Notfallplan für Krisenzeiten?

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Dani05
Beiträge: 11
Registriert: 5. Jul 2017, 21:29

Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Dani05 »

Hallo zusammen,

Zunächst „kurz“ (sorry...) zur Situation:
Bei meinem Mann wurde vor ca einem Jahr eine Depression diagnostiziert, nachdem wir da gerade eine Phase „überlebt“ hatten, in der es ganz massiv und dramatisch um das Thema Suizid ging.
Erst mit dem Bewusstsein der Behandlungsbedürftigkeit ist uns damals bewusst geworden, dass es weitreichende Konsequenzen für unsere Existenz hätte, wenn er sich über die Krankenkasse eine Therpie suchen würde. Er hat sich daher ambulant als Selbstzahler an einen Therapeuten gewandt, so alle zwei bis am Ende sechs Wochen je eine Stunde.

Im Jahresverlauf wurde es erst besser, dann wieder schlechter, gleichzeitig hat er die Therapie ausgesetzt.

Ich habe versucht mit ihm zu reden, dass ich es unerträglich und unverantwortlich finde, womöglich wieder in eine Situation wie Weihnachten 2016 reinzulaufen und evtl ihn wieder täglich abstürzen, total zusammenbrechen zu erleben, ihn vom Suizid wegzuquatschen; unsere Kinder das miterleben zu lassen; abwägen zu müssen, ob ich riskiere, dass er entgegen meinem Gefühl doch „näher dran“ ist als gedacht oder im gegenteiligen Fall unsere Existenz „umsonst“ opfere.

Er hat da immer abgeblockt. Über das Jahr sind solche Situationen auch seltener aufgetreten. Leider sind wir ab Mitte Dezember aber wieder genau da gelandet, wenn auch nicht ganz so extrem/ nah dran wie vor einem Jahr. Für tlw. stundenlange Zusammenbrüche, die ich gar nicht näher beschreiben will, hat es trotzdem „gereicht“ - zT täglich, sicher zehn Mal in den zwei, drei Wochen.

Daher meine Frage:
Macht man so was wie „Notfallpläne“? Im Sinne von „wenn x passiert, dann y“? Weil er das ja „depressionsfreier“ evtl/ hoffentlich völlig anders beurteilt als „in der Situation“.
Auch hinsichtlich der Kinder (wie gehe ich vor, wenn mein Mann völlig zusammenklappt (Situation nur unzureichend beschrieben), gleichzeitig aber die Kinder alles mitkriegen und auch jemanden brauchen. Ich kann mich nicht zerreißen)?
Wäre sowas üblich oder ist der Wunsch naiver Unsinn von mir? Muss ich da einfach durch, auch wenn es sich in der Situation anfühlt, als ob man es einfach nicht ertragen, überleben kann, ohne daran zu zerbrechen? Ist das bei einem Partner mit Depressionen einfach so? Lernt man damit zu leben?
Ist es üblich, als Angehörige keinerlei Kontakt zum Therapeuten - und damit in unserer vermutlich speziellen Situation dem einzigen weiteren (und vor allem fachkundigen) Eingebundenen - zu haben?

Es scheint sich gerade wieder etwas beruhigt zu haben, manchmal ist er auch völlig „normal“ und es ist entsprechend unvorstellbar, was noch vor wenigen Tagen hier so passiert ist, aber erst recht jetzt nach dieser erneuten krassen Phase habe ich das dringende Bedürfnis, nicht wieder völlig unvorbereitet in die nächste dieser Situationen reinzulaufen.
Und nochmal zur Klarstellung: Mir geht es dabei nicht um einfache Phasen des Rückzugs, der Freudlosigkeit oder der Antriebslosigkeit etc.

Danke für jeden Rat!
Yoshy
Beiträge: 36
Registriert: 10. Dez 2017, 17:30

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Yoshy »

Liebe Dani!
Du findet den "Notfallplan" oben bei -Hinweise zu Krisen-
Du schreibst ihr habt euch wegen der Konsequenz für eure Existenz gegen den Weg über die Krankenkasse entschieden.

Ich weiß welche Gründe dafür sprechen aber trotzdem überleg was hat es für eine Konsequenz
für Deine Existenz und die Deiner Kinder wenn Dein Mann nicht mehr wäre.
Ich wollte Dich jetzt nicht schockieren aber leider geht's ohne diese professionelle Unterstützung nicht, wenn es so schlimm ist wie Du es beschreibst. Da hilft keine Therapie alle paar Wochen.
Die Depression ist eine schlimme, heimtückische Krankheit, bei keiner körperlichen Krankheit würde man so "fahrlässig" vorgehen! Das mein ich nicht bös, deshalb die".


Alles Liebe wünsch ich Dir
Yoshy
Succubus
Beiträge: 357
Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Succubus »

Dani05 hat geschrieben:Hallo zusammen,
Zunächst „kurz“ (sorry...) zur Situation:
Bei meinem Mann wurde vor ca einem Jahr eine Depression diagnostiziert, nachdem wir da gerade eine Phase „überlebt“ hatten, in der es ganz massiv und dramatisch um das Thema Suizid ging.
Erst mit dem Bewusstsein der Behandlungsbedürftigkeit ist uns damals bewusst geworden, dass es weitreichende Konsequenzen für unsere Existenz hätte, wenn er sich über die Krankenkasse eine Therpie suchen würde. Er hat sich daher ambulant als Selbstzahler an einen Therapeuten gewandt, so alle zwei bis am Ende sechs Wochen je eine Stunde.
Hallo Dani,
welche Konsequenzen befürchten du und dein Mann denn wenn eine Therapie über die Kasse beantragt wird? Geht man so mit Krankheiten um? Ein gebrochenes Bein würde man doch auch "ganz normal" behandeln lassen?
Alle 2 bis 6(!!) Wochen jeweils eine Stunde sind viel zu wenig für jemanden der suizidgefährdet und depressiv ist.
Dani05 hat geschrieben: Macht man so was wie „Notfallpläne“? Im Sinne von „wenn x passiert, dann y“? Weil er das ja „depressionsfreier“ evtl/ hoffentlich völlig anders beurteilt als „in der Situation“.
Auch hinsichtlich der Kinder (wie gehe ich vor, wenn mein Mann völlig zusammenklappt (Situation nur unzureichend beschrieben), gleichzeitig aber die Kinder alles mitkriegen und auch jemanden brauchen. Ich kann mich nicht zerreißen)?
Wäre sowas üblich oder ist der Wunsch naiver Unsinn von mir? Muss ich da einfach durch, auch wenn es sich in der Situation anfühlt, als ob man es einfach nicht ertragen, überleben kann, ohne daran zu zerbrechen? Ist das bei einem Partner mit Depressionen einfach so? Lernt man damit zu leben?
Notfallpläne können sehr hilfreich sein um Extremsituationen zu überstehen.
Es ist nicht naiv anzunehmen dass so etwas für euch nützlich sein könnte.
Jedoch braucht es auch "Übung" bis solche Pläne funktionieren.
Wie das mit den Kindern verlaufen soll, solltest du mit deinem Mann durchsprechen.
Dani05 hat geschrieben: Ist es üblich, als Angehörige keinerlei Kontakt zum Therapeuten - und damit in unserer vermutlich speziellen Situation dem einzigen weiteren (und vor allem fachkundigen) Eingebundenen - zu haben?
Ja, das ist mehr als üblich. Das ist gut so und auch gewünscht. Ausnahmen gibt es wenn der Betroffene dies wünscht um z.B. Konflikte in einem geschützten Rahmen zu besprechen und und und. Anders würde sich doch gar kein Vertrauensverhältnis aufbauen lassen?

Grüße
Don't feed the troll :-)
Dani05
Beiträge: 11
Registriert: 5. Jul 2017, 21:29

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Dani05 »

Hallo zusammen

Und vielen Dank für die Reaktionen.

Wegen der Geschichte mit der Krankenkasse: ich will da nicht ins Detail gehen, es sind aber eben nicht „nur“ die „üblichen“ Bedenken hinsichtlich des vermeintlichen „Makels“ einer psychischen Erkrankungen und dass dies aktenkundig wird bei der Krankenkasse, sondern ist tatsächlich und auch nach Aussage von Fachleuten mit erheblich weitreichenderen Konsequenzen verbunden. Das zwingt mich wie geschrieben immer die Wahrscheinlichkeiten abzuwägen, so grausam das ist und egal wie unerträglich es sich für mich anfühlt. Wenn ich es also wie in der letzten Phase mir quasi sicher bin, dass er diesen letzten Schritt doch nicht tun wird, sondern „nur“ völlig verzweifelt, und in diesem Kontext „äußert“, dass er nicht mehr will etc., dann würde ich durch zB einen Notruf unsere Existenz zerstören, „nur“ weil ich es nicht mehr packe, es wieder und wieder zu erleben. (Mir ist bekannt, dass ich keine Garantie habe, dass mich mein Gefühl bzgl der Suizidalität nicht trügt)
Mein Mann sagt leider auch in nicht-so-depressiven Zeiten, dass er diesen Weg niemals gehen wird, also zb stationär, Notruf etc.

