Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

lisa1
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von lisa1 »

Hallo Rufus,
habe heute nach langer Zeit mal wieder im Kompetenznetz gelesen. Habe selber eine schwere Depression hinter mir, und immer wieder kommen so kleinere Rückfälle. ABER, sie geht weg die Depression. Zu mir sagte damals mein Neurologe, ich wäre bestimmt später einmal froh, eine Depression gehabt zu haben. Weißt Du, ich hätte ihn unangespitzt in den Boden stampfen können. Doch ich muß Dir sagen, er hatte Recht.
Auch ich setzte mich nur immer unter Druck. Das wurde mir schon von zu Hause mit auf den Weg gegeben u. als dann aufeinmal alles zuviel wurde - ich arbeitete zu der Zeit in einem Labor im Krankenhaus - brach das Chaos über mich zusammen. Nie hätte ich es geglaubt, daß ich mal so darüber schreiben bzw. reden kann. Aber heute kann ich mich viel besser verstehen und auch heute merke ich noch ganz dolle, wenn auch manchmal verspätet, wenn ich mir zuviel zumute. Das ist dann für mich Alarmstufe 3.
Nun eine Frage an Dich, warum bist Du so besessen darauf, Deine Dr.Arbeit zu schreiben? Es ist doch zweitrangig. Viele Ärzte haben nicht diesen Titel und sind total fitte Ärzte. Doch nur darauf kommt es an. Es ist doch das gleich, als ob einer mit Handtasche und der andere ohne Handtasche durch die Stadt zieht. Und wenn Dir später danach ist, kannst Du doch noch immer eine Dr.Arbeit schreiben. Meine Partnerin zum Beispiel hat 3 mal den Versuch gestartet, eine Dr.Arbeit zu schreiben. Das 1. Mal kam für sie eine unaufschiebbare Reise dazwischen, das 2. Mal starb der Dr.Vater u. das 3. mal - sie war schon niedergel. Ärztin, verschwand der Dr.Vater. Daraufhin hat sie die Sachen wirklich in die sog. Tonne gekloppt. Oha, es wird auch sehr lang und wenn du nicht magst, klick es einfach weg.
Ich denke, Du hast Dich erstmal richtig entschieden u. bist nicht mitgefahren. Mit ziemlicher Sicherheit möchte ich sagen, es wäre nicht gut für Dich gewesen. Du wärst den ganzen Tag alleine gewesen, hättest keine Therapie haben können, hättest Dich noch mehr als Versager gefühlt. Und das ist das Letzte was Du jetzt gebrauchen kannst.
Hast Du mal über Dich so richtig nachgedacht, warum Du Dich so mies fühlst? Hast Du mal mit deinem Doc oder Therapeuten darüber gesprochen? Liegt es in Deiner Kindheit begraben? Mußtest Du auch immer der Beste sein, immer perfekt sein? Und jetzt wagst Du es, Dir eine richtige Auszeit zu nehmen. Zumindest Dein Körper wagt es, Deine Seele kann noch nicht so richtig dazustehen.
Bist Du als Kind viel krank gewesen? Ist immer alles bei Dir glatt gelaufen? Sind da nicht vielleicht ein paar empfindliche Punkte zu finden?
Nun aber bedenke, daß Du doch schon eine große Entscheidung getroffen hast, auch wenn Du im Moment nicht weißt, ob sie richtig ist, aber Du hast sie getroffen, Du bist nicht mit nach Ägypten gefahren. Und die Entscheidung hast Du nun ganz alleine getroffen. Für Dich doch schon eine sehr große Anstrengung gewesen. Du kannst darauf wirklich mal stolz sein.
Weißt Du, ich kann Dein hin u. her so richtig verstehen und nachempfinden und glaube mir,es werden bessere Zeiten kommen.
Schreib doch einfach weiter hier u. vielleicht kommt doch so ein oder anderer passende Rat oder Tipp für Dich an.
Ich nehme Dich jetzt einfach mal in den Arm, laß alles von Dir fallen und denk mal nur an Dich. Du hast es verdient.
Ganz liebe Grüße
Lisa
triste
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von triste »

