und 2014 eine ganz bewusst genommene Auszeit genommen. Angenommen, dass kein Job der Welt es wert ist, dass es mir so schlecht geht. Bewusst den Luxus genossen, nicht arbeiten zu müssen, nicht durch den Alltag zu hetzen, mich nicht mit Menschen abgeben zu müssen, die mir nicht gut tun.

Ich wusste sehr lange nicht, was ich beruflich machen könnte. Ich wusste jedoch sehr bald, dass ich das was ich bis dahin gemacht hatte, nicht mehr machen wollte.

Das soll jetzt nicht heißen, dass DAS für alle der Weg sein muss. Was ich dir sagen möchte: für mich war es wichtig, dass ich den Druck rausgenommen habe, obwohl ich wusste, nicht mehr arbeiten ist keine Option. Jedoch annehmen, was gerade passierte.

Bist du denn jetzt in ambulanter Therapie?

Alles Gute, liebe Grüße
BunteWolke
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
Pendergast
Beiträge: 12
Registriert: 11. Jan 2018, 13:42

Re: Neu hier, Einstieg aber wie?

Beitrag von Pendergast »

Hallo Anele,

willkommen im Forum. Ich bin auch neu hier :-)
Vor Jahren hatte ich meinen Job gewechselt weil ich gemobbt wurde. Das alleine war natürlich nicht der Auslöser für meine Depression. Wie einige hier schon geschrieben haben, schleicht sich diese an und resultiert aus vielen negativen Situation und Ereignissen. Das geht solange gut bis deine persönliche Belastungsgrenze dauerhaft überschritten ist und du keinen Ausgleich hast.
So ging es mir...
Irgendwann habe ich erkannt was ich ändern kann und was nicht. Meinen Job konnte ich ändern und habe es getan. Es war nicht leicht und auch nicht einfach. Es war eine schwierige Situation, auch im Umgang mit den neuen Kollegen habe ich mich schwer getan.
Aber ich bin noch im neuen Job und habe mich gut eingelebt. Ist jetzt 4 Jahre her.

Vielleicht kannst du etwas mehr über deine derzeitige Situation schreiben, dann ich besser darauf eingehen. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft. Du bist nicht alleine.


Liebe Grüße
Pendergast
Es gibt Tage da verliert man und es gibt Tage da gewinnen die anderen...
Anele
Beiträge: 4
Registriert: 7. Jan 2018, 23:43

Re: Neu hier, Einstieg aber wie?

Beitrag von Anele »

Hallo ihr Lieben,
Vielen Dank für Eure tollen und ausführlichen Antworten.
Ich hoffe ich bekomme es hin darauf zu antworten und nichts zu übersehen. Falls doch ist es keine Absicht. Ich kann mich momentan nicht so gut konzentrieren.

Ich bin in ambulanter Therapie. Das schon länger. Nach der Klinik jedoch habe ich meinen Therapeuten gewechselt und habe damit eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie begonnen. Heißt ich stehe, was diese Beziehung angeht, noch ganz am Anfang. Obgleich ich schon viel Therapieerfahrung habe. Leider war die letzte Therapie nicht hilfreich, im Hinblick darauf, dass sie mich stabilisiert hätte. Ich bin dennoch in eine schwere Episode gerutscht. Kontinuierlich. Begonnen hat es wieder vor zwei Jahren. Ich habe nach meinem Studium eine Arbeitsstelle angenommen. Sie hat mich im Grunde nicht überzeugt, aber ich hatte, so meine Wahrnehmung, keine andere Wahl. Hatte Angst in die Arbeitslosigkeit zu rutschen und aus dieser Lage heraus keine Stelle mehr zu finden. Als Alleinerziehende ein Albtraum. Die Arbeit wurde immer anstrengender. Eine Beziehung zu einem Mann, nach 10 Jahren Flaute, ging ebenfalls in die Brüche. Ich musste aus der Studentenwohnung raus und fand nur außerhalb was. Mit Kündigungsverzicht bis Juli 2019 und einem, wie sich im Nachhinein herausstellte, cholerischen, unzuverlässigen Vermieter.

Irgendwie seh ich kein Licht am Ende des Tunnels. Fühle mich zu nichts in der Lage, wertlos, abstoßend. Trau mir nichts zu. Habe die Verbindung zu meinen Stärken verloren. Keine Arbeit interessiert mich.
Pendergast
Beiträge: 12
Registriert: 11. Jan 2018, 13:42

Re: Neu hier, Einstieg aber wie?