Zum Notfallplan: ich meinte weniger die mir inzwischen weitgehend bekannten „Interventionsmöglichkeiten“ von außen, sondern eher eine Art abgesprochenes Vorgehen zwischen meinem Mann und mir. Es wäre oft erheblich einfacher, wenn ich wüßte, dass ich im Prinzip in seinem Sinne handle, wenn ich zum Beispiel mich (auch) um die Kinder kümmern will/muss, er dieses Verhalten aber aus dem Absturz heraus mit „du bringst mich mit Deinem Verhalten um“ quittiert. Oder er zusammenbricht, mich wegschickt und mir im gleichen Moment sagt, ich wäre nie für ihn da. Ich wüßte gern, was er dann wirklich braucht, nur dass er mir das dann nicht sagen kann. Was ich dann leisten kann, ist noch eine zweite Frage.
Oder: Ab wann wir doch von außen jemanden hinzuschalten müssen/wollen Etc.
In welchem Kontext handelt man denn so einen Plan aus? @succubus: was meinst du mit Übung?

Kontakt zum Therapeuten: ich hatte gefragt, weil ich wiederholt gelesen habe, dass inzwischen häufiger das Umfeld im Rahmen einer Therapie „gehört“ wird. Ich will mich ganz bestimmt nicht in seine Therapie einmischen. Der Therapeut hatte ihn wohl auch schon mal drauf angesprochen. Es würde mir eher um das gehen, was durch die Abstürze zwischen oder bei uns passiert. Zb eben Richtung eines Notfallplans.

Eine letzte Frage: Sind diese recht schnellen Stimmungswechsel normal? Sowohl im kleinen, dass er vormittags völlig abstürzt und nachmittags wieder „normal“ ist, als wäre nichts gewesen (ich komme da nicht mit. Mich belastet die Situation dann trotzdem noch, er wirkt irgendwie, als wäre er gar nicht dabei gewesen...); als auch im großen: zwei Wochen wirklich furchtbar, dann wieder ein paar Tage komplett ausgewechselt, „normal“, „nett“, liebevoll... dann fühlt es sich völlig bescheuert an, über all das überhaupt nachzudenken...

Danke!
Succubus
Beiträge: 357
Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Succubus »

So leid es mir auch tut, doch sollte dein Mann ernsthaft erkrankt sein wird er ohne passende Behandlung nicht damit klarkommen. Und da die Termine bei der Psychotherapie nur alle 2-6 Wochen stattfinden gehe ich mal davon aus, dass finanziel nicht mehr drin ist.
Zwar könnt ihr dadurch in den Akten das Gesicht wahren und irgendwelche Konsequenzen "vermeiden"...doch das geht auf Kosten der Gesundheit deines Mannes.
Und wenn hier schon Angst besteht was Suizid betrifft, dann geht es wohl auch eher um das Überleben deines Mannes.


Mit Notfallplan kann auch ein zuvor gemeinsam abgesprochenes Verhalten für Situation XY gemeint sein. Den richtigen Zeitpunkt für diese Absprache musst du selber finden, nur du kennst deinen Mann gut genug um es abschätzen zu können.
Mit Übung meine ich, dass die Absprachen für Extremsituationen beim ersten Mal wahrscheinlich nicht ganz so gut klappen werden. Mit jedem Mal sollte es aber besser werden, zumindest wenn ihr beide(!) bereit seid aufeinander zuzugehen und ggf. den Notfallplan auch noch Abzuändern.

So lange dein Mann nicht möchte, dass du mit dem Therapheuten sprichst wird dies auch nicht passieren.
Don't feed the troll :-)
FrequentFlyer
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Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo Dani,

du klingst wie eine starke Person die zupackend ist. Dieser Notfallplan als eine Lösung für dich, ist eine tolle Sache die mir deine Lösungsorientierung zeigt. Leider fehlt mir die Erfahrung mit so etwas – ob es funktioniert. Ich würde diese Idee weiterspinnen und einen schriftlichen Vertrag machen. Das nimmt dir einfach das schlechte Gewissen, wenn du so handeln musst, wie du musst. Keine Ahnung wie solch ein Vertrag dann individuell aussehen müsste – das ist wohl bei jedem Paar anders. Aber da könnten dann solche Sachen drin stehen wie etwa, das es völlig OK ist, wenn du für ein paar Tage mit den Kindern weg fährst und die Kinder aus der Situation raus nimmst. Da solltest du dann schreiben, dass es nichts mit deiner Zuneigung zu deinem Mann zu tun hat, wenn du weg fährst. Der Vertrag muss halt dann schon für beide gelten und keine Blankovollmacht sein damit du uneingeschränkt das Ruder übernimmst – obwohl, tust du ja gar nicht, da es den Vertrag gibt.
Angeregt durch deinen Thread überlege ich mir gerade, ob ich mit meiner Freundin, wenn sie aus ihrer Episode raus ist, einen solchen Vertrag abschließen soll. Ich würde mir hierbei alle drei Tage zu einem festen Zeitpunkt, ein Telefonat wünschen – auch wenn es sie Kraft kostet. Dafür lasse ich ihr die Ruhe die sie braucht, in dem ich mich nicht dann melde, wenn meine Sorgen um sie überhand nehmen – damit nerve ich nämlich - das weiß ich, aber ich kann halt nicht anders – doch wenn ich wüsste, dass es das nächste Telefonat geben wird, wäre vieles einfacher. Vielleicht kann mal ein Betroffener dazu Stellung nehmen. Kann ja sein das dies Blödsinn ist und nicht funktionieren kann.

Was mir Sorgen bereitet bei dir ist die Sache mit der Krankenkasse. Der Vorteil dieses Forums ist es ja, dass wir hier alle anonym sind und somit nichts an Dritte weitergeleitet werden kann und von daher verstehe ich nicht warum du hier nicht offen bist – du kannst es bedenkenlos sein. Denn vielleicht ist dein Mann ja Pilot – da könnte ich dich beruhigen, denn sollte er jetzt nicht gerade für eine irische Fluglinie arbeiten, ist er eigentlich gut gegen Erwerbsunfähigkeit versichert – viele erreichen nämlich gar nicht erst das Rentenalter – die Anforderungen an die Gesundheit sind in allen Bereichen dort sehr hoch. Da werden keine Existenzen zerstört. Und auch für einen anderen Fall der mir einfällt, nämlich das er privat versichert ist und seine Erkrankung bei Versicherungseintritt nicht angegeben hat. Auch hier gibt es eventuell die Möglichkeit, zurück als freiwillig Versicherter in die gesetzliche Krankenkasse zu wechseln. Bei den gesetzlichen müssen nämlich die Daten anonymisiert werden, bevor sie zur Krankenkasse gehen. Die können keine Verbindung herstellen zwischen Versicherten und Krankheit. Die dürfen nicht wissen welcher Patient sich „lohnt“ und welcher nicht. Eigentlich nur eine stationären Aufnahme in eine psychiatrischen Klinik dürfte der Arbeitgeber mitbekommen – da die Krankmeldung dann von dort kommt. So mein Kenntnisstand.
Und dann gibt es bestimmt noch andere gute Umgehungsmöglichkeiten damit der Arbeitgeber nichts von der Krankheit mitbekommt. Vielleicht hast du diesbezüglich mehr Angst als eigentlich sein muss. Vielleicht kann dir hier im Forum diesbezüglich der Druck genommen werden.

Zu deiner letzten Frage, ob die Stimmungswechsel normal sind? Ich würde sagen ja, das dürfte allerdings bei jedem in der Ausprägung anders sein und hey, unterliegst du nicht selbst im Tagesverlauf solchen Schwankungen? Morgen früh, und dafür garantiere ich, wird meine Stimmung auf dem Tiefpunkt des Tages liegen ;-)
Im Ernst, ich komme da auch nicht mit. Vor allem habe ich dann auch immer das Bedürfnis, in guten Phasen, die schlechten aufarbeiten zu wollen. Das klappt aber in meinem Fall nicht, da es tatsächlich dann weg ist – so mein Erleben.

LG
Dani05
Beiträge: 11
Registriert: 5. Jul 2017, 21:29

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Dani05 »

Hallo zusammen,

Zunächst mal nur kurz zu den offenen Punkten aus den Antworten (danke!):

@ succubus: Der am Ende sechswöchige Abstand (und der Abbruch/ das Aussetzen) war bewusst gewählt, weil er das Gefühl hatte, dass es ihn nicht weiterbringt; notfalls gehen würde der zweiwöchige Rhythmus für eine Weile schon. Inzwischen hat er gottseidank wieder Kontakt zum Therapeuten aufgenommen und ist auch ggü dem Thema Antidepressiva aufgeschlossener. Vielleicht bringt das einen Fortschritt...

@frequentflyer: nein, er ist nicht Pilot oder in einem ähnlichen Beruf mit einer entsprechenden Verantwortung Dritten ggü.
Deine zweite Vermutung trifft es leider nur zum Teil.
Anonym ja, aber trotzdem hab ich kein gutes Gefühl dabei, ins Detail zu gehen. Zumal wir uns (und auch die „Fachleute“) so sicher sind, dass ich mir hier keinen Erkenntnisgewinn erhoffe. Manchmal ist die Situation wie sie ist.

Ich hatte deine anderen Beiträge seit Weihnachten auch mitverfolgt und könnte mir schon vorstellen, dass diese Art von Vertrag hilfreich sein kann - auch wenn er vielleicht nicht immer eingehalten wird bzw. Es deiner Freundin vielleicht manchmal einfach unmöglich ist. Aber wie Du schreibst, vielleicht nimmt es (dir) zum einen Druck raus und zum anderen ist so ganz klar festgehalten, dass auch der Nicht-Depressive Partner trotz allem Verständnis und trotz der selbstverständlichen Rücksichtnahme eben auch Bedürfnisse und Rechte hat, die nicht ganz untergehen dürfen. So hätte ich das bei mir auch eingeschätzt: ich erwarte gar nicht, dass er in der Extremsituation plötzlich ganz toll findet, dass ich mich um die Kinder und nicht um ihn kümmere, aber es wird leichter, wenn ich weiß, dass er zumindest im Nachhinein verstehen wird, dass ich ihn manchmal heulend sitzen lassen muss, weil die Kinder gerade zu sehr unter dem leiden, was sie mitbekommen.