Hi Rufus,

beim Lesen Deiner postings drängt sich mir nun doch ein Gedanke auf:
Offenbar wirkt das Cipralex nicht. Diese depressive Denkweise kannst Du abstellen: Mit ein bißchen Glück hilft ein anderes AD, oder ein drittes oder viertes. Tatsache ist, wenn Du eines gefunden hast, das wirkt, dann verändert sich damit Deine Sichtweise u.U. dramatisch zum Besseren! Alles erscheint dann nicht mehr so schwer und ausweglos.
Deine Zukunftspläne und vor allem die Dr.Arbeit würde ich im Momnet erstmal ruhen lassen, auch wenn es schwerfällt.
Keine großen Entscheidungen treffen in der Depression, denn wenn es einem erstmal besser geht, relativiert sich so manch unüberwindbar geglaubtes Problem!
Ich kann Dir nur raten: Anderes AD ausprobieren, weiter Therapie machen und Gedanken an die Doktorarbeit verschieben.
In einem halben Jahr siehst Du vielleicht schon alles wieder anders!
Halt die Ohren steif!
Virginia
Rufus
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Rufus »

Darf ich Euch mal etwas fragen...

Wie macht Ihr das? Ihr gebt mir Ratschläge und Tipps, fühlt Euch in mich ein, seid einfach nur herzensgut ohne, daß Ihr mich kennt.

Ich war eigentlich bisher auch jemand, der gerne und viel geholfen und zugehört hat. Ratschläge gegeben hat aber in der Lage, in der ich gerade bin, bin ich dazu gar nicht fähig. Ich fühle mich manchmal wie ein kompletter Egoist, da es immer nur um mich geht. Bei meiner Freundin, bei meinen Freunden, bei meinen Eltern und nun auch hier. Ich kann gar nichts zu anderen Postings sagen, weil ich schon zu meinem eigenen Problem keine Lösung habe.

Ihr macht mich wirklich baff. Und gerührt.
Nehmt es mir nicht übel, wenn ich jetzt nichts weiter schreibe, ich lese morgen nochmal nach, was Ihr 3 genau geschrieben habt.
Mir brummt für heute der Kopf. Ich mach mir jetzt was zu essen und hau mich in die Falle.

Danke! Ihr seid wirklcih erstaunlich.
Rufus
anna17
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von anna17 »

Hallo Rufus,

ich les das jetzt schon eine Weile mit. Sehr viel sagen kann ich nicht, außer dass ich das kenne, wie alle hier. Bei mir ist mein Studium an der Krankheit gescheitert, oder die Krankheit wegen des Scheiterns zurückgekehrt oder beides, wie auch immer. Ich komm auch aus einer Branche, in der Leistung und Hierarchien viel ausmachen.
Aber was ich eigentlich sagen will: Vielleicht ist es so, dass das mit der Promotion jetzt nicht geht. Dass Du Deinen AiP später machen musst. Ich kann mir vorstellen, dass man nach einem Medizinstudium erstmal Zeit und Ruhe braucht. Und vielleicht ist Arzt auch wirklich der falsche Beruf und Du suchst Dir eine Nische. Ich hab mich so entschieden und kann sehr gut damit leben, denke ich. Aber werd erstmal gesund. Und - noch ein vielleicht - denk mal über einen Klinikaufenthalt nach. So komplett fernab der Gesellschaft kannst Du nichts entscheiden, und das ist wahrscheinlich das beste.

Pass auf Dich auf,
Anna.
artemis
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von artemis »

Hi Rufus,

jou, Anna beleuchtet das Thema von einer ganz anderen Seite, und sie hat recht!

Ich kann mal wieder nur mit dem Rationalem kommen. Warum machst du deine Dr.-Arbeit? Weil du wissenschaftliche Karriere machen willst? Dann hättest du wahrscheinlich eine experimentelle Arbeit. Das ist nicht abwertend gemeint!!!
Oder weil du eben ein Doc werden willst, der die 2 Buchstaben fürs Türschild braucht, da die den Umsatz mehr bedeuten, der heute einer Praxis das Überleben sichert? Oh jeh, klingt das hart, aber so in etwa ist es. Oder? Das kam mir zumindest von einigen Medizienern, wärend meiner Arbeit in der med. Forschung so zu Ohren.

Also, wenn es um den Dr.-Titel geht, der zu einer Meduziner-Ausbildung nun mal dazu gehört, dann bring es hinter dich, wenn es irgendwie geht. Dann bist du frei mit allem was du dann tuest und willst.