Beitrag von Pendergast »

Liebe Anele,

ich kann deine Ängste nachvollziehen.
Du bist aber nicht wertlos oder abstoßend! Fühle dich von mir umarmt.
Ich tue mich etwas schwer dir Ratschläge zu geben weil ich nicht weiß ob ich der richtige dafür bin.
Vielleicht ist die Kündigung ja auch so was wie eine Befreiung?!
Damals hat es mich auch Überwindung gekostet zu kündigen oder einen neuen Job zu suchen.
Von den Vorstellungsgesprächen ganz zu schweigen.
Aber es hat sich gelohnt...
Wichtig finde ich, dass du erst etwas mehr auf die Beine kommst bevor du dich wieder in die Arbeit stürzt. Evtl durch eine Selbsthilfe Gruppe oder sportliche Betätigung (Auch wenn man sich dazu aufraffen muss).
Wichtig finde ich auch die Therapie, die du machst. Fühlst du dich gut aufgehoben?

Gaanz liebe grüße
Pendergast
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Anele
Beiträge: 4
Registriert: 7. Jan 2018, 23:43

Re: Neu hier, Einstieg aber wie?

Beitrag von Anele »

... Ich frage mich nur, wann ich denn merke, dass ich wieder etwas in Angriff nehmen kann.
Mit Sport tu ich mich sehr schwer, habe bisher nichts gefunden was mir Spaß macht.
Bei meinem neuen Therapeuten fühle ich mich sehr gut aufgehoben. Ich glaube das wird gut.
Jetzt habe ich heute eine Bewerbung geschrieben und sie an zwei Freunde geschickt. Eine Rückmeldung war sehr positiv. Und die andere beinhaltete ganz viel Korrektur, was mich nun wieder an mir zweifeln lässt. Die Korrekturem sind im Nachhinein betrachtet, berechtigt. Ich überlege sogar die Bewerbung gar nicht erst abzugeben.
Wie geht ihr mit Kritik um?
Ich fühle mich danach immer wertlos :-/

Liebe Grüße
Anele
win10
Beiträge: 68
Registriert: 17. Jan 2018, 16:52

Re: Neu hier, Einstieg aber wie?

Beitrag von win10 »

Hallo Florian,
ein Neueinstieg aus der Depression ist immer schwierig, aber nicht unmöglich. Ich selbst war 10,5 Monate in Behandlung und hatte in dieser Zeit 1 Rückfall. Wichtig ist vor allem, Hilfe anzunehmen. Ich musste meine Arbeit im alten Betrieb wider aufnahmen. Das war bestimmt nicht einfach. Mein Chef wollte mich mit Gewalt loswerden und einige Kollegen waren der Meinung durch Mobbing ihre eigenen Probleme überspielen zu können. Mobbing ist ja auch ein Mittel, die Mitarbeiter zwecks Kontrolle gegeneinander auszuspielen. Aber da musste ich durch. Mit 59 hätte ich als Programmierer keinen neuen Job mehr gefunden. So stand ich mit dem Rücken an der Wand, denn mein kleines Häuschen war noch nicht abbezahlt und meine Frau verdiente auch nicht das Meiste. Aber mein Arbeitsvertrag war wegen der Krankheit noch nicht gekündigt. Dann begann ein dreijähriger Kampf gegen Chef und Betrieb. Hilfe und Rat holte ich mir dann vom Betriebsrat und meinem Anwalt. Mein Ziel war, nicht in Harz 4 zufallen. So führte mein Weg vor dem Arbeitsgericht nicht vorbei. Immerhin konnte mit Hilfe meines Anwalts einen Vergleich erzwingen, mit dem ich mit 63 in Rente gehen konnte.
Meine Erfahrung - ein Neueinstieg muss immer aus eigenem Antrieb kommen. Vielleicht läuft nicht alles beim ersten Versuch. Aber wer nicht kämpft, hat schon verloren. Wenn man mit dem Rücken an der Wand gestanden hat, erfährt man erst, wie viel Kraft noch in einem steckt.

Viel Glück
Wolfgang
Pendergast
Beiträge: 12
Registriert: 11. Jan 2018, 13:42

Re: Neu hier, Einstieg aber wie?

Beitrag von Pendergast »

Hallo zusammen,

mit Kritik tue ich mich auch sehr schwer.
Ich stelle mich dann jedesmal in Frage und fühle mich total mies.
Egal ob Job, Beziehung oder im Freundeskreis.
Dann geistern wirre Gedanken durch meinen Kopf wie: "Ist die Kritik gerechtfertigt oder sehe ich das auf grund meiner Erkrankung falsch" Versteht ihr was ich meine?
Ich kann das schelcht beschreiben...
Wenn mich jemand kritisiert gehe ich auch oft durch die Decke weil ich mich ungerecht behandelt fühle und dann frage ich mich ob ich mein Gegenüber wirklich recht hat und ich das nur anders sehe weil ich an Depressionen leide oder ob meine Meinung gerechtfertigt ist.
Ich weiß es nicht und das macht mich fertig.
Ich weiß eigentlich nie was stimmt und wer recht hat.

Keine Ahnung wie ich es anders beschreiben soll...


Liebe Grüße
Pendergast
Es gibt Tage da verliert man und es gibt Tage da gewinnen die anderen...
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