Danke für Eure Einschätzungen
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi Dani05,

ja, solch ein Vertrag wird mit Sicherheit nicht immer umgesetzt werden (können). Aber so etwas kann uns wirklich den Druck nehmen. Bei mir ist das Problem, dass es eine Fernbeziehung ist. Wenn sie sich nicht meldet, und sie konnte es seit Weihnachten nicht mehr, weiß ich eigentlich gar nichts über ihren Zustand. Alle zwei Tage würde ich halt schon gerne Wasserstandsmeldungen hören. Dabei muss die Initiative auch gar nicht von ihr kommen. Ich möchte halt das „Lass mich in Ruhe“ alle 48 Stunden einmal durchbrechen – in meinem Fall noch nicht einmal per Telefon wie ich vorher geschrieben habe, sondern per WhatsApp würde mir reichen. Telefonieren ist nämlich auch eine Situation aus der sie nicht rauskommt, wenn sie nicht will – finde ich unfair. Bei Textnachrichten kann man asynchron antworten. Ich habe sie erstmals vor zwei Tagen wieder angeschrieben und die Antwort war ermutigend, sehr ermutigend sogar. Ich könnte mir vorstellen das am Ende einer Episode dann auch Stolz und Scham eine Rolle spielen. Immerhin hat sie alles beendet mit den Worten, es würde sich einfach nicht richtig anfühlen. Nun bittet sie noch um etwas Zeit, denn die Kommunikation mit mir würde ihr noch zu viel Kraft kosten. Ein solcher Vertrag würde mir in Zukunft einfach Entscheidungen abnehmen, da ein Automatismus in Gang gesetzt wird, den auch sie zugestimmt hat. Ich könnte mir dies auch als gute Lösung für die Einnahme von Antidepressiva vorstellen. Dein Mann scheint ja diesbezüglich Vorbehalte zu haben – vielleicht erkennt er auch nicht den Moment ab wann es nützlich wäre. Dies in andere Hände zu legen ist bestimmt nicht das schlechteste. Antidepressiva ist auch ein Punkt den ich ansprechen möchte.
OK, die Gefahr der temporären Entmündigung besteht bei alledem schon – aber ist es eine, wenn der Betroffene ein solchen Vorgehen mal zugestimmt hat?
Kurzum, ich mag diesen problemorientierten Lösungsansatz. So etwas hilft mir – selbst wenn die Umsetzung nicht immer klappt.

Zu dem Themenkomplex Versicherungsstatus schreibe ich dir eine PN. In meinen Augen sind existenzbedrohende Situationen die schlimmsten die es gibt. Diese zu Beseitigen wird euch viel Druck nehmen.

LG
Succubus
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Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Succubus »

Hallo zusammen,

als Betroffene halte ich von einem "Vertrag" absolut gar nichts.
Kommunikation miteinander sollte stets auf einer freiwilligen Basis laufen und keinen Zwang darstellen.
Der durch einen Vertrag künstlich erzeugte Druck kann sogar sehr schädlich für den Betroffenen und auch für die Beziehung sein, macht euch gegenüber eurem Partner doch nicht selbst zum Feind...

Zum Thema Antidepressiva...es ist schön wenn sich Angehörige auch mit Gedanken darüber machen was einem in so einer schlimmen Zeit helfen könnte, doch sollte man bei der Einnahme von Medikamenten immer bedenken dass diese auch Nebenwirkungen haben. Antidepressiva können eine gute Stütze sein, doch sie können auch erhebliche Auswirkungen auf das Zusammenleben haben und auch auf die Lebensqualität (die ja eh schon durch die Krankheit eingeschränkt ist). Die Entscheidung für oder gegen Antidepressiva muss jeder für sich selber treffen, ganz ohne Druck von Außen.

Ich persönlich würde meinem Partner den Vogel zeigen wenn er mir etwas in diese Richtung aufzwingen würde...oder es versuchen würde. Mitreden gerne, aber die Entscheidung die ich treffe muss er akzeptieren.

Liebe Grüße
Don't feed the troll :-)
Dani05
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Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Dani05 »

Hallo Succubus,

Ich glaub, da ist bei Dir was falsch angekommen - ich würde niemals auf die Idee kommen, ihn auch nur drängen zu wollen, dass er sich für Antidepressiva entscheidet. Ich bin momentan nur erleichtert, dass er die vom Therapeuten empfohlen Antidepressiva, die ihm früher schon mal geholfen haben, ohne große Nebenwirkungen, in betracht zieht. Da kann definitiv von vorschreiben oder drängen o.ä. Gar keine Rede sein.

Zur Kommunikation/„Vertrag“: vielleicht ist die Bezeichnung „Vertrag“ unglücklich, deshalb hatte ich ja immer von einem Notfallplan gesprochen. Auch da geht es mir weniger drum, dass ich von ihm in der Extremsituation ein bestimmtes Verhalten erwarte, was er dann uU gar nicht „leisten“ kann, als dass ich nicht mehr gänzlich unvorbereitet in solch eine Situation reinlaufen will. Ich trage in diesen Situationen die Verantwortung für die Kinder, mich und tlw auch für ihn und muss entsprechende Entscheidungen treffen. Seine Wahrnehmung ist dann sehr „verzerrt“. Ich erhoffe mir daher in gewisser Weise eine Absucherung und irgendwie eine Entlastung. Flapsig formzliert: Der Diabetiker sagt doch seinem Partner auch nicht: „Komm halt klar, wennn ich plötzlich bewusstlos werde“, sondern man spricht besser vorher drüber?!
Und auch mit FrequentFlyers Kommunikationsbedürfnis: es geht doch nicht drum, dass er einfordert, mindestens alle zwei Tage ein tiefschürfendes Gespräch zu führen - sondern regelmäßig (gerade, wenn man nicht vor Ort ist) ein Lebenszeichen zu kriegen. Ich finde, dass ist nicht Druck aufbauen, sondern dem anderen ggü Verantwortung zu zeigen. Weil es eine Partnerschaft ist.

Ich hoffe, dass du so verstehen kannst, was gemeint war?

LG
Succubus
Beiträge: 357
Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Succubus »

FrequentFlyer hat geschrieben:Hallo Dani,
du klingst wie eine starke Person die zupackend ist. Dieser Notfallplan als eine Lösung für dich, ist eine tolle Sache die mir deine Lösungsorientierung zeigt. Leider fehlt mir die Erfahrung mit so etwas – ob es funktioniert. Ich würde diese Idee weiterspinnen und einen schriftlichen Vertrag machen. Das nimmt dir einfach das schlechte Gewissen, wenn du so handeln musst, wie du musst. Keine Ahnung wie solch ein Vertrag dann individuell aussehen müsste – das ist wohl bei jedem Paar anders. Aber da könnten dann solche Sachen drin stehen wie etwa, das es völlig OK ist, wenn du für ein paar Tage mit den Kindern weg fährst und die Kinder aus der Situation raus nimmst. Da solltest du dann schreiben, dass es nichts mit deiner Zuneigung zu deinem Mann zu tun hat, wenn du weg fährst. Der Vertrag muss halt dann schon für beide gelten und keine Blankovollmacht sein damit du uneingeschränkt das Ruder übernimmst – obwohl, tust du ja gar nicht, da es den Vertrag gibt.
Angeregt durch deinen Thread überlege ich mir gerade, ob ich mit meiner Freundin, wenn sie aus ihrer Episode raus ist, einen solchen Vertrag abschließen soll. Ich würde mir hierbei alle drei Tage zu einem festen Zeitpunkt, ein Telefonat wünschen – auch wenn es sie Kraft kostet. Dafür lasse ich ihr die Ruhe die sie braucht, in dem ich mich nicht dann melde, wenn meine Sorgen um sie überhand nehmen – damit nerve ich nämlich - das weiß ich, aber ich kann halt nicht anders – doch wenn ich wüsste, dass es das nächste Telefonat geben wird, wäre vieles einfacher. Vielleicht kann mal ein Betroffener dazu Stellung nehmen. Kann ja sein das dies Blödsinn ist und nicht funktionieren kann.
FrequentFlyer hat geschrieben:Hi Dani05,
ja, solch ein Vertrag wird mit Sicherheit nicht immer umgesetzt werden (können). Aber so etwas kann uns wirklich den Druck nehmen. Bei mir ist das Problem, dass es eine Fernbeziehung ist. Wenn sie sich nicht meldet, und sie konnte es seit Weihnachten nicht mehr, weiß ich eigentlich gar nichts über ihren Zustand. Alle zwei Tage würde ich halt schon gerne Wasserstandsmeldungen hören. Dabei muss die Initiative auch gar nicht von ihr kommen. Ich möchte halt das „Lass mich in Ruhe“ alle 48 Stunden einmal durchbrechen – in meinem Fall noch nicht einmal per Telefon wie ich vorher geschrieben habe, sondern per WhatsApp würde mir reichen. Telefonieren ist nämlich auch eine Situation aus der sie nicht rauskommt, wenn sie nicht will – finde ich unfair. Bei Textnachrichten kann man asynchron antworten. Ich habe sie erstmals vor zwei Tagen wieder angeschrieben und die Antwort war ermutigend, sehr ermutigend sogar. Ich könnte mir vorstellen das am Ende einer Episode dann auch Stolz und Scham eine Rolle spielen. Immerhin hat sie alles beendet mit den Worten, es würde sich einfach nicht richtig anfühlen. Nun bittet sie noch um etwas Zeit, denn die Kommunikation mit mir würde ihr noch zu viel Kraft kosten. Ein solcher Vertrag würde mir in Zukunft einfach Entscheidungen abnehmen, da ein Automatismus in Gang gesetzt wird, den auch sie zugestimmt hat. Ich könnte mir dies auch als gute Lösung für die Einnahme von Antidepressiva vorstellen. Dein Mann scheint ja diesbezüglich Vorbehalte zu haben – vielleicht erkennt er auch nicht den Moment ab wann es nützlich wäre. Dies in andere Hände zu legen ist bestimmt nicht das schlechteste. Antidepressiva ist auch ein Punkt den ich ansprechen möchte.
OK, die Gefahr der temporären Entmündigung besteht bei alledem schon – aber ist es eine, wenn der Betroffene ein solchen Vorgehen mal zugestimmt hat?
Kurzum, ich mag diesen problemorientierten Lösungsansatz. So etwas hilft mir – selbst wenn die Umsetzung nicht immer klappt.
Zu dem Themenkomplex Versicherungsstatus schreibe ich dir eine PN. In meinen Augen sind existenzbedrohende Situationen die schlimmsten die es gibt. Diese zu Beseitigen wird euch viel Druck nehmen.
LG
Don't feed the troll :-)
Dani05
Beiträge: 11
Registriert: 5. Jul 2017, 21:29