Aber, wenn du gerade sehr tief unten bist und das nicht machen kannst, denn geht deine Gesundheit vor und alles andere kommt später. Dr.-Arbeit ist nicht das Leben!

Liebe Grüße von
Arte
lisa1
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von lisa1 »

Hallo Rufus,
wie Du merkst, geht es den anderen im Moment nicht SOOOO schlecht wie Dir und deswegen nimm die Hilfe doch einfach nur an. Es werden Tage oder Wochen kommen, wo es Dir besser geht u. dann gibst du Hilfestellung oder Ratschläge. Jetzt achte erstmal auf Dich. Nimm Dir Zeit, setz Dich nicht so unter Druck u. hol Dir Hilfe. Ein Klinikaufenthalt wäre doch wirklich im Moment recht hilfreich für Dich.
Paß auf Dich auf, lieben Gruß
Lisa
rachel
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von rachel »

Hallo Rufus!
Ich kann Dir nur nahe legen, in eine Klinik zu gehen. Dort wirst Du reel geholfen, und kannst dann bald wieder einen klaren Gedanken bekommen. Lange Jahre hab ich schon Depressionen, und Ambulant Therapien hinter mir, und Medikamente, aber das einzigste, und beste für mich war letztentlich doch in die Klinik zu gehen. Ich glaube, Du musst mal raus aus allem,Abstand bekommen, um Kräfte zu bekommen, um später Deinen Dr.machen zu können Es ist jetzt ja auch enormer Druck, unter dem Du stehst.
Ich habe zwar noch Depressionen, aber komme wesentlich besser klar damit, und vieles schaffe ich jetzt besser, sowie die Gedanken viel klarer sind.
Dir alles, alles Gute, und liebe Grüsse,
Rachel
Rufus
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Rufus »

So, da bin ich mal wieder.

Alles sehr seltsam. Ich war gestern bei einem Psychiater in Ulm, der mir von einer Verwandten empfohlen wurde und habe mit ihm über die Möglichkeit eines Klinikaufenthalts gesprochen. Er sagte, ich könne gerne nach Ulm kommen, möglicherweise können Sie mir dort auch helfen. Meine Bedenken sind: Die Station ist eine allgemein psychiatrische. D.h. nicht nur Depressionen sondern alle Varianten akuter psychiatrischer Erkrankungen. Und ob ich mich dem unbedingt aussetzen sollte? Nicht, daß ich dort noch weiter in Richtung unheilbarer Fall abrutsche.

Meine Psychiaterin hier daheim meinte dazu nur: Entscheiden sie sich, aber wenn sie wieder kommen, steht die Dr. Arbeit wieder im Raum und die weitere Berufswahl auch. Ihrer Meinung nach muß ich an meiner Situation und vor allem an meiner Einstellung grundlegend etwas ändern, sonst komme ich da nie raus...
Zu den Medikamenten meinte sie, sie möchte Cipralex 20mg lassen, ich würde mich zu sehr auf die Medikamente versteifen. Wenn sie mir ein anderes Medikament verschreiben würde, würden möglicherweise die Nebenwirkungen steigen, aber sich sonst nicht viel tun. Medikamente seien nun mal nur unterstützend und würden keine Probleme lösen.

Ich habe so das Gefühl, sie ist der Meinung, daß ich mich zu sehr hinter der Krankheit verstecke. U.a. hat sie dafür als Grund angeführt, daß es mir im Urlaub in Ägypten - sobald der Druck von Dr. Arbeit etc. weg ist - gut ging, hier in meiner alten Umgebung wieder schlecht. Außerdem sei es auffällig, daß ich mich freue, wenn ich schlafen kann, um dann einfach alle Probleme zu vergessen.
Ich müsse mich den Problemen stellen, man könne sie nicht passiv mit Medikamenten wegschlucken.

Das hat mir irgendwie ganz schön zugesetzt. Mich aber auch etwas nachdenklich gemacht. Steigere ich mich da wirklich zu sehr rein? Hab ich nur Angst vorm Leben, vorm Erwachsenwerden, vor Verantwortung? Ich kann mir den Tenor gegen diese Fragen schon verstellen, aber wer sagt mir, ob ich mich da vielleicht wirklich zu sehr reinsteigere und mich auf der Diagnose ausruhe?

