Wie Hoffnung schöpfen, wenn alles hoffnungslos ist?

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Ele
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Registriert: 19. Mär 2003, 22:17
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Wie Hoffnung schöpfen, wenn alles hoffnungslos ist?

Beitrag von Ele »

Hallo,

ich hab heute nach ganz langer Zeit wieder mal ins Forum geschaut. Einerseits ist es ein schönes Gefühl, hier auf Menschen zu treffen, denen es genauso geht wie mir, andererseits belastet es mich doch sehr, so viel von Existenzängsten, Armut, Einsamkeit zu lesen.
Vielleicht berührt es mich deshalb so, weil ich selber seit Jahren kämpfe, ich funktioniere mehr schlecht als recht und scheinbar ist mir, trotz Therapie und Medis nicht zu helfen.
Ich bin zwar vom Arzt krankgeschrieben, das Sozialamt ignoriert die Atteste aber, laufend bekomme ich Arbeitsangebote, die ich, wenn ich keine Kürzung der Sozialhilfe befürchten will, auch annehmen muss. Mein Sachbearbeiter beim Sozialamt schickaniert mich ständig mit Anschuldigungen und ich hab keine Kraft mich zu wehren. Jetzt muss ich eine nicht unwesentliche Rückzahlung an das Sozialamt leisten und hab doch keinen Pfennig Geld.
Das Schlimmste ist, dass ich alleine, mit meinen zwei Kindern, 6 und 10 J., bin, nachdem sich mein Mann ohne Vorankündigung in einer Nacht- und Nebelaktion davongemacht hat. Mein Mann hat als er uns verlassen hat aufgehört zu arbeiten, und unterstützt uns kaum.
Ich fühl mich so allein, ich hab nur noch wenig Bekannte, weil ich mich oft zurückziehen muss. Wann immer ich bei sog. Freunden über meine Probleme erzähle, wird nur beschwichtigt und sofort auf angenehmere Themen umgeschwenkt. Trotzdem brauch ich diese Bekannten, weil ich sonst wirklich niemanden mehr habe und wie soll man mit Depressionen, Ängsten, starken körperlichen Symptomen und, und, und Menschen kennenlernen. Das Witzige ist, dass keiner in meinem Umfeld von meinen Depressionen weiß. Erst gestern war ich wieder glücklich, lustig, spontan mit den Kindern auf einem Faschingsfest, obwohls mich Bärenkräfte kostet, meine Maske aufrecht zu erhalten, kämpfe ständig mit Übelkeit, Magenkrämpfen. Ich hab getanzt, gesungen, gelacht und kaum habe ich die Kinder endlich im Bett, könnte ich nur noch heulen, heulen, heulen. Und die ständige Angst, die mich begleitet: Wie lange halt ichs noch durch? Was wird aus meinen zwei Jungs, wenn ich nicht mehr kann?
Der Große hat auch schon psychische Probleme ist sehr verschlossen und in sich gekehrt, oft traurig.
Wenns nur um mich ginge, könnt ichs ertragen (kennt Ihr das Gefühl "ich bin nicht mehr wert"?) aber ich wollte immer, dass es meine Kinder besser haben als ich.
Da kommen mir eine Menge Sätze, die ich wohl schon mal gehört habe:
Du kannst das nicht...
Das kann ... besser als Du...
Du hast dich sehr bemüht... (Leider ohne Erfolg)
Alles was Du sagst ist Blödsinn...

Ich hab schon soviele Therapien, Kurse, Gespräche geführt, hab soviel über mich erfahren, aber diese Kindheitstraumata werde ich einfach nie los. Ich fühl mich einfach nie gut genug.

Mir fehlt einfach das Licht am Horizont, seit Jahren schon ist es ziemlich düster um mich herum. Oder jemand zum Anlehnen, wo lernt man als Depressive mit Panikattacken und starken psychosomatischen Beschwerden jemanden kennen, hahaha? Der Witz an der ganzen Sache ist noch, dass ich einen ziemlich stabilen, selbstbewußten und starken Eindruck mache, selbst beim Arzt kann ich keine Schwäche zeigen.

Wollt eigentlich was ganz anderes schreiben, aber das lasse ich jetzt mal so stehen.

Danke fürs Lesen.
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

pw999
Beiträge: 52
Registriert: 12. Jan 2004, 15:02

Re: Wie Hoffnung schöpfen, wenn alles hoffnungslos ist?

Beitrag von pw999 »

ach wie mir das bekannt vor kommt!
ich habe glück was mein soziales umfeld betrifft und der job, aber die gefühle die du beschrieben hast sind so schreklich, und ich weis auch leider nur zu genau was du meinst.

LG PW
Angie99
Beiträge: 5
Registriert: 15. Feb 2004, 20:13

Re: Wie Hoffnung schöpfen, wenn alles hoffnungslos ist?

Beitrag von Angie99 »

...und trotzdem!

Weisst Du ,wie immens reich Du bist?
Du hast zwei Kindern das Leben geschenkt,
sie lieben und sie brauchen Dich.
Ihr vater hat sie im Stich gelassen, aber
ihre Mama bleibt und ist erwachsen genug
Verantwortung für sich selbst und ihre Kinder zu tragen.
Wenn es nicht so wäre ,wärst auch Du schon längst gegangen.
Kraft und Stärke hast Du schon längst bewiesen.
Es ist normal ,dass die "Akkus" nach allem
was Du hinter Dir hast leer sind.
Also das Wichtigste zuerst:
Wie kannst Du wieder auftanken und zu Kräften kommen?
Hast Du einen guten Arzt ,der nicht nur
krankschreibt, sondern Dir auch Adressen gibt,
die Dir weiterhelfen?
Es helfen auch kostenlos kirchliche Beratungsstellen,oder können Adressen vermitteln.

Ich habe selber bei "Caritas" Hilfe gesucht,
und habe gesehen ,dass ich nicht die einzige
bin .Ich habe damals gelernt,dass ich selbst
wieder aufstehen muss, und dass dies kein anderer für mich übernehmen kann.
Auch mir ist in der Kindheit gesagt worden,
du bist nichts ,du kannst nichts und sei ja nicht selbstständig.
Ich war der Sündenbock der "Familie" und es haben alle auf mich herabgesehen.

Ich war sehr am Ende und wollte nicht mehr,
aber ich habe weiterleben dürfen.
In der damaligen Gruppentherapie habe ich zum erstenmal die Bedeutung der zwei worte
"Ich bin" gespürt,

Auch Du hast diese innere Kraft,vielleicht ist sie nur verschüttet,und wenn du sie wiederfindest sind die "Täler" nicht mehr
ganz so tief,und neben diesem uns allzu
vertrauten Gefühl der Hoffnungslosigkeit,
steht ein "trotzdem!".

Wenn ich könnte würde ich Dich herzlich umarmen,und Deinen Sohn gleich mit,
er trägt ein "Paket" das nicht ihm gehört,
er trägt es weil er Dich liebt.
Schau wo Du Dir Kraft und Hilfe holen
kannst,tu`s für dich und für Deine Kinder,
sie sind das Kostbarste was wir haben,

Angelika
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