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Dani05 »

Hallo Succubus,

Nochmal: ich will ihn weder zu etwas zwingen noch bevormunden o.ä. Aber ich trage auch Verantwortung für mich und die Kinder und bin auf der Suche nach einem Weg wie wir mit einer sehr belastenden Situation umgehen können, innerhalb einer Partnerschaft.
Dazu hatte ich mich nach langer Überlegung hierhin gewandt, in der Hoffnung, von den Erfahrungen anderer lernen zu können. Schade, dass es gerade so konfrontativ wirkt.

Danke trotzdem allen für ihren Input.

LG
DieNeue
Beiträge: 5829
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,

ich bin auch Betroffene und nachdem du, FrequentFlyer, uns gebeten hast, zu deiner Idee mit dem Vetrag Stellung zu beziehen, würde ich gerne meine Meinung sagen:
Ich sehe es genauso wie Succubus und kann mich allen ihrer Beiträge nur komplett anschließen. Allein bei dem Gedanken daran, dass sich jemand anmaßt, mir so einen Vorschlag zu unterbreiten, stellen sich bei mir schon alle Haare auf und ich werde immer wütender! Ich fühle mich jetzt gerade echt überfordert und total gestresst, weil ich nicht weiß, wie ich dich/euch von dieser Idee wieder abbringen soll. Und das nur durch das Lesen des Vorschlags. Wenn man mir so einen Vertrag vorschlagen würde, würde ich nicht nur meinem Partner den Vogel zeigen, sondern auch die Flucht antreten. Ich würde mich nicht nur in die Enge gedrängt fühlen, sondern auch wie ein kleines Kind behandelt. Mein Rat deshalb: Lass es!
Dani05 hat geschrieben:...könnte mir schon vorstellen, dass diese Art von Vertrag hilfreich sein kann - auch wenn er vielleicht nicht immer eingehalten wird bzw. Es deiner Freundin vielleicht manchmal einfach unmöglich ist. Aber wie Du schreibst, vielleicht nimmt es (dir) zum einen Druck raus und zum anderen ist so ganz klar festgehalten, dass auch der Nicht-Depressive Partner trotz allem Verständnis und trotz der selbstverständlichen Rücksichtnahme eben auch Bedürfnisse und Rechte hat, die nicht ganz untergehen dürfen.
FrequentFlyer hat geschrieben:ja, solch ein Vertrag wird mit Sicherheit nicht immer umgesetzt werden (können). Aber so etwas kann uns wirklich den Druck nehmen.
So ein Vetrag ist vielleicht schön für den Nicht-Betroffenen, weil er ihnen (vermeintlich) den Druck nimmt. Der Druck wird allerdings durch den Vertrag auf den depressiven Partner übertragen. Da der Depressive den Vertrag sowieso nicht immer einhalten kann, wird er immer wieder mit seinem Versagen konfrontiert werden, das ist mehr als deprimierend und es ist im Prinzip vorprogrammiert, dass die Depression dadurch schlimmer wird.
Succubus hat geschrieben:Der durch einen Vertrag künstlich erzeugte Druck kann sogar sehr schädlich für den Betroffenen und auch für die Beziehung sein, macht euch gegenüber eurem Partner doch nicht selbst zum Feind...
Ja, das kann ich auch nur bestätigen. Druck ist Gift für jemanden, der an Depressionen leidet. Egal wie klein und egal durch was. Wenn ihr Druck auf euren Partner ausübt, macht ihr euch damit wirklich keine Freunde, sondern alles noch schlimmer. Und Druck fängt bei Depressiven schon bei dem an, was auch nur einen klitzekleinen Hauch von Druck hat, wo Nicht-Depressive nicht mal erahnen können, dass jemand dabei Druck empfindet.
FrequentFlyer hat geschrieben:Der Vertrag muss halt dann schon für beide gelten und keine Blankovollmacht sein damit du uneingeschränkt das Ruder übernimmst – obwohl, tust du ja gar nicht, da es den Vertrag gibt.
Doch, zumindest wirkt es so, denn du hast den Vertrag vorgeschlagen und so ein Vertrag wirkt für mich nicht auf Augenhöhe.
FrequentFlyer hat geschrieben: Angeregt durch deinen Thread überlege ich mir gerade, ob ich mit meiner Freundin, wenn sie aus ihrer Episode raus ist, einen solchen Vertrag abschließen soll. Ich würde mir hierbei alle drei Tage zu einem festen Zeitpunkt, ein Telefonat wünschen – auch wenn es sie Kraft kostet. Dafür lasse ich ihr die Ruhe die sie braucht, in dem ich mich nicht dann melde, wenn meine Sorgen um sie überhand nehmen – damit nerve ich nämlich - das weiß ich, aber ich kann halt nicht anders – doch wenn ich wüsste, dass es das nächste Telefonat geben wird, wäre vieles einfacher.
Das widerspricht sich meiner Meinung nach etwas. Indem du von ihr forderst, sich zu melden, hat sie nämlich keine Ruhe. Sie muss quasi immer wieder ihren Status reporten, das kann auch ziemlich anstrengend und nervig sein. Ich stelle auch manchmal fest, dass ich immer wieder (freiwillig!) meiner Familie schreibe, wenn es mir mal einen Tag lang verhältnismäßig gut gegangen ist. Aber dass ich irgendwann auch mal keine Lust mehr hatte zu schreiben, weil ich dadurch jedesmal vor Augen hatte, wie schlecht und wie oft es mir sonst schlecht geht. Und das wollte ich mir nicht ständig selber vor Augen halten. Ich schreibe zwar meistens schon noch, weil ich weiß, dass es ihnen sehr gut tut, das zu hören, aber ich mag auch micht mehr alles "reporten", sondern schreibe wenn ich Lust habe.
Wenn du Sachen strikt von ihr forderst, wirst du die Sache nur schlimmer machen. Dass sie aber ab und an mal ein Lebenszeichen sendet (man kann ja ausmachen, dass ein smiley o.ä. reicht), finde ich ok. Darum kann man sie bitten, aber nicht fordern, das wird nichts.
Meine Eltern haben, glaube ich, auch mal ein Wort oder so ausgemacht, weil einer den Anderen oft nicht ausreden hat lassen. Das wurde dann in der Situation gesagt und der Andere wusste dann Bescheid, dass jetzt der Andere weiterredet und er den Mund halten soll ;) Da kam es dann nicht mehr jedes Mal zu Reibereien.
Wegen dem Druck nochmal: Ich bin vor einigen Jahren komplett zusammengebrochen und konnte wochenlang gar nichts mehr machen. Meine Eltern wollten mich dann (liebgemeint) wieder etwas aktivieren, indem ich eine kleine Aufgabe im Haushalt mache. Der Vorschlag war, dass ich am nächsten Montag eine Maschine Wäsche wasche. Nur einmal eine Maschine, sonst nix. Ich bin fast ausgeflippt, war völlig überfordert und fix und fertig deswegen. Hab dann das Waschen auch gelassen und meine Eltern haben ihre Vorschläge auch irgendwann eingestellt. Irgendwann hab ich dann gemerkt, dass ich von selber angefangen habe, wieder was zu machen. Aber nicht die Wäsche, wie ursprünglich angedacht, sondern ich hab jeden Tag die Betten von meinen Schwestern gemacht. Ist keinem aufgefallen, meine Mutter hat gedacht, meine Schwestern waren es und umgekehrt. Ich hab immer wieder etwas mehr gemacht, allerdings überhaupt nicht geplant (das hätte nie funktioniert), sondern einfach nach Gefühl. Irgendwann hat meine Mutter mir wieder auch (mini)Aufgaben geben können, wie mal den Ofen rechtzeitig einschalten, bevor sie nach hause kommt, oder salat waschen. Also nichts großes, aber so wurde es immer besser. Wenn man sehr "verbissen" und mit strikten Regeln und Vorgaben an die Sache rangeht, kommt man nicht besonders weit. Ohne Druck und mehr nach Gefühl funktioniert (bei mir) besser. Das braucht natürlich viel Zeit, und viel Geduld und auch ein Vertrauen darauf, dass sich manche Dinge mit der Zeit auch wieder einrenken können, auch wenn man das Gefühl hat, man hat sie nicht unter Kontrolle. (Geholfen haben mir mit Sicherheit dabei auch Antidepressiva und eine Zeitlang therapeutische Unterstützung durch Gespräche).