Was ist nur los mit mir? Ich kann doch auch nicht Psychiater und Therapeuten wechseln, bis ich denjenigen gefunden habe, der mir sagt: "Och jeh, sie Ärmster haben eine Depression und kommen nicht raus. Ich versteh sie ja so gut..."

Artemis fragte, warum ich die Dr. Arbeit überhaupt mache? Ich denke mir, wenn ich ausserhalb der Medizin einen Beruf ergreifen möchte, hab ich mit einem Dr. in der Tasche auf jeden Fall bessere Chancen.

Nur kann ich mir zur Zeit gar nicht vorstellen, irgendeinen Beruf zu ergreifen. Aber Penner werden kann ich ja auch nicht. Irgendetwas ist im Leben an mir vorbeigegangen.

In was hab ich mich da nur reingedreht?
Wenn ich mir das jetzt nochmal so durchlese, denk ich mir wirklich, ich ticke nicht mehr ganz richtig.

Rufus
Sascha3
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Sascha3 »

nicht richtig ticken ist noch was anderes rufus. du bist in einer krise. und du mußt entscheidungen treffen. das geht im moment nicht weil du blockiert bist. teufelskreis. kannst du zeit gewinnen um abstand zu bekommen? ohne dich in die drehtür einer psychiatrischen institution zu begebn? deine befürchtung dir dort noch mehr einzufangen kann ich teilen. das leben will überdacht und neu geordnet werden.

sascha
triste
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von triste »

Hallo Rufus,

wie schlecht es Dir wirklich geht, kannst nur Du selbst beurteilen. Wenn der Leidensdruck größer wird, nimmt er einem u.U. Entscheidungen ab. Zum Beispiel pro Klinik. Wenn Du es allein nicht mehr schaffst, ist das eine gute Lösung. Wenn es bei Dir in der Nähe eine Klinik mit einer reinen Depressionsstation gibt, würde ich das einer herkömmlichen psychiatrischen Klinik vorziehen. (Einfach weil die anderen Patienten in einer herkömmlichen Psychiatrie gewöhnungsbedürftig sind).
Vielleicht wäre für Dich auch eine stationäre Psychotherapie sinnvoller, das gibt es ja auch.
Was Deine Ärztin zur Medikation sagt..tja. Kann ich nicht viel zu sagen. Es gibt diesbezüglich wohl die unterschiedlichsten Erfahrungen. Meine ist, daß durch ein funktionierendes AD schon mal der größte Druck weg ist und man sich erst dann an Problemlösungen machen kann. Und daß man u.U. mehrere ADs ausprobieren muß, bevor eines wirkt.
Von Dir zu verlangen, Du solltest in Deiner derzeitigen Verfassung Deine krankmachenden probs lösen, halte ich allerdings für völlig verrückt. Du mußt erstmal wieder klar werden und zur Ruhe kommen.
Denk´ nochmal über die verschiedenen Klinik-Möglichkeiten nach. Das wäre vielleicht jetzt doch die beste Hilfe.
Ich selbst habe mich eineinhalb Jahre zu Hause gequält, weil ich dachte, daß müßte ich doch allein hinkriegen.
Ein Klinikaufenthalt hat mir sehr viel gebracht, wenn auch zu Teilen Enttäuschung über das System, aber das ist eine andere Geschichte.

Nur Mut! Du bist der einzige, der weiß, was gut für ihn ist!
Virginia
heike56
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von heike56 »

Hallo Rufus,

ich möchte etwas zu der Einstellung deiner Ärztin sagen. Ich habe oft beobachtet, dass Depressive mehrere AD´s ausprobieren mußten um so stabil zu werden, dass sie ihre Probleme angehen konnten.
Aber es gibt auch Menschen die, wenn sie das geeignete AD haben, ihren gewünschten Lebensweg fortsetzen können. Ihre vermeintlichen Probleme haben sich dann in Luft aufgelöst.
Am erfolgreichsten stellt sich meist eine Kombination von Psychotherapie und medikamentöser Behandlung heraus.

Insgesamt möchte ich mich der Schilderung von Virginia und den anderen hier anschließen.

Liebe Grüße und alles Gute

Heike47

Zitat aus deinem Text : Wie macht Ihr das? Ihr gebt mir Ratschläge und Tipps, fühlt Euch in mich ein, seid einfach nur herzensgut ohne, daß Ihr mich kennt.

