Sackgasse

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tomausle
Beiträge: 19
Registriert: 22. Apr 2016, 16:54

Sackgasse

Beitrag von tomausle »

Es fällt mir unendlich schwer hier und jetzt etwas zu schreiben. Aber hinterher geht es mir vielleicht etwas besser.

Ich befürchte, oder bin mir eigentlich fast sicher, dass ich in meine siebte Episode (3 Klinikaufenthalte) rutsche. Angefangen hat der Abstieg Ende November des letzten Jahres. Damals hatte ich eine eher harmlose OP hinter mir. Ein paar Tage darauf gab es jedoch zuhause Komplikationen, die inzwischen vergangen sind. Leider jedoch nicht die ausgelösten Panikattacken. Aufgrund der Komplikationen wurde ich für insgesamt 6 Wochen krank geschrieben. Alleine in der eigenen Wohnung ging es dann Stück für Stück bergab.
Am 05.01 trat ich dann durchaus motiviert wieder meinen Dienst an. Ich liebe meine Arbeit, die allerdings auch ziemlich kompliziert ist. Zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass ich keinerlei Konzentration mehr habe und das Denken wie blockiert ist. Ich fühle mich faul, unfähig und dumm. Ab und an werde ich mir bewusst, dass es wohl eher die "alten Begleiter" sind, die mein Hirn vernebeln. Aber diese alten Begleiter werden immer schlimmer und schlimmer. Nun weiß ich nicht was ich tun soll. Auf der einen Seite brauche ich meine Arbeit. Zudem habe ich wunderbare Kollegen und eine sehr verständliche Chefin. Auf der anderen Seite geht mir zunehmend die Luft aus.
Vor einer Krankmeldung habe ich jedoch noch eine größere Furcht. Den ganzen Tag alleine in der Wohnung würde wohl wirklich der freie Fall bedeuten.

Ich weiß wirklich nicht mehr was ich machen soll. Ich habe im übrigen einen guten Psychiater und eine gute Therapeutin. Aber die nächsten Termine dauern noch ein paar Wochen.

LG Tomausle
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Sackgasse

Beitrag von Zarra »

Hi,
Den ganzen Tag alleine in der Wohnung würde wohl wirklich der freie Fall bedeuten.
Bei mir ist das manchmal so - manchmal auch nicht; und das kann sich bei mir u.U. auch schnell ändern.

Doch solange das so klar ist: Dann weiterhin Arbeit, solange Du noch irgendwas dort tun kannst. - Und: Was kannst Du sonst tun, damit es Dir besser geht? Dich mit jemand Liebes treffen? Musik hören? Sauna?

Dann: Zumindest ich habe die Freiheit, mich einzelne Tage auch ohne ärztliche Bescheinigung krank zu melden. Das ist manchmal ganz gut, um zu schauen, ob es das ist, was man braucht, ... und auch, ob man es aushält. - Wobei: Du hattest das jetzt, vielleicht eher zu lang ...

Falls bei Dir Phasen klar abzugrenzen sind: Was hat Dir denn früher schon mal geholfen?

Dann: Zumindest kann man versuchen, bei bekannten Psychotherapeuten und Psychiatern anzurufen, die Situation ganz kurz zu schildern und zu fragen, ob es nicht eine frühere Möglichkeit gäbe.

Ist jetzt ein bißchen zerrupft - doch so fühle ich selbst mich halt gerade, sorry.

LG, Zarra
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Sackgasse

Beitrag von vanezzo »

Hey,

ich kenne dieses Dilemma aus leidiger, eigener Erfahrung und deine Umstände kommen mir sehr bekannt vor. Eine wirkliche Lösung habe ich auch nicht, zumal es heute das Eine und morgen schon wieder was Anderes sein kann.
Genau wie du spüre ich, dass "nicht-arbeiten" auch nicht hilft. Ich versuche daher den Druck rauszunehmen und mir zu sagen: "Alles, was du auf der Arbeit machst ist mehr und besser, als wenn du krankgeschrieben bist." Mit dieser Haltung kann ich einigermaßen (zu ca. 50% der Zeit) entspannt auf der Arbeit sein und die Schuldgefühle wegen mangelnder Leistungsfähigkeit halten sich meistens in Grenzen.
Auf der anderen Seite bin ich wesentlich großzügiger mit mir geworden. Ich nehme mir auch manchmal einen Tag krank-frei, wenn ich merke, dass mir die Tränen kommen, sobald ich den Mantel in die Hand nehme und aus dem Haus will. Damit warte ich nicht mehr zu lang.
Keine Ahnung, ob dir das hilft. Du bist mit deinen Gedanken auf jeden Fall nicht allein!
Lisa Marie
Beiträge: 74
Registriert: 27. Dez 2017, 20:45

Re: Sackgasse

Beitrag von Lisa Marie »

Hallo,

ich kann das was Ihr schreibt gut nachvollziehen. Es geht mir im Moment auch wieder ganz schlecht. Aber ich schleppe mich zur Arbeit. Wenn ich zuhause bleiben würde, würde ich gar nicht klarkommen. Ich bin Single und den ganzen Tag allein zu sein tut mir nicht gut. Dann komme ich in einen Zustand in dem ich mich fernab von der Realität fühle und in Einsamkeit versinke. Also schleppe ich mich zur Arbeit. Sie gibt mir Struktur und hält mich in der Realität. Auch wenn ich mich kaum konzentrieren kann und ganz viel vergesse. Ich hoffe, dass diese schlechte Phase vorbeigeht.

Herzliche Grüße an alle

Lisa Marie
tomausle
Beiträge: 19
Registriert: 22. Apr 2016, 16:54

Re: Sackgasse

Beitrag von tomausle »

Vielen Dank für die Beiträge.

Ich habe heute mit meinen beiden Sachgebietskolleginnen gesprochen. Sie waren alles andere als überrascht. Scheinbar muss meine Maskerade erbärmlich gewesen sein. Sie gaben mir den Ratschlag, dass ich mich vorerst nicht mit hochkomplexen Sachverhalten befassen soll, sondern vielmehr mit Routineaufgaben. Und das auch möglich behutsam. Bin schon ein wenig erleichtert.

Nochmals vielen Dank.
Pendergast
Beiträge: 12
Registriert: 11. Jan 2018, 13:42

Re: Sackgasse

Beitrag von Pendergast »

Hallo tomausle,

tut mir leid zu lesen wie es dir geht.
Es ist schon, dass du Kollegen hast, die Verständnis haben und dich unterstützen.
Das ist heutzutage nicht selbstverständlich, leider.
Bezeichne dich bitte nicht als dumm, du leidest an einer Krankheit die dich lustlos und antriebslos macht, die Ängste schürt. Da kannst du nichts dafür.
In solcher einer Situation alleine zu Hause zun kann einem da schon Angst machen.
Kannst du evtl eine Selbsthilfe Gruppe in deiner Nähe besuchen?
Das habe ich bei mir vor.
Oder sportliche Betätigung um sich wieder lebendiger zu fühlen.
Ich drücke dir die Daumen.

lg
Es gibt Tage da verliert man und es gibt Tage da gewinnen die anderen...
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