@ Dani: Absprachen (wie für dich den "Notfallplan") finde ich tw. aber schon auch sinnvoll. Gerade, was die Kinder angeht. Ich finde, man kann schon abmachen, dass wenn es deinem Partner wieder so schlecht geht, dass man dann die Kinder zu den Großeltern/Freunden bringt, sie da mal übernachten lässt, dass sie nicht alles mitbekommen. Oder auch (wenn der Partner einverstanden ist), dass er dann zeitweise in ne Klinik geht. Das sind meines Erachtens dann aber Absprachen auf Augehöhe, wo DU etwas machen kannst, wofür du dich nicht ständig rechtfertigen musst, und wo du nicht in jeder einzelnen Situation neu überlegen und rumdiskutieren musst (und nicht, wo der Partner dieses und jenes Verhalten erfüllen muss). Solche Absprachen sollte man aber auch noch abändern und anpassen können. Total fixe starre "Regeln" sind nicht sinnvoll. Der Umgang mit Depressionen erfordert nicht nur sehr viel Geduld, sondern leider auch, wie oben schon geschrieben, dass man nicht alles konkret planen kann.

@ Dani: Antidepressiva werden doch auch von der Krankenkasse bezahlt. Ich verstehe nicht ganz, warum du froh wärst, wenn dein Partner Medikamente nimmt bzw. er schon welche genommen hat, aber eine Therapie/Krankenhaus ist wegen der Gefährdung eurer Existenz nicht möglich? Da würden Medikamente doch die gleichen Auswirkungen haben, oder nicht?
So wie du deinen Partner beschreibst, finde ich auch, dass alle paar Wochen ein Gespräch definitiv nicht ausreicht. Stationär könnte man ihm wahrscheinlich am besten helfen, und auch du und die Kinder wärt dadurch eine Zeitlang entlastet. Suizidgedanken und auch ständige Zusammenbrüche sind auf jeden Fall nicht harmlos! Von meinem kompletten Zusamebruch habe mich nie wieder davon erholt. Mittlerweile bin ich wegen voller Erwerbsunfähigkeit berentet (mit 31). Je öfter solche Zusammenbrüche passieren, desto schlimmer wird es wahrscheinlich bleiben und desto schwieriger bis unmöglich wird es, da raus zu kommen. Bei mir wurde es chronisch. Ich stelle mir deine Situation echt furchtbar vor, wenn du permament die Situation abwägen musst.
Vielleicht könntet ihr euch auch an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden (von Diakonie/Caritas etc.), die bieten auch kostenlose Gespräche an (manchmal auch regelmäßige) und haben Schweigepflicht. Das ist zwar keine Therapie, aber es kann trotzdem zumindest mal Erleichterung verschaffen, mit jemandem reden zu können. Meinem Vater haben die mal eine ganze Zeit lang sehr geholfen. Es ist noch zusätzlicher Stress, wenn man weiß, man kann sich eigentlich nicht die Hilfe holen, die man bräuchte.

quote="Dani05"]Ich wüßte gern, was er dann wirklich braucht, nur dass er mir das dann nicht sagen kann.[/quote]
Ich glaube, es ist auch schwer rauszufinden, was man in einer Krisensituation braucht. Man versteht sich da oft selbst nicht und ist innerlich zwiegespalten. Mir hilft es, wenn ich hinterher über die Situation nachdenke, bzw. mir in der Situation meine Gedanken aufschreibe, und dann analysiere, was da eigentlich los war und so schlimm war, dass ich so eine Krise bekommen habe. Ich beobachte quasi meine Gedanken ;) Da kann ich dann auch rausfinden, ob das Gedanken sind, die immer wieder kommen, ob sie ein bestimmtes Muster haben. Aber dafür braucht es auch Übung, also in dem Sinne, dass man das mit der Zeit immer mehr lernt.

Ich hoffe, meine Gedanken sind für euch hilfreich.
Liebe Grüße und noch einen schönen restlichen Sonntag!
DieNeue
FrequentFlyer
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Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi,

ich danke euch für die Einschätzungen aus Sicht von Betroffenen. Mir ist schon klar das dies kein einfaches Thema ist und der Abwägung bedarf. Aber jede persönliche Situation ist anders und in einer Partnerschaft gibt es halt immer auch ein wir und nicht nur ein ich - wenn dann immer zwei ichs!
Ich mag auch nach wie vor den Begriff des Vertrages. Denn ein guter Vertrag ist niemals eine einseitige Erklärung die ich meiner Freundin unterjubeln würde, sonder ich will solch einen Vertrag schon mir ihr persönlich auf Augenhöhe erstellen – sogar eigentlich eher vornehmlich von ihr erstellen lassen. Denn sie ist ja schließlich die Person, die sich am besten selber kennt, kann einschätzen was sie erträgt und was nicht. Für mich als Partner in einer Fernbeziehung ist es nun mal das plötzliche Abwenden ein schmerzhaftes Ereignis. Aber viel schlimmer ist eher das völlige Einstellen der Kommunikation. Und da kann dies, so meine Hoffnung, ein Mittel sein um diese Zeit zu überstehen. Und sei es nur das ich ihren erwachsenen Sohn kontaktieren darf um nachzufragen ob alles in Ordnung ist.
Letztlich soll dies nur die Niederschrift von mündlichen Abmachungen sein. Aus Erfahrung weiß ich, dass wir nach der Beendigung einer depressiven Episode dies möglichst schnell abhaken wollen und die bisherigen getroffenen mündlichen Vereinbarungen eher dürftig sind und extrem pauschal gehalten sind. Sich einmal intensiv damit auseinander zu setzen, könnte für die Zukunft schon nützlich sein. Alleine wenn wir niederschreiben, dass wir diese Abmachungen aus Liebe und Fürsorge für den Anderen machen, würde mir dies in Krisenzeiten helfen. Denn der Zweifel wird wohl an jedem Partner / Angehörigen nagen in diesen Zeiten.
Insgesamt bin ich nicht so naiv zu glauben das dies ein Allheilmittel ist. Mir ist übrigens auch klar, dass keine Beziehung auf Dauer Situationen überstehen kann, in der einzig und alleine der Betroffene bestimmend ist, nach dem Motto, ich habe Depressionen und deswegen muss sich mein Umfeld nach mir richten. Einem solchen Partner würde ich nämlich den Vogel zeigen. Versteht mich diesbezüglich jetzt nicht falsch. Es geht mir nicht darum meiner Partnerin nicht beizustehen, ihre Bedürfnisse in der Situation mitzutragen, es geht um einen Weg zu finden diese Situationen für uns beide erträglicher zu machen.

LG
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Zarra »

Hallo,

da ich immer wieder mal an diesen Thread denke, schreibe ich jetzt doch etwas. (Ich habe nicht jede einzelne Zeile, egal ob von der Angehörigen- oder von der Betroffenen-Seite intensiv gelesen. Von daher mehr so "meins" ...)

Ich bin Betroffene und ich kann mir durchaus vorstellen, daß irgendwelche Absprachen für Situation x und für Situation Y helfen können - letztendlich beiden Seiten. Persönlich mag ich den Begriff Vertrag überhaupt nicht - ich denke dabei halt sofort eher an Knebelvertrag, bei dem ich geknebelt werde, nicht daran, daß z.B. ein Mietvertrag durchaus auch Rechte für mich einschließt; die Konnotationen können also sehr unterschiedlich sein; ... außerdem hätte ich persönlich gerne Persönlich-Privat-Menschlisches außerhalb des Privatrechtlichen geregelt, ich will ja nicht nur mit meinen Taten, sondern auch mit meinen Gefühlen und Befindlichkeiten in einer Beziehung gesehen werden. Eine verbindliche Vereinbarung für kritische Situationen, die beiden (!) helfen soll, klingt für mich schon viel besser. Doch auch das dürfte individuell sein.

Zu besprechen, "auszuhandeln": Sicher eher in undepressiven oder nur leicht depressiven Zeiten; vielleicht in einer leicht schlechteren Zeit bewußt zu überprüfen, ob das realistisch sein könnte. Und ich glaube, es sollte eher weniger drinstehen, aber Wesentliches (was beiden Seiten jeweils sehr wichtig ist!) und Sachen, an die sich beide voraussichtlich halten können. Schöne Absichtserklärungen nützen keiner Seite etwas, egal wie toll sie klingen.

Und falls (!) beide (!) das ernsthaft wollen, kann ich mir auch vorstellen, daß allein die "Arbeit" daran einiges klären kann oder wichtige Fragen aufwirft.

Und von mir selbst ausgehend kann ich sagen, daß ich mir ggf. den anderen Zustand nicht oder nur schlecht vorstellen kann; das macht es so schwierig.

Viel hängt aber auch davon ab, wie schlecht es den Partnern wirklich geht. Bei den wenigsten dürften absolute Krisen vorherzusehen sein. Und auch ansonsten gibt es Abstufungen. Und persönlich Unterschiedliches. - Ich weiß, daß es anderes gibt, doch bei mir haben sich die grundsätzlichen (!) Gefühle gegenüber Menschen durch die Depression nicht geändert, mein Verhalten hat sich jedoch durchaus geändert, weil ich einfach nicht mehr "mitschwingen" konnte, für mich dann sozusagen eher die Frage: Kann ich mich so zumuten, so unlustig, so wortkarg, so völlig ohne jede Idee, so hoffnungslos? Das geht mit manchen Menschen, mit anderen geht es nicht.