--Wir wissen zwar nicht viel von dir, aber wir teilen alle hier die Erfahrung der Depression und das verbindet sehr. *lächel*
jolanda
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von jolanda »

Hallo Rufus!
Eben erst habe ich deinen ganzen thread gelesen. Es hat mich ziemlich berührt, weil ich in meiner Depression genauso gedacht habe. Ich möchte dir ein bißchen die Angst vor der Klinik nehmen. Ich war selber gerade dreineinhalb Monate in einer Klinik, allerdings auf einer reinen Depressionsstation . Die Zeit dort hat mir sehr geholfen. Vom Zeitpunkt der Entscheidung für die Klinik (auf anraten meiner Ärztin)bis zur Aufnahme waren es zwei Wochen, es kann also auch schnell gehen. Ich denke, du solltest erstmal aus deiner akuten Krise herauskommen, bevor du dir allzuviel Gedanken über deine Zukunft und deine Promotion machst. Sicherlich ist es falsch, nur auf die Wirkung eines Medikaments zu warten, aber ich finde schon, daß die Medikamente einen unterstützen können, sofern man das richtige gefunden hat. Ich habe zunächst Trevilor genommen, das hat nichts gebracht und jetzt nehme ich Cipralex und das hilft bei mir, das ist eben bei jedem anders. Nicht umsonst wird in jeder Klinik mit einer Kombination aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung gearbeitet.
Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute.

Viele Grüße, Jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
lisa1
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von lisa1 »

Hallo Rufus,
meine Erinnerungen werden immer intensiver, wenn ich Deine Zeilen lese. Zu den AD möchte ich nur sagen, ich habe auch 3 verschiedene Sorten genommen, doch entscheidend war bei mir, daß ich den Neurologen wechselte. Davor hatte ich allerdings damals einen mordsrespekt. Ich wußte von ihm, daß er eine klare Sprache sprechen solle u. davor hatte ich Angst. Nun diese Angst war nicht begründet, ich fing aufeinmal an, mich und meine Depression zu verstehen. Er fragte mich knallhart, wie lange ich die Depression noch haben wolle, ob ich nicht irgendwann mein Leben mal wieder selber in die Hand nehmen wolle,warum ich mich in dieser Krankheit "sule", denn nur so muß ich keine Entscheidungen treffen, denn ich bin ja krank. Ich soll mal anfangen, MEIN LEBEN zu leben. Der Hintergrund war der, es immer allen anderen recht zu machen, was denken die anderen bloß von mir, hoffentlich ist mir keiner böse,haben die anderen Verständnis für meine Krankheit, hoffentlich verstehen mich die anderen usw. Als ich das 1. Mal bei diesem Neurologen aus der Praxis kam, ich habe mit einem Auge geheult u. mit dem anderen gelächelt. So langsam bahnte sich ein Weg für mich; der allerdings noch sehr holprig und schwierig war. Ich versuchte als erstes, mir ein wenig Druck zu nehmen,beruflich wie auch privat. Jeden Tag irgendetwas für mich zu tun. Insgesamt konnte ich sagen 2 Schritte vor und 3 zurück. Mittlerweile mache ich nur noch einen zurück und das ist für mich ein wunderbares Gefühl. Ich hoffe, Du verstehst ein wenig, was ich Dir mit diesen Zeilen vermitteln will. Gib die Hoffnung nicht auf, beiß Dich nicht nur auf Medikamente fest und vielleicht wäre eine 2 Gespräch mit dieser Ärztin doch hilfreich für Dich.Ich habe so den Eindruck, Du hast sie noch nicht ganz verstanden, was sie dir sagen will. Aber auch das braucht Zeit.
Ich wünsche Dir viel Kraft, Kraft, um Entscheidungen zu treffen u. ein wenig Ruhe zu bekommen.
Data

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Data »

Hallo Rufus,

hab mir gerade "deinen" Thread durchgelesen und möchte dir nur sagen, dass ich dich super gut verstehen kann, weil ich mich in sehr vielem, was du schreibst, total wiedererkenne. Ich habe zwei Jahre gebraucht für meine Diplomarbeit, es war ein totaler Krampf, einfach nur grausam...

Ich kann im Moment nicht mehr dazu schreiben und dir auch keine Ratschläge geben, da ich jeden Satz, den ich hinschreibe, schon nach der Hälfte wieder als unbrauchbar verwerfe, deswegen nur erst mal viele Grüße.