Für mich als Betroffener würde viel davon abhängen, was in solch einer Vereinbarung stünde. Wenn da stünde, daß ich, bitte schön, normale Kommunikation halten soll, mindestens xy Minuten, schließe ich mich den Abwehrkommentaren an. Andererseits gibt es Mindeststandards, die man auch sonst als nicht absolutest Schwerstbetroffener einhalten sollte: Ich muß mich halbwegs rechtzeitig krankmelden, wenn ich ein Rezept brauche, muß ich zum Arzt gehen, also werde ich auch eine "Hallo"-Mail, -SMS oder einen solchen Anruf hinkriegen können (also nicht alle paar Stunden, wie das vielleicht modern ist, aber alle paar Tage o.ä.), und je besser das auch in diesen schweren Zeiten harmoniert, um so eher. - Und ja, ich habe auch schon in nur leicht angeschlagenen Zeiten erlebt, daß ich erst abwehrte, aber halt nicht den Telefonhörer auflegte, und man am Ende sogar doch ganz nett plauderte - nicht wie sonst, aber okay. Das war jemand Nahes, mit dem es ging. Und neulich habe ich einen Bekannten knallhart abgewürgt, weil ich entweder absolutes Theater hätte spielen müssen, was ich vermutlich auch nicht gekonnt hätte, es gab aber auch keinen wirklichen Anlaß dafür, - und es ja, kein "oder" gab, keine andere Möglichkeit gab, als von ihm mit Unpassendem "zugedröhnt" zu werden - nicht bösartig, nicht negativ gemeint, dennoch ging das für mich gerade gar nicht.
FF hat geschrieben: Und sei es nur das ich ihren erwachsenen Sohn kontaktieren darf um nachzufragen ob alles in Ordnung ist.
FF hat geschrieben:dass wir diese Abmachungen aus Liebe und Fürsorge für den Anderen machen
Finde ich gut.
FF hat geschrieben:Aus Erfahrung weiß ich, dass wir nach der Beendigung einer depressiven Episode dies möglichst schnell abhaken wollen
Auch das ist unterschiedlich. Ab wann redet man von einer depressiven Episode? ... bzw. ab wann definiert Ihr sie? - Bei anderen ist das u.U. viel durchgehender.
Dani hat geschrieben:Es wäre oft erheblich einfacher, wenn ich wüßte, dass ich im Prinzip in seinem Sinne handle, wenn ich zum Beispiel mich (auch) um die Kinder kümmern will/muss, er dieses Verhalten aber aus dem Absturz heraus mit „du bringst mich mit Deinem Verhalten um“ quittiert.
Äußerlich finde ich es jetzt erst mal logisch, daß Du Dich um Eure (ich glaube: kleineren) Kinder kümmern mußt. Und letztendlich müßte das in seinem Sinne sein. Doch vielleich solltet Ihr mal besprechen, was er dann erwartet ... und was er beim Nachdenken realistisch findet. Vielleicht erst mal Kinder, ... dann zu ihm, aber für ihn vielleicht mit der Sicherheit (!), daß Du wirklich kommst, ihn nicht hängenläßt. Oder keine Ahnung, für mich bleibt leicht unklar, was er bzw. Du mit „du bringst mich mit Deinem Verhalten um“ mein(s)t.
Dani hat geschrieben:Oder er zusammenbricht, mich wegschickt und mir im gleichen Moment sagt, ich wäre nie für ihn da.
Da würde ich jetzt mal sagen, daß das Depression pur ist. Man weiß einfach nicht mehr, was man will, ist nur noch konfus. - Vielleicht kann Dir Dein Mann ja ähnliches erklären. ... und in der Vereinbarung steht, was Du mit Widersprüchlichem machen sollst, was gilt (ggf. mit Ausnahme "wenn ...").
Dani hat geschrieben:Sind diese recht schnellen Stimmungswechsel normal?
Jein. - Also: Es kann ein klassisches Morgentief geben. - Außerdem beeinflussen uns alle zig Dinge, und unter eine Depression ist man oft empfindlicher und gereizter. :( - Und es könnte ja auch noch psychische Zusatzdiagnosen geben, auch wenn diese sonst nicht ausgeprägt sind.

LG, Zarra
Valentina2810
Beiträge: 2
Registriert: 29. Dez 2017, 22:13

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Valentina2810 »

Liebe Dani,

ich verstehe gut was du durchmacht! Ich klammere mich auch immer an jedem Strohhalm und ich finde die Idee eines Notfallplans eigentlich gut. Ich hoffe, das es dir und deinem Partner gelingt, diesen umzusetzen. Leider sind die Erfahrung mit meinem Partner diesbezüglich negativ. Wenn er gute Phasen hat und am Leben teilt nimmt, sagt er uns wie sehr er uns liebt und und er entschuldigt sich für die Sachen die er sagt, die er tut oder eben mal wieder nicht tut, dafür dass er uns oft nicht zeigen kann wie sehr ihm alles Leid tut und wie sehr er uns liebt. Aber wenn er schlechte Phasen hat komme ich überhaupt nicht an ihn ran. Es ist egal, was ich sage oder mache, woran ich ihn erinner ( immer in der Hoffnung, nicht vorwurfsvoll zu wirken). Für diese Phase ist alles was wir je zuvor besprochen haben hinfällig. Ich wünsche dir, dass ihr das besser hinbekommt.

Zu dem Thema Therapie kann ich nur sagen, dass der Therapeut euch vom rechtswegen nicht beide in Behandlung nehmen darf. Nur dann, wenn ihr euch für eine Paartherapie entscheidet. Ich hätte mir damals gewünscht, auch mal mit der Therapeutin meines Partners sprechen zu können. Ich konnte selbst nicht mehr. Ich hatte keine Kraft mehr. Ich wusste einfach nicht mehr wie ich damit umgehen soll und hätte mir da Rat von außen gewünscht. Ich habe mittlerweile selbst einen Termin bei einem anderen Psychologen geholt und erhoffe mir Besserung im Umgang miteinander.
Ich wünsche euch, das ihr es besser hinbekommt!
Liebe Grüße Valentina
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi,

@Zarra: Über den Namen einer solchen Vereinbarung kann man wunderbar streiten. Ich habe jetzt keine schlechten Assoziationen mit dem Begriff Vertrag, habe aber keine Ahnung wie dies bei meiner Freundin ist. Mir fällt noch der Begriff der Absichts- oder Willenserklärung ein. Einfach um zu dokumentieren das man die Absicht bzw. den Willen hat – ob man es dann kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. Mir persönlich gefällt der Begriff des Notfallplans nicht. Damit habe ich schlechte Assoziationen – es wird durch irgendein Ereignis ein Notfallprotokoll in Gang gesetzt. Finde ich jetzt irgendwie pessimistisch – Aber letztlich wird da jeder Mensch eine andere Assoziation haben. Und ich würde so etwas auch nie mit einem Prinzipienreiter abschließen der dann womöglich irgendwann vor dir steht und mit dem Papier wedelt, denn:

Du komprimierst in einem Absatz den eigentlichen Vorteil den ich sehe bei solch einer Vereinbarung:

„Und falls (!) beide (!) das ernsthaft wollen, kann ich mir auch vorstellen, daß allein die "Arbeit" daran einiges klären kann oder wichtige Fragen aufwirft.“

Denn genau solche Klärungen hätten wir zu einem gegebenen guten Zeitpunkt machen sollen. Wenn ich nämlich jetzt ihren Sohn oder ihre beste Freundin kontaktiere, wäre dies ein riesiger Vertrauensverlust – ganz zu schweigen das ihr eventuell einen anderen Weg einfallen könnte, um mir meine Sorge zu nehmen. Und umgekehrt könnte ihr dies Druck nehmen, wenn sie nicht fähig ist zu kommunizieren, obwohl sie weiß das ich dies brauche – wir haben uns ja auf eine alternativen Weg geeinigt oder ein Mindestmaß der ihr vielleicht Kraft kostet aber nicht unmöglich ist (dein Beispiel mir der Krankmeldung)

LG
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Luna1966 »

Liebe Dani05,

ich habe deinen Thread nur "quergelesen" und bin bei

Notfallplänr aushandeln

steckengeblieben. Deshalb begrenze ich meinen Beitrag auf Pläne.

Ich selber bin Betroffene.
Auch in leichten depressiven Zeiten schaffe ich all das, was in meinem Leben an Anforderungen zu bewältigen ist, einschließlich Familie und Beruf.

Die größte Hilfe sind mir dabei festgelegte "Verträge/Pläne" und mein Pflichtbewusstsein, diese auch erledigen zu wollen. Es ist nicht immer leicht, oft ein innerer Kampf aber zumindest muss ich mir keine eigenen, immer wiederkehrenden Gedanken machen, ob ich morgens aufstehen oder meine Morgentoilette erledigen will - ich MUSS, es warten weitere Tagespflichten auf mich.

So funktioniere ich ganz gut.
Zum Glücklichsein gehört wahrlich mehr, aber zum Überstehen von depressiven Zeiten ist mir das hilfreich.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine besondere Fürsorgepflicht gegenüber Schutzbefohlenen gegeben ist (wenn ich richtig gelesen habe, habt ihr Kinder), da muss auch ein depressives Elternteil in die Pflicht genommen werden. Krankheiten von Elternteilen können nachhaltig verstörend auf Kinder wirken. Deshalb mein Rat auf jeden FALL therapeutisch die Ursache für die Depression ergründen - auch oder insbesondere in "guten" Zeiten.

Ich weiß, worüber ich rede, ich habe auch Kinder, sogar Halbwaisen. Den Luxus, mich immer in Watte zu packen kann ich mir nicht leisten.
Deshalb helfen MIR "Pläne" zu funktionieren, welche ich einfach nur "abarbeiten" muss ohne mir jede Minute Gedanken machen zu müssen, was ich noch alles erledigen müsste oder vielleicht vergessen habe. Das nimmt mir jede Menge Druck und Stress.
To-do-Listen werden auch oft von Therapeuten empfohlen. Sie sind eine Richtlinie, die man selber festlegen kann und strukturieren einen Tagesablauf bzw. erinnern an wichtige Termine.

Ich wünsche dir viel Erfolg in deinem Beistehen und Bemühungen gegen die depressive Auswirkungen deines Mannes.

Luna
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Zarra »

Hallo,

"Notfallplan" klingt mir auch zu dramatisch, da denke ich sofort an die Abwendung von Schlimmstem - das kann bei einigen durchaus wichtig und nötig sein (!); zum "Zusammenleben" gibt es aber vieles davor.

Ich gehe mal von mir selbst aus: Pure Willenserklärungen - puh, da könnte ich eine Menge abgeben. Ganz ehrlich gemeinte!! - Und ich sage genauso ehrlich: Zumindest ich glaube, daß dies bei dieser Krankheit nicht taugt - oder selten taugt. Denn das "ich kann nicht", "ich kann gerade nicht" stimmt zwar (!), ist aber eben schnell da. Ich mag Druck überhaupt nicht, oft ist er auch kontraproduktiv, und doch muß ich zugeben, daß es manchmal gut ist, wenn es erfüllbare (!) Verbindlichkeiten gibt. Genau deshalb gilt es ja ggf. hinzuschauen, was tatsächlich auch noch im angegriffenen schlechten Zustand halbwegs realistisch möglich ist.

LG, Zarra
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,
mir gefällt der Begriff "Abmachung" besser.
Er zeigt eher, dass es um eine gemeinsam ausgemachte Sache geht, etwas gemeinsam Ausgehandeltes, sozusagen den kleinsten gemeinsamen Nenner.
Ob ich das erfüllen könnte, wenn es mir richtig schlecht geht, weiß ich allerdings nicht. Mir sagt das Wort aber mehr zu, wäre mehr Türöffner, um gemeinsam mit den Schwierigkeiten umgehen zu können.
LG Gertrud
Succubus
Beiträge: 357
Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Succubus »

Dani05 hat geschrieben:Hallo Succubus,

Nochmal: ich will ihn weder zu etwas zwingen noch bevormunden o.ä. Aber ich trage auch Verantwortung für mich und die Kinder und bin auf der Suche nach einem Weg wie wir mit einer sehr belastenden Situation umgehen können, innerhalb einer Partnerschaft.
Dazu hatte ich mich nach langer Überlegung hierhin gewandt, in der Hoffnung, von den Erfahrungen anderer lernen zu können. Schade, dass es gerade so konfrontativ wirkt.

Danke trotzdem allen für ihren Input.

LG
Hallo Dani,
wenn du nicht vor hast ihn zu etwas zu zwingen, gibt es für dich doch auch gar keinen Grund dich so durch meinen Beitrag in dem ich auf FrequentFlyers "Vertrag" eingegangen bin angegriffen zu fühlen oder sonst was?!

Für mich gibt es nun einmal einen Unterschied zwischen Notfallplänen, Verträgen und Absprachen. Es steht dir frei anders darüber zu denken und zu schreiben.

Mir - als Betroffene - stößt es nun mal sehr auf wenn Partner sich gegenseitig Druck erzeugen.
Wenn ich von meinem Partner erwarte sich alle X Tage zu melden, baue ich damit einen gewissen Druck auf. Wenn mein Partner aber momentan nicht mit Druck umgehen kann, schadet es ihm eher als es ihm hilft. Durch diese Erwartungshaltung erzeuge ich ggf. auch noch die Situation dass mein Partner sich bereits 1 Tag zuvor schon verrückt macht wegen dieser Regelung und dann erst recht am gewünschten Tag total am Ende ist.
Ob und wann der Partner für derlei verbindliche regelmäßige Kommunikation bereit ist, ist dann jeweils unterschiedlich. Eine regelmäßige Kommunikation kann auch stattfinden ohne einen solchen Vertrag.

Und zur Erklärung, Notfallpläne sind für mich(!) Absprachen für Notsituationen. Als Beispiel hierfür würde mir eine Panikattacke einfallen. Soll ich reagieren? Wie kann ich reagieren? Kann ich etwas tun um meinen Partner zu beruhigen? Was mache ich mit unseren Kindern in dieser Situation?
Zarra hat geschrieben: Für mich als Betroffener würde viel davon abhängen, was in solch einer Vereinbarung stünde. Wenn da stünde, daß ich, bitte schön, normale Kommunikation halten soll, mindestens xy Minuten, schließe ich mich den Abwehrkommentaren an. Andererseits gibt es Mindeststandards, die man auch sonst als nicht absolutest Schwerstbetroffener einhalten sollte: Ich muß mich halbwegs rechtzeitig krankmelden, wenn ich ein Rezept brauche, muß ich zum Arzt gehen, also werde ich auch eine "Hallo"-Mail, -SMS oder einen solchen Anruf hinkriegen können (also nicht alle paar Stunden, wie das vielleicht modern ist, aber alle paar Tage o.ä.), und je besser das auch in diesen schweren Zeiten harmoniert, um so eher. - Und ja, ich habe auch schon in nur leicht angeschlagenen Zeiten erlebt, daß ich erst abwehrte, aber halt nicht den Telefonhörer auflegte, und man am Ende sogar doch ganz nett plauderte - nicht wie sonst, aber okay. Das war jemand Nahes, mit dem es ging. Und neulich habe ich einen Bekannten knallhart abgewürgt, weil ich entweder absolutes Theater hätte spielen müssen, was ich vermutlich auch nicht gekonnt hätte, es gab aber auch keinen wirklichen Anlaß dafür, - und es ja, kein "oder" gab, keine andere Möglichkeit gab, als von ihm mit Unpassendem "zugedröhnt" zu werden - nicht bösartig, nicht negativ gemeint, dennoch ging das für mich gerade gar nicht.
Hallo Zarra,
für mich macht es z.B. einen großen Unterschied ob ich mich mit einem Arzt unterhalten muss oder mit Verwandten/dem Partner. Bei meinem Arzt habe ich nicht alle 2/3/4 Tage einen Termin und er ist mir auch nicht böse oder er ist auch nicht verletzt wenn ich miese Laune hab und in einem entsprechenden Tonfall spreche. Und je nachdem wie lange man bereits dort ist und was das für ein Arzt ist, geht das auch fix...bei mir z.B. alle 3 Monate je max. 10Minuten um kurz zusammenzufassen was war und die Krankmeldung+Rezepte auszustellen. Zudem wartet mein Arzt ja auch nicht sehnlichst auf ein Lebenszeichen von mir, das nimmt schon mal ganz viel Druck weg.
Bei Verwandten/Partner empfinde ich es angenehmer wenn eine Kommunikation ohne festgelegten Rhythmus erfolgt. Da kann man auch sagen" Nee heute nicht, die Welt kann mich gern haben" und denkt sich nicht schon einen Tag davor "Morgen muss ich wieder, oh gott oh gott oh gott". Der gefühlte Zwang ist in meinen Augen das Problem bei der Sache.

Grüße
Don't feed the troll :-)
Dani05
Beiträge: 11
Registriert: 5. Jul 2017, 21:29

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Dani05 »

Hallo zusammen,

Inzwischen sind ja ganz schön viele Meinungen zusammengekommen und ich habe in den letzten Tagen viel über die zum Teil sehr unterschiedlichen Sichtweisen nachgedacht.

Immer wieder wurde ja über die richtige Benennung diskutiert. Das hat, glaube ich, aber nicht nur den Grund, dass jeder den Begriffen eine unterschiedliche Bedeutungen beimisst, sondern auch, weil sich die Depressionen bei jedem Betroffenen unterschiedlich äußern und bei jedem Angehörigen unterschiedliche Ängste und Bedürfnisse wecken.
Ob das dann (wie bei mir) das Bedürfnis nach einem Fahrplan für extreme Situationen ist, und sich daher die Bezeichnung Notfallplan richtig anfühlt, ob das eher eine (gemeinsame) Festlegung von Mindeststandards in der Kommunikation ist und daher vielleicht die Bezeichnung Vertrag passt, ob man von gemeinsamen Abmachungen spricht etc. - letztendlich ist doch all das nur ein Ausdruck des Bedürfnisses (hier in der Regel des Angehörigen) einen Weg zu finden, mit einer subjektiv belastenden Situation leben zu können.