Data
triste
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Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von triste »

Hi Data,

einen lieben Gruß an Dich von B. nach B.!
Virginia
Ronja75
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Registriert: 22. Mär 2003, 18:35

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Ronja75 »

Hallo Rufus!

Deine Ärztin hat ja echt 'nen Knall!!!
Natürlich ist die Doktorarbeit noch da, wenn Du wieder aus der Klinik kommst - aber Du hast dann vielleicht wieder die Kraft, Dich ihr zu widmen!
Auch das sie bei den Medikamenten so schnell aufgibt verstehe ich nicht. Auch ich habe erst beim dritten AD eine verbessernde Wirkung gespürt.
Ich würde Dir echt raten, die Ärztin zu wechseln.
Kannst Du Dir denn einen Klinikaufenthalt vorstellen?
Ich würde Dir allerdings auch eine Depressionsstation empfehlen, keine Allgemeinpsychiatrische.

Ich wünsch Dir, dass es Dir besser geht,
Ronja
Data

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Data »

Hallo Virginia, danke für die Grüße, ich grüße zurück!

Hallo Rufus, wie geht es dir inzwischen, gibt's was neues?

Gruß, Data
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von triste »

Lieber Rufus,

wie geht es Dir inzwischen? Sag doch mal Bescheid, wenn Du kannst.

Gruß,
Virginia
Gundelgaukele
Beiträge: 25
Registriert: 19. Jan 2004, 22:24

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Gundelgaukele »

Hallo Rufus!

ich kann dich auch irre gut verstehen und hab eine ähnliche situation hinter mir. ohne sarkastisch sein zu wollen: ich hab mich mit gewalt durch meine diplomarbeit getreten (keine ahnung, wie das überhaupt ging...?) und danach wars: .... nicht besser!
danach hatte ich meinen titel und fühlte mich genauso schlecht wie zuvor, nur noch ein wenig unnützer, weil ich jetzt arbeiten sollte und mich wo bewerben, aber das ging schon gar nicht...

ich will dich damit nicht entmutigen, sondern dir sagen, daß eine abgeschlossene arbeit auch nicht alle probleme löst. (klar, es ist ein großer schritt). aber den WAHREN PROBLEMEN mußt du dich ob so oder so stellen und die werden hübsch geduldig auf dich warten.

deswegen mein tipp: mach dir keinen druck wegen der arbeit! ich glaube, es ist wichtiger, daß du herausfindest, was DU wirklich willst (und ich bin mir SICHER, da gibt es einiges!!!) und was in deinem leben fehlt oder nicht stimmt, daß du dich so fühlst wie jetzt und an DIESEN dingen dann arbeitest. ob der abschluß deiner arbeit dann noch zu den wichtigen dingen zählt, wird sich bestimmt zeigen. du hast dich jahrelang durch ein studium geboxt, daß du nicht wolltest. es ist doch kein wunder, daß das irgendwann nicht mehr geht. und hej - da ist offenbar ganz viel durchhaltevermögen und kraft in dir, sonst hättest du das nie so lange geschafft!
überleg dir mal, was dabei positives rauskommen würde, wenn es dir gelingt, dieses durchhaltevermögen für dinge einzusetzen, die dir wirklich am herzen liegen...!

ich bin auch in einem studium geblieben, das nicht meines war. bin jetzt fertig und stehe auch vor der situation erstmal lernen zu müssen, wo ich hin möchte. ich dachte auch ewig lang, ich habe keine ziele und weiß nicht wohin und merke jetzt, daß das gar nicht stimmt, sondern daß ich meine innere stimme nicht mehr höre, weil ich sie jahrelang konsequent weggetreten habe.
das kann man aber ändern, zumindest hoffe ich das!

wie gehts dir jetzt?
ich wünsch dir viel energie!!!

hallo an virginia nebenbei und wie krieg ich diese netten smilies in den text, die winken?

liebe grüße,
britta
Rufus
Beiträge: 13
Registriert: 11. Feb 2004, 17:07

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Rufus »

Tja, wie geht's mir inzwischen... Danke der Nachfrage!

Nicht viel besser. Wie auch. Ich hab ja auch nichts geändert an meiner Situation.