Natürlich kann der Depressive nichts für seine Krankheit. Sein Leiden ist unbestritten. Aber auch der Angehörige leidet, abhängig davon wie sich die Depression äußert. Und auch er kann nichts dafür. Wenn man jetzt mal so das Spektrum dessen nimmt, wie sich so eine Depression äußern kann, also von Rückzug, über Antriebslosigkeit, finanziell-soziale Konsequenzen, bis zu den Auswirkungen, die dann eher bei Männern auftreten, also aggressives, verletzendes, riskantes Verhalten, und nicht zuletzt die zum Teil ständige Konfrontation mit der Thematik Suizid mit all den damit verbundenen Ängsten, dann möchte ich den Angehörigen sehen, der das mit der Erklärung, dass das halt die Depression ist, „weggesteckt“ kriegt. Noch mal: ohne jeden Vorwurf an den Depressiven, einfach als Tatsachenbeschreibung. Wenn ich in einer Partnerschaft lebe, bin ich dem ausgesetzt; je nach eigener Resilienz und Schwere der Depression, mit mehr oder weniger gravierenden Folgen für meine eigene psychische Verfassung. Wenn ich aber erstmal an dem Punkt bin, dass ich mich subjektiv zu stark beeinträchtigt fühle, hilft auch mir kein „jetzt reiß dich mal zusammen.“ Das bringt mir dann ebensowenig wie dem Betroffenen.
An diesem Punkt, wenn ich massiv leide, muss ich eine Entscheidung treffen:
- Ich leide weiter, zerbreche daran selbst und dann wahrscheinlich auch die Partnerschaft.
- Ich gehe gleich, um mich der Situation zu entziehen.
- Ich schotte mich gefühlsmäßig ab; dann ist es auch keine Partnerschaft mehr
- Oder ich versuche, eine für beide erträgliche, lebenswerte Situation zu schaffen, in dem ich versuche Regelungen zu finden, die unter Berücksichtigung der Möglichkeiten des Betroffenen auch die Bedürfnisse des Angehörigen berücksichtigen.

Und damit bin ich an dem Punkt auf den ich hinauswollte: in einigen Beiträgen wurde der Wunsch nach einer solchen Abmachung sehr heftig zurückgewiesen. Es wurde darauf hingewiesen, dass es nur die Depression des Betroffenen ist etc. Es wurde als angemessen dargestellt, dem Partner dann symbolisch den Vogel zu zeigen, die Flucht zu ergreifen etc.
Das ist in meinen Augen eine sehr einseitige Betrachtung. Als alleinlebender Single geht das vielleicht . In einer Partnerschaft und erst Recht in einer Familie betrifft eine Depression alle und unter Umständen sehr massiv, mit ganz erheblichen Einbußen für die Lebensqualität aller. Ich finde daher, dass jede Äußerung eines Bedürfnisses auf beiden Seiten ernst genommen werden muss. Dass auch der Angehörige das Recht haben muss, für seine Bedürfnisse einzutreten - auch der Angehörige kommt nämlich leicht in Situationen, in denen er nicht mehr kann, es einfach nicht mehr geht. Egal ob mit Depression oder ohne, wenn permanent Bedürfnisse nicht befriedigt werden, zerbricht daran der Mensch oder die Partnerschaft. Ich finde daher, dass das Aushandeln eines Weges unter Berücksichtigung der Bedürfnisse beider als ein Versuch gesehen werden müsste, die Partnerschaft vor dem (von niemandem verschuldeten) Scheitern zu bewahren.
Immer vorausgesetzt, dass es keinem darum geht, rücksichtslos seine Interessen durchzusetzen, sondern man an einer Grenze angekommen ist, jenseits von der man selbst tatsächlich erheblichen (psychischen) Schaden nimmt.
Und bitte nochmal: es geht nicht darum, jemandem die Schuld für irgendetwas zu geben oder etwas zu verlangen, was derjenige nicht leisten kann.

Lg
Dani
Dani05
Beiträge: 11
Registriert: 5. Jul 2017, 21:29

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Dani05 »

Hallo Succubus,

Weil sich das jetzt überschnitten hat:
Genau dieses Beispiel mit dem Druck aufbauen hatte ich hier so auch schon: ich weiß, dass ich meinem Partner schade, wenn ich Druck aufbaue. (So wie mein Partner weiß, dass es mir gar nicht gut tut, wenn ich erlebe, wie er suizidal abstürzt, zumindest im Nachhinein.) Aber ich lebe, ich habe Gefühle. Mir geht es schlecht damit, zb in solchen Abstürzen sehr unfair behandelt zu werden, auch wenn ich weiß, das es die Depression ist. Wenn ich dieses Gefühl auch noch habe, wenn es ihm gerade besser geht, setzt ihn das unter Druck, zb weil ihm bewusst wird, was seine Depression mit mir macht. Das Problem ist: ich bin kein Roboter; wenn ich mir noch so Mühe gebe, kann ich meine Gefühle nicht immer so steuern, dass sie den Depressiven nicht triggern. Es geht also vielleicht gar nicht immer um die Abwägung „helfe oder schade ich dem Betroffenen mit meinem Verhalten“ sondern eben auch darum, was kann ich leisten; sich selbst nicht aufzugeben, auch wenn das vielleicht egoistisch klingt. Aber ich bin eben nicht der emotional unbeteiligte Arzt. Ich bin mit drin.

Lg
Succubus
Beiträge: 357
Registriert: 9. Aug 2016, 06:44

Re: Notfallplan für Krisenzeiten?

Beitrag von Succubus »

Dani,
Ich möchte nochmals auf deine Eingangsfrage hinweisen:
Dani05 hat geschrieben:Macht man so was wie „Notfallpläne“? Im Sinne von „wenn x passiert, dann y“?
Gegen eine solche Absprache habe ich nie etwas gesagt, ich empfand diese (und äußerte dies auch) als eine gute Möglichkeit. Gerade weil ihr Kinder habt und diese geschützt werden müssen.
Doch wenn du oder ihr die Kinder in Extremsituationen schützen wollt und da dein Mann suizidgefährdet ist, empfinde ich es umso wichtiger die Frage wegen der Versicherung nochmals anzugehen. Bei Suizidversuchen würde ich meinen Partner zu seinem Schutz (und der Kinder) in eine Klinik bringen.
Dani05 hat geschrieben: Und damit bin ich an dem Punkt auf den ich hinauswollte: in einigen Beiträgen wurde der Wunsch nach einer solchen Abmachung sehr heftig zurückgewiesen. Es wurde darauf hingewiesen, dass es nur die Depression des Betroffenen ist etc. Es wurde als angemessen dargestellt, dem Partner dann symbolisch den Vogel zu zeigen, die Flucht zu ergreifen etc.
Und hier werde ich langsam sauer, ich habe nicht gesagt und gemeint dass man dem Partner den Vogel zeigen soll und ihn verlassen soll weil er Bedürfnisse hat und kommuniziert. Verdreh das mal bitte nicht! Da ich selber in einer langjährigen Partnerschaft lebe weiß ich aber dass man auch ohne festgelegte "Meldepflicht" und gegenseitige Forderungen miteinander sehr gut klarkommen kann wenn man den einzelnen Bedürfnissen gewisse Prioritäten zugesteht.
Succubus hat geschrieben:Hallo zusammen,
als Betroffene halte ich von einem "Vertrag" absolut gar nichts.
Kommunikation miteinander sollte stets auf einer freiwilligen Basis laufen und keinen Zwang darstellen.
Der durch einen Vertrag künstlich erzeugte Druck kann sogar sehr schädlich für den Betroffenen und auch für die Beziehung sein, macht euch gegenüber eurem Partner doch nicht selbst zum Feind...

Zum Thema Antidepressiva...es ist schön wenn sich Angehörige auch mit Gedanken darüber machen was einem in so einer schlimmen Zeit helfen könnte, doch sollte man bei der Einnahme von Medikamenten immer bedenken dass diese auch Nebenwirkungen haben. Antidepressiva können eine gute Stütze sein, doch sie können auch erhebliche Auswirkungen auf das Zusammenleben haben und auch auf die Lebensqualität (die ja eh schon durch die Krankheit eingeschränkt ist). Die Entscheidung für oder gegen Antidepressiva muss jeder für sich selber treffen, ganz ohne Druck von Außen.

Ich persönlich würde meinem Partner den Vogel zeigen wenn er mir etwas in diese Richtung aufzwingen würde...oder es versuchen würde. Mitreden gerne, aber die Entscheidung die ich treffe muss er akzeptieren.
Jede Situation hat ihre individuelle Lösung, Kritik oder das empörte Äußern von Ablehnung zum Thema erzwungen regelmäßige Kommunikation hat nichts mit der Situation zu tun die du hast wegen den Kindern und deinem suizidalen Mann.

Und auch in einer langjährigen Partnerschaft kann die Konsequenz für das Handeln des Partners eine Trennung sein, ob temporär, nur räumlich, zeitlich begrenzt sei mal dahingestellt. Auch mit Kindern ist das möglich, du trägst die Verantwortung für diese.

Noch etwas zum Thema Absprachen und die Einhaltung dieser. Als Betroffene weiß ich sehr gut wie gerne ich alle Wünsche erfüllen möchte die mein Partner so hat, deswegen befinde ich mich auch gerne mal in der Situation dass ich Absprachen treffe die ich nicht einhalten kann...nur weil ich meinem Partner entgegenkommen möchte. Doch genau das erzeugt so unsagbar viel Stress, das Wissen über das eigene Unvermögen diese Bedürfnisse zu befriedigen und dann wenn man die Absprache nicht einhalten konnte noch die Enttäuschung des anderen und die eigene Enttäuschung es wieder nicht geschafft zu haben.

Und bitte nochmal: es ist nicht alles auf dich, Dani05, bezogen was geschrieben wurde.

Edit am 12.01.2018 um 10:16 Uhr: Zitate ergänzt
Don't feed the troll :-)
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