Zu den Medikamenten: Ich weiß einfach nicht, wie stark ich mir die unterstützende Wirkung vorstellen kann. Ich hab Sorge, daß ich mich da zu sehr drauf verlasse. Natürlich war ich auch enttäuscht, als mir meine Psychiaterin das gesagt hat, aber ich weiß einfach nicht mehr, wem ich Glauben schenken soll. Gibt es da draußen ein Medikament, daß mich weiterbringt oder handle ich mir mit einem neuen Medikament nur stärkere Nebenwirkungen ein?

Ein großes Problem für mich ist die Zeit. Ich denke mir immer, meine Freundin ist schon 1 Woche weg, ich möchte so gerne die Möglichkeit haben, die letzten 2 Wochen zu ihr zu fahren und mit Ihr Urlaub zu machen, nur bis dahin sind es nur noch 7 Wochen. Gehe ich jetzt in eine Klinik, habe ich bestenfalls 3, 4 Wochen Wartezeit und dann sehe ich sie noch nicht mal, wenn sie wieder zurückkommt. Gehe ich in eine Klinik, habe ich die Arbeit nicht weiter vorangebracht und sie kommt zurück und es hat sich nichts geändert. Bleibe ich in meiner alten Schiene, fahre ich mir Ihr in den Urlaub und auch nichts hat sich geändert. Wie ich es auch beleuchte kommt für mich nichts Passendes bei raus. Es scheint sich geradezu alles darum zu drehen, daß sich nichts an meiner Situation ändern wird und ich meine Freundin früher oder später verliere.

Gestern gings mir noch recht gut, ich hab etwas an meiner Dr. Arbeit gemacht und war Abends richtig zufrieden mit mir.
Aber heute... Woran liegt das? Daran, daß heute Sonntag ist? Daß ab Morgen die normal funktionierende Bevölkerung wieder in die Arbeit geht und ich wieder nicht weiß, wie es mit mir weiter gehen soll?

Ronja fragte, ob ich mir einen Klinikaufenthalt vorstellen kann - ja, eigentlich schon. Ich weiß nur weder wo, noch weiß ich, ob ich mich nicht selber damit belüge. Ich geh' dort hin, einige Wochen, und komme ich zurück ist alles wieder dasselbe. Ich hab mir heute mal die Unterlagen meines Kllinikaufenthalts von vor 3 Jahren angesehen. Wenn ich so lese, was ich dort in die Arbeitsblätter (Depressionsbewältigungstherapie) geschrieben habe, denke ich mir nur: Na toll. 3 Jahre vergangen und kein bißchen schlauer geworden. Genau dasselbe würde ich heute wieder in die Blätter schreiben. Da scheint es doch beinahe so, als ob die Klinik auch nichts bringt.

Und Britta, wenn ich Dein posting so lese - das könnte auch ich sein. Die innere Stimme wegetreten. Wenn immer alle Leute sagen, ich soll auf mein Herz hören, das weiß am besten, was richtig ist - ich weiß nicht mehr, was mir mein Herz sagt. Ich höre es einfach nicht mehr.
Mein Dr. Vater hat mir so zugeredet, daß ich die Arbeit fertigmache, ich hätte da schon so viel Arbeit reingesteckt, es sei doch nur noch ein kurzer Weg.

Ach Leute, es ist zum Heulen. Warum kommt nicht einfach eine gute Fee vorbei, tippt mir auf den Kopf und alles ist gut.

Ich komme mir so vor, als ob für mich eigentlich ein anderes Leben bestimmt war aber ich hab irgendwann in der Vergangenheit die Abzweigung verpasst.

Frustrierte Grüße.
Rufus
Rufus
Beiträge: 13
Registriert: 11. Feb 2004, 17:07

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Rufus »

Heeeeey - ich hab den 10000sten Beitrag geschrieben. Na bitte. Es gibt doch kleine Erfolgserlebnisse.

Rufus
Gundelgaukele
Beiträge: 25
Registriert: 19. Jan 2004, 22:24

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von Gundelgaukele »

hallo rufus!

"...Ich komme mir so vor, als ob für mich eigentlich ein anderes Leben bestimmt war aber ich hab irgendwann in der Vergangenheit die Abzweigung verpasst..."

hm, ja ich fürchte, genau das ist es auch.
kenn ich nur zu gut das gefühl. aber es ist doch besser, jetzt damit anzufangen wieder in die richtige richtung zu gehen, als noch 2 jahre damit zu warten.

meine psychologin hat mir mal gesagt: "glauben sie NICHT, daß sie nicht wissen, was sie wollen. sie wissen es ganz genau, sie erlauben es sich nur nicht."

bei mir hat dieser satz ungeheuer viel ausgelöst, weil es so zutrifft!

geht es irgendwie, daß du die ganzen "ich sollte" für einen moment auf die seite schiebst? also "ich sollte... weil meine freundin sonst... ich sollte... weil mein vater..."
und stattdessen versuchst einen satz mit "ich würde so gerne..." zu beginnen?

geht das?
was "würdest" du am liebsten? wenn es keine zwänge gäbe?

gibts da einen kompromiß? also erstmal rausfinden wann du in eine klinik könntest und davor / danach eine woche urlaub buchen um deine freundin zu besuchen? oder eine therapeutin ausfindig machen, mit der du gut kannst und öfter als bisher hingehen,...

dann bist du nicht lang genug bei deiner freundin, um sie "nerven" zu können und kannst ihr auch berichten, daß du einen wichtigen schritt gesetzt hast, das ist doch auch etwas!
und vorallem: einen schritt in richtung "wieder zu dir selber finden" und nicht einen schritt in die bisherige richtung "immer brav funktionieren" (deine doc-arbeit, fremde erwartungen etc...)

sorry, ich weiß das sind jetzt lauter "schlaue" ratschläge... aber ich denk, ein klinik-aufenthalt wird dich bestimmt weiterbringen. vorallem veilleicht mal wirklich zu schauen, wohin du willst, wieder den zugang zu dir selbst zu finden. und eins weiß ich aus eigener erfahrung: sobald man wieder anfängt seine eigene stimme zu hören, gibts auch wieder mut und kraft und freude, weil man endlich wieder spürt, daß man lebendig ist!

liebe grüße,
britta
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von heike56 »

Lieber Rufus,

wenn Du das richtige Medikament gefunden hast, kann es sehr viel bewirken. Du wirst wieder dem ähnlicher werden, der Du vor dem neuen Schub der Depression warst.
Das kannst Du dir jetzt nicht vorstellen, aber das gehört auch dazu, wenn Du wieder in der Depri steckst.

Dass Du in den 3 Jahren nach dem Klinikaufenthalt nicht schlauer geworden bist, interpretiere ich anders. Du bist wieder in eine Depression abgerutscht und empfindest alles wieder wie damals.

Ich wünsche dir Kraft einen für dich guten Weg zu finden.

Lieben Gruß

Heike
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von triste »

Hallo Rufus,

auf die gute Fee kannst Du lange warten.
Die Lösung Deiner Probleme bist Du selbst. Etwas blockiert Dich so, daß Du nicht so weiterleben kannst, wie bisher.
So lange Dir nicht klar ist, was das ist, wird es Dir vermutlich weiterhin schlecht gehen.
Du drehst Dich ganz schön im Kreis:
Freundin verlieren - Doktorarbeit - Druck von aussen - u.s.f.
Ich könnte mir vorstellen, daß Du da ausbrechen könntest, indem Du einfach eine Entscheidung triffst.
In eine Klinik gehen, die Promotion definitiv auf einen Termin in ein paar Monaten verschieben, einfach zu Deiner Freundin fahren (aber ohne die Dr.Arbeit im Genick!), die Psychotherapie intensivieren, ein anderes AD ausprobieren. Es gibt viel Möglichkeiten, und Du hast es in der Hand.

Manchmal jedoch sitzt man wie gelähmt in der Falle und kommt nicht aus dem Kreislauf heraus, der die Depression nährt und am Leben erhält.
Dann hilft nur die Zeit. Deshalb sind einige länger krank...das Ziel ist, die krankmachenden Faktoren zu erkennen un danach zu handeln.

Alles Gute,
Virginia



@ Britta
Leider weiß ich nicht, wie man winkende smilies plaziert. Frag´mal Muriel, die hat immer ne Menge solcher Dinger in ihren Texten!
Gruß,
V.
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Beitrag von triste »

P.S. Eine psychosomatische Klinik ist meiner Meinung nach übrigens der falsche Ort für einen Depressiven (habe ich zumindest so erlebt).
In einer psychiatrischen Klinik wirst Du vermutlich schon noch mal ein Stück weiterkommen.
